Titus Trnquillus tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Rom war ein Moloch. Wie lange war er nun schon hier? Knappe zwei Wochen mussten es sein. Seit wann kam er regelmäßig in die Stadt? Waren es zwanzig Jahre oder noch mehr? Titus hatte keine Ahnung. Manchmal fühlte er sich zu alt, um mit seinem bisherigen Leben so weiter zu machen. Aber dann gab es auch wieder Momente, die ihm schlichtweg so voller Lebenslust zu stecken schienen, dass er den Ruhestand ganz weit von sich schob. Immer dann, wenn er die Einnahmen eines guten Tages zählte, beispielsweise. Denn Titus zählte die Tageseinnahmen immer selbst. Und heute erhoffte er sich ein gutes Gefühl am Abend.
Er hatte gerade eine schüchterne Rothaarige an einen stadtbekannten Bordellbesitzer verkauft und eine recht akzeptable Summe für sie erhalten. Jetzt sollten die Kulturliebhaber unter den Leuten vor seiner Bühne etwas zu Fressen bekommen. Erneut breitete er die Arme aus. "Und nun, Quiriten, präsentiere ich euch einen Griechen!" Starcus und Maechticus hatten einen Sinn für Timing. In genau diesem Moment zerrten sie Xanthias auf die Bühne, nachdem sie ihn aus dem Verschlag mit zig anderen Sklaven herausgefischt hatten. Er wurde nach vorn gestoßen. Zu seiner Sicherheit und der der anderen hatte man ihm die Hände auf dem Rücken gebunden. Tranquillus schritt nun um ihn herum und pries ihn an, während seine beiden Handlanger darauf aufpassten, dass der Grieche nicht aus der Reihe tanzte. "Seht her! Dieser Sklave ist bewandert in der Musik und Dichtkunst. Er vermag die Kurzweil gelangweilter Ehefrauen zu unterbinden - mit seinen Gedichten, versteht sich." Titus lachte keckernd über seine zweideutige Anspielung. "Ein Philosoph ist an ihm verloren gegangen. Als Lehrer eignet er sich zwar eher weniger, aber wenn man ihn ordentlich schleift, wird er sicherlich spuren und Gehorsam zeigen. Schaut her, kerngesund ist er obendrein!" Titus wies auf den freien Oberkörper des Mannes. "Ich muss sicherlich nicht erwähnen, dass er selbstverständlich lesen und schreiben kann! Und er spricht Latein ebenso gut wie Griechisch. Interesse? Für ein Einstiegsgebot von vierhundert Sesterzen gehört er euch!"
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