Wieder waren die Männer geordnet und sinnvoll organisiert bei der Arbeit. Ursus hatte die Reiter, die bisher die Verteidiger des Lagers gewesen waren, dafür eingesetzt, die Palisaden wieder ordentlich instand zu setzen, während die "Angreifer" die Belagerungsmaschinen aufbauten und in Position brachten. Jeder schien zu wissen, was er zu tun hatte, niemand schien untätig oder überfordert zu sein. Ursus ging von Gruppe zu Gruppe und beobachtete die Arbeit eine Weile. Natürlich gab es auch Männer, deren Aufgabe es war, diejenigen zu schützen, die mit dem Aufbau beschäftigt waren. Zwar hatten die nun nicht sonderlich viel zu tun, da es keine echten Feinde gab. Doch solch ein Schutz war im Ernstfall natürlich unverzichtbar. Ursus merkte sich für die Zukunft, falls er je wieder mit einer Militärübung zu tun haben sollte, für entsprechende Gegner zu sorgen, die den Aufbau erschwerten und zu verhindern versuchten. Daran hatte er hier in der Tat nicht gedacht.
Übungsmarsch der Prima
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Licinus stand neben der Artillerieabteilung seiner centuria und beobachtete das Zusammenbauen der carroballista und eines scorpions, der ihnen zugeteilt worden war. Mit Kommandos hielt er sich zurück, da er wusste, dass sein optio ein Experte auf diesem Gebiet und im Zweifelsfalle korrigierend eingreifen würde. Für ihn selbst galt die Aufgabe die Wachmannschaft auf Trapp zu halten und gelegentlich einen Blick zu den Ingenieuren zu werfen und den eigenen Fortschritt mit dem der übrigen Abteilungen zu vergleichen.
"Blick rundum." ermahnte die Wachmannschaft immer wieder, denn er wusste, dass die Wachsamkeit auf Übungsmärschen gerne mal nachließ. Aber Licinus wollte auf weitere Überraschungen seitens des Aureliers vorbereitet sein.
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Der Aufbau der leichten Geschütze dauert nicht lange, denn sie waren ja nur in wenige Teile zerlegt. Bei den erfahrenen Soldaten saßen die nötigen Handgriffe und Priscus nutzte die Gelegenheit, auch einige weniger erfahrene Soldaten mithelfen zu lassen, damit sie von der Übung auch etwas hatten. Weitere Anweisungen zum Einschanzen der Geschützstellungen hatten sie nicht erhalten. Priscus wunderte das nicht, denn das ganze Schwanzwerkzeug wurde ja ohnehin gerade von den Reitern verwendet, um die Verschanzung des Lagers wieder aufzuräumen. Damit sich die Männer an den Geschützen trotzdem nicht langweilten, ließ der Optio sie die vorhandenen Pfeile und Bolzen nach Länge sortieren und die Entfernung bis zum Wall schätzen.
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Nachdem ihre Geschütze aufgebaut waren, warf Licinus einen schnellen Blick auf den optio. Ja, sie waren wohl wirklich fertig und Licinus griff sich einen Melder heraus.
"Meldung an tribunus Aurelius! Geschützstellung einsatzbereit, erwarten Feuerbefehl! Und ab!"
Gleich würden einige der jüngeren Soldaten Augen machen, wie schnell eine Feldbefestigung von ein wenig Artillerie zerfetzt werden konnte. Auch Licinus war gespannt, wie sie sich machen würden.
Aber jetzt galt es sich auf den Feuerbefehl vorzubereiten:
"Optio! Auf vorletztes Sechstel des Walles zielen! Feuer auf meinen Befehl!"[Blockierte Grafik: http://1.2.3.11/bmi/www.imperium-romanum.info/images/sigs/leg1-centurio.png]
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Antoninus war als Wache eingeteilt was ihn nicht wirklich störte. Er hatte zwar in der Grundausbildung gelernt wie man mit Geschützen um ging und er hatte auch getroffen. Aber wirklich interessiert hatte ihn das Thema nicht er hatte seine Waffe schon gefunden bevor er zur Legion kam. Zusammen mit den anderen die mit ihm zur Sicherung eingeteilt warnen hielt er seinen Blick in seinem Bereich. Das manche eben unaufmerksam wurden war ja normal deshalb wunderte ihn die Ermahnungen des Centurio´s nicht.
