Lupus starrte vor sich hin als er nachdachte. Schließlich entgegnete er,
Ich glaube manchmal garnicht, daß es eine Akte über mich gibt...!
Er grinste seinen Gegenüber an.
Hob beschwichtigend die Hände.
Nein, nein,...meine Akte ist sauber Valerian.
Dabei fragte er sich warum dieser so ein Auflebens um ihn machte. War er nicht derjenige der offensichtlich ein Problem mit einem mächtigen Mann hatte? Er konnte sich jedenfalls vorstellen, daß eine Versetzung von den Praetorianern zur Legio II etwas auf sich hatte.
[Habitatio] Centurio Lucius Quintilius Valerian
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Valerian lachte. Er wußte, es gab über jeden eine Akte. Und daß diese meist dicker war, als der Betroffene auch nur ahnte. Und Lupus wußte das ganz sicher auch. Aber der Hinweis, daß seine Akte sauber war, genügte Valerian doch schon. "So, sie ist also sauber. Nichts anderes habe ich von Dir erwartet, Lupus. Wir wissen beide, daß Du noch eine Karriere vor Dir hast und daß Du zu den Männern gehörst, die fähig sind, Sprosse für Sprosse der Leiter zu erklimmen. Genau das mußt Du dem Statthalter klarmachen. Er kennt Dich eben noch nicht und Du kannst auch nicht voraussetzen, daß er über jeden Mann alles weiß. Rede mit ihm! Erkämpfe Deine Heiratserlaubnis! Glaubst Du, ich hätte die meine einfach so erhalten? Also geh los und sprich mit den Leuten. Und wenn der Statthalter ablehnt, dann sprich mit Leuten auf die er hört. Steter Tropfen höhlt den Stein!"
Mit einem Kopfschütteln hob Valerian seinen Becher, um noch einmal zu trinken. Warum war es eigentlich nötig, diesen Dickkopf so anzustacheln? Der sollte doch ganz von selbst auf solche Ideen kommen. "Du liebst meine Schwester? Dann willst Du sie ebenso wenig in Unehre sehen wie ich. Ich würde sie Dir mit Freuden zur Frau geben. Doch nur für eine offizielle, von den Göttern gesegnete Ehe."
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Lupus´Lächeln erstarb...von Göttern gesegnete Ehe.
Er mußte an Primus und Tullia denken. Die beiden hatten ihren Bund vor einem Druiden geschworen...auf Götter die Primus noch nicht einmal kannte.
Valerian hatte ihm gerade wie einem Tier hinter Gittern verlockende Köstlichkeiten präsentiert,...nur heran kam er nicht.
Bis er in einer respektablen Position war würde Valentina eine alte Frau sein,...zu alt um gefahrlos einen Stammhalter zu gebähren.
Er erhob sich langsam und nahm seinen Helm auf.
Nun, ich habe verstanden Valerian...bleibt nur zu hoffen, daß ich möglichst bald ein würdiger Anwärter auf die Hand deiner Schwester sein werde.
Sein Blick war wie sein Gesicht kalt und hart als er den Helm aufsetzte.
Er salutierte vor dem Centurio und verließ dann das Habitat. -
Natürlich hatte Valerian keine Ahnung davon, wie sehr Lupus von dem Begriff der göttlich gesegneten Ehe abgeschreckt war. Wie könnte er auch etwas anderes denken, als daß der andere an die Götter glaubte und ihnen auch mit dem entsprechenden Respekt entgegen trat.
"Würdig? Würdig bist Du schon jetzt, Lupus. Nur hast Du noch nicht die rechtlichen Voraussetzungen. Diese zu schaffen, ist Deine nächste Aufgabe. Krempel die Ärmel hoch und tu etwas dafür." Die Kälte in der Miene des Terentiers war ihm völlig unverständlich. Was wurde hier eigentlich gespielt? Hatte er die Hand seiner Schwester etwa zu früh versprochen? Hätte er erst schauen müssen, inwieweit sich der alte Freund verändert hatte? Zumindest von Freundschaft war hier irgendwie gar nichts mehr zu spüren gewesen. Lupus benahm sich, als hätte er einen völlig Fremden vor sich.
