• Die beiden Abgesandten hörten genau zu. Jeder von ihnen hatte ein gutes Gedächtnis, sonst wären sie nicht in die Position gekommen eine solche Aufgabe zu übernehmen. Auch Gesichter konnten sie sich gut merken und beschreiben. Entsprechend war es ihnen nicht unmöglich, sich eine Vorstellung des Mannes zu machen, den sie suchen sollten.


    Galeo Curtius Collantinus wiederholten beide und nickten sich zu.

  • Ein Sklave brachte ein bronzenes Tablett mit zwei gläsernen Karaffen, einer mit Wein und einer mit Wasser, sowie drei Glasbechern, herein und stellte es auf einem Tisch ab. Dann brachte er jedem der Anwesenden einen Becher und goss Wein und Wasser ein. Ich hatte mich für einen sehr guten Rotwein entschieden.


    Ich hob meinen Becher ein wenig an.


    "Auf eine erfolgreiche Suche."

  • Beide Abgeordnete liessen sich grosszügig Wasser in den Wein mischen. Vorsicht war noch immer das Motto.


    Danke. Auf eine erfolgreiche Suche!


    Es tönte wie ein doppeltes Echo.

  • Ich nahm einen Schluck. Kurz darauf kam ein weiterer Sklave mit einem Beutel herein. Er stellte diesen klimpernd auf den Tisch, der mir am nächsten stand.


    "Danke, du kannst dich entfernen."


    Der Sklave nickte kurz und ging, während der Sklave, der für die Bewirtung zuständig war, selbstverständlich blieb.


    Ich ging zu dem Tisch und stellte meinen Glasbecher ab. Den Beutel entleerte ich auf den Tisch, wobei sich etliche goldene Münzen ergossen. Konzentriert ordnete ich diese zu Stapeln zu je zehn Aurei. Ich hatte genau sechs Stapel vor mir und machte einen Schritt zurück, wobei ich auf den Tisch deutete.


    "Möchtet ihr zur Sicherheit noch einmal nachzählen? Auch wenn ich mich noch nie verzählt habe, bin ich doch auch nicht unfehlbar."


    Natürlich verzählte ich mich nicht, aber so konnte ich ihnen die Möglichkeit geben, selbst nachzuzählen, ohne dass es als Misstrauen erschien.

  • Die Männer hatten selbstverständlich bereits mitgezählt, als ihr Auftraggeber die Stapel à je 10 Aurei ordnete. Alle Stapel waren gleich hoch, was ein klares Zeichen war, dass sie dieselbe Anzahl Münzen enthielten.


    Das wird nicht notwendig sein. Wir haben gesehen, wie du die Stapel geordnet hast. Der Betrag, welcher hier auf dem Tisch liegt, ist korrekt.

  • Ich nickte und füllte die Münzen wieder in den Beutel zurück, den ich daraufhin den Männern reichte.


    "Dann wäre mein Teil des Geschäfts erledigt. Sobald ihr Informationen habt, solltet ihr diese unverzüglich mit mir teilen. Wenn ihr Galeo Curtius Collantinus gefunden habt, könnt ihr ihn jederzeit in dieses Haus bringen. Ich werde mich dann um die nötige Gastfreundschaft kümmern und meinen Mandanten informieren."


    Während ich noch einmal auf den Wein deutete, sprach ich.


    "Möchtet ihr noch Wein?"

  • Beide verneinten das Angebot des Auftraggebers. Sie kannten nun den Namen des Mannes, Aulus Iunius Tacitus, seinen Wohnort und hatten alle möglichen oder nötigen Angaben, um den Gesuchten, Galeo Curtius Collantinus, zu finden.


    Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um den Gesuchten zu finden.

  • Ich stand auf und reichte beiden die Hand.


    "Gut, dann wäre dieses Geschäft rechtsgültig."


    Dann geleitete ich sie zur Porta und verabschiedete mich, wobei ich ihnen Fortunas Segen bei der Suche wünschte.

  • Der Beutel mit dem immensen Vermögen verschwand in den Falten des Gewandes des einen Abgeordneten. Dann standen sie auf, reichten ihrem Auftraggeber die Hand und folgten diesem dann zur Porta. Dort verabschiedete man sich und begab sich, gut geschützt durch die jeweiligen Bruderschaften, zuerst zum geheimen Stützpunkt der esquilinischen Kreuzweg Bruderschaft.

  • Nachdem ich die Kreuzweg-Brüder verabschiedet hatte, zitierte ich Begoas zu mir.


    "Domine?" fragte er, als er die Bibliothek betrat.


    "Begoas, du wirst einen Brief zur Villa Aurelia bringen," sprach ich, während ich schrieb.


    "Ja, Domine."


    "Du weißt, wo die Villa Aurelia ist?"


    "Ja, Domine."


    "Gut."


    Ich schrieb den kurzen Brief zu Ende, faltete und siegelte und ihn und gab ihn Begoas.


    "Diesen Brief. Sofort."


    "Zur Villa Aurelia?"


    "Habe ich doch gesagt. Also los, der kommt nicht von selbst ans Ziel zur Villa Aurelia. Na los, Abmarsch!"


    Die erneute Erwähnung des Ziels war eine Vorsichtsmaßnahme von mir. Schließlich wollte ich auf Nummer sicher gehen, dass der Sklave mich verstanden hatte. Er verließ die Bibliothek eilenden Schrittes, während ich mir eine Wachstafel nahm, um Notizen zu meinem nächsten Kommentar zu machen.

  • Es gab immer noch eine offene Frage, zu der ich mir noch keine Meinung gebildet hatte: War eine Analogie zum Trinoctium bei der Usucapio zulässig? Was sprach dafür, dass es eine Regelung ausschließlich für die Ehe war?


    Für eine Regelung nur für die Ehe:


    - Eine Ehefrau ist grundsätzlich geschäftsfähig

    - Sie kann ihren eigenen Willen artikulieren

    - Ist die Frau sui iuris, kann sie sich selbst manzipieren

    - Ohne Selbst-Mancipatio sollte keine Manus gegen ihren Willen eintreten

    - Trinoctium schützt vor Manus gegen den Willen der Frau

    - Wortlaut Tab VI L XII Tab


    Für eine allgemeine Regelung:


    - Ersitzender verwaltet Besitz wie Eigentum

    - Kurzfristiger Verleih sollte Eigentum nicht aufheben

    - Zerstörung der Rechtssicherheit


    Gegen allgemeine Regelung:


    - Ersitzender ist bereits privilegiert

    - Usucapio dient nicht vorrangig dem Erwerb von Eigentum

    - Erleichterung des Fristerfordernisses wären unverhältnismäßige Bevorzugung


    Ich sah mir meine niedergeschriebenen Gedanken eine Weile an. Ja, daraus ließ sich eine Meinung ableiten. Eine, die sachlich fundiert war und nicht einem inneren Gefühl folgte.


    So setzte ich mich an eine leere Schriftrolle und schrieb fast die ganz Nacht hindurch.

  • Es war nun schon eine Weile her, seit ich das Lararium verlassen hatte und mich in die Bibliothek zurückgezogen hatte. Ich war gut mit Posca und einem kleinen Imbiss versorgt worden, während ich die augusteischen Ehegesetze studierte. Ich würde mein Wissen hier noch vertiefen müssen. Noch einmal würde es mir die Gegenseite vor Gericht nicht so einfach machen.


    Da kam Begoas zu mir.


    "Domine, du hast Besuch?"


    Ich zog eine Augenbraue hoch, erwartete ich doch gar keinen Besuch.


    "Aha. Wenn es weder mein Patron noch irgend eine höhergestellte Person ist, kannst du den Besuch bitte hierher bringen."


    "Ja, Domine."


    Er verschwand wieder und nach ein paar Momenten kam mein Freund Quintus Betucius Firmus herein, gefolgt von seinem Bruder Gnaeus Betucius Lepta und einer Frau. Lepta und die Frau sahen ausgesprochen glücklich aus.


    "Salvete."


    Ich sah Firmus an.


    "Du schuldest mir einen Gefallen."


    Dann sah ich Lepta an.


    "Du schuldest mir fünf Aurei."


    Danach sah ich zu der Frau.


    "Und du, nun du schuldest mir gar nicht, außer der Nennung deines Namens. Wobei ich vermute, dass dieser Albina Calvia ist."

    Die drei sahen mich mehr oder weniger verdutzt an.


    "Ähh, ja. Alles drei, ja," sagte Firmus.


    "Freut mich, dass wir uns einig sind. Was verschafft mir die Ehre des Besuchs?"


    "Naja, mein Bruder wollte seine Schulden begleichen und Calvia wollte den Mann kennenlernen, der sie von der Patria Potestas befreit hat."


    Die Frau lächelte strahlend.


    "Advocatus Iunius Tacitus, danke! Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll. Wirklich... du musst direkt von Iuno geschickt worden sein!"


    "Minerva und Iustitia," erwiderte ich trocken.


    "Ich verstehe nicht?"


    Firmus lachte.


    "Das ist mein Freund Tacitus! Hahaha! Du bist noch immer wie am Museion. Trocken wie der Wüstensand."


    Ich schmunzelte. Dann legte Lepta einen Beutel auf den Tisch vor mir.


    "Ich," er blickte zu seiner Frau, "wir schulden dir großen Dank. Bitte, nimm dieses Honorar an."


    Nachdem ich den Beutel geöffnet hatte, fielen mir sofort zwei silberne Ringe mit Gemmen auf. Ich holte sie, sowie das Geld, wortlos hervor.


    "Sechs Aurei, ein Denar, fünf Sesterzen, und diese beiden Ringe. Vereinbart waren fünf Aurei."


    Fragend sah ich Lepta an.


    "Du hast mehr für uns getan, als wir erwarten konnten. Deshalb haben wir ein wenig zusammengelegt. Die Ringe gehören meinem Vater. Er möchte, dass du sie besitzt, weil du seinen Sohn glücklich gemacht hast. An Geld haben wir das gegeben, das wir gerade entbehren können. Unser Haus bedarf der Renovierung, sonst hätten wir mehr übrig."


    "Und doch waren nur fünf Aurei vereinbart," bemerkte ich emotionslos.


    "Bitte, nimm den Rest als Geschenk an. Du hast so viel für uns getan!"


    Ich sah Firmus an. Dessen Blick sagte mir, dass ich alle sehr enttäuschen würde, wenn ich das Geschenk ablehnen würde. Eigentlich widerstrebte es mir, es anzunehmen. Mein Vater pflegte immer zu sagen, dass die Ablehnung eines Geschenks oft schlimmer aufgefasst wurde als eine verbale Beleidigung.


    "Also gut, dann will ich dieses Geschenk annehmen. Aber unabhängig von der Vereinbarung des Honorars, als Geschenk von Freunden."


    Calvia und Lepta strahlten.


    "Du hast dich doch ein wenig verändert seit Alexandria," flüsterte mir Firmus grinsend zu.


    "Und du schuldest mir immer noch einen Gefallen."


    "Und der wäre?"


    Nun grinste ich.


    "Irgendwann, vielleicht auch nie, werde ich den Gefallen einfordern. Bis dahin vermag ich ihn nicht zu spezifizieren."


    Firmus nickte. Er hatte verstanden.


    "Wir danken dir für deine Zeit. Es sieht so aus, als hätten wir dich bei der Arbeit gestört. Deshalb verabschieden wir uns wieder."


    "Aber wir würden uns freuen, wenn du uns einmal besuchen kommst. Am besten, wenn das Haus renoviert ist."


    "Schickt mir eine Einladung und ich werde sehen, ob ich es einrichten kann."


    Die beiden verabschiedeten sich und gingen. Firmus klopfte mir kurz auf die Schulter.


    "Du bist der Beste, Tacitus. Wir sehen uns."


    "Auf jeden Fall. Vielleicht komme ich bei dir einmal auf einen Becher Wein vorbei. Oder du bei mir."


    Firmus lächelte und wir reichten uns zum Abschied die Hände.


    Als die Gäste gegangen waren, sah ich mir noch einmal das Honorar an. Vielleicht war es ja auch eine göttliche Fügung, um mir meine mit den Göttinnen eingegangenen Verpflichtungen zu erleichtern?

