Die XXIIer | Auf der Durchreise

  • Es hatte gedauert, bis Seiana Ostia schließlich erreicht hatte. Ein Wagenrad war gebrochen, und sie hatte ernsthaft befürchtet gehabt, dass sie zu spät kommen würde, dass das Schiff schon ausgelaufen war, wenn sie endlich den Hafen erreichte. Als sie nun endlich ankam und zu dem Pier eilte, den Faustus ihr genannt hatte, sah sie zu ihrer Erleichterung, dass das Schiff noch da war – allerdings konnte sie im ersten Augenblick Faustus nicht entdecken. Was für Seiana aber kein Problem darstellte. Kurzerhand hielt sie einen der umhereilenden Männer auf. „Faustus Decimus Serapio. Sag ihm, seine Schwester ist hier.“

  • Der decurio hatte die Verladung auf ihre Ordnung hin überprüft. Alle Pferde waren in ihren Ständern fachgerecht angebunden, wobei wiederum besonderer Wert auf die Panikknöten gelegt wurde, um die Tiere in einem Notfall schneller losbinden zu können.


    "Und wohin mit der Stute des centurio?" fragte Alienus.


    "Was für eine Stute?"


    "Die von dem centurio. Der tribunus hat sie mir in die Hand gedrückt."


    Der decurio unterdrückte eine nicht gerade freundliche Bemerkung.


    "Das paßt wie es besser nicht sein könnte. Eine Frau an Bord und nun auch noch eine Stute!"


    Nicht, daß er etwas gegen Frauen hätte, aber alles zu seiner Zeit und vor allem nicht an Bord!


    "Dann stellt die Pferde um: Nummer III, IX, XII und XVII, das sind unsere ruhigsten, in die äußeren Ständer, einen freilassen, und dann die Stute."


    Nicht gerade bester Laune machte er sich auf den Weg zu seinem Vorgesetzten.


    "Nuntio. Pferde und equites marschbereit, tribunus."

  • Es gibt Momente da weiß man einfach nicht was man von seinem Gegenüber halten soll. Es gibt Momente, da zweifelt man an allem. Selbst an seinem eigenen Verstand. Dies war so ein Moment. Celeste konnte gar nicht so schnell schauen wie Serapio nach den klugen Ratschlägen gegen die Seekrankheit einfach verschwand. Er schien um etwas zu bitten. Vielleicht ihn zu entschuldigen? Genau wusste es Celeste nicht. Vom Exkulpieren hatte sie bisher nichts gehört und es hörte sich so eigenartig an, sie wollte auch nichts mehr von hören. Doch das Schlimmste war das eigentlich noch nicht. Es ging noch schlimmer. Sie stand plötzlich mit einem Pferd in der Hand da. Die kleine Celeste mit so einem gigantischen Tier. Das konnte nicht gut gehen und das Pferd schien es zu merken. Zur Salzsäule erstarrt stand sie da, das Pferd stubste sie kurz was Celeste nur noch mehr steif da stehen ließ. Vielelicht hätte sie mal bei Gelegenheit erwähnen sollen, dass ihr diese Tiere nicht geheuer waren. Pferde mochten schöne Tiere sein. Doch wenn sie sich an diese sturen Viecher auf dem Hof erinnerte, dann wurde ihr ganz anders. Na gut, es waren auch keine richtigen Pferde, aber sie sahen ihnen ähnlich und das reichte um Celeste gegen alles aufzuwiegeln, das ihnen ähnlich war. Zum Glück, war es irgendwann nach vielen, vielen Stunden vorbei. So kam dieser kurze Zeitraum ihr vor bis Dragonum ihr das Pferd abnahm und sie schließlich aufs Schiff geleitete. Natürlich folgte sie artig und befand sich bald auf dem Schiff.


    Dann, das Schiff sollte bald auslaufen, kam Serapio zurück zu Dragonum und ihr. Doch ehe sie dem Decimer ihre volle Aufmerksamkeit schenken konnte, musste sie noch zu ihren Göttern beten. Oh, sie bedachte wirklich jeden Gott, der ihr in den Sinn kam mit ihren Bitten und dem Wunsch diese Reise unbeschadet zu überstehen.

