Acta Diurna

  • Erst als Aurelius Corvinus seinen Vorschlag für seine Nachfolge unterbreitete und erwähnte, dass die bisherige Lectreix Decima Seiana eine Nichte des Decimus Livianus war, fiel Macer auf, wie spannend es doch in der Debatte gewesen wäre, wenn er dieses Detail schon vorher im Kopf gehabt hätte. Sofern Macer die Aufgaben einer Lectrix richtig verstanden hatte, müsste demnach der Artikel gegen die Decimer auch über ihren Tisch gegangen sein. Aber für dererlei Anmerkungen war es nun zu spät und Macer ärgerte sich nur wieder einmal, dass sein Gedächtnis ihn in solchen Situationen immer im Stich ließ. Stattdessen kam er nochmal auf inhaltliche Punkte zurück.


    "Um die personellen Notwendigkeiten besser einschätzen zu können und zu beurteilen, ob Decima Seiana eine guter Wahl ist, würde ich gerne noch einige genauere Details über die Arbeit der Acta Diurna erfahren", meldete er sich zu Wort. "Was genau meinst du, wenn du sagst, dass ihr größtenteils auf freie Schreiber zurückgreifen müsst? Wie viele Artikel werden von festen Schreibern geschriebenm und wie viele von freien Schreibern? Wie viele Artikel liefert ein durchschnittlicher Autor bei durchschnittlicher Nachrichtenlage pro Tag oder pro Woche ab? Wie viele Artikel hast du als Auctor in den letzten Wochen persönlich geschrieben? Sollten wir als neuen Auctor jemanden wählen, der die wichtigen Artikel selber schreibt oder jemanden, der gut anderen Autoren Themen zuweist?"

  • Ich warf Durus einen kurzen Blick zu und nickte dankend. Darüber würde letztendlich der Senat entscheiden, und ich wollte diese Entscheidung den anderen überlassen. Macer ergriff hernach wieder das Wort, und seine Fragen waren nicht eben leicht zu beantworten. Doch immerhin zeigte die genaue Nachfrage, dass er sich Gedanken dazu machte.


    "Das sind viele Fragen, Purgitius, und kaum eine davon lässt sich geradlinig oder genau beantworten", erwiderte ich. "Als freie Schreiber bezeichnen wir solche, die nur gelegentlich Artikel einreichen. Von den subauctores erwarte ich, dass sie regelmäßig Arbeiten abgeben, denn nur so kann gewährleistet werden, dass es immer etwas zu lesen gibt. Es ist mit Sicherheit vielen von euch aufgefallen, dass die Acta Diurna zunächst noch alle zwei Wochen erschien, dann alle drei, dann alle vier - einfach, weil die Menge der Artikel keine ganze Ausgabe zu füllen imstande gewesen wäre. Inzwischen haben wir uns dazu entschlossen, neue Artikel augenblicklich an der murus auszutauschen, statt dies in gleichmäßigen Abständen zu tun, damit immer etwas dort zu lesen ist. Doch wer demletzt einmal am tabularium war, dem wird auffallen, dass die Anzahl der dort veröffentlichten Artikel dennoch weiter zurück geht und kaum jemand dort zugegen ist, der liest." Und wenn doch, so ernteten die Schreiber lediglich Negativkritik an ihrer Arbeit, was einen großteil meiner Redaktion doch recht frustrierte, doch das stand auf einem anderen Blatt und tat hier nichts zur Sache.


    "Um deine Fragen zumindest im Ansatz befriedigend zu beantworten, werde ich Schätzungen abgeben müssen. Unsere festen Schreiber schreiben im Schnitt pro Woche jeweils einen Artikel. Als die Acta Diurna noch in Ausgaben veröffentlicht wurde, waren es durchschnittlich zwei Artikel pro Ausgabe, die aus meiner Feder stammten, die Bekanntmachungen und Veröffentlichungen nicht mitgerechnet.* Bemerken möchte ich hierbei noch, dass Decima Seiana neben ihrer Tätigkeit als Korrekturleserin ebenfalls Artikel einreicht. Was die Wahl des auctor betrifft, so sollte es, denke ich, eine gute Mischung aus den von dir genannten Punkten sein. Ein auctor sollte nach meinem Empfinden delegieren können, aber auch selbst tatkräftig sein."