  • Ich war wieder einmal über Gesetze vertieft in der Bibliothek. Heute hatte ich mir vorgenommen, allgemeine Prinzipien herauszuarbeiten und vielleicht einen entsprechenden Kommentar oder einen kleinen Aufsatz zu schreiben. Leider wurde ich durch den Sklaven Dicon aus meinen Gedanken gerissen.


    "Domine, ein Sklave der Iulii hatte diesen Brief für dich abgegeben."


    Er übergab mir den Brief, der einen Irrweg hinter sich hatte. Ich überflog den Briefkopf. Von meiner Schwester? Warum kam er dann von den Iulii? Gut, unsere Gensnamen klangen recht ähnlich. Ich musste schmunzeln.


    "Es sieht so aus, als wäre der Tabellarius Dispositus etwas überarbeitet gewesen, meinst du nicht?"


    "Sieht so aus, Domine. Zum Glück haben die Iulii den Fehler korrigiert."


    "Ja, glücklicherweise. Danke, Dicon, ich brauche dich erst einmal nicht mehr hier. Du könntest mir aber noch je zwei Abschriften meiner Kommentare anfertigen."


    "Ja, Domine."


    Während er sich entfernte, begann ich bereits, den Brief zu lesen. Sie war also schon in Germania. Sehr bedauerlich, aber das hatte ich erwartet. Danach wurde es aber nicht besser. Ihr Verlobter war also verstorben. Und das noch vor der Hochzeit. Das war schlecht. Ein Eques in der Verwandtschaft wäre recht nützlich gewesen. Und dass meine Schwester die Reise umsonst angetreten hatte, war auch nicht allzu gut. Ich konnte mir gut vorstellen, wie sie reagiert hatte. Kombiniert mit der sehr ähnlichen Art unserer Mutter war das sicher recht explosiv.


    Und es wurde noch schlimmer. Sie waren überfallen worden und Mutter verletzt. Immerhin war es nicht noch schlimmer, aber besonders erfreulich war das alles nicht. Nun waren sie also in der Provinz gestrandet, in - ich las den Briefkopf erneut - in Mogontiacum. Immerhin bei Verwandten. Dennoch war ich nur wenig begeistert. Wobei ich noch nicht wusste, mit wem ich am meisten Mitleid haben sollte. Mit meiner Schwester? Mit meiner Mutter? Mit der Verwandtschaft in Mogontiacum? Mit den restlichen Einwohnern von Mogontiacum? Vielleicht sollte ich sicherheitshalber Concordia ein Opfer bringen?


    Möglicherweise sollte ich nach Mogontiacum reisen? Aber ich hatte noch in Rom zu tun. Meine Karriere als Advocatus war längst noch nicht weit genug vorangeschritten, um eine Pause einlegen zu können. Und mein Patron wollte noch einen Gesetzesentwurf mit mir diskutieren. Das hatte Vorrang, oder nicht? Matidia würde sicher auch ohne mich zurechtkommen. Vielleicht sollte ich die Angelegenheit mit meinem Patron diskutieren? Auf jeden Fall sollte ich meiner Schwester schreiben. Nur was?

  • Irgendwie war die Bibliothek mein primärer Wohnbereich geworden. Fast wie in Alexandria, nur dass dort die Bibliothek deutlich größer und - leider - kein Privatbesitz der Iunier war. Während ich überlegte, ob eine Kline nicht eine gute Idee für die Bibliothek wäre, um einfach ganz hier zu wohnen, betrat Dicon den Raum, um mir einen Brief zu überreichen. Ich bedankte mich kurz und las.


    Wie überraschend, eine Antwort von Iunius Scato. Und diesmal hatte es der Cursus Publicus sogar geschafft, den Brief an die richtige Gens zuzustellen. Nun gut, das war jetzt vielleicht unfair von mir wegen nur einer falschen Zustellung so etwas zu denken. Was schrieb denn mein geschätzter Vetter?


    Gut, dass ich die Domus bezogen hatte, war also in Ordnung, wunderbar. Annaeus Florus als Patron war also auch aus Scatos Sicht eine gute Wahl. Das war schon einmal gut, immerhin sollte er als Praetorianer wissen, wer verlässlich war. Andererseits hatte ja Seius Stilo dasselbe berichtet. Die Sache mit Matidia und meiner Mutter wusste ich ja schon. Ich hoffte nur, dass er auch ein wenig auf sie aufpassen würde.


    Als Praetorianer den Caesar zu begleiten machte natürlich Sinn. Ganz nebenbei erfuhr ich so, dass der Caesar in Germania weilte. Ich würde die Götter um eine erfolgreiche Mission und Rückkehr des künftigen Kaisers bitten. Eine geordnete Nachfolge des Princeps war zweifelsfrei wünschenswert, noch ein Bürgerkrieg wäre nicht gut. Und am geordnetsten war nun einmal eine Nachfolge in der Blutlinie.


    Die Seuche machte mir schon Sorgen, zumal Matidia in Mogontiacum weilte. Hoffentlich steckte sie sich nicht an. Auch die weiteren Nachrichten waren nicht allzu positiv. Rupa - Wer war eigentlich Faustus Iunius Rupa? Kannte ich den? War unsere Gens vielleicht zu groß? Andererseits, konnte eine Gens überhaupt zu groß sein? - noch auf Mission, dessen Frau verstorben... das Thema 'Frau' ging mir noch ein wenig länger durch den Kopf. Ich würde auch in den nächsten Jahren eine Frau finden müssen, näherte ich mich doch dem Alter, in dem ich zur Heirat verpflichtet sein würde. Leider war da noch niemand in Sicht und mein Vater konnte zwangsläufig nichts mehr arrangieren.


    Der letzte Absatz ließ ein schlechtes Gewissen in mir aufkommen. Faunus... den hatte ich doch nach hinten gestellt, um Platz für Minerva zu schaffen. Ganz abgesehen von der Frage, ob Faunus mir das übel nehmen würde, war die relevantere Frage, ob Scato mir das übel nehmen würde. Naja, das musste er ja nicht erfahren. Oder hatte ihm Faunus das eingegeben, um mir so einen Hinweis zu geben? Ich müsste wohl nach dem Lararium sehen.

  • Ich arbeitete an meinem nächsten Buch, als ich erst hörte, wie Malachi nach Begoas rief, nur um dann kurze Zeit später den ehemaligen Gladiator mit einem Gast im Schlepptau die Bibliothek betreten zu sehen. Anstatt ihn zu fragen, was bei allen Göttern ihn dazu bewog, zur Mittagszeit - war es echt schon Mittag? - einen Gast hineinzulassen, wartete ich einen Augenblick, um ihm Gelegenheit zu geben, sich zun erklären.


    "Dominus, Sextus Iunius Stilo."


    Ich betrachtete den jungen Mann an der Seite des Sklaven. Nun, so viel jünger als ich mochte er gar nicht sein. Mir war nur gerade der Verwandtschaftsgrad nicht klar. Ich erhob mich aus meinem Stuhl und deutete ein Nicken an, woraufhin sich Malachi entfernte.


    "Salve, ich bin Aulus Iunius Tacitus. Du musst mir leider ein wenig auf die Sprünge helfen, dein Vater ist?"


    Die älteren Iunier müsste ich eigentlich kennen, deshalb hoffte ich, so den richtigen Zweig der Familie zuordnen zu können.

  • Stilo folgte den Sklaven, der eher wie ein älterer Gladiator aussah, wahrscheinlich war dies sogar der Fall, denn einer seiner Zunft würde sich als Wächter natürlich hervorheben.

    Die Domus war groß und durch das Atrium schien die Sonne direkt auf das Impluvium während die Wasserreflektionen spielend den Wänden entlang wichen.

    Dabei bemerkte Stilo erst wie leer es hier aktuell war. Abgesehen von ein paar Sklaven, die gerade am Essen waren, konnte er niemand weiteres wahrnehmen.

    Schließlich kamen Sie in die Bibliothek rein.

    Dort sah Stilo einen verärgerten jungen Mann, der seine Miene, nachdem Stilo vorgestellt wurde, von verärgert zu neugierig wechselte.


