Terror horrorque in Rhakote

  • Es war ein verdammter heißer Tag in Alexandria, und wenn ein Alexandriner schon von einem 'verdammt heißen Tag' sprach, dann stand der Wüstensand kurz davor zu einer interessanten Glasformation geschmolzen zu werden.
    Vor eben dieser Hitze versteckten sich vier illustre Gestalten, von denen zwei dem treuen Leser nur allzu bekannt sein dürften: es waren der Dudus, und sein treuer Kumpel Raoulus.
    Es war eine der vielen Seitengassen, die auf den größten Markt der Bettlerstadt führten, und selbst im Schatten dieser kleinen Ader des pulsierenden Bettlerlebens hatte man das Gefühl schön knusprig geschmolzen zu werden.


    "Das wird DAS Ding, Mann!", hüpfte Raoulus vor Aufregung und Vorfreude auf und ab, "Das wird der absolute Hammer!"
    Der ziemlich heruntergekommen wirkende Dudus hockte an einer Hauswand, und starrte seinen Freund unschlüssig an, hatte er doch ein verdammt mieses Gefühl bei der Sache. Ein VERDAMMT mieses Gefühl.
    Die beiden Begleiter waren zwei Männer, die Raoulus durch einige zwielichte Geschäfte kannte, und die mittlerweile glühende Anhänger des Dudus geworden waren, weil endlich mal jemand aufstand, und den Römern zeigte wo die Sichel hing.
    Aufstehen war allerdings etwas, woran der Dudus nicht im Traum dachte. Nie im Leben würde er jetzt aufstehen, auf den Markt gehen und die Leute mit einer flammenden Rede zu einem Aufstand gegen die Römer aufstacheln. Schlimm genug, dass er nicht die geringste Erinnerung an die vergangene Heldentat im Kampf gegen hundert Römer hatte, nein, jetzt wurde er auf den Straßen als Heldenfigur gefeiert, die die Leute zu ungeahnten Kräften inspirierte.
    Der Dudus nestelte an der Tasche herum, die er stets bei sich trug, doch Raoulus fuchtelte wild mit einem seiner Zeigefinger vor dem bärtigen Gesicht des unfreiwilligen Volkshelden herum: "Lass das bloß sein, Mann, wir brauchen dich mit klarem Kopf! Wenn du dich da draußen selbst ankotzt, wird dir keiner folgen! Also lass das Zeug in deiner Tasche, dafür ist nachher noch genug Zeit."
    Jemand rief "Römer!" und die drei Gestalten drückten sich noch etwas tiefer in den Schatten, darauf wartend, dass jemand Entwarnung gab. Doch die ließ auf sich warten, und schließlich teilten sich Raoulus und die beiden anderen auf, um den Markt inkognito nach Römern abzusuchen.
    "Bleib hier, Mann.", riet Raoulus seinem Freund, der ihm einen Blick zuwarf wie ein bockiges Kind mit viel Haaren im Gesicht, "Und lass die Finger von dem Zeug!"


    Als die drei verschwunden waren, dauerte es genau zweieindrittel Augenblicke bis der Dudus sich seine Pfeife mit Kraut und den lustigen kleinen Kügelchen bis an den Rand vollgestopft hatte, und noch einen zehntel Augenblick länger bis er die erste Fuhre giftigen Rauchs in seine Lunge beförderte.
    Wir erinnern uns natürlich lebhaft daran, was geschehen war als der Dudus sich zum ersten Mal mit der subkutanen Rauschfactio angelegt hatte. An diesem Tag allerdings hatte der Dudus nichts auf der Hand, was sich der Factio auch nur einen Moment lang in den Weg stellen könnte. Das heiße Wetter und die für einen Junkie nunmal typische Dehydration taten ihr übriges, um den Organismus des Dudus in die Knie zu zwingen.
    Aber dessen nicht genug: die subkutane Rauschfactio nahm das Hirn des Dudus nicht nur im Sturm ein, nein, die Factio pürierte es, ließ es eine Zeit lang eindampfen und bestrich damit die die Schädeldecke nach Art des Neoklassizismus neu, was ihr den Applaus und die Anerkennung der anderen Organe einbrachte, bevor diese den Effekt absoluter Führungslosigkeit bemerkten: sie starben. Eins nach dem anderen. Und irgendwann war der Organismus des Dudus einfach so platt, wie man es sonst nur von Kleintieren auf dem Exerzierplatz der Bürstenlegion kannte.
    Kurzum: der Dudus war tot.


    Als Raoulus mit den beiden anderen zurück kam, dauerte es geschlagene fünf Minuten voller Schimpftiraden auf die fehlende Selbstdisziplin seines Freundes, bis er checkte, dass der leere Blick in den Augen seines sich hemmungslos selbst besabbernden Kumpels kein Effekt der handelsüblichen Rauschmittel waren, sondern DER Effekt des sehr unverkäuflichen Todes.
    Betretene Stille legte sich für fünf Sekunden in die Gasse, bis Raoulus in die Schimpftirade seines Lebens steigerte. Aufgrund des Jugendschutzes, dem diese Publikationsmöglichkeit unterstellt ist, wird hier darauf verzichtet allzu sehr ins Detail zu gehen. Nur sei soviel gesagt: Tiere spielten eine größere Nebenrolle.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit stellte sich wieder Stille ein, doch dieses Mal war diese von fieberhafter Denkarbeit geprägt. Man steckte die Köpfe zusammen, und beratschlug die Möglichkeiten, das Erbe des Dudus würdig fortzuführen. Doch schnell wurde klar: ohne die Galeonsfigur würde es nicht klappen.


    Eine Stunde später rief ein Junge auf dem Markt "HEH!!! DA OBEN!!!", und wie so eine Masse nunmal funktionierte, schaute bald der größte Teil der Menge zu einem Flachdach empor, auf dem ein haariger Kerl mit den Armen wedelte, der sehr schnell als DER Dudus identifiziert wurde.


    "LEUTE, HÖRT MIR ZU!!!", schrie die Gestalt hinunter, die immernoch mit den Armen wedelte und dann und wann zur Seite zu kippen schien, doch immer wieder aller physikalischen Gesetze zum Trotz einfach zur anderen Seite schwenkte. Jubel brandete auf, einfach nur, weil es offensichtlich wirklich der Dudus war, der zu ihnen sprach, auch wenn sich seine Lippen nicht wirklich zu bewegen schienen, und seine Augen stets halbgeschlossen vor sich hinzustarren schienen. Dass er unruhig von einem Bein auf das andere zu wechseln schien, wurde sofort mit seinem Eifer erklärt. Da schien es jemand kaum erwarten zu können!


    "LEUTE!!! SIE HABEN UNS LANGE GENUG ZUM NARREN GEHALTEN!! SIE VERSPRECHEN EUCH SICHERHEIT!!!! SIE VERSPRECHEN EUCH FRIEDEN!!! SIE VERSPRECHEN EUCH WOHLSTAND!!! ABER NICHTS DAVON IST WAHR!!! SIE REGIEREN ALS WÄREN SIE DIE EHRWÜRDIGEN GÖTTER UNSERES VOLKES!! SIE ZEIGEN NICHT DEN GERINGSTEN RESPEKT VOR UNSEREN VERTRETERN!!! UND SIE VERTUSCHEN IHRE SCHWÄCHE, INDEM SIE ALLE TÖTEN, DIE IHNEN IN DIE QUERE KOMMEN!!! DOCH DAMIT IST NUN SCHLUSS, BRÜDER UND SCHWESTERN, DAMIT IST NUN SCHLUSS!!! ICH SAGE EUCH: ES IST AN DER ZEIT, DEN RÖMERN ZU ZEIGEN WIE SCHWACH DIE SCHWACHEN WIRKLICH SIND!! WIE SCHWACH UNSERE KULTUR IST!! WIE SCHWACH UNSER WILLE!! ES IST AN DER ZEIT, ZU ZEIGEN WIE WEIT ES NACH ROM IST!! LASST SIE UNS VERJAGEN!!"


    Der Funke sprang sofort über. Nach beinahe jedem Wort, dass der Dudus in die Menge brüllte jubelten ihm die Leute entgegen, brandete Applaus auf, hallte frenetische Zustimmung über den Platz. Und gegen Ende hielten sich die Leute kaum auf ihren Plätzen, schon strömten sie aus um die Nachricht zu verbreiten... die Nachricht, dass endlich jemand gegen die Römer aktiv wurde, dass SIE endlich gegen die Römer aktiv wurden.


    Als die Leute sich verstreuten, sank der Dudus langsam in sich zusammen und verschwand von der sichtbaren Dachkante. Hinter ihm schnauften drei Männer, die den leblosen Körper des Dudus mit Stöcken zu Aktivität animiert hatten, und Raoulus nahm einen Schluck Wasser um die wundgeschriene Kehle zu befeuchten.
    "Das habt ihr gut gemacht, Männer.", schnaufte dieser anerkennend nickend, "Ihr habt unserer Sache einen Bärendienst erwiesen!"
    Die vier Männer lagen matt in der Sonne um den toten Dudus herum, der in der Unterwelt des Rauschgifts nun den ewigen Rausch genießen konnte, während er posthum noch einen Aufstand entfesselt hatte.


    Das Ende bekam der Dudus nichtmehr mit. Auch Raoulus würde es nichtmehr erleben, hatte der als pflichtbewusster Freund und Unterstützer des Dudus doch die Aufgabe, die Hinterlassenschaften zu regeln. Und dazu gehörte nunmal auch das komische Kraut mit den schwarzen Kügelchen, die auf ihr nächstes Opfer warteten.

  • Was für eine elendige Hitze! Sie machte alle Welt träge, und reizbar zugleich. Zum Glück befand ich mich an einem Ort, wo es sich auch an so einem Tag ganz gut aushalten ließ. Zusammen mit einem meiner Mit-Tribunen verbrachte ich die Zeit der Siesta in der Taberna Actium, einem schicken Offizierstreffpunkt an der Hafenpromenade, mit Blick auf den Pharos. Wir hatten die Rüstungen gelockert und tranken Caecuber, der mit kostbarem Eis aus dem Keller des Wirtes gekühlt war, räkelten uns auf den bequemen Sesseln und wechselten hin und wieder mal ein paar Worte. Eine Pergola spendete uns Schatten, und ein blütenweiß gekleideter Diener hielt ständig einen großen Fächer in Bewegung, der die die Luft angenehm zirkulieren ließ.
    "Woran erkennt man, wie lang ein römischer Offizier schon in Ägypten ist?"
    "Keine Ahnung."
    Camurius Collatinus war der Name meines Kollegen, er war ein netter Kerl. Auch wenn er mehr Ahnung von Verwaltungskram hatte als vom Militär, und eigentlich nur darauf spekulierte, danach einen gutbezahlten Posten am Kaiserhof anzutreten – wie er mir neulich, nach viel Caecuber, verraten hatte. Naja, so war er wenigstens keine Konkurrenz für mich.
    "Also, im ersten Jahr, wenn er da in der Kneipe einen Wein bestellt, und eine Fliege drin findet, was macht er da?"
    Ich blickte in mein Glas. "Er lässt es zurückgehen?"
    "Genau! Im zweiten Jahr, wenn er da in der Kneipe seinen Wein bestellt, und es ist eine Fliege drin? - Er fischt sie raus, und trinkt den Wein." Collatinus fing an zu grinsen. "Und im dritten Jahr, wenn er da in der Kneipe einen Wein bestellt, und findet eine ersoffene Fliege drin? Er kippt den Wein samt Fliege!! Hahaha...!!!"
    Der Witz war lahm, aber aus Trägheit lachte ich mit. Collatinus musste es ja wissen, er war schon eine ganze Weile hier.


    Dann bestellte ich noch einen Krug für uns, wir kamen aber nicht mehr dazu ihn zu leeren, denn ein Soldat platzte herein, mit vom Rennen geröteten Gesicht. Er nahm Haltung an, salutierte und meldete ganz atemlos:
    "In Rhakotis rottet sich ein Mob zusammen! Der 'Dudus' ist nicht tot! Er hat sich dort auf dem Markt gezeigt und zum Aufstand aufgerufen!"
    Oh. Warum zum Hades hatte mein Kommandant ausgerechnet mich für so was zuständig erklärt? Und ein bisschen peinlich war es auch, dass das Phantom, das wir für tot erklärt hatten, sich nun wieder öffenlich gezeigt hatte.
    "Den schnappen wir uns!" Ich sprang auf und zog die Schnallen meiner Rüstung fest an, stülpte mir den Helm auf den Kopf.
    "Ich rate zur Vorsicht" ließ sich Collatinus vernehmen, "mit dem rhakotischen Mob ist nicht zu spassen. Aber so schnell das hochkocht, so schnell legt es sich auch wieder. Am besten wir warten einfach ab bis sie sich ausgetobt haben...."
    "Und überlassen die Strassen den Aufständischen? Niemals!" Seit dem völlig unprovozierten Angriff bei der Patrouille, war ich ein wenig voreingenommen. "Der Statthalter hat die Order gegeben hart durchzugreifen!"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • [Blockierte Grafik: http://www.schule-studium.de/Latein/Images%20und%20html%20zur%20Zeitleiste%20Roemisches%20Reich/Roemischer%20Soldat.jpg]
    Publius Trabellius Sulla


    Schon kurz nach dem ersten trafen auch einige weitere Soldaten ein und einer von ihnen machte Meldung ...


    "Ave Tribunus, die Patroullien aus der näheren Umgebung haben sich hier versammelt und warten auf Befehle, bisher hindert die Stadtwache die "Aufständischen" noch daran Rhakotis zu verlassen aber wer weiß wie lange noch!"


    Der Legionär war sichtlich nervös doch das lag vielmehr an der Gegenwart eines so hohen Offiziers denn an dem kleinen Aufstand in Rhakotis ... denn mittlerweile war das für die meisten hier schon Routine ...




  • Ich quittierte die Meldung mit einem "militärisch-knappen" Nicken und trat nach draussen auf die Schwelle der Taberna. Dort sprach ich schneidig zu meinen versammelten Truppen:
    "Militees! Wir gehen jetzt nach Rhakotis und treiben die Ratten zurück in ihre Löcher! Ihr kommt mit mir, wir nehmen die... Via Serapis! Ihr geht mit Tribun Camurius auf der Via Aspendia. Und du, Miles, reitest rasch nach Nikopolis und holst mir eine Kohorte zur Verstärkung her. Und den Centurio Marcus Iulius Sparsus. "
    Der Bote entschwand, ich besprach mich noch einen Augenblick mit meinem phlegmatischen Kollegen, verlangte dann "Mein Pferd!" und schwang mich dynamisch in den Sattel.
    "Peergite!"


    Auf meinem weissen Ross und in meinem schönen Harnisch traf ich mit meinen Leuten am Ort des Geschehens ein. Schon von ferne hatte ich das Gebrüll vernommen, wie Summen in einem Wespennest, jetzt dröhnte es in den Ohren, deutlich verstand ich die hasserfüllten Parolen, die der Mob skandierte.
    Die Aufständischen – es waren viele, wirklich viele - hatten eine Strassensperre gebaut, aus einem zerschlagenen Karren, Fässern, einem umgehackten Baum und allem möglichen Müll, ihnen gegenüber stand ein Trupp der Stadtwache, und eine versprengte Patrouille. Wir gesellten uns hinzu, blockierten die Straße. Einige der Soldaten, die bereits vor Ort waren, trugen Spuren der Auseinandersetzung mit dem Pöbel. Sie verschanzten sich hinter ihren Scuta, weil ständig Steine flogen. Auch an mir sauste so ein Ziegelbrocken nur knapp vorbei, was mich dazu bewog, schleunigst vom Pferd zu steigen und ebenfalls in Deckung zu gehen.
    Nach Rhakotis rein zu stürmen, um den "Dudus" zu jagen, war wohl gerade keine so gute Idee..... naja, hauptsache diese Chaoten kamen nicht raus und konnten den Aufruhr nicht noch weiter tragen. Ich schickte Teile meiner Truppe in die Nebenstrassen, um auch diese zu blockieren. Hier auf der Hauptverkehrsader sah es, jedenfalls im Moment, nicht so aus als ob die Chaoten gleich durchbrechen wollten.
    "Stellung halten. Ruhig Blut."
    Trotzdem wäre mir etwas Verstärkung sehr lieb gewesen, schließlich konnte das ganze auch schnell umschlagen.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Als der Bote eintraf konnte er es kaum glauben. Serapio war mit nicht gerade vielen Leuten unterwegs, so konnte er sich das zumindest vorstellen. Und die zusätzliche Kohorte würde mindestens eine halbe Stunde benötigen, bis sie überhaupt in Alexandria angekommen war. Und dann hieß es, sich durch die ganze Stadt zu bewegen. Schnell war etwas anderes.
    Noch während er sich das Kettenhemd überwarf, wandte er sich gleich dem Boten zu, damit er möglichst schnell zum Praefectus Legionis geht und nicht nur eine Kohorte ranorganisiert, sondern nach Möglichkeit auch eine Turma. Auch wenn die Berittenen weniger flexibel waren, waren sie doch schneller und hatten in vollem Tempo auch weit mehr Schadenspotenzial bei einem aufgebrachten Mob. Kaum war der Bote abgerückt, war Sparse auch schon auf dem Weg zur Stallung. Voll ausgerüstet, mit Gladius, Scutum, Pilum, sowie zwei wunderschönen kleinen Wurfäxten (ein Souvenier aus Germania) preschte er auf seinem Pferd Richtung Alexandria. Je näher er Rhakotis kam, desto leerer wurden die Straßen. Entweder versteckten sich die Leute in ihren Hütten oder sie standen wohl im Mob. So kam er zumindest die letzte Strecke recht schnell voran und bald erspähte er auch schon Serapio’s Truppe, die sich gegenüber dem Mob verschanzt hatte. Schnell sprang er vom Pferd und schob sich zu Serapio durch.


