CASA ACCIA
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Das komfortable Heim des Eques Lucius Accius Damio und seiner Familie
CASA ACCIA
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Das komfortable Heim des Eques Lucius Accius Damio und seiner Familie
Lucius Accius Damio
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"DAS WIRST DU SICHERLICH NICHT TUN!!!", brüllte Damio seinem Gegenüber ins Gesicht, jenseits jeder Selbstbeherrschung. Sein Gesicht war puterrot angelaufen und Vala wischte sich mit einem Ärmel Speichelspuren aus dem Gesicht bevor er den sonst so besonnenen Römer weiter regungslos anstarrte. Er hockte auf einer hölzernen Bank und hörte sich den Wutausbruch seines Lehrers nun schon geschlagene zehn Minuten an, in denen er nichts weiter getan hatte als dazusitzen und den Mann anzustarren.
"DAS HIER IST KEIN VERDAMMTER BUSCH IN GERMANIA, WO DU JEDEN ZU HEL SCHICKEN KANNST WIE ES DIR PASST, DU GOTTVERDAMMTER BARBAR!!!", krächzte Damio noch einmal aus seiner mittlerweile wundgescheuerten Kehle und fuchtelte noch einmal wild mit dem linken Zeigefinger vor der Nase des jungen Germanen herum. Seine Frau hatte nach einer Minute das Haus verlassen, mit dieser Gemütsregung ihres Mannes absolut unvertraut, und hatte die Kinder mit sich auf einen Bummel über den nahen Mercatus genommen, nur um dieser Tirade zu entgehen, die gerade im Hortus wütete.
Vala hatte selbstverständlich mit nichts anderem gerechnet, war Damio doch ein so fest in seine Ideologien verstrickter Politiker, dass man enttäuscht sein musste es in dieser Situation mit was anderem als geballter Ablehnung konfrontiert zu werden. So hatte er sich in sich selbst verschanzt und wartete gelassen auf ein Abflauen des Sturms.
Linus von Patrae
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"Damio, beruhige dich...", schaltete sich Linus ein, der in einem Korbstuhl neben einer der Säulen saß die den Hortus von der Casa trennten, und sich die meiste Zeit das Schauspiel süffisant lächelnd angeschaut hatte, doch von dem tobenden Römer wirsch unterbrochen wurde
"DAS WERDE ICH NICHT TUN! TUE BLOSZ NICHT SO SCHEINHEILIG, DU HAST DEN JUNGEN DOCH MIT SICHERHEIT ZU DIESEM WAHNSINN ANGESTIFTET!!", zeigte nun der Zeigefinger anklagend in Richtung des Griechen, der eine verletzt-unschuldige Miene machte.
"Das war ganz alleine seine Idee. Ich kann einen gewissen Stolz nicht verhehlen, dass Vala von sich aus auf diesen Gedanken gekommen ist. Jetzt krieg dich doch mal wieder ein, der Aelius hat seine... eh... nun... eh... Ehre... angekratzt und unseren Mann in aller Öffentlichkeit beleidigt. Ich finde, er hat sich das Recht auf Genugtuung verdient.", sprach Linos in einem Tonfall, als hätte er gerade das aktuelle Wetter erklärt.
"ABER NICHT INDEM ER SEINE FRAU UMBRINGT!", geiferte Damio wieder in erhöhter Lautstärke.
"Umbringen LÄSST, Damio. Das ist ein Unterschied.", ergänzte der Grieche trocken, der die Arme vor der fetten Brust verschränkte und den Römer selbszufrieden anblickte.
"Ich wusste ja immer, dass du einen Hang zum makabren hast, elender Helene, aber das hier geht eindeutig zu weit. Wir können einen Menschen nicht umbringen nur um einen anderen zu bestrafen, weil er Vala mit einer Schüssel geschlagen hat!", schrie Damio den alten Griechen an, allerdings eine ganze Spur leiser als vorher.
"Süßspeise.", konstatierte Vala, der zum ersten Mal seit langem die Stimme erhob.
"BITTE?", schaute Damio ihn irritiert an.
"Es war die Süßspeise. In der Schüssel. Nicht die Schüssel selbst.", erklärte Vala ungerührt, den Blick entschlossen auf dem Römer ruhen lassend, der ihn nun ansah als hätte der junge Germane tatsächlich den Verstand verloren.
"Was glaubst du eigentlich wer bei Pluto du verdammt nochmal BIST? DU BIST EIN ELENDER SCRIBA! NICHT CALIGULA!!!", steigerte Damio wieder sein Stimmvolumen, dass der Speichelfaden nur so flog.
"Oh oh..", mischte Linus sich belustigt ein, "..er hat das böse C-Wort gesagt!"
"Ich... ich bin von Wahnsinnigen umgeben.", gab der Römer schließlich auf, und ließ sich mit leerem Blick auf die Bank neben Vala nieder, "Eindeutig. Man kippt dir Süßspeise ins Gesicht, und du lässt dafür einen Menschen über die Klinge springen. Wie verdorben... was für ein Monster bist du eigentlich?"
"Ein sehr kreatives..", klopfte Linus sich selbst auf die Schultern, als hätte er das alleine vollbracht.
"Ahja?", hakte Damio nach, der roch, dass das noch nicht alles war.
"Japp.", meinte Linus zufrieden, "Der Fuchs hat kurz darauf die volle Verantwortung für das Geschehene auf sich geladen. Ein Schelm wer dabei böses denkt.."
Irritiert blickte Damio Vala an, der schweigend neben ihm hockte und ihn betrachtete wie ein Rabe des einladende Stück Aas. Unwillkürlich rückte der Römer ein Stück von dem jungen Mann ab: "Und was soll das bedeuten?"
"Ein Mann, der schuldig ist hat keinen Grund sich zu rächen, oder?", erläuterte Linus knapp den Gedankengang, den Vala am Tag zuvor schon gehabt hatte, "Wie also sollte man annehmen können, die Tat wäre ein Racheakt wenn es doch garnichts zu rächen gab."
"Du Monster...", blickte Damio Vala an, kam aber nicht umhin über die Raffinesse ins Lächeln zu geraten, "Du verdammt gerissenes Monster. Aber der Aelius... er wird wissen, dass es ein Racheakt war."
"Und das...", murmelte Vala mit entschlossenem Blick, "..ist alles, was ich will."
