[Atrium] Salutationes für den Hausherrn

  • Auch Macer machte das Gespräch sichtlich Spaß, was aber leider nichts an der Tatsache änderte, dass der Aurelier ziemlich spät gekommen war und Macer die Saluatatio nun langsam wirklich beenden musste, wollte er nicht zu spät zu seinen folgenden Terminen kommen. Alle Gespräche über Mathematik konnten schließlich nicht verhindern, dass der Mensch sich zwar nahezu beliebig im Raum, aber trotzdem nur konstant in der Zeit fortbewegen konnte. Wie das wohl aussehen würde, wenn es Wesen gäbe, die in der Zeit vor und zurück schreiten können, dafür aber in der Bewegung auf zwei Dimensionen beschränkt wären? Zum Glück dachte Macer in diesem Augenblick nicht darüber nach, sonst wäre irgendwann sein Kopf geplatzt. "Das wiederum ist eine sehr wahre Erkenntnis, die sich nicht auf die Mathematik beschränkt", sagte er stattdessen als Erwiderung auf die erste Aussage des Aureliers. "Auch in der Politik stehen wir oft genug vor dem Problem, nicht genug zu wissen, um eine Entscheidung treffen zu können. Was den einen oder anderen Kollegen nicht davon abhält, trotzdem Entscheidungen zu treffen." Die Diskussion über Musik griff er dann bewusst nicht auch noch auf, um seinen Verwalter nicht zur Verzweiflung zu bringen, der schon dezente Zeichen machte und weitere Wartende hinaus komplimentierte, damit sie nicht auch noch ein Gespräch mit dem Hausherrn anfingen. "Ob die Vernunft und die Erkenntnisse der Mathematik die Menschen allerdings vom Glücksspiel abhalten wird, das wage ich doch zu bezweifeln. Nur weil ich um meine schlechten Chancen weiß, heißt das ja noch nicht, dass ich sie nicht trotzdem nutzen möchte."


    Sim-Off:

    Black holes are where god devided by zero.

  • Natürlich merkte Sextus, dass der Verwalter langsam aber sicher ungeduldig wurde. Es war nichts auffälliges, aber weitere wartende wurden dezent, aber bestimmt abgewiesen, und er schien auf etwas zu warten. Sextus wäre kein sehr guter Beobachter, wenn er das nicht mitbekommen würde. Allerdings wäre er auch nicht besonders höflich, wenn er dem Hausherrn die Entscheidung über die Länge des Gespräches durch Hektik seinerseits abnehmen würde.
    “In dem Fall muss man wohl wie in allen anderen Fällen auch damit leben, wenn die eigene Entscheidung einmal falsch ist. Doch selbst die Götter haben ihre Fehler, wie sollten da Menschen besser sein als sie und keine machen?“ Wobei Sextus sich davon für sein Verständnis davon ausnahm. Er dachte nicht in Kategorien wie richtig und falsch, gut und böse. Für ihn gab es nur Entscheidungen und Konsequenzen. “Wie beispielsweise die Entscheidung, zu spielen, obwohl man aller Wahrscheinlichkeit nach verlieren wird. Ich vermute hier eher ein Vertrauen auf Fortuna als auf die Logik.“
    Nun, vielleicht sollte er dem Verwalter doch einen Gefallen tun und einen Bogen zurück zum eigentlichen Gesprächsthema suchen, so interessant dieses hier auch sein mochte. “Und manchmal muss man vielleicht auch auf sein Glück vertrauen. Wie ich, als ich heute hierher kam, um dich um deine Unterstützung zu bitten.“ Was eigentlich doch mehr Berechnung gewesen war, aber so klang es freundlicher.


    Sim-Off:

    Tachyon leaves. Bartender says "We don't serve your kind here.“ Tachyon enters the bar.
    [size=6]Wo Macer schon so schön drüber nachdenkt[/size]

  • "Nun, ob Glück oder nicht, ich denke, dass du guten Gewissens annehmen kannst, bei den kommenden Wahlen eine Chance zu haben. Und offenbar bist du ja auch gewillt, diese Chance nutzen zu wollen", kam auch Macer nach dem Ausflug in die Mathematik wieder auf den Grund des Gespräches zurück und deutete seinem Verwalter mit einem leichten Nicken an, dass er gleich fertig war. "Wie auch immer es ausgeht, wir sollten unser Gespräch demnächst einmal fortsetzen, denn jetzt habe ich leider keine Zeit mehr. Aber ich würde mich freuen, dann mit einem amtierenden Quaestor zu sprechen."