  • Seianas Brauen zogen sich zusammen. Ungehalten musterte sie den Mann, der gar nicht daran zu denken schien zu tun, was sie sagte. Dem auch der Name ihres Bruders nichts sagte. Und sie war beim besten Willen derzeit nicht in der Stimmung, sich mit Geplänkel aufzuhalten. Oder übermäßig freundlich zu sein. Nicht nach dem, was passiert war in der letzten Zeit. „Faustus Decimus Serapio“, wiederholte sie kühl, und so betont, als hätte der Soldat womöglich Schwierigkeiten gehabt, sie zu verstehen. „Der neue Tribun der XXII Deitoriana. Ich bin seine Schwester, und ich bin hier, um ihn zu verabschieden. Hättest du nun die Güte, ihm Bescheid zu geben?“

  • Alles war jetzt an Bord – das Gepäck, die Sklavin von Celeste, und auch meine beiden schönen Schimmelstuten, die ich in Ägypten vor die Biga zu spannen gedachte. Später würde ich nach ihnen sehen, und mich vergewissern, dass sie gut untergebracht waren, aber für den Moment lehnte ich noch an der Reling nahe des Hecks, wollte den Moment des Ablegens nicht verpassen. Ich beugte mich tiefer, ließ den Blick entlang des Rumpfes schweifen, und las den Namen des Schiffes, der dort in bronzenen Lettern angebracht war: "Glauke".
    Als ich wieder aufsah, erblickte ich eine Gestalt, die am Ende des Piers aus der Menge der Schaulustigen auftauchte, und Anstalten machte, sich dem Schiff zu nähern. War das nicht... ich kniff die Augen zusammen – Seiana!! Bona Dea, ich war echt gerührt, hätte ja nicht damit gerechnet dass sie bis nach Ostia kam.
    "Da ist meine Schwester! Ich bin sofort wieder da." Mit diesen Worten enteilte ich, überquerte den Steg und lief schnell, mit großen Schritten, den Pier entlang auf sie zu. Wahrscheinlich fluchte der Octavier gerade, weil jetzt alle Welt auf mich warten musste... Aber mein Lächeln wurde trotzdem bei jedem Schritt ein bisschen breiter.
    "Seiana!" Ich strahlte sie an, achtete nicht auf den Seesoldaten, der da herumstand, und schloss meine Schwester liebevoll in die Arme.
    "Mensch, du hättest doch nicht extra hierherkommen müssen! Aber ich freu mich trotzdem unheimlich! Du, ich muss mich echt beeilen, das Schiff legt gleich ab. Nicht dass sie ohne mich fahren, oder, naja, zu lange warten müssen wegen mir!" Ich drückte sie ganz fest. Wir hatten uns ja schon verabschiedet, aber das machte diesen Abschied hier trotzdem nicht leichter. "Ach Schwesterherz, ich werde dich vermissen. Das ist so eine blöde Ironie, kaum kommst du nach Rom zurück, gehe ich nach Ägypten. Magst du nicht mitkommen? Ich schmuggel dich auch in meiner Tasche!", scherzte ich, wollte nicht der Melancholie des Abschieds nachgeben. "Pass auf dich auf, ja?"

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  • Der Seesoldat blieb völlig unbeeindruckt, zumindest bis der Rang, der zu dem Namen gehörte, erwehnt worden war ... er schluckte leicht und sah zu seinem Nebenmann ob der den Namen schon gehört hatte dieser nickte selbstverständlich bevor er die Augen verdrehte, immerhin war das nicht der erste Vorfall dieser Art ... in dieser Woche. Doch als der Mann sich gerade schuldbewusst an die Decima wenden wollte lag diese schon in den Armen des Tribunen ... woraufhin der Man leise etwas zur Seite trat ...




    Der Octavier fluchte nicht, stattdessen wanderte einfach eine seiner Augenbraen nach oben ... der junge Serapio schien doch etwas aufgewühlt zu sein, aber wer war das nicht wenn er sich auf die Reise zu einer der äußersten Provinzen begab um dort sein erstes Tribunat zu beginnen ... Als der Decurio schließlich Meldung machte erwiederte Dragonum den Salut wie üblich und deutete auf den soeben den Pier hinaufeilenden Serapio ...


    "Sehr gut! Ach ja ... wenn ich vorstellen darf, Tribunus Angusticlavius Decimus Serapio ... ich nehme an ihr kennt euch?"


    Der Kapitän warf Dragonum einen vieldeutigen Blick zu und dieser nickte nur, woraufhin die Seeleute begannen die Taue zu lösen mit denen die "Glauke" am Pier befestigt war. Das würde ohnehin noch ein paar Minuten dauern und bis dahin würde wohl auch der neue Tribun seine Verabschiedungen abgeschlossen haben ...

