[Mons Aventinus] Templum Veneris Verticordiae


  • TEMPEL DER
    VENUS VERTICORDIA



    Der Tempel der Venus Verticordia steht unweit des Circus Maximus. Ein beliebter Platz ist dies für verliebte junge Leute aller Gesellschaftsschichten, die darum beten, dass Venus das Herz eines oder einer Geliebten einem höchst selbst zuwendet. Selten geschieht es, dass hier Gebete um das eigene Herz vorgebracht werden.


    639 Jahre nach der Gründung der Stadt Rom, oder 114 vor Christi Geburt, wie es eine kleine, obskure und mit überraschender Regelmäßigkeit verfolgte Sektengruppe es nennen mochte, wurde der Venus Verticordia dieser Tempel errichtet. Dies geschah, nachdem die Quindecemviri die sybillinischen Bücher konsultiert hatten, als beratschlagt wurde, wie die zuvor statt gefundene schamlose Unzüchtigkeit dreier Vestalinnen zu sühnen sei. Die Antwort war eindeutig – widmet, rieten die Bücher dem römischen Volke, der Venus, die die Herzen wandelt, einen Tempel. Widmet ihr einen Tempel am Aventin ihren Tempel. Und die Römer taten dies, um die Sünden der Vestalinnen zu sühnen. Seither steht hier der Tempel der Venus Verticordia.
    [SIZE=6]von Aulus Flavius Piso[/SIZE]

  • Ein Prozess näherte sich dem Templum Veneris Verticordiae. Es war ein Tross voll mit Sklaven, Peregrini, flavischen Klienten, und ein paar halbwegs religiöse Leute, die überredet worden sind, sich dem Zug anzuschließen.
    Aus dem Zug heraus hörte man ein Muhen. Es war eine Kuh. Eine ausgewachsene weibliche Kuh, verstand sich. Blütenweiß war ihr Fell. Geschmückt war sie mit Wollbinden, scharlachrot und weiß. Eine Wolldecke war über den Rücken gelegt worden. Die Hörner der Kuh waren vergoldet. Es war ein prachtvolles Tier, aus den Appeninnen.
    Dem Zug voraus ging Piso. Er hatte bleichweiße Gewänder an, wie es einem Opfernden gebührte. Sein Haupt war gesenkt. Die ganze Strecke hindurch. Er erhob es erst, als der Zug vor dem Tempel der Venus Verticordia angekommen war.
    Er trat vor, grüßte die Tempeldiener knapp und sah dabei zu, wie ein paar untergeordnete Leute den Tempeldienern ein wenig Trinkgeld zusteckten, mit der Aufsicht auf mehr, so diese ihren Dienst ordentlich versahen.
    Diese nickten nur folgsam. Wer in einem Tempel arbeitet, der der Venus Verticordia gewidmet ist, lernte schnell, diskret zu sein. Und während des Gebets wegzuhorchen.
    Piso nickte ein paar seiner Helfer zu, die ein paar Behälter nahmen und hinter ihm hertrotteten. Piso begab sich zuerst an das Waschbecken, und vollzog die rituelle Reinigung.
    “ Möge dieses Wasser alle Unreinheit von meinem Körper waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es.”
    Die Begleiter des Patriziers machten das selbe. Es war zwar nicht notwendig, da diese nicht opferten, aber es schadete nicht.
    Anschließend begab sich Piso zu der Statue der Venus, die im Tempel stand. Sie war fast nackt, wie Piso anerkennend einschätzte, doch er war nicht hier her gekommen, um sich zu ergeilen.
    Er war gekommen, um zu opfern.
    In die Opferpfanne neben sich legte er ein paar Brocken Weihrauch, wartete, bis es auch schön qualmte, und erhob dann die Hände. Aufrecht stehen, ermahnte er sich selber, und drückte den Rücken durch.
    “Venus, nimm an die Gaben von deinem Diener, deinem Verehrer, deinem Bewunderer Aulus Flavius Piso! Nimm sie an, große Göttin, den guten Wein, die guten Münzen, das gute Gebäck, die Früchte der Erde, Verticordia, mögen sie dir gefällig sein!“
    Das war das Zeichen für die Gehilfen neben Piso, die Gaben vor die Statue hinzulegen. Weinamphoren wurden Venus Verticordia offeriert. Münzen wurden hingelegt, ebenso wie Brot, mola salsa, Gemüse, Obst, Blumen.
    Piso wartete, bis seine Gehilfen fertig damit waren, die Gaben vor Venus darzubieten, dann drehte er sich nach rechts. Das Voropfer zu seinem echten Opfer war abgeschlossen. Die Gaben würden verbrannt werden, oder vergraben, wie, spielte keine Rolle, sie waren schon der Göttin geweiht.
    Piso trat langsam, gemessenen Schrittes, nach draußen. Wieder war dies ein Signal, und zwar für die Tibicines, aufzuspielen. Die Musik fing an, laut zu spielen. Jemand brüllte: „Favete linguis!“, sinnlos, denn bei dem Krach konnte man sowieso nichts mehr verstehen.
    In der Zwischenzeit, während Piso das Voropfer ausgeführt hatte, war das Opfertier schon an den Altar gebunden worden. Es blökte regelmäßig, schien aber sonst ruhig zu sein.
    Piso atmete tief durch, bevor er hinschritt zum Schaf. Kaum war er dort angelangt, erhob seine Hände (aufrecht stehen, Aulus!) und sprach sein Gebet.
    “Venus! Wandlerin der Herzen! Herrin von Eryx! Stammmutter Roms! Reinigerin! Glückliche! Oh Göttin mit dem schönen Hinterteil! Gnädige, Himmlische, Siegreiche, Wandlerin der Herzen! Ich, Aulus Flavius Piso, rufe dich an! Oft schon hast du die Herzen der Menschen gewandelt! Oft schon hast du deinen Gürtel, in dem du die Liebe der Welt verschlossen haltest, geöffnet, um den Menschen Liebe zu gewähren!
    Ich, Aulus Flavius Piso, habe dir schon immer gehuldigt, so wie auch jetzt! Ich opfere dir dieses Schaf, weiß und weiblich, wie es dir gefällt! Im Austausch gewähre mir eine Bitte. Wandle mein Herz!
    Venus, ich bin unfähig zu lieben. Eine unglückliche Liebe von mir, schon lange her, hat mein Herz versteinern lassen. Weiche es auf. Lasse die Liebe in mein Herz zurück kommen. Lass mich nicht nur noch begehren oder bewundern, nein, lass mich wieder lieben. Gewähre mir diese eine Gunst.
    Wenn du dies tust, werde ich dir weiterhin Opfer bringen. Eine Statuette von dir werde ich erstehen zu deinen Ehren, sodass ich jener allmorgentlich opfern kann. Ich werde geben, so du gibst.“