    Sim-Off:

    The next statement is not true.
    The previous statement is true.

  • “Und es würde mich außerordentlich freuen, mit dir noch einmal zu philosophieren, wenn ich amtierender Quästor bin - aus mehreren Gründen“, meinte Sextus verschmitzt. Er hoffte wirklich, dass sein Einsatz und sein Engagement im Wahlkampf ausreichten, um ihn in sein angestrebtes Amt zu bringen, aber letztendlich würde das wohl von seiner Rede im Senat, seinen Fürsprechern und ein wenig Glück abhängen, so sehr er letzteres auch auszuräumen versuchte.
    “Dann danke ich dir für deine Zeit, Consular, und deine Unterstützung. Vale bene.“


    Sim-Off:

    Der Unterschied zwischen einem Ingenieur, einem Physiker und einem Mathematiker lässt am Besten an Hand des Lösungsweges bei einer einfachen Rechenaufgabe darstellen. Die Aufgabe lautet: 2 * 2 = ?
    Der Ingenieur nimmt seinen Taschenrechner und erhält als Ergebnis 4.
    Der Physiker nimmt seinen Rechenschieber und erhält 3,9 (weiter will er sich lieber nicht festlegen).
    Der Mathematiker nimmt einen Stapel Papier, verschwindet in seinem Arbeitszimmer, kommt nach ca. 2 Stunden wieder und verkündet: "Es gibt eine Lösung dieser Aufgabe und die Lösung ist eindeutig"

  • Macer stutzte einen Moment, was der Aurelier wohl mit den mehreren Gründen gemeint hatte, dachte dann aber doch nicht weiter darüber nach. "Wir sehen uns dann ja schon in ein paar Tagen im Senat. Vale", verabschiedete er sich dann auch seinerseits und war wenige Augenblicke später auch schon aus dem Atrium verschwunden. Zwei Sklaven eilten hinterher, um in einem anderen Raum seine Toga zu richten und sich Anweisungen geben zu lassen. Schon wenige Augenblicke später verließ Macer eilig das Haus, um nicht zu spät zu seinen weiteren Terminen des Tages zu kommen.


    Sim-Off:

    Ein Biologe, ein Physiker und ein Mathematiker fahren mit dem Zug durch ein fremdes Land und schauen aus dem Fenster. Draußen steht ein Schaf.
    Sagt der Biologe: "Schaut mal, hier sind die Schafe schwarz!"
    Sagt der Physiker: "Das kannst du so nicht sagen. Du kannst nur sagen, dass es hier mindestens ein schwarzes Schaf gibt."
    Sagt der Mathematiker: "Das kannst du so auch nicht sagen. Du kannst nur sagen, dass es hier mindestens ein Schaf gibt, das mindestens drei Leuten auf mindestens einer Seite schwarz erscheint."

  • Beziehungen stellen bekanntlich das Um und Auf einer aussichtsreichen politischen Karriere dar. - Selbst wenn diese noch in den Kinderschuhen stecken mochte. Und Beziehungen wollten gepflegt werden. Denn die Summe aus kleinen Aufmerksamkeiten zur richtigen Zeit, geschickt platzierten Worten und scheinbar selbstlosen Taten war es schließlich, welche jenes diffizile Geflecht der Zuneigung zu bilden und am Leben zu erhalten vermochte.


    Am frühen Morgen, einige Tage nach der Rückkunft von jener ebenso heiklen wie gewichtigen Reise in den Norden, fand sich der junge Flavius Flaccus, gekleidet in das strahlendste Weiß einer toga candida im Hause seines einstigen Tutors, des Consulars Purgitius Macer ein. Jenes war natürlich bevölkert von der grex togata des Senators, welche ihren Patron in alltäglichen Angelegenheiten um Rat und Unterstützung zu ersuchen trachtete. Wiewohl der Flavier es unterließ, sogleich bis zum Stuhl des Purgitiers aufzurücken, um dessen Verhalten bei der salutatio zu studieren, wie er es in der Zeit seines tirociniums getan hatte, so platzierte er sich doch im vorderen Bereich der Bittsteller, sodass Macer ihn früher oder später gewiss bemerken würde. - Wohl eher früher, da der junge Mann in dem reinen Weiß seiner Toga doch gehörig von der umstehenden Gruppe an gewöhnlichen Bürgern sich abhob.

