[Triclinium] Cena Iuliana


  • Manius Iulius Potitus


    Mit einem gewissen diabolischen Amüsement hatte Potitus den klienen schlagabtausch verfolgt. Aber auch wenn er dabei parteiisch war, waren im die Brüche in Torquatas Erzählung aufgefallen. Was ihm gelegenheit gab auf die mangelnde Konzentrationsbfähigkeit der heutigen Jugend zu schimpfen. Zu seiner Zeit hatte man sich ja noch auf eine Sache auch länger als eine halbe hora konzentrieren können. Und sich nicht so schnell ablenken lassen.


    Lange reden wurden gehalten, dann kam Flaminia (ein gutes Kind, fügte er in Gedanken hinzu) herunter und berichtete vom Unwohlsein seiner werten Gattin. Wenig verwunderlich. Von Dives drauf angesprochen meinte er nur:
    "Da bin ich mir sicher, dass es ihr bald wieder gut geht. Das Alter macht es uns allen nicht leichter."
    Auch die äußerst formlle Vorstellung der Sergia seitens ihres Ehegatten tat dem alten Mann gut. Und so kam es zu einem Wechsel der Cousinen.
    "Wenn ich an dieser Stelle kurz einhaken darf." antürlichw ar das keien Frage und der alte Mann fuhr eifnach fort.
    "Flaminia wurde vom procurator Iunius auf den Palatin eingeladen." sow eit an Dives, dann an die junge Iulia selbst.
    "Sergia Fausta hier hat sich dankensweterweseise erboten dich zu begleiten, du wirst die Einladung also ohne Probleme wahrnehmen können. Nochmals vielen Dank" nickte er der Sergia zu, gleichsam das Zeichen an Flaminia, sich ebenfalls zu bedanken.

  • Sim-Off:

    Ich hatte ja eigentlich nochmal auf Flaminina warten wollen, aber gut. :)


    Gut, damit war die Sache mit der Adoption dann wohl erstmal geritzt. Ich lächelte nur stumm und wenig amüsiert darüber, ließ mir noch ein bisschen verdünnten Wein nachschenken und aß noch zwei Oliven zu dem kühlen Rebensaft. Dann betrat eine weitere Iulia - sie stellte sich als Flaminina vor und erinnerte mich damit zwangsläufig an das letzte Mal, das ich mich mit diesem seither für mich eher negativ belegten Namen auseinandersetzte - den Raum. Die Frau (denn wie eine Zwölfjährige wirkte sie nicht mehr auf mich) sprach mich erstmal nicht an, schien dafür aber fast schon ein bisschen zu flirten mit meinem Marcus. Ich lächelte teils leicht erheitert, teils abschätzig in ihre Richtung. Ganz nebenbei stellte ich dabei fest, dass es mir eine unglaubliche innere Gelassenheit gab, zu wissen, dass mein Liebster nicht auf solche billigen Anmachen stand. (Ich fand, ich war zwar nicht eifersüchtig. Und als Frau durfte man in dieser Welt ja auch ohnehin nicht eifersüchtig sein. Aber das hatte schon was, zu wissen, dass man die einzige war!)


    Die paar Sätzchen über diese olle Vibullia perlten reaktionslos an mir ab, wie ich auch bei der so formellen Vorstellung durch meinen Mann ganz ruhig blieb. (Nebenbei erwähnt fand ich das gut, diese gewisse Unnahbarkeit, die dadurch aufkam.) Jedenfalls: Diese vibullische Schachtel hätte mir heute abend gerade noch gefehlt! Und kaum hatte ich das gedacht, da nahm der passende Kauz, dieses alte Faltengesicht, meinen Namen in den Mund. Als wäre das allein nicht schon genug, nuschelte er sich in seinem greisen Alter (keine Ahnung, ob der wikrlich schon so betagt war - er wirkte aber auf jeden Fall so!) sich einen zurecht, das war unglaublich. Unglaublich! Das war so typisch für diese alten Tattergreise! Die hatten eine Konzentrationsfähigkeit.. im Prinzip fast schon nur wie ein 14-jähiges Mädchen! Ehrlich. Ich gab diesem alten Sack ein spitzes Lächeln zurück, bevor ich meinen Blick erwartungsvoll auf diese Flaminina richtete. Bevor sie sich nicht bei mir bedankte und mich damit also nun endlich doch auch mal ansprach, würde ich selbst mein Wort nicht an sie richten. Das war eine Frage von Anstand und Würde und vom Respekt, den ich von ihr mir gegenüber erwartete.

  • Proximus hatte sich frischgemacht.
    Danach hatte er einen herzhaften Imbiss im Atrium zu sich genommen und festgestellt, dass die Hexe immer noch so gut wie eh und je etwas zum Essen machen konnte.


    Danach war er durch die Casa flaniert. Er sah alte aber auch neue Gesichter. Einige wussten bestimmt gar nicht wer er war. Na das würde sich noch ändern!


    Dann gegen Abend begab er sich zum Triclinium. Dort würde bald serviert werden und es würden sich die in Rom verweilenden Familienmitglieder einfinden. Hier würde sich Proximus auf den allerneuesten Stand bringen was in Rom vor sich ging.


    Nachdem er sich eingefunden hatte, wartete er, sowohl, dass das Essen aufgetischt wurde, als auch wer denn so auftauchte.

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  • Kleine Intrigen würzten das Leben! Ganz genau so war es. Und auch nur deshalb machte mir das Intrigieren auch so viel Spaß. Und auch nur deshalb hatte ich mir heute kurz vor dem Abendessen wieder eine Prise dieses Spaßes gegönnt: Der kleine Marc hatte seit seiner Geburt bisher zusammen mit seiner Milchmutter Licinia Lupa und ihrem Sohn in einem der beiden Gästezimmer der Casa Iulia genächtigt. (Auf die Probleme mit dem Durchschlafen oder eben auch nicht Durchschlafen hatte ich selbst nämlich keine Lust!) So richtig glücklich war ich mit dieser Situation allerdings trotzdem nicht: Mein Sohn schlief nur in einem Gästezimmer des Hauses.. noch dazu nichtmal in der gleichen Etage wie seine Eltern! Ja, und im Gegensatz dazu hatte zum Beispiel diese Iulia Livilla, die ich noch nicht einmal in diesem Haus angetroffen hatte, ein Zimmer direkt neben dem Gemach von Marcus und mir, getrennt nur durch zwei Wände und die Treppe. - Tja, und ohne jetzt alle Details auszubreiten, würde sich mit dem heutigen Abend die Situation hier im Haus wieder etwas ändern: Das Zimmer der Iulia Livilla bewohnte fortan mein kleiner Marc (in erster Zeit natürlich weiterhin zusammen mit der Licinia und ihrem Sohn). Und diese Iulia Livilla.. falls die überhaupt jemals wieder einen Fuß in dieses Haus setzte, könnte die ja dann selber erstmal im Gästezimmer übernachten. Und zur Not da würde ich schon dafür sorgen, dass diese Iulia fix einen Ehemann fand, unter dessen Dach sie dann rasch wieder ausquartiert und abgeschoben werden würde!