"Vale, Lupus. Auch Dir noch einen schönen Tag und mögen die Götter mit Dir sein", sagte Valerian zu der bereits geschlossenen Tür. Ein Gruß zum Abschied wäre wohl das Mindeste gewesen. Nein, Valerian verstand Lupus immer weniger. Aber er ging davon aus, daß der Terentier endlich in Aktion treten würde, um die nötigen Voraussetzungen für eine Ehe zu schaffen. Hätte er geahnt, daß Lupus statt dessen lieber geheime Treffen mit seiner Schwester abhielt, um Zärtlichkeiten auszutauschen, wäre Valerian wohl erst einmal ausgerastet. Er dachte nicht eine Minute daran, daß der Terentier wortbrüchig werden könnte.
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Promotus war noch bevor sein "Vater" die Truppe zusammentrommeln konnte zu ihm gegangen. In der Hand hielt er dieses doch recht merkwürdige Schreiben aus Rom. Er war gespannt, was er dazu sagen würden und dass so früh am Morgen.
So klopfte er an die Türe und stand mehr oder weniger soldatisch davor. -
Valerian hatte sich pünktlichst wecken lassen und war nun gerade dabei, die letzten Löffel Puls zu essen, bevor er seine Rüstung anlegen wollte. Sein Bursche war schon dabei, alles zurecht zu legen. Um diese Zeit rechnete Valerian eigentlich nicht mit einer Störung. Und doch klopfte es. "Herein!", rief er, während er noch kaute. Wer immer es war, mußte damit leben, daß er noch dabei war, sich fertig zu machen.
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Promotus öffnete die Türe in der Hand hielt er den Wisch.
Salve und guten Morgen Centurio Quintilius Valerian! Naja gut, so gut ist er nun auch wieder nicht.
Grüßte der, ja was war er denn nun überhaupt? Grüßte Promotus.
Es gibt ein Problem, doch hier sieh selbst.
Ad
Appius Quintilius Promotus
Legio II Germanica
Mogontiacum, GermaniaSalve Appius Quintilius Promotus,
hiermit muss ich dich darüber in Kenntnis setzen, dass dir dein Bürgerrecht aberkannt wird. Der Praetor Urbanus Marcus Decimus Livianus verstieß gegen geltende Gesetze, als er dir das Bürgerrecht nach deiner Adoption durch Lucius Quintilius Valerian verlieh. Dein Status als Libertus macht es dir nach der Lex Germanica Servitium unmöglich das Bürgerrecht zu erlangen. Auch welche Weise auch immer. Du kannst dies jedoch für deine Kinder beantragen, so du es wünschst.
Da nur römische Bürger in den Legionen dienen dürfen, hast du dies deinen Vorgesetzten unverzüglich zu melden.KAESO ANNAEUS MODESTUS
Und hielt seinem "Vater" den Wisch hin und war schon auf dessen Verhalten gespannt.
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Als Promotus eintrat, erhob sich Valerian freudig, um den Adoptivsohn in seine Arme zu schließen. "Salve, Appius. Das ist eine Überraschung, was? Ich konnte keine Nachricht vorausschicken. Sie wäre nämlich nach mir erst eingetroffen." Er ließ eine herzliche Umarmung folgen. Erst dann nahm er das Schreiben. "Setz Dich doch und nimm Dir etwas Milch." Er deutete auf den Krug mit Schafsmilch, der noch vom Frühstück auf dem Tisch stand.
Dann setzte er sich bequem wieder hin und richtete seinen Blick auf das Schreiben. Runzeln bildeten sich auf seiner Stirn. "Was????" Er hatte sich nie mit Adoptionsgesetzen befaßt und wußte nicht einmal genau, ob das stimmte, was hier drin stand. Da der Praetor damals die Adoption ohne große Diskussion durchgeführt hatte, war es ihm auch nicht nötig erschienen, sich damit zu beschäftigen.
"Der Praetor war damals Decimus Livianus, unser jetziger Legat. Wir sollten das mit ihm besprechen. Er sollte die Gesetze doch schließlich kennen. Vielleicht findet der eine Lösung! Verdammt! Gerade jetzt, wo Du Deine Grundausbildung geschafft hast!"
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Promotus nickte. Die letzten beiden Tagen war nur so voll Überraschungen. Auf eine hätte er liebendgerne verichten können.
So könnte man sagen ja. Tja, die Post ist eben auch nicht die Schnellste. Doch, was machst du hier eigentlich? Du hast dich doch bestimmt nicht freiwillig hier her versetzen lassen oder doch?
Wollte er wissen. Vorstellen konnte es Promotus zumindest nicht. Dann nahm er Platz.
Nein danke, ich glaube ich kann auf die Milch verzichten.
Meinte er säuerlich und deutete auf den Schrieb.
Ja ich weiß. Ich darufte bei seiner Amtseinführung beiwohnen und ihm zujubeln. Meinst du das bringt etwas?
Er selbst hatte da nicht sehr viel Hoffnung.
Gut wenn du meinst. Ja wem sagst du dass... Wenn ich könnt wie ich wollte...
Dann hörte mein ein Seufzen und dann Stille.
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"Ich? Hier? Na, ich hatte Sehnsucht nach Dir", log Valerian, ohne mit der Wimper zu zucken und mit völlig ernster Miene. Einen Moment ließ er das so im Raum stehen, dann grinste er. "Du hast das schon ganz richtig geraten. Ich wurde strafversetzt, weil ich mich mit dem mächtigsten Mann Roms, also nach dem Kaiser, angelegt habe. Er meinte nämlich, auf meiner Hochzeit meine Braut auf sehr rüpelhafte Weise anmachen zu müssen."
Valerian zuckte mit den Schultern. Er konnte es nicht ändern, es war geschehen und er mußte mit den Folgen leben. "Ich weiß nicht, ob er wirklich etwas tun kann, doch er ist ausgebildeter Jurist und kennt sich doch wohl aus. Informieren müssen wir ihn so oder so. Merkwürdig übrigens, daß nur die Verleihung des Bürgerrechtes zurückgenommen wurde. Und nicht die Adoption an sich."
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Ja ne, war`s glaubt... Und genau so war Promotus`Gesichtsausdrck. So meinte er.
Hach, dass ist aber nett von dir...
Und winkte lässig ab. Doch dann wurde er hellhörig. Ei was war denn da geschehen?
Du machst Witze oder? Ich meine, es ist schon ein Ding, dass deine Braut bei deiner Hochzeit angegraben wurde, aber dann auch noch vom Praefectus Urbi. Meine Fresse!
Rutschte es ihm dann heraus. Tja, Soldatenjargon halt. Was es nicht alles gab.
Dann sollten wir dies nicht all zu lang, auf die lange Bank schieben. Oder was meinst du? Er wird sicherlich noch einiges Andere um die Ohren haben. Schließlich ist er ja neu hier. Tja, dass ist schon merkwürdig genug. So gesehen hätte ja dann auch diese zurückgenommen werden müssen. Da doch das eine mit dem anderen verstrickt ist?
Zumindest ging Promotus davon aus.
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"Ja, der Praefectus Urbi. Natürlich wäre der niemals auf der Hochzeit eines kleinen Centurio erschienen, doch es war ja eine Doppelhochzeit mit Senator Germanicus Sedulus. Nunja, und der hat ihn leider eingeladen. Was soll's. Geschehen ist geschehen. Irgendwie muß ich versuchen, das Beste daraus zu machen. Aber ärgerlich ist es schon. Mein Praefect wollte mich befördern, weißt Du?" Valerian seufzte. Das wäre genau die Aufgabe gewesen, die er sich gewünscht hatte. Er wäre darin aufgegangen, das wußte er genau.
"Ich kenne das Gesetz nicht. Vielleicht ist ja nur die Bürgerrechtsverleihung verboten und nicht die Adoption an sich. Decimus Livianus wird es wissen, denke ich."
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Politiker eben. Mit denen kann man eh nicht wirklich viel anfangen. Da kriecht doch der eine dem anderen in den Arsch.
Bemerkte Promotus ein wenig zerknirscht. Bei seiner Geschichte, war es ja an und für sich auch nicht wirklich viel anders.
Nein, dass wußte ich nicht. Was wärst du denn dann geworden?
Tja, wir werden es bald erfahren nehme ich an. Wann wollen wir ihn denn deswegen aufsuchen?
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"Ja, so ist es. Es kommt immer darauf an, wer wem verpflichtet ist, wer wessen Klient ist oder wer von wem etwas möchte. Die Verwebungen sind vielfältig und nur selten leicht zu durchblicken." Valerian zuckte mit den Schultern, um zu überspielen, wie sehr es ihn ärgerte, Rom fern zu sein und nun viele der kleinen Anzeichen zu verpassen, an denen man die Verbindungen zwischen den Mächtigsten der Mächtigen festmachen konnte.
"So etwas wie es der Primus Pilus bei der Legion ist." Valerian log nicht, aber er verschwieg den wichtigsten Teil der Aufgabe, die ihn erwartet hätte. Zwar schmerzte es ihn, seinem Adoptivsohn etwas zu verschweigen, aber es durfte auch nicht alle Welt wissen, wohin er gestellt werden sollte.
"Ich würde vorschlagen, sofort. Der Optio kann die Männer solange über den Platz scheuchen. - Hilf mir mal kurz in die Rüstung." Er wischte sich den Mund ab und trat an die zurechtgelegten Rüstungsteile heran, um sich so auszustatten, wie es sich für einen Centurio geziemte.
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Promotus horchte auf. So etwas wie ein Primus Pilus also. Da schau her. Das Einkommen hätte sich bestimmt verdoppelt. Da wäre er wohl auch stinkig. Mal vom Ansehen abgesehen welches auch in Mitleidenschaft gezogen werden kann.
Ja, sofort ist gut.
Bestätigte Promotus und half Valerian in seine Rüstung. Tja, so etwas Schmuckes, würde er wohl nun nie tragen dürfen wie es denn Anschein hatte.
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Geduldig ließ Valerian sich in seine Rüstung helfen und vergewisserte sich zum Schluß, daß er wirklich hundertprozentig ausgerüstet war. Wenn man dem Legaten unter die Augen kam, sollte man immer noch einen zusätzlichen Blick darauf werfen, ob man korrekt gekleidet war. "Dann laß uns gehen. Je eher die Angelegenheit geklärt wird, umso besser." Immerhin war der Weg nach Rom lang. Briefe brauchten lange und wer wußte schon, welche Kreise das alles schon gezogen hatte.
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Promotus nickte und meinte dann.
Ja, der Meinung bin ich auch. Ich bin gespannt was dabei rauskommt.
Und folgte dann seinem "Vater" zum Officium des Legaten. Was dieser wohl zu diesem Dilemma sagen würde?
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Vollbepackt mit seinen Bündeln und der Rüstung kam Tullus an. Er klopfte, wartete auf das intrare und trat ein
Ave, mein Name ist Lucius Terentius Tullus, ich wurde dir zugeteilt.
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Wie so oft seit er hier war, wünschte sich Valerian nach Rom zurück. Er hatte das Gefühl, von der Welt und ihren Geschehnissen abgenabelt zu sein. Bisher war er immer gut informiert gewesen. Er wußte wer jemand war in Rom, wer gegen wen, wer mit wem, wer gegen jeden und überhaupt, was gerade für Süppchen gekocht wurden. Hier erfuhr man - rein gar nichts. Nur, daß der Statthalter sich über die Kanzlei ärgerte, man vermutete, noch mehr über Salinator. Was man ihm nicht verdenken konnte.
Statt eigentlich den Ausbildungsplan durchzusehen, sinnierte Valerian über die Ungerechtigkeit seines Hierseins, als es wieder einmal klopfte. In Rom hatte nicht so oft jemand etwas von ihm gewollt wie hier. Dafür hatte er dort mehr interessanten Aufgaben nachgehen können. "Herein!", rief er und klang vielleicht ein wenig ungehalten. Als nun ein unübersehbar neuer Probat vor ihm stand, runzelte er die Stirn. "Salve, Terentius. Bist Du mit Terentius Primus und Terentius Lupus verwandt?" Während er dies fragte, zog er die Liste mit den Contubernien hervor, um zu sehen, wo alles Platz war. Noch kannte er seine Männer nicht so gut, daß er wußte, wo diejenigen waren, die Neue gerne trietzten oder eben andere, die Neuen eher halfen. Nur wenige Namen waren ihm von früher bekannt. Nach denen mußte er sich eben nun richten.
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Er nickte
Ja, Primus ist mein Onkel, Lupus ebenfalls ein Mitglied meiner Gens
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