  • Was sie von dem Flottensoldaten halten sollte, wusste Seiana nicht so recht – das hieß, eigentlich wusste sie es schon, nämlich für unfähig, aber es brachte ja auch nichts, das allzu deutlich zu zeigen. Allerdings musste sie sich auch nicht mehr lange mit ihm herumschlagen, denn noch während sich in seiner Haltung plötzlich etwas zu ändern schien, kaum dass sie Faustus’ neuen Rang genannt hatte, war der schon bei ihr und umarmte sie. Und Seiana konnte nicht anders, als seine Umarmung zu erwidern. In diesem Moment war ihr egal, wer alles zusah. Sie sehnte sich nach etwas Nähe, nach etwas Wärme, und Faustus schien ihr der einzige zu sein, der ihr das geben konnte. Und er war im Begriff zu gehen. Einen Augenblick lang musste sie tatsächlich mit den Tränen kämpfen. So viel war passiert… Aber sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihm davon zu erzählen, und sie brachte es auch jetzt nicht fertig. Er freute sich über diese Beförderung, er freute sich so auf Ägypten, und sie wollte ihm das nicht verderben, indem sie ihn mit ihren Problemen belastete. Ganz sicher nicht.


    Also hielt sie ihn fest, klammerte sich fast schon an ihn, und schluckte mühsam. „Doch, musste ich“, murmelte sie an seiner Schulter. Und dann hob sie den Kopf und lächelte ihn an. „Irgendwer muss doch aufpassen, dass du heil an Bord kommst. Tut mir leid, dass ich erst jetzt da bin, aber die Kutsche hatte eine kleine Panne…“ Was eigentlich absolut unwichtig war. Völlig untypisch für sie begann sie zu plappern, aber das konnte auch einfach an dem Abschied an sich liegen, der ihnen beiden bevorstand. „Ich werd dich auch vermissen… Pass auf“, lachte sie dann, „wenn ich nicht geplant hätte ein paar Tage in Ostia zu bleiben, würde ich dein Angebot glatt annehmen.“ Seianas Lachen wurde zu einem schiefen Grinsen, und sie drückte Faustus noch einmal an sich. „Pass du auf dich auf“, murmelte sie, und musste schon wieder mit Tränen kämpfen, die sie um keinen Preis zeigen wollte.

  • Eigentlich war Seiana diejenige von uns, die sich weit besser im Griff hatte, aber heute zeigte sie doch deutlich, wie nahe ihr der Abschied ging. Das trug auch zu meiner Beherrschung nicht unbedingt bei, und ich schluckte heftig, blinzelte energisch, als meine Augen auf einmal so wässrig wurden. Undenkbar, vor den Soldaten Tränen zu vergiessen! Damit hätte ich mich sofort lächerlich gemacht. Ganz verstohlend, es in der Umarmung kaschierend, wischte ich mir eine Spur Feuchtigkeit aus dem Augenwinkel, dann atmete ich tief ein, gab Seiana schnell einen Kuss auf die Wange und löste die Umarmung. Haltung! Ja, ging doch! Ich straffte mich und erwiderte tapfer das schiefe Grinsen.
    "Mach ich. Versprochen. Hab ja auch einen Glücksbringer."
    Ich deutete auf meine Brust, wo das Serapis-Amulett hing. (Neben dem alten Ancilium-Amulett. Schließlich konnte man nie genug Götterbeistand haben.)
    "Sobald ich da bin, schreibe ich Dir. Aber Du musst mich auch auf dem Laufenden halten, ja? Also dann..."
    Es war noch mal ein kritischer Moment, als ich von ihr zurücktrat... ich musste daran denken, wie viel von der Zeit, die wir in Rom miteinander hätten verbringen können, draufgegangen war, weil wir uns so gestritten hatten... Und wenn wir uns das nächste Mal sehen würden, dann würde sie bestimmt schon mit diesem doofen Aelier verheiratet sein... Meine Seiana. Manchmal würde ich gerne das Rad der Zeit festhalten, nur nicht zulassen dass es sich weiterdrehte.
    "...Alles Gute Dir! Vale!"
    Widerstrebend wandte ich mich ab, strebte wieder auf das Schiff zu. Den Abschiedsschmerz ließ ich mir zwar nicht anmerken, aber meine Miene war doch ziemlich ernst, mühsam beherrscht eben. Die Matrosen lösten schon die Taue von den Pollern, Ruder streckten sich ins Wasser wie die Beinchen eines Insekts. Ich drehte mich nochmal um, bevor ich den Steg betrag, lächelte Seiana zu, und hob die Hand zum Abschiedsgruß. Meine Schritte klangen hohl, als ich den hölzernen Steg überquerte, sobald ich drüben war, wurde er eingezogen. Dann stand ich wieder an Deck der Glauke, neben den anderen, den Seeleuten im Weg herum.