    "Tribun, Centurio Sparsus meldet sich wie befohlen zur Fortsetzung der Schlacht bei den Thermopylen."


    Begrüßte Sparse den Decimer breit grinsend und bekam auch prompt einen Stein vor den Schild, sodass dieser am Helmrand anschlug. Schnell rückte er wieder den Helm zurecht und wandte sich wieder an seinen Vorgesetzten.


    "Und wie sieht der Plan aus? Schadensbegrenzung oder Eskalationsbekämpfung?"

  • [Blockierte Grafik: http://www.schule-studium.de/Latein/Images%20und%20html%20zur%20Zeitleiste%20Roemisches%20Reich/Roemischer%20Soldat.jpg]
    Publius Trabellius Sulla



    Kaum hatten sich die Männer zusammengerottet und auf den Weg gemacht, als schon die typischen Anzeichen für eine Mob-Römer Auseinandersetzung auf den Straßen zu sehen waren ... bzw. nicht zu sehen waren, denn die Straßen waren wie leer gefegt, die Aussicht auf Teilnahme am rhakotischen Nationalsport schien zumindest hier nicht besonders viele Leute zu animieren ... zumindest nicht außerhalb ihrer Häuser ...


    "Tribunus, die Seitenstraßen sind dicht, aber ich fürchte der Mob hat nicht wirklich vor diese Sperren zu überwinden es scheint vielmehr so als wenn sich bereits einige Aufständische abgespalten haben, um weiter die Straße rauf einige Lagerhäuser der griechischen Händler zu plündern!"


    Nicht das sich Sulla auch nur für einen Moment hinter diese Absperrung hätte begeben wolen aber sein Pflichtgefühl hatte ihn zumindest gezwungen den Tribun drauf hinzuweisen, was für ihn schon eine ansehnliche Leistung war ...



  • Schon traf Verstärkung ein. Jedenfalls der erste Vorbote der Verstärkung, ohne Cohorte zwar, aber auf jeden Fall verbesserte Sparsus' Erscheinen schon mal die Stimmung.
    "Thermopylen!" grinste ich amüsiert, und augenblicklich wurden die Häuserzeilen zu Felswänden, der Mob zu persischen Horden, meine Legionäre zu Spartanerkriegern (knapp bekleideten, muskelstrotzenden Spartanerkriegern), und ich selbst, ich war der tapfere König Leonidas höchstpersönlich...
    Aber zurück zur Realität. Ich wich dem Stein aus, der von Sparsus' Helm abgeprallt war und überlegte was wohl das klügste Vorgehen war.
    "Bis zum Eintreffen der Verstärkung beschränken wir uns auf....-" begann ich, als ein Soldat, der Meldung machen wollte, mich ablenkte. "Ja, Miles?"
    Seitenstrassen dicht, wunderbar - Plünderer, weniger gut. Es widerstrebte mir, diese Wilden einfach toben und zerstören zu lassen... trotzdem zögerte ich noch einen Augenblick, sollte ich meine Männer wirklich da rein führen? In diesem Augenblick erklomm von der Seite der Aufständischen her ein bärtiger Mann die Barikade, und während seine Kollegen uns mit einem Steinhagel eindeckten, der lustig auf die Schilde einprasselte, lüftete der Bursche sein Lendentuch und präsentierte uns den blanken Hintern.
    "Römer, geht nach Hause!" johlte der Mob. "Römer raus! Scheiß Römer, verpisst euch!"
    Es klang wie ein großer Schwarm von Hornissen, die wütend durcheinander summen.
    "Jetzt ist es aber genug." murmelte ich erbost, darauf wandte ich mich zu meinem treffsicheren Freund Sparsus, deutete stumm auf sein Pilum, dann auf den unverschämten Kerl auf der Barrikade.