    Zufrieden mit mir selbst und meinem neusten Streich betrat ich also das Triclinium und grüßte nur ganz lapidar mit einem "Salvete." die Allgemeinheit. Dann ließ ich mich auf dem Platz der Hausherrin nieder, direkt neben dem Platz des Hausherrn (der wahrscheinlich wegen seinem Tribunat mal wieder etwas spät dran war). "Ich dachte, heute gibt es Fisch?!", stellte ich dann vorwurfsvoll an einen der umstehenden Diener fest. Der nickte nur stumm und wusste offenbar nicht, worauf ich hinaus wollte. "Und welches besonders helle Licht hat dann bitteschön den Rotwein hier aufgetafelt?!" Ich stöhnte genervt, bevor es mich natürlich mit einiger Genugtuung erfüllte, dass der angezählte Sklave sich flink um dieses Problem kümmerte.
    Kaum war der Unfreie verschwunden, fiel mein Blick dann auf den etwas farblos und faltig wirkenden Mann, der bestimmt mindestens 15 bis 20 Jahre älter war als ich mit meinen jugendlich zarten 21. Erwartungsvoll fixierte ich also diesen mir unbekannten Typ. - Auf meiner Hochzeit war der nicht gewesen, war ich mir nämlich relativ sicher. Damit schuldete er mir also neben seiner Vorstellung (ich war ja die Hausherrin hier und stellte mich als solche nämlich bestimmt nicht zuerst vor!) auch noch nachträgliche Glückwünsche zu meiner Hochzeit und meinem Sohn.. mindestens.

  • Nach kurzer Zeit im Speiseraum, kam auch schon jemand herein.
    Es war eine junge, gutaussehende, Frau.
    Diese grüßte nur allgemein in den Raum, lies sich dann nieder und machte erst einmal die Sklavn rund.


    Das gefiel Proximus. Nachdem sie die Sklaven mit ein paar Äusserungen bedacht hatte, fiel Ihre Aufmerksamkeit auf Proximus.


    Salve mein Name ist Marcus Iulius Proximus. Darf ich ich Dich recht herzlich in der Casa der Iulier begrüßen, fügte er noch hinzu. Ich habe zwar schon eine Vermutung wer Du bist, aber verrätst Du mir deinen Namen?? fragte er dann.


    Den Umstand, dass sie sich auf der Kline der Hausherrin so mir nichts Dir nichts "fallen" lies und der Information, welche ihm seine Informanten in Misenum mitgeteilt hatten, dass Dives eine Ehe eingegangen war, liesen nur diesen einen Schluß zu.


    Auf jeden Fall versprach diese Person "neues" Leben in die Casa der Iulier zu bringen. Dann schaute er , auf eine Antwort wartend, zu der Frau zurück.

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  • Ahja. Das war also Marcus Iulius Proximus: Ehemaliger Vigintivir, ehemaliger Tribun der Stadtkohorten, ehemaliger Speichellecker des vescularischen Ungetüms. Ja, ich hatte meine Hausaufgaben gemacht! Und es war ja auch nicht besonders schwer gewesen, herauszufinden, dass dieser Iulius Proximus wesentlich mehr in die Machenschaften dieses vescularischen Monsters verstrickt gewesen war, als viele andere seiner iulischen Verwandten. (Um nicht auf den Punkt zu sagen: Er war wahrscheinlich einer der Schlimmsten!) "Es tut mir Leid.", spielte ich ihm zuerst mit bedauernder Miene vor. Und irgendwie tat es mir ja auch Leid, diese Kurzsichtigkeit. "Aber ich glaube kaum, dass du auch nur ahnst, mit wem du es hier zu tun hast, werter Iulius." Ich lächelte schmal. "Denn diese Casa Iulia mag zwar deinen Namen tragen. Als Gattin des Hausherrn allerdings bin ich trotzdem sehr viel weniger nur ein Gast hier als du.", wies ich ihn mit einem bittersüßen Lächeln auf den Lippen zurecht. Denn soweit kam es wohl noch, dass man mich, die Hausherrin hier, in ihren eigenen vier Wänden wie irgendeinen x-beliebigen Gast willkommen hieß!
    Ich ließ eine kurze Pause, damit sich dieser Iulius über seinen Fauxpas klar werden konnte. Dann zog ich meine linke Augenbraue arrogant leicht nach oben. "Lass mich daher also vielmehr dich recht herzlich willkommen heißen in dieser Casa, werter Iulius. Mein Name ist Sergia Fausta, Eques und Postpräfektin von Italia, Nichte des großen Feldherrn Annaeus Modestus, einen DER Bezwinger des Usurpators Vescularius, Ehefrau des designierten Quästors und amtierenden Stadtkohortentribuns Marcus Iulius Dives, über ihn die Hausherrin dieser Casa Iulia und nicht zuletzt die Mutter seines erstgeborenen Sohnes Marcus Iulius Dives Minor." Und bei dieser Vorstellung hatte ich schon einige Teile ausgespart: Von meiner ursprünglich patrizischen Herkunft, über meine cornelische Urgroßmutter Fausta, über meinen Urgroßvater Annaeus Sophus, den Auguren, .. bis hin natürlich dazu, dass mein Patron Decimus Livianus hieß und Consular und amtierender Stadtpräfekt war! "Aber genug über mich.", meinte ich dann ganz gönnerisch. "Was treibt den Onkel meines Mannes nach so langer Zeit wieder ins Zentrum der Welt?"

  • Proximus lächelte weiter, auch wenn sie recht dick auftrug. Hätte sie sich einer Hausherrin entsprechend vorgestellt, hätte er sie auch nicht so unpersönlich willkommen heißen müssen.


    Jaja antwortete Proximus recht unbeeindruckt. Die Betonung ihrer Herkunft entlockte ihm fast ein Grinsen, dennoch beherrschte er sich.


    Na, ich habe das Landgut in Misenum wieder auf Vordermann gebracht und nun habe ich beschlossen nach Rom zurück zu kehren.


    Diese Frau brachte neues Leben in die Casa. Der Versuch Proximus zu beeindrucken schlug auf jeden Fall fehl, dazu hatte er schon zu viel in diesem Imperium erlebt.


    Innerlich dachte er sich nur "Hunde die bellen, beissen nicht".


    Er lächelte sie höflich an. Wie ich Deinen Ausführungen entnehme, war während meiner Abwesenheit die Casa in bester Hand. Dann schaute er sie nochmals an und lächelte diesmal süffisant.


    Dann aß er etwas nachdem der erste Gang aufgetischt war.

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  • Und der Iulius lächelte also nur selbstgefällig weiter, anstatt auch nur den Funken von Anstand zu zeigen und sich für seine unbedacht gesprochenen Worte zu entschuldigen. Noch dazu kam ja, dass er seinen Besuch noch nichtmal irgendwie angekündigt hatte - weder brieflich noch durch irgendeinen Boten. (Und als Hausherrin, pardon, sah ich mich in der Hierarchie in diesem Gemäuer an exakt zweiter Stelle stehend, was sich auf die Reihenfolge der Vorstellung natürlich auswirkte!) Aber anstatt auch nur irgendwas davon zu bedenken oder als Speichellecker des Vescularius der Nichte des Annaeus Modestus auch nur ein Fünkchen Respekt zu zollen, bekam ich lediglich ein dummes "jaja" zu hören. - Und da genau war sie also wieder, die Kurzsichtigkeit des Iulius Proximus.
    Mein Lächeln wurde eine ganze Spur gelangweilter bei der Antwort des Iuliers, die keine Antwort war. "Entschuldige bitte, wenn dich meine eine kleine Frage nach deiner langen Reise.. und in deinem Alter.. offensichtlich schon überfordert." Kaum zu fassen, aber wahr: "Denn" und ich lehnte mich im Folgenden etwas nach vorne und versuchte möglichst klar und deutlich zu sprechen (so wie man es bei schwerhörigen Alten gerne machte) "ich.. habe.. dich.. nicht.. nach.. deiner.. Zeit.. in.. Misenum.. gefragt." War das klar und deutlich genug? "Ich.. habe.. dich.. gefragt.. warum.. du.. jetzt.. wieder.. zurück.. nach.. Rom.. gekommen.. bist." Ich blickte ihn erwartungsvoll an, in der Hoffnung, dass er vielleicht wenigstens im zweiten Anlauf nicht nur mitbekam, dass sich meine Lippen bewegten. Eventuell hörte er mir ja diesmal auch ein bisschen zu. "Außerdem.. habe.. ich.. dir.. eben.. erzählt.. dass.. ich.. die.. Ehefrau.. deines.. Neffen.. Marcus.. Iulius.. Dives.. bin.. sowie.. die.. Mutter.. deines.. Großneffen.. Marcus.. Iulius.. Dives.. Minor." Und weder zur einen noch zur anderen Tatsache hatten mich bisher irgendwelche Glückwünsche von ihm erreicht. - Eine absolute Unhöflichkeit! - Auffordernd fixierte ich diesen Iulius, dem Höflichkeit und Etikette scheinbar genauso fremd waren wie Weitsicht und das richtige Gespühr, um zwischen meinen Zeilen zu lesen. (Denn ich erwähnte meine Ehe und meinen kleinen Marc sicher nicht ohne Grund!)


    Summa summarum stellte ich für mich fest: Dieser Iulius Proximus hatte wirklich noch immer nicht die geringste Ahnung, wen er hier vor sich hatte. Denn wen hatte er hier vor sich? - Ich war eine Sergia. Ich war kein harmloses kleines Schoßhündchen, das nur lieb und brav die Füße stillhielt. Nein, als Sergia war ich ein Rabe (das war das sergische Wappentier). Und Raben pickten nicht nur irgendwelche Körner. Raben waren auf Fleisch aus! Und wenn ein Rabe laut wurde, dann bellte er nicht. Ein Rabe wahrte die Etikette und warnte vor seinem spitzen Schnabel, der tiefe Wunden zufügen konnte.... Das hatte schon Tiberius Sergius Catilina feststellen müssen. Das hatte schon Lucius Sergius Agrippa erfahren. (Beide waren nun tot.) Das hatte ich auch den Senatoren Quintus Germanicus Sedulus und Titus Duccius Vala etwas nähergebracht. (Beide waren erst neulich von den Ädilen gehörig zur Kasse gebeten worden - nicht zu vergessen die gerichtliche Schlammschlacht gegen den ollen Germanicer und die Werbekampagne gegen einen duccischen Konsul.) Und auch gegen diese Quintilia Valentina hatte ich schon ordentlich agiert, wie auch dieser Faustus Decimus Serapio für seinen Angriff auf meine Ehe noch sein Fett weg bekommen würde! (Und das waren nur die Namen, die mir so spontan in den Sinn kamen.)
    Aber wie sagte das römische Gesetz doch so schön: Unwissen schützt vor Strafe nicht. - Es war mir also ziemlich egal, ob dieser Iulius Proximus nun wusste, mit wem er es hier zu tun hatte oder nicht. Wenn er meinte, es sich mit mir verscherzen zu müssen, dann sollte er es ruhig darauf anlegen. Ich hatte ein gutes Gedächtnis....

  • Proximus lies sie ausreden.


