Die Bibliotheca
Bibliotheca
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Nach einigen Schritten durch die nicht allzu große Casa Iunia waren Serrana und Sedulus an ihrem Ziel angekommen, und die junge Iunia öffnete die Tür zur Bibliothek, um ihren Gast zuerst eintreten zu lassen.
Danach schlüpfte auch sie hinter ihm in den Raum und schloss die Tür.Da sie ja ein wenig mit seinem Kommen gerechnet hatte, hatte Serrana in den vergangenen Tagen einige Stunden ihrer wegen der Priesterinnen-Ausbildung recht knapp bemessenen Freizeit dafür verwendet, den kleinen Raum ein wenig auf Vordermann zu bringen. Sie hatte mit Hilfe einer Sklavin alle Regale abgestaubt, die zum Teil durcheinander geratenen Schriftrollen nach Autoren und Themen neu sortiert und ordentlich gestapelt und ein paar neue Lampen aufgestellt, um alles ein wenig wohnlicher zu machen.
Serrana stellte sich in die Mitte des Raumes, von wo aus man einen guten Blick auf alle Regale hatte und zeigte dann in die einzelnen Richtungen, während sie ein wenig aufgeregt mit ihren Erklärungen begann."Also dort in der rechten Ecke sind die juristischen Schriften, daneben gibt es einige Abhandlungen über das Militär und darüber kannst du einige berühmte Rhetoriker finden." Sie überlegte einen kleinen Moment lang und drehte sich dann halb zur anderen Seite hinüber.
"Dann hätten wir auf der linken Seite einige Theaterstücke und ein paar andere literarische Werke. Und hier...." an dieser Stelle ging ein kleines Leuchten über Serranas Gesicht, "...neben den religiösen Abhandlungen befinden sich die Historiker. Die haben von mir jetzt den schönsten Platz im Regal bekommen."
Die junge Iunia hatte sich inzwischen, wie immer wenn es um ihre geliebten Schriftrollen ging, ein in Fahrt geredet und sah mit vor Aufregung leicht erhitzten Wangen und leuchtenden Augen zwischen Sedulus und den sie umgebenden Regalen hin und her. Jetzt wo sie beide sich hier in dem kleinen Raum aufhielten, wurde ihr erst richtig bewusst, um wievieles größer doch die Bibliotheca in der Casa Germanica gewesen war. Hoffentlich hielt Sedulus sie nicht für albern, weil sie ihn trotzdem hierher geführt hatte, obwohl er hier kaum etwas zu sehen bekommen würde, was er nicht bereits nicht längst und in wesentlich beeindruckender Ausführung gesehen hatte.
"Ich weiß, diese Bibliotheca ist nur sehr klein, " sagte sie daher und schaute ihn ein wenig zerknirscht und unsicher an, "aber ich finde sie trotzdem wunderschön und bin wirklich sehr gern hier. "
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Sedulus war Serrana wortlos in die Bibliothek gefolt. Sie war in einem Teil des Hauses welches er noch nicht kannte.
Neugierig betrat er dann vor ihr das Zimmer und sah sich erst einmal um. Eines mußte man ihr lassen, die hatte den Raum auf Vordermann gebracht was Sedulus` Zuspruch frand.
Als sie dann mit ihrer Erklärung begann folgte Sedulus ihren Handbewegungen. Abhandlungen über das römische Militärwesen, das hatte doch schon mal was. Mit Iuristen und Rhetorikern konnte er sich noch nie so recht anfreunden, der Stoff war für ihn definitiv zu trocken. Als sie dann zu den Historikern kam, wurde es dann auch für Sedulus wieder interessanter und sein Blick blieb allerdings nicht auf den Schriften sonder auf Serranas Gesicht hängen von dem so etwas wie ein Strahlen ausging als sie die historischen Schriften erwähnte. Sedi lächelte.