    Und dem Miles, der mir eben Meldung gemacht hatte, befahl ich: "Gib mir Deckung." Abgeschirmt von seinem Scutum reckte ich mich zu voller Größe und sprach mit flammendem Eifer zu meinen (leider recht überschaubaren) Truppen:


    "Militeees! Wir rücken vor! Wir zeigen diesem jämmerlichen Pöbel was es heißt die Soldaten des Kaisers herauszufordern! Wir lassen nicht zu, dass sie Chaos verbreiten und die Geschäfte ehrbarer Bürger zerschlagen. Soldaten, wir werden diesen Randalierern nun eine ordentliche Lektion erteilen. Doch -", und an der Stelle hob ich die Stimme, um das auch wirklich einem jeden von ihnen einzuschärfen, "-dieser renitente Abschaum ist es nicht wert, dass wir unsere Klingen mit ihrem schäbigen Blut besudeln. Schlagt sie mit den Lanzenschäften, verhaut sie mit den Scuta, prügelt sie von der Strasse! Aber lasst sie am Leben. Ich will hier kein Gemetzel sehen, kein wildes Blutvergiessen!"
    Mein Wort in der Götter Ohr. Ich besah mir die Strassensperre und suchte nach dem schwächsten Punkt, dann teilte ich die Soldaten in zwei gleichgroße Trupps und verkündete:
    "Wir bilden zwei Keile. Ihr folgt Centurio Iulius, er führt den Angriff über die linke Flanke. Der Rest folgt mir, wir brechen in der Mitte durch. Nach dem Überwinden der Strassensperre nehmen wir wieder eine gemeinsame Formation ein und säubern die Strasse vom Pöbel."
    Es war ein gutes Gefühl, endlich in Aktion zu treten! Ich schnappte mir ein Parma und schwang mich kühn wieder aufs Pferd.
    "Militees! In cuneus venite! Peeergite!!"
    Ich setzte mich an die Spitze des Keils. Wir rückten vor.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Ganz offenbar war es heute vielen Einheimischen zu heiß geworden. Menas schwitzte selbst auch und war dankbar dafür, dass die ledernen Sandalen seitliche Öffnungen besaßen, durch die zumindest ein wenig Luftaustausch stattfand. Das Gewicht seiner Ausrüstung drückte ihm auf die Schultern, während er in der Sonne stand und sich hin und wieder den Schweiß mit dem Unterarm abwischte. Was hatte ihn nur geritten, dieser Versetzung nicht zu widersprechen...


    Dann kam der Befehl zum Angriff. Decimus Serapio sah stattlich aus, dort oben auf seinem Pferd und in der glänzenden Rüstung. Fast bedauerte Menas die Anweisung, so wenig Blut als möglich zu vergießen. Er war sicher kein geübter Raufbold, erst recht kein Mörder, und doch faszinierte ihn die Macht, die die disziplinierte römische Legion gegenüber allem und jedem hatte. Er wollte sie kosten. Doch zu dieser Disziplin gehörte auch Gehorsam, und gerade gegenüber einem Tribunen wie dem Decimer würde Menas es sicherlich nicht wagen, ungehorsam zu sein. Serapio teilte die Römer in zwei Gruppen. Menas registrierte am Rande, wie Tedius Phanias neben ihm der Letzte war, der noch zum Stoßtrupp des Decimers gehörte. Es blieb nicht mehr fiel Zeit, die Barrikade zu analysieren, als der Befehl zum Vormarsch kam und Menas sein Schild hob, um dem Tribunen zu folgen, der vorweg ritt.