  • Selbst wenn Macer bei der Salutatio nur stur auf den unmittelbar vor ihm stehenden Klienten geschaut hätte und sich der Flavier zudem ganz am Ende angestellt hätte, wäre er trotzdem recht zügig zum Ziel gekommen, denn es gab ja noch Macers Hausverwalter und Sekretär, der die morgentliche Salutatio überwachte und die Klientenschar sortierte. Und dieser sortierte den ehemaligen Tiro des Hausherrn angesichts seiner weißen Toga besonders weit vorne ein.


    Also dauerte es nicht allzu lange, bis Macer ihn dann begrüßen konnte. "Flavius Flaccus. Schön, dich wieder zu sehen. Wie geht es dir? Lass' mich raten - du trittst bei den nächsten Wahlen an?" machte er den relativ risikolosen Anfang für das Gespräch.

  • Ganz wie erwartet, wurde der junge Flavius nicht gezwungen, allzu lange auf sein Gespräch mit dem Hausherrn zu warten, denn sein Stand und auch die glänzend weiße Toga, welche er als Zeichen seiner Kandidatur trug, taten das Ihre. So gelangte er schon bald vor seinen Mentor, dessen Begrüßung er mit einem angedeuteten Nicken freundlich erwiderte. "Salve Consular." Der unverfänglich lockere Gesprächseinstieg ließ Flaccus leicht grinsen. Der Umstand seiner Kandidatur war schließlich im wahrsten Sinne des Wortes unübersehbar. "Dein Scharfsinn bleibt unübertroffen.", scherzte er ein wenig, ehe sein Antlitz ein wenig ernstere Züge annahm. "Es geht mir ausgezeichnet, danke. Ich hoffe auch dir und deiner Gattin geht es soweit gut?", tauschte er die üblichen Höflichkeitsfloskeln aus, ehe er erneut auf den Umstand seines Besuchs zurückkam. "Ja, nun also wird es ernst.", meinte er in pseudophilosophischem Ton zu jenem Mann, welcher ihm das Handwerkszeug des Politikerdaseins in die Hände gelegt hatte. Das Vigintivirat bedeutete schließlich nun definitiv den Eintritt in den Cursus Honorum, jene Ämterlaufbahn, welche seit ältesten Zeiten Rom geprägt hatte.

  • "Danke der Nachfrage, Albina und mir geht es ausgezeichnet und auch die Bauarbeiten im Haus haben uns bisher noch nicht um den Schlaf gebracht", erwiderte Macer die höfliche Nachfrage, während man durch die Wand zum Nachbarhaus tatsächlich stark gedämpfte Geräusche von Bauarbeiten hören konnte. Im Atrium waren die Bauarbeiten zum Glück nur an den Vorbereitungen im Seitenflügel zu erkennen, so dass die Salutatio noch nicht gestört wurde. Genau deshalb wollte Macer dann auch gar nicht länger den begonnenen Umbau seiner Casa thematisieren, denn deswegen war sein ehemaliger Tiro sicher nicht gekommen. "Ja, nun wird es also ernst. Ich hoffe, du fühlst dich gut gewappnet und hast die vergangenen Monate besonders gut zur Vorbereitung genutzt?", erkundigte er sich stattdessen.

