ZitatOriginal von Marcus Decimus Livianus und Marcus Decimus Mattiacus
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Gemeinsam mit ihrem Onkel betrat Seiana das Haus der Iunier. Sie wusste nicht so recht, was sie von dieser Veranstaltung halten sollte. Eine Doppelhochzeit war mehr als nur ungewöhnlich, fand sie. Es widersprach den Traditionen… und sie war schon mehr als gespannt auf den Brautzug, ob jener sich dann zweiteilen würde, oder ob die eine Braut tatsächlich im Haus eines anderen, einer Familie, die nicht ihre neue sein würde, die traditionellen Zeichen überreicht bekommen würde. Und sie fühlte sich nicht so recht wohl hier, weil es die Iunier waren. Die Chancen standen gut, dass jemand hier war, dem sie nicht begegnen wollte. Sie kannte Caius, und sie wusste, dass er nicht viel von solchen Veranstaltungen hielt, aber es war Axillas Familie, und auch ihr allein wollte sie schon nicht begegnen. Andererseits hatte sie kaum nein sagen können, als ihr Onkel sie gefragt hatte. Und es bot Ablenkung, und Ablenkung hatte sie wahrlich nötig. Und es war eine Veranstaltung, wo sie Leute kennen lernen konnte. Und Fakt war doch: sie hatte es dringender nötig denn je, Kontakte zu knüpfen. Vor allem die richtigen.
Sie lächelte ihren Onkel an, als sie sein Kompliment hörte. „Danke dir.“ Tatsächlich sah sie heute, zur Abwechslung, gut aus – und das kam nicht von ungefähr. Sie hatte die letzten Tage strikt darauf geachtet, nichts zu tun, was ihr Aussehen negativ beeinflussen könnte, sie hatte keinen Wein angerührt und hatte wenigstens versucht, früh zu schlafen, und so war es heute nicht nur ihr Kleid, das bezaubernd aussah, nein, sie wirkte allgemein frischer und ausgeruhter als in den Tagen zuvor – was aber auch nur jenen auffallen konnte, die sie gesehen hatten, was herzlich wenige waren. Und dennoch war sie blass, das war etwas, woran sie nichts hatte ändern können, genauso wenig wie an der Tatsache, dass der schlechte Schlaf der letzten Zeit sich nach wie vor in dunklen Schatten unter ihren Augen zeigte, die durch ein paar Nächte mit mehr Schlaf nicht verschwanden, schon gar nicht, wenn es sich mehr oder weniger um erzwungene Ruhe handelte. Sie wollte gerade noch etwas hinzufügen, da sah sie überrascht auf, als Mattiacus sich zu ihnen gesellte. Sie grüßte ihn freundlich, hielt sich aber ansonsten zurück, was das Gespräch der beiden Männer betraf, sondern beobachtete die Leute – insgeheim auf der Suche nach zwei bestimmten Gesichtern, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie reagieren sollte wenn sie sie tatsächlich sah – und verfolgte die Zeremonie, als das Opfer begann.