Armors Pfeil? Demnach war es wohl tatsächlich Liebe, die Iunia Serrana und Germanicus Sedulus zusammengeführt hatte. Auf beiden Seiten. Das deckte sich mit dem, was Sedulus bei ihrem Gespräch so erzählt hatte. Ursus lachte die beiden in herzlicher Freude an. "Nein, ich habe von nichts gewußt. Und wünsche euch beiden viel Glück. Klappt denn auch alles mit der Kleinen? Hat sie Dich schon ins Herz geschlossen, Serrana?" Er nahm kaum etwas anderes an. Müßte nicht jedes Kind froh sein, so eine junge und liebenswürdige Mutter zu bekommen wie Serrana? "Also hat keiner von uns gewonnen, Sedulus? Oder beide? Was machen wir denn da?" Als Serrana berichtete, daß auch sie das Floß verpaßt hatte, lachte Ursus sie an. "Ich muß gestehen, daß ich das auch gerne gesehen hätte. Und auch den Löwen, der zwischendurch das Haus unsicher machte und unsere Sklavinnen verschreckte." Andererseits würde er diese Nacht um nichts in der Welt missen mögen. Ursus schaute zu seiner Frau und hoffte, sie würde dies in seinem Blick lesen können.
Eine hochgewachsene Vestalin, die sich als Claudia Romana vorstellte, gratulierte ihnen. Ursus erinnerte sich, daß Septima sie als gute Freundin bezeichnet hatte. "Sehr erfreut, Dich kennenzulernen, Claudia Romana. Warst Du nicht auch bei dem Fest bei den Germanicern, zu den Fontinalia? Ich meine, Dich dort gesehen zu haben. Hab Dank für Dein Kommen. Und für Deinen freundlichen Segen." Eine ungewöhnliche Frau. Und wie er fand, eine ungewöhnliche Freundschaft, die seine Ehefrau da pflegte.
Irgendetwas ging vor, in der Ecke, wo der Duccier und der unhöfliche Aelier mit ihren Begleiterinnen standen. Ursus konnte nur einen kurzen Blick erhaschen, auf die Männer, die sich gerade von den Frauen absetzten. Da kam schon die nächste Gratulantin und lenkte ihn vom Geschehen ab.
Eine weitere Claudia trat heran. Die Ehefrau des Flavius Furianus, Claudia Catilina. "Salve, Claudia Catilina. Wir freuen uns, daß Du heute noch einmal unser Gast bist. Wie bedauerlich, daß Dein Mann unpäßlich ist. Bitte übermittle ihm unsere herzlichen Grüße und Besserungswünsche." Wie oft hatte er diesen Satz heute schon gesagt? Das Fest schien wirklich seine Spuren hinterlassen zu haben bei den Gästen. "Habe vielen Dank für Deine guten Wünsche." Wenn all die geäußerten Kinderwünsche in Erfüllung gingen, dann würde dieses Haus bald überquillen vor Kindern. Ursus schmunzelte bei dem Gedanken und ein merkwürdig warmes, wohliges Gefühl breitete sich in ihm aus. Alles schien so zu sein, wie es sein sollte.
Wäre da nicht, ja wäre da nicht diese Unruhe, dieses Gemurmel, dieses hörbare Luftschnappen einiger Gäste. Ursus konnte nicht viel sehen, den Rand einer Schüssel, die ausgekippt wurde, einen Moment später hastende Schritte in den hinteren Bereich des Hauses. Der Duccier, wie es schien. Kurz darauf das fast fluchtartige Verlassen des Empfangs durch den unmöglichen Aelier, augenscheinlich Urheber des Chaoses, und Decima Seiana, die alles andere als glücklich wirkte. Eine Iunia blieb zurück, schaute zu ihm herüber. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment. Bevor sie hinter dem Duccier hinterherhetzte. Ursus war perplex. Aber nur für sehr kurze Zeit. Dann ging er den Schritt zu Cimon herüber, der ihm von allen Sklaven am nächsten stand. "Sorg bitte dafür, daß der Unrat entfernt wird. Und laß der Köchin mitteilen, daß sie Ersatz schaffen muß." Natürlich hieß das nicht, daß Cimon selbst aufwischen oder zur Küche laufen sollte. Es genügte, wenn er andere beauftragte. Aber das würde der Nubier schon wisssen.
"Liebe Freunde, liebe Familie! Bitte laßt uns doch herübergehen und uns zum Mahl niederlassen." Das würde alle von dieser Ungeheuerlichkeit ablenken. Zusätzliche Clinen und Korbsessel waren aufgestellt worden im großen Triclinium. Genug Platz für alle Gäste. Sklaven eilten herbei, um behilflich zu sein, um weitere Becher zu verteilen und Schüsseln mit Wasser zu reichen, damit sich die Gäste vor dem Mahl die Hände waschen konnten.