    Das war das Ende des Gebetes. Er drehte sich nach rechts, wo ihm ein popa das mallium latum gereicht wurde. Er wischte sich damit die Hände ab, eine symbolische Geste. Auf ein Nicken hinüber schüttete ein Opferdiener das Tier mit mola salsa und Wein. Der Victimarius überreichte Piso das Opfermesser. Der Flavier ließ sich neben dem Tier hin.
    “Dir, Venus Verticordia, große Göttin der Liebe, weihe ich dieses Tier! Zu deinen Ehren werde ich es dir opfern!“, kündigte er an, und strich mit dem Messer mit großer Sorgfalt dem Tier übers Rückgrat, vom Schwanz zum Kopf hin.
    Das ein wenig verkleckerte Opferutensil händigte er dann an den Victimarius zurück, und trat dann einige Schritte nach hinten. Er blickte ein wenig nach oben, als ob er aus den Formationen der Wolken ein gutes oder ein schlechtes Omen erkennen konnte. Nichts, gar nichts. Nur das Pfeifen der Pfeifer gellte in seinen Ohren.
    Er blickte wieder zum Victimarius hin. Dieser verstand.
    “Agone?“
    Piso atmete durch, und antwortete dann mit fester Stimme. “Age!“
    Das Rind öffnete den Mund, wie zu einem letzten Muhen, das aber niemals erklang. Die Kehle war durchgeschnitten worden. Ein popa eilte herbei, um das Blut aufzufangen, welches aus der Kehle ronn. Der victimarius öffnete den Bauch des Tieres, als das Blut endlich aufgehört hatte zu rinnen, und winkte Pico zu. Er sollte hineinschauen. Leicht ekelte sich der Flavier vor diesen unästhetischen Innereien, aber da musste er durch. Als der victimarius den Bauch auhielt, lugte Piso hinein. Was würde er erkennen? Hatte die Göttin das Opfer angenommen?

  • Ein Gebet für die Liebe, gesprochen von einem Mann, drang an Venus' Ohr. Leichthin folgte sie seinen Worten, die eine so verständliche Bitte vortrugen. Dann prüfte sie seine Gestalt und sein Wesen - und tatsächlich, seine Augen waren grau wie der Stein, den er an Stelle seines Herzens zu spüren glaubte. Aber es war nicht diese Übereinstimmung oder die Unfähigkeit zur Liebe, die Venus zögern ließ, sondern eine andere Unstimmigkeit oder Unfähigkeit, in weitaus profaneren Dingen. Kuh oder Schaf, groß oder klein, mit Wolle oder mit Hörnern - was war es denn nun, was der Römer mit dem aristokratischen Gesicht zu opfern gedachte? Eine Kuh hatte er zum Altar geführt, eine Kuh hauchte ihr Leben aus, als ihr die Kehle durchtrennt wurde. Und doch hatte der Mann klar und deutlich gesagt, er würde ein Schaf opfern. Den Duft des Frühlings würde er im Inneren des Tieres aber in jedem Fall nicht finden und die Leber sah gar nicht gut aus. Oder war es die Milz? Und ging Liebe nicht durch den Magen?

  • Als Piso hineinschaute, schlug ihm ein widerlicher Geruch entgegen. Er rümpfte seine Nase, und mit Schrecken fiel ihm ein, dass nicht sonderlich viel Blut aus der Kehle des Tieres geronnen war. Und hier? Ungesunde Fettschwarten zogen sich über die Organe des Tieres. Um einiges blasser als vorher wies er den Victimarius an, die Organe herauszuschneiden.
    Das tat jener auch, zog sie heraus, und präsentierte sie Piso. Der Flavier warf einen Blick darauf und schüttelte ungläubig den Kopf, als er die Organe ansah. Es war fürchterlich. Die Leber war schwarz und verschrumpelt. Und die Milz? Der Patrizier ergriff sie, und drückte sie leicht zusammen. Aus einem Riss in ihr drang eine schwarze, unappetitliche Flüssigkeit. Den Magen (das war übrigens der, von dem der größte Gestank ausging), den examinierte Piso gera nicht mehr. Sein Blick wanderte zur Kuh, deren Fell ihm gar nicht mehr weiß erschien, sondern eher beige.
    Mit solch einem Opfer hatte er die Göttin direktgehend beleidigt. Er musste ein Sühneopfer bringen, und zwar so bald wie möglich.
    Irgendwie rieb es ihn schon auf, sogar gewaltig. Solch eine Verschwendung, für nichts und wieder nichts! Er selber hatte seinen kleinen Versprecher, der wohl den Ausschlag gegeben hatte, dass Venus das Opfer nicht akzeptiert hatte, gar nicht recht bemerkt. Erbost versetzte er der Kuh einen Tritt, und nun wurde selbst den am wenigsten hellen Mitgliedern seiner Prozession klar, dass das Opfer verbaselt war.
    Er gab die Innereien mit versteinertem Gesichtsausdruck an den Victimarius und drehte sich zu seinen Leuten um. “Das war wohl nichts.“ So lautete sein Eingeständnis. Es konnte nicht immer funktionieren. Nie wieder Kuh, nahm er sich vor. Er würde in Zukunft nur noch mit Schafen operieren, wie er es bisher immer getan hatte bei den superioren Göttern.
    Mit viel Tamtam war Piso gekommen, wie ein Dieb schlich er sich wieder vom Tempel fort. Bald würde man ihn wieder am Aventin sehen, doch vor einem zweiten Opfer musste noch ein Sühneopfer kommen. Das konnte man doch kombinieren, dachte er sich, als sich sein Gefolge zerstreute und er seine Schritte wieder heim, gen Quirinal lenkte.

  • Eigentlich hätten ihr nach der vielen Lauferei kreuz und quer durch die Stadt schon längst die Füße abfallen müssen, aber Serrana war von den diversen Einkäufen und dem vorangegangenen Besuch im Tempel der Minerva so aufgekratzt, dass sie davon gar nichts mitbekam. Auch dieser letzte Weg vom Forum Nervae zum Aventin schien ihr wie im Flug vergangen zu sein, und sie drückte glücklich Sedulus' Hand, als sie ihr Ziel, den Tempel der Venus Verticordia erreicht hatten.


    "Da sind wir schon." strahlte sie und betrachtete für einen kurzen Augenblick die anderen Gläubigen, die sich gerade hier aufhielten. "Stell dir vor, hier kommen auch ganz viele Leute her, die unglücklich verliebt sind, ist es nicht schön, dass wir das Problem nicht haben?" Nein, in dieser Hinsicht hatte Serrana wirklich Glück gehabt, sie war in ihrem jungen Leben bislang vor Liebeskummer aller Art verschont worden.

  • Sedulus bewunderte Serrana mit welchem Elan sie von einem Tempel zum anderern marschierte. Ihm selbst kam es schon so vor, als hätte er lauter Blasen an den Füßen. Auf alle Fälle war er schon ein klein wenig geschafft.
    Das nächste mal würde er für so eine Tour die Sänfte nehmen, dass war klar.


    Ich dachte schon wir würden nie mehr ankommen.


    Meinte er knapp und wußte nicht so genau wo Serrana diese Begeisterung für all dass hier her nahm.


    Hmm, ich würde wahrscheinlich von einer Taverne in die nächste ziehen und diesen Zustand betrinken.


    Gestand Sedulus seiner Verlobten.


    Aber du hast recht, es ist schön, dass wir dieses Problem nicht haben.


    Und Sedulus bedauerte jede und jeden wo sich damit herumschlagen mußten. Es gibt nichts schlimmers wenn man eine Person liebt, aber weiß dass die Liebe nicht und wahrscheinlich auch nie erwiedert wird.

  • Konnte es sein, dass Sedulus mittlerweile ein wenig müde war? Immerhin war ja ein langer Tag mit schier endlosen Fußmärschen durch halb Rom gewesen, aber nach dem Gebet und dem kleinen Opfer zu Ehren der Liebesgöttin würden sie ja endgültig ausruhen können.
    Serrana zwinkerte ihrem Verlobten aufmunternd zu und beugte sich dann auch über das hiesige Wasserbecken, um die rituelle Reinigung vorzunehmen. „Möge dieses Wasser alle Unreinheiten von meinem Körper waschen. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es!“Ihr Haar hing bereits seit dem Besuch im Tempel der Minerva auf dem Forum Nervae offen den Rücken herab, daher musste Serrana nur erneut aus ihren Sandalen schlüpfen, bevor sie kurz die verbliebenen Früchte, Kuchen und den Wein für das Opfer für Venus kontrollierte. Schließlich sollte ja alles seine Ordnung haben, damit die Göttin auch zufrieden war und ihnen ihren Segen für ihre bevorstehende Hochzeit gab.

  • Ja, Sedulus war schon ein wenig fix und foxi, mußte wohl das Alter sein... 8)
    Aber da ja quasi von ihm die Idee stammte, auch der Göttin der Liebe zu opfern, mußte er sich eben zusammenreißen.


    Er ging zu dem Becken und nahm wie auch schon Serrana die rituelle Reinigung vor indem er sich seine Hände und Arme wusch.
    Als er damit fertig war, sprach er die Worte welche Serrana schon ausgesprochen hatte leise nach.


    Auf dass dieses Wasser die Unreinheiten von meinem Körper nehme. Reinige das Fleisch, reinige den Geist. So sei es!


    Es war schon von Vorteil wenn die Freundin, Verlobte und zukünftige Frau eine Priesterin ist.
    Dann holte er die Früchte von den Sklaven, welche er dann weiter an Serrana reichte. Quasi wie ein Tempeldiener.

  • Serrana beobachtete Sedulus, während dieser sich ebenfalls vorbereitete, und als sie sah, welche Mühe er sich dabei zum Teil vermutlich auch ihr zuliebe machte, obwohl er ganz offensichtlich müde und normalerweise nicht der Allerfrommste unter der Götter Sonne war, da überflutete sie plötzlich eine Welle der Zuneigung von unglaublicher Intensität, die ein Mensch mit etwas mehr Lebenserfahrung vermutlich schnell als Liebe identifiziert hätte.
    Eigentlich war der ganze Tag schon voll von Gefühlen gewesen, angefangen von Sedulus' offiziellen Heiratsantrag bei Silanus, über das gemeinsame Einkaufen der Opfergaben bis hin zu seinen großzügigen Geschenken und dem gemeinsamen Gebet im Tempel der Minerva. Und dennoch kam der ganz große Moment der Erkenntnis erst hier und jetzt, und auch in einem eher unspektakulären Moment.
    Einen Moment lang ließ Serrana ihren Blick noch auf ihm ruhen, dann ging sie auf den Altar vor dem Kultbild zu und streute etwas Benzoe auf die dafür vorgesehene Glut, bevor sie sich in die richtige Position begab und sich mit geschlossenen Augen auf ihr Gebet konzentrierte.


    "Oh, große Venus Verticordia, höre deine Diener Quintus Germanicus Sedulus und Iunia Serrana an, die hierhergekommen sind um dir ein Opfer zu bringen, das dir zusteht."


    "Oh, Venus, Göttin der Liebe, der Schönheit und der Fruchtbarkeit, nimm diese Früchte, diesen Kuchen und diesen Wein an und schenke uns und unserer Verbindung deinen Segen, auf das unsere Liebe die Zeiten und alle Stürme überdauern möge."
    Während sie sprach, ließ Serrana sich von Sedulus nach und nach die einzelnen Gaben anreichen und platzierte sie sorgfältig auf dem Altar, bevor sie ihr Gebet mit einer Rechtsdrehung beendete und zurück zu ihrem Verlobten ging um sich einen Moment lang noch still neben ihn zu stellen und still weiterzubeten..

  • Sedulus sah Serrana wie schon beim Minervatempel interresiert bei ihrer "Arbeit" zu, wie sie alles so in aller Ruhe vorbereitete und auch die Opfegaben ausrichtete. Sie hatte da wirklich Gespür und auch ein wenig Talent für diese Aufgabe.
    Als sie die Gaben dann ausgerichtet hatte, folgte auch gleich darauf das Gebet und Sedulus murmelte ebenso etwas vor sich hin.


    Göttin der Liebe höre mich an, der nicht der Frömmste unter den Gläubigen ist. Ich möchte dich um deinen Segen für diese Verbindung bitten auf das sie ewig halten möge.


    Sicherlich war das Gebet Serranas schöner als seines, aber sie war ja auch ier der Profi. :)
    Als sie sich dann neben Sedulus stellte, nahm er ihre Hand und drückte sie fest, sah Serrana an und lächelte ihr zu.

  • Ein Zug kam. Es war der zweite Zug, den Flavius Piso innerhalb einer nicht allzulangen Zeit aufgetrieben hatte. Der erste Zug war vor dem Debakel bei den Aureliern gewesen. Dieser hier, der Zweite, kam nachher. Es war wieder eine Prozession. Eine Prozession aus Musikanten, Priestern, Popae, alles, was man für Geld kaufen konnte. Vorne schritt Piso. Er war in Weiß gewandet. Er schritt vor der Kuh. Auch weiß. Eine Decke hatte sie an. Und Infulae hatte sie auf ihrem Kopf. Die Hörner waren vergoldet. Er mochte keine Kühe mehr als Opfertiere, aber da musste er jetzt durch.
    Der Zug gelangte am Tempel an, nachdem er durch den Aventin gewandelt war. Ein Zug mit einem jungen Menschen, sei es einem Mann oder aber einer Frau, meistens aber einem Mann, war nichts Ungewöhnliches am Aventin, in der Nähe des Circus Maximus, beim Tempel der Venus, der Herzenswandlerin. Piso seufzte leicht, als er den Tempel vor sich sah.
    Die Aeditui dort erkannten ihn wieder, lächelten ihm aufmunternd zu. Dem Besten konnte es passieren, dass ein Opfer in die Hose ging.
    Piso beobachtete die Popae genau dabei, wie diese das Rind zuerst von den Aeditui absegnen ließen, den Schmuck dann entfernten, und sie dann am Altar befestigten, nickte dabei, und schritt dann, als dies getan war, in den Tempel hinein. Er schritt auf das obligate Waschbecken zu und plitschelte mit seinen Händen darinnen. „Möge dieses Wasser alle Unreinheit von meinem Körper waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es.” Den Waschspruch konnte er jetzt auch schon auswendig.
    Hernach ging er zu dem Altartisch vor der Statue der Göttin Venus, vor der einer seiner gewissenhaften Popae bereits die Opfergaben hingestellt hatte. Blumen, eine Weinamphore, Brot, eine kleine Statuette von Venus. Er schritt zum Altar hin, und vor dem Opfer natürlich warf er noch ein wenig Weihrauch in den Foculus, bis es schön rauchte. Erst dann erhob er seine Hände zum Voropfer.
    “Große Venus, Herzenswandlerin! Nimm an diese Gaben! Nimm an diese Blumen! Nimm an dieses Brot! Nimm an diesen Wein! Nimm an diese Statue, dir zu Ehren! Mögen dir diese Gaben gefallen!“ Bei der Erwähnung je einer Gabe bückte er sich leicht und platzierte sie auf dem Tisch, sie somit der Göttin präsentierend. Er drehte sich hernach nach rechts. Soweit zum Voropfer. Doch nun ging es um die Wurscht!
    Piso ging auf den Eingang zu, und trat hinaus. Wie auf ein Zeichen hin begann die Musik von den Tibicines zu dudeln. Der Flavier schritt, mit gesammelter Konzentration in seinem Gesicht, die Tempelstufen hinunter, hinaus auf den Vorplatz. Ein “Favete lingius!“ war zu hören. Unnötigerweise, bei diesem Krach konnte keiner gescheit reden. Er blieb dort vor der dem Tod geweihten Kuh stehen. Es galt, die Kuh (die übrigens sehr brav war – Kunststück, hatte man sie doch vorher mit Kräutern betäubt) zu weihen.
    “Venus, Göttin der Liebe und der Leidenschaft! Dir weihe ich dieses Tier! Möge es dir gefallen!“ Diese kurze Formel dürfte ihren Zweck erfüllen. Piso wurde ein Gefäss voller Wasser gereicht, welches er nahm und sich dann am Mallum Latum, ihm ebenfalls von einem Popa gereicht, abtrocknete. Ein Popa derweil hatte schon begonnen, das Opfertier mit Mallum latum einzuschmieren, sodass das Tier auch richtig gut geweiht war. Der Victimarius gab Piso sein Messer. Der Flavier strich damit dem Tier über den Rücken, sodass es richtig schön beschmiert wurde, und gab es dem braven Opferstecher wieder. Dann endlich war die Zeit für das Gebet gekommen.
    “Venus! Wandlerin der Herzen! Herrin von Eryx! Stammmutter Roms! Reinigerin! Glückliche! Oh Göttin mit dem schönen Hinterteil! Gnädige, Himmlische, Siegreiche, Göttin der Liebe! Ich, Aulus Flavius Piso, der dir ein schlechtes Opfer gebracht hat, rufe dich voll Reue an! Du hast schon viele Sühneopfer angenommen und die Bitten der Opfernden doch schlussendlich in deiner Güte gewährt! Du hast schon viele Herzen in uns Menschen gewandelt, nachdem wir dir mit einem guten Opfer gehuldigt haben, auch wenn wir vorher ein schlechtes Opfer gebracht haben!
    Ich, Aulus Flavius Piso, habe dir schon immer gehuldigt, so wie auch jetzt! Ich opfere dir diese...“
    Kuh! Kuh! Kuh! “...Kuh, weiß und weiblich, wie es dir gefällt!“ Puh. “Auch werde ich dir eine Augmenta geben vom Fleisch der Kuh. Im Austausch gewähre mir eine Bitte. Wandle mein Herz!
    Venus! Lass mich wieder lieben! Venus! Verzeihe mein schlechtes Opfer, und lass mich wieder lieben, wie ich es einst früher tun konnte! Wandle mein Herz, lasse mich wieder zur Liebe fähig sein! Gewähre mir diese eine Gunst.
    Wenn du dies tust, werde ich dir weiterhin Opfer bringen. Eine Statuette von dir werde ich erstehen zu deinen Ehren, sodass ich jener allmorgentlich opfern kann. Ich werde geben, so du gibst.“

    Er drehte sich nach rechts, woraufhin ihm seine Patera gereicht wurde, voll mit Wein. Piso ergriff sie und schüttete sie aus, über dem Rücken des Tieres. Ein Trankopfer war es, ein Trankopfer an Venus.
    Der schlächter bemerkte, dass das Opfer fertig war.
    “Agone?“ Piso atmete durch. ”Age!”
    Mite in wenig Genugtuung sah der Flavier dabei zu, wie dem Tier die Kehle durchgeschnitten wurde, und das Blut in einer Schale aufgefangen wurde.
    Der Victimarius schnitt endlich auch den Bauch des Tieres auf, trennte geübt die Vitalia ab, platzierte sie in einem Tablett und übergab jenes Piso. Da war er ja schon gespannt, dachte er sich, als er das Tablett entgegennahm und die Eingeweide zu examinieren begann...

  • Da war also dieses Pärchen, das etwas abgehetzt zum Tempel kam, als hätten sie eine ganztägige Einkaufstour in den Traiansmärkten hinter sich. Venus wusste, wie sich das anfühlte! Eine Iunierin und ein Germanicus - wenn das mal keinen Tratsch gab. Sie brachten ein Opfer und wollten dafür einen Segen haben. Venus brauchte nur Augenblicke um zu erkennen, wie verliebt die beiden waren. Ungeduldigt wartete sie darauf, dass die beiden zu Knutschen anfangen würden. Aber es blieb nur beim Händchenhalten. Etwas enttäuscht gab sie ihren Segen und nahm sich vor, den beiden bei Gelegenheit nochmal einen Stups zu geben, vorzugsweise an einem etwas romantischeren Plätzchen als hier.

  • Der Patrizier mit dem lustigen zoologischen Aussetzer war auch wieder da. Wieder hatte er eine weiße Kuh dabei und diesmal wollte er sie anscheinend auch wirklich opfern und wusste auch, dass es eine Kuh war. Aber Venus bekam das schon gar nicht mehr richtig mit. Hatte sich dieser Wicht von einem Charmebolzen doch erdreistet, sie als Göttin mit dem schönen Hinterteil zu titulieren! Schönes Hinterteil!?! Was fiel diesem Kerl eigentlich ein? Wollte er sie anmachen oder was? Da hatte sich ja sogar Mars schon eine gefangen, wenn er sowas im falschen Augenblick sagte! Unwillkürlich drehte Venus sich leicht, um ihr Hinterteil kritisch zu betrachten, ob damit vielleicht irgendetwas nicht in Ordnung sei und der Frevler da unten es auch noch ironisch gemeint hatte. Dann hätte er aber was erleben können. Aber nein, es war alles in Ordnung. Immerhin. Und was war jetzt mit dem Knilch da unten? Der wollte wieder lieben können? Ja, sollte er doch! Wenn er nur an schöne Hinterteile dachte, würde er sowieso keine Liebe finden. Irgendwie befriedigte Venus dieser Gedanke. Ja, er würde sich vor unerwiderter Liebe nur so winden! Das war nur gerecht. Von wegen 'Göttin mit dem schönen Hinterteil'. Pah!

  • Sim-Off:

    VENUS: Callipygos, also „Die mit dem schönen Hintern“, war eine deiner Beinamen. So wurdest du vor allem in Syrakus verehrt. Und es gibt einige sehr reizende Statuen, die dich als Callipygos darstellen. Also, mach mal halblang und mecker nicht! :P


    “Litatio!“ Endlich, endlich war es soweit! Das Opfer war angenommen! Er konnte wieder lieben! Springen, jubeln, tanzen, in eine wundervolle Plüschwelt versinken, juchzen... aaaAAAAAAAAHHH! Piso wurde kalkweiß im Gesicht, auf einen Schlag. Er fühlte, wie sein Herz sich zusammenzog, sich zusammenschnürte, wie seine Adern in der Stirne zu pulsieren anfingen, wie er nach Luft japste. Er liebte wieder. Und hatte bei alledem vergessen, dass es hie und da ein ziemlich schlimmes Gefühl sein konnte.
    Er fing an zu zittern. Die Vitalia rumpelten ordenlich auf seinem Tablett herum, als er es in den Kessel hineinschüttete. Zudem wies er noch hastig an, divserse Zugaben, wie den Kopf, den Hals, die Beine, und Teile vom Bauchfleisch hinzuzugeben. Wie auf Nadeln wartete er ab, bis alle diese Stücke der Kuh fertig waren, ließ sie herausfischen und in die Flammen des Opferfeuers legen. Nichts wie weg von hier. Er ließ sich nicht einmal eine Sportula geben. Er wollte nur noch verschwinden. Zur Villa Aurel... nein, er würde umgebracht werden, verdammt noch einmal! Der Flavier blickte sich mit einem gehetzten Gesichtsausdruck um – es hätte kaum verwundert, wenn ihm nun der Dampf voller Überschwall von Emotionen aus den Ohren gedampft wären.
    Noch einmal blickte er sich um, dann raste er los, ohne sich von irgendjemandem zu verabschieden, die Popae und Aeditui und sonst alle verwundert dastehen lassend. „Ich glaube, das Opfer hat gewirkt...“, grinste einer der Priester, und alle lachten.
    Bis auf Piso, der sich schon mit wahnwitzigem Tempo vom Tempel entfernt hatte und schon den Circus Maximus passierte, rennend wie ein Irrer, sich rücksichtslos und kopflos den Weg durch die Menge bahnend. Er musste jetzt erst einmal nach Hause.

  • Es dauerte nicht länger als einen winzigen Augenblick, doch nachdem Sedulus und Serrana eine Weile Hand in Hand vor dem Kultbild der Göttin verbracht hatten, da spürte diese plötzlich ein leichtes und ausgesprochen angenehmes Kribbeln , das einmal kurz über ihren ganzen Körper huschte und dann wieder verschwand. Natürlich konnte der Wind die Ursache dafür sein, oder ihre zunehmende Müdigkeit, aber Serrana war sich trotzdem sicher, etwas anderes gespürt zu haben und lächelte zu ihren gemeinsamen Opfergaben hinüber, die immer noch in trauter Eintracht nebeneinander auf dem Altar standen.



    "Ich glaube, die Göttin hat unser Opfer angenommen, meinst du nicht auch?"wisperte sie leise und drückte leicht Sedulus' Hand. Natürlich konnte sie ihn auch einfach fragen, ob er etwas ähnliches gespürt hatte, aber irgendwie schien es ihr nicht richtig zu sein, darüber zu reden. Sedulus war schließlich nicht allzu gläubig, und wer wusste schon, ob er sich nicht irgendwelche überzeugenden Erklärungen für dieses Kribbeln einfallen lassen würde.

  • Sedulus stand da so neben Serrana und wartete darauf dass etwas geschehen würde. Als Serrana ihn fragte ob er auch irgendetwas gespürt hatte, zuckte er nur mit den Schultern und meinte.


    Möglich. Auf alle Fälle komme ich mir irgendwie beobachtet vor, du nicht auch?


    Er wußte ja nicht, wann ein Opfer angenommen war und wann nicht. Er hatte da noch nie so recht durchgeblickt aber mal davon abgesehen, hat er sich auch noch nie wirklich dafür interessiert.


    Meinst du denn es wurde angenommen?


    Fragte er dann vorsichtig nach.

  • Auf Sedulus' Frage hin sah Serrana sich automatisch um, als könne sie auf diese Weise einen heimlichen Beobachter entdecken und lächelte dann. "Ja, mag sein, aber schließlich ist das hier der Tempel einer Göttin, da ist es ja eigentlich logisch, dass sie ihre Besucher genau begutachtet. Aber wir zwei haben ja nichts zu verbergen, nicht wahr?" Bei diesen Worten stupste sie Sedulus leicht in die Seite, bevor sie ein wenig nachdenklicher wurde.


    "Natürlich kann man da bei einem unblutigen Opfer nicht sicher sein, weil ja kein "Litatio" verkündet wird. Aber ich habe auf jeden Fall ein gutes Gefühl, und das ist doch schon besser als nichts, meinst du nicht?"


    Inzwischen hatte sich ein etwas verzweifelt aussehender junger Mann dem Kultbild genähert, der ganz offensichtlich etwas auf dem Herzen hatte und der nun seinerseits Anstalten machte, der Göttin der Liebe etwas zu opfern.


    "Wir sollten ihn lieber allein lassen, er möchte sicher in Ruhe beten." flüsterte sie an Sedulus gewandt. "Sollen wir wieder nach draussen in die Sonne gehen?"

  • Sedulus lächelte.


    Da magst du natürlich recht haben. Sie ist hier ja quasi zuhause nicht. Und nein, zu verbergen haben wir in der Tat nicht.


    Und so trat Sedulus näher an Serrana heran um sie zu küssen, dass auch die Göttin der Liebe auf ihr Kosten kam. Wenn sie schon einmal hier waren. 8)


    Wesentlich besser als nichts. Weil nichts ist ja gleich mal gar nichts.


    Grinste Sedulus und erblickte eben jenen jungen Mann, welchen auch Serrana soeben entdeckt hatte.


    Ja mag sein.


    Sedulus wandte sich an die Sklaven und gab diesen ein Zeichen zum Abrücken. Dann drehte er sich wieder zu Serrana.


    Na dann wollen wir ihn mal alleine lassen.

  • Serrana schnappte überrascht nach Luft, als Sedulus sie plötzlich küsste, denn immerhin befanden sie sich ja schließlich in einem Tempel! Aber siehe da, es fühlte sich gut an. Sehr gut sogar, und so ließ Serrana Tempel Tempel sein und legte in diesen Kuss all die schönen Dinge, die an diesem Tag bereits geschehen waren. Und das waren ja eine ganze Meng gewesen...
    Komischerweise hatte sie jetzt auch gar kein schlechtes Gewissen mehr, vielleicht hatte die Göttin der Liebe ja kein Problem damit, wenn sich ihre Gläubigen vor ihrem Kultbild küssten.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit, die trotzdem leider viel zu schnell wieder verging, lösten sich die beiden wieder voneinander und Serrana lächelte Sedulus vergnügt an.


    "Und was machen wir jetzt? Ich bin gar nicht mehr müde, und wie sieht es bei dir aus?"

  • Vielleicht war es doch keine so gute Idee nach Rom zu kommen. Einen Gatten hätte sie auch in ihrem kleinen Dorf gefunden. Früher oder später, gut eher später, aber gefunden hätte sie eine, davon war Silana überzeugt. Aber ihre Erzieherin war anderer Meinung. Für sie war nicht der junge vom Nachbarhof ein Kandiat, es musste schon einer von Format sein und Celest meinte Männer mit Fomat würde man nur in Rom kennenlernen.
    Das Einzige was Silana bisher kennengelernt hatte, war ein kleiner Junge, das Biest Flora und die Einsamkeit. Diese Gedanken nachhängend fand sie, die Ziellos umher schlendernde Silana plötzlich vor dem Templum Veneris Verticordiae wieder. Wenn das keine göttliche Fügung war. Ausgerechnet vor dem Tempel der Venus, der Göttin aller Liebenden, fand sie sich wieder.
    Vorsichtig betrat sie den gewaltigen Bau und schaute sich neugierig, aber etwas ängstlich um. Ein Gebet würde nicht schaden können, aber was sollte es beinhalten? Auf der Suche nach einem Gatten, war Silana bestimmt nicht. Sie hatte es mit dem Heiraten nicht so eilig, wie ihre alte Erzieherin.

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