[Blockierte Grafik: http://img375.imageshack.us/img375/1349/kopievoniulia7rq.jpg]
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Interessiert beobachtete Ursus den Zusammenbau der Belagerungsgeräte. Es war wirklich spannend, dabei zuzusehen. Nun langsam näherten sie sich der Vollendung. Was für Ursus anzeigte, daß auch er sich auf seinen Posten begeben mußte. Er ritt auf eine kleine Erhebung, die im Ernstfall außerhalb der Reichweite der Feinde wäre, um von dort aus das Geschehen zu beobachten. Es machte keinen Sinn, jetzt direkt bei den Männern zu sein.
Die Wachmannschaften wurden von den Offizieren auf Trab gehalten und Ursus schmunzelte. Er hätte wirklich daran denken sollen, sie ein wenig zu beschäftigen und ihnen so deutlich zu machen, wie wichtig sie im Ernstfall waren.
Die kleineren Geschütze waren als erstes fertig. Ursus konnte beobachten, wie die Pfeile zurechtgelegt wurden, damit später Zeit gespart wurde. Ja, es sah tatsächlich so aus, als wüßten die Männer genau, was sie zu tun hatten. Nun dauerte es auch nicht mehr lange, bis einer der Männer zu ihm kam, um ihm Bericht zu erstatten. Ursus nahm die Meldung ruhig entgegen. Kurz ließ er noch seinen Blick über die fertigen Geschützstellungen gleiten, dann gab er das Signal zum Feuern.
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Der Optio war nicht ganz so optimistisch wie sein Centurio, was das Zerfetzen des Walls anging. Einen Erdwall mit ein paar Pfeilgeschützen zu erzelegen war nämlich weitgehend unmöglich. Und auch das kleine Geschütz für die faustgroßen Steinkugeln würde nicht viel ausrichten können. Aber da niemand sowas laut gesagt hatte, dachte der Optio auch nicht drüber nach, sondern ließ die Geschütze nur wie befohlen auf das vorletzte Sechstel des Walles ausrichten. Was genau dieses Sechstel besonders heaushob, um es zu beschießen, wusste er nicht. Geduldig wartete er auf den Befehl, der den Beschuss freigeben würde.
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Als das Signal erschien sog Licinus tief Luft ein und brüllte anschließen:
"Schussbahn freigeben!" und als die Soldaten, die zuvor vor dem Geschütz gestanden waren sich dort entfernt hatten setzte er nach:
"Feuer!!!"
Als das Krachen des Schlittens verklungen war und er mit den Augen die Flugbahn verfolgt hatte setzte er nach:
"Selbstständig korrigieren! Feuern, wenn bereit!" -
Kaum war das Signal gegeben, machten sich die Geschosse auf den Weg in Richtung Wall. Die Soldaten folgten ihnen mit den Blicken. Kaum eines erreichte das Ziel, die meisten kamen vorher runter. Den Optio wunderte das wenig. Die Soldaten wussten, dass ein Stück hinter dem Wall ihre Zelte standen und keiner wollte eine unfreiwillige Flickstunde einlegen. Also wurde am Anfang erstmal vorsichtiger geschossen. Für den zweiten Schuss versuchten die einen es mit mehr Spannung, die anderen änderten gleich den Abschusswinkel. Im dritten Schuß ging es ähnlich und schon bald schlug jedes Geschoss wie gewünscht im vorletzten Sechstel des Walls ein.
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Die Offiziere brüllten ihre Befehle und kurz darauf flogen die ersten Geschosse durch die Luft. Allerdings konnte man nicht gerade von Treffgenauigkeit sprechen. Wenn Ursus jetzt noch bedachte, daß auch die Soldaten normalerweise nicht völlig unbehelligt blieben in ihrer Tätigkeit, dann wunderte er sich, daß diese Geräte überhaupt der Mühe wert waren. Allerdings war er auch unerfahren und hatte keine Ahnung davon, daß die ersten Schüsse hauptsächlich dazu dienten, die Geschütze zu justieren.
Neugierig beschattete er seine Augen mit seiner Hand und versuchte, jede Einzelheit aufzunehmen und sich die vielen Fragen, die sich ihm aufdrängten, für später zu merken. Gerade diese Übung zeigte ihm, wie wenig eine noch so gute Ausbildung an der Academia brachte, wenn man mit der Praxis nicht wirklich in Berührung kam. Bei der Secunda hatte er dies schon festgestellt und auch während seines Tribunats bei der Prima. Doch wie man hier sehen konnte, fehlte es ihm trotz dieser zwei sehr lehrreichen Jahre immer noch an Wissen. Ja, er sollte versuchen, häufig bei den Übungen und auch Einsätzen seiner Männer dabei zu sein.
Sim-Off: Zelte? Ihr habt noch keine Zelte aufgestellt.