    In jenem Moment kamen allerlei Geschosse auf sie zu geflogen. Neben Tonbechern und Unrat sausten auch rohe Eier, teilweise ob der Sonne sehr übelriechend, auf sie zu. Eines davon traf den Tribunen gut gezielt an seinem Rundschild vorbei an der Schulterschnalle, die dünne Schale zerplatzte und es ergoss sich der übel riechende Inhalt auf die schöne Rüstung und über einen Teil des Umhangs. Menas riss sein scutum hoch und konnte sich gerade noch vor einem schrumpeligen Kohlkopf retten, der über die Kante schoss und den Tedier hinter ihm am Kopf traf. Dessen Beine knickten ein, gleichzeitig verdrehten sich seine Augen und dann stand jemand anderer hinter Menas und Phanias war verschwunden. Das Grölen wurde immer obszöner, und einem anderen hätten wohl die Ohren geschlackert. Irgendwo sah er einen hin und her schwenkenden nackten Hintern. Erbärmlich, wie tief man sinken konnte, wenn man nichts mehr zu verlieren hatte.


    Im nächsten Moment brandete ihr Keil an die Barrikade. Zwei Legionäre rollten ein verkeiltes Fass aus dem Weg, drei andere gaben ihnen Deckung dabei, wieder zwei andere flankierten den Tribunen und achteten darauf, dass er nicht ernsthaft behelligt wurde. Menas stocherte mit seiner Lanze nach den Füßen eines Aufständigen, traf jedoch nicht und suchte sich ein neues Ziel. Ein Kornwagen stand im Weg, darauf gestapelt Kisten und Kästen, links daneben hing ein stinkendes Fischersnetz. Und immer noch flogen Scherben und Gerümpel, Obst und Gemüse. Sogar ein Schuh war dabei.

  • Was für ein bestialischer Gestank!! Der schleimige, faulige Inhalt des Eis tropfte langsam an meinem Harnisch herab. Empört schnappte ich nach Luft. Gerade war ich ja noch großmütig gestimmt gewesen, aber dieser infame Angriff auf meine Würde, der machte mich stinksauer! Ich wischte den ekligen Glibber notdürftig mit meinem Sagum ab und starrte finsteren Blickes hinüber zu den johlenden Aufständischen.
    Aber dem Gesindel verging das Lachen sehr bald, als nämlich meine braven Soldaten die Strassensperre überwanden und das große Prügeln begann. Der alexandrinische Mob machte seinem Ruf alle Ehre, geifernd und schlägernd stürzten sie sich auf uns, und der ein oder andere von uns wurde übel erwischt, vor allem durch die Steine, doch als meine Jungs weiter diszipliniert vorrückten, begann der wilde Haufen zu wanken. Das Gesindel wich der direkten Konfrontation aus, und bewarf uns nur noch mit allem möglichen Zeug, und nachdem wir die schlimmsten Schläger von der Strasse geknüppelt hatten, kippte mit einem Mal die Stimmung und die große Masse ergriff, von einem Moment auf den anderen, die Flucht. Zurück blieb eine verwüstete Strasse, übersät mit zerschlagenen Ziegeln, Holzsplittern, Trümmern und Müll.


    Collatinus hatte schon recht gehabt, es wurde hier nicht so heiß gegessen wie gekocht. Trotzdem konnte der Aufruhr in diesem dreckigen, gärenden Sumpf Rhakotis jeden Moment wieder hochkochen, und ich war ganz froh, als endlich die Verstärkung eintraf. Wir postierten dann starke Abteilungen an den großen Strassen und verdoppelten die Patrouillen, was sich auch auszahlte, denn es kam an diesem Tag noch mehrmals zu kleineren Zusammenstößen.
    Ja, so machte ich also zum ersten Mal Bekanntschaft mit der berühmten alexandrinischen Neigung zu Chaos und Gewalt (mein schönes Sagum übrigens, das hatten sie mir vollkommen ruiniert), und ich muss sagen, es machte mir diesen Menschenschlag nicht unbedingt sympathischer.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!