[Theatrum Flavium] Megalesia DCCCLX A.U.C. - Die Gladiatorenkämpfe

  • Abrax
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    Leicht würde dieser Kampf nicht. Abrax hatte das auch nicht erwartet. Doch bereits, wie Lobo seinen Angriffen begegnete, zeigte ihm deutlich, dass es ein hartes Stück Arbeit werden würde. Auch wenn der Dimachaerus nur leicht gewappnet war, er bot keine Angriffsfläche. Und seine Technik hatte nur wenig Ästhetisches an sich, war rein aufs Überwältigen seines Gegners ausgelegt und dadurch umso gefährlicher.
    Abrax' Attacken waren kurz und präzise. Die gebogene Form der Sica zwang ihn dazu, seine Angriffe mehr seitlich zu setzen. Wenn er die geraden Schneiden seines Gegners umgehen konnte, hatte er die Chance, ihn zu verletzen oder aber ihm die Waffen zu entreißen. Letzteres allerdings nur mit sehr viel Glück, denn Lobo war kein Anfänger. Und so tat er sein Bestes, eben jenes zu bewerkstelligen, und tatsächlich verhakte sich einen Moment seine Waffe mit einem der Schwerter. Allerdings reichte seine Kraft nicht, dem Dimachaerus die Klinge zu entwinden.
    Stattdessen sprang jener geschickt zurück, machte sich damit frei und ging zum Gegenangriff über. Seine Parma war nicht groß genug, um beide Schneiden zu blockieren, aber auch Abrax war kein blutiger Anfänger mehr. Er fing die untere Klinge mit der Parma ab, so dass sie nur dumpf auf das verstärkte Holz auftraf. Die obere blockte er gleichzeitig mit seiner Sica. Allerdings beließ er es nicht dabei, den Angriff nur abzuwehren. Wie gesagt, um zu siegen, musste er angreifen. Also führte er die Bewegung weiter, drehte seinen Schild so, dass die untere Klinge nach unten rutschen musste. Sein Schwert war zwar blockiert, aber ein Kämpfer bestand ja nicht nur aus jenem. Sein von der Manica geschützter und verstärkter Ellbogen traf den Dimachaerus an seiner ebenfalls so geschützten Schulter. Leider tat Lobo ihm nicht den Gefallen, durch diesen heftigen Stoß das Gleichgewicht zu verlieren. Auch nicht, als Abrax mit Druck auf Schild und sein Schwert nachhalf und seinen Kontrahenten mehr in eine Richtung drängte. So dicht beieinander hatte der Kampf mehr etwas von einem Ringwettbewerb. Lange konnte das nicht gehen, und als Abrax merkte, dass er hier keinen Erfolg hatte, stieß er seinen Gegner mit einem kräftigen Schubser von sich.
    Das hatte Kraft gekostet, und dennoch glaubte Abrax nicht, dass es umsonst war. Er nickte einmal leicht seinem Gegner zu, hoffte, ihn zu provozieren. Seine größte Chance war, dass der Dimachaerus wütend werden würde und dann einen Fehler beging. Jeder machte Fehler, wenn er nur wütend genug war. Und um seinem Zorn noch weitere Nahrung zu geben, ließ er auch gleich einen weiteren Angriff auf Lobos linke Hüfte folgen.

  • Er ist der geborene Charmeur, kam Prisca fast ins schwärmen bei diesem Kompliment. Welche Frau hörte nicht gern solche Worte - selbst wenn sie von einem nahen Verwandten stammten. Allerdings wurde sie den leise Verdacht nicht los, dass Lupus mit derlei Komplimenten nicht geizte, nur, um die Frauen zu beeindrucken . Noch zu gut war ihr die Szene mit Flora und Narcissa in Erinnerung. Aber gut. Bei einem Verwandten war die Intention mit Sicherheit eine andere wie bei einem fremden Mann, der eventuell gewisse Hintergedanken damit verband. Oder hat Lupus solche Gedanken auch? Gar ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben? Nein nein, jetzt tue ich im Unrecht, grübelte Prisca still während sie gleichzeitig versuchte sein einnehmendes Lächeln und seinen Charme mit einer gewissen Gelassenheit und einem einfachen: "Vielen Dank Lupus" zu überspielen. Dazu ein huldvolles Neigen des Kopfes und ein freundliches Lächeln - das musste genügen.


    Innerlich war Prisca jedoch beeindruckt von ihrem Cousin und so fiel es ihr nach außen hin schwer ihre Unnahbarkeit zu wahren. Hätte Prisca gewusst, dass ihn ihre Art insgeheim faszinierte, wäre es ihr womöglich leichter gefallen diese Fassade zu wahren. So aber musste sie sich durchaus zusammenreißen um nicht am Ende doch zu erröten. Dabei war alles eine Frage der Erziehung und Übung, die Prisca im übrigen ihrer Mutter zu verdanken hatte wenngleich die junge Aurelia nicht immer alle Regeln und Verhaltensweisen so strikt befolgte, wie es von einer Patrizierin üblicherweise erwartet wurde.


    Glücklicherweise kam Lupus nun auf die Gladiatoren zu sprechen und das lenkte ein wenig ab. Prisca hörte aufmerksam zu und alles was Lupus sagte klang plausibel, wenngleich sie es so ausführlich gar nicht hätte wissen müssen um ihre Frage zu beantworten. Aber es beruhigte sie zumindest, dass sie mit ihrer (eher willkürlichen) Auswahl auf keine hoffnungslos unterlegenen Außenseiter gewettet hatte. "Dann bin ich ja beruhigt. Ich habe nämlich nicht sehr viel Erfahrung darin, … ich wette nur sehr gerne" und noch lieber gewinne ich, gestand sie ihm eher beiläufig ihre Vorliebe für Glückspiele. Anders als die Wetten hier, waren manch andere Glücksspiele in Rom ja verboten, wobei gerade das Verbotene einen besonderen Reiz auf Prisca ausstrahlte. Womöglich eine Vorliebe, die sie mit Lupus teilte?!


    Die erste Wette hatte sie auf alle Fälle gewonnen und entsprechend gut war ihre Laune (die sogar noch besser werden sollte). Zwischenzeitlich verfinsterte sich Priscas Miene jedoch da Lupus ihr eröffnete, dass sie ihre zweite Wette so gut wie verloren hätte. "Nein wirklich?! … Oh wie schade , schnaubte Prisca missmutig, den Blick auf die beiden Kämpfer unten in der Arena geheftet. In der Tat sah es -angesichts seiner Verletzung - nicht gut aus für Cassius, bis dieser zu einer schnellen Drehung ansetze … und?! ...


    "Hah!!" Das gibt es doch nicht. Ich hab schon wieder gewonnen., machte Prisca überrascht und triumphierend zugleich, als sie das Ergebnis seiner Attacke realisierte. Der Anblick des stark blutenden Verlierers ließ sie jedoch schnell zu Lupus blicken, sodass sie seine Reaktion hinsichtlich des unerwarteten Sieges unten in der Arena sehr gut beobachten konnte. Ihr Cousin schien nicht sonderlich überrascht. Auch zeigte er weder großen Jubel noch Ärger. Nur das Funkeln seiner Augen und die zusammengebissenen Zähne verursachten bei Prisca eine leichte Gänsehaut da es auf sie den Eindruck machte, als würde Lupus in diesem flüchtigen Augenblick regelrecht nach Blut lechzen und es am liebsten selbst vergießen wollen. .. … und eine weitere Sekunde später, war er wieder ganz der Charmeur und gratulierte zu ihrem Gewinn.


    Prisca blinzelte leicht irritiert, um diesen flüchtigen Eindruck von ihrem Cousin zu verarbeiten. "Ehm ..ja, wie es scheint ist Fortuna mir heute wohl gesonnen. Ich werde ihr wohl ein Opfer darbringen müssen sollte jetzt auch noch dieser Lobo gewinnen", klang es deshalb eher nüchtern aus ihrem Mund ehe sie sich wieder so weit gefasst hatte, um seinen musternden Blick in der gleichen Art und Weise zu begegnen. Prisca empfand ihren Cousin irgendwie mysteriös und das wiederum machte ihn sehr interessant, sodass sie Gefallen daran fand seinem Geheimnis auf den Grund gehen zu wollen: "Hast du eigentlich auch gewettet Lupus? Oder sind solche Glücksspiele eher nichts für dich? … ", stellte Prisca ihm eine von tausend Fragen, die ihr spontan in den Sinn kamen und dazu gehörten natürlich auch indiskrete und provokante Fragen. Diese stellte die Aurelia allerdings nur allzu gern da es nichts zu verlieren gab: "Ich gehe jede Wette ein, dass du nichts gerne dem Zufall überlässt bei allem was du tust und planst. Oder irre ich mich da?!", mutmaßte die Aurelia mit einem hintergründigen Lächeln auf den Lippen.


    Der dritte Kampf hatte soeben begonnen, aber Prisca hatte weiterhin nur Augen für ihren Cousin. "Mich würde ja brennend interessieren an welchen Spielen du sonst Gefallen findest, lieber Cousin", hauchte sie schließlich mit verführerisch klingender Stimme, wobei sie selbst überrascht war über ihr eigenes Verhalten. Wie kann ich ihn nur so etwas fragen?!? Wäre Lupus kein Verwandter, hätte es Prisca durchaus gefallen mit ihm zu flirten. So aber war es mehr ein Spiel mit dem Feuer, das ihr nicht minder gut gefiel.

  • Nicht einmal ein kleines Lächeln schenkte sie ihm, das über pure Höflichkeit hinausging. Sie setzte sich einfach mit einem Nicken und demselben Lächeln, das sie wohl jedem angedeihen ließ, wenn sie freundlich sein wollte. Und genau das reizte Sextus im Moment mehr als das Blutvergießen unten in der Arena. Die meisten Frauen kicherten, warfen ihm Blicke zu, irgendwas. Gut, sie war seine Cousine, aber sie war dennoch eine Frau! Ihre Beherrschung allerdings war makellos.


    Dass sie gerne wettete, war eine interessante, kleine Information. Wie alles, was man ihm sagte, sammelte Lupus diese Kleinigkeit in seinem Fundus, um bei Gelegenheit darauf zurückzugreifen. Es gab absolut nichts, was vollkommen nutzlos war. Je mehr man von einem anderen wusste, umso mehr konnte man ihn nach den eigenen Vorlieben dirigieren. Nicht, dass er das mit Prisca vorhatte. Zum einen war sie seine Cousine und seiner Familie zu schaden brachte nur in den allerseltensten Fällen einen Vorteil. Und zum zweiten gab es keinen Grund, es zu tun. Nicht einmal der, dass es ihm Spaß machen könnte, nicht bei seinen Cousinen.
    “Ich? Nein, ich habe nicht gewettet. Vielleicht bei den nächsten Spielen, wenn du mir etwas von Fortunas Gunst abgibst.“ Er lächelte sie wieder gewinnend an. Sie schien gerade lockerer zu werden. Blieb zu hoffen, dass auch Lobo gewinnen würde, denn ihre Ausgelassenheit schien auf ihrem Sieg begründet zu sein. Und schon schloss sie die nächste Wette, diesmal über seinen Charakter. Sextus lachte leicht und ehrlich klingend, aber nicht so, als würde er sie auslachen. “Oh, ob ich mich bei deinem heutigen Glück trauen dürfte, dagegen zu halten?“ Wieder machte er seinem Namensgeber alle Ehre, als ein wölfisches Grinsen folgte, ehe er den Blick kurz zur Arena und den neuen Kämpfern wandte. Im Moment wurden die immer uninteressanter, wenngleich es ein seltenes Vergnügen war, einen Dimachaerus in Aktion zu bewundern. “Ich mag verschiedene Spiele. Auch diejenigen, die ein gewisses Risiko bergen. Aber am meisten mag ich die, bei denen ich mich nicht nur auf mein Glück verlassen muss.“ Er zwinkerte ihr leicht zu. Sextus war ein Planer, das wusste er selbst auch. Er hatte gern die Kontrolle über das, was sich um ihn herum tat, und nur zu gern zog er dabei die Fäden. Er mochte zwar den Nervenkitzel des Ungewissen, aber am meisten liebte er den Geschmack des Triumphes.


    Er blickte kurz zu seiner Cousine, die ihm nun deutlich aufgeschlossener gegenüber zu sein schien. Flirtete sie gar mit ihm? Sein Blick ruhte wieder auf ihr, als der Kampf zur Gänze sein Interesse verlor. Dieses Spiel hier, das war viel eher etwas, das nach seinem Geschmack war. Auch hier gab es ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Aber hier zu gewinnen war ungleich süßer als bei einer Wette. Wenngleich Sextus nicht ganz sicher war, was er als Sieg verbuchen wollte.
    “Nun, das kommt ganz auf mein Gegenüber an, bei was es denn mitspielen würde. Ganz allein zu spielen ist doch langweilig, nicht? Es sollte schon immer eine passende Herausforderung geben, und einen angemessenen Preis.“ Bewusst ließ er seine Worte kurz wirken in all ihrer Zweideutigkeit, ehe er mit einem fast schon unschuldigen Lächeln nach einer Traube aus der Obstschale neben ihnen fischte. “Leider sind die, die wirklich Spaß machen, meist auch sehr verboten.“ Aus den Augenwinkeln beobachtete er Priscas Reaktion, ob er einen Treffer gelandet hatte. Erst dann wandte er sich ihr wieder zu und beschloss, etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern. “Athen war sogesehen sehr interessant. Man musste nur die richtigen Freunde haben und die richtigen Ecken kennen. Hundekämpfe, Hahnenkämpfe, Würfelspiele... man musste nur wissen, wo man suchen muss. Und natürlich galt wie überall das wichtigste Gebot: Nicht erwischen lassen.“
    Vielleicht hätte Sextus dazusagen sollen, dass er selber in den seltensten Fällen gewettet hatte. Oder gar gewürfelt. Vielleicht hätte er dazusagen sollen, dass er selbst viel eher beim Soldatenspiel zu finden gewesen war, das bei weitem weniger mit Glück zu tun hatte , als mit Erfahrung und Taktik. Vielleicht hätte er das tun sollen. Tat er aber nicht. Stattdessen führte er nur noch eine Traube zum Mund und beobachtete seine im wahrsten Sinne des Wortes reizende Cousine, die wohl doch auch eine Frau war und damit Charme durchaus zugänglich.
    “Aber hier in Rom sind solche Jugendsünden wohl nicht mehr ganz so angemessen. Oder was meinst du?“ Jetzt war er ja wirklich mal gespannt, was bei Prisca überwog. Der Drang, zu Spielen, oder das so perfekte Bild, das sie sich lange antrainiert hatte.

  • Lobo
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    Das kurze Verhaken der Waffen, das in Lobos Augen zu seinem Nachteil ausgegangen war – weil er zurück hatte springen müssen, weil er nachgeben hatte müssen, weil er dieses kurze Duell innerhalb ihres Zweikampfes verloren hatte geben müssen –, machte ihn wütend. Er maß sich gern mit Gegnern, er liebte die Kämpfe, gerade die vor Publikum, nicht wegen dem Publikum, sondern weil das die echten waren, die, wo es keinen Grund gab sich zurück zu halten und seinen Gegner schonen zu müssen. Und natürlich durfte es nicht zu einfach werden, sonst war es langweilig, und auch wenn Lobo kein Problem damit hatte, einen deutlich Unterlegenen ebenso nieder zu prügeln – ein geschenkter Sieg war kein richtiger Sieg. Es war etwas anderes, wenn der Gegner sich zu wehren verstand. Was allerdings nicht gleichzusetzen war damit, dass er Lobo mit seinen Nachteilen konfrontierte.


    Bei seinem darauffolgenden Angriff tat der Thraker das, was im Grunde zu erwarten gewesen war – die eine Klinge wurde vom Schild geblockt, die andere von seinem gebogenen Schwert. Dennoch ärgerte sich Lobo, dass auch diese Aktion fehlschlug. Und es wurde nicht besser. Abrax veränderte den Winkel seines Schilds so, dass die Klinge ab- und ins Leere rutschte. Lobo verstärkte den Druck auf seine andere Klinge, um das Schwert des Thrakers zu blockieren – an dieser Stelle kam nun ihm die Krümmung zugute –, während er zugleich die andere Klinge nach hinten führte, um von neuem Schwung zu holen und durch die Deckung zu brechen. Bevor er seinen Zug jedoch zu Ende führen konnte, traf ihn der Ellbogen des anderen an der Schulter, und nur seinem breitbeinigen Stand war es zu verdanken, dass Lobo nicht ernsthaft ins Wanken geriet. Ein Stolpern, und sei es noch so winzig, hätte tödlich für ihn enden können an dieser Stelle, so dicht beieinander wie sie standen. Als Abrax den Druck noch verstärkte, machte Lobo kleine Ausfallschritte, die dazu beitragen sollten, sein Gleichgewicht zu wahren – im jedoch nicht im Geringsten halfen, diese Situation zu seinem Vorteil zu drehen. Das einzig Gute war, dass der Thraker ebenso wenig weiterkam wie er, was schließlich darin resultierte, dass er Lobo von sich stieß – was dieser mit einer gewissen Erleichterung registrierte. Die ihn sofort ärgerte. Dass Abrax ihm gleich darauf zunickte, stachelte Lobo nur noch mehr an. In seiner Welt kam er nicht einmal auf den Gedanken, der Thraker könnte das eventuell anerkennend gemeint haben für das kurze ringkampfartige Aufeinandertreffen, aus dem keiner als Sieger hervorgegangen war. Es konnte nicht anders gemeint sein als herablassend, dazu kam, dass es der Thraker gewesen war, der Lobo fortgestoßen hatte – nicht umgekehrt.


    Seine Augen blitzten auf, als er verächtlich ausspuckte. Er wich dem nächsten Hieb aus und einem weiteren, tanzte beinahe um seinen Gegner herum und ließ seine Klingen wieder vorschnellen. Seine Angriffe gewannen nicht an Kraft, aber an Geschwindigkeit – zeitigten jedoch immer noch keinen Erfolg, und das nervte ihn. Den folgenden Angriff des Thrakers blockte er mit mehr Wucht, als nötig war – und wider besseren Wissens mit beiden Schwertern. Dieser Kampf dauerte schon zu lange, ohne dass er einen Treffer hatte landen können, jedenfalls fand er das. Das war nicht unbedingt etwas Besonderes, im Grunde fand Lobo bei nahezu jedem Kampf, bei dem er nicht bereits in den ersten Momenten einen Treffer setzte oder zumindest hätte setzen können, dass es sich zu lange hinzog. Dennoch störte es ihn jedes Mal wieder, wenn es nicht so lief, wie er sich das vorstellte. Der Ärger, den das schürte, gab ihm Kraft und befeuerte seinen Ehrgeiz nur noch mehr – aber es war stets ein schmaler Grat, den Lobo entlang wanderte, sobald er in einem Kampf diesen Punkt erreichte. Die Klingen blitzten in der Sonne auf, und ein schleifendes Geräusch ertönte, als Lobo, nun doch mit einer leichten Drehung, nach hinten zurückwich, als ihm nur einen Augenblick später klar wurde, dass er gerade seine rechte Seite für Augenblicke völlig ungeschützt dem Schildarm des Thrakers präsentierte.

  • Abrax
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    Leider war es nur die Schildseite, die der Dimachaerus ihm präsentierte. Abrax hätte nicht lange gefackelt und den Kampf an Ort und Stelle mit einem sauberen Stich beendet, wenn er mit seiner Sica herangekommen wäre. So aber musste er sich mit einem kräftigen Hieb der Parma gegen die Seite des anderen begnügen und nur darauf hoffen, dass dieser Treffer den anderen fortan beeinträchtigen würde.
    Seine Taktik, den Gegner wütend zu machen, schien aufgegangen zu sein. Lobo hatte ein Arsenal an Schlägen auf ihn einprasseln lassen, was ihn viel Kraft gekostet hatte. Wenn er so weiter machte, musste Abrax gar nicht so viel dazu tun, den Sieg mitzunehmen. Er musste einfach nur warten, bis sein Gegner sich verausgabt hatte, und dann zuschlagen. Vorher allerdings musste er ihn weiter provozieren.
    Mit dem Schwert täuschte er einen Angriff an, wartete auf die vorschnellenden Schwerter seines Gegners und lenkte diese mit dem Schild geschickt ab. Mit Wucht führte er einen hohen Schlag, den der Dimachaerus abblocken konnte, dessen Kraft er wohl aber bis in die Schultern fühlen dürfte. Er setzte noch einen weiteren direkt hinterher, und weil er gerade so schön in Fahrt war auch noch einen dritten. Erst dann machte er den längst überfälligen Schritt zurück und gab seinem Gegner Gelegenheit zur Riposte.

