Hauptverhandlung IUD PUB I/DCCCLX - Faustus Octavius Macer vs. Gnaeus Varius Burrus

  • Ich hatte mich neben meinen Männern postiert und verfolgte aufmerksam den Beginn der Verhandlung. Das einzige was mich doch ein wenig ablenkte, was ich irgendwie ständig in meinem Hinterkopf hatte, war das Wissen, das ein gewisser Quintilius Sermo nur ein paar Meter weiter stand. Sein Nicken hatte ich grüßend erwidert, und dann gar nicht mehr in seine Richtung geblickt. Auch wenn das Überwindung kostete. Ich konzentrierte mich auf den Prozess.
    Gegen die wüsten Beschimpfungen des Angeklagten war ich nach all den Verhören, wo ich reichlich in deren Genuss gekommen war, so ziemlich immun. Nur der Vorwurf an die "Schweine in Uniform", der machte mich dann doch ärgerlich. Denn ich war sehr maßvoll mit der rohen Gewalt gewesen, wenn auch nicht zimperlich, aber unter den gegebenen Umständen hätte es dieser Meuchelmörder auch wesentlich schlechter treffen können.
    Dass er sein Geständnis jetzt zurückzog, war nicht so verwunderlich. Was mich überraschte, war als Zeuge aufgerufen zu werden, denn ich hatte ja so gut wie alles schon fleissig ins Protokoll geschrieben. Aber ich trat beherzt vor, schwungvollen Schrittes, und erwartete bereitwillig die Fragen des Anklägers.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Die Augen der jungen Tiberia leuchteten auf, als sie sah wie Octavius Macer sich erhob und als Ankläger zu den Richtern und Zuschauern sprach. Sie verfolgte gar nicht so sehr, was der Octavier sprach, viel mehr interessierte es sie, WIE er seine Anklage vorbrachte. Geschickt setzte Macer Kunstpausen ein und unterstrich seine Worte beständig mit Gesten, so dass die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer stets auf das Wesentliche gelenkt wurde. 'Er scheint ein guter Retoriker zu sein.' stellte Septima anerkennend fest und nickte dabei mit ihrem Kopf. Dies konnte von den umstehenden Zuschauern durchaus als Zustimmung von ihr zu den Worten des Anklägers gewertet werden, aber das war Septima herzlich egal. Hauptsache sie konnte Macer unbemerkt anhimmeln.


    Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, welches so gar nicht zu der Forderung nach der Todesstrafe für den Mörder passen wollte. Es verschwand erst, als der Angeklagte begann zu sprechen. Ein kalter Schauer lief der jungen Frau über den Rücken, als sie seine tiefe Stimme hörte. 'Und diese Wortwahl! Schrecklich!' Unweigerlich schüttelte es sie, so dass Baldemar besorgt auf seine Herrin herab schaute. „Ist alles in Ordnung?“ erkundigte sich der Leibwächter leise.


    „Ja, ja, alles in Ordnung.“ erwiderte Septima ebenso leise. 'Doch eigentlich würde ich jetzt viel lieber von einem ganz bestimmten Mann im Arm gehalten werden.' schoß es ihr durch den Kopf und sie schaute lieber wieder zu Octavius Macer. Ja, das war wesentlich besser. Oder wenn überhaupt, dann wollte sie ihr Augenmerk vielleicht noch auf den Flavier richten, der bisher eher unbeteiligt dem Prozess beiwohnte.

  • Nachdem die Verhandlung schon begonnen hatte, stieß auch Modestus noch mit einigen seiner Klienten und Mitarbeiter hinzu. Er kannte die beiden Macer, die an dem Prozess teilnahmen, und wollte es sich daher nicht entgehen lassen, die beiden einmal in Aktion zu sehen. Der Angeklagte hatte keinen Advocatus. Vermutlich hatte er kein Geld für einen, aber soweit Modestus wusste hätte er zumindest einen Pflichtverteidiger erhalten können. Wozu kümmerten sich die Praetoren ansonsten um die Listen? Ansonsten sah der Fall doch etwas arg wackelig aus. Der junge Octavier hat sich wohl zu sehr auf das Geständnis verlassen und hatte jetzt wohl keine Beweise oder Zeugen, außer dem Decimus Serapio und der war wohl kaum bei dem Mord dabei gewesen. Gespannt wartete Modestus auf die Aussage des Centurios. Dann überlegte er, ob er nicht seinen Klienten Decimus Fabullus Scaeto nach vorn schicken sollte, um den Mann zu verteidigen. So würde der Fall sicherlich noch etwas spannender werden. Der Kampf gegen einen würdigen Opponenten war immer viel interessanter, als gegen einen Wehrlosen und nichts anderes war dieser Varius Burrus vor Gericht.

  • Es hätte Macer überrascht, wenn der Ankläger zunächst einen anderen Zeugen benannt hatte. Den Centurio zu nennen, der das Verhör geführt hatte, war zumindest der naheliegender Schritt.


    "Decimus Serapio, Centurio der Cohortes Urbanae, korrekt?", vergewisserte sich Macer der Form halber noch einmal beim Zeugen über dessen Identität. "Da du als Soldat ohnehin vereidigt bist, können wir uns einer erneute Vereidigung als Zeuge ersparen. Du bist zur Wahrheit verpflichtet. Der Ankläger stellt die Fragen."


    Macer nickte dem Kläger zu, dass er beginnen könne.

  • Vielen Dank, Praetor! Macers Zeuge war nun bereit, um Fragen zu beantworten.
    Er hatte sich natürlich auch schon im Vorfeld darüber Gedanken gemacht und hoffte mit seinen Fragen die Iudices von der Schuld des Angeklagten zu überzeugen.
    Er stellte sich schräg neben Serapio und schaute noch kurz zu Varius Burrus, der wenig Furcht vor dem Urteil zeigte.


    Centurio Decimus Serapio. Sie haben mir freundlicherweise ein Protokoll von dem Verhör des Angeklagten zugesandt. Warst du selber bei diesem Verhör anwesend?
    Da Macer davon ausging, dass dieser natürlich dabei war, warf er gleich noch eine Frage hinterher. Soweit du das warst...kannst du hier bestätigen, dass der Angeklagte ohne Druck, sei es durch harte Schläge oder zum Beispiel Morddrohungen, das Geständnis abgelegt hat und nicht wie gerade vorgetragen durch "Prügel" dazu gezwungen? Mit diesen Fragen könnte schon so gut wie alles gelaufen sein, der Centurio musste nur richtig antworten...

  • "Jawohl, Praetor!", bestätigte ich noch einmal, dass ich auch der war, der ich war, und dass ich die Wahrheit sagen würde. Ich muss sagen, diese Ermahnung war keineswegs überflüssig, denn ich verspürte sehr wohl die Versuchung, die Wahrheit ein wenig zu beugen, damit der Mörder seine gerechte Strafe auch auf jeden Fall bekam. Aber das durfte ich nicht, ich musste auf Iustitia vertrauen.


    "Ja, ich selbst habe das Verhör geführt." antworte ich laut und deutlich auf die Frage des Anklägers.
    "Ganz ohne Druck lässt sich das natürlich nicht bewerkstelligen. Aber der Gefangene wurde weder misshandelt noch mit dem Tod bedroht. Zu Anfang hat er auch mir gegenüber geleugnet, selbst eine Waffe gegen das Opfer geführt zu haben, und versucht, die gesamte Schuld auf seinen verstorbenen Komplizen zu schieben. Aber wir haben damals am Tatort, beim Fund des Leichnams, die Aussage einer Anwohnerin aufgenommen, welche aus ihrem Fenster heraus gesehen hat, dass es zwei Männer waren, die Octavius Cato verfolgten, zwei Männer, die auf ihn eindrangen und ihn niederstachen."
    Ich unterstrich meine Worte mit Gesten, hob beim entscheidenden Satz zwei Finger und die Stimme. Die Akustik hier drin war phantastisch.
    "Mit dieser Aussage konfrontiert, hat der Angeklagte im Verhör seine Schuld eingestanden."

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    Klient - Decima Lucilla

  • Macer nickte zufrieden während sein Zeuge seine Aussage machte. Sicherlich konnte man nicht mehr von der Unschuld des Angeklagten ausgehen und trotzdem fehlte der letzte Stoß um ihn vollends zu zerschlagen...


    Vielen Dank Decimus Serapio! Zunächst brauchte er ihn nicht mehr, trotzdem bat er ihn noch kurz vorne zu bleiben, um notfalls noch einmal das Wort zu ergreifen.
    Nun mein lieber Burrus, wie groß ist deine Klappe jetzt? Er grinste in Richtung der Angeklagtenbank. Leugnest du immer noch, dass du ihn ermordet oder zumindest tödlich verletzt hast? Ich kann dir nochmals kurz die Beweise aufzählen: Wir haben nämlich sowohl eine Zeugen, die zumindest zwei Täter beobachten konnte, wir haben einen sehr glaubwürdigen Centurio, der die Verhörsituation als harmlos entlarvt hat und wir haben dein Geständnis, welches aus dem Verhör hervorging!
    Wahrlich ein prächtiges Ergebnis, der Urteilsspruch konnte nur gegen Burrus ausgehen, davon war Macer überzeugt.
    Wie lange willst du uns noch die Wahrheit vorenthalten? Machen deine Lügen das ganze nicht noch viel schlimmer für dich? Bedenke, dass die ehrenwerten Iudices das Urteil sprechen und das lautet nicht unbedingt Tod! Macer verstummte und klopfte leicht mit einem Fuss, ganz als ob er wartete...

  • Macer schaute mit leicht zusammengekniffenen Augen in Richtung des Anklägers, als sich dieser gleich nach dem kurzen Verhör in herausforderndem Tonfall an den Angeklagten wandte.


    Dann blickte er zum Angeklagten. "Möchte der Angeklagte sich zu den Angaben des Zeugen äußern oder ihm seinerseits Fragen stellen?" erkundigte er sich. Zweifellos wäre es spannender gewesen, wenn der Angeklagte einen Anwalt benannt hätte, der nun professionell ein Kreuzverhör aufnehmen konnte, aber darauf hatte er ja verzichtet.

  • Varius Burrus zeigte sich vom Hohn des Anklägers keineswegs beindruckt. Er geiferte zurück.
    "Jaa, jetzt kommste dir groß vor, du aufgeblasener Lackaffe! Aber was sind denn deine sogenannten 'Beweise', hmm?! Blosse billige Ver-mu-tungen!!! Die kannste den Hasen geben. Ich war's nich! Das Urbanerschwein erzählt euch doch das Blaue vom Himmel! Aber keiner kann wirklich bezeugen ich wär's gewesen, denn ich war's nun mal nich!"
    Der heruntergekommene Mann drehte sich, und warf wilde, feindselige Blicke auf den Praetor, die Richter, und in die Runde der versammelten Zuschauer und Zuschauerinnen.
    "Ihr Scheißkerle!" brüllte er "Ihr blutgeilen Schlampen! Ihr wollt doch bloß nen Sündenbock weil es zur Abwechslung mal einen von euch erwischt hat!"
    Nach diesem Ausbruch sank er wieder auf die Anklagebank, seine Schultern sackten herab und er verkündete düster:
    "Ich sage nichts mehr. Ihr ganzen Drecks-Rechtsverdreher, ihr verdreht mir doch eh jedes Wort im Mund..."
    Und er schwieg verstockt.

  • "Dass du uns beschimpfst, führt nicht gerade dazu, dass wir dir glauben können", erwiderte Macer dem Angeklagten. "Ich habe auch nicht vor, dir das Wort im Mund zu verdrehen. Ich will von dir einfach nur die Wahrheit hören. Nicht DEINE Wahrheit, nicht SEINE Wahrheit" - dabei deutete er auf den Ankläger - "auch nicht SEINE Wahrheit" - diesmal deutete er auf den Centurio - "sondern DIE Wahrheit. Haben wir uns da verstanden?"


    Nach einer kurzen Pause sprach er weiter. "Du brauchst nichts zu sagen, was dich selber belasten würde. Aber wenn du dich verteidigen willst, solltest du uns die Wahrheit erzählen."

  • Die mehr als beleidigenden Worte des Angeklagten verursachten in Macer einen Ausbruch von Wut und Hass. Wie konnte ein Mensch so schrecklich kaltblütig sein?


    Gleichzeitig wurde er durch den Praetor gebremst, der den ganzen Prozess als eine Geschichtenerzählung darstellt. Natürlich war Macer darüber nicht sondernlich erfreut und doch ging er darauf ein.


    Ich kann den Worten des Praetoren nur beipflichten. Ich habe die Beweise auf meiner Seite, dazu ein Geständnis von dir selbst. Ein Geständnis kann doch nur noch straflindernd sein! Inzwischen war es ihm egal, wie der Mörder bestraft wurde, hauptsache er würde nie wieder so ein Unheil anrichten können.


    Du hast einen römischen Bürger getötet, der dich angeblich beleidigt hat. Wieso nimmst du dir das Recht, Selbstjustiz zu vollziehen? Wieso bist du nicht Manns genug, um deine Tat wenigstens zu gestehen und aufrecht die Strafe entgegen zu nehmen! Bei seinen letzten Worten begann er zu brüllen, seiner Wut freien Lauf zu lassen...

  • Der Ankläger schien den letzten Blick Macers in seine Richtung nicht bemerkt oder richtig gedeutet zu haben. Also wandte sich Macer ihm nochmal zu. "Ich habe dir nicht das Wort erteilt und erst Recht nicht dich zum Herumbrüllen aufgefordert. Wir sind hier nicht in der Palaestra." Dass sich der Ankläger dem Verhalten des Angeklagten anpasste, machte ihn in Macers Augen nicht glaubwürdiger. Dann galt seine Aufmerksamkeit aber wieder dem Angeklagten, dem er zuvor das Wort erteilt hatte.

  • "Ja, ja, verstanden,"
    schnappte Burrus und zog eine Grimasse. Sein Blick senkte sich wieder gen Boden als auch schon dieser Verwandte des Toten begann auf ihm herumzuhacken. Seine Augen blitzten etwas auf, als dieser Jungspund nun begann herumzubrüllen. Direkt sah er ihn an.
    "Du hast die Beweise auf deiner Seite? Welche denn? Die Aussage dieses Streuners im Auftrag des Kaisers? Was er da aufgeschrieben hat, stimmt nicht mit meiner Aussage überein. Er hat sie sich ausgedacht. Wo sind deine Beweise, hm? Du hast nichts in der Hand! Gar nichts! Was sind also deine so geschätzten Beweise, Bürschchen?"
    Fies grinste er den Ankläger an.
    "Ich sags euch doch. Ich habe den Mord nicht begangen. Ich weiß nicht was ihr von mir wollt. Der Tote kam gelaufen und mein Freund brachte ihn einfach um. Wir brauchten das Geld, ja. Aber er hat ihn umgebracht. Er und nicht ich. So glaubt mir doch."Kurz sah er zu Serapio und dann wieder zum Praetor.

  • Die Rüffel, die er durch den Praetor bekam nahm er zunächst nicht war. In seiner Wut konnte er noch nicht klar denken.


    Doch als dann sein Gegner sprach, besann sich Macer kurz und blieb ruhig. Auch wenn er selbstbewusst war, ein wenig schüchterte die ganze Sache schon ein.
    Deshalb blieb er auch still auf seiner Bank sitzen und wartete ab, was der Praetor nun machte...