Am liebsten hätte er sie an sich herangezogen und sie geküßt. Allerdings war dies noch viel zu früh zumal es sich auch nicht schickte, auch noch in ihrem Haus.Der Raum an sich ist nicht wichtig. Es zählt doch letztenendes nur das was an Wert in ihm lagert. Aber ich glaube das habe ich schon in der Casa Germanica erwähnt. Und ich finde eure Bibliothek recht gemütlich. Man muß nicht viel suchen und man hat auch alles gleich griffbereit. Vorallem aber ist sie ordentlich.
Was für einen solchen Raum von imenser Wichtigkeit war.
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Durch das Erklären der einzelnen Wissensbereiche war Serrana ganz gut von ihrer Nervosität abgelenkt worden, zumal sie sich auf diesem Gebiet auch wesentlich sicherer fühlte, als beim sonstigen gesellschaftlichen Smalltalk.
Darüber hinaus war Sedulus ein aufmerksamer und scheinbar auch interessierter Zuhörer, denn sein Blick folgte automatisch ihren Fingerzeigen. Serrana atmete innerlich erleichtert auf, sie hatte nämlich bereits befürchtet, ihn furchtbar zu langweilen.
Als sie dann schließlich über ihr Lieblingsthema, die Historiker, sprach, fiel der jungen Iunia auf, dass er diesmal nicht die Schriftrollen sondern stattdessen ihr Gesicht betrachtete und dabei lächelte.Serrana war ein wenig irritiert, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass irgend etwas in diesem Raum interessanter sein konnte als die Werke in ihrem Lieblingsregal. Aber dann erwiderte sie sein Lächeln schließlich, auch wenn das ihre noch ein bisschen unsicher und schüchtern ausfiel.
Für einen winzigen Moment wünschte sie sich, er würde wieder auf sie zu kommen und ihre Hand nehmen wie damals in der Bibliotheca der Casa Germanica. Aber warum sollte er das auch tun, so albern wie sie sich seinerzeit angestellt hatte?Sedulus' Lob freute sie ganz ausserordentlich. Natürlich konnte es diese Bibliotheca, falls man den winzigen Raum überhaupt so nennen konnte, nicht ansatzweise mit den Räumlichkeiten der größeren Häuser aufnehmen, aber Serrana hatte doch eine ganze Menge Energie und Herzblut hineingesteckt, um sie möglichst repräsentabel herzurichten.
"Ja, so sehe ich das auch." sagte sie mit einer gewissen Erleichterung in der Stimme."Und vielleicht kommen ja mit der Zeit noch einige Schriften hinzu, dann könnte man auch in einen größeren Raum umziehen. Falls du magst, kannst du dir die Sachen natürlich gern aus der Nähe ansehen." fügte sie dann mit einer gewissen Verlegenheit hinzu, und wippte ein wenig unruhig und ohne es wirklich zu merken auf den Fußspitzen auf und ab. Vermutlich hatte diese Bibliotheca rein nichts zu bieten, was es nicht auch in der Casa Germanica gab, aber schließlich wollte Serrana ja so gastfreundlich wie möglich sein.
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Sedulus war weniger wegen der Schriftrollen und der Bibliothek gekommen sondern um Serrana wieder zu sehen. Das sie sich für diverse Schriften interessierte kam ihm von daher nur zu gute. Es erleichterte ihr Wiedersehen und er hatte auch einen Vorwand der auch recht schlüssig war. Gut, man konnte dann auch sagen die Schriftrollen hätten von Sklaven überbracht werden können, aber dann würde Sedulus wohl antworten das er sie lieber selbst überbrachte da ihnen ja nichts zustoßen sollte. Wie dem auch sei, nun war er hier und Seranna auch was ja auch logisch war.
Genau. Oder man rückt die Regale ein klein wenig zusammen.
Meinte er und zuckte mit der Schulter.
Danke, ich glaube das ist gar nicht nötig. Ich schaue mir lieber etwas Schöneres an. Etwas was lebt und Wärme spenden kann. Und etwas was viel kostbarer ist als all das hier.
Sedulus deutete ohne hinzusehen auf die ganzen Schriften um Serrana und ihn herum dabei lächelte er sanft.
Dann trat er ein zwei Schritte auf sie zu und sah ihr in die Augen. -
Ja, das konnte klappen. Ein bisschen Hin- und Her-Rückkerei und dann würde man auch noch ein paar Schriften mehr unterbringen können. Serrana nickte zustimmend, aber dann sagte Sedulus etwas, dass sie kaum glauben konnte, und für einen Augenblick lang befürchtete sie, sich verhört zu haben.
Serrana schätzte ihren eigene Bedeutung nach wie vor nicht besonders hoch ein, und die Vorstellung, dass irgend jemand sie schön und kostbar fand war schon fast zu viel für sie. Vor allem, wenn es sich bei dieser Person auch noch um IHN handelte...
Als Sedulus dann lächelnd auf sie zukam, wie sie es sich noch vor wenigen Momenten gewünscht hatte, stellten ihre Füße wie von allein das Wippen ein und Serrana blieb wie angewurzelt stehen. Jetzt, wo er so nah bei ihr stand, musste sie den Kopf ein wenig in den Nacken legen um ihm weiterhin in die Augen sehen zu können, denn er war doch ein ganzes Stück größer als die junge Iunia.
"Meinst du das wirklich ernst?" fragte sie dann leise.
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Als Serrana ihn fragte ob er es denn ernst meinte, nahm er dann doch ihre Hände in die seinen und fuhr ihr mit seinen Daumen über ihre Handrücken und sah ihr dabei weiterhin in die Augen. Und ebenso leise wie sie antwortete er ihr.
Glaubst du denn ich hätte es sonst gesagt? Ich bin nicht der Typ von Mann der einfach etwas sagt nur das er es gesagt hat, weißt du?
Vielleicht war dies alles ja doch ein klein wenig zu früh. Überlegte sich Sedulus so für sich. Er wurde ein klein wenig nachdenklich.
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Da ihr Blick weiterhin nach oben auf seine Augen gerichtet war, spürte Serrana mehr als das sie es sah, wie er ganz langsam ihre beiden Hände ergriff. Diesmal kam es nicht ganz so überraschend wie damals bei den Fontinalia, aber trotzdem beschleunigte sich auch diesmal ihr Herzschlag ein bisschen. Was hatte das nur immer zu bedeuten? Und auch das leichte Kribbeln, das die Bewegung seiner Finger in ihren Händen und Armen auslöste, kannte Serrana bislang noch nicht, dabei fühlte es sich durchaus angenehm an.
Was sollte sie denn jetzt nur anworten, ohne dass es sich albern anhörte oder er sie vielleicht falsch verstand?
"Nein, ich glaube dir schon." sagte sie ein wenig zögerlich und stellte überrascht fest, dass es tatsächlich so war. "Und ähm...., ich schaue dich auch gern an." fügte sie dann schnell hinzu und senkte dann aus Verlegenheit doch ein wenig den Blick. Warum konnte sie nicht nur ein wenig redegewandter sein....
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Sedulus hatte ja gehofft das sie ihre Hände nicht wegziehen würde, und als Serrana es dann auch nicht tat, freute es ihn um so mehr. Allerdings würde er es vermeiden sie zu küssen. Nicht hier und nicht jetzt. Sie war ja noch so jung und er schon um einige Ecken älter. Vielleicht machte es diese Tatsache Sedulus auch nicht gerade einfacher.
Als Serrana ihm dann offenbahrte das sie ihn auch gerne ansah, lächelte er sanft.Das freut mich durchaus zu hören Serrana.
Sedulus Herz mochte fast genauso pochen wie das von Serrana und er kämpfte gegen das Verlangen an sie küssen zu wollen was ihm doch recht schwer fiel. Er mußte sich irgendwie ablenken sonst würde es um ihn geschehen. Da fielen ihm wieder die Bücher ein. Ein Wunder, schließlich waren sie ja in der Bibliothek.
Ähm, hast du auch Werke von Iulius Caesar hier?
Versuchte sich Sedi selbst abzulenken.
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Was war das doch für ein wunderschöner Moment... Serrana genoss jede einzelne Sekunde und wünschte sich auf einmal, sie könnten stundenlang hier zusammen stehenbleiben.