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Die Soldaten an den Geschützen spornten sich gegenseitig mit der Zahl ihrer Treffer an. Zwar hatten sie keine gut erkennbaren Ziele, die sie treffen sollten, sondern nur ein Stück Wall, aber trotzdem versuchte jede Mannschaft häufiger ein bisschen Erde spritzen zu lassen als die Kollegen nebenan. Zu tiefgreifenden Schäden an der Befestigung führte der Beschuß natürlich trotzdem nicht. Dafür war ein Haufen Erde einfach ein viel zu robustes Gebilde.
Sim-Off: Ach, so lange wie wir hier schon in dem Threrad sind, fühlte ich mich hier schon ganz wohnlich eingerichtet.
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Ständig hörte man das Krachen der Schlitten, die von den vorderen Begrenzern gestoppt wurden und kurze Zeit später das Auftreffen des Geschosses auf dem Wall. Gleichzeitig sah man ein wenig Erde aufspritzen oder Holzstücke durch die Gegend wirbeln, wenn die pilae muraliae getroffen wurden.
Nach einer Weile Feuer hatten die Verteidigungsanlagen eine gewisse Ähnlichkeit zum Gebiss einer alten Frau, fand Licinus. Nurnoch vereinzelt staken die Palisaden auf dem Wall, doch auch diese waren durch die Seilverbindungen umgebogen worden.
Dennoch gab sich kein Soldat dem Glauben hin, dass die halben pilae ungefährlich waren. Im Gegenteil waren sie scharfkantig und splitterig.
"Priscus?!" rief Licinus aus "Wie lange reichen unsere Gschosse noch?"
Licinus wollte rechtzeitig Nachschub heranschaffen, bevor die Munition ausging. -
Sim-Off: Wenn's danach geht, müßten die Zelte längst verrottet sein
Nachdem die ersten Geschosse eher eine Enttäuschung gewesen waren, trafen sie nun mit erstaunlicher Präzision. Erde spritzte auf, Holz splitterte. Nicht auszudenken, was geschehen konnte, wenn Männer direkt hinter der Palisade standen. Sein Respekt vor diesen Waffen stieg, das konnte Ursus nicht verleugnen. Hatte er vorhin noch gedacht, daß die Wirkung den Aufwand nicht rechtfertigte, mußte er diese Meinung nun revidieren. Sein Blick wanderte von Geschütz zu Geschütz und er hatte den Eindruck, daß die einzelnen Mannschaften sich gegenseitig zu übertreffen versuchten. Doch für ihn war kaum ein Unterschied zu sehen. Inzwischen hatten sich alle gut eingeschossen und erzielten auch alle Wirkung. Wer da nun besser war als ein anderer?
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Priscus blickte kurz von einem Geschütz zum anderen, als ihn der Centurio nach der Muniton fragte. "Bei den Pfeilgeschützen reicht es noch für ein paar Dutzend Schuss", antwortete er dann. "Da haben wir eine ganz Menge mitgebracht gehabt." Das war auch notwendig, denn schließlich konnte man Pfeile nicht einfach mal eben schnell neu machen. Und schwer waren sie auch nicht. "Die Kugeln für die kleine Ballista sind aber gleich aufgebraucht." Aber dann würde man ja einfach Pause machen können, die verschossene Munition zurückholen und weiter schießen, dachte sich der Optio.
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Sim-Off: So lang uns die Vorräte nicht ausgehen
"Gut! Weiterfeuern, solange wir noch Munition haben!" befahl Licinus
"Viertes Contubernium! Zum Kommandostab! Seht zu, dass wir noch nen bisschen Munition bekommen. Wenn da nix mehr ist, dann Meldung an tribunus Aurelius, dass wir gleich komplett auf dem Trockenen sitzen und das Feuer einstellen müssen!"
Dann wandte Licinus den Blick wieder nach vorne. Eigentlich war da nicht mehr besonders viel, wofür sich das weiterfeuern lohnen würde. Auf dem ganzen vallum stand kaum noch ein vereinzeltes pilum murale gerade.
Licinus war gespannt, ob er noch Munition zugeteilt bekommen würde, ob der der Befehl kommen würde, dass Feuer wieder einzustellen.Währenddessen kam das vierte contubernium beim Kommandostab an
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Ursus hatte sich wirklich einen hervorragenden Platz ausgesucht, um zuzusehen. Er konnte alle Geschütze überblicken und hatte auch einen guten Blick auf den angegriffenen Wall. Es war beeindruckend, die Schäden zu sehen. Aber nicht minder beeindruckend, wieviele Geschosse notwendig waren, um nennenswerte Schäden zu verursachen. Der aufwendige Lagerbau hatte schon seinen Nutzen.