    Jetzt hallten Kommandorufe, Ruder tauchten platschend in das Wasser, und in den gewaltigen Rumpf des Schiffes kam Bewegung. Der Abstand zwischen uns und dem Pier vergrößerte sich rasch. Solange es ging, blickte ich zu Seiana hinüber, deren vertraute Gestalt immer kleiner wurde, bis sie mit dem fleckigen Hintergrund der Hafenfront verschmolz, und nicht mehr auszumachen war.
    Der Bug richtete sich auf das offene Meer, wir glitten hinaus aus dem Hafen, und sobald wir nicht mehr im Wind-und Wellenschatten der Mole waren, ergriff uns ein kräftiger Wellengang, ließ die Glauke auf und ab schwingen wie der Rücken eines galoppierenden Pferdes. Es knarrte und ächzte in der Takelage, die Flaggen flatterten wie wild, und ein kalter Wind trieb uns salzige Gischtfetzen ins Gesicht. Die Mannschaft setzte die Segel und ließ das Rudern sein, worauf die Bewegungen des Schiffes deutlich harmonischer wurden. Wie weiße Schwingen eines riesigen Seevogels blähten sich die Segel über uns, und das ganze Schiff legte sich schräg vor dem kräftigen Westwind, der uns zügig die Küste entlang trieb. Ostia verschwand in unserem Kielwasser, und zu unserer Linken zog die Linie der küstennahen Berge vorüber. Nun waren wir wirklich und wahrhaftig auf dem Weg nach Ägypten...

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  • Seiana bemühte sich, sich zusammenzureißen. Bemühte sich ernsthaft. Und es gelang ihr dann schließlich auch, irgendwie. Faustus riss sich genauso zusammen wie sie, auch wenn sie ihn gut genug kannte – und nah genug bei ihm war –, um zu sehen, dass ihm der Abschied auch nahe ging. Aber dass er es schaffte, so gefasst zu sein, führte dazu, dass auch sie sich beinahe zwang, sich zu beherrschen. Jetzt war weder die Zeit noch der Ort, irgendetwas zu besprechen. Also ignorierte sie den Kloß in ihrem Hals und lächelte, als er auf das Serapis-Amulett deutete, dass sie ihm mitgebracht hatte. „Ja, schreib mir auf jeden Fall. Das werd ich auch tun.“ Trotz aller guten Vorsätze entließ Seiana ihn nur zögernd aus ihrer Umarmung, als er dann ganz zurücktrat. Erneut musste sie blinzeln, aber immer noch hielt ihre Fassade. „Dir auch. Möge Neptun dich beschützen auf der Reise…“ Sie blieb regungslos stehen, als er sich umwandte, sah ihm nach, wie er auf das Schiff eilte, lauschte den Kommandos, die erteilt wurden, beobachtete, wie das Schiff fertig gemacht wurde zum Ablegen – und es schließlich auch tat. Sie sah, wie der Rumpf erzitterte, wie der Schiffsleib sich löste vom Pier, wie das Schiff sich hinaus bewegte ins offene Meer. „Ich liebe dich, Faustus“, murmelte sie, und jetzt klang ihre Stimme erstickt vor unterdrückten Tränen. Und sie blieb selbst dann noch stehen, als das Schiff noch nicht einmal mehr als winziger Fleck am Horizont auszumachen war.

  • Da sie nunmehr auf dem Weg nach Alexandria waren und Ostia mittlerweile nichtmehr auszumachen war wandte sich Dragonum an seine Offiziere ...


    "So, ich gehe davon aus das ich nun wieder die volle Aufmerksamkeit von jedem hier genieße ... Decurio, weise allen Soldaten und dem Tribun ihre Unterkünfte zu, die Scriba wird sich entweder mit dem Tribun oder mit den Sklaven einen Raum teilen müssen für sittliche Trennungen haben wir keinen Platz! Sobald dann alle untergebracht sind erwarte ich alle Offiziere im Kartenzimmer zu einer Besprechung, wir werden einige Zeit auf dem Meer verbringen, diese können wir nutzen um uns auf die Ankunft vorzubereiten, dabei hoffe ich vorallem anderen darauf das sie beide uns gut auf Aegyptus vorbereiten können!"


    Dragonum deutete kurz auf den Optio und den Decurio, schließlich war das sowohl für ihn als auch für Serapio die erste Reise nach Aegyptus, da konnte ein bischen Aufklärung seitens der bereits dort stationierten Offiziere nicht schaden ...




    Sim-Off:

    Wir kürzen das ;) und melden uns nach Aegyptus ab!

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