  • Lobo
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    Die Wucht des Hiebs trieb Lobo die Luft aus den Lungen, und mit einem Aufkeuchen sog er neue hinein. Die Kante des Schilds hinterließ einen roten Abdruck auf seinen Rippen, und er musste kein Iatros sein, um zu wissen, dass sich der Bereich bis spätestens morgen bläulich-schwarz verfärbt haben würde. Aber in diesem Moment stachelte ihn der Schmerz nur noch mehr an. Es ärgerte ihn, dass ihm diese Unachtsamkeit überhaupt unterlaufen war. Er wich zurück und achtete wieder darauf, keine Lücke in seiner Deckung zu präsentieren, während der Thraker diese Gelegenheit nun nutzte, um selbst zum Angriff überzugehen. Lobo wollte einen Schlag blocken, der jedoch eine Finte war, so dass seine Klingen erneut Kontakt mit dem Schild des anderen hatten, parierte einen weiteren und merkte ein ums andere Mal, dass sein Kampfstil nicht geschaffen war dafür zu verteidigen – oder allzu lange zu kämpfen. Ausdauer war eine Sache, die Kraft, die bei solchen Kämpfen aufgewendet wurde, eine andere, und Lobo begann zu spüren, dass er bald eine Entscheidung herbeiführen musste, wollte er verhindern, dass Abrax seine Vorteile endgültig so ausspielen konnte, dass sie ihm auch tatsächlich nutzten.


    Den nächsten Hieb wehrte er erneut ab, obwohl es diesmal knapp wurde, dem dritten wich er aus, das hieß, er wollte ausweichen – konnte aber nicht mehr verhindern, dass ihm die Spitze einen Kratzer auf dem Arm zufügte. Jetzt hatte Lobo endgültig genug. Als der Thraker nun selbst etwas zurückwich, setzte Lobo ihm nach. Er ignorierte das Ziehen in seinen Armen, das eingesetzt hatte, ignorierte den Schweiß, der ihm in die Augen lief, ignorierte den Schmerz auf seiner linken Seite, wo ihn der Schild erwischt hatte. Zwei, drei Hiebe gingen auf Abrax ein, die aber mehr der Ablenkung dienten denn ein wirklicher Angriff waren. Lobo war kein großer Stratege, aber ein gewisses Maß an Taktik war, wenn er gegen einen Schildkämpfer antrat, einfach vonnöten, wollte er gewinnen. Ein weiterer Hieb, so gerichtet, dass der Thraker ihn mit dem Schild blocken konnte, noch zwei schnelle Schritte – und dann befand Lobo sich in der Position, in die er hatte kommen wollen: auf der Schwertseite seines Gegners. Wo ihm sein Schild, der, obwohl kleiner als manch anderer, dennoch zu schwer war, um ihn einfach so herumzureißen, nichts nützte. Die Chance, die sich Lobo hier bot, war minimal und würde wohl nur für den Bruchteil eines Augenblicks bestehen bleiben, aber er hatte vor sie zu nutzen, und seine Klingen blitzten auf, als seine Schwerter ein weiteres Mal vorschnellten.

  • Lupus hatte also nicht gewettet und er schien sich auch nicht gerne auf sein Glück verlassen zu wollen, sondern er geht eher nur kalkulierbare Risiken ein. Aha. Da hatte Prisca anscheinend richtig geraten oder hatte ihr Cousin dies einfach nur so gesagt? Dazu dieses Grinsen. Ganz schlau wurde Pisca aus Lupus irgendwie nicht, wann er die Wahrheit sagte und wann er flunkerte. Deshalb wollte ihren Cousin ja näher kennen lernen und auf eine gewisse Art und Weise zeigte sein Charme dabei Wirkung auf sie. Flirte ich gar mit ihm? Gut möglich. Allerdings ohne ernste Absichten, einfach nur weil es Spaß machte ihn ein wenig zu testen, ob hinter dem stets gelassen und souverän wirkenden Wolf (der jederzeit zum Angriff bereit schien) auch noch andere Wesenszüge zu entdecken waren.


    Der dritte Kampf war mittlerweile im vollen Gange, doch Prisca schenkte den Gladiatoren in der Arena keinerlei Beachtung mehr. Lupus genoß ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und sie lauschte aufmerksam seinen Worten, die an Zweideutigkeiten so einige sündige Gedanken zu ließen. Ob er damit einen Treffer landen könnte? Oh ja, durchaus! Priscas Augen blitzten regelrecht auf bei seinen Worten und das unmerkliche Beben ihrer Nasenflügel, sowie das andeutungsweise Schmunzeln auf ihren Lippen, würden dem aufmerksamen Beobachter mit Sicherheit verraten, dass es hinter ihrer kühlen Ausstrahlung zu brodeln begann. Alles was verboten war machte Spaß. Das ist schon bei kleinen Kindern so. Manchmal spielt der Trotz mit eine große Rolle und je mehr Verbote es gab, umso größer war das Verlangen diese zu brechen und das zu tun was man nicht durfte.


    An Verboten mangelte es jungen Patrizierinnen auf alle Fälle nicht. Ein Leben im goldenen Käfig. Lag darin nicht der ureigenste Drang der Menschen, nach Freiheit und Selbstbestimmung, begründet? Ein Thema über das es sich zu philosophieren gelohnt hätte, besonders mit einem Mann wie Lupus. Hundekämpfe, Hahnenkämpfe, Würfelspiele … Derartige Veranstaltungen waren nicht nur verboten, sie ziemten sich für eine Frau (und für eine Patrizierin gleich zweimal) nicht. Allein aus diesem Grund hätte es Prisca gefallen einer solchen Veranstaltung beizuwohnen, nur, um einmal mit eigenen Augen zu sehen was daran so verwerflich wäre. Doch sie erinnerte sich noch zu gut an ihre letzten Unternehmungen die sie sich geleistet hatte. Zwar hatte sie nicht zu viel riskiert, doch Fortunas Gunst wollte sie auch nicht über Gebühr strapazieren. Ein peinliches Aufeinandertreffen wie damals mit Ursus, in diesen Lupanar und seine anschließende Standpauke, hatten der Aurelia gereicht. Oder würde Lupus sie - anders als Ursus - gar zu solchen Unternehmungen animieren, anstatt ihr diese zu verbieten? Sicher war sich die Aurelia da nicht ...


    "Tja was deine Jungendsünden angeht, so fürchte ich, dass du Recht behältst Lupus. Hier in Rom ist so manches anders und ganz und gar nicht angemessen, wie anderenorts. Vor allem für eine junge Patrizierin wie mich, nicht wahr?! … " leider, stimmte Prisca ihrem Cousin zu und sie klang fast ein wenig enttäuscht. Zu einer solchen Veranstaltung würde sie ihn nicht begleiten, soviel stand fest, obwohl sie es durchaus schade fand. Zu groß war allerdings die Gefahr erkannt zu werden. "Ich fürchte, von daher sind unsere Möglichkeiten miteinander zu spielen eher begrenzt, außer, du interessiert dich für Spiele die Mädchen und Frauen üblicherweise so spielen." Ob Lupus daran Interesse hätte? Seine Reaktion wäre in jedem Fall sehr interessant. "Oder wüsstet du noch eine Herausforderung die für uns in Frage käme, werter Cousin? " , führte Prisca indes das Spiel der Zweideutigkeiten - gepaart mit einem durchaus als verführerisch zu bezeichnenden Blick - munter fort. Gerade kam ihr nämlich etwas in den Sinn! Etwas, das sie durchaus zusammen unternehmen könnten, sofern sie ihn dazu brächte sich darauf einzulassen. Oder würde er die Gefahr zu früh wittern?

  • Abrax
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    So sehr Abrax auch versuchte, sich mit dem wendigen Dimachaerus mitzudrehen, der Mann kam dennoch weit genug auf seine rechte Seite. Die beiden Klingen blitzten in der Sonne. Abrax versuchte noch, die Parma herumzureißen, während er eher reflexartig seine Klinge abwehrend zwischen sich und den Gegner brachte, aber er wusste bereits, dass es nicht ganz reichen würde. Eine Klinge konnte er mit seiner Sica abfangen und von sich weglenken, aber die zweite biss ihn in die ungeschützte Seite. Er konnte noch soweit zurückspringen, dass es nicht viel mehr als ein Kratzer war. Ein wenig mehr Unachtsamkeit, und hier und jetzt hätte er sein Leben ausgehaucht.
    Er ging rückwärts, von seinem Gegner weg. Siebe Seite brannte, aber er konnte noch stehen. Ein kurzer Blick nach unten zeigte ihm das Blut, das klebrig und rot über sein Bein nach unten lief. Der Junge hatte ihn sauber erwischt, aber nicht tief genug. Allerdings ließ Lobo ihm nicht die Zeit, sich darüber zu freuen, noch am Leben zu sein. Fast augenblicklich setzte er ihm nach, bedrängte ihn weiter mit Hieben, ide hauptsächlich auf seine verletzte Seite gerichtet waren. Abrax wich immer weiter zurück, versuchte sich so zu drehen, dass er sein Schild effektiver nutzen konnte. Aber die Verletzung schränkte ihn doch ein wenig ein, und Lobo war schnell. Wieder zuckten die Klingen vor, diesmal konnte er sie mit dem Schild abfangen, aber direkt danach kam ein weiterer Schlag. Abrax blockte ihn mit seinem Schwert, und das Gladius seines Gegners verhakte sich kurz in der Biegung seiner Sica. Bevor er die Gelegenheit nutzen konnte, mit dem Schild einen Schlag anzubringen, drehte Lobo geschickt seine Klinge. Mit einer Kraft, von der Abrax nicht wusste, woher der Junge sie nahm, riss es an seiner Klinge, und in einem schillernden Bogen segelte die Sica durch die Luft und blieb etwa drei Schritte von ihnen entfernt im Sand liegen.
    Abrax griff sein Schild schnell mit beiden Händen, hielt es frontal vor sich, blockte noch drei weitere Schläge. Er versuchte, in die Richtung seiner Klinge zu gelangen, aber der Dimachaerus wusste ebenfalls, wohin er wollte und verhinderte es durch geschickte Schritte und wilde Attacken. Abrax merkte, dass er diesen Kampf verloren hatte. Lobo würde ihm keine Gelegenheit geben, seine Waffe zurückzuholen. Abrax hoffte nur, er gab ihm die Gelegenheit, um Gnade zu bitten. Abrax wartete eine weitere, heftige Attacke ab, die er noch gerade so abwehrte, und ließ sich dann auf die Knie sinken. Eine Hand reckte er unbewaffnet gegen seinen Gegner, legte sein Schild beiseite. Nun, unbewaffnet und kapitulierend, war er auf die Gnade des Veranstalters angewiesen.