    DU BRAUCHST MIT MIR NICHT ZU REDEN WIE MIT EINEM SKYTISCHEN ESEL!Sergia Fausta, Eques und Postpräfektin von Italia, Nichte des großen Feldherrn Annaeus Modestus, einen DER Bezwinger des Usurpators Vescularius, Ehefrau des designierten Quästors und amtierenden Stadtkohortentribuns Marcus Iulius Dives, über ihn die Hausherrin dieser Casa Iulia und nicht zuletzt die Mutter seines erstgeborenen Sohnes Marcus Iulius Dives Minor


    sagte er dann in ruhigem aber bestimmten Ton. Wenn ich Dir sagen wollte warum ich wieder in Rom bin dann hätte ich dies schon getan.


    Du befindest Dich in der Casa Iulier die nun auch Dein eigenes zuhause ist, also tritt anderen Familienmitgliedern auch mit dem RESPEKT entgegen, welchen Du offensichtlich auch erwartest. Vor allem denen die schon Ewigkeiten länger wie Du hier wohnen.
    Als Eques Rom sollte Dir Anstand und Höflichkeit bekannt sein!


    Was bildete sich diese junge Ding eigentlich ein. Dives war zu bemitleiden. Sie redete ja nicht mit irgendeinem zugereisten fernen Familienzögling, sondern mit einem der Familienoberhäupter der Iulier.


    Was dachte sie denn mit ihren spitzen Bemerkungen zu erreichen, dass er auf den Knien schleifend um Ihre Anerkennung bat. Sie hatte offenbar Courage das war nicht verkehrt. Nur wo und wie sie sie nutzte war noch verbesserungswürdig.


    Hast... du.. das... verstanden..? gab er dann in der Art zurück, wie sie ihm gegenüber zuvor aufgetreten war.


    Was erwartete Sie denn , sich nicht vorstellend in den Speisesaal zu begeben, Glückwünsche erwartend, obwohl man nur mutmaßen konnte wer sie war, mangels Vorstellung. Nach so einem Auftreten würde sie noch lange auf die Glückwünsche warten müssen. Seinem Neffen würde er beglückwünschen wie es sich gehörte, wenn er denn noch käme, falls nicht was ihn nunmehr nicht sonderlich wundern würde, würde er es später nachholen. Weiter aß er nicht sonderlich beeindruckt etwas.

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  • War er eben noch nur absolut unhöflich gewesen, rutschte dieser Iulius Proximus nun ab in die bodenlose Frechheit und legte sich damit also unwiderruflich mit mir an. Pech für ihn war das dann wohl. "Oh, mit skythischen Eseln kennst du dich aus, was? Man sagt ja, der olle Vescularius hat sich immer umgeben mit solchen." Um nicht zu sagen: "Das heißt, du gehörtest doch auch zum nächsten Dunstkreis dieses Ungetüms, nicht wahr?!" Das war eine Steilvorlage. "Aber Newsflash, mein Lieber. Dein Specki ist tot. Er hat den Bürgerkrieg verloren. Er wurde unter anderem von meinen Onkeln Annaeus Modestus und Annaeus Varus bezwungen." Ich fixierte ihn mit bedeutungsschwerem Blick. "Na, merkst du was?" Wahrscheinlich merkte er nichts. Er plapperte nur hohl meine Worte nach, ohne sich auch nur den kleinsten Gedanken über deren Inhalt zu machen. (Ich taufte dieses Verhalten aus gegebenem Anlass heraus "proximische Kurzsichtigkeit".)


    Ich ließ ihm einen kurzen Moment, um sich meine Frage zu beantworten (falls er dazu überhaupt in der Lage war). "Aber zurück von dieser schweren Frage zu den simplen Fakten. Punkt eins. Man brüllt eine Dame von Stand nicht an. Das zeugt von einer mieserablen Erziehung, von fehlendem Anstand und entbehrt jeder Höflichkeit. Punkt zwei. Diese Casa Iulia ist seit meiner Eheschließung mit deinem Neffen tatsächlich mein neues Zuhause. Denn er ist der Hausherr hier, ob dir das gefällt oder nicht. Und das macht mich zur Hausherrin hier, ob auch das dir gefällt oder nicht. Und es macht dich, werter Iulius, wozu?", formulierte ich scharf und ließ die Frage kurz unbeantwortet einfach so im Raum stehen. "Richtig, mein Lieber. Es macht dich zu einem Iulier, der vielleicht mal längere Zeit hier gewohnt hat - bevor er heute nach langer Zeit aus Misenum wieder hierher gekommen ist. Es macht dich aber leider nicht zu einem Hausherrn oder zu sonst irgendjemandem, der sich hier in diesem Haus gegenüber mir als Hausherrin derartig selbstgefällig aufspielen könnte! Und Überraschung, damit sind wir auch schon bei Punkt drei. Sprich gefälligst erst dann von Anstand, Höflichkeit und Respekt, wenn du gelernt hast, dich selbst anständig, höflich und respektvoll zu verhalten.", faltete ich diesen Iulier ohne dabei irgendwie laut zu werden zusammen. "Denn nochmal. Diese Casa trägt vielleicht den Namen Iulia. Aber gehört sie deshalb dir? Nein. Der Hausherr ist mein Mann. Und wenn du willst, dass du nicht heute Nacht hier kein Dach mehr über dem Kopf hast, dann empfehle ich dir dringend, dein Benehmen noch einmal ganz scharf zu überdenken!"


