[Esquilin] Casa Accia Ducciaque

  • "Ich habe mit nichts anderem gerechnet, Petronius.", log Vala, der einfach mal davon ausging, dass die Sklaven der Casa bereits damit beschäftigt waren die Gästezimmer herzurichten, "Die Sache Mogontiacums ist auch meine Sache, ich muss dir sicherlich nicht erklären was die Civitas für meine Familie und somit auch für mich bedeutet. Dementsprechend könnte es mir nicht wichtiger sein, dass eure Gesandtschaft hier in Rom ihr Ziel erreicht. Aber genug dessen... so ihr euch zurückziehen wollt, lasse ich euch eure Zimmer zeigen."

  • "Das ist sehr nett, danke!"


    Der Duccier war wirklich sehr zuvorkommend und höflich - überraschend freundlich für den Geschmack des alten Petroniers. Aber wenn er so freundlich war, konnte man das ja eigentlich direkt weiter nutzen...


    "Ähm - wann hättest du übrigens Zeit, genauer über unseren Plan zu reden? Wir haben zwar schon einen Plan, aber vielleicht wäre es ja sinnvoll, das ganze nochmal mit Dir als Mann mit Einblick drüberzuschauen..."


    Falls der höfliche Verweis auf das Zimmer eine Aufforderung gewesen war, ihn jetzt noch ein bisschen in Ruhe zu lassen, hatte Crispus diese offensichtlich nicht recht verstanden...

  • "Natürlich. Morgen früh zum Frühstück?", antwortete Vala, "Meine Salutationes fallen im Moment und wohl noch auf absehbare Zeit etwas überschaubar aus. Was mir nicht gerade unrecht ist... also hätte ich morgens genug Zeit und Energie mich mit eurer Sache zu beschäftigen."

  • Na, das war ja praktisch - aber auch überraschend. Crispus hatte sich immer vorgestellt, dass Senatoren ganze Scharen an Klienten hatten, die sich täglich ihre Sportulae abholten - selbst in Mogontiacum musste der alte Petronier ja immer wieder Bettler beschenken oder wegschicken. Aber naja, hier gab es wahrscheinlich auch mehr als genug wichtige Männer, die etwas reicher schenken konnten als der Newcomer aus dem Norden...


    "Ah, perfekt! Dann würden wir uns - äh - zurückziehen. Wir sehen uns morgen, Senator!"


    Damit folgte Crispus dem Sklaven, der sie in ihre Gästezimmer führte. Auf dem Weg durch die eindrucksvollen Flure raunte er seinem Sohn zu:


    "Wohnt nicht schlecht, der Duccier..."

  • Lucius schwieg das ganze Gespräch über, wie sein Vater es ihm schon früh eingebläut hatte - wenn Erwachsene redeten, hatte er den Mund zu halten, unabhängig davon, dass er schon lange kein Kind mehr war und eine eigene Meinung zu vielen Dingen hatte. Auch hier: Während der Alte dem Duccier geradezu in den Arsch kroch, blinzelte Lucius nur verächtlich - mochte dieser Vala auch noch so sehr den Großkotz heraushängen lassen: Was er ihnen hier anbot, war das Haus eines Fremden und er hatte scheinbar nicht einmal viele Klienten! Die Klientenzahl war allerdings, soweit Lucius beobachten konnte, direkt proportional zu Macht und Einfluss einer Person - Caius' Vater beispielsweise hatte viel zu sagen gehabt, aber auch täglich stundenlang - zumindest wenn man Caius glauben durfte - Salutatio gehalten (und das nur in dem Rom gegenüber geradezu kleindörflichen Mogontiacum). Logischerweise war daraus abzuleiten, dass Vala das war, was Eumenius als Pediarii bezeichnet hatte - ein Senator ohne Einfluss, der bei Abstimmungen im Senat seinem Patron hinterherlief.