  • "Du sagtest gerade 'Wir brauchten das Geld'", zitierte Macer noch einmal den Angeklagten. "Das heißt, du bestreitest nicht, dass ihr gemeinsam das Opfer angegangen seid, um es zu berauben?" erkundigte sich Macer, um endlich mal zu einer Aussage zu kommen, die alle Anwesenden gleichermaßen gehört hatte und als tatsächlich so gesagt akzeptierten. Mit vielen kleinen Schritten konnte man schließlich auch weiter kommen.


    "Außerdem hast du eben gesagt, dass du im Verhör geprügelt wurdest, damit du etwas anderes erzählst. Das ist eine schwere Anschuldigung. Wurdest du dabei verletzt?" erkundigte er sich weiter.

  • Diese Verhandlung war mehr als nur schwierig, sie war strapaziös. Zumindest sah es Flavius Furianus so. Auch wenn er nicht den Anschein machte sich für den Casus zu interessieren, so mochte dies ein Trugschluss sein. Der Tathergang insbesondere warf ihm Fragen auf, die er unablässlich durch die wirren Gänge seines Geistes jagte in der Hoffnung doch irgendwann eine Antwort herbei denken zu können - oder die ein oder andere Handlung nachvollziehen zu können.
    Und auch wenn dies nur ein aufmerksamer Beobachter wahrnehmen mochte, so notierte sich der Senator unablässlich einige Gedanken.
    Die Frage Macers bezüglich des Opfers entlockte ihm ein marginales Lächeln. Er wusste, worauf der Purgitier hinaus wollte und notierte sich dies ebenfalls auf seinem Wachstäfelchen.


    deliktischer Tathergang:
    - Angeklagter = Abschaum; dem Pöbel angehörig; am liebsten Tod, hätte es verdient!
    - Opfer ohne jegliche Begleitung? (Octavius = reicher, honorabler Mann = Klienten, Sklaven, Leibwächter -> nicht anwesend?!)
    - weitere mögliche Zeugen zur Be- und Entlastung?


    - Casus: Komplize (wer war er, warum starb er, was beging er genau am Tathergang?)
    -> Angeklagter soll nochmal mit eigenen Worten den Tathergang schildern! (Macer darauf hinweisen)


    objektives Recht:
    - § 88 Räuberischer Diebstahl oder § 92 Raub (abzuwägen? Macer hackt nach)
    - § 73 Mord oder § 77 Körperverletzung mit tödlichem Ausgang (Messer im Rücken /= sofortige Tötung oder eine Kausalkette zum Tod?; Komplize sticht in das Herz = sofortiger Tod?)


    - vermutlich Beschluss zur § 39 Nachtragsanklage nötig (Macer darauf hinweisen)


    Irgendwie ahnte der Flavier, dass hier die Rechtsfindung recht mühsam sein würde. Aber im Zweifel würde er, trotz seiner Aversionen gegen den plebejischen Abschaum wohl für den Angeklagten entscheiden müssen, wenn etwas vakant war.

  • Septima zuckte merklich zusammen als Octavius Macer begann den Angeklagten anzubrüllen, er solle doch Manns genug sein, und seine Tat hier und jetzt noch mal zu gestehen und die gerechte Strafe dafür zu bekommen. So kannte Septima den Octavier gar nicht und sein Gefühlsausbruch wollte auch gar nicht in ihr Bild von dem sensiblen jungen Mann passen. ‚Wenn er in der Politik weiter kommen will, dann muß er aber lernen seine Gefühle zu zügeln.’ ging es ihr durch den Kopf. Und zu seiner Philosophie, Stoiker zu sein, wollte das auch nicht ganz passen. Lächelnd stellte die Tiberia fest, dass es noch vieles an Octavius Macer zu entdecken gab. Ein wohliger Schauer lief ihr dabei über den Rücken und sie bekam gar nicht mehr so genau mit, wie die Verhandlung weiter ging, denn durch ihren Kopf geisterten ganz andere Bilder von einer Frau und ZWEI Männern.

