Auf einmal waren Hände da, die sie stützten. Axilla sah sich um, wer es war. Zum ersten Mal sah sie wirklich den Raum, nahm ihn wirklich einigermaßen bewusst wahr, und wusste, sie war nicht zuhause. Sie erkannte den Raum nicht und bekam Angst deswegen – also noch mehr. Sie wandte leicht den Kopf, um denjenigen zu sehen, der sie hielt und stützte, packte ihn sogar einmal bei den Haaren, um sein Gesicht von ihrem zu entfernen. Zwar fehlte ihr die Kraft, um ihm weh zu tun, aber es war eine deutliche Geste und reichte offenbar, denn der Mann ruckte kurz weg, so dass sie ihn sehen konnte.
“Crios...“, wimmerte sie und ließ den Arm sinken, gab ihn frei. Die kleine Wehe, die ihren Körper erfasst hatte, ebbte ab, und Axilla schluchzte einmal, bog sich zur Seite und an seine Brust, suchte ein wenig Nähe und Schutz. Sie hielt sich für diesen winzigen Moment der Ruhe einfach nur an ihm fest und weinte ein wenig. “Er hat Leander getötet“, erzählte sie kurz unter Tränen.
Aber noch ehe sie sich Trost bei ihm suchen konnte, oder irgendetwas sagen konnte, machte ihr Körper schon unerbittlich weiter. Erneut krampfte sie, diesmal heftiger, und sie musste sich wieder gerade hindrehen. Instinktiv stellte sie die Fersen auf die Liege, bog den Oberkörper nach vorne. Gut, dass Crios sie stützte, allein hätte sie nicht die Kraft gehabt. Ihr Körper krampfte weiter, als sich in ihrem Inneren alles löste, was einmal Leben hätte werden sollen, und es nach draußen trieb. Es war nicht so schmerzhaft wie eine echte Geburt, dafür war das Kind nicht groß genug. Nur etwa so groß wie Axillas Handteller, mehr nicht, die Knochen noch weich, mehr eine annähern menschlich geformte Masse als ein Kind. Und doch tat es weh, als das Kind sich mit der gebildeten Plazenta löste und herausgepresst wurde.
Erschöpft ließ sich Axilla zurückfallen, als der Druck auf ihren Bauch nachließ und sie sich nur noch schwach und leer fühlte. Ihre Schenkel zitterten sichtbar von der Anstrengung, und sie wollte wieder ohnmächtig sein.
Sie hatte sich gewünscht, das Kind zu verlieren. Sie hatte es sich sehr gewünscht. Sie hatte Gift genommen, um es zu verlieren. Aber das war gewesen, ehe Archias ihr gesagt hatte, dass er es wollte. Und jetzt, als sie es verloren hatte, fühlte sie sich nur leer.