Linus von Patrae
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Linus war auf einem seiner inzwischen öfter vorkommenden Stipvisiten bei seinem Freund Damio, was vor allem daran lag, dass die Köchin des Hauses Accia mehr zu bieten hatte als seine eigene Frau. Das erzählte er ihr natürlich nicht, er hatte schließlich ein nicht unbeträchtliches Interesse am Frieden im eigenen Hause. Aber als bekennender Gourmet nahm er sich hin und wieder Auszeiten von seiner stoischen Selbstenthaltung, und gönnte sich einen kleinen Snack.
Kurz nachdem er eingetreten war hatte es einmal laut gescheppert, und der Sklave, der ihm wie immer einen Becher Wein in die Hand drückte sah auf Nachfrage nur kopfschüttelnd ins innere des Hauses. Und dann wieder: ein laut vernehmbares Bersten, dann ein Schrei, und wieder ging irgendwas nicht gerade leise zu Bruch. Linus, ein recht neugieriger Mensch, ging vorsichtigen Schrittes dem Lärm nach, bis er den immer lauter werdenden Krach zu einer verschlossenen Tür verfolgt hatte. Vor der ein sichtlich gelassen dreinschauender Damio mit einem Becher Wein in der Hand in einem Bastsessel hockte, und die Tür betrachtete.
"Damio!", machte Linus auf sich aufmerksam, nachdem ein weiteres Scheppern verklungen war, "Was bei Pluto geht da drinnen vor sich?"
Lucius Accius Damio
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"Oh... Linus. Schön dich zu sehen.", säuselte der Römer munteren Blickes, "Komm, setz dich und genieße das Schauspiel."
Zu perplex, um sich zu widersetzen ließ der Grieche sich in einen Sessel fallen, denn ein Sklave herbeigeschoben hatte, und blickte seinen Freund immernoch sehr irritiert an: "Also.. hast du dir einen Mob wilder Kimbern ins Haus geholt? Was soll das? Und wieso bist du so ruhig... was ist dahinter? Die Küche? Oh bitte nicht die Küche!"
Damio winkte mit lässiger Hand ab, nippte am Wein und schien noch einmal genauer hinzuhören als hinter der Tür wieder wütendes Gebrüll erklang: "Hörst du? Wie interessant... ich war nie bei den Legionen.. aber jetzt weiß ich, wie sich so germanisches Gebrüll anhört. Wunderbar, sage ich dir... was? Ach, nein... das Triclinium. Ich wollte es eh neu einrichten lassen... von daher nimmt Vala mir gerade einen gewissen Teil der Entscheidungsfindung ab."
"VALA IST DA DRINNEN?", staunte Linus einen Moment mit offenen Munde, bevor sich ehrliche Empörung in ihm ausbreitete: das hörte sich nicht so an, als hätte sein Schüler die vielen Lektionen über Selbstbeherrschung und Eigenkontrolle verstanden. Mit einem Satz, den man dem fülligen Griechen garnicht zutrauen wollte, war er auf den Beinen, und wollte sich schon mit finsterem Blick daran machen das Schlachtfeld zu betreten, als Damio ihn mit einer drohenden Geste in den Sessel zurück zwang: "Dass du es ja nicht wagst, den Jungen bei seinem Tun zu unterbrechen."
"Wieso sollte ich nicht? Das, was er da drinnen gerade tut ist sicherlich alles andere als griechische Gelassenheit. Und sicherlich auch nicht das Betragen eines zukünftigen Senators, sondern die Barbarei eines germanischen Wilden!", protestierte Linus, bevor er den Becher Wein in einem Sturz leerte und mit wild fuchtelnder Hand nach einem neuen verlangte.
"Na und? Verkenne die Herkunft unseres Schützlings nicht.. die Germanen haben uns nicht umsonst mehrfach geschlagen. Ich denke, es wäre ein Gutes wenn wir das in unsere Planungen mit einbeziehen.", murmelte Damio während die Tür unter dem Aufprall von irgendwas undefiniertem erbebte.
"Für was soll das gut sein? Als Abrisskommando? Ich bitte dich.. ein Senator, der wild mordend durch die Curia Iulia marodiert kann unmöglich dein Ziel sein.", gab der Grieche patzig zurück, "...aber warum ist der Junge eigentlich so wütend?"
"Diese Energie kann man durchaus auch für andere Dinge verwenden, als nur dafür den Senat auszulöschen, werter Linus.", redete Damio weiter, als würde er gerade einem Schuljungen erklären warum es nachts dunkel war, "Er war bei dieser Iunia... dieser Axilla. Ich habe es geschafft ihn zu überreden, sie doch nicht umzubringen. Dafür musste allerdings ihr Leibsklave daran glauben.. ein fairer Kompromis, wenn du mich fragst. Nun... er war bei ihr, um sich zu erkundigen ob sie wirklich ein Kind verloren hatte. Dieser... ehm... dieser.. wie heißt der amtierende Procurator a Memoria noch einmal?"
"... ... Caius Aelius Archias ... ... ", warf Linus in den Raum.
"Achja, genau der... nun, der hat die werte Iunia anscheinend schon VOR der Hochzeit auf's Kreuz gelegt. Sie war schwanger.. ein netter Schachzug, wenn du mich fragst, die Iunii verstanden es schon immer vortrefflich sich an der Oberfläche zu halten. Nun... er war da... und da ist etwas passiert...", man konnte dem Römer ansehen, wie sehr ihn das ganze amüsierte.
"...und was? Hat er sie auch auf's Kreuz gelegt?", riet Linus einfach ins blaue, nicht die geringste Ahnung habend, worauf sein Freund hinaus wollte.
Der winkte ab: "Sei nicht albern.. viel, viel besser."
"Oh nein...", ächzte Linus, dem langsam dämmerte, was geschehen war, "...du willst mir nicht sagen, dass er die ganze Arbeit auf sich nimmt, sich mit einem nicht unbedingt machtlosen römischen Beamten anlegt und mitten auf der Straße einen Mord begehen lässt, nur um einen Sklaven zu meucheln, um sich letztendlich in die Frau zu verlieben, oder?" Kraftlos ließ er sich in den Sessel zurücksinken, und griff sich theatralisch an die Stirn.
"Nein. Wie gesagt: sei nicht albern. Aber da du anscheinend nicht in der Lage bist, selbst darauf zu kommen, will ich es dir sagen: er bereut es.", schmunzelte Damio triumphierend, und prostete seinem Freund aufmunternd zu.