Der Tribun ließ seinen Blick nun wieder schweifen. Er schaute nach den Männern, die für den Schutz zuständig waren. Schauten sie einfach fasziniert zu? Oder kamen sie ihrer Aufgabe gewissenhaft nach?
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Licinus beobachtete weiter die Flugbahnen. Irgendwie war es schon verdreht, vor einigen Stunden hatten sie das Lager gestürmt und jetzt schossen sie es sturmreif. Ein zufälliger Beobachter wäre wohl entweder verwirrt oder belustigt gewesen. Aber die Offiziere hatten sich ihre Gedanken gemacht, was den Verlauf anging.
Die Soldaten hielten den Blick schön ordentlich nach außen, und ließen dabei gerade so viel Langeweile durchscheinen, wie sie erwarten konnten würden ihre Offiziere ihnen durchgehen lassen. Dann und wann beobachteten sie auch die Flugbahnend er geschosse oder warfen einen Blick in die Etappe, um zu sehen ob sich dort etwas tat. So tat es auch Licinus, der darauf wartete, ob man, dass die Furageure zurückkamen. Vor allem wollte er wissen, was sie mit sich führten, Befehle oder Munition? -
Einige Männer kamen direkt auf den Kommandostab zu und Ursus schaute ihnen interessiert entgegen. Die Munition war bereits verbraucht? Etwas schnell, fand er. Allerdings war der Wall auch schon gut „aufgeräumt“. Trotzdem merkte er sich für die Manöverkritik, daß vor einem Angriff für mehr Munition gesorgt werden mußte. Im Ernstfall könnte es schlachtentscheidend sein, wenn zu früh mit dem Beschuß aufgehört werden mußte. "Gebt an den Centurio weiter, daß gefeuert werden soll, bis sämtliche Munition aufgebraucht ist." Die Männer sollten schließlich ein Gefühl dafür entwickeln, was sie bei der Handhabung der Wurfmaschinen zu beachten hatten.
Nachdem die Männer gegangen waren, ließ er an alle Offiziere übermitteln, daß nach Ende der Schießübungen alle Belagerungsmaschinen abgebaut werden und die Männer mit dem Schanzen des Lagers für die Nacht beginnen sollten.
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Auch Licinus war etwas irritiert, als die Männer mit leeren Händen zurückkamen. "Weiterfeuern, bis alles aufgebraucht ist!" befahl er noch schnell und begann dann zu grübeln.
Wieso verschossen sie nur die Munition, die die centurien selbst mitgeführt hatten. Sie hatten doch daran gedacht, in ihrem kleinen Tross Zusatzmunition mitzuführen, oder etwa nicht?
Licinus versuchte angestrengt sich an die Ladelisten zu erinnern, die er ausgearbeitet hatte, konnte sich aber nicht mehr erinnern.
Augenblicke später kam jedoch ein zweiter Melder und auch dessen Nachrichten wurden, sobald die Munition aufgebraucht war, in Befehle umgesetzt:
"Gut Männer, das war es für heute!
Wir bauen die Geschütze wieder ab, anschließend flickt ihr das Lager wieder zusammen und dann ist Feierabend. Außer für die, die Wache haben!" fügte er sicherheitshalber hinzu.
"Abite!"
Dann sah er sich den Sonnenstand an. Einerseits war es ja schon recht spät, andererseits waren Wall und Graben ja schon ausgehoben, da musste man nicht mehr viel tun, außer einige Ausbesserungsarbeiten. Alles in allem konnte er nicht abschätzen, ob sie heute relativ früh, oder relativ spät fertig waren. -
Priscus war es durchaus recht, dass nur solange geschossen wurde, bis alles aufgebraucht war. Die verschossenen Geschosse danach zurück zu holen und damit nochmal zu schießen war für so ein Manöver nämlich ein bisschen langweilig. Das machten sie auf dem Exerzierplatz schon häufig genug, wenn sie dort mal schossen. Nach und nach meldeten also die Mannschaften, dass sie fertig waren und keine Munition mehr hatten.
"Geschütze abbauen. Die Gruppen helfen sich dabei untereinander!" präzisierte er dann die Anweisungen des Centurio. "Zwei Mann aus jeder Gruppe sammeln drüben am Wall Munition ein. Ich hab' keine Lust, dass das Zeug nachher beim Flicken des Walls zugeschüttet wird!" Das bedeutete nämlich später nur mehr Arbeit für die Fabrica. Außerdem war es eine nette gemeine Strafe für die Gruppen, die nicht so genau geschossen hatten. Deren Munition lag nämlich weiter verstreut.
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