  • "Nein verdammt, nicht um ihn zu berauben! Das ist ne Unterstellung!" protestierte Burrus lauthals. "Nur um... ihn anzuschnorren. Aber als er uns dann so beschimpft hat, da ist Strepitus halt sauer geworden und hat ihn kaltgemacht! Strepitus, NICHT ICH! Ich bin vielleicht nicht so fein wie ihr alle hier, aber ich bin kein Mörder, hochwürdiger Praetor, so glaub mir doch!"
    Zunehmend unruhig sah sich Burrus um. Sein Blick war gehetzt. Und wieder ballte er die gefesselten Hände zu Fäusten, und funkelte böse die Urbaner an.
    "Das will ich meinen. Erst haben sie mich geschlagen und als ich schon am Boden war, da haben sie auf mich eingetreten. 'Ich war es nicht!' habe ich gesagt, 'Ihr habt den falschen Mann erwischt!', und irgendwann habe ich auch gebettelt und gefleht. Aber es war als würden sie mich überhaupt nicht hören. 'Wir wissen dass du es warst!', das haben sie immer wieder gesagt, und dass sie mich umbringen würden wenn ich es nicht zugäbe, und dass so einen wie mich niemand vermissen würde."
    Die Schultern des Angeklagten sackten herab, und seine Stimme wurde schwächer, ganz trostlos, während er dieses Martyrium schilderte.
    "Immer wieder haben sie auf mich eingetreten. Und dann.... haben sie mich mit Eisenstangen geschlagen, immer wieder, auf die Beine und in die Nieren. Sie haben mich verhöhnt, und als ich das Bewusstsein verloren habe, vor Schmerzen, haben sie eiskaltes Wasser über mich geschüttet, und immer weitergemacht."

  • Macer folgte den AUsführungen des Angeklagten schweigend und andächtig, meinte jedoch ein gewisses schauspielerisches Talent erkennen zu können. Ebenso, wie er die Aufregung des Anklägers eben recht künstlich übertrieben fand, schien ihm der Angeklagte nun plötzlich künstlich leise zu sein. Genau deshalb beschloss Macer, ihm nicht zu viel offensichtliches Mitleid entgegen zu bringen. Praktischerweise gab es ja noch einen dritten Mann, den er jetzt ansprechen konnte.

    "Centurio, kamen beim Verhör Waffen oder andere Schlaggegenstände zum Einsatz?", wandte er sich an den Zeugen der Anklage. "Wurde der Angeklagte auf körperliche Unversehrtheit hin untersucht?"







    KOMMANDEUR - ACADEMIA MILITARIS ULPIA DIVINA
    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO RUSSATA

  • Ich war empört. Mit einer Dreistigkeit sondergleichen spielte der Messermörder hier die verfolgte Unschuld, und verleumdete statt dessen uns mit seinen schamlosen Lügen. Meine Augen wurden schmal, als ich mir das alles anhören musste, meine Wangenknochen mahlten. Ruhig Blut. Ich musste nicht auch noch in die Luft gehen.
    "Nein, Prätor," antwortete ich felsenfest, "das war nicht der Fall."
    Körperliche Unversehrtheit? Ich überlegte. Aber irgendwie fand ich das seltsam. Es war eine große böse Welt da draussen, und ich, der ich nun wirklich kein Grobian war, hatte noch nie davon gehört, dass man Mordgesindel mit Samthandschuhen anzufassen hätte.
    "Direkt nach der Festnahme hat einer unserer Capsarii nach ihm gesehen. Der Angeklagte hatte bei der Festnahme Widerstand geleistet, er hat mich angegriffen, daraufhin habe ich ihn niedergeschlagen. Er hatte davon einen Kratzer an der Schläfe. Der Capsarius meinte, dass ihm ansonsten nichts fehlen würde."

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