    Als sie deshalb kurz darauf den Flur entlang spazierten und sein Vater sich tatsächlich zu einem Lob dieses Germanen hinreißen ließ, hatte er nur ein verächtliches Schnauben dafür übrig:
    "Wir jetzt scheinbar auch. Wahrscheinlich muss er nichtmal was dafür zahlen..."
    Schmarotzer nannte Lucius so etwas...

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • "Sei nicht so respektlos gegenüber unserem Gastgeber, Lucius!"


    ermahnte Crispus seinen Sohn auf dessen abwertende Behauptung hin. Natürlich musste er zugeben, dass Lucius nicht ganz Unrecht hatte - immerhin hatte der Alte ihm ja selbst beigebracht, gegenüber Leuten Distanz zu halten, die sich durch schönes Daherreden einzuschleimen versuchten und sich dann am Ende bei einem festsetzten, sodass man sie nicht mehr loswurde. Und bis vor ein paar Jahren hätte er einem Duccier wahrscheinlich sogar genau das unterstellt - aber heute war er einfach nur froh und dankbar, dass sie wohlbehalten hier in Rom angekommen waren, dass sie ein Dach über dem Kopf bekommen hatten - und das umsonst! - und dass sie dazu noch jemanden hatte, der sich hier ein bisschen auskannte und sie beraten konnte.


    Kurz darauf gab der Sklave ihnen zu verstehen, dass hier das Zimmer für Crispus war, während Lucius eins weiter sollte.


    "Haakon, du kannst mir ein bisschen assistieren!"


    befahl der alte Petronier - zum einen, weil er keinen persönlichen Diener mitgenommen hatte und es sich eigentlich gehörte, einen solchen mitzunehmen, zum andern, weil sie ja vielleicht noch dies oder das zu besprechen hatten wegen der weiteren Organisation...

  • Am nächsten Morgen erwachte Crispus früh. Zwar hatte er eine lange und anstrengende Reise hinter sich, trotzdem schlief er die erste Nacht in fremden Betten immer schlecht. Als er sich reckte, stellte er fest, dass Haakon noch auf dem "Sklavenplatz", einem etwas einfacheren Bett an der anderen Seite des Raumes lag.


    "Aufstehen, Haakon! Wir haben Arbeit!"


    Kurze Zeit später schlichen die beiden aus der Tür und fragten den nächsten Sklaven, wo der Gast des Hauses denn eigentlich zu frühstücken pflegte. Der alte Petronier selbst war eigentlich ein traditioneller Römer und nahm noch aus Gewohnheit vom Militär morgens nur einen Schluck Wein und vielleicht einen kleinen Kanten Brot zu sich. Aber vielleicht war hier in Rom die Mode ja schon wieder anders...

  • Lsangsam rührte sich Haakon, die Strapazen der Reise und vorallem die der Überfahrt über das offene Meer, auch wenn sie die ganze Zeit in Küstennähe geblieben waren, steckte ihm noch immer in den Knochen. Sein Schlafplatz war nicht unbedingt der gemütlichste, doch hatte es ihm sehr gut getan, endlich wieder auf einem nicht schwankendem Boden zu nächtigen.


    Doch nun rief sein Patron wieder mit Arbeit nach ihm, weshalb sich Haakon rührte und sich dann aufrichtete. "Morgen! Was steht denn an?", fragend folgte er seinem Patron mit einem noch recht verschlafenen Ausdruck im Gesicht.

  • "Na was wohl? Warum sind wir denn tausende Stadien weit gereist?"


    fragte Crispus scherzhaft, während er bereits seine Tunica - noch immer die vom Vortag, in der er auch geschlafen hatte - gürtete.


    "Wir haben viel zu tun! Wir müssen noch ein paar Fürsprecher gewinnen, einschließlich unseren Gastgeber. Dann gibt's noch den Germanicus Avarus, der ja Stadtpatron is', und vielleicht diesen Aurelius Lupus. Der war auch mal in Mogontiacum zu Besuch während dem Bürgerkrieg. Und sonst müssen wir halt mal fragen, wer noch so infrage kommt."


    Nachdem er nun mit dem Gürtel - noch immer ein Cingulum Militare, auf das er als Veteran ja ein Anrecht hatte - festgezurrt hatte und dabei feststellte, dass er auf der Überfahrt nochmal ein wenig abgenommen hatte, fischte er sich noch die Bracae - auch wenn er in Rom war, war es immerhin Ende November und es konnte schon frisch werden. Und außerdem war er es inzwischen fast gewohnt, die warmen Hosen zu tragen.


    "Ach ja, und natürlich müssen wir uns auch um Lucius' Sachen kümmern. Er braucht 'ne Wohnung und 'nen Patron und so. Ich weiß nicht - wollen wir uns vielleicht aufteilen? Dass du dich nach 'ner Wohnung umschaust und Lucius und ich gehen Klinkenputzen?"

  • "Na in dieser riesigen Stadt sollte wohl irgendwo was frei sein, wa?" Haakon musste über seinen zweifellos erstklassigen Scherz direkt selber lachen.


    "Gibts denn zuvor noch was für die Kiemen, oder soll ich gleich los?", fragte er dann mit einem leicht verzweifeltem Unterton, denn sein Magen grummelte schon unter seiner Kleidung. Morgens verspürte Haakon immer einen unglaublichen Hunger. Und normalerweise tat er auch stets direkt etwas dagegen und auch jetzt war die Aussicht auf ein reichhaltiges Frühstück äußerst verlockend.

  • Crispus fand den Scherz nicht ganz so erstklassig - vor allem, wenn er an die Mieten dachte, von denen man ihm berichtet hatte.


    "Naja, Rom is' bestimmt nicht wegen den leeren Wohnungen so ein Riesen-Moloch geworden."


    Dann zuckte er mit den Schultern.


    "So eilig isses nun auch nicht - Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut."


    Er lächelte und ging in Richtung Tür. Als die öffneten, kam ihm plötzlich noch so eine Sache...


    "Da fällt mir ein - wir müssen ja auch erstmal den Rest der Gesandtschaft herbringen. Da brauche ich dich heute sowieso - du kannst gleich nach dem Frühstück nach Ostia reiten und dich um alles kümmern! Danach kommt dann Lucius' Bude..."


    Damit war dieser Punkt wohl geklärt. Gemeinsam machten die beiden sich deshalb nun auf die Suche nach Duccius Vala - und hoffentlich einem unrömisch-reichhaltigen Frühstück!

  • Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Sei nicht so respektlos gegenüber unserem Gastgeber, Lucius!"


    Kurz darauf gab der Sklave ihnen zu verstehen, dass hier das Zimmer für Crispus war, während Lucius eins weiter sollte.


    Wieder einmal gelang es Lucius, nach einer öffentlichen Demütigung des Alten - zumindest vor den Sklaven des Germanen - seine Zunge im Zaum zu halten und einfach still in sich hineinzugrummeln. Glücklicherweise musste er dies aber auch nicht sehr lange tun, denn sie erreichten recht bald die Schlafzimmer und Lucius trat ein. Hinter ihm kam ein Sklave ins Zimmer und blieb schweigend und mit erwartungsvollem Blick neben der Tür stehen. Lucius bemerkte ihn zuerst gar nicht - er war zu sehr damit beschäftigt, sich sein Schlafzimmer anzusehen: Es war großzügig eingerichtet - sicherlich viermal so groß wie sein Zimmer in Mogontiacum inklusive Vorraum - und das Bett war voller Kissen und versprach damit ebenfalls mindestens um den Faktor vier weicher - wenn er nicht sogar gegen Unendlich ging (immerhin hatte der Alte Wert darauf gelegt, dass Lucius spartanisch wohnte, wie es sich für einen Legionär gehörte).


    Als er sich dann aber umdrehte, bemerkte er den Sklaven doch - und zuckte sogar kurz zusammen - beziehungsweise seine Hand zuckte nach oben zum Griff seines Gladius.
    "Was machst du hier?"
    fragte er feindselig. Natürlich war es absurd zu glauben, dass der germanische Senator seine Gedanken gelesen hatte und sofort einen gedungenen Mörder losgeschickt hatte - aber er fühlte sich doch etwas ertappt.
    "Ich - äh - kann dir beim Auskleiden helfen, Domine."
    antwortete der Sklave nicht weniger überrascht.


    Einen Moment war Lucius unschlüssig - Armin hatte ihm schon ab und zu mit den Klamotten geholfen, aber runter hatte er sie bisher eigentlich immer ganz gut allein bekommen. Andererseits... - er musste sich ja an die vornehme Gesellschaft gewöhnen, und da hatte man scheinbar einen Auskleidesklaven. Oder eine Sklavin? Naja, jetzt nahm er vielleicht doch erstmal mit diesem Burschen hier Vorlieb:
    "Gut, dann - äh - nimm meinen Mantel!"
    Er griff zu der Fiebel unter dem Hals, öffnete das Kleidungsstück und reichte es an den Sklaven. Der starrte allerdings wie gebannt auf das, was an Lucius' Gürtel hing: ! Einen Moment war Lucius verwirrt - hatte der Kerl noch nie ein Schwert gesehen? Unwahrscheinlich! Aber was wollte er dann? War es doch ein Killer, der ihn mit seiner eigenen Waffe töten würde? Nein, auch das war unwahrscheinlich - erstens wäre der Mordanschlag im Hause des Anstifters nicht sehr rational gewesen und zweitens war es völlig unlogisch, dass ein Mörder seine Waffe nicht mitbrachte und sich dann sogar der des Opfers bediente. Oder wollte der Sklave das Schwert stehlen? Unwillkürlich umfasste er den Griff und zog ihn ein wenig nach oben, sodass die sauber polierte Klinge ein kleines Stück aus der Scheide blitzte.
    "Was glotzt du so blöd?"
    fragte er dann. Diesmal fühlte der Sklave sich ertappt, denn er schlug sofort die Augen nieder und errötete ein bisschen. Schließlich sagte er:
    "Es ist nur, Domine - es ist streng verboten in Rom Waffen zu tragen."
    "Na für Sklaven vielleicht!"
    gab der junge Petronier zurück - so ein Quatsch! Rom stand doch quasi auf seinen Legionen und ein echter Bürger war auch Soldat!
    "Nein, Domine - es ist jedem verboten! Außer den Stadtkohorten!"
    Einen Moment überlegte Lucius, ob er dem Sklaven eine Ohrfeige geben sollte, aber irgendwo in seinem Hinterkopf dämmerte es ihm, dass er so etwas schon einmal gehört hatte... - mussten Feldherren nicht auch draußen vor der Stadt warten, bis sie vom Senat die Erlaubnis erhielten, ausnahmsweise die Stadt mit einem Heer zu betreten? Und hatte nicht sogar einer der Matrosen vorgestern davon erzählt, dass manche sich bei Palma wegen irgendwelchen uralten religiösen Regeln darüber aufgeregt hatten, dass seine Truppen den Palatin gestürmt hatten? Nicht, dass der junge Petronier Angst hatte, die Götter herauszufordern - er hatte sie schon ganz anders beleidigt und es war nie etwas passiert! - aber religiöses Recht war meistens auch staatliches Recht. Und er hatte eigentlich keine Lust, wegen so einer Sache vor dem Praetor zu landen, noch bevor er richtig in Rom angekommen war!


    Aber vor allem war es ihm unangenehm, dass der Sklave eines Germanen - in diesem Moment vergaß er ganz, dass sie ja nicht in Valas, sondern im Haus dieses Accius wohnten - ihn an römische Vorschriften erinnerte. Spontan fiel ihm nur Angriff als Gegenstrategie ein:
    "Und? Zeigst du mich jetzt an, oder was?"
    fragte er beleidigt und spielte kurz mit dem Gedanken, sein Schwert zu ziehen und diesem vorlauten Diener spontan den Garaus zu machen. Doch der war scheinbar nicht nur ein Sklave, sondern hatte auch eine sklavische Art, denn er schüttelte schnell den Kopf.
    "Nein, nein, Domine! Ich wollte dich nur - äh - warnen!"
    Jetzt wusste Lucius auch nicht mehr so recht, was er sagen sollte. Er entschied sich, die peinliche Situation einfach zu beenden:
    "Soso - ich brauch' deine Hilfe nicht! Sag' mir Bescheid morgen früh, wenn der Al - äh - mein Vater wach is'!"
    Der Sklave verneigte sich kurz und machte dann einen Abflug.


    Als er endlich allein war, ließ Lucius sich schwer auf das Bett fallen. Vorsichtig zog er das Schwert aus der Scheide und betrachtete die glänzende Klinge. Irgendwie war Rom schon ein recht fremder Ort mit fremden Regeln und allem. Und ausgerechnet hier würde er auf sein geliebtes Schwert verzichten müssen - dabei war Rom doch so ein gefährliches Pflaster!


    Naja, egal - jetzt würde er erstmal in einem superweichen Bett schlafen und ein bisschen üben, wie man so als reicher Mann lebte! Er brauchte sich ja nicht zu schämen, die Gastfreundschaft dieses Germanen in Anspruch zu nehmen, denn strenggenommen war der ganze Reichtum ja sowieso erst durch Rom entstanden und stand ihm damit viel mehr zu als diesem Langhaarigen!


    Am Ende durfte Pythagoras sogar mit ihm im Bett schlafen. Den Griff fest umklammert und tief versunken in den weichen Kissen schlummerte er ein und hatte endlich Zeit, sich ein bisschen von dieser doch recht anstrengenden Reise in seine Zukunft zu erholen...

  • Sobald die Gäste einem Sklaven des Hauses über den Weg liefen, würden sie zum Triclinium geführt, in welchem der Senator aus dem Haus der Duccii bereits frühstückend in die Lektüre seines Tagesplans vertieft war. Jetzt, wo seine Amtszeit vorüber und der Wahlkampf noch nicht angebrochen war, fielen auch die nahezu täglich stattfindenden Gastessen bei irgendwelchen wichtigen Persönlichkeiten aus... weshalb Vala selbst zu einer doch recht germanischen Sitte zurückgekehrt war: der zünftigen Brotzeit.
    So war auf dem Tisch bereits dunkles Brot (an die italischen Weißklopse mochte er sich auch nach all den Jahren in Rom nicht gewöhnt haben), harter Käse, Wurst und Schmalz aufgetischt, dazu ein Flakkon mit Olivenöl und einer mit Essig. Und weil man sich sonst nichts gönnte: eine winzige Schale mit Salz.


    "Petronius.", grüßte er die Gäste von der Tabula aufblickend, als diese in das Triclinium taten, "Ich hoffe ihr konntet eure erste Nacht in der Urbs geruhsam verbringen. Setzt euch, greift zu..."

  • Gemeinsam mit Haakon ließ Crispus sich ins Triclinium führen - wo ihn tatsächlich das Frühstück erwartete, das er sich wünschte. Wie er erst jetzt bemerkte, hatte er am Vorabend ganz vergessen zu essen: Sie hatten Rom erreicht, sich dann durchgefragt und waren dann hier direkt ins Bett gewandert - höchste Zeit also für ein reichhaltiges Essen.


    "Ich hab' wunderbar geschlafen, Senator. Vielen Dank!"


    antwortete er auf die Begrüßung und suchte sich eine der Klinen aus. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Lucius ja gar nicht hier war - wo steckte der Bursche nur wieder?


    "Du - äh - arbeitest?"

  • "Schön zu hören.", quittierte Vala automatisch die Bestätigung der geruhsamen Nacht mit einer Floskel, die sich im politischen Tagewerk so tief eingebrannt hatte, dass sie bar jeder Ehrlichkeit überleben konnte. Um seinen Gästen jede Zurückhaltung beim Frühstück zu nehmen, brach er sich ein Stück aus dem Brot, träufelte ein wenig Essig darauf und schob es sich sogleich in den Mund.


    "Könnte man so sagen..", antwortete er frei heraus auf die Frage nach seiner Tätigkeit, "Meine Familie konnte vor kurzem Land acquirieren.. das dummerweise in Italia liegt, wo es meiner Sippe wenig bringt. Ich habe gewisse Kontakte geknüpft um es gegen entsprechend größere Landmengen in Germania oder im besten Falle bei Mogontiacum einzutauschen. Dies ist die Antwort eines Eques aus Patavium, der Land in Mogontiacum loswerden will um den Besitz seiner Familia hier in Italia zu konsolidieren... offensichtlich hat ihn die Plünderung seiner Heimat doch etwas schwerer erwischt."

  • Nachdem der Senator das Essen quasi eröffnet hatte, griff der alte Petronier ebenfalls zu. Zuerst einmal nahm er sich von der Wurst und ließ sie sich schmecken.


    "Achso..."


    sagte er und nickte. Warum ein Senator aber Land hier im gefragten Italia gegen das eher wilde und unfruchtbarere Land im hohen Norden tauschen wollte, war ihm nicht so ganz klar. Da fiel ihm ein...


    "Naja, also vielleicht kann ich dir auch ein bisschen helfen... ich hab' einen Landstrich in der Civitas Mattiacorum mit einer Villa Rustica drauf. Also wenn du daran Interesse hättest..."


    Die Idee kam sehr spontan, aber wenn Crispus' Plan aufging und sein Sohn zum Eques wurde, würde er sich wahrscheinlich öfter auch in Italia herumtreiben und so... und da war es sicherlich praktischer, seinen Landsitz hier als irgendwo direkt am Limes zu haben...


    "Is' jetzt nicht riesengroß, aber immerhin wirft es so 200 Sesterzen Pacht den Monat ab..."


    Natürlich hatte Crispus keine Ahnung, ob ein Senator an so etwas Interesse hatte - aber andererseits: warum nicht? Immerhin war er auch nur ein Mogontiner wie er selbst...

  • "Hmhwieff?", meinte Vala überrascht mitten in einem Bissen, als der Petronier ihm gleich ein Tauschgeschäft vorschlug. Nach einem Moment war die Überraschung dann auch keine mehr... natürlich gab es Menschen, die sich eher gen Süden orientierten, so wie seine Sippe es eben gen Norden tat. Und dass es solche Menschen auch in Mogontiacum gab lag irgendwie schon auf der Hand.


    "Hmhmh... das klingt gut, hast du rein zufällig die genaue Größe des Landes im Kopf?", brummte Vala nachdenklich und ließ sich vom stets nahebei stehenden Sirius die nötigen Informationen verabreichen, "Ich hätte eine kleine Parzelle in Gallia Narbonensis, eine halbe Tagesreise östlich von Cemenelum mit einer kleinen Villa Rustica... du wirst sicher verstehen, wenn ich dir für ein Stück Land bei Mogontiacum keins im Süden geben kann, das gleich groß ist... der Wertunterschied ist doch drastisch, wie ich immer wieder herausfinden durfte."
    Was Vala eigentlich nur zu Pass kam, hatte er doch so die Möglichkeit gehabt in den vergangenen Jahren für viele Stücke Land im Süden bis zu drei oder viermal so große Stücke Land im Norden herauszuschlagen... was seine Familie an die Spitze der Landbesitzer nördlich der Alpen hatte anschließen lassen. Eine gute Basis für Valas spätere Pläne...

  • Natürlich hatte Crispus nicht die genaue Größe im Kopf - die musste irgendwo in seinem "Archivraum" in der Domus Petronia in Mogontiacum eingetragen sein. Normalerweise hatte er für solche Daten aber auch Privatus, der aber vermutlich genau eben neben diesem Archivraum saß und seine Geschäfte weiterführte.


    "Puh, keine Ahnung..."


    sagte er deshalb wahrheitsgemäß und kratzte sich am Kopf. Was ihm dann angeboten wurde, schmälerte seine Gelüste auf ein Tauschgeschäft aber sowieso wieder ein wenig: Narbonensis war für ihn nur im weitesten Sinne Italia und lag ja quasi genau zwischen dem Aktionsraum für ihn und für Lucius. Dass man ihm dann auch noch weniger Geld bieten wollte, machte das ganze nicht unbedingt attraktiver...


    "Achso, ich dachte bei Patavium irgendwo..."


    Er legte die Wurst beiseite und machte eine kurze Pause.


    "Naja, wir müssten halt nochmal genau schauen, wie hoch du dein Landgut taxierst und was bei mir eingetragen ist und dann nochmal schauen. So ganz spontan kann ich's sowieso nicht entscheiden."


    Tatsächlich würde er auch noch einmal Privatus fragen müssen - der alte Petronier selbst hatte nicht allzu viel Ahnung von Grundstücksspekulation. Deshalb hatte er ja seinen Sklaven!


    Vorerst musste man diese Sache also wohl auf Eis legen - was den Vorteil hatte, dass Crispus nicht unhöflich sein musste, indem er gleich wieder einen Rückzieher machte oder seinen wichtigsten Verbündeten hier durch ein schlechtes Angebot beleidigte. Also bot sich ein Themawechsel an:


    "Aber erstmal muss ich wohl meinen Auftrag hier erfüllen - hättest du 'nen Moment Zeit, um über das Anliegen der Civitas zu reden? Vor allem würde mich interessieren, wie ich eine Audienz beim Kaiser bekomme und wer als Fürsprecher für uns infrage käme..."

  • "Hmhmhmh...", brummte Vala nachdenklich, "...das Grundgut bei Patavium ist ein größeres Latifundium und entsprechend viel Land in Germania wert... ich hatte eigentlich gehofft es tauschen zu können ohne es vorher zwischenzutauschen oder gar zu stückeln. Ich denke es ist also wirklich das beste, wenn wir später darauf zurückkommen."
    Sprach's, legte die Tabula zur Seite und widmete sich nun mit voller Aufmerksamkeit dem Gast aus der Heimat: "Natürlich habe ich das. Eine Audienz beim Kaiser ließe sich sicherlich arrangieren, das könnte ich heute noch veranlassen... wann er einen dann allerdings empfängt, vermag ich nicht zu sagen. Als Fürsprecher kämen, außer mir, wohl vor allem Senatoren infrage die bereits in Germania gedient haben, möglicherweise gar als Legat. Man tratscht, dass mein Patron Marcus Vinicius Hungaricus wieder als Statthalter des Kaisers in den Norden geschickt wird... wenn man den also vorher noch irgendwo abfangen könnte, wäre der sicherlich für eure Sache zu gewinnen. Wobei man da vor allem davon ausgehen kann, dass dieser handfesten Einfluss beim Kaiser hat, wenn der ihn schon zum Statthalter ernennt. Decimus Livianus, der vor seinem langen Exil in Hispania als Legat der zweiten Legion gewesen war, wäre auch so ein Kandidat und sicherlich nicht abgeneigt sich mit der Protegierung der Sache Mogontiacums zu schmücken... allerdings glaube ich, wenn ich ehrlich bin, dass ihr das alles garnicht braucht."

  • Scheinbar glaubte Vala nicht, dass der Petronier sich so einen Landbesitz in Patavium leisten konnte - aber vielleicht hatte er auch Recht. Zumindest war das Thema wohl vorerst vom Tisch.


    Die Vorschläge Valas klangen prinzipiell vernünftig - auch Crispus hatte sich vorgenommen, die ehemaligen Legaten abzuklappern und vielleicht auch die Legionslegaten - dieser Livianus war allerdings nach seiner Zeit gewesen. Andererseits war er natürlich gerade Consul - so viel hatte auch der alte Petronier mitbekommen - was seine Position natürlich wichtiger machte.


    "Was meinst du damit? Glaubst du, der Kaiser erhebt uns einfach so zum Municipium? So ganz ohne Fürsprecher?"


    Crispus war ein Mann, der lieber auf Nummer Sicher ging - und so eine Stadterhebung war ja kein Pappenstiel...

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