    Soweit zum sachlichen Teil. "Denn glaub mir, Iulius, gerade du willst gerade mich mit Sicherheit nicht zum Feind haben." Warum? Eigentlich war das ja offensichtlich, aber eingedenk der proximischen Kurzsichtigkeit gab ich ihm mal einen kleinen Stupps in die richtige Richtung: "Wer ist nämlich Iulius Proximus? Mit allem Respekt, aber ich sehe hier nur einen alternden Mann ohne Frau und ohne Kinder." In diesem Zusammenhang von Familie und Familienoberhaupt zu sprechen war schon extrem lachhaft, umfasste diese Familia doch am Ende.. nur ihn selbst! "Ich sehe einen Mann vor mir, der das Regime des Vescularius stützte. Ich sehe einen Mann vor mir, der noch immer nur ein gewesener Vigintivir ist. Ich sehe einen Mann vor mir, der seit den letzten Wahlen jetzt auch von einem zweiten seiner jüngeren Neffen einfach so überflügelt wird in der Karriere. Ich sehe einen Mann vor mir, der aus eigener Kraft in seinem Leben bestimmt kein Senator mehr wird.", breitete ich die Fakten vor ihm aus. "Du bist mit anderen Worten also auf jede Hilfe und Unterstützung angewiesen, wenn du trotzdem noch irgendwann einen Platz in der Kurie haben willst, und kannst es dir nicht im Geringstens leisten, dir Feinde zu machen. - Und warum du dich daher gerade mit mir nicht anlegen solltest? Es scheint dich noch immer nicht ganz erreicht zu haben, wer ich bin. Ich bin eine Frau. Und ich habe es trotzdem schon in meinen jungen Jahren geschafft, aus eigener Kraft Postpräfektin von Italia zu werden und in den Ritterstand aufzusteigen. Und Schätzchen, ich verspreche dir, dass meine Karriere damit noch lange nicht beendet ist!" Ich lächelte abschätzig. "Stell dich gut mit mir und du wirst meine Unterstützung haben. Denn Verwandtschaft bedeutet mir sehr viel." Deshalb mochte ich meine annaeischen Onkel so sehr und betonte immer wieder gerade ihre Verdienste für Rom. Deshalb liebte ich meinen Vetter Helvetius Commodus so und verzieh meinem Vetter Helvetius Varus so leicht sein Verhalten auf meiner Hochzeit. Deshalb hielt ich trotz meiner persönlichen Abneigung gegen diese Helvetia Vera meine Füße still und unternahm nichts gegen sie. Und deshalb schützte ich auch meinen Sohn davor, dass er seinen Vater an diesen missratenen Decimus Serapio verlor. Und natürlich half ich auch nur für meinen Sohn (und natürlich für die Karriere meines Mannes) diesem frechen und vorlauten Iulia Torquata-Gör! (Diese hässlichen Gerüchte über sie waren ja sicherlich auch bis nach Misenum gekommen.) "Stell dich hier und heute allerdings gegen mich und ich prophezeihe dir, dass du es noch bitter bereuen wirst. Denn ich bin eine Macherin: Ich scheue mich nicht davor, mein Geld in einen Prozess gegen einen Senator zu investieren. Ich scheue mich nicht davor, mein Geld in Wertbekampagnen gegen mir auf die Füße getretene Kandidaten zu stecken. Und ich scheue mich auch nicht, meine Kontakte gegen meine Feinde aufzubringen und einzusetzen." Und das war keine Drohung, das war ein Versprechen. "Also überlege weise, Iulius, und dann triff deine Wahl. Was soll es sein?"

  • Du bist ein Mensch der klaren Worte antwortete Proximus mit sichtlich unbewegter Miene.
    Zu Deinen Fragen. Ich war Tribun der Cohortes Urbanae während der Herrschaft des Vescularius. Ich habe die Tore Roms öffnen lassen, um ein Blutvergiessen unter Römern zu verhindern.Nicht weniger auch nicht mehr.


    Auf die weiteren Vorwürfe ging er nicht ein, damit die Situation nicht noch weiter aus dem Ruder lief.


    Auch auf ihre Aufzählungen ging er nicht weiter ein. Ob und was er war, noch wurde, oder gewesen war, brauchte ihm niemand aufzuzählen. Wichtig war, dass er sich immer selbst treu war und kein solcher Speichellecker wie sie ihm unterstellte.


    Auf Ihre letzten Worte ging er dann wieder ein.


    Warum soll ich Dich zum Feind haben wollen? fragte er Ich kenn Dich so wenig wie Du mich.
    Also er hob den Becher und prostete ihr zu. Mir bedeutet Familie auch viel.


    Zum Schluß fügte er noch an, entscheide Du ob Feind oder Freund von mir sein möchtest. Ich erlaube mir ein solches Urteil nicht, da ich Dich kaum kenne.


    Dann nachdem er ihr zugeprostet hatte, nahm er ein Schluck des Weins.

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  • Ich lächelte gelangweilt bei dieser dünnen Erklärung. "Soweit ich informiert bin, warst du Tribun nur bis du deine Wahl zum Quästor verloren hast. Danach - nur keine falsche Bescheidenheit - wurdest du zum Kommandeur der Stadtkohorten erhoben, wenn ich meinen Informationen trauen darf." Ich zuckte lieblos mit den Schultern. "Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber diese Fakten klingen alles andere als.. wie auch immer du dir diese Zeit schönredest." Da brauchte er mir auch nicht mit dem Öffnen irgendwelcher Tore zu kommen. "Und wenn du ehrlich mit dir selbst bist, dann weißt du genauso wie ich, dass du die Tore nicht geöffnet hast, um irgendein Blutvergießen zu verhindern. Du hast die Tore öffnen lassen, weil du gesehen hast, wie aussichtslos deine Lage im Widerstand gegen das Heer meines Onkels Annaeus Modestus und seines Schwagers Flaminius Cilo war." Das mit dem Blutvergießen konnte er vielleicht einem kleinen Kind so verkaufen aber nicht mir. "Und wenn du ehrlich bist, dann wirst du auch sehen, dass dein Handeln im Gegenteil sogar zu noch viel mehr unnötigem Blutvergießen geführt hat. Ich war damals noch in Alexandria bei meinem Onkel Annaeus Varus. Aber ich kenne die Geschichten und weiß, wie die Soldaten in Rom gewütet haben, nachdem du ihre Wut nur angefacht hast, indem du die Tore nicht sofort geöffnet hast." So sah es aus. "Denn du bist offensichtlich nicht mehr und nicht weniger als ein kleines Fähnchen im Wind, ein Mann ohne Profil, jemand, der es in jeder Hinsicht schwer haben wird mit diesem Hintergrund noch irgendetwas aus seinem Leben zu machen.", schlussfolgerte ich und wurde mir erst im Sprechen darüber klar, dass ich diesen Iulius Proximus damit fast schon wieder in Schutz nahm. Denn ein Fähnchen im Wind war ja kein Speichellecker. Ein Fähnchen im Wind war.. eben nur ein profilloses Fähnchen im Wind. (Nichtsdestotrotz qualifizierten beide Attibute niemanden für eine große Karriere.)