Ob er es wohl albern fand, was sie gerade gesagt hatte? Aber so unzufrieden sah er den Göttern sei Dank nicht aus...Serrana sah Sedulus gerade wieder gedankenversunken in die Augen, als seine nächste Frage sie ein wenig aus ihren rosigen Träumen riss. Was wollte er jetzt? Eine Schrift von Caesar? Natürlich lagerten einige von dessen Schriften in Serranas Lieblingsregal, aber wenn sie ihm die zeigte, würde er ja ihre Hände loslassen, und das wollte sie nun auf gar keinen Fall. Und so griff sie kurzerhand zu einer kleinen Notlüge und schaffte es sogar nicht rot dabei zu werden.
"Ähm nein, tut mir leid. Wir haben nur eine Schriftrolle von ihm hier, aber die hab ich verliehen, an äh....eine gute Freundin."
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Tja, der Plan von wegen der Ablenkung ging wohl ein klein wenig in die Toga. Sedulus empfand dies jetzt als nicht schlimm aber ein wenig unangenehm war es ihm schon irgendwie so Hand in Hand mit Serrana dazustehen. Wenn jetzt Axillia doch noch auf die Idee kam hier vorbeizuschauen oder einer der Sklaven? Er wußte ja wie geschwätzig Sklaven so im allgemeinen waren. Bald wußte es dann ganz Rom und wohl auch die olle Laevina. Spätestens dann würde es in der Casa Germanica schwer rund gehen.
Das ist aber schade. Aber gut macht ja auch nichts. Hat dir eigentlich schon Jemand gesagt, das du wunderschöne Augen hast Serrana?
Von Null auf Hundert in einer Sekunde oder man konnte auch sagen von einem Extrem zum Anderen.
Wie dem auch sei, Sedi war in Begriff eine große "Dummheit" zu tun... -
Für Serrana bestand die Welt in diesem Moment nur noch aus der kleinen Bibliothek und den beiden Menschen darin. Alles was sich ausserhalb dieses Raums abspielte, hatte sie völlig ausgeblendet und es interessierte sie auch nicht weiter. Was sie im Moment fühlte war zwar ungewohnt, aber gleichzeitig auch aufregend und wunderschön.
Komischerweise hatte sie nicht mal ein schlechtes Gewissen wegen ihrer kleinen Lüge, trotzdem atmete Serrana erleichtert auf, als Sedulus wegen der Schriftrollen nicht weiter nachhakte. Für einen kleinen Moment hatte sie nämlich doch befürchtet, er würde sich lieber mit Caesar beschäftigen als mit ihr.
Bei seiner nächsten Frage zerstreuten sich diese Befürchtungen jedoch in Windeseile. Er fand ihre Augen schön... Diesmal zweifelte Serrana nicht an seinen Worten, sie konnte in seinen eigenen Augen sehen, dass es die Wahrheit war. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sich die sonst eher unsichere Iunia wirklich wichtig und schön und sie begann über das ganze Gesicht zu strahlen.
"Vielen Dank" sagte sie dann glücklich und ihre Wangen verfärbten sich zur Abwechslung mal nicht in dem üblichen verlegenen Dunkelrot, sondern in einem zarten Rosa.
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Sedulus war sich immer noch sicher Serrana küssen zu wollen. Doch wie würde sie darauf reagieren? Er wollte sie ja auch nicht verschrecken oder gegen sich aufbringen. Das andere Problem war ja, sie kannten sich auch noch nicht so lange. Sie hatten sich zwar hier bei den Ludi schon gesehen aber nicht wirklich viel miteinander gesprochen. Bei den Fontis sah das dann schon ein klein wenig anderst aus aber kennen taten sie sich dennoch kaum.
So meinte Sedulus dann.Erzähl mir etwas über dich Serrana. Etwas was ich von deiner Großmutter, Calvena oder dir noch nicht weiß. Und du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich sage nur die Wahrheit.
Dabei lächelte Sedi wieder.