  • Lobo
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    Lobo konnte sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen, als er diesmal – endlich! – traf. Er war zu schnell, zu schnell für seinen Gegner! Und wie immer, wenn sich in einem Kampf seine Schnelligkeit als Vorteil erwies – durchströmte ihn ein Gefühl der Genugtuung. Auch wenn die Wunde nicht tief war, wie er gleich darauf zu seinem Bedauern feststellen musste, immerhin war er nun nicht mehr der einzige, der etwas abgekriegt hatte, nicht der einzige, bei dem Blut geflossen war. Und bei seinem Gegner floss eindeutig mehr als bei ihm. Als Lobo dem zurückweichenden Thraker nun erneut nachsetzte, war das Grinsen immer noch auf seinem Gesicht, aber es war kein sonderlich schöner Anblick – im Gegenteil, die wilde Genugtuung, die in diesem Augenblick durch seine Adern jagte, verzerrte sein Gesicht vielmehr zu einer hässlichen Maske des Triumphs. Und eben dieses Gefühl war es, das ihn noch weitere Kraftreserven mobilisieren ließ. Er bedrängte Abrax weiter, ließ seine Klingen immer wieder vorschnellen, immer wieder gerade auch auf die verletzte Seite, dort, wo der andere nun eine Schwachstelle hatte. Er versuchte, noch schneller zu werden, was zulasten seiner Taktik ging – ebenso wie der Ästhetik seines Kampfstils, die ohnehin bei Lobo stets unter der Zweckmäßigkeit zu leiden hatte, die für ihn das einzig Wichtige war in einem Kampf –, und so befand er sich rascher, als er es verhindern konnte, wieder in derselben Zwickmühle wie vorhin. Eines seiner Schwerter verhakte sich in der Krümmung von Abrax’ Klinge. Aber diesmal war Lobo, durch keine Wunde gehindert und immer noch auf der Welle reitend, die Abrax’ Blut im Sand für ihn bedeutete, im Vorteil, und er nutzte ihn. Mit einer raschen Bewegung schaffte er es nicht nur, seine Klinge zu befreien, sondern genug Druck aufzubauen, dass es dem Thraker die Waffe aus der Hand riss.


    Ein triumphierender Aufschrei entfuhr Lobo. Noch hatte er nicht gewonnen, das wusste er auch, aber im Grunde so gut wie. Ohne Waffe war das Ding für den Thraker gelaufen, er musste das nur noch einsehen – und je länger er es nicht einsah, desto besser, denn Lobo hatte Blut geleckt und wollte mehr davon sehen. Geschickt verhinderte er, dass Abrax zu seiner Waffe gelangen konnte, und mit seinen schnellen Angriffen versuchte er auch zu verhindern, dass Abrax die Möglichkeit zur Aufgabe bekam. Er wollte nicht, dass der andere aufgab. Er wollte, dass er dran glauben musste. Wieder setzte er dazu an, eine neue Attacke zu starten – und gerade in diesem Moment begann der Thraker, sich auf die Knie sinken zu lassen. Lobo wusste, was das hieß. Wut flammte in ihm auf. Einen winzigen Augenblick zögerte er, war versucht, dennoch zuzuschlagen – in einem Kampf ging doch alles so schnell, wer wollte ihm denn schon nachweisen können, dass er gesehen hatte, wie Abrax Anstalten machte aufzugeben… Aber es waren viele Augen auf ihn gerichtet hier, und dieser winzige Moment des Zögerns hatte schon ausgereicht, um dem Thraker die Zeit zu geben, auf seinen Knien anzulangen und den Schild fortzulegen. Erneut brüllte Lobo kurz auf, frustriert diesmal, das Gejohle des Publikums völlig ignorierend, aber seine bereits erhobenen Klingen fuhren deutlich von seinem Gegner entfernt harmlos durch die Luft gen unten, während er den Thraker anstarrte.

  • Das Publikum johlte und gröhlte, als Lucius Vocasius Pancras wieder die Arena betrat. Einige fingen jetzt schon an zu rufen. “Iugula!“ ertönte von der einen Seite, die schon lauthals nach dem Tod des Thrakers verlangte. “Missum!“ riefen laut die anderen, die für heute genug Blut gesehen hatten und dem Gladiator sein Leben lassen wollten an diesem feierlichen Tag.
    Pancras schritt bis direkt neben die beiden Kämpfer, wenn auch der Dimachaerus noch herumlief wie einige der Löwen, die man zu anderen Anlässen aus ihren Käfigen holte, anstatt sich schon in feierlicher und abwartender Pose aufzustellen. Er warf ihm einen kurzen Blick zu, bis dieser gehorchte und tat, was man von ihm erwartete, ehe er sich lächelnd an das Publikum wandte.
    “Volk des wunderbaren Rom!“ Kurz wartete er, bis der Jubel abgeebbt war, ehe er seine Stimme wieder in die Ränge tragen ließ. “Hier steht vor euch wieder euer strahlender Sieger! Doch was soll mit dem Verlierer geschehen? Hat er tapfer gekämpft? Soll er die Gelegenheit haben, noch einmal zu kämpfen und sich den Sieg zurückzuverlangen? Oder soll er sein Leben hier und jetzt aushauchen? Was sagt ihr?!“
    Und Pancras versuchte, aus dem Geschrei der vielen Kehlen die lautesten herauszuhören. Dem Wille des Publikums sollte entsprochen werden.


    [Sim-off]Also, wertes Publikum, lasst hören. "Missum" (gehen lassen) oder "Iugula" (abstechen)?
    Bis Donnerstag 12:00 Uhr dürft ihr abstimmen, euer Wunsch sei uns Befehl[/simoff]

  • Sie flirtete definitiv mit ihm. Der selbstzufriedene Ausdruck in Sextus' Gesicht wurde noch einen Tacken selbstzufriedener. Da war seine unnahbare, kleine Cousine hier bei ihm und flirtete mit ihm und bedachte ihn mit Zweideutigkeiten. Er würde lügen, wenn ihm dabei nicht so einige Gedanken kamen. Und dass Prisca seine Cousine war störte dabei nicht im geringsten. Der Gedanke, sie nicht in die Tat hier und jetzt umsetzen zu können schon eher.
    Als Prisca die Mädchenspiele erwähnte, verstärkte sich kurz sein Grinsen, als ein ganz bestimmtes Bild von mehreren jungen Frauen durch seinen Geist huschte. Und dabei hätte er wohl nur zu gerne mitgemacht. Allerdings wurde sein Lächeln fast schon, als hätte sie ihn überrumpelt. “Oh, wenn ich eines gelernt habe, liebste Cousine, dass ein Mann bei euren Spielen nicht mithalten kann.Was ihr üblicherweise so spielt bringt ganze Städte ins Wanken. Ich weiß nicht, ob ich mich mit solchen Gegnern auf ihren Schlachtfeldern messen sollte.“ Nun, zum Teil war es nicht ganz gelogen. Es gab einige Frauen, die wahrhaft meisterlich die Kunst der Intrige beherrschten und einem Mann damit das Leben verdammt schwer oder auch verdammt süß machen konnten. Doch im Schalk zwinkerte er ihr wieder zu, sie sollte ihn schließlich nicht zu ernst nehmen. “Aber es gibt ja auch genug Spiele, die man auch so spielen kann. Mir fiele da schon das ein oder andere ein.“ Kurz ließ er seinen Blick so über ihren Körper gleiten, dass sie es mitbekommen musste. Und in der Tat, er hatte so einige Vorstellungen, was er mit ihrem wundervollen Körper wohl anstellen wollen würde. "Aber da ich Rom noch nicht so kenne, lasse ich mir gerne von dir eine Herausforderung vorschlagen." Wieder ein selbstsicherer Blick in ihre Augen, bepaart mit einem leichten Lächeln.


    Nebenzu ging das Gejohle los, als auch der dritte Kampf endete. Kurz wandte sich Lupus von Prisca ab und grinste dann wieder wölfisch, als er sah, wer gewonnen hatte und wie die Situation gerade war. “Heute scheint dir Fortuna wirklich hold zu sein, liebste Prisca. Würdest du mir für das ein oder andere Spiel etwas von deinem Glück abgeben?“ Wieder ein fast herausfordernder Blick. Prisca war so unendlich verboten, dass es fast unerträglich war, dieses Verbot nicht zu brechen. Es kitzelte Lupus geradezu in den Fingerspitzen, sie zufällig zu berühren. Ganz leicht nur das schlanke Handgelenk streifen, nur eine leichte Berührung, um zu sehen, wie sie reagierte, wie die Pupillen sich einen Augenblick weiteten oder der Atem kurz stockte, um dann eine Sekunde später etwas tiefer wieder einzusetzen.
    Aber das wäre jetzt zu schnell. So sehr sie ihn auch reizte, das Spiel an sich war es, das ihm Befriedigung gab. Daher kostete er jede Sekunde aus und führte es nicht vorschnell zu einem vorläufigen Finale. Sollte sie ruhig Gelegenheit haben, ein wenig ihr Spiel weiterzuspinnen. Es war ja langweilig, wenn die Frau ihm sofort verfiel und nur noch kichernd darauf wartete, von ihm wie eine reife Frucht gepflückt zu werden.
    “Und, Cousine, was denkst du? Was soll mit dem armen Kerl geschehen, dessen Leben in deinen Händen liegt? Ein Wort von dir, und er könnte sterben oder leben. Macht, wie sie sonst nur einer Göttin zukommt.“ Auch wenn seine Worte darauf schließen ließen, dass er den Gladiator in der Arena meinte, er nickte nicht einmal in dessen Richtung. Er sah nur lange und durchdringlich seine Cousine an, ohne auch nur einen Herzschlag sich abzuwenden oder von den lauten Rufen um sie herum ablenken zu lassen. “Also, was machen wir mit ihm?“


    Sextus musste wirklich aufpassen, dass sein Lächeln nicht zu sehr ins wölfische abdriftete. Aber er war gespannt, was Prisca wohl antworten würde, und wie sie reagieren würde. Genoss sie die Vorstellung, solche Macht zu haben? Oder würde sie vielleicht gar verlegen sein? Nein, letzteres wohl eher nicht, dafür war sie wohl zu beherrscht. Aber würde sie auch nur zu dem Mann unten in der Arena schauen, um den es ging, oder weiterhin nur ihn mit ihrer Aufmerksamkeit beglücken? Das war schon eine interessantere Frage.