    Sim-Off:

    * Derzeit haben wir nurmehr einen subauctor, der allerdings auch sehr eingespannt ist - ebenso wie unsere PPA - was das regelmäßige Veröffentlichen nicht eben vereinfacht. Zum Veröffentlichen sind wir auf aktive Schreiber UND aktive Mitleser angewiesen, denn um etwas Schreiben zu können, muss man auch mitlesen. Die oben genannten Zahlen sind daher durchaus nur fiktiv. Im Monat werden momentan etwa 1-2 Artikel geschrieben oder eingereicht - ein Grund für die Umstrukturierung des Veröffentlichungsprozedere.

  • Macer hörte aufmerksam zu, denn von den internen Abläufen der Acta Diurna hatte er keine Ahnung. Sicher was das schonmal im Senat besprochen worden, aber ebenso sicher schon zu lange her für sein Gedächtnis.


    "Die Zahlen kommen mir nicht eben beeindruckend vor", kommentierte er eher halblaut und nachdenklich. "Ist es wirklich so schwierig, einen Artikel zu schreiben, dass ein fester Schreiber pro Woche gerade einmal einen Artikel schafft?" fragte er nach. "Demnach wäre Decima Seiana dann ja aber wohl in der Tat eine gute Wahl, wenn sie es derzeit schafft, Artikel zu verfassen und gleichzeitig ihrer eigentlichen Aufgabe nachzukommen."

  • Auch der Consul hörte gespannt zu und unterhielt sich ab und an recht still mit seinem Kollegen. Die Zahlen waren wirklich ernüchternd und obgleich er diese Decima nicht kannte, war es wohl doch eine gute Idee die Acta jemand anzuvertrauen, der durch andere Pflichten nicht allzu eingenommen war.
    Schließlich nahm er an, dass Aurelius Corvinus die Arbeit an der Acta neben seinem Sitz in Senat und seinem Amt als Pontifex nicht immer hatte so ausüben können, wie er wollte.
    Eine völlige Konzentration auf das Amt war daher evident und ab und an wog er den Gedanken ab, ob man die Arbeit bei der Acta nicht vergüten wollte - so hätte man zumindest einen Auctor, welcher sich ganz seiner Tätigkeit widmen konnte. Doch dies anzusprechen war ihm nicht so wichtig, zumindest noch nicht.

  • "Es sollte im Bereich des Möglichen sein, da stimme ich dir zu. Die meisten subauctores gehen parallel jedoch auch einer anderen Arbeit nach. Es gibt so gut wie niemanden, der sich ausschließlich auf die Arbeit für die Acta Diurna konzentriert", gab ich allerdings zu bedenken. Seiana war schon die beste Wahl, wenn man mich fragte. Ich selbst hatte neben meinen Pflichten zwar auch den ein oder anderen Artikel geschrieben, doch hatte die Acta einen Führungswechsel meiner Ansicht nach einfach nötig. "Es ist dabei jedoch nicht so, dass wir keinen Anreiz bieten würden, mehr und regelmäßig Artikel einzureichen. Im Gegenteil, die Vergütung für unsere festen Schreiber liegt um ein Vielfaches höher als die eines durchschnittlichen scriba personalis. Auch die freien Schreiber werden entsprechend vergütet."


    "Ich möchte an dieser Stelle gern den eingangs vorgebrachten Einwand des Kollegen Germanicus aufgreifen. Ein solcher Fall ist ein Einzelfall, und statt ihn im Senat zu diskutieren, schlage ich vor, dass dein Schützling mich einmal aufsucht. Es kann selbst dem besten Buchhalter passieren, dass eine Lohnzahlung vergessen wird, doch Stillschweigen bringt den Betroffenen nicht weiter - und bei mir hat diesbezüglich niemand vorgesprochen, da muss ich dich enttäuschen." Ebenso wenig hatte ich Kenntnis darüber erlangt, dass diese Person - um wen auch immer es sich handeln mochte - vielleicht im domus der Acta Beschwerde eingelegt hatte, dass sie oder er die Vergütung nicht erhalten hatte. Nun, wer sich nicht bemerkbar machte, der versickerte im Sand der Zeit - oder in den Mühlen der Bürokratie. Nichtsdestotrotz war dies ein Fall, der für den Senat eher unwichtig war. Ich wandte meinen Blick wieder von Sedulus ab und richtete meine Worte an den gesamten Senat.