  • Erst bei der Erwähnung der Bauarbeiten, die offensichtlich bereits im Gange waren, da sonst wohl kaum die Possibilität bestünde, durch ihren Fortgang den Schlaf des Hausherren und seiner Gattin zu stören, wurde der junge Flavius auch der sichtlichen Anzeichen eben jener Arbeiten gewahr, welche sich im Seitenflügel des Atriums bereits ankündigten. Da der Consular aber offensichtlich im Gespräch nicht weiter bei eben jenen verweilen mochte, sondern vielmehr die Kandidatur seines Tiro in den Vordergrund rückte, beschäftigte auch Flaccus sich nicht ausgreifender mit dem Umstand des Umbaus, welchen er bisher ja nicht einmal bemerkt hatte. "Ich denke tatsächlich, dass ich mich gut vorbereitet habe, denn wiewohl es lediglich um ein Amt der magistratus minores geht, wird es doch die erste Möglichkeit sein, mich dem, hoffentlich einigermaßen vollzählig versammelten, Senat vorzustellen..." Jene kleine Spitze über die mangelnde Präsenz nicht unerheblicher Teile der Senatorenschaft in der Curia, welche bereits in der Vergangenheit Gesprächsthema zwischen dem Mentor und seinem Tiro gewesen war, vermochte Flaccus sich nicht zu verkneifen, wenngleich der zweite Teil des Satzes wesentlich bedeutender war, ging es doch gerade hierbei darum, sich der Unterstützung des Purgitiers zu versichern.

  • Macer musste schmunzeln, als sein ehemaliger Tiro die Anwesenheitsquote im Senat geschickt in das Gespräch einfließen ließ. "Nun, bei der Kandidatenvorstellung sind doch meistens fast alle Senatoren anwesend. Allerdings kaum wegen der rangniedrigeren Ämter, sondern wegen der höheren", dämpfte er gleich die Hoffnung auf besondere Beachtung und Aufmerksamkeit. "Bei den niederen Ämtern ist es Glückssache, ob deine Kandidatur große Reaktionen auslöst. Es gab schon welche, da standen zwei oder drei Fürsprecher auf, sagten kurz ein paar lobende Worte und es wurde dem Kandidaten keine einzige Frage gestellt. Und es gab auch welche, da wurde der arme Wicht auseinandergenommen, als wäre er in der Arena ausversehen in eine Raubtierjagd geraten." Ein bisschen Angst machen konnte sicher auch nicht schaden, dachte sich Macer.

  • Das Schmunzeln seines Mentors entging Flaccus nicht, als jener das Thema, welches den Consular selbst anscheinend mitnichten gering beschäftigte, in seiner Antwort anklingen ließ. Als er dann allerdings von einer nach seiner Erfahrung zu erwartenden allgemein hohen Anwesenheit sprach, vermochte auch der Zusatz, dass die meisten Senatoren wohl eher an der Besetzung der höheren Ämter interessiert waren, ein vergnügtes Lächeln des jungen Flavius nicht zu trüben. Schließlich versprach er sich von seinem Namen allein genügend Aufmerksamkeit, welche nach der marginal anmutenden Zeitspanne von zwölf Jahren wohl noch genügend Klang besitzen würde, um wenigstens in polarisierender Weise aufzufallen. Als sich Macer dann allerdings bei der Erzählung seiner eigenen Erfahrungen in ein ganz und gar grausiges Szenario steigerte, legte sich doch ein nachdenklicher Ausdruck über die Züge des jungen Mannes. Zwar fühlte er sich durch seine angestrengten Studien und das rhetorische Handwerkszeug, welches er doch zufrieden sein Eigen zu nennen sich anmaßte, gut gewappnet dafür, in einer solchen verbalen Raubtierjagd zu bestehen, und doch legte er nicht viel Wert darauf, die Probe aufs Exempel zu machen - sofern es sich würde vermeiden lassen. Und die positive Meldung einiger angesehener Senatoren gleich zu Beginn seiner Vorstellung würde die verbale Bedrängnis der weniger wohlgesinnten Mitglieder des Senats wohl etwas in Schranken weisen - jedenfalls begründete Flaccus seine Hoffnung in dieser Überlegung. Ein etwas besorgter Unterton lag also in seiner Stimme, als er dem Consular entgegnete. "Ich kann doch auf deine Unterstützung zählen?" Denn des Purgitiers Unterstützung war eines der zentralen tragenden Elemente, auf denen er das Konstrukt seiner Kandidatur zu errichten trachtete, würde sich seiner gewichtigen Stimme wohl eine nicht geringe Zahl der gemäßigten Senatoren anschließen, welche gleichsam das Bindeglied zwischen den überwiegend konservativen Patriziern auf der einen und so manchen radikalen Plebejern auf der anderen Seite bildeten.