"Wie, er bereut es?", fragte der alte Grieche, immernoch ratlos auf einer Wasserleitung stehend.
"Nun...", beugte der Römer sich vor, und dachte einen Moment nach, bevor er das umschrieb, "..bisher ist unser Freund durch's Leben gestapft, ohne eine einzige seiner Entscheidungen zu hinterfragen. Das kann durchaus eine Stärke sein. Aber wenn es um so etwas geht... ein Mord begeht man nicht nur aus gekränktem Stolz. Man begeht ihn, weil man durch diesen Mord einen hohen Gewinn erzielt, den man ohne diesen Mord im Leben nicht bekommen hätte."
"Du zitierst gerade mich. Danke für diese Lehrstunde.", raunte Linus schmollend, sich hinter seinem Becher versteckend während wieder Gebrüll in dem Zimmer erklang und irgendetwas zu Bruch ging. Linus fragte sich, wieviel zerbrechliche Gegenstände Damio eigentlich im Triclinium aufbewahrt hatte.
"Umso schlimmer, dass du nicht selbst darauf gekommen bist, werter Linus.", paraphrasierte Damio, um weiter mit seiner Erklärung fortzufahren: "Der Mord an diesem Sklaven war.. nicht weiter erwähnenswert. Aber was unser junger Freund weiß, ist: eigentlich sollte dieser Sklave nicht sterben. Sondern die Frau. Und das treibt ihn gerade zum Wahnsinn."
"Wieso? Ich meine... sie ist irgendeine... was soll das?"
"Du begreifst es nicht... aber was erwarte ich das auch von einem Stoiker. Vala glaubte, etwas wegzuwerfen, das ihm nichts bedeutete. Aber jetzt bemerkt er, dass er nichts weggeworfen hätte. Sondern etwas verloren. Und wenn er beginnt Werte von Wertlosem zu trennen, sind wir schon einen großen Schritt weiter von der Barbarei zu unserem letztendlichen Ziel. Wer nichts zu verlieren hat, kommt meist nicht weit. Wer aber etwas verlieren kann, bringt eine Vorsicht mit, die uns alle den Hals retten kann, wenn es zum Fall der Fälle kommt.", erklärte der Römer zuende, und blickte seinen Freund fragend an, als ob er sagen wolle: Hast du es jetzt endlich verstanden, elender Suffkopf?
"Ah...", ging dem Griechen ein Licht auf, "...das macht Sinn."
"Natürlich macht es das...", erwiderte Damio gespielt empört, "..und dafür opfere ich gerne ein paar alte Holzmöbel."
"GOTTVERDAMMTE AXT! ICH LIEBE SIE NICHT!", gellte der Schrei eines sehr aufgebrachten und noch mehr unbeherrschten jungen Germanen durch das Haus eines wohlbekannten und nichtsenatorischen Politikers der Stadt.
Linus von Patrae
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"Das will ich dir auch verdammt nochmal geraten haben..", grollte Linus, der in letzter Zeit immer weniger Verständnis für die Frauengeschichten seines Schützlings hatte. Nicht nur einmal war er morgens in die Casa Prudentia gekommen, um sich von Sirius vertrösten zu lassen weil Vala gerade Damenbesuch hatte.
"Das hör ich jetzt schon zum x-ten Male, und es bringt mich nicht weiter.", zischte Vala zurück, die Hand zur Faust geschlossen und wild in Richtung des Griechen geschüttelt, "Sag mir endlich, was dieses Weib mit mir macht!"
Lucius Accius Damio
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"Vala... Alrik... Vala..", erhob Damio die Stimme, was er in den letzten Momenten eher selten getan hatte. Er hatte sich bisher darauf verlegt, sich das Schauspiel eher leise schmunzelnd anzusehen und darauf zu warten, dass das geballte Testosteron in Valas Hirn einen Pfad zu seinem Verstand freigab, "Was soll dieses Theater? Natürlich bist du verliebt, das ist vollkommen normal. Warum auch nicht? Ich habe diese Frau zwar nicht kennenlernen dürfen, aber wie du sie beschreibst ist sie doch recht hübsch. Und bedenke: sie stammt aus einer der angesehensten und ältesten Familien Roms. Denke nur an das politische.."
"Fang nicht schon wieder davon an..", unterbrach ihn der alte Grieche barsch, "..natürlich ist sie hübsch. Genauso wie alle anderen Frauen, mit denen Vala seine Karriere gefährdet in dem er die Hälfte aller Mädchen Roms durch seine Kemenate marschieren lässt! Lass dir das gesagt sein, junger Duccius, diese Frau ist gefährlich. Gefährlich für seinen Verstand. Gefährlich für seine Karriere, weil dieser dumme Junge.."
"Ich bin anwesend, Linus."
"..unnötige Risiken wegen ihr eingeht. Ein Meuchelmörder! Auf offener Straße!"
"Sekunde..", unterbrach ihn Damio, "..warst du nicht damals noch verdammt stolz darauf, dass Vala sich wegen einer Schüssel Süßspeise in Unkosten stürzt um einen Sklaven auf offener Straße schlachten zu lassen?"
"Hallo?"
"Na, stop, so kannst du das nicht verallgemeinern! Ich dachte damals, dass es sein energischer Versuch war, Widersacher mit allen Mitteln aus dem Weg zu räumen!", verteidigte der Grieche sich, den Finger drohend auf den Accier gerichtet, "Und nicht irgendeine kleine Eifersuchtsgeschichte um zu beweisen wer den Längeren hat, um schließlich diese Iunia zu gewinnen!"
"Es war nicht nur ein Versuch, ich habe es vollbracht! Der Aelius verrottet im Elysium, oder wo auch immer.. er ist tot. Ich bin es nicht.", donnerte Valas Faust gegen die Wand und löste damit ein Stück Putz aus derselben.
"Na.. Kraft hat er. Einen Schwanz auch, wie wohl die Frauen halb Roms mittlerweile wissen dürften... wie wäre es, wenn du uns jetzt mal ein wenig HIRN zeigst, Junge?", polterte Linus' Stimme als Reaktion darauf.
"Den Aelius hast du nicht umgebracht. Das hat er selbst erledigt.. warum auch immer. Auf eine zugegebenermaßen sehr delikate Art und Weise. Der tarpejische Felsen..", zischend zog der Accier Luft zwischen den Zähnen ein, "..klarer konnte er nicht zeigen, dass er Dreck am Stecken hat. Ein Bärendienst für seine Familie.."
"Bleib beim Thema, Damio."
"Wieso hast du sie nicht flach gelegt?", versuchte derselbe sich an einer anderen Argumentation für sein hehres Ziel einer duccisch-iunischen Eheschließung, "Du verführst Frauen höheren Standes ohne Unterschied.. aber diese hier nicht. Wieso?"
"Ich weiß es nicht...", seufzte Vala, der sich an einer Tür anlehnte und versuchte nicht allzu sehr an das Problem denken.
"Denk nach."
"ICH WEIß ES NICHT."
"Los."
"ICH WEIß ES NICHT."
"Es liegt doch auf der Hand.. du bist verliebt.", schlussfolgerte Damio, der sich die Sache damit in Valas und Linus Augen ein wenig zu einfach machte. Vala enthielt sich dieses Mal aus Rücksicht auf das Mobiliar und seine Geldbörse eines Kommentars, der Grieche schüttelte nur widerwillig den Kopf.
"Firlefanz. Liebe... Liebe hat keinen Platz in einem Leben das zur Größe bestimmt ist.", dozierte er mit dem Ton der Überzeugung, "Auch wenn sie der ältesten und mächtigsten Gens Italias entstammt: sie hat Macht über unseren Mann. Und das macht sie gefährlich. Glaubst du, eine Heirat mit dieser Person wäre sinnvoll? Sie wäre eine Katastrophe für unsere Sache! Außerdem kann Vala noch heiraten wenn er wirklich an der Spitze ist. Und dann nicht irgendeine Soldatentochter, sondern die Tochter eines Legaten! Eines Senators! Vielleicht ein Mädchen aus der kaiserlichen Familie!"
"Da ist etwas dran...", murmelte Damio, "..sie hat Macht über Vala. Aber haben das nicht alle, die er zu sich ins Bett holt?"
"Moment mal... ICH beherrsche diese Frauen. Nicht SIE MICH!"
"Das ist das, was du denken willst. Und es offenbart, wie wenig du eigentlich von der natürlichen Macht der Frauen verstehst. Seltsam das einem Barbaren erzählen zu müssen. Gerade ihr seid es doch, die Frauen als fruchtbringende Inkarnationen der Natur verehrt?", Damios Stimme hatte den Tonfall des Lehrers angenommen, etwas, was Vala besonders hasste. Es gab ihm das Gefühl, jünger zu sein als er sich eigentlich fühlte. Mittlerweile geriet dieses Selbstbild allerdings stark ins Wanken.
"Sehr richtig, Damio.", warf Linus mit kritischem Blick ein, "Das ändert jedoch nichts daran, dass einen Menschen, der Macht ausüben will, nichts beherrschen darf. Auch keine fruchtbringende Inkarnation! Vala, Axilla ist dein Schwachpunkt. Der Grund ist mir ehrlich gesagt scheiss egal. Liebe sie, hasse sie, fürchte sie, begehre sie. Vollkommen gleichgültig. Sie HAT Macht über dich. Und sie scheint noch zu naiv, um das zu verstehen. Genauso wie du. Es ist besser, du verstehst das als erster.. entledige dich ihrer, und konzentrier dich wieder auf dein Ziel! Das ist das einzige was zählt.."
"Ich bin mir nicht sicher, ob mir dieser Ratschlag gefällt.", murrte der unverbesserliche Idealist Damio, "Ich würde eher vorschlagen, du findest dich damit ab. Frauen besitzen eine unergründliche Macht über uns Männer. Und die Iunia kommt aus gutem Hause, dich könnte es deutlich schlechter erwischen. Akzeptier es, und finde deinen Frieden mit der Weiblichkeit.. aber triff eine Entscheidung. Diese ständigen Ausraster sind nicht römisch, das ist Barbarei. Hör endlich auf, dich aufzuführen wie ein verwirrter zwölfjähriger. Axilla zu töten ist keine Lösung, ein anderes Exemplar der Töchter der Venus wird ihren Platz einnehmen. Die beste Lösung ist, dich mit ihnen zu arrangieren. Aber: Entscheide dich! So geht das nicht weiter.."
"Allerdings...", grummelte Vala, in dem es immernoch heftig arbeitete, "...so geht es nicht weiter."
Ad
Lucius Accius Damio
Casa Accia | Mons Esquillinus | Roma
Salve Damio,
danke für deine Briefe. Ich fasse mich kurz, wir werden hoffentlich eh in nicht allzu ferner Zeit Gelegenheit haben uns zu persönlich zu unterhalten.
So alles klappt, wird in den nächsten Wochen meine Erhebung zum Senator bekannt gegeben. So dies der Fall ist, lasse den beigelegten Brief bitte UMGEHEND an einen der Konsuln gehen. Er enthält meine Kandidatur für das Aedilat. Du weißt, wie wichtig das sein wird...
Wir sehen uns.
Vale bene,
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Legio XXII Deiotarania | Nikopolis | Aegyptus
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Ad:
Consulem Res Publicae
Salve Consul,
hiermit gebe ich, Titus Duccius Vala, Sohn des Flavius Duccius Germanicus meine Kandidatur für die kommenden Wahlen zum Amt des Aedils bekannt.
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_________________________________________________________
Titus Duccius Vala
Casa Accia | Mons Esquillinus | Roma
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Am frühen Abend kam ein Bote bei der Casa Accia vorbei, um dort eine Tabula für den Hausherrn abzugeben.
Vala!
Mein Ianitor meinte, du hättest gerne einen Termin. Da ich nun nicht weiß, was genau du in welchem Umfang besprechen möchtest, ich aber davon ausgehe, dass du wohl ein vertrauliches Gespräch wünscht, kann ich dir die folgenden Optionen hierfür anbieten:
In drei Tagen zur vierten Stunde, also eine Stunde nach der Salutatio, was auch die nervigsten Fragen bis dahin zu einem Ende geführt haben sollte, so dass ich die Zeit für dich habe.
Morgen zu einer doch recht kärglichen Cena, weshalb ich dich bitten müsste, auf das Mitbringen von Schatten (sofern du welche besitzt) zu verzichten. Immerhin wäre das ein privates Essen und kein offizielles Gastmal.
In einer Woche am Nachmittag. Hier solltest du mir nur Bescheid geben, wann du zu kommen gedenkst, so dass ich den Thermenbesuch dementsprechend verschieben kann.
Vale
SAL
Ein Diener des Hauses Germanica gab eine Information ab.
Ad
Titus Duccius Vala
Senator
Salve,
wir haben von Deinem Wunsch Kenntnis genommen mit den Senatoren Aelius Quarto, Germanicus Sedulus und mir, Germanicus Avarus zu sprechen. Hinsichtlich der moderaten Wichtigkeit dessen laden wir Dich am ID IUL DCCCLXIII A.U.C. in das Haus der Gens Germanica im Bezirk Circus Flaminius ein. So Du gewillt bist komme zum Abendessen.
Vale,
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ANTE DIEM IV ID IUL DCCCLXIII A.U.C.
Ein Bote der Villa Flavia kam, klopfte und sagte nach kurzem Gruß sein Sprüchlein auf. "Der Consular Flavius Furianus wird den Senator Duccius Vala morgen ad meridiem in der Villa Flavia Felix empfangen."
Er ging davon aus, dass man im Hause wissen würde, weshalb.
Das lange Suchen hatte ein Ende. Ocella hatte sich intensiv mit der aktuellen Lage beschäftigt und dabei stolperte er regelmäßig über einen Namen: Titus Duccius Vala. Er war zuletzt Tribun der Achten und hatte - wenn man den Erzählungen einiger Soldaten auf dem Markt glauben durfte - die Schlacht im Norden quasi alleine angeführt. Er kam gebürtig aus Germania und gehört der recht bekannten Gens Duccia an. Zurück in Rom war er dann recht schnell zum Senator erhoben worden und schließlich zum Aedilis Plebis gewählt worden. Und auch vor dem Bürgerkrieg hatte er, nach dem, was Ocella in Erfahrung bringen konnte, bereits einige bedeutende Stationen hinter sich.
Jetzt, in Rom, beschäftigte den Helvetier die Frage nach einem Patron und nach diesem eindrucksvollen Werdegang war seine Entscheidung auf den Duccier gefallen. Er hatte vermeintlich einen guten Draht zum Kaiser oder war diesem zumindest persönlich bekannt, er hatte vor kurzem eine Wahl gewonnen und Ocella hoffte, dass der Duccier ihm bei seinem weiteren Werdegang hilfreich sein konnte.
Doch dann entstand noch ein ganz anderes Problem: Wo konnte man den Duccier finden? Eine Casa Duccia gab es nach den Informationen des Helvetiers nicht. Von einem Händler erfuhr er, dass dieser dem Duccier etwas in die Castra Praetoria geliefert hätte, doch reichte Ocellas mageres militärisches Wissen aus, um sicher sein zu können, dass ein Zivlist sicher nicht in der Castra zu finden sein konnte. Zufällig traf er dann bei einer Pause in einer Taberna auf einen ehemaligen Soldaten der Achten, der ihn an die Casa Accia verwies.
So stand er nun in seine Toga gewandet vor der Casa. Ein bisschen Unsicherheit machte sich in ihm breit, ob er wirklich richtig war. Eigentlich sollte sich ein Senator doch ein eigenes Haus leisten. Vielleicht könnte er irgendwie dezent in Erfahrung bringen, warum der Duccier grade hier wohnte. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So klopfte er, nach einem kurzen Stoßgebet zu Mercur, wie immer dreimal an die Tür und harrte der Dinge, die da kommem mochten.
Klopf Klopf Klopf
http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/82.jpg Seit nicht mehr nur der Hausherr in der Casa seinem Tagewerk nachging, sondern auch ein zusätzlicher Senator war für den Ostiarius Pustus Blumus der Aufwand um einiges gestiegen. Zwar hatte der Hausherr sein Anwesen im Zuge der Krieges durch glückliche Fügungen und geschäftliches Geschick erweitern können, aber dennoch war das Anwesen zu Stoßzeiten randvoll mit Menschen die entweder mit dem Accius oder dem Duccius sprechen wollten.
"Salve.", grüßte der ältliche Mann daher auch denjenigen, der da vor der Tür stand, "Du stehst vor dem Hause des Accius Damio... in welchem auch der Senator Duccius Vala zu Gast ist. Was ist dein Begehr?"
Puhm, nochmal Glück gehabt. Ocella hatte keine Ahnung, was er gemacht hätte, wenn der Hinweis des Soldaten nun auch ins Leere geführt hätte. So atmete Ocella erstmal beruhigt ein und aus, bevor er dem Mann an der Tür antwortete.
Salve! Mein Name ist Titus Helvetius Ocella und ich möchte mit Senator Duccius Vala sprechen. Es geht darum, dass ich mich unter sein Patronat stellen möchte.
stellte Ocella sowohl sich, als auch sein Anliegen kurz vor. Bereits während seines eigenen vergangenen Wahlkampfs lautete ein wichtiges Motto: "Wer gewählt werden will, muss freundlichen sein." Und wer zu einem Senator vorgelassen zu werden, musste sich dies auch zu Herzen nehmen. Denn ein kurzer Blick ins Haus hinein ließ Ocella schon befürchten, dass er irgendwo ganz unten auf der Besucherliste landen würde. Denn das Haus war bereits jetzt gut gefüllt, offensichtlich mit Klienten aber auch anderen Bittstellern. Ocella müsste also jetzt abwarten, ob er heute überhaupt noch zum Duccier vorgelassen werden würde.
http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/82.jpg Aha, so war das. Pustus Blumus nickte verstehend, zog die Tür ein wenig weiter auf und ging zur Seite wo zwei lange Tabulae mit den Tagesterminen der beiden hohen Herren im Hause hingen, um einen möglichst reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können, "Gehe ich recht in der Annahme, dass du einen Termin hast? Wie war dein Name noch gleich? Helvetius Ocella? Hmhmhmhmhm..... ich kann dich hier nirgends finden. Sicher, dass du einen hast?"
Eigentlich hätte Ocella damit rechnen können. Eigentlich hätte er damit rechnen müssen. Und eigentlich hätte er auch Vorbereitungen getroffen. Doch waren der Enthusiasmus über den Tipp des Soldaten einerseits, und der Zweifel über die Richtigkeit der Angaben andererseits so stark, dass er die Grundregeln vergessen hatte. Bei hohen Herren machte man einen Termin, schließlich handhabte er das selbst genauso. Und ein Senator hatte sicherlich deutlich mehr Termine als ein Duumvir (auch wenn sich der helvetische Terminkalender hinter dem des Ducciers vermutlich nur bezüglich den Rängen der Gesprächspartner, nicht aber bezüglich der Quantität verstecken musste).
Wieder atmete Ocella tief ein und aus sammelte kurz seine Gedanken, bevor er dann etwas erwiderte.
Leider wirst du mich nicht auf dem Terminkalender finden. Sollte heute noch ein Termin frei sein, wäre ich dankbar, wenn ich diesen wahrnehmen könnte. Vielleicht findet sich ja auch irgendwo noch eine Lücke, in die ich reinrutschen kann. Ansonsten möchte ich mich für den nächstmöglichen Termin anmelden.
stellte er freundlich aber bestimmt fest. Vielleicht, mit Hilfe des Mercur, würde sich ja noch eine Möglichkeit ergeben (für die er auch etwas warten könnte, denn glücklicherweise hatte er schon damit gerechnet, warten zu müssen). Falls dies aber nicht ging, und darauf richtete sich Ocella grade ein, wollte er sich möglichst früh den nächsten freien Termin sichern, bevor er hier nochmal unangemeldet aufschlug.
http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/82.jpg Der ältere Mann seufzte hörbar bei der Erklärung des jüngeren.. so einer also. Es kamen tagtäglich irgendwelche Leute vorbei, die irgendwie darauf hofften den Hausherrn oder seinen Gast rein zufällig doch in einem freien Moment anzutreffen.
"Dann tut es mir leid dir nicht weiterhelfen zu können, der Senator ist zur Zeit im Gespräch und hat gleich noch einen Termin in der Curia Iulia, da lässt sich leider nichts machen.", begann der alte Mann mit einwandfreier Mitleidsmiene, "Ich kann dich allerdings auf in drei Tagen zur Hora Nona vertrösten, da ist etwas frei. Oh... da kommt er ja selbst.", horchte Pustus Blumus auf und deutete ins Hausinnere, wo Stimmen erklungen waren und sich Schritte bemerkbar machten. Einen Moment später tauchte der gewünschte Senator auf, im abschließenden Plausch mit irgendeinem anderen recht wichtig aussehenden Mann und mit weiteren Männern im Gefolge.
"Dann noch einmal Danke für dein Kommen, Vitilius. Schönen Gruß an die Familie, wir sehen uns bald wieder.", verabschiedete Vala den Mann, der den Abschiedsgruß erwiderte und sich am Ostiarius mit ein paar Männern im Gefolge vorbeidrückte.
"So, das wär das... nun, die Herren, auf zur Curia Iulia. Sitzt der Latus Clavus richtig, Sirius?", fragte Vala mit Blick auf seinen Leibsklaven, welcher nur genervt mit den Augen rollte: "Natürlich tut er das, Dominus, ich habe ihn selbst gelegt."
"Na umso besser, also, auf geht's...." , wandte Vala sich wieder ab und wollte gerade durch die Porta gehen, als er sich des Ostiarius und dessen Gesprächspartner gewahr wurde, "Na, wer ist denn das? Pustus Blumus, ist dir schon so langweilig, dass du Gespräche an der Haustür anfängst?"
"Ganz im Gegenteil, Dominus.", flötete Blumus, "Dies ist Titus Ocella von den Helvetiern, er möchte sich unter dein Patronat stellen... allerdings hat er keinen Termin. Ich verwies ihn gerade auf die Hora Nona in drei Tagen, da..."
"Jetzt hat er einen.", schmunzelte Vala und nickte dem Neuankömmling zu, "Das heißt, solange du gut zu Fuß bist, Helvetius. Ich bin gerade auf dem Weg zur Curia Iulia, eine der Senatssitzungen die der neue Princeps so anberaumt. Während wir gehen, kannst du mir etwas über dich erzählen... also vertrödeln wir keine Zeit. Meine Herren, los jetzt.", meinte er mit Blick auf seine sonstigen Begleiter, welche sich aus seinem decimischen Tiro, Sirius und den drei rotbehaarten keltischen Leibwächtern zusammenstellten.
"Also, Titus Ocella, wer bist du... und warum sollte ich ins Auge fassen dich als Klient anzunehmen?"
Drei Tage waren lang. Aber die würde Ocelle wohl noch verschmerzen können. Zwar müsste er dann etwas umplanen, aber das würde ich wohl einrichten lassen. Ocella war kurz davor, den Termin zu bestätigen, als der Senator höchstselbst an der Tür erschien und sich über Ocella erkundigte. So unauffällig wie möglich musterte der Helvetier den Senator. Ein großgewachsener Mann. Größer noch als Ocella, und der gehörte schon zu den größeren unter seinen Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten. Ebenfalls in die Toga gewandet und den auffälligen Latus clavus tragend, machte der Duccier schon einen wichtigen Eindruck.
Die ersten Worte des Senators erwiderte Ocella mit einem freundlichen
Salve, Senator Duccius.
und hörte sich dann das Angebot an. Ja, er konnte dazwischenrutschen, (und dafür würde Mercurius auch noch ein kleines Dankopfer erhalten) doch hatte er dafür dem vermutlich schnellen Schritt (oder zumindest so schnell, wie es eine Toga zuließ) eines eben noch gewesenen Tribunen bis zur Curia Iulia zu folgen. Kurz versuchte Ocella den Weg dorthin zu schätzen, merkte aber schnell, dass der Weg ohnehin recht lang war und bei den derzeiten Temperaturen auch entsprechend antrengend werden werden würde. Innerlich verfluchte Ocella seine zuletzt noch vorherrschende Trägheit, die auch auf seine langen Stunden in der Curia Ostiensis zurückzuführen war. Zwar besuchte er seit dem Ende des Bürgerkriegs wieder regelmäßiger die Thermen mit der angrenzenden Palaestra. Doch seine Kondition war längst nicht mehr so gut, wie sie noch vor der Arbeit in Ostia gewesen war.
Doch blieb ihm nichts anderes übrig, als diese Chance wahrzunehmen. Alles andere würde einen schlechten Eindruck machen und den sollte man bei einem solchen Gespräch möglichst vermeiden.
Ich danke dir für diese Möglichkeit, Senator, und folge dir gerne zur Curia Iulia.
erwiderte er schließlich, machte den Eingang frei, um den Senator passieren zu lassen und machte sich dann mit dem Senator auf den Weg gen Forum.
Nun, Senator. Wie du bereits weißt, heiße ich Titus Helvetius Ocella. Bei den letzten Wahlen in Ostia, die parallel zu den Wahlen zum Cursus Honorum stattfanden, zum Duumvir von Ostia gewählt. Für dich natürlich auch nochmal die besten Glückwünsche zu deiner Wahl zum Aedil hier in Rom.
stellte Ocella erstmal seine eigene Situation dar, nicht ohne auch noch eine kurze Anerkennung zum Wahlsieg anzufügen.
Vor meiner Wahl hatte ich das Amt des Aedilis Mercatuum inne und war dabei maßgeblich an der Ausarbeitung einer Marktordnung beteiligt. In diesem Sinne kann ich von mir behaupten, dass ich in Ostia einen sehr guten Stand habe und meine Beziehungen in der wichtigsten Hafenstadt des römischen Reichs natürlich auch dir zugute kommen könnten.
Ja, man könnte Ocella als Officiumshengst bezeichnen und würde dabei wohl auch im großen und ganzen den Charakter des Helvetiers treffen. Er wäre wohl kein guter Soldat, sondern sah auch seine Zukunft in der Verwaltung.
Zudem strebe ich eine Verwaltungskarriere hier in Rom an und glaube, dass ich in einem Verwaltungsamt für dich sozusagen als unmittelbare Kontaktperson in der Verwaltung fungieren kann.
Für die höheren Ämter wäre dann zwar noch der Ritterstand nötig, aber dabei könnte ihm ja auch sein möglicher neuer Patron behilflich sein. Im Gegenzug hatte das dann den Vorteil, dass der Senator jemanden hätte, der Verwaltungsangelegenheiten vorantreiben oder aktuelle Neuigkeiten aus der Verwaltung zeitnah an ihn weitertragen könnte. All dies hatte sich Ocella bereits zurechtgelegt, wenn der Senator weitere Fragen dazu hätte. Schließlich stand er hier einem ehemaligen Soldaten gegenüber, der vermeintlich eher der Praxis näher stand, als der Theorie in der Verwaltung.
Als sie auf die Straße hinaustraten wartete keine komfortable und nicht einmal eine einfache Sänfte auf sie. Wie jedes Mal würde der Neusenator zu Fuß gehen müssen, was er freilich als Volksnähe verkaufte, letztlich aber einfach dem Fehlen gewisser finanzieller Mittel geschuldet war. So drang der Lärm der Straße mit den darauf verkehrenden Menschen unvermittelt zu ihnen durch und auch wenn die meisten zur Seite wichen sobald sie den Latus Clavus erblickten mussten Valas drei keltische Schatten den einen oder anderen bestimmt zur Seite schieben. Das tat der Stimmung des Senators keinen Abbruch, der jede Unterbrechung ihres Fortkommen nutzte um dem einen oder anderen zufällig vorbeikommenden Bürger die Hand zu schütteln. Währenddessen hörte er beiläufig, aber immer mit einem gewissen Interesse den Ausführungen des Helvetius zu, welcher offensichtlich keine Zeit verschwenden wollte und gleich mit seiner Vita aufzutrumpfen suchte.
"Schön aufgesagt, und zweifelsohne gut einstudiert, Helvetius.", witzelte Vala, als sie wieder einmal warten mussten bis die drei Kelten ihnen die Bahn frei gemacht hatten, "Duumvir von Ostia, Verwaltung, Laufbahn, das klingt ja schon alles ganz gut... aber was ich mich frage: warum wir beide? Warum ich, warum du? So wie du dich beschreibst könntest du bei nahezu jedem Senator in Rom und auch den hohen Equestres offene Türen einrennen... aber warum genau sollten wir beide uns zusammentun? Ah, Vertilius... eh... Vogasius... nein, ach, ja! Vencilius, wusste ich's doch... wie geht's dem Sohnemann? Gut, ach, erfolgreich? Schön. Vale, man sieht sich..."
Letztlich war das Tempo dann noch nicht so hoch, wie Ocella befürchtet hatte. Zwar waren die längeren Gänge durchaus schnell, doch ggab es zwischendurch immer wieder kleinere Pause, bei denen der Duccier immer wieder Bekannte grüßte oder sich nach dem Befinden der Familie eines Bekannten erkundigte, wobei der Bekannte auch durchaus mal mit falschem Namen angesprochen wurde. Ein politische Profi, was auch sonst, dachte sich Ocella, der ähnliches auch aus Ostia kannte.
Nun, Senator, einerseits finde ich deinen Werdegang bewundernswert. Jemand, der sich hochgearbeitet hat, beweist Durchhaltevermögen, aber auch das Wissen darum, dass zuerst ein Lernprozess erfolgen muss. Auch ich habe nicht sofort die hohen Ämter in Rom angepeilt, sondern habe als einfacher Schreiber in Ostia angefangen, um auch die Grundlagen der Verwaltungsarbeit verstehen zu können. Später dann als Aedil und jetzt als Duumvir habe und hatte ich Positionen inne, in denen ich auch Verwaltungsarbeit mache, aber diese auch aus einer anderen Position, nämlich einer weisungsberechtigen Funktion, kennenlerne
Ocella merkete selbst, dass er ins Schwaflen geriet, um hier eine Gemeinsamkeit zu konstruieren. Inwieweit er damit Erfolg haben würde, bliebe natürlich dem Senator überlassen. Jedenfalls hatte er auch weitere Ambitionen, insbesondere in den Ritterstand zu kommen, und dazu (und höhere Verwaltungsämter zu besetzen) bräuchte er auch einen Fürsprecher beim Kaiser.
Weiterhin werde ich wohl bei einigen hüren auch einen Fürsprecher beim Kaiser benötigen. Sei es, um in den Ritterstand aufzusteigen oder in höhere Verwaltungsämter hineinzukommen. Und ich glaube, dass du als ehemaliger Tribun und amtierender Senator dieser Fürsprecher sein kannst.
Ja, das Thema war natürlich zweischneidig. Würde der Duccier glauben, Ocella wolle nur jemanden, der nah am Kaiser war, um dies auszunutzen, oder ging der Senator davon aus, dass einer seiner Klienten in der Verwaltung für ihn von Vorteil sein konnte. Darauf würde es jetzt ankommen.
"Ich habe nicht nach neuen Schmeicheleien gefragt, Helvetius.", schmunzelte Vala vergnügt während sie ihren Weg fortsetzten, "Aber gut, lass mich dir helfen. Das mit der Fürsprache ist schon kaum mehr der Nennung wert, das versteht sich von selbst in der Patronage. Als Duumvir Ostias wirst du mir auch kaum mehr was beweisen müssen, denn Duumvir wird man nicht ohne das nötige Geschick. Was mich aber viel mehr interessiert, und dir offensichtlich nicht klar ist... ich sehe meine Zukunft nicht in Rom. Wenn es gut läuft, und ich gehe mittlerweile davon aus, dass es das wird, werde ich in ein bis zwei Jahren Rom verlassen um einen der höchsten Posten in der Reichsverwaltung zu übernehmen. Jetzt frage ich ich dich also... reicht dir das? Ein Patron, der dir in absehbarer Zeit nur postalisch unter die Arme greifen kann?" Es war die blanke Neugier, die da aus dem duccischen Senator sprach. Natürlich würde er den Mann einfach als Klienten annehmen können, denn Klienten waren fast ebensoviel wert wie Grund und Boden, aber was brachte ihm ein unzufriedener Klient? Im Zweifelsfall würde er den Mann einfach an einen seiner Bekannten vermitteln, deren Zukunft auch langfristig in Rom liegen würde und die nicht darauf hinarbeiteten auf Dauer eine komplette Provinz zu übernehmen.
Ok, zumindest war der direkte Bezug auf den Kaiser nicht gänzlich auf Ablehnung gestoßen. Jedenfalls musste Ocella nach den Ausführungen des Ducciers selbst erst einmal rekapitulieren, was er da grade gehört. Eigentlich war der Helvetier, davon ausgegangen, dass ein Politiker, wäre er erstmal in Rom, auch so lange dort bleiben, wollte, wie es möglich und für ihn nötig war, um einen weiteren Karriereschritt zu machen. Denn wer erst einmal Senator war, hatte umfangreiche Möglichkeiten, in höhere Ämter aufzusteigen. Sofern Ocella die Aussagen des Ducciers richtig verstand, strebte der Senator das Amt eines Provinzverwalters an, wahrscheinlich das eines Proprätors, wenn er glaubte, das bereits in zwei Jahren erreichen zu könne
Mir waren deine Zukunftspläne nicht bekannt, Senator.
gab Ocella daraufhin erstmal zu. Der Helvetier war wohl zu sehr Römer, um davon auszugehen, dass eine Proprätur irgendwo in einer Provinz nicht mehr als nur ein Zwischenschritt war, um später Consul zu werden. Danach kamen ja auch noch die zahlreichen senatorischen Ämter in Rom, die sowohl einträglich waren, als auch den Amtsträgern gleichzeitig die Möglichkeit zur Einflussnahme im Senat und beim Kaiser offen hielte. Jetzt musste Ocella seine Entscheidung treffen: Würde die mittelfristige direkte Patronage und danach die indirekte postalische Unterstützung ausreichen? Oder wäre es besser, die Bitte höflich zurückzuziehen? Ocella überlegte einige Augenblicke, bevor er dann nickte.
Ich vertraue darauf, dass du mir auch aus einer möglicherweise entfernteren Provinz gut als Patron zur Seite stehen wirst.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Zumindest hatte man ihm gesagt, dass er öfters mal auch etwas risikofreudiger sein sollte. Jedoch hieß das für den Helvetier auch, dass er einige Projekte vermutlich schneller anvisieren musste. Denn zum Beispiel der Standesaufstieg wäre wohl einfacher, wenn sein Patron auch anwesend war und persönlich beim Kaiser vorsprechen konnte.
Mir ist dabei bewusst, dass es ab einem gewissen Zeitpunkt länger dauern kann, bis ich meinen Patron um etwas bitten kann, doch nehme ich das in Kauf und vertraue darauf, dass ich in der Zwischenzeit zumindest die härtestens Hürden mit deiner Hilfe meistern kann.
Während sie sich weiter dem Forum Romanum näherte hörte Vala sich geduldig die Entgegnungen seines helvetischen Gesprächspartners an und stellte überrascht fest, dass dieser es offensichtlich ernst meinte.. was ihn persönlich an seinen eigenen Patron erinnerte, welcher im Exil vor sich hinlebte oder schon lange gestorben war. Von dem hatte er auch nur in begrenztem Umfang Unterstützung erhalten, mal abgesehen von dem Stück Land, das Vala sofort gegen Grund bei Mogontiacum umgetauscht hatte. So fern lag es also wohl nicht sich einen Patron zu nehmen, dessen Möglichkeiten begrenzt waren... solange sie eine gewisse Kontinuität aufwiesen.
"Wenn das so ist, werde ich durchaus in Betracht ziehen dich als meinen Klienten anzunehmen, Helvetius.", üssierte Vala nach einem Moment der nachdenklichen Stille als sie wieder einmal stehen blieben um darauf zu warten, dass die drei Kelten vor ihnen freie Bahn machten, "Allerdings wirst du verstehen müssen, dass ich die Entscheidung noch nicht jetzt treffen kann.. sowas will wohlbedacht sein, und ich mag keine übereilten Entscheidungen. Ich werde dich in spätestens drei Tagen von meiner Entscheidung in Kenntnis setzen. Da wir unser Ziel aber noch nicht erreicht haben, könntest du mir doch etwas genauer deine nächsten Schritte darlegen bei welchen ich als... oh, Petruvius, salve! Ja, schön, mir auch, großartig... gruß an die Frau und die Kinder. Was? Nein, natürlich hab ich das nicht vergessen... also, auf bald! ... wo waren wir? Achja... deine nächsten Schritte, bei welchen ich dir als Patron behilflich sein könnte? Als gewesener Duumvir... und dazu noch als recht junger Duumvir einer Civitas steht wohl die Laufbahn als Eques an? Gehörst du dem notwendigen Ordo bereits an?" Während sie voranschritten, trat jemand auf sie zu und wurde erst von einem der drei rothaarigen Kelten abgeblockt, bis Vala den Mann durchließ. Der Mann entpuppte sich als Obsthändler, der dem designierten Aedil und seinen Begleitern Kostproben seines Angebots anbot.
"Machst du dir Sorgen, dass ich deinen Laden schließen könnte, Mann?", scherzte Vala mit einem Augenzwinkern und biss geräuschvoll in den dargebotenen Apfel, winkte dem Mann zur Bestätigung nur lässig zu und setzte dann den Weg fort: "Also?"
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