    Wie ich solche Fragen hasste, die völlig am Thema vorbei schossen. Tze. Ich rollte nur mit den Augen. "Es ist mir völlig egal, Iulius, warum du mich vielleicht zum Feind haben willst. Das ist nämlich nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass du mich mit deinem Verhalten jetzt bereits auf diverse Weisen beleidigt hast. Und der Punkt ist, dass ich mich grundsätzlich von niemandem ungestraft so behandeln lasse. Wenn du mehr dazu also nicht zu sagen hast, dann hast du deine Entscheidung damit getroffen." Was glaubte dieser Iulius denn, was das hier war?!? Ich fragte, ob wir Freunde für immer sein wollen und er brauchte mir nur ein Ja oder ein Nein geben?? Elementarschulverhalten! Es waren keine hohlen Worte sondern die Taten, die zählten! Und nichts zu tun.. war dabei ebenfalls eine Tat.. mit einer klaren und eindeutigen Aussage. Deshalb reagierte ich auch auf dieses stumpfe Zuprosten nur mit einem verständnislosen Kopfschütteln....

  • Proximus stand auf.


    Da Du Deine Entscheidung ja, nach unserer kurzen Unterredung, offenbar getroffen hast Sergia Fausta und Du Deine Sicht der Dinge offenbar für die allein gültige hälst, gibt es nichts weiter zu bereden.


    Proximus war nicht auf Feindschaft aus. Aber so eine eingebildete junge Römerin auf ihrem Karrieretrip langweilte ihn. Wenn Sie ach so gut informiert war, wieso wusste sie dann nicht, dass er und Anneus Varus sich (gut) kannten.


    Er ging Richtung Ausgang. Ich wünsche Die viel Erfolg bei Deinen künftigen Vorhaben aber pass auf, dass Du bei Deinem schnellen Vorrankommen nicht einmal ausrutschst.


    Mit dieser kleinen Bemerkung verlies er das Triclinium und zog sich zurück ohne Sergia Fausta auch nur noch eines Blickes zu würdigen.


    Wenn Sie ihm so aufmerksam fixierte, wie sie es während der kurzen Unterhaltung getan hatte, dann musste sie merken, dass Proximus sich nicht von Ihrem Auftreten beeidnrucken lies.

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  • Was für eine langweilige Gurke, dieser Iulius. Er spielte sich erst auf wie der große Herr im Haus, reagierte dann aber auf meine Korrektur nur pampig, war zu keiner Diskussion imstande, hatte nicht ein einziges Argument in der Tasche und redete permanent an meinen Fragen vorbei. Dazu wurde er laut, als er von seinen skythischen Eseln schrie, und versuchte mich über Dinge zu belehren, von denen er offensichtlich selbst nicht die geringste Ahnung hatte: Anstand, Höflichkeit und Respekt. Und weil ER bis zum Ende hier scheinbar zu keiner Entschuldigung (nichtmal einer aus Höflichkeit geheuchelten) fähig war, hatte in seiner verqueren Logik und Rhetorik anscheinend ICH jetzt die Entscheidung getroffen, welches Verhältnis unsere Zukunft bestimmen würde. Na klar!


    So zog der Iulius also vorzeitig ab. (Und mir war dabei völlig egal, ob er nun beeindruckt war von mir oder nicht! Was bitteschön interessierte mich seine unbedeutende Meinung?!) Fakt war, dass ich nun auch ein Bild zu meinen Informationen im Kopf hatte. Und Fakt war auch, dass ich eben durch dieses Bild so langsam auch verstand, wieso die Fakten waren wie sie waren: Ich würde diesen Kerl auch im Leben nicht zum Mann nehmen. Er war alt, man konnte nicht mit ihm reden und er hatte auch keine guten Karriereaussichten mehr. Ich musste schmunzeln. Denn irgendwie erinnerte mich genau diese Aufzählung an einen anderen Bekannten: Marcus Decimus Aquila! - Nur war mein decimischer Adler natürlich nicht alt sondern jung. Und er stand natürlich auch nicht schon am Ende sondern noch am Anfang seiner Karriere (auch wenn Anfang und Ende der Karriere bei diesem Iulius wahrscheinlich sehr nah beieinander lagen). Ja, und Marcus Aquila hatte zu guter Letzt auch ordentlich Feuer, konnte Kritik einstecken und auch austeilen, war schlagfertig und kurzum: Er war eine klasse Partie, wenn man sich angeregt unterhalten wollte.... und nicht nur dann. Alles in allem war mein decimischer Adler das krasse Gegenteil von diesem kurzsichtigen Iulius Proximus. - Und darauf hob ich meinen Becher Wein!

  • Lucius lag abends nach einem nur kleinen Essen mit Phocylides beim Latrunculorum. Ein Spiel eher aus Langeweile denn eines scharf gespielten Strategie Ensemble. Denn sie zogen beide recht gemütlich um einander. Beiden fehlte heut der wesentlich Wille zum Sieg. Lucius war aber durchaus nicht unzufrieden mit dem Verlauf. Nicht weil er gewann sonder um mal wieder entspannt mit Phocylides zu sprechen. Dem Mann dem im Haus bis auf wenige Ausnahmen das meiste vertrauen galt. Denn wie ein Sklave wurde Phocylides hier längst nicht behandelt von keinem.
    Als Fausta sich zu ihnen ins Triclinium begab schaute er auf. Lucius kannte die Frau seines Cousin noch nicht so gut nur eher oberflächlich.


    Von Phocylides hatte er aber schon so manches erfahren den dem Maiordomus entging als Hausvorsteher nichts was im Haus vorging. So wusste dieser zwar das sich die Sergia im Haus als Hausherrin gab auch wenn sie es bei weitem nicht war. Aber er hatte es dem Hausherren gegenüber nicht erwähnt. Wohl auch um des Friedens willen. Denn hätte dieser gewusst wie Fausta mit Proximus umgegangen war wäre dieser seiner neuen Anverwandten wohl nicht so freundlich gegen über eingestellt.


    Doch Lucius wusste von nichts dergleichen. So lächelte er Fausta freundlich an. „Fausta wie schön Dich zu sehen ich küsse deine Füße. Komm leg dich zu uns.“ Begrüßte er sie überschwänglich.

  • Ich hatte gerade einen späten Gast aus meinem Officium verabschiedet. Mühsam hatte ich ihm in einem ellenlangen Gespräch einen kleinen Gefallen abgerungen. (Manche Leute hatten echt so viel Angst davor Entscheidungen zu treffen und zu handeln, dass sie ohne einen kräftigen Tritt in den Hintern und eine ordentliche Motivationshilfe wahrscheinlich in zehn Jahren noch über ein und dasselbe Problem haderten!) Als ich also das Triclinium betrat, hatte ich nicht nur Hunger, sondern war nervlich auch ein bisschen gereizt. Und dann sah ich diesen Senator Iulius da auf einer der Klinen liegen, wie er mit einem Sklaven irgendetwas spielte, bevor er mich - wir kannten uns ja praktisch kaum persönlich - so, als wäre es völlig normal, mit "Fausta" begrüßte! In meinen Augen flammte bereits das Feuer auf, an ihm meine Laune auszulassen.. da irritierte er mich im Nachsatz auf einmal völlig damit, dass er mir die Füße küssen würde und bot mir (als Frau!) an, mich zu den beiden zu legen. Ich war erstmal durcheinander.


    Und auf einmal war der Ärger dann erstmal wieder weg. Naja. "Hallo, Iulius.", blieb ich trotzdem zurückhaltend und lächelte schmal. Dann setzte ich mich auf eine der freien Klinen und schlug die Beine übereinander. (Ein Sklave lag hier mit einem römischen Senator zusammen an ein und demselben Tisch. Ich musste träumen.. und verrückt sein, dass ich dazu nicht gleich etwas sagte!) "Was hat die Küche heute vorbereitet?", erkundigte ich mich dann unschuldig, warf diesem Unfreien kurz einen abfälligen Seitenblick zu, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder ganz auf den Iulier richtete. Wie der nur so ein Verhalten dulden konnte, war mir ein Rätsel. Denn welchen Sinn hatte das Leben in einer Standesgesellschaft, wenn sich am Ende keiner dafür interessierte, wie man sich auf seiner Stufe der Gesellschaftspyramide richtig zu verhalten hatte? Wilde Grenzbarbaren aus Germanien wurden Konsuln und arbeiteten daran, alle Sitten und Traditionen Roms für die eigene Macht und das eigene Prestige (und den Niedergang Roms) über Bord zu werfen. Der Senat alterte zusehens und wurde offenbar allmählich blind, dass er sowas nicht schon viel früher bemerkte und dem einen Riegel vorschob. (Das betraf natürlich nicht alle Senatoren, aber mittlerweile offenbar mindestens eine 60%-Maiorität.) Und jetzt verschwammen also auch noch so langsam die Standesunterschiede zwischen den Senatoren Roms und den einfachsten unfreien Sklaven. - Ja, ich musste wirklich träumen.

  • Lucius kannte die Frau seines Cousin nur flüchtig aber in seinem eigenen Haus nahm er sich das Recht heraus die Leute an zu sprechen wie er wollte. Darum störte er sich schon etwas daran das sie ihn nur formal mit Iulius angesprochen hatte als sei er ein Fremder auf der Straße. Das war ihm zu förmlich, dafür dass Sie unter seinem Dach wohnte. „Aber aber nicht so förmlich.“ Sagte er ruhig und lächelte bescheiden.


    Das er mit Phocylides hier lag war für ihn schon lange nichts Ungewöhnliches mehr. Grade nach dem Tod seiner Frau war er ihm eine der größten Stützen geworden. Der Mann trug eine Leinentunika aus bestem Stoff, mit verziertem Saum und eine dicke Goldkette. Auch wenn auf dem Anhänger stand, dass er Eigentum des Iulischen Senators war.
    Die jedem seinen Stand bei seinen Herren anzeigten. Auch wenn er ein Unfreier war. Es war durchaus in Rom nichts Ungewöhnliches das Sklaven so hoch in der Gunst ihres Herren aufstiegen. Genau so wie die Ornatrix oft die besondere Gunst ihrer Domina besaß.


    Bei der Frage nach dem Essen sah aber auch Lucius zu Phocylides. Er selbst hatte nur einen kleinen Imbiss genommen. „Kümmere dich bitte darum.“ Sagte er und der Maiordomus verstand den Wink und zog sich diskrete zurück. „Spielst Du.“ Fragte er und wies auf das Spielbrett mit den weißen und schwarzen Steinen.

  • Nicht so förmlich, ja? "Oh, bitte entschuldige, Iulius Centho.", wurde ich nur minimal persönlicher. Denn ein schlichtes "Centho" (so wie er mich einfach "Fausta" genannt hatte) war mir noch immer viel zu vertraulich für jemanden, den ich kaum kannte - egal, ob wir nun im selben Haus wohnten oder nicht. "Ich bin es wohl einfach in meiner guten Erziehung gewohnt, dass man sich den Gebrauch des einfachen Cognomen gegenseitig anbietet, sobald man sich etwas besser kennt. Und es muss mir wohl irgendwie entfallen sein, dir dieses Angebot bereits gemacht zu haben.", lächelte ich bittersüß bei diesem Seitenhieb. Denn dass er sich ungefragt einfach so das Recht herausnahm, mich so vertraut beim Cognomen zu nennen, das fand ich schon ziemlich dreist und frech und ungehobelt. In meinen Augen nämlich spiegelte sich in der gegenseitigen Anrede ja nicht wieder, ob man nun unter einem Dach wohnte oder nicht; es spiegelte sich wieder, in welchem Verhältnis man zueinander stand. Die wenigsten meiner Sklaven durften mich zum Beispiel Fausta nennen, obwohl sie mit mir unter einem Dach lebten. Warum? Weil es meine Entscheidung war, zu wem ich ein engeres Verhältnis haben wollte (und wem ich also meinen Cognomen vielleicht anbot) und zu wem nicht. Ich sprach ihn ja auch nicht einfach übervertraulich mit "Lucius" an, nur weil mir vielleicht mal danach war.


    Aber wenigstens verschwand der Sklave anschließend vom Tisch. Denn ich hatte ja kein Problem damit, wenn man sich einen Unfreien als Spielpartner wählte, wenn man keinen anderen fand. Womit ich aber ein Problem hatte, das war, wenn ein Sklave hier im Triclinium wie ein Gleicher unter Gleichen zusammen mit freien römischen Bürgern am Tisch lag! Denn er war nicht gleich. Und er würde auch nie gleich sein, selbst wenn man ihn vielleicht irgendwann freiließ. Und ganz egal, ob man mir das als Standesdünkel auslegte oder nicht (ich selbst nannte das übrigens einfach nur Standesbewusstsein), es war mir wichtig, dass niemand meinen Status einfach angriff (auch wenn das natürlich ein lächerlicher Angriff war), indem er einfach (und vor allem unberechtigt!) so tat, als hätte er den gleichen Status.
    Doch jetzt war er ja weg. "Was spielst du? Polis?" Ich hatte solange in Alexandria gelebt, dass ich mich noch immer nicht an den römischen Namen dieses Spiels gewöhnt hatte. Ich warf einen genaueren Blick auf das Brett und zählte in Gedanken die Ausmaße des Spielfelds. Dann schaute ich zurück zum Iulier und wartete darauf, dass er meine Frage bejahte und mir anschließend die Wahl ließ, ob ich lieber mit den weißen oder den schwasrzen Steinen spielen wollte. (Und wäre er ein Gentleman, dann verzichtete er auch auf das Losen am Anfang und überließ einfach mir als Dame den ersten Zug.)

  • Die noch immer sehr steife Anrede war ihm zwar immer noch nicht locker genug aber er wollte es nicht übertreiben. Er kannte sie ja wirklich noch nicht sonderlich gut. Sie aber Sergia zu nennen würde ihm nicht in den Sinn kommen. Er war Senator und ihm gehörte dieses Haus. Da würde es wohl zu weit gehen wenn er die Frau seines Cousin anredet wie eine flüchtige Bekannte und nicht wie ein Familienmitglied. „Eine gute Erziehung ist nie verkehrt grade wenn man bedenkt welchen Rang Du bekleidest. Obendrein bin ich das von Frauen aus dem Hause Sergia gewohnt.
    Wie geht es im Übrigen deiner Cousine Sergia Severa? Ich kannte sie einst gut.“
    Das war eine Untertreibung denn er hatte einst bei dieser zur Miete gewohnt. Bevor ihm die Erbschaft über dieses Haus zu gekommen war. Er konnte sich noch gut erinner das Severa sehr streng den Hausbesuch kontrolliert hatte zumal auch Calli dort wohnte. Die Floskel, dass sie ihm nicht den Cognomen angeboten hatte überging er geflissentlich. Wohl in der Annahme, dass dies nur obligatorisch war da sie zur Familie gehörte.
    Bei der Frage nach dem Spiel sah er nun wieder zu ihr. „Latrunculus. Ganz Recht.“ Dass auch sie in Alexandria gelebt hatte wusste er allerdings nicht. Sonst hätte er sie gleich mit einem Gemisch aus Koiné und Ägyptische begrüßt. Den er hatte seine Jungende dort verbracht.

  • Und auch weiter gab es also keine Entschuldigung für sein Verhalten - weder dafür, dass er mich ungefragt einfach beim Cognomen nannte, noch dafür, dass er sich lieber darüber beschwerte, dass ich eben nicht so dreist ihn einfach beim Cog- oder womöglich noch Praenomen ansprach. (Der schien das offenbar nichtmal einzusehen, dass die Art und Weise seines Verhaltens alles andere als nobel und senatorisch gehoben war! Sein Ziel, dass wir uns als Vetter meines Mannes und Ehefrau seines Vetters beim Cognomen nannten, mochte ja ganz grundsätzlich in Ordnung sein - der Weg dahin, mich also einfach so "Fausta" zu nennen, war es ganz klar nicht!)
    Statt einer Entschuldigung folgte dann erstmal ein Kommentar seinerseits darüber, wie wichtig eine gute Erziehung doch sei, gerade für mich. (Ich fragte mich: Wollte der mich gerade absichtlich auf die Palme bringen?) "Wenn du erlaubst: Das würde ich jetzt aber gerne mal genauer wissen wollen. Was willst du mir damit sagen, dass gerade bei mir eine gute Erziehung nicht verkehrt ist?", erkundigte ich mich mit gereiztem Unterton. "Dir ist bewusst, dass ich einer Familie angehöre, deren Geschichte sich bis zu Aeneas zurückverfolgen lässt" im Gegensatz zu jener der Iulii Caepiones "die über Jahrhunderte dem Patrizierstand angehörte" im Gegensatz zu den Iulii Caepiones, die meines Wissens nach ja erst kurz vor Ende der Republik überhaupt erst das Bürgerrecht erlangt hatten und von jedem Adel damit weit entfernt waren "und dass es daher eine Selbstverständlichkeit und eine lange Tradition ist, dass die Mitglieder meiner Familie eine ihnen angemessene Bildung und Erziehung erhalten" Die Unterschiede, die es hier zwischen den verschiedenen Zweigen der Sergii Furores noch gab, ließ ich hier mal unter den Tisch fallen. Erstens wollte ich den Iulius nämlich nicht überfordern und die ganze Chose noch komplizierter machen, als sie eigentlich war. Und zweitens ging es ihn ja eigentlich auch nichts an, was es innerhalb meiner Verwandschaft für Probleme gab. "das is dir bewusst, oder?" Das sollte ihm eigentlich bewusst sein. (Andererseits sollte ein Senator ja auch selbst gut erzogen sein.. und sollte eigentlich wissen, wie man nicht schon beim Thema "Anrede" mit Anlauf zielsicher ins Fettnäpfchen sprang. Sollte.)


    Ich guckte den Iulius einen Moment stumm an, bevor sich meine Gesichtszge wieder minimal aufhellten. "Severa gehts gut. Danke der Nachfrage.", beantwortete ich dann nur kurz und einsilbig seine Frage. Anschließend erhob ich mich von meinem Platz und setzte mich demonstrativ auf den frei gewordenen Platz neben dem Spielbrett. Wieder schlug ich die Beine elegant übereinander und schaute diesen Iulius erwartungsvoll und ein bisschen auch auffordernd an. Er wollte ja spielen. Vielleicht bot er mir ja jetzt, nach meinem Umsetzen, mal an, eine Farbe zu wählen und zu beginnen. Denn wenigstens die Farbwahl stand mir ja, allein schon weil ich eine Frau war, eigentlich zu. Sollte sie. Fand ich.

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