Xanthias

  • Titus Trnquillus tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Rom war ein Moloch. Wie lange war er nun schon hier? Knappe zwei Wochen mussten es sein. Seit wann kam er regelmäßig in die Stadt? Waren es zwanzig Jahre oder noch mehr? Titus hatte keine Ahnung. Manchmal fühlte er sich zu alt, um mit seinem bisherigen Leben so weiter zu machen. Aber dann gab es auch wieder Momente, die ihm schlichtweg so voller Lebenslust zu stecken schienen, dass er den Ruhestand ganz weit von sich schob. Immer dann, wenn er die Einnahmen eines guten Tages zählte, beispielsweise. Denn Titus zählte die Tageseinnahmen immer selbst. Und heute erhoffte er sich ein gutes Gefühl am Abend.


    Er hatte gerade eine schüchterne Rothaarige an einen stadtbekannten Bordellbesitzer verkauft und eine recht akzeptable Summe für sie erhalten. Jetzt sollten die Kulturliebhaber unter den Leuten vor seiner Bühne etwas zu Fressen bekommen. Erneut breitete er die Arme aus. "Und nun, Quiriten, präsentiere ich euch einen Griechen!" Starcus und Maechticus hatten einen Sinn für Timing. In genau diesem Moment zerrten sie Xanthias auf die Bühne, nachdem sie ihn aus dem Verschlag mit zig anderen Sklaven herausgefischt hatten. Er wurde nach vorn gestoßen. Zu seiner Sicherheit und der der anderen hatte man ihm die Hände auf dem Rücken gebunden. Tranquillus schritt nun um ihn herum und pries ihn an, während seine beiden Handlanger darauf aufpassten, dass der Grieche nicht aus der Reihe tanzte. "Seht her! Dieser Sklave ist bewandert in der Musik und Dichtkunst. Er vermag die Kurzweil gelangweilter Ehefrauen zu unterbinden - mit seinen Gedichten, versteht sich." Titus lachte keckernd über seine zweideutige Anspielung. "Ein Philosoph ist an ihm verloren gegangen. Als Lehrer eignet er sich zwar eher weniger, aber wenn man ihn ordentlich schleift, wird er sicherlich spuren und Gehorsam zeigen. Schaut her, kerngesund ist er obendrein!" Titus wies auf den freien Oberkörper des Mannes. "Ich muss sicherlich nicht erwähnen, dass er selbstverständlich lesen und schreiben kann! Und er spricht Latein ebenso gut wie Griechisch. Interesse? Für ein Einstiegsgebot von vierhundert Sesterzen gehört er euch!"


    Sim-Off:

    Versteigerung geht bis Mittwoch, 19:59:59 Uhr - Gebote mit einem Zeitstempel von genau bzw. ab 20:00 Uhr scheiden demnach aus, ebenso editierte Beiträge mit Gebotsangabe!

  • Die letzten Wochen, seit diese widerwärtigen Piraten ihn auf Karpathos aufgegriffen hatten, waren die schrecklichsten seines bisherigen Lebens gewesen. Hätte sich ihm nur die geringste Möglichkeit geboten, ohne zu zögern hätte er sich das Leben genommen. Was auch immer ihn in der Unterwelt erwarten würde, es könnte nicht schlimmer sein als das hier. Außerdem war sein Leben nun, da er seine gesamte Familie verloren hatte, ohnehin sinnlos. Seine restlichen Verwandten in Phokis würden wohl glauben, dass auch er bei dem schrecklichen Unwetter gemeinsam mit seiner Familie ums Leben gekommen wäre. Dabei hatten sie vor ihrer Abreise noch das berühmte Orakel um Rat gefragt, und Pythia sprach, dass ihr Unternehmen jemandem einen großen Gewinn bringen würde. Zweifelsohne meint sie einen geistigen Gewinn, die Erhebung in höhere spirituelle Sphären, dachte Xanthias damals, die er sich vom Besuch des Aphroditeheiligtums auf Paphos erhoffte. Nun allerdings würde wohl höchstens dieser abscheuliche Sklavenhändler Gewinn aus der ganzen Katastrophe ziehen.


    Hier stand er nun also, auf einer Bühne mitten am belebtesten Markt Roms. Man hatte ihm die Hände am Rücken gefesselt und seinen Oberkörper entblößt, wohl um auch noch aus seiner Attraktivität Gewinn zu schlagen. Noch hatten sich nicht viele Menschen um das Bretterpodium eingefunden, doch zweifellos würde das nicht allzu lange dauern. Mit der Routine eines Mannes, der seinen Beruf schon jahrelang ausübt, begann der Händler, die Aufmerksamkeit der vorbeiströmenden Menschen mit vielversprechenden Schlagworten auf sich zu ziehen. Xanthias beobachtete die Bürger, er war noch nie in Rom gewesen, und was er jetzt erblickte widerstrebte seinen hohen griechischen Idealen zutiefst. Schmutzig, stinkend und einfach abscheulich lag der Markt eingezwängt zwischen Gebäuden, die wohl auch schon einmal bessere Zeiten gesehen hatten. Nicht vergleichbar jedenfalls mit einer griechischen Agora, fand Xanthias. „Auch hier zeigt sich wieder mal die eindeutige Minderwertigkeit der römischen Kultur im Vergleich zur griechischen.“, dachte er insgeheim. So stand er da und wartete ab, was wohl noch passieren möge.

  • Das Verhältnis zwischen Celerina und mir in letzter Zeit als passabel zu bezeichnen, hätte wohl vor Ironie nur so getroffen. Es lief nicht gut. Und ich wollte daran etwas ändern. Wie würde das besser gelingen als mit einem Geschenk? Einem, das sie auf andere Gedanken brachte? Zu diesem Zwecke hatte ich mich höchst selbst an den Rand des Sklavenmarktes bringen lassen, wo ich seit nunmehr vier erfolgreichen Versteigerungen in meiner Sänfte saß und wartete. Und nun, da man diesen angeblich begnadeten Griechen nach vorn gestoßen hatte, war vielleicht die Möglichkeit gekommen, auf die ich gehofft hatte. Musikalisch war er wohl, und dichten konnte er auch, so hieß es. Ich überlegte nict lang, sondern gab einem meiner Sklaven einen fast gelangweilt anmutenden Wink. "Frage ihn, welche Instrumente er beherrscht. Und er soll etwas vortragen." Der Sklave - Caecus, der Einäugige - nickte. "Jawohl Herr." Dann bahnte er sich einen Weg etwas weiter in die dicht stehende Menschenmenge hinein. "Sklave! Mein Herr wünscht zu erfahren, welche Intrumente du spielen kannst. Und er möchte eine Kostprobe deiner Dichtkunst hören!" Caecus wies bei meiner Erwähnung mit der Hand auf die aurelische Sänfte, in der ich abwartend saß und darauf wartete, was der Grieche wohl nun zum Besten geben mochte.

  • Dem hässlichen einäugigen Sklaven, der an das Podium getreten war, entgegnete Xanthias: „Nun, dann will ich deinen Herrn nicht enttäuschen.“ Und mit lauter Stimme, sodass ihn auch der Patrizier in der Sänfte klar verstehen konnte: „Werter pithekos en porphyra!“ ,denn er war sich sehr sicher, dass der Römer kein Griechisch konnte – vielleicht würde er die griechische Anrede ja sogar als Kompliment auffassen., „wenn es euch beliebt, so will ich ein Gedicht in eurer Sprache vortragen, um euch nicht mit der schwierigen griechischen zu belasten!“ „Was für eine langweilige Sprache Latein doch ist, so ausdrucksschwach!“, dachte er sich insgeheim und begann, mit einem schelmischen Lächeln auf dem Gesicht und neugierig, wie die Epode dem Römer wohl bekommen würde, laut und deutlich zu rezitieren:


    „Quo, quo scelesti ruitis? Aut cur dexteris
    Aptantur enses conditi?
    Parumne campis atque Neptuno super
    Fusum est Latini sanguinis,
    Non ut superbas invidae Karthaginis
    Romanus arces ureret
    Intactus aut Britannus ut descenderet
    Sacra catenatus via,
    Sed ut secundum vota Parthorum sua
    Urbs haec periret dextera?
    Neque hic lupis mos nec fuit leonibus
    Umquam nisi in dispar feris.
    Furorne caecus an rapit vis acrior.
    An culpa? Responsum date."


    Hier legte Xanthias eine Pause ein, auch wenn er nicht wirklich auf Antworten hoffte. Schließlich setzte er fort:


    "Tacent et albus ora pallor inficit
    Mentesque perculsae stupent.
    Sic est: acerba fata Romanos agunt
    Scelusque fraternae necis,
    Ut inmerentis fluxit in terram Remi
    Sacer nepotibus cruor.”


    Als er geendet hatte, legte er eine wirkungsvolle Pause ein, um sich schließlich zu verbeugen, so gut das mit am Rücken gefesselten Händen eben ging. Während er gebeugt dastand und zur Erde blickte, überlegte er, ob er mit dem Gedicht nicht zu weit gegangen war. „Wer weiß, vielleicht würde der Römer die tiefe Kritik ja gar nicht verstehen“, dachte er sich und gefasst auf das Schlimmste blickte er wieder auf.


    Sim-Off:

    Das Gedicht ist die Epode Nr. 7 von Q. Horatius Flaccus "An das römische Volk"
    Übersetzung: Wohin, wohin, Verruchte stürmt ihr? Und warum in eure Rechte nehmt ihr die Schwerter, die doch schon geruht? Ist denn zu wenig über Land und Meere hin vergossen worden an Latinerblut? Nicht dafür, dass des neidischen Karthagos stolze Burgen der Römer brennen seh', noch auch dafür, dass der noch ungebrochene Brite hinziehen muss in Ketten auf dem Heiligen Weg, sondern dafür, dass nach der Parther Wünschen durch eigene Hand zugrundegehe diese Stadt? Das war bei Wölfen nicht die Art noch auch bei Löwen jemals: die sind nur gegen Fremdes wild. Ob blinde Wut euch hinreißt oder allzu heiße Leidenschaft, ob Schuld? Antwort gebt! Sie schweigen, und ihr Antlitz bleiche Blässe färbt, die Herzen in Erschütterung starrn. So ist es: herbes Schicksal treibt die Römer um und Frevel auch des Brudermords, seit niederfloss zur Erdes des unschuldigen Remus Blut: den Enkeln Fluch.


    Kann man hier das griechische Alphabet nicht benutzen? pithekos en porphyra müsste eigentlich À¯¸·º¿Â ἐ½ À¿ÁÆÍÁ± heißen. "Affe in Purpur"

  • Zitat

    Original von Xanthias
    Werter pithekos en porphyra!“ ,denn er war sich sehr sicher, dass der Römer kein Griechisch konnte – vielleicht würde er die griechische Anrede ja sogar als Kompliment auffassen.


    Titus Tranquillus verfolgte natürlich die Antwort des Sklaven. Er sah den Herrn in seiner Sänfte, erkannte in ihm und anhand dessen Gefolgschaft einen recht liquiden Kunden. Und nicht nur deswegen rutschte ihm das Herz in die Hose, als er die Worte des Griechen vernahm. Noch ehe der sein Gedicht vortragen konnte, holte Titus höchstpersönlich aus und klatschte dem frechen Kerl mit dem Handrücken eine schallende Ohrfeige ins Gesicht. Anschließend spuckte er dem Sklaven vor die Füße. "Du wirst meine Kundschaft mit dem ihr gebührenden Respekt behandeln, Sklave!" knurrte er Xanthias zu, ehe er sich dem Interessenten zuwandte und ganz den unterwürfigen Händler mimte. "Verzeih, mein Herr." Denn Titus Tranquillus war des Griechischen mächtig, sowie einiger anderer Zungen, und er war sich sicher, dass gerade die höhere Herrschaft den Sklaven ebenso verstand. Dumm nur, dass er nun nicht mehr auf den Intellekt des Verkaufsobjektes eingehen konnte, denn das hatte gerade seine Einfältigkeit bewiesen.

  • Auch Quintus kam auf seinem Weg zu der Villa Flavia am Sklavenmarkt vorbei und sah einen jungen Mann auf dem Podium stehen. Als dieser begann, Horaz zu zitieren, blieb er gespannt stehen und wartete was wohl noch kommen möge.

  • Autsch! Dass nun gerade dieser widerwärtige Sklavenhändler ihn verstehen würde hätte er nicht gedacht. Und wie er ihn dann auch noch anschnauzte ... dabei hatte seine Familie sicherlich ein Vielfaches des Vermögens dieses Mannes besessen. Doch die Moiren waren grausam und des Schicksals Wege unergründlich, und so war er nun in der Gewalt dieses Mannes. Wie auch immer, er hatte mit seinem bisherigen Leben abgeschlossen und alle Demütigungen, die er jetzt erfuhr ließen ihn kalt. Und auch noch so viele Ohrfeigen des Händlers würden ihn nicht davon abhalten können, diesen minder bemittelten Römern seine Meinung ins Gesicht zu sagen.

  • Bereits als der Sklave seinen Mund aufmachte, runzelte ich die Stirn. Selbstverständlich war ich des Griechischen mächtig. Ich sprach es zwar nicht oft, doch las ich häufiger im griechischen Original. Der Sklave indes mochte auf die Entfernung vielleicht nicht erkennen, dass ich in meiner Sänfte leicht verärgert die Stirn runzelte, als er mich dreist beschimpfte. Es war mir eine Genugtuung, zu sehen, wie er von Titus Tranquillus daraufhin sanktioniert wurde. Vor aller Augen - eine Demütigung sondergleichen. Mir lag bereits eine Erwiderung auf der Zunge, doch da kam der Sklave endlich meiner Aufforderung nach und trug etwas vor. Auf Latein, wohlgemerkt, und obgleich die Worte wie billiger Hohn von seinen Lippen troffen, entbehrten sie doch nicht einem gewissen Geüfhl für Versmaß und Rhythmus. Ob Celerina an diesem Sklaven Gefallen finden mochte, wusste ich nicht zu sagen. Vielleicht wäre er auch eher etwas für Narcissa gewesen, die gerne las und zumeist in der Bibliothek anzutreffen war.


    Caecus war inzwischen zu mir zurückgekehrt. Ich sagte etwas zu ihm, und er gab es weiter. "Mein Herr dankt dir für deine gütige Nachhilfe im Griechischen und beglückwünscht dich zu deiner außerordentlich sinnvoll gewählten Passage des Vortrags inmitten Roms. Er gibt dennoch zu bedenken, dass seine urprüngliche Frage nach deinem Können die Musik betreffend nicht hinreichend beantwortet ist und stellt es dir frei, in deiner Heimatsprache zu antworten, sofern es dir beliebt." Ich lehnte mich zurück in die Kissen und wartete auf eine neue Dreistigkeit. In gewisser Weise war das sogar spaßig.

  • Schon etwas weniger vorlaut, nicht etwa der Ohrfeige des Händlers sondern viel mehr der geistreichen Antwort des Patriziers wegen, der offenbar doch nicht zu der Sorte von Römern gehörte, die das non plus ultra in Catos "Origines" oder Ennius' "Annales" sahen, erwiderte Xanthias dem Laufburschen: "Ich entschuldige mich vielmals, und will ohne Zögern der Aufforderung deines Herrn nachkommen!"


    Kurz dachte er nach, ob er den Römer nochmals beleidigen sollte, besann sich aber schließlich auf seine guten Manieren und die Worte seiner Mutter, sich auch den ungebildetsten Fremden gegenüber immer höflich zu verhalten. (ob das wohl auch noch galt, wenn man von einem Mitglied jenes Volkes versklavt wurde?) Allerdings schien dieser hier offenbar gar keiner der ungebildeten Sorte zu sein, und so rief er mit lauter Stimme, in lateinischer Sprache, in Richtung der Sänfte: "Dominus, ich entschuldige mich für meine vorlauten Worte und bereue sie zutiefst! Nichts liegt mir ferner als den Zorn eines so gebildeten Bürgers, wie ihr einer seid, auf mich zu ziehen!" "Immerhin beherrscht er offenbar ein paar Brocken Griechisch", dachte Xanthias. "Nun, den Musen bin ich durchaus nicht abhold. Ich pflege meine Gedichte auf der Lyra oder der Kithara zu begleiten und auch auf der Tibia weiß ich manch schöne Melodey zu spielen."


    Nach diesen versöhnlichen Worten, hoffte Xanthias den Zorn des Römers wieder einigermaßen beschwichtigt zu haben, da dieser als offenbar reicher Mann ihm wahrscheinlich eine relativ angenehme Zukunft bieten würde können. Außerdem war er anscheinend der einzige, der Interesse an ihm gefunden hatte, doch das konnte sich ja noch ändern.

  • Der Gentleman schwieg und genoss. Der Piso auch. Er hatte sich, zusammen mit seinem Sklavenersteigerungssklaven Cassivellaunus, der eine laute Stimme hatte, unter die Masse gemischt und dem Schlagabtausch zwischen Corvinus und diesem Xanthias zugehorcht. Herrlich, wie der Aurelier, dieses Charakterschwein, von dem Sklaven einen vor den Latz geknallt bekam, und wie ihm nichts anderes übrig blieb, als einzustecken. Hoffentlich machte er dies nur bei diesem Aurelier!
    Was man nicht sagen konnte, war, dass die ästhetische Vortragungskraft des Sklaven minimal war. Ja, der Gute beherrschte die Ästhetik! Und er entschuldigte sich auch. Na gut.
    400 war angeboten? Und noch niemand hatte geboten? Es tat wohl einmal Not, dass eine andere Gens als die Aurelier, immer nur die, neue Sklaven bekam. Wieso bekamen die Flavier nie was ab? Das Ruder musste doch herumzureißen sein! Irgendwie einmal.
    Ah, singen und Melodien spielen konnte der Gute wohl auch noch! Das war eine gute Sache. Piso zupfte seinen Amictus, den er anstelle einer repräsentativen, aber unbequemen Toga trug, zurecht, und bewegte seinen Kopf stumm hin und her, als überlegte er.
    Dann entblödete er sich doch tatsächlich nicht, seinem Sklaven etwas zuzuflüstern. Piso selber würde sicher nicht schreien, er musste doch seine süße, liebreizende Stimme (zumindest hielt er sie dafür) schonen! Cassivellaunus nickte und krähte dann zum Sklavenhändler hin: “401 Sesterzen bietet Aulus Flavius Piso!“ So, jetzt hatte er sich enttarnt. Mal sehen, was Corvinus jetzt tat.

  • Zumindest schien der Sklave nun seinen Benehmen wiedergefunden zu haben. Ob dies nun der Ohrfeige des Händlers oder den Worten meines Sklaven zu verdanken war - oder keinem von beidem - war mir gleichgültig. Mit seinen poetischen Worten hatte er sich nicht unbedingt Freunde unter den Zuschauern gemacht. Die meisten hatten den Tiefsinn dahinter verstanden, und nicht wenige waren empört und warfen mit allerlei Unrat nach dem Sklaven, wandten sich angewidert ab oder beschimpften lauthals Sklave wie Händler. Ich saß in meiner behaglichen Sänfte und schmunzelte vor mich hin. Offenbar wusste der Grieche wenigstens, wