[Atrium] Salutationes für den Hausherrn

  • "Salve Patronus. Mir geht es gut und ich hoffe von dir du kannst das selbe sagen."


    Varus antwortet zunächst auch erstmal mit einer Art Floskel bevor er zum eigentlichen Anliegen kam.

  • "Ich kann nicht klagen, sondern bin den Göttern jeden Tag dankbar, dass es mir und Albina gut geht", antwortete Macer und demonstrierte damit ganz bewusst gegenüber seinen Klienten sowohl das Wohlergehen seiner ganzen Familie, als auch die notwendige Bescheidenheit, dieses Wohlergehen den Göttern zuzuschreiben. Er wollte damit ein ganz bewusstes Zeichen gegen jene setzen, die eine Hungersnot aufziehen sahen und diese irgendjemandem in die Schuhe schieben wollten. "Es freut mich, dass es dir ebenso gut geht. Was kann ich für dich tun?", setzte er dann das Gespräch fort.

  • Varus erkannte die laute Aussage und machte sich dazu so seine Gedanken.


    "Ich muss dir sicherlich nichts darüber erzähle wie schwierig die Zeiten sind und wie... belastet die verbliebenen Personen in ihrer Funktion sind wo so viele es für besser gehalten haben Roma den Rücken zu kehren und alles hier sich selbst zu überlassen. Ich denke jeder der noch hier ist sollte seinen Teil dazu beitragen um die Lage zu verbessern bzw. auf einem mindestens erträglichem Maß zu halten. Da ich selber seit kurzem eine Villa Rustica auf Ilva besitze und auf ihr gutes Getreide anbaue welches ich hier nach Rom bringen lasse dachte ich mir eine Mithilfe von meiner Seite ist am ehesten beim und später vielleicht als Procurator Annonae nützlich. Doch dazu fehlt mir, im Moment jedenfalls noch, der Stand und der passende Ordo. Ich hab daher mehrfach versucht bei Curator Rei Publica vorzusprechen und mich da als Praepositus Stationarium zu bewerben. Leider blieb dies bisher erfolglos und ich wollte fragen ob du mir in dieser Sache helfen kannst?"

  • Macer hörte den Schilderungen seines Klienten geduldig und aufmerksam zu, kräuselte dann aber am Ende nachdenklich die Stirn. "Eine Anstellung als Praepositus Stationarium? Solche Posten werden üblicherweise eher an ehemalige Militärs oder gar abkommandierte Soldaten vergeben, soweit ich weiß", gab er seine Auffassung von diesem Posten entgegen, die aber keineswegs völlig zutreffend sein musste, da er sich an keine nähere Begegnung mit einem solchen Amtsinhaber in der letzten Zeit erinnern konnte. "Wurdest du bei deinen Bewerbungen stets abgewiesen oder gar nicht bis zum Curator vorgelassen?", erkundigte er sich dann genauer, was das Problem mit den Bewerbungen war.

  • "Ehrlich gesagt wurde ich gar nicht vorgelassen. Im Haus der Octavier wurde mir gesagt der Senator wäre nicht zu sprechen und ich sollte wenn es um Angelegenheiten in seiner Tätigkeit als Curator Rei Publica ginge an dessen Amtssitz vorsprechen. Dort wurde ich auch mehr oder weniger abgewiesen, ohne groß beachtet worden zu sein. Ich weiß natürlich das der Curator im Moment sicherlich stark beschäftigt ist. Aber ich dachte mir erstens genau dabei möchte ich ihm helfen und zweitens ist er ja auch frisch im Amt...."


    Die Aussagen zu der Eignung zum Praepositis Stationarium waren natürlich nicht von der Hand zu weisen.


    "Du hast sicherlich recht. Ich möchte aber zu bedenken geben das ich aus einer Soldatenfamilie stamme. Mein Großvater hat 33 Jahre bei den Adlern gedient und wurde als Pilus Prior der III Cohorte der XVten ehrenhaft entlassen. Auch wenn mein älterer Bruder die Familientradition fortsetzt und seit einigen Jahren bei der XVten dient und mein Vater Winzer war. Bekam ich doch einiges mit als mein Großvater meinen Bruder auf den Dienst vorbereitet hat. Er hat immer gesagt und mein Vater ist ihm da gefolgt.
    `Ein Mitglied unserer Familie müsse immer in den Reihen der XVten dienen und deinem Erstgeborenen kann bis zu seinem Dienstbeginn noch viel geschehen also trainiert Varus mit!`"


    Varus merkte das er schon wieder recht weit ausholte und versuchte auf die wichtigen Dinge zurück zu kommen.


    "Jedenfalls möchte ich helfen das es für die Menschen Roms, trotz des Bürgerkrieges, möglich ist ein Leben zu führen. Umso länger es dauert, umso schwieriger wird es werden. Als Besitzer eines Getreidegutes auf Ilva merke ich ja wie jetzt schon Spekulanten anfangen den Preis in die Höhe zu treiben und andere Getreide zu horten. Ich komme aus der Landwirtschaft, wenn auch dem Weinbau, und habe ein Getreidegut. Daher wäre eine Bewerbung als Procurator Annonae das richtige gewesen. Doch wie gesagt dafür fehlt mir Ordo und Stand. Ich habe mich nun also umgehört was ich tun kann. Selber zu den Adlern oder Stammeinheiten möchte ich nicht da es mir zutiefst zu wieder wäre gegen Römer zu kämpfen die im guten Glauben den richtigem Kaiser zu folgen auf Rom marschieren. Die Tätigkeit als Scriba von Senator Germanicus Sedulus... ist auf Dauer nicht das was ich suche. Ich bin dafür dann zu sehr jemand der auch körperlich tätig sein muss. Ich dachte zunächst an eine Tätigkeit als Architectus oder Aquarius. Ich verstehe zwar ein wenig von Bewässerung aber nur recht wenig vom Bau... für beides fehlt mir definitiv die Qualifikation. Da kam mir die Idee mit dem Praepositus Stationarium. Dieser ist ja für die Sicherheit auf den Straßen Italias zuständig. Also etwas was direkt den Menschen helfen würde, wenn erstmal Flüchtlinge auf den Straßen sind und Räuberbanden versuchen das Chaos auszunutzen im schlimmsten Fall. Ebenso dachte ich als Praepositus kann ich dem Procurator Annonae, es soll ja bald ein neuer ernannt werden oder... jedenfalls könnte ich diesen begleiten und unterstützen. Ich habe nämlich gehört das die Städte Italiens aufgefordert sind alles an Getreide was geht nach Rom zu bringen, dies aber nur sehr schleppend läuft. Dachte mir also das wird eine der Hauptaufgaben des neuen Procurators werden...."


    Varus wollte und hätte eigentlich noch weiterreden wollen. Aber wieder einmal bemerkte er was er schon für einen Sermon quasi ohne Punkt und Komma abgelassen hatte. Er konnte stundenlang, ja einen ganzen Tag im Weinberg arbeiten ohne ein Wort zu sagen. Aber irgendwie schien es das er doch zum Schwafeln und abschweifen neigte. Er hatte eigentlich noch sagen wollen das man für den Aquaris nur Peregrinus sein musste und für den Architectus wiederum aus dem Ordo Decurionum. Also beides nichts für ihn. Für den Stationarius war die Voraussetzung Bürgerrechte und die hatte er ja.

  • Erneut hörte Macer zu, ohne seinen Klienten zu unterbrechen und war sogar ganz froh, dass dieser von sich aus viel erzählte. Damit ersparte er ihm nämlich die Notwendigkeit, Nachfragen zu stellen oder Erinnerungen aus früheren Gesprächen heranzuziehen, die bei ihm häufig nur noch spärlich vorhanden waren. So aber entfaltete der Helvetier vor ihm ein umfangreiches Bild, zu dem Macer nun seine Meinung abgeben konnte. "Das klingt nach vielen würdigen Plänen, aber du solltest dir schon bewusst machen, wie ambitioniert einige deiner Ziele sind. Den Ritterstand zu erreichen ist für jemanden, der weder jenen Ordo inne hat noch Verwandte mit diesem Ordo aufweisen kann, ja nicht einmal zum Ordo Decurionum seiner Heimatstadt gehört, ein äußerst hohes Ziel. Ich möchte dich nicht entmutigen, denn es ist zweifellos erreichbar, aber beispielsweise meine Einflussmöglichkeiten am Kaiserhof sind derzeit begrenzt und jene von Germanicus Sedulus wahrscheinlich auch, wenn ich die Lage richtig einschätze. Selbst wenn wir dort vorsprechen und dich empfehlen können, bleibt doch wenig, was du bislang vorzuweisen hast", resümierte er erst einmal die gegenwärtige Lage. Aber auch wenn er hier ein eher düsteres Bild malte, konnte er psoitive Aussichten anschließen. "Mit Octavius Victor werde ich aber gerne versuchen, Kontakt aufzunehmen und dich ihm zu empfehlen, so dass du bei einem weiteren Versuch hoffentlich mehr Erfolg hast."

  • "Nun mein Vater ist schon im Ordo Decurionum... aber halt in meiner Heimatstadt in Noricum. Alsi wohl nichts was hier wirklich zählt. Mit ist jedenfalls bewusst das es kein einfacher und schneller Weg werden wird. Auch bin ich mir der momentanen ... Lage natürlich bewußt. Ich hoffe einfach durch gute Arbeit aufzufallen und dann durch deine Unterstützung und die Unterstützung anderer bekannter, wie z.B. auch dem neuen Oberhaupt der Helvetier hier in Roma der seinem Großvater nachfolgen soll und wird und irgendwann dessen Platz im Senat einnehmen wird... jedenfalls durch diese Leistungen und Bekanntschaften und vorausgesetzt ich erfülle bis dahin die anderen Voraussetzungen was Landbesitz und Vermögen angeht um dann den Ritterstand zu erreichen. Im Moment, da gebe ich dir vollkommen recht, fehlt es an ganz sicher an würdigen erbrachten Leistungen, erfüllten Vorraussetzungen und dergleichen. Eben deshalb möchte ich ja einer Tätigkeit nachgehen die mich etwas mehr fordert als die Scribatätigkeit bei einem Senator und etwas mehr meinem.... Wesen zu gute kommt. Dann sind die Leistungen ja auch besser will ich meinen. Schade eigentlich das es nichts gibt wo man sich als Winzer hervortun kann... wenn es das gäbe säße ich in Kürze im Senat."


    Letzteres hatte er mit ein wenig Schalk in der Stimme und Augenzwinkern geäußert. Er war durchaus der Meinung das er persönlich ein recht guter Winzer war aber wohl auch kein Magier.


    "Ich danke dir aber für dein Angebot mit dem Curator Rei Publica Kontakt aufzunehmen und dich für mich einzusetzen. Mehr habe ich gar nicht erhofft heute."

  • "Mit einem selbst gekelterten, hervorragenden Wein wirst du sicher den einen oder anderen beeindrucken und für dich gewinnen können", nahm Macer die augenzwinkernde Bemerkung auf, bevor er zu den restlichen Ausführungen wieder ernst nickte. "Aber ich sehe, du schätzt deine Lage und deine Möglichkeiten realistisch ein. Wie gesagt, werde ich schauen, was ich bei Octavius Victor für dich erreichen kann. Immerhin sind wir in derselben Factio aktiv, so dass ich zumindest nicht vor verschlossenen Türen stehen bleiben werde", gab sich Macer vorsichtig optimistisch und tatsächlich würde er die Kontaktaufnahme mit dem Curator auch für Gespräche über die Factio Russata nutzen wollen. "Ich lasse es dich auf dem einen oder anderen Weg wissen, wenn ich etwas erreicht habe." Womit wohl auch der indirekte Weg gemeint war, wenn dem Helvetier eine Einladung zu einem Gespräch mit dem Curator zugestellt wurde.

  • "Ich merke immer wieder ich bin in der falschen Factio. Aber zum Glück hat man ja einen Patron der seine mit Weißheit und Verstand gewählt hat und nicht nur der Farbe und dem Herzen nach." Varus wusste nicht genau wie humorig sein Patron heute gelaunt war aber er dachte sich in solch ernsten Zeiten und bei den ganzen nervösen und ängstlichen Stimmen die er alleine heute schon gehört hatte täte es ganz gut ein wenig launige Worte fallen zu lassen.


    Deshalb schloss er dann auch mit den Worten:
    "Sobald ich dann hier in der Nähe an einen Weinberg mit guten Trauben gekommen bin mache ich mich ans Werk und verspreche dir du wirst der erste sein der mein Meisterwerk kosten darf", und zog sich anschließend etwas zurück um Platz für andere Klienten zu machen.

  • Seit dem letzten Besuch beim Patron hatte sich einiges verändert. Cnaeus war nun nicht mehr Notarius, sondern der Primicerius ab epistulis. Zudem hatte er vom Kaiser höchstpersönlich in Aussicht gestellt bekommen, den Ritterring zu erlangen. Das waren natürlich exzellente Neuigkeiten, die er seinem Patron - nach allem, was er bereits für ihn getan hatte - nicht vorenthalten wollte. Der Fabier wollte dem Senator natürlich zeigen, dass sein Vertrauen in seine Person erste Früchte trug.


    Nichtsdestotrotz gab es auch ein weiteres Anliegen, das Cnaeus an diesem Tage zur Salutatio führte. Er reihte sich, wie gewohnt, in die Reihe der Klienten ein und wartete ab, bis Senator Purgitius Zeit für ihn fand.

  • Hätte Macer oder zumindest sein Hausverwalter und Privatsekretär die guten Neuigkeiten schon vorher gewusst, hätte er den Klienten in der Warteschlange weiter vorne einsortiert. Die Position bestimmte sich nämlich nicht nur nach der Reihenfolge des Erscheinens, sondern auch nach der Wichtigkeit des Klienten. So aber musste diese bessere Behandlung bis zum nächsten Mal warten und es dauerte eine Weile länger, bis Macer seine Aufmerksamkeit an ihn wenden konnte. "Salve, Fabius Torquatus. Was macht der Kaiserhof?" begrüßte er ihn freundlich und ehrlich neugierig, denn Informationen vom Kaiserhof waren immer wertvoll, egal welcher Art sie waren.

  • "Salve, Senator", grüßte Cnaeus, als er an der Reihe war. "Offenbar hat man die zunehmende Bedrohung durch die germanischen Legionen erkannt. Sämtliche Kräfte werden derzeit mobilisiert, um den Rebellen entgegenzutreten - vielleicht sind mir die Bemühungen zuvor aber auch einfach nur entgangen", deutete Cnaeus seine Beförderung an. "Ich wurde zum Primicerius ernannt, sodass ich nun mehr in die wichtigen Belange eingespannt werde." Immerhin hatte der Fabier nun einige Notarii unter sich, die es zu koordinieren galt. Da der Procurator ab epistulis in diesen entscheidenden Tagen absent war, bekam Cnaeus die Verantwortung übertragen - was er durchaus befürwortete. "Aber das ist noch nicht alles. Kürzlich musste ich gar beim Kaiser vorsprechen und habe von ihm höchstpersönlich erfahren, dass ich von Pompeius Imperiosus, Iunia Axillas Ehemann, für eine Erhebung in den Ritterstand vorgeschlagen wurde. Wenn ich Salinators Worte richtig interpretiert habe, stehe ich diesem wichtigen Schritt näher, als ich erwartet hätte." Immerhin hatte der Kaiser garantiert, Cnaeus "würde von ihm in dieser Angelegenheit hören".

  • Die Informationen und Neuigkeiten sprudelten nur so heraus, so dass Macer gar nicht wusste, worauf er als erstes antworten sollte. "Nun, dann zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu deiner Ernennung", begann er dann mit einer Gratulation. "Du scheinst sie dir mit regem Fleiß in kurzer Zeit verdient zu haben, wenn du nun auch gleich mit so hochwichtigen Angelegenheiten wie der Lage im Bürgerkrieg betraut bist", leitete er dann auf das zweite Thema über. "Auch wenn das keineswegs beruhigende Informationen sind, die du mir berichtest." Tatsächlich machte sich Macer zunehmend Sorgen angesichts des Verlaufs der Ereignisse.

  • Cnaeus nickte zustimmend, wenngleich er die Meinung, die er noch beim letzten Besuch hatte, immer mehr hinterfragen musste. Langsam aber sicher glaubte er immer mehr daran, dass er aktuell auf der richtigen Seite stand. Die Beförderung und die Aussicht auf die Erhebung zum Eques waren einfach zu verlockend - und warum sollte er sich denen entgegenstellen, die sein Talent erkannten und förderten. "Aurelius Ursus, der Legat der Ersten, hat sich nun ebenfalls gegen den Kaiser gestellt - wie zu erwarten war." Cnaeus fragte sich wirklich, warum der Kaiser nichts gegen diesen unternommen hatte, immerhin war doch allgemeinhin bekannt, dass er nicht gut auf Patrizier zu sprechen war - und umgekehrt genauso wenig. "Nichtsdestotrotz stimmt mich die Situation positiv. Die Classis Misenensis hebt nun alle verfügbaren Landstreitkräfte aus, genauso wie die Cohortes Urbanae kampfbereit gemacht werden. Diese Befehle hatte er nach dem letzten Treffen mit dem Kaiser zumindest an die Verantwortlichen weitergegeben. Den Informationen zufolge, die zu seiner Abteilung durchgesickert waren, wurden sie bereits aktiv umgesetzt.

  • Die Leichtigkeit, mit der sein Klient diese neusten Entwicklungen von sich gab, konnte Macer nicht ganz nachvollziehen, auch wenn einiges tatsächlich nicht ganz unerwartet war. Trotzdem waren es in seinen Augen ganz gewichtige Ereignisse, die eingetreten waren und die seines Erachtens den Ernst der Lage für Rom deutlich belegten. "Es wird Marineinfanterie mobilisiert und die Cohortes Urbanae für den Kampfeinsatz?" fragte er noch einmal nach. "Weißt du, wo die Truppen der Rebellen stehen?" Einzig und allein die Tatsache, dass man es in Rom schon gehört hätte, wenn sie schon kurz vor Rom stünden, hielt ihn davon ab, genau das anzunehmen.

  • Die Leichtigkeit war wohl einerseits damit zu begründen, dass Cnaeus - im Gegensatz zu seinem Patron - schon genügend Zeit hatte aufwenden können, die prekären Informationen zu verarbeiten. Auf der anderen Seite wog sich der Fabier nach wie vor in Sicherheit, was seine ruhige Sichtweise noch begünstigte. Um Rom selbst machte er sich keine großen Gedanken - abgesehen vielleicht von seinem Sohn Titus. Ob der bei dieser Furie einer Frau wohl sicher war? Naja, Lasthenes würde schon ein Auge darauf haben. "Angeblich sammeln sich die Rebellen bei Verona, um von dort aus in Richtung Rom vorzurücken. Wenn Maturus im Osten allerdings seine Versprechungen hält, dann wird der Feind gar nicht bis zur Hauptstadt vorrücken, sondern schon auf den Feldern Italias gestellt werden." Cnaeus war kurz selbst von sich überrascht, dass er die Rebellen mittlerweile als 'Feinde' bezeichnete. Nun gut, in seiner Position waren sie das ja auch, wenngleich er noch immer Rusticus' Worte im Hinterkopf hatte. Egal, jeder Gedanke, der sich mit dieser Sache beschäftigte, war ein verschwendeter. Cnaeus musste sehen, was die Zeit an Änderungen mit sich brachte und wie er darauf reagierte. Im Moment führte er schlichtweg seine Aufgabe als Primicerius aus.

  • Auch diese Antwort gab Macer wieder weitere EInblicke in die Lage, die weit über das hinaus gingen, was er bisher wusste und bestätigte ihm noch einmal, wie wichtig Klienten an der richtigen Stelle waren. "Wie viele Legionen führt Maturus denn ins Feld?" fragte er nun recht ungeniert nach, um die Situation noch besser abschätzen zu können. "Wenn die Marineinfanterie mobilisiert wird, scheint der Kaiser ihm alleine die Sache ja nicht zuzutrauen, oder?" steuerte er auch noch eine grobe Einschätzung bei, die sich wohl aufdrängte.

  • Cnaeus versuchte sich an die Truppenstärke-Meldungen zurückzuerinnern, die über die erstere Frage Aufschluss gaben. "Maturus führt maximal drei Legionen ins Feld, während den Rebellen vier Legionen zur Verfügung stehen. Zudem verfügen die Rebellen über eine Auxiliareinheit mehr." Ob letzteres ausschlaggebend war, war dahingestellt. Das Entscheidende steckte ja eigentlich in Macers Frage. "Ich glaube vielmehr, dass Maturus erste Zweifel hegt - oder gehegt hat. Zuletzt berichtete er von Unwetter und starken Regenfällen, was wohl auch der Grund dafür ist, dass die germanischen Einheiten zuerst italischen Boden erreicht haben." Cnaeus pausierte kurz, um das Gesagte sacken zu lassen, hatte dem aber noch etwas hinzuzufügen: "Würde es jetzt zur Schlacht kommen, würde wohl entscheidend sein, was mehr Kraft gekostet hat: Der Unwetter-Marsch von Dacia nach Italia, oder der Marsch über die Alpen", mutmaßte der Fabier. "Sicher ist auf jeden Fall, dass Maturus Unterstützung angefordert hat, um eine klare, zahlenmäßige Überlegenheit zu schaffen und alle Eventualitäten zu beseitigen." Oder er war schlichtweg ein alter Feigling - doch daran konnte man jetzt wohl nichts mehr ändern.

  • "Pannonia", korrigierte Macer seinen Klienten. "Nicht Dacia. Da ist Marius Turbo, wenn der alte Haudegen noch nicht gestorben ist." Die Verteilung von militärisch erfahrenen Kommandeuren über das Reich hatte Macer einfach im Kopf. Genauso wie die Verteilung der Legionen. "Drei Legionen? Werden wohl unter Sollstärke sein, denn sonst steht die mittlere Donau völlig nackt dar, von der Classis Pannonica mal abgesehen", sprach er dann mehr zu sich selbst weiter, während er die Gedanken im Kopf ordnete. "Hattest du die Legio Prima schon mitgerechnet aufd der Gegenseite? Oder kommt die zu den vieren noch dazu? Und was heißt, dass vier Legionen zur Verfügung stehen? Sind sie unterwegs?" Dass am Rhein insgesamt vier Legionen standen, war klar. Aber die Feinde des Kaisers musste ja nicht unbedingt alle mitgenommen haben.

  • "Äh ja, natürlich", entgegnete Cnaeus bestätigend auf Macers Korrektur hin. "Ja, Marius Turbo ist noch in Dacia." Auch wenn der sich in den letzten Wochen sehr rar gemacht hat - oder zumindest nichts von sich hören ließ. "Nein, die Legio Prima kommt noch hinzu." Was die Bedenken Maturus' in Hinblick auf die Truppenstärke rechtfertigte und seine Absicht begründete, weitere Soldaten der Stadtkohorten und der Flotte anzufordern. "Ehrlich gesagt ist mein Wissen begrenzt, was die tatsächliche Anzahl an Soldaten angeht, die die Rebellen über die Alpen geführt haben. Ich kann lediglich auf die Statusberichte der Kommandeure zurückgreifen, die über meinen Schreibtisch gehen. Alles was darüber hinaus geht, übersteigt wohl meine Kompetenzen." Die Spionageberichte waren wohl einzig und allein den Prätorianern selbst, dem Kaiser und vielleicht dem Procurator seiner Abteilung vorbehalten. Der Fabier hatte darüber auf jeden Fall keine Informationen. "Dennoch: Ich gehe davon aus, dass auch die Rebellen einige Truppen in Germanien zurückgelassen haben. Es wird wohl im Interesse beider Konfliktparteien sein, das Imperium keiner Bedrohung von außerhalb auszusetzen", mutmaßte Cnaeus. Alles andere erschien ihm einfach unlogisch, denn warum sollte man um die Herrschaft kämpfen, wenn diese später in Gefahr stand zu zerfallen.

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