  • Für eine Antwort auf diese Frage brauchte Macer nicht lange nachzudenken. "Ich werde dem Senat nur Gutes über dich berichten können", antwortete er mit einem optimistischen Lächeln. "Ich gehe davon aus, dass für deinen Patron und deine Verwandten dasselbe gilt? Dann solltest du tatsächlich gut für die Arena der Curia gerüstet sein. Nicht, dass die Worte der Fürsprecher kritische Fragen gänzlich verhindern können und auch deine eigenen Antworten werden einen entscheidenden Einfluss darauf haben, wie sich die Vorstellung entwickelt, aber mit ein paar Unterstützern wird es dir sicher leichter fallen." Wobei der keinen Augenblick daran zweifelte, dass der Flavier genug Selbstbewusstsein hatte. Zumal ihm bisher kaum flavische Politiker begegnet waren, denen es an selbigem gemangelt hätte.

  • Ein Anflug von Erleichterung huschte bei Macers Versicherung, dass er über seinen Schützling nur Gutes würde berichten können, über die ebenmäßigen Züge des Flaviers, wenngleich er die Unterstützung des consularis vir im Grunde weniger erhofft, sondern vielmehr als beinahe selbstverständlich erachtet hatte, wollte ihm doch schlichtweg kein einziger Grund einfallen, welcher eine Abneigung des Purgitiers seiner Kandidatur gegenüber würde erklären. "Natürlich.", beeilte er sich also zu versichern, als jener die sicherlich rhetorisch gemeinte Frage stellte, ob denn der Patron und seine Anverwandten die Kandidatur in gleichem Maße begrüßten. Tatsächlich mangelte es dem Flavier kaum an Selbstvertrauen, war er sich seiner zahlreichen Qualitäten doch durchaus bewusst - nun galt es lediglich, jene auch der versammelten Senatorenschaft glaubwürdig aufzuzeigen. "Ich verstehe.", nickte er also auf die weiteren Erklärungen Macers, in denen jener ihn nochmals auf die Gewichtigkeit seiner eigenen Worte hinwies, welche durch die Unterstützung der anderen lediglich an Glanz und Strahlkraft würden gewinnen. Dann jedoch breitete sich ein nachdenklicher Ausdruck auf dem Antlitz des jungen Flavius aus, als jener, den Regeln des Anstands folgend und doch mit ehrlicher Gesinnung das Wort ergriff. "Ich danke dir für deine Unterstützung, und wenngleich du diese sicherlich als selbstverständlich ansiehst,..." - es war stets von Vorteil, einem mächtigeren Mann eine edle und selbstlose Gesinnung zuzusprechen, welbst wenn es im Falle Macers wohl der Wahrheit durchaus nahe kam - "...so frage ich mich doch, ob es etwas gibt, das ich für dich tun könnte?" Zwar stand nicht außerordentlich viel in der Macht des Flaviers, aber vielleicht konnte sein Tutor dennoch einen Gefallen ersinnen, den ihm sein Schützling würde erweisen können.

  • "Danke mir nicht im Voraus, sondern wenn du das angestrebte Amt tatsächlich errungen hast", antwortete Macer lächelnd, wie er es meistens in solchen Situationen tat. Zum einen, weil es die bescheidenste Art der Antwort war und zum anderen weil er wusste, dass Dank im Voraus zu den beliebstensten Bausteinen der Höflichkeit gehörte, Dank im Nachhinein aber nur allzu gerne vergessen wurde. Nur bei den Göttern machte man sich regelmäßig die Mühe, vor einem wichtigen Ereignis ein Dankesopfer zu versprechen und jenes im Erfolgsfall hinterher auch einzulösen.


    Aus demselben Grund konnte Macer auch keinen Gefallen nennen, den er sofort von seinem ehemaligen Tiro würde einfordern können. "Nein, zunächst einmal wirst du nicht mehr für mich tun können, als meinen lobenden Worten über dich keine Schande zu machen und den Eindruck zu verbreiten, ich sei dir ein guter Tutor gewesen. Sollte ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal deine Hilfe benötigen, werde ich es dich wissen lassen", teilte er daher mit. Der letzte Teil war zwar zweifellos die eher förmliche Variante einer denkbaren Antwort, der erste Teil machte dafür aber umso mehr klar, dass Macer für das Versprechen seiner Unterstützung auch eine anständige Vorstellung erwartete. Immerhin würde es auch seinem Ruf schaden, wenn er einen Mann unterstützte, der einen schlechten Eindruck machte. Wobei er da bei dem Flavier wenig Bedenken hatte.