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Wenn man bedachte, wie verschreckt Serrana sich normalerweise immer in der Anwesenheit von Männern benahm, war es schon erstaunlich wie wohl sie sich in Sedulus' Nähe fühlte. Am liebsten würde sie ihm noch ein kleines bisschen näher kommen, aber wie nur? Serrana fehlte auf diesem Gebiet bislang jegliche Erfahrung, und sie hatte viel zu viel Angst, etwas falsches zu sagen oder zu tun, was die schöne Stimmung zwischen ihnen vielleicht zerstören könnte.Vielleicht hätte sie statt all der historischen Werke doch mal ab und zu ein paar Liebesgedichte lesen sollen, dann stünde sie jetzt vermutlich nicht ganz so hilflos da...
Fast war sie Sedulus für seine ablenkende Frage dankbar, aber was sollte sie ihm nur erzählen, was ihn nicht furchtbar langweilen würde?"Nun, ich bin unendlich froh, dass ich jetzt in Rom bin." fing sie noch etwas zögerlich an zu erzählen. "Meine Großeltern haben sich wirklich gut um mich gekümmert, aber hier in dieser Stadt ist alles so viel größer und schöner, und irgendwie hab ich das Gefühl, dass Fortuna hier viel mehr für mich bereit hält als daheim in der Campania. Wäre ich dort geblieben, dann könnte ich jetzt nicht Priesterin werden und ich hätte auch meine Familie und meine Freundinnen nicht kennengelernt" (und dich auch nicht) aber diese letzte Bemerkung bekam sie dann doch nicht über die Lippen.
"Ich weiß, für einen Senator hört sich das vermutlich albern an, aber ich bin wirklich stolz auf das, was ich bislang hier erreicht habe. Vermutlich ist es noch nicht sehr viel, aber ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin, und das macht mich sehr froh. Und selbst wenn meine Großmutter mir das niemals vergeben wird, dann hat es sich trotzdem mehr als gelohnt ihr einmal nicht gehorcht zu haben."
Serrana machte eine Pause und sah Sedulus abwartend an. Ob er so etwas überhaupt hatte hören wollen? Oder hatte er doch eher auf etwas geistreiches gewartet? Was, wenn ihr nun nichts einfiel?
Sie überlegte noch einen kurzen Augenblick und entschied sich dann für einen kleinen Vorstoß.
"Wenn du noch irgendetwas über mich wissen willst, dann erzähle ich es dir sehr gern, aber dann musst du mir auch etwas von dir erzählen." sagte sie und sah ihn mit einem verschmitzten Lächeln an. Es gab so viele Dinge, die sie gern über ihn gewusst hätte. Bei manchen davon könnte Calvena ihr vermutlich sogar weiterhelfen, aber die konnte Serrana ja nun wirklich nicht fragen...
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Sedulus zog ein klein wenig seine Stirn in Falten.
Hmm, warum hättest du denn dort keine Priesterin werden können? In den größeren Städten dort gibt es doch sicherlich auch Tempel und Priester die es dir hätten lernen können. Gut, Rom mag für eine Ausbildung sicherlich von Vorteil sein, aber doch bestimmt nicht zwingend notwendig das man es hier erlernt.
Meinte er ein klein wenig nachdenklich aber trotzdem froh das Serrana hier in Rom und nicht irgendwo in einem Nest in der Campania war.
Das bin ich auch. Sonst wären wir uns nie begegnet und hätten uns nicht kennen lernen können.
Lächelte er. Und er merkte schon wieder wie er den Drang verspürte Serrana küssen zu wollen.
Nein, ganz und gar nicht. Ich höre dir gerne zu. Erzähl ruhig weiter.
Machte Sedi Serrana Mut.
Sicher will, was glaubst du denn?
Grinste er breit.
Hmm, was möchtest du denn von mir erfahren?
Nun war Sedulus gespannt was Serrana wissen wollte.
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Die Antwort auf seine Frage war Serrana zwar ziemlich peinlich, aber da Sedulus danach gefragt hatte, wollte sie ihm auch eine ehrliche Antwort geben.
"Nun, an der Größe der Stadt lag das nicht. In Nola und in der Nähe gibt es genug Tempel, aber meine Großmutter hat es mir nicht erlaubt. Eigentlich sollte ich ja in diesem Sommer heiraten, und dieser....Mann wollte nur eine Frau, die sich um sein Landgut kümmert und Kinder bekommt und keine Priesterin."erklärte sie ein wenig verlegen.
Bei seinem nächsten Satz ging wieder ein Lächeln über Serranas Gesicht und sie rückte, ohne es wirklich zu merken, ein kleines bisschen näher an Sedulus heran.
"Darüber bin ich auch sehr froh."
Wie schön, dass es ihn wirklich interessierte, was sie zu erzählen hatte, eigentlich war Serrana immer davon ausgegangen, dass ihr Leben vollkommen uninteressant für andere sein musste.
"Naja, jetzt hoffe ich erstmal, dass ich die Prüfung zur Priesterin bestehe. Ich hab ein bisschen Angst vor der Opferung, weil ich da selbst das Opfertier töten muss. Aber irgendwie werde ich das sicherlich hinbekommen." machte sie sich selbst ein wenig Mut.
"Und dann schaue ich einfach mal, wie weit ich es im Cultus Deorum schaffen werde...."Dass Sedulus ihr tatsächlich etwas über sich erzählen wollte, freute Serrana natürlich sehr, aber da sie im Grunde so viele Fragen hatte, wusste sie gar nicht so genau, womit sie anfangen sollte.
Fieberhaft überlegte sie einen Moment lang, dann hatte sie eine Idee."Was möchtest du denn noch erreichen? Du bist doch immerhin schon Senator, viel weiter rauf kann es doch gar nicht gehen..."
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Ja ich hörte schon von dieser Hochzeit. Deine Großmutter hat davon erzählt als ich sie wegen dir ansprach.
Dabei lächelte Sedulus um das sich Serrana jetzt nur keine Sorgen machte.
Aber das sie dir untersagte Priesterin zu werden, das wundert mich jetzt doch ein klein wenig.
Als dann Serrana ein Stück auf ihn zukam, tat Sedulus aus reinem Reflex und Selbsterhaltung einige Schritte rückwärts bis er gegen einen Tisch stieß. Tja, ab hier ging es dann "leider" nicht mehr weiter zurück.
Hmm, und was ist wenn du sie nicht bestehen würdest? Was wäre dann?
Fragte Sedulus neugierig nach.
Könntest du diese Prüfung wiederholen oder wäre es dann?
Er konnte die Angst von wegen des Opfers halbwegs nachvollziehen. Er selbst hätte auf so etwas auch keine große Lust.
Als sie dann fragte wie hoch er noch hinaus wolle verzog Sedi ein wenig den Mund.Das ist eine gute Frage. Als nächstes werde ich wohl als Aedil kandidieren. Ob ich gewählt werde, das steht allerdings wo anderst.
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"Du hast Großmutter meinetwegen angesprochen? Was hat sie denn gesagt?" fragte Serrana beunruhigt. Laevina hatte in den letzten Monaten kein gutes Wort für sie übrig gehabt, vermutlich hatte sie auch ihrer Familie nur das Schlimmste über sie erzählt...
"Sie ist nicht besonders fromm, weißt du?" versuchte sie Sedulus' nächste Frage zu beantworten. "Für sie ist nur wichtig, dass eine Frau eine gute Partie macht und mit Geld und Land gut versorgt ist. Die Götter sind ihr vollkommen gleichgültig, deshalb sieht sie auch nicht ein, warum dafür Zeit und Mühen opfern sollte..."
Serrana war sich selbst gar nicht bewusst gewesen, dass sie sich auf Sedulus zubewegt hatte, daher war sie ein wenig irritiert, als er plötzlich, ohne ihre Hände loszulassen, ein Stück zurückwich. Allerdings blieb ihr wenig Zeit darüber nachzudenken, denn ein dumpfes Rumpeln machte deutlich, dass er dabei gegen den Tisch gestoßen war.
"Oh, hast du dir wehgetan?" erkundigte sie sich besorgt. Die junge Iunia hatte zwar noch nie davon gehört, dass sich jemand in einer Bibliotheca verletzt hatte, aber man wusste ja schließlich nie...
Die Frage nach ihrer Abschlussprüfung brachte sie dann wieder auf andere Gedanken und Serrana runzelte nachdenklich die Stirn.
"Ich glaube schon, dass ich sie wiederholen könnte, aber ehrlich gesagt möchte ich die Prüfung lieber beim ersten Mal schaffen. Sonst hätte ich immer das Gefühl, dass es die falsche Entscheidung gewesen ist Priesterin zu werden, und das kann ich mir einfach nicht vorstellen."
"Warum solltest du denn nicht gewählt werden? "Serrana war ein wenig erstaunt, allerdings war ihr auch nicht klar, dass sie im Moment alles andere als objektiv war. "Ich würde dich ganz sicher wählen." Und wieder ging ein Lächeln über ihr Gesicht.
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Du hast dir deine Frage soeben selbst beantwortet. Sie sprach von deinem fast Ehemann und wie gut sie es doch mit dir gemeint hat.
Mehr mußte und wollte Sedulus auch gar nicht mehr über die Alte sagen, schließlich kannte Serrana diese besser als Sedulus.
Naja gut, das liegt wohl in den Genen. Ich habe es ja auch nicht wirklich so mit den Göttern.
Gestand Sedulus. Er fand es auch nicht weiter schlimm. Sollte doch jeder machen wie er meinte.
Ähm nein, habe ich zum Glück nicht.
Beruhigte er Serrana sogleich und sah sich nach dem Tisch um an den er gestoßen war.
Dann hoffe ich für dich das du es gleich beim ersten Anlauf schaffst. Denn es ist nichts schlimmer wenn man über etwas nachgrübelt ob es denn nun das Richte oder Falsche war.
Dann zuckte er mit den Schultern.
Ich weiß es nicht. Doch es gibt immer Neider oder Personen die einem nicht freudlich gesinnt sind. Dies ist eben in der Politik so.
Nun trat er auf Serrana zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelte.
Der ist dafür das du mich wählen würdest.
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Bei der Erwähnung ihres Beinahe-Verlobten schauderte es Serrana automatisch und sie spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Sie hatte Gnaeus Balbus ja immer schon abstoßend gefunden, aber jetzt, wo sie zum erstenmal spürte, wie gut man sich in der Nähe eines Mannes fühlen konnte, wurde die Erinnerung im nachhinein noch entsetzlicher.
"Wahrscheinlich glaubt Großmutter wirklich, dass sie nur mein bestes wollte. Aber ich hätte mit diesem Menschen niemals leben können, das hätte ich einfach nicht ertragen."
In Serrana war der Glaube an die Götter und vor allem die spezielle Hingabe an Minerva von klein auf so fest verankert, dass sie nicht wirklich nachvollziehen konnte, wie andere Menschen ohne einen solchen Glauben ein zufriedenes Leben führen konnten. Trotzdem machte sie Sedulus deswegen keine Vorwürfe. Glauben konnte man nicht erzwingen, entweder war er da oder eben nicht...
"Nun, die Götter werden dir das sicher nicht übelnehmen. " zwinkerte sie ihm zu. "Schließlich führst du ja kein lasterhaftes Leben." Bislang waren Serranas Kenntnisse über die Vielfalt der möglichen Laster noch ausgeprochen gering, aber sie spürte einfach instinktiv, dass Sedulus ein guter Mensch war.
Dann trat er plötzlich einen Schritt vor und küsste Serrana auf die Stirn, und sie spürte, wie bei der unerwarteten Berührung seiner Lippen ihre Kopfhaut zu prickeln begann. War das so, wenn man geküsst wurde? Und wenn schon ein Kuss auf die Stirn so schön war, wie fühlte sich dann erst einer auf den Mund an? Ob es wohl eine Möglichkeit gab, das herauszufinden?
Serrana überlegte wieder einen Augenblick, dann begann sie wieder zu lächeln und ein Funkeln trat in ihre Augen.
"Oh, das mache ich doch gern." sagte sie und sah verschmitzt zu ihm hoch. "Und wenn du dann Praetor oder Praefekt werden willst, dann trommle ich die ganze Straße zusammen, damit sie dich wählen gehen."
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