  • Für einige Momente saß Nigrina einfach nur sprachlos da und starrte auf die Szene in der Arena. Fassungslos. Das war… das war so… ENTWÜRDIGEND! Da verlor sie nun auch noch die dritte Wette, nur weil dieser Depp nicht fähig war mit seinem Schild umzugehen! Das war einfach nicht zu fassen! „Du… du… du…“ Kein Schimpfwort, kein Fluch schien groß, passend, schlimm genug zu sein für diesen hirnverbrannten Idioten, der sich da einfach schlagen ließ. Der VERLOR! So wie die beiden anderen Trottel vor ihm auch! Was fiel denen überhaupt ein? Langsam, aber sicher begann Nigrina vor Wut zu schäumen. Sie war keine sonderlich gute Verliererin, im Gegenteil, sie war eine äußerst schlechte Verliererin. Sie hasste es zu verlieren. Und sie trug meistens Sorge dafür, dass sie eben nicht verlor – aber bei Wetten wie diesen ging das schlecht, oder besser: konnte sie das nicht. Andere ja, sie nicht, und vermutlich war das des Rätsels Lösung, die Kämpfe waren alle abgesprochen gewesen, da war doch Geld geflossen, damit die so ausgingen, es MUSSTE einfach so sein, wie sonst war denn zu erklären, dass sie verloren hatte – ALLE drei Wetten? Oh nein, da musste irgendwer irgendwas gedreht haben. Was nichts anderes hieß als: sie würde sich beim nächsten Mal besser vorbereiten müssen. Nicht dass sie da irgendwie mitmischen konnte, da machte sie sich nichts vor, aber sie konnte ja wenigstens Erkundigungen einholen… Empfehlungen… dafür würde sie nur eben die richtigen Leute kennen müssen bis dahin.


    Dieser Vorsatz brachte ihr jetzt allerdings nicht viel, genauer gesagt gar nichts, und so starrte sie immer noch auf den Kampfplatz und war schlicht und ergreifend stinksauer darüber, dass sie verloren hatte. Gut, es war ja nicht ihr Geld, aber – trotzdem! Es ging ums Prinzip, so einfach war das, eine Flavia verlor nicht, SIE verlor nicht! Und als der Veranstalter nun erneut die Arena betrat und den Sieger verkündete, als er das Publikum nun vor die Wahl stellte, zu entscheiden, was mit dem Verlierer passieren würde, dachte Nigrina nicht einen Augenblick lang nach. „IUGULA!“ brüllte sie, und sie gab ihren Sklaven einen Wink, das Gleiche zu tun, damit der Ruf noch lauter wurde. Wenn dieser Schwachkopf nicht gewinnen konnte, wo sie doch auf ihn gesetzt hatte, hatte er es auch nicht verdient am Leben zu bleiben. Eine Niederlage nahm Nigrina sehr persönlich.

  • Es war schwer zu sagen was genau Prisca daran reizte, dieses Spiel der Zweideutigkeiten mit ihrem Cousin zu spielen. Zweifellos hätte sie nicht bei jedem Mann so reagiert, aber bei Lupus fühlte sie sich irgendwie sicher - Sicher in Bezug auf die Tatsache, dass er immerhin ihr Cousin war und er somit nie einen Schritt zu weit gehen würde. Ganz sicher? - Naja, so sicher war sich die Aurelia da nicht, zumal Lupus immer souveräner wirkte und seine Zweideutigkeiten immer eindeutiger wurden. Allein der provokante Blick, mit dem er sie von oben bis unten musterte, ließ ihr einen kühlen Schauer über den Rücken laufen und dennoch genoss sie es auf eine andere Art auch wieder von seinen Blicken regelrecht ausgezogen zuwerden.


    " So so… Ganze Städte bringt das also ins Wanken?! Nun mir scheint, du hast da eine etwas blühende Fantasie mein lieber Lupus.", entgegnete Prisca ihm auf sein selbstsicheres Grinsen hin etwas kühler, mit einem eher abfälligen Schmunzeln, um es mit ihrer eigenen Flirterei nicht zu übertreiben. Zwar wusste sie nicht welche Bilder da genau durch Lupus´ Gedanken geisterten, aber spontan hätte sie darauf getippt, dass die Frauen darin allesamt recht leicht bekleidet waren und sie zudem das "miteinander spielen" sehr wörtlich nahmen. War das so abwegig? Nun ja, leicht bekleidet waren die Frauen in der Tat (wie die Männer im übrigen auch), wenn sie miteinander Sport trieben. Ballspiele, Blinde Kuh, Fangen, ..und und und … Und weiter? "Ich versichere dir, keines unserer Spiele ist so gefährlich, dass es nicht auch ein Mann wagen könnte daran teil zu nehmen. … Abgesehen davon darfst du mich gerne aufklären, welche Spiele dir da so vor schweben?!"


    Ach! Es war wirklich erfrischend mit Lupus derartige Gespräche zu führen. Und dann noch das! Wie bitte? Ich hab schon wieder gewonnen?! Prisca brauchte nicht einmal hinzusehen, denn Lupus Worte sagten alles. Das wurde ja fast schon unheimlich. Glück im Spiel, Pech in der Liebe … oder war es umgekehrt?! "Nein wirklich? Schon wieder gewonnen?!", bemerkte sie fast gelangweilt und dieses Mal zeigte Prisca ein ziemlich "wölfisches" Lächeln, sofern sie dies so gut hin bekäme wie Lupus. Prisca stützte die Ellenbogen auf der Lehne ab und legte das Kinn in die gefalteten Hände während sie sich ein wenig zu ihm vor beugte. Den Blick weiterhin nur auf Lupus gerichtet ließ sie eine geraume Zeit verstreichen, in der sie ihn von oben bis unten musterte und er wiederum seine Einblicke genießen durfte. Gleichzeitig drang von den Rängen ein immer lauter werdendes Rufen der Menge an ihr Ohr. Eine Mischung aus "Missum" und "Iugula" Tod oder Gnade Lag es wirklich an ihr das zu entscheiden?


    Den Worten ihres Cousins nach war sie die Göttin in Person, die heute darüber zu entscheiden hätte. Einer Göttin gleich?! Welch reizvoller Gedanke. Ja doch, diese Vorstellung gefiel Prisca durchaus und darüber begann sie versonnen zu lächeln. Missum oder Iugula? Aus dem versonnenen Lächeln wurde langsam ein breites Grinsen. Erwartete er gar eine ganz bestimmte Entscheidung von ihr? "Missum!", entschied Prisca schließlich mit einem vielsagenden Blick in die Augen des Wolfes, den sie spielerisch herausfordern wollte. Du möchtest ihn lieber sterben sehen, nicht wahr?, schien sie ihn gleichzeitig stumm zu fragen. Der Aurelia hatte allerdings nichts übrig für sinnloses Blutvergießen. Im Kampf - Ja! Aber einen am Boden liegenden Verlierer zu töten? Nein! Die Laune der Aurelia war einfach zu gut, als das sie sich an dem Tod dieses Niemands ergötzen müsste.


    Viel lieber konzentrierte sie sich ganz auf das Spiel mit ihrem Cousin, welches sie völlig in den Bann zog. "Der Tod wäre doch eine viel zu große Gnade für diesen Wurm, findest du nicht auch?" Prisca versuchte so kaltherzig wie möglich zu wirken, nur, um zu sehen welche Wirkung sie damit auf Lupus erzielen könnte. Ob es ihr gelänge ihn zu beeindrucken? Sicher eine verlockende Herausforderung. Ach ja! Apropos Herausforderung. Lupus wollte sich ja Eine von Prisca vorschlagen lassen und da es bis zur endgültigen Urteilsverkündung noch ein wenig dauern würde, wechselte sie derweil das Thema wieder:"Du sagtest gerade du würdest dir gerne eine Herausforderung vorschlagen lassen, … nun, wie wäre es wenn du mich ins Theater begleiten würdest?" Wäre das überhaupt eine Herausforderung für ihn? Egal - Hauptsache, sie hätte endlich einen Begleiter für die Flavia gefunden.

  • Und da war sie wieder, diese abweisende Haltung, die aufgesetzte Höflichkeit und die kalte Schulter, die er schon fast vermisst hatte. Wie gesagt: Fast. Beinahe hätte Lupus gegrinst, als sie sich wieder in die Schneekönigin verwandelte, aber er hatte sich zu gut unter Kontrolle, um diesem Impuls zu folgen. Als sie dann aber meinte, die Spiele der Frauen währen harmlos, grinste er doch einmal offen. Es war nicht unbedingt böswillig, aber sicher nicht das charmante Lächeln von eben. Er lehnte sich mit einer weiteren Traube in den Fingern zurück und blickte hinunter in die Arena zu den wartenden Gladiatoren.
    “Ich erzähl dir von einem kleinen Spiel, das eine Frau in Athen gespielt hat.“ Sextus' Stimme war gefasster und sachlicher, nicht mehr auf Verführung ausgelegt. Prisca hatte sich zurückgezogen, und er ging ihr nicht hinterher. Er bettelte nicht, und er glaubte auch nicht, dass das bei ihr Erfolg haben würde. Frauen wollten keinen Kerl, der ihnen zu Füßen lag, wenngleich sie nicht müde wurden, solcherlei zu behaupten.
    “Die Frau war die Hetäre eines einflussreichen Lokalpolitikers. Der war selbstverständlich verheiratet, hatte seinen Erben, und alles in allem war es seiner Frau egal, ob er noch eine Geliebte hatte oder nicht.“ Hetären waren schließlich nichts ungewöhnliches oder gar verwerfliches. “Doch eines Tages starb seine Frau, und die Hetäre dachte, nun würde er nach all den Jahren, wo er doch nichts mehr gewinnen musste und alles erreicht hatte, dann sie nehmen. Nun, aber er nahm nicht sie, sondern ein junges Mädchen aus gutem Hause, zwar kein wirklicher Machtgewinn, aber...“ Sextus zuckte gleichgültig mit den Schultern. “Der neuen Frau war die Geliebte aber nicht so egal, und sie bestand darauf, dass der Mann sie fallen ließ. Was er auch tat.“ Die Traube verschwand in seinem Mund und erschuf damit für Sextus eine kurze Redepause, in der Prisca sich das gesagte, so sie denn wollte, vorstellen konnte. Pausen im Sprechen waren ebenso wichtig wie das gesagte, solange sie an den richtigen Stellen kamen. “Also fing die Hetäre an, ein eigenes Spiel zu spielen. Sie war eine wirklich sehr schöne und kluge Frau, und schnell brachte sie die Feinde ihres Mannes dazu, ihr zuzuhören. Bald schon liefen die Geschäfte ihres Mannes schlecht, weil die Zollbeamten etwas genauer hinschauten. Und die vielen, kleinen Geheimnisse, die er ihr anvertraut hatten, waren nicht mehr alle geheim, so dass sich einige seiner Verbündeten von ihm abwandten. Schließlich verlor er weiteres Ansehen und damit eine für ihn wichtige Wahl.“ Kurz schenkte er Prisca ein Lächeln, damit sie sah, dass er es nicht so streng mit all dem nahm. Sollte sie ruhig denken, sie wüsste, wie es in ihm aussah, das wäre ihm ganz recht. Es ersparte bohrendes Nachfragen, denn alle Frauen gaben nicht eher Ruhe, ehe sie nicht überzeugt waren, sie wüssten, wie ein Mann tickt.“Er stellte sie natürlich zur Rede, verlangte, dass sie aufhörte. Er drohte ihr sogar. Wenig später fand man seinen Sohn mit aufgeschlitzter Kehle. Er hatte wohl beim Würfeln verloren und konnte seine Schulden nicht zahlen. Das kam zumindest bei der Untersuchung heraus. Der Mann seiner Tochter erwürgte diese, als er sie im Bett mit einem anderen erwischte. Ihre letzten Schreie sollen gewesen sei, er habe sie gezwungen... naja.“ Wieder ein recht gleichgültiges Achselzucken.“Schließlich starb seine junge Frau bei der Geburt, weil sie nicht aufhören wollte zu bluten. Vielleicht war sie verflucht, vielleicht war es einfach nur Pech. Doch jetzt hatte der Mann keinen Erben mehr, keine Tochter mehr, seinen Ruf verloren, kein Ansehen mehr, keine Frau mehr, und wohl auch keine Gelegenheit, wieder so gut zu heiraten.“ Jetzt wandte sich Sextus wieder ganz und gar Prisca zu, mit leicht verschlagenem Gesichtsausdruck. “Ich bin mir sicher, bei den Spielen, die Frauen so spielen, sollten Männer besser nicht versuchen, mitzumischen. Dazu fehlen uns ganz eindeutig die nötigen Waffen.“ Für jede Arbeit gab es das richtige Werkzeug. Und beim Thema Intrige waren die schärfsten Klingen die, die Frauen führten. Dennoch lächelte Sextus jetzt wieder so wölfisch, dass man ihn kaum ernst nehmen mochte.


    Wirklich überrascht war Sextus schon eher, wie gefasst sie die Nachricht aufnahm, dass sie erneut gewonnen hatte. Vorhin schien sie geradezu elektrisiert vom Siegen, nun schien es ihr gleichgültig. Sie beherrschte sich wirklich sehr gut. Ein Gedanke huschte wieder durch seinen Kopf, an welchem Punkt ihre Selbstbeherrschung wohl vollkommen weggewischt wäre, und er hatte von diesem Moment ein sehr präzises Bild im Kopf. Warum nur war sie seine Cousine? Er würde es nur zu gerne sehen. Und wenn sich die Gelegenheit wirklich bot, er würde sich wohl durch diesen einen Grund, der ihn jetzt davon abhielt, dahin zu drängen, nicht aufhalten lassen.
    Ihre Entscheidung hingegen, den Gladiator leben zu lassen, war weniger überraschend. Den fragenden Blick erwiderte er mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck. Sextus fühlte keine Mordlust bei dem Gladiator da unten in der Arena. Er führte das Schwert ja ohnehin nicht selber, und so eine Hinrichtung war ein sehr, sehr kurzes und sehr, sehr endgültiges Vergnügen. Nein, er fühlte für den Mann dort unten etwas, was weitaus schlimmer war: Er war ihm total gleichgültig. Ob er lebte, ob er starb, es interessierte ihn nicht im Geringsten. Er war ersetzbar und unerheblich. Warum sollten sich seine Gedanken näher mit ihm befassen?
    Als Prisca dann aber mit einer glattzüngigen Erklärung aufwartete, warum sie ihn leben lassen wollte, musste Sextus lachen. Er lachte sie nicht direkt aus, aber er lachte laut und deutlich und schüttelte kurz für sich selber den Kopf, als könne er das Gesagte nicht ganz glauben. “Oh, Prisca, einen Moment habe ich doch tatsächlich gedacht, dein edelmütiges Herz wäre weich geworden.“ Er zwinkerte sie kurz frech an, setzte dann aber einen entschuldigenden Blick hinterher. Er wollte sie ja nur aufziehen und nicht ganz vergraulen, auch wenn er merkte, dass der Flirt wohl ein Ende gefunden hatte. Zumindest vorerst. “Aber dein Wunsch, oh meine Göttin, sei diesem armen Sterblichen Befehl.“ Er verneigte sich kurz schalkhaft in ihre Richtung, ehe auch er kurz in den Chor einfiel und lautstark “MISSUM! Lasst den armen Kerl gehen!“ rief.


    Die Sprache kam wieder auf eine Herausforderung, und Sextus schaute neugierig zu ihr herüber. Da war er wirklich gespannt, was seine heißkalte Cousine vorschlagen würde. “Theater?“ Er tat kurz, als müsse er ernsthaft darüber nachdenken. Besonders herausfordernd klang ein Theaterbesuch nun nicht, aber wen er Prisca begleiten konnte, warum sollte er sich dem verweigern? Vielleicht ergab sich ja doch nochmal eine Gelegenheit, das ein oder andere zu vertiefen. Im Moment ging er ihr nicht nach, auch wenn sie lockte. Aber er wollte es nicht überstürzen. Sie sollte zu ihm kommen, und nicht ihn zu sich lotsen. Er wollte verführen, nicht verführt werden. “Ich denke, das ist eine wunderbare Idee. Du hast doch sicher schon etwas bestimmtes im Kopf?“ Er blickte sie einen Moment fast streng an. Dass ihr die Idee spontan gekommen war, glaubte er nicht. Prisca war genau wie er selbst jemand, der zweimal dachte und einmal sprach. Ihr rutschte so ein Vorschlag sicher nicht einfach so raus, nicht nach dem, wie sie sich bislang gegeben und gezeigt hatte. Aber so oder so, es würde eine nette Zerstreuung werden.

  • Ein Stimmenkonzert erhob sich in den Rängen, und an einigen Stellen, wo direkte Sitznachbarn verschiedener Meinungen waren, entbrannte der ein oder andere Streit. Pancras versuchte, herauszuhören, wonach es dem Publikum verlangte. Einige, vornehmlich wohl die, die verloren hatten, verlangten den Tod des Mannes. Aber den meisten reichte das Blut, das sie heute gesehen hatten, und angesichts des freudigen Festes waren sie gnädiger gestimmt. Der Vocasier ließ also die Stimmen eine Weile über sich hinwegspülen, ehe er schließlich mit beiden Armen in die Luft gehoben Ruhe einforderte. Seine geübte Stimme donnerte zur Verkündung des letzten Urteils an diesem Tag durch das Theatrum Flavium. “Missio! Soll er gehen und sich alsbald erneut vor euch beweisen!“
    Auch wenn die Blutrünstigeren in Pfiffen und Worten ihrem Missmut Luft machten, der Großteil des Publikums jubelte und klatschte, als Abrax sich erhob und zur Seite wegtrat. Lucius Vocasius Pancras wiederum überreichte Lobo den Ölzweig als Zeichen des Sieges und animierte ihn, sich als Held auch entsprechend zu präsentieren.
    “Feiert eure Helden, oh Bewohner des wundervollsten Rom!“ Er wartete noch ein wenig. Die Spiele hier waren vorbei, aber er blieb noch, bis der Strom derer, die das Theater verließen, immer stetiger und größer wurde. Erst dann zog er sich selbst auch zurück aus der Arena. Er bekam noch den zweiten Teil seiner Gage für seinen Auftritt hier, dafür musste er noch einmal mit dem Mann reden, der ihn angeheuert hatte und im Hintergrund wartete. Alles in allem war er doch sehr zufrieden mit dem Verlauf des Tages.

  • Dieses Mal hätte Prisca zwar nicht darauf gewettet, doch es überraschte sie auch nicht völlig, dass Lupus auf ihren abrupt beendeten Flirt so gleichgültig reagierte. Er war schließlich ihr Cousin und damit kannte er die Tabus ebenso gut wie sie, die für sie beiden galten. So gesehen wähnte sich Prisca auf der sicheren Seite und sie betrachtete das Ganze mehr wie ein Spiel: Ein gegenseitiges Reizen und Necken unter guten Verwandten, wobei es mit Lupus doch etwas anderes war. Cousin hin oder her. Mit seinem Charme, gepaart mit dieser gewissen Überheblichkeit und dem selbstsicheren Auftreten beeindruckte er Prisca durchaus und auch wenn sie es nach außen hin nicht zeigte, so fühlte sie sich zu dieser Sorte Männer irgendwie hingezogen. Im Gedanken verglich sie ihren Cousin spontan mit Alexander, jenem Unbekannten, den sie zufällig auf dem Fest der Götter kennen gelernt hatte. Es waren Männer mit starken Persönlichkeiten, selbstbewusst, die geradeheraus sagten und taten was sie wollten und denen es gefiel, die Frauen mit ihren Anzüglichkeiten und Zweideutigkeiten manchmal herauszufordern, ohne dabei respektlos zu wirken. Seltsamer Weise (oder besser gesagt, zum Glück) fiel es Prisca gerade gegenüber solchen Männern nicht schwer ihre unnahbare und kühle Fassade nach außen hin aufrecht zu erhalten. Alles nur ein Spiel? Wohl eher eine Herausforderung, sich mit ihnen zu messen und womöglich diente das eigene Verhalten dabei ein wenig dem Selbstschutz gegenüber manch ungleich stärkerem Gegner.


    Wenn es allerdings nach den Worten ihres Cousins ginge, so wären die Männer - zumindest bei ganz bestimmten Spielen - stets die Unterlegenen Hm, aber warum erzählt er mir jetzt ausgerechnet von dieser intriganten Hetäre? Traut er mir so etwas zu? Oder glaubt er wirklich, dass derartige Spiele uns Frauen solchen Spaß machen?, überlegte Prisca während sie die Geschichte und die folgenden Bemerkungen ihres Cousins nur mit einem müden Lächeln kommentierte. Ich eine Göttin, mit edelmütigem Herz obendrein?! … Oh, da ist er nicht der Erste der mir das sagt, nahm Prisca diese Äußerung von Lupus stillschweigend und mit besonderer Genugtuung zur Kenntnis. Sie wusste sehr wohl, dass er flunkerte, aber er tat dies sehr gekonnt.


    Den Blick scheinbar gelangweilt über die Zuschauerränge schweifend wartete Prisca zunächst die Verkündung des Sieges und das langsame abebben des Jubelgeschreis ab, ehe sie sich wieder ihrem Cousin widmete. Dieses Mal wieder mit einem sehr innigen Blick, mit dem sie ihn eingehend musterte. "Nun mein lieber Cousin, was diese Geschichte angeht, so finde ich, würde diese ein sehr gutes Theaterstück abgeben. Was meinst du? … Ich frage mich nur gerade, ob ich mich von deinen Worten nun geschmeichelt fühlen soll, oder nicht. Sehe ich etwa so aus als ob ich das Intrigenspiel so gut beherrsche, oder gar lieben würde?!", schmollte Prisca absichtlich provokant, wobei ihre Augen ihn feurig anfunkelten: "Im übrigen müssten wir Frauen nicht diese Spiele spielen, würdet ihr Männer endlich aufhören uns derartige Gründe dafür zu liefern", folgte es sogleich mit vorwurfsvoll klingender Stimme. Prisca machte eine kurze Pause, in der sie Lupus weiter mit den Augen fixierte und sie schließlich wider verschmitzt zu grinsen begann.


    Er durschaute natürlich sofort, dass sie den Vorschlag mit dem gemeinsamen Theaterbesuch nicht einfach so gemacht hatte. Natürlich nicht. "Du hast recht. Ich führe etwas bestimmtes im Schilde mit meinem Anliegen", gab die Aurelia ganz offen zu. Flüchtig beobachtete sie aus den Augenwinkeln die übrigen Aurelier in der Loge, ob auch niemand von ihnen mithören konnte bei dem, was sie ihm jetzt mit verschwörerisch klingender Stimme flüstern würde. Gut!"Es ist so. Ich benötige einen offiziellen Begleiter! Allerdings nicht für mich, ... sondern für einen andere Frau, weil ich wiederum mit ihrem Bruder ungestört sein möchte. Du verstehst?!", klärte Prisca ihren Cousin darüber auf, dass er ihren 'Anstands Wau Wau' spielen sollte - wenn man es so nennen wollte. Wobei es Prisca besonderen Spaß machte diesen harmlosen Theaterbesuch wie eine Intrige wirken zu lassen. Ihr Cousin hatte schließlich mit dieser Geschichte angefangen.


    Ob Lupus gespannt wäre um wen es sich bei dieser Frau handelte? An der hübschen Flavia hätte er bestimmt nichts auszusetzen, aber zu viel verraten wollte Prisca wiederum nicht. "Ich hoffe ich du hast Verständnis dafür, dass ich dir hier und jetzt keine Namen nennen kann und dich um deine Verschwiegenheit bitten muss!", fügte die Aurelia schnell mit einem Seitenblick zu ihrem Onkel hinzu, nicht, dass Marcus am Ende noch mitbekommt mit wem ich mich treffen will. Der Name 'Flavius Piso' war nach wie vor ein Reizwort für ihn und außerdem machte es vielmehr Spaß, ihren Cousin ein wenig im dunkeln tappen zu lassen, damit das Ganze wie eine Verschwörung aussah. "Und? Wirst du mich dennoch begleiten? … Ich wäre dir wirklich sehr verbunden, lieber Cousin", forderte Prisca Lupus schließlich mit einem energischen Blick zu einer schnellen Entscheidung heraus. Bei keinem Anderen hätte sie sich so verhalten, nur bei Lupus gehörte das irgendwie zum Spiel dazu. Ob ich ihn damit beeindrucken kann?! Oder wird er mir daraus ein Strick drehen und seine eigene Regeln aufstellen wollen? Nein nein, wieso sollte er so etwas tun. Er ist doch mein Cousin?! Nur warum um alles in der Welt rede ich eigentlich so daher? Es handelte sich doch nur ein einfacher Theaterbesuch! Egal. Schließlich ging es der Aurelia mit darum, ihren Verwandten näher kennen zu lernen, indem sie sein Verhalten und seine Reaktionen genauestens testete ...

  • Oh, sicher wäre seine Geschichte gut genug für eine griechische Tragödie. Im Grunde fehlte nur noch der Deus ex Machina, der das ganze zu einem fulminanten Abschluss führte. Dennoch tat Sextus gespielt betroffen bei Priscas Worten. Zumindest bis zu jenem Punkt, an dem sie ihn gespielt anschmollte und fragte, ob sie denn so aussehe. Und direkt noch einen spitzen, kleinen Vorwurf hinterhersetze.
    Diese Vorlage allerdings war zu gut, um sie nicht zu nutzen. Sextus beugte sich zu ihr herüber und fuhr mit einem Zeigefinger einmal ihren Arm vom Oberarm zur Hand ganz sachte entlang, während er redete. “Nein, liebste Cousine. Du siehst aus, als hätte ein Bildhauer dich ersonnen. Völlig ohne den geringsten Makel.“ Er ließ die schmeichlerischen Worte genau so lange zwischen ihnen stehen, wie er brauchte, seine Hand wieder zurück zu nehmen und den verträumten Blick wieder gegen einen verschmitzten einzutauschen, als er sie angrinste. “Und würdet ihr Frauen uns Männer denn wirklich anders haben wollen? Dann wäre das Leben mit uns doch schrecklich öde.“ Es war doch immer so, erst tat frau alles Menschenmögliche, um einen Mann zu verändern, und dann beschwerte sie sich, wieso sie so einen Langweiler zum Ehemann hatte.


    Und dann passierte es. Wäre Sextus fähig, sein Herz an jemanden zu verlieren, Prisca hätte es ihm gerade eiskalt herausgerissen. Er sollte also aufpassen, dass ihr Begleiter seine Griffel bei sich behielt? Oder sollte er vielmehr die Schwester ablenken, eben damit der andere seine Griffel nicht bei sich behielt? So oder so, Prisca hatte ihn eben gerade auflaufen lassen. Gespielt legte er seine Rechte auf die linke Seite seiner Brust, direkt über das Herz, und verzog das Gesicht schmerzerfüllt in einer theatralischen Geste. Nie würde er sich anmerken lassen, dass es ihm nicht passte, dass sie ihn so benutzte.
    “Oh, grausame Göttin, mich erst in verzückende Wonne zu versetzen und nun, liebestoll und von Sinnen, von dir zu stoßen in die Kälte einer Welt ohne Sonne.“ Schauspielerisch eindrucksvoll ließ er sich auf seinem Sitz hinabsinken, als verließe ihn die Kraft. Als er schon beinahe heruntergerutscht war, kam er erst wieder lachend hoch, angelte nach einer weiteren Traube und setzte sich wieder gerade hin.
    Den Seitenblick zu Corvinus sah er natürlich, und die Geheimniskrämerei machte das ganze schon fast zu offensichtlich. Priscas Verehrer war also beim Hausherrn nicht besonders beliebt, wie es schien. Das, plus die Tatsache, dass Prisca ihn um diesen Gefallen bat, verbuchte Sextus ganz oben auf der Liste der Dinge, die er noch einmal verwenden könnte, wenn er etwas brauchte. Nur musste er dazu wirklich mit auf diesen Theaterabend, ebenso wie er diese Information dann, wenn er gedachte, sie einzusetzen, das tun musste, ehe Prisca es Corvinus am Ende gestanden hätte. Nur ein kleiner Zeitrahmen, eine eventuelle Gefälligkeit einzufordern. Aber das war eben auch Teil des großen Spiels. Vielleicht forderte er den gefallen ein. Vielleicht schon morgen, vielleicht erst in einem Jahr, vielleicht niemals. Es ging nur darum, dass er ihn erst einmal hatte, wenngleich Prisca das so vielleicht nicht bewusst war.
    “Wie könnte ich so eine Bitte abschlagen?“ Sextus wirkte bei diesen wenigen Worten wieder ernst, so dass sie sicher sein konnte, dass er sie nicht mehr aufzog. Doch sogleich danach feixte er munter weiter. So ganz lassen konnte er es natürlich nicht. “Auch wenn es mir das Herz brechen wird, dich an der Seite eines anderen zu sehen, und sei es nur im Theater.“ Er zwinkerte ihr frech zu. Alles in allem war er mit der Situation beinahe zufrieden.

  • Was wäre ein gutes Theaterstück ohne gute Schauspieler - was eine Intrige ohne triftigen Grund? Ein Spiel ohne Risiko - oder lieber ein Mann mit Ecken und Kanten, anstatt einen Langweiler? Ach, wäre das Leben nicht öde ohne all diese Dinge? Innerlich musste Prisca jedenfalls sehr um ihre äußere Gelassenheit und Fassung ringen mit der sie, scheinbar gelangweilt, die schmeichelnden Worte und die provokante Berührung ihres Cousins quittierte. Lediglich die aufgerichteten feinsten Härchen auf ihrem Arm und die leicht bebenden Nasenflügel ließen erahnen, dass sie von seinem "kleinen Schauspiel" durchaus angetan war. Mehr als ein Spiel war dies allerdings für die Aurelia nicht und durfte es auch nicht sein, obwohl ihr Männer wie Lupus durchaus sehr gefielen. Fast glaubte sie die Hand des großen Alexanders erneut über ihre Haut streichen zu spüren und bei dem Gedanken an ihn, schlich sich ein hintergründiges Lächeln auf ihre Lippen.


    "Nun vielleicht wollen wir euch ja gar nicht anders haben, … schließlich habt ihr mitunter auch eure guten Seiten und Qualitäten",entgegnete Prisca halbwegs belustigt klingend, während sie gleichzeitig ihren Cousin interessiert von oben bis unten musterte. Kein Zweifel, sie wollte damit erfahrener wirken als sie in Wahrheit war, denn woher auch sollte sie dieses Wissen haben - außer in der Theorie . Allerdings machte es ihr eben Spaß so zu wirken, ihn damit zu necken und bei Lupus hatte sie auch gar kein schlechtes Gewissen, da er durchaus Humor zu besitzen schien.


    Seine schauspielerische Leistung war jedenfalls einen Applaus wert und diesen spendete Prisca auch bereitwillig, indem sie leicht in die Hände klatschte, nachdem Lupus auf seinen Sitz zurück gerutscht war. "Bravo Lupus! An dir ist wahrlich ein Schauspieler verloren gegangen, ... ", lobte Prisca ihren Cousin schmunzelnd, ehe sie sogleich die "grausame Göttin" für ihn mimte:"Obwohl ich einem Sterblichen wie dir eigentlich böse sein sollte, der es wagt, einer Göttin Vorwürfe zu machen. Pah!", finster blickte sie ihn an, um gleich darauf wieder verheißungsvoll zu lächeln. "Doch ich will noch einmal gnädig sein - mein edler Held - und dir zum Trost eine andere Göttin senden, die deine arme Seele zurück in die Welt voller Sonnenschein führen wird. … In Gestalt einer bildhübschen jungen Flavierin, doch mehr verrate ich nicht", versprach Prisca schließlich nicht zu viel wenn sie dabei an Nigrina dachte. Ob es für ihn überhaupt eine Rolle spielte um wen es sich handeln würde? Es ging ja nur um einen harmlosen Theaterbesuch - mehr nicht - obwohl es ganz nach einer Verschwörung aussah.