  • Flaccus lächelte, als Purgitius Macer in der ihm eigenen scharfsinnigen und durchaus nüchternen Weise eines wahrhaft römischen Geistes feststellte, dass der Dank seines ehemaligen Tiros nach der (hoffentlich) erfolgreichen Wahl wohl noch besser am Platz wäre, als zu diesem frühen Zeitpunkt. Sofort meißelte der junge Flavius da diesen Umstand in die marmornen Tafeln seiner Memoiren, um den klugen Worten seines Tutors dann, nach geschlagener Wahl, in angemessener Weise gerecht zu werden. Als Macer auch, wenigstens im Moment, keinen Gefallen nennen konnte, den Flaccus ihm sofort würde erweisen können, sondern lediglich die eindringliche Forderung stellte, dass er sich seiner Unterstützung als würdig erweisen sollte, so wich der bisher entspannte Ausdruck auf den Zügen des Flaviers unmittelbar einem ernsteren. „Keine Sorge, ich werde stets wohlüberlegt und dem mos maiorum treu handeln.“, meinte er ohne zu zögern und in einem so bestimmten Ton, dass gewiss kein Zweifel daran aufkeimen konnte, dass die Worte im vollen Einklang mit der ehrlichen Überzeugung des jungen Mannes standen. Dann blickte er den Consular offen an, um zu sehen, ob jener noch eine bestimmte Sache zur Sprache bringen wollte, oder in der salutatio fortzuschreiten und andere clientes zu sich zu bitten im Sinn hatte.

  • "Dann werde ich mich auf dein Wort verlassen und mir keine Sorgen machen", antwortete Macer und tatsächlich hatte er keine großen Bedenken, dass sein ehemaliger Tiro die Sache im Senat verpatzen könnte. "Wir sehen uns im Senat, Flavius Flaccus! Bis dahin. vale!" verabschiedete er sich dann und erwähnte den Namen minimal lauter, damit vielleicht der eine oder andere anwesende Klient ihn aufschnappen und sich pflichtschuldig merken würde. An anderer Stelle konnte das dann wieder für Wahlwerbung sorgen. Dann ließ er den nächsten Klienten vortreten, um sich dessen Anliegen anzuhören.

  • Fröhlich nickte der junge Mann, um sich daraufhin zu empfehlen. "Hab nochmals Dank und vale!", meinte er, um daraufhin schon den nächsten Klienten des purgitischen Consulars hervortreten zu lassen. Flaccus selbst machte sich vergnügt über den guten Fortgang der Dinge, auf den Weg zur Villa Tiberia und der salutatio seines Patrons Tiberius Durus, den er nun zum ersten Mal nach seiner Rückkehr aus Germanien sprechen würde.

  • Wie vereinbart erschien Fabius Torquatus am folgenden Tage pünktlich zur Salutatio. Um nicht ein weiteres Mal an der Porta zu scheitern, war er bereits etwas eher aufgebrochen - immerhin musste diese Angelegenheit geklärt werden, bevor Cnaeus den nächsten Schritt vollziehen konnte.


    Nachdem er in die Casa eingelassen wurde, wurde Cnaeus ins Atrium geführt, wo der Senator die Klienten empfing. "Ich bin Cnaeus Fabius Torquatus", kündigte er sich bei einem der Sklaven an, damit der Senator wenigstens schon seinen Namen kannte. Wann dieser für ihn Zeit finden würde, war natürlich ungewiss. Doch zumindest war der Fabier im Atrium angekommen.

  • Als bislang im Hause des Consulars unbekannter Bittsteller wurder der Fabier von Macers Verwalter ziemouch weit hinten in der Warteschlange einsortiert und musste mit ansehen, wie einige später eintreffende Klienten vor ihm platziert wurden. Trotzdem ging es langsam vorwärts, was vor allem daran lag, dass Macer wegen der Bauarbeiten in seinem Haus derzeit nicht so viel Wert darauf legte, dass alle Klienten immer zur Salutatio erschienen.


    Schließlich wurde ihm Fabius Torquatus durch den Verwalter namentlich vorgestellt. "Salve, Fabius. Was führt dich zu mir?", fragte Macer dann den ihm bislang unbekannten Mann.

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