    "Salve", erwiderte Stilo, " ich komme aus Crotona. Mein Vater ist Lucius Iunius Lucullus und meinte, ich würde hier Sisenna Iunius Scato treffen. Jedenfalls solle ich jeden Iunier von Ihm grüßen. Ist Scato auch hier?" fragte er Tacitus und blickte sich in den Raum etwas um. Er bemerkte ein Berg von Papyri und Tafeln an dem Tacitus saß und fragte anschließend etwas verlegen, "Ich hoffe, ich habe dich nicht bei deiner Arbeit gestört".




  • Meine Miene hellte sich weiter auf.


    "Iunius Lucullus, ja, Götter, ist das lange her! Das letzte Mal habe ich ihn gesehen, als ich noch ein Kind war. Ich hoffe, es geht ihm gut? Scato ist leider nach Germanien versetzt worden, deshalb bin ich momentan der Hausherr hier. Was führt dich nach Rom, Stilo? Und nein, du hast mich nicht bei der Arbeit gestört. Ich wollte ohnehin eine Pause machen."

  • "So weit geht es ihm gut," erklärte Stilo dessen Lächeln etwas verschwand, "die Götter haben ihn bis jetzt mit einem langen Leben gesegnet und man merkt es ihm langsam auch an. Aber wie bereits erwähnt, ihm geht es gut." Freudig fuhr er fort, "Ich freue mich dich kennenzulernen. Nun, da du der Hausherr bist, wollte ich fragen, ob ich für eine gewisse Zeit hier verweilen kann. Ich kann dann auch gerne Scato einen Brief schreiben um ihn ebenfalls zu fragen. Ich bin hier in Rom da ich bald 18 Jahre alt werde und bei der Legion dienen will. Aber erstmal wollte ich noch die Stadt kennenlernen. Allgemein komme ich aus einem Städtchen und bin gespannt wie es hier ist." Stilo wollte sein Leben noch einmal auskosten, bevor er sich verpflichtete, wollte dies aber nicht so direkt aussprechen.

    Er atmete einmal tief ein und wieder aus und lächelte freundlich Tacitus an. "Da du eine Pause machen willst und ich seit gestern Abend nichts mehr gegessen hast, würdest du mit mir etwas essen?", fragte er hoffnungsvoll bis die Stille von seinem Magenknurren unterbrochen wurde.

  • "Es freut mich, dass es deinem Vater gut geht."


    Da genügend Räume frei waren, würde sich Stilo einen Raum aussuchen können.


    "Natürlich kannst du hier bleiben. Ich freue mich, einen Verwandten hier zu haben, auch wenn du zur Legion willst. Aber das hat noch etwas Zeit, denn ich kann nicht zulassen, dass du weiterziehst, ohne Rom kennenzulernen. Das hier ist immerhin die Hauptstadt der Welt! Und meine Heimatstadt, auch wenn ich sie gerade selbst noch neu kennenlerne. Immerhin bin ich erst vor knapp einem Jahr zurückgekehrt, davor war ich für ein Jahrzehnt am Museion in Alexandreia. Wenn du magst, können wir in der Stadt etwas essen. Noch ist am Mittag draußen erträglich."

  • "Danke dass ich bleiben darf." sagte Stilo, der dabei an all die leeren Räume die er in der Villa erblickt hatte, dachte. Voller Neugier betrachtete er Tacitus. Er war froh, dass er jemand gefunden hatte, der ihn ein bisschen die Stadt zeigen konnte. Tacitus schien ein junger Mann zu sein der schon viel gesehen hatte. "Alexandreia sagst du? Oh stimmt es dass die Götter dort einst mächtiger waren als unsere Götter? Dass hat man mir zumindest erzählt, auch wenn ich es nicht glauben kann." Für einen Moment war Stilo wieder der neugierige kleine Junge der er eigentlich nicht mehr sein wollte. Seine Backen liefen für einem Moment rot an. Er räusperte sich und sprach mit einem tiefener Ton fort," Gerne können wir in der Stadt etwas essen gehen und dann kannst du mir ja erzählen, wie es in Ägypten so war wenn du magst."

    Er lächelte Tacitus an und sagte anschließend, "Ich folge dir dann."

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