    Ob sie auf ihn zählen konnte? Nun, es fiel Prisca zumindest nicht auf, dass sie Lupus mit dieser "kleinen Bitte" vor den Kopf gestoßen hatte und zudem dachte sie sie sich nichts weiter dabei, ihn um diese Gefälligkeit zu bitten. Er war schließlich ihr Cousin und somit genoss er durchaus ihr Vertrauen. Nur kurz kamen Prisca Bedenken, als sie ein weiteres Mal verstohlen zu ihrem Onkel hinüber blickte. Nein warum sollte Lupus es meinem Onkel erzählen? Davon hat er doch nichts. Oder doch? Jedenfalls würde sie ihrem Cousin durchaus gerne den einen oder anderen Gefallen erweisen, so lange dieser nicht allzu unverschämt wäre.


    Doch genug Theater für heute! Während Lupus weiter feixte, blickte Prisca ihn lediglich eindringlich an. Sein freches Zwinkern ließen sie jedenfalls nicht völlig vergessen, dass er womöglich eine Gegenleistung einfordern könnte. "Dann kann ich in dieser Angelegenheit also voll auf dich zählen? ...", hakte sie deshalb ganz direkt nach, indem sie versuchte ihn um den Finger zu wickeln: "Denn nichts läge mir ferner als dein Herz zu brechen, … liebster Cousin ..."Prisca schenkte Lupus einen innigen Blick und gleichzeitig pflückte sie eine weitere Traube, um sie ihm verführerisch unter die Nase zu halten. Ob sie auf diese Weise einen Wolf zähmen könnte? Unwahrscheinlich. Und dennoch war es den Versuch wert. "Ist es nicht schade?! ... ", begann die Aurelia plötzlich zu sinnieren während sie ihm tief in die Augen sah. " Wir sind keine Götter und zu allem Überfluss stammen wir aus ein und der selben Familie. Somit verwehrt uns das Schicksal leider so manches, was wir beide -außer einem gemeinsamen Theaterbesuch - eventuell gern miteinander tun könnten. … Nicht wahr, mein kühner Held?!" Hoppla! So langsam muss ich wirklich aufpassen was ich sage. Andererseits war das alles nur ein Spiel , ein Theater, was sonst ...

  • Während ihr Blick an seinem Körper immer tiefer glitt, wurde Sextus Lächeln eine Spur süffisanter. Er widerstand dem Drang, angeberisch ein paar Muskeln unter dem Stoff spielen zu lassen, und lehnte sich einfach nur entspannt zurück. Sollte sie sich ruhig satt sehen und ihre Gedanken in dieselbe Richtung wandern lassen, wie seine gingen, wenn er sie anschaute. Dass sie seine Cousine war, war dabei vollkommen gleichgültig. Das gab der ganzen Sache nur einen um einiges verbotenen Hauch, der es eher interessanter machte.


    “Welche Sterbliche könnte sich schon mit dir, meine Göttin, messen? Verblassen muss sie wie der Morgenstern, wenn die Sonne aufgeht.“ Sextus sah sie noch immer betont bekümmert und leidend an, wobei er allerdings keinen Zweifel daran ließ, dass auch das zum Schauspiel gehörte.
    Seine Begleitung also war eine Flavia. Folglich war Priscas Auserwählter ein Flavius, noch dazu einer, den Corvinus wohl nicht mochte, denn sonst wäre dieser Seitenblick vorhin von ihr nicht nötig gewesen. Und auch jetzt schaute sie kurz zu dem Hausherren hinüber, als müsse sie sichergehen, er würde nichts davon mitbekommen. Das machte die ganze Sache doch schon eine Spur komplizierter, vor allem in Anbetracht der geplanten Hochzeit von ihm selbst mit einer Flavia. Er konnte seine angedachte Begleitung also nicht so einfach um den Finger wickeln, wenn er nicht befürchten wollte, dass es sich im Haus der Flavier herumsprach und es zu Schwierigkeiten bei den Verhandlungen anschließend kam. Andererseits war eine Flavia doch so gut wie eine andere, und er konnte notfalls dann auch dieses Mädel nehmen, wenn man es deichseln konnte. Im Grunde war es ihm vollkommen gleichgültig, wer letztendlich in seinem Bett landen würde, war es so oder so doch eine Pflicht, der er sich nicht entziehen konnte. Politik war eben Politik.
    Dennoch waren all das Informationen, die Sextus nur zu gern in sein Repertoire aufnahm, um sie möglichst gewinnbringend für sich selbst zu benutzen. Es gab keine Information, die vollkommen wertlos war.


    Als sie sich dann wieder versicherte, dass er wirklich mitmachen würde, wurde Sextus schon eher hellhörig. Nicht nur, wie sie versuchte, ihn zu umgarnen, sondern auch die zweideutige Wortwahl dabei. Sicher, sie hatte mit dem Thema gespielt, es waren die einen oder anderen Andeutungen gefallen, aber so direkt war keiner von beiden gewesen. Jetzt war es an ihm, seinen Blick an ihr hinabgleiten zu lassen. Ein leiser Zweifel kam auf, ob das hier nur Spiel war oder doch einer Einladung gleich kam, die Sextus sicher nicht ausschlagen würde. “Ja, wirklich ein Jammer, dass die Dinge, die man am meisten begehrt, die sind, die einem das Schicksal verweigern will.“
    Sein Blick war wieder zu ihren Augen gewandert, und er sah sie einen Augenblick lang nur durchdringend an. Er zweifelte nicht daran, dass sie sich erfahrener gab, als sie war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass eine so beherrschte Frau wie Prisca ihren Ruf ruinieren würde. Nicht für ein profanes Abenteuer. Wenn sie verheiratet wäre, dann vielleicht , aber nicht, solange sie mehr riskierte, als einen Ehemann vor den Kopf zu stoßen, so er es herausfände. Allerdings war er auch gerne bereit, sich vom Gegenteil überzeugen zu lassen. “Andererseits sagt man ja auch, dass das Glück die Mutigen belohnt.“ Er wandte seinen Blick nicht eine Sekunde von ihren Augen und beobachtete so die Reaktionen, die sich wohl in den ihren widerspiegelten. Im Grunde waren sie ja sogar weit genug voneinander entfernt, dass es theoretisch möglich wäre, dass sie eine Verbindung eingingen. Nicht, dass einer von ihnen sich darauf wohl einlassen würde, denn es bedeutete trotz rechtlicher Möglichkeit einen Rufverlust, den sie beide sich wohl nicht leisten wollten. Dennoch war diese Tatsache gut genug, dass Sextus nicht auch nur den Hauch eines schlechten Gewissens bekam, während er Prisca weiter neckte und reizte.

  • An Zweideutigkeiten mangelte es der Konversation zwischen Ihnen durchaus nicht, was wiederum das gemeinsame "Spiel" so reizvoll und interessant machte. Ob ihre Worte nun ernst gemeint - oder nur scherzhaft daher gesagt waren, konnte Prisca (zu ihrer eigenen Überraschung) nicht einmal selbst genau sagen. Wie weit würde ich im Zweifelsfall gehen? Gute Frage. Tatsache war, dass es ihr durchaus gefiel wie Lupus mit Komplimenten schmeichelte und er sie gleichzeitig mit seinen Blicken völlig hemmungslos auszog. Er schien tatsächlich keinerlei Skrupel zu kennen, nicht einmal dann, wenn es um seine eigene Cousine ginge. Würde er wirklich...?, schnappte Prisca leise nach Luft und bei dem Gedanken daran, welche Konsequenzen das hätte, erschrak sie dann doch - über sich selbst und ihr Verhalten.


    Natürlich machte die Aurelia ihrem Cousin keinen Vorwurf deswegen, denn sie verhielt sich auch nicht gerade so, wie man es von einer jungfräulichen Patrizierin erwartete. Nur hatte Prisca im Grunde nicht damit gerechnet - oder besser gesagt, hatte sie vielmehr erwartet, dass Lupus irgendwann das Gleiche sagen würde wie Marcus, Titus, oder ein anderer Verwandteres an seiner Stelle, zum Beispiel: 'Nun ist es aber gut Prisca!' - oder - 'Sei nicht albern! - oder - 'Jetzt benimm dich endlich!' Irgend so etwas in der Art. Ein Einlenken, oder eine Zurechtweisung hätte sie erwartet, nur keinen so direkten Blick in ihre Augen, der im Grunde nichts anderes aussagte als: Lass es uns doch einfach tun! Was hindert uns daran? … Fortes fortuna adiuvat … und den Dummen gehört die Welt. Nein, auf gar keinen Fall konnte und durfte sie so weit gehen - auch wenn sie im Innersten reizte!


    Prisca schauderte leicht bei dem verlockenden Gedanken, einfach mit allen Tabus zu brechen und gleichzeitig schalt sie sich selbst, eine derartige Dummheit auch nur annähernd in Betracht zu ziehen, angesichts der Konsequenzen. War er sich dessen nicht bewusst? "Mein lieber Lupus. Du vergisst offensichtlich, dass wir beide miteinander verwandt sind! Ich glaube kaum, dass uns Fortuna diesbezüglich hold wäre und wir unseren Mut nicht irgendwann bereuen würden ...", wich Prisca seiner stummen Aufforderung mit gespielter Belustigung aus, so als hätte niemals ernsthaft in Betracht gezogen, mit ihm ... Niemals! Obwohl , die Vorstellung erregt mich durchaus, ... etwas derart verbotenes zu tun, wenngleich auch nur in ihren Phantasien.


    Dumm nur, dass ihre leicht geröteten Wangen ihm ausgerechnet diese sündigen Gedanken womöglich verraten würden und deshalb versuchte Prisca alles, um davon abzulenken: "Also warum belassen wir es nicht einfach bei unserem kleinen Gedankenspiel und freuen uns stattdessen auf einen gemeinsamen Abend im Theater, hm?", meinte sie schließlich wieder so kühl wie nur möglich und mit einem gelangweilt wirkendem Blick in die Augen des Wolfes, der es tatsächlich geschafft hatte sie in seinen Bann zu ziehen.

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