    "Als derzeitiger auctor kann ich euch Decima Seiana guten Gewissens empfehlen. Sie kennt die Abläufe innerhalb der Redaktion und sie hat auch die Seite der subauctores kennengelernt, und sie führt einige recht erfolgreiche Betriebe. Das sind meiner Meinung nach die besten Voraussetzungen." Es mochte sein, dass die Senatoren zunächst Seiana befragen wollten, ehe sie meinem Wort und ihrer Person Vertrauen schenkten. Das blieb abzuwarten.

  • Und damit hatte der Aurelier vollkommen richtig gelegen.


    "Da ich mir normalerweise selbst ein Bild von dieser Person machen will, würde ich sie gerne, so denn andere Senatoren sich dem anschließen würden, Decima Seina in den Senat laden, um vorzusprechen.
    Sie soll die Gelegenheit erhalten uns selbst, auch wenn Senator Aurelius sie hoch preist, von ihrer Person zu überzeugen."
    , und sein Blick schweifte umher, um die Blicke der anderen einzufangen.
    Wenn er alleine dieser Ansicht war, konnte man dies auch sein lassen.

  • Mit einem Nicken dankte Macer dem Auctor für seine Antworten, da sich gleich der Consul zu Wort meldete. Macer konnte dessen Idee nur zustimmen, so dass er ebenfalls deutlich sichtbar nickte. Ein persönlicher Eindruck konnte sicher nicht schaden, auch wenn er sich denken konnte, dass nicht unbedingt jeder Senator so viel Zeit mit dieser Personalie verbringen wollte.

  • Potitus hörte der ganzen Diskussion gelangweilt zu. Die Acta Diurna waren zwar sehr wichtig, aber auf dieses patrizische Schulterklopfen konnte er getrost verzichten. Und deswegen würde er auch nicht darauf vertrauen, dass dieser Aurelius seinem Schützling einfach die Staatszeitung anvertraute. "Ich will auch nicht die Katze im Sack kaufen. Holen wir sie her!" Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor seinem mächtigen Bauch.

  • Ich wartete noch einen Augenblick, in dem einige wenige Senatoren Interesse bekundeten, die meisten sich jedoch in das Gefüge einzupassen schienen, das die breite Masse gebildet hatte. Nun, man konnte niemanden dazu zwingen, sich für die Acta zu interessieren, und nachdem einige Wortmeldungen erfolgt waren, machte ich einen Terminvorschlag. "[...] Wenn der Senat mir die Aufgabe überträgt, Decima Seiana zu laden, werde ich dies gern tun." Zum einen sah ich sie später ohnehin bei der Redaktionssitzung, zum anderen war sie meine Klientin, und überdies war ich derjenige gewesen, der den Antrag gestellt hatte.



    Sim-Off:

    Sie wird dann Schreibrechte für den Senat benötigen.

  • Eigentlich hatte der Flavier höchstselbst eine förmliche Einladung in Betracht gezogen, doch wenn sich Senator Aurelius anbot, konnte man so in gewisser Weise die Bürokratie wieder einmal umgehen.


    "Gut, dann soll es so sein. Senator Aurelius wird dann am morgigen Tage mit seiner Candidata erscheinen und die Vorstellung setze ich überdies als morgigen Tagespunkt ebenfalls fest.", attistierte er somit und wusste nicht, ob noch Bedarf nach einer weiteren Aussprache aufkommen würde.
    Villeicht wollte der Germanicus noch etwas sagen, welcher ja bisher noch nicht auf die Erklärung des Aurliers reagiert hatte.

  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    Eigentlich hatte der Flavier höchstselbst eine förmliche Einladung in Betracht gezogen, doch wenn sich Senator Aurelius anbot, konnte man so in gewisser Weise die Bürokratie wieder einmal umgehen.


    "Gut, dann soll es so sein. Senator Aurelius wird dann am morgigen Tage mit seiner Candidata erscheinen und die Vorstellung setze ich überdies als morgigen Tagespunkt ebenfalls fest.", attistierte er somit und wusste nicht, ob noch Bedarf nach einer weiteren Aussprache aufkommen würde.
    Villeicht wollte der Germanicus noch etwas sagen, welcher ja bisher noch nicht auf die Erklärung des Aurliers reagiert hatte.



    Sim-Off:

    Ups, da ist mir wohl etwas entgagen. Sorry.


    In der Tat wollte Sedulus zwar nur kurz aber immerhin...


    Nun werter Kollege Aurelius Corvinus. Ich glaube nicht, dass du wenn du neu in der Stadt bist und zudem noch ein Peregrinus mal eben zu einem Senator marschierst den du noch nicht einmal persönlich kennst und der auch noch Patrizier ist. Oder irre ich mich da? Aber gut lassen wir dass. Wenn es nicht zur Gewohnheit wird, dann bin ich schon einmal beruhigt.


    Sedulus nickte den Senatoren Furianus und Corvinus zu und so hatte sich das Thema für ihn erledigt. Zumal er hier auch niemanden anprangern, sondern nur auf einen Fehler hinweisen wollte.

  • "Sofern dieser peregrinus auf seinem Geld besteht, sollte das einem Besuch oder zumindest einem kurzen Schreiben zum Aufmerksammachen durchaus keinen Abbruch tun", hatte ich auf den Einwand des Germanicus hin erwidert. Ich hob gleichgültig eine Schulter. Damit war die Angelegenheit für mich erledigt und ich würde nachsehen lassen, wer sein Geld nicht erhalten hatte. Einen Namen wusste ich schließlich nicht, und ich hätte ihn mir wohl auch nur schwerlich gemerkt.


    Sim-Off:

    Ich bin mal so frei und beschleunige etwas. ;)


    Der darauffolgende Tag


    Seianas Reaktion war wie erwartet ausgefallen. Sie war nicht unbedingt erpicht darauf gewesen, vor den Senat treten zu müssen, doch sie zierte sich nicht und machte kein großes Aufhebens darum. Ich hatte mich mir ihr vor dem Gebäude verabredet, ihr versichert, dass es schon schief gehen würde und sie hernach der Obhut einiger Liktoren überlassen, die ihr Gesellschaft leisteten, bis man sie rufen lassen würde. Ich ging eigentlich davon aus, dass die Konsuln diesen Punkt in der Tagesordnung relativ dicht an den Anfang setzen würden, doch wusste man nie so recht. Es war ein Tag wie viele andere auch im Senat. Wir saßen auf den Steinbänken und ich wartete darauf, dass Furianus oder sein Kollege Seiana hereinbeten mochten.

  • Der darauffolgende Tag sollte mit dem Höhepunkt anfangen, eine Frau im Senate zu hören. Was vor noch nicht allzu langer Zeit an der Tagesordnung war, wurde nun schon seit Jahren nicht mehr gehört und so war es immerhin etwas besonderes, wenn eine Frau hier sprach.
    Nachdem sich jeder an seinem Platz wiederfand, unterbrach der Consul den fortwährenden Tumult.
    "Ich bitte um Ruhe!", erklang es durch die Halle und den Plausch schienen die meisten verlegen zu wollen - zumindest wurde es leiser.
    "Fangen wir mit dem ersten Punkt an. Es steht nun an, eine gewisse Decima Seina vor dem Senat zu hören, welche als neuer Auctor der Acta Diurna eingesetzt werden soll.
    Sie möge also vortreten!"
    , initiierte er weiter und blickte auf die Eingangstür, welche stets offen stand, damit der Pöbel auch etwas mitbekam von den Debatten der oberen Männerschar.

  • Seiana war aufgeregt. Natürlich war sie aufgeregt. Im Grunde hatte sie gehofft, nicht vor den Senat treten zu müssen, aber im Grunde hatte sie gewusst, dass es dazu kommen würde. Warum sollten die Senatoren jemandem die Acta anvertrauen, ohne diesen Menschen auch nur gesehen zu haben? Entsprechend vorbereitet war sie auch, nicht nur, weil sie damit gerechnet hatte, sondern weil sie sich immer vorbereitete. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit, vor den Senat treten zu müssen, weit geringer gewesen wäre, hätte sie sich vorbereitet. Allein der Gedanke, so etwas völlig spontan tun zu müssen, kam für sie einer Horrorvorstellung gleich. Sie war ein strukturierter Mensch, und sie brauchte einen gewissen Rahmen – und genau dieser Wesenszug war es, der ihr jetzt zugute kam, weil sie nun nicht mit nur einem Abend Vorbereitung hier auftauchte. Und dennoch gab es Unsicherheitsfaktoren, zu viele, für ihren Geschmack. Sie hatte niemanden fragen können, wie sie sich genau zu verhalten hatte, sie hätte nicht einmal gewusst wen – Livianus und Meridius waren fort, und diese Unsicherheit gegenüber ihrem Patron zuzugeben, war für sie nicht wirklich in Frage gekommen. Darüber hinaus wusste sie nur zu gut, wie unüblich es nun schon seit langem war, dass im Senat eine Frau vorsprach.


    Als der flavische Consul nun ihren Namen nannte und sie aufforderte vorzutreten, atmete Seiana noch einmal durch und ging hinein. Wie so häufig in letzter Zeit war sie dankbar um die Kälte, die sich in ihrem Inneren ausgebreitet zu haben schien. Es war so viel einfacher, Nervosität im Griff zu haben, wenn das Eis kaum Raum dafür ließ. Ihre Schritte und Haltung waren ruhig, ernst, ihr Gesichtsausdruck unbewegt, und während sie nach vorn ging, fixierte sie ihren Blick auch dort, wo ihr Ziel war, bis sie es schließlich erreichte und sie sich den Senatoren zuwandte. Viel zu viele Gesichter, kam es ihr vor, nicht alle davon wirklich aufmerksam, das nicht, aber einfach… viele. Sie wartete auf ein Zeichen von einem der Consuln, dass sie sprechen durfte, und als dieses kam, begann sie. „Patres Conscripti.“ Seiana bemühte sich um ein Lächeln, das ihr, ganz im Gegensatz zur Ruhe, zur Unbewegtheit, allerdings nicht so recht gelingen wollte. „Ich danke euch dafür, heute hier sein, hier sprechen zu dürfen. Noch mehr danke ich euch für den Grund meines Hierseins – dass ihr in Betracht zieht, mir die Acta Diurna anzuvertrauen.“ Sie machte eine winzige Pause, weil sie nicht zu hastig wirken wollte, was als Nervosität ausgelegt werden konnte. „Ich bin nun seit mittlerweile mehreren Jahren Mitarbeiterin der Acta – zunächst war ich als freie Mitarbeiterin tätig, dann als Subauctrix und zuletzt als Lectrix.* Gerade in der letzten Position konnte ich einige Erfahrungen darin sammeln, was es heißt, die Acta nicht nur schreiberisch, sondern auch organisatorisch zu unterstützen. Ich bin mir bewusst über die Verantwortung und die Herausforderung, die es darstellt, Auctor zu sein – und ich möchte euch darum bitten, mir euer Vertrauen zu schenken und diese Aufgabe zu übertragen.“ Seiana hatte länger hin und her überlegt, was und wie viel sie sagen sollte. Ob sie eingehender darstellen sollte, wie lange sie bei der Acta war und was sie getan hatte. Ob sie darauf hinweisen sollte, dass sie aufgrund ihrer Betriebe noch weit mehr Erfahrung besaß, was Organisation und Führungsverantwortung betraf. Oder ob sie ihre Tätigkeit bei der Schola erwähnen sollte, was auf der einen Seite noch weitere Erfahrung bedeutete, auf der anderen aber auch wieder als Nachteil gewertet werden konnte, weil dadurch ihre Zeit knapper wurde… andererseits auch wieder nicht so knapp, wie es die eines Senators und Pontifex wie Aurelius Corvinus war. Sie wusste nicht, was die richtige Variante wäre, aber sie hatte sich dafür entschieden, ihre ersten Worte eher kurz zu halten. Wenn die Senatoren Fragen hatten, würden sie sie stellen, dann konnte sie immer noch ausführlicher auf das ein oder andere eingehen – und wenn sie keine hatten, würde sie sie nur langweilen, wenn sie zu weit ausholte.



    Sim-Off:

    *simoff seit Dezember 2007; ich bin mir grad nicht sicher, ob das zählt oder, wie beim Auctor, die CH-Perioden

  • Macer folgte der kurzen Rede aufmerksam und wartete dann ab, bis ihm das Wort erteilt wurde, um Fragen aus der Reihe der Senatoren zu stellen. "Vom bisherigen Auctor haben wir schon gehört, dass es nicht einfach ist, die Acta Diurna zu leiten und dass es auch nicht einfach ist, Artikel zu schreiben oder Artikel von anderen Mitarbeitern zu bekommen. Wie siehst du das aus deiner eigenen Erfahrung heraus? Was dürfen wir von der Acta Diurna realistisch betrachtet erwarten und was wäre zu viel erwartet?" Es brachte schließlich in seinen Augen nichts, den Leitungsposten neu zu besetzen und dann an falschen Erwartungen zu messen.

  • Seiana wählte ihre Worte mit Bedacht. Sie verriet nicht zu viel von sich und ließ damit viel Freiraum für entsprechende Fragen, was taktisch gesehen allemal besser war, als zunächst einen Monolog zu halten und anschließend nur die entscheidenden Passagen als Antwort auf eine Frage umformuliert zu wiederholen. Ich schwieg, Fragen hatte ich keine an sie, und meinen Standpunkt bezüglich Decima Seiana hatte ich zuvor bereits deutlich gemacht.

  • Seiana war immer noch aufgeregt, irgendwo tief in sich drin, aber sie stellte fest, dass es – zumindest im Moment – nicht gar so schlimm war, wie sie erwartet, beinahe befürchtet hatte. Die Acta war etwas, womit sie sich auskannte. Auch wenn die Frage nicht ganz einfach war, sie hatte nicht wirklich Mühe, sie zu beantworten, und das verschaffte ihr ein gewisses Maß an Selbstsicherheit. Das konnte bei der nächsten Frage ganz anders aussehen, und spätestens, wenn die endgültige Entscheidung anstand, würde es anders aussehen, das war ihr durchaus bewusst, aber sie konzentrierte sich auf das, was jetzt war, und schob die Gedanken weg an das, was danach kommen würde. „Es ist richtig, dass die Beteiligung an der Acta in der vergangenen Zeit immer geringer geworden ist – sowohl was die Mitarbeit freier Schreiber angeht als auch die der Subauctoren. Eine gut gefüllte Acta, die im Turnus von zwei oder auch vier Wochen erscheint, wie es früher der Fall war, wäre sicherlich zu viel erwartet. Ich denke allerdings, ein Turnus von zwei Wochen für ein oder zwei Artikel sollte zu schaffen sein.“ Sie streifte Aurelius Corvinus mit einem Blick, bevor sie noch hinzufügte: „Aufgrund meiner weit geringeren anderweitigen Verpflichtungen kann ich mehr Zeit investieren als der bisherige Auctor, sowohl um eigene Artikel zu schreiben als auch um neue Schreiber für die Acta zu gewinnen.“

  • Auch wenn Macer noch immer nicht so recht glauben konnte, dass es so schwierig sein sollte, mehr als einen Artikel pro Woche zu veröffentlichen, musste er dies so langsam akzeptieren beziehungsweise hinnehmen, dass seine Vorstellungen von der Arbeit der Acta DIurna offenbar falsch waren. "Also im Durchschnitt ein Artikel pro Woche", stellte er, auch für sich selbst als Bestätigung. "Und da du das Anwerben neuer Mitarbeiter ansprichst: Es wäre also eines deiner Ziele, die Redaktion zu vergrößern oder zumindest Redakteure zu ersetzen, wenn sie nicht deinen Ansprüchen genügen?", vergewissterte er sich.

  • Potitus war natürlich auch gekommen, um dieser ominösen Lectrix auf den Zahn zu fühlen. Außerdem hatte er sich natürlich schlau gemacht und erfahren, dass sie eine Klientin des bisherigen Auctors war - was für eine Überraschung! Und was sie berichtete, deutete deutlich auf die Unfähigkeit der Acta-Redaktion hin! "Vielleicht ist das doch kein Nebenjob, diese Arbeit bei den Acta. Hast du übrigens vor, sonst noch etwas nebenher zu machen wie dein Vorgänger?" Dieses Patrizierbürschchen, das offensichtlich geglaubt hatte, diese Arbeit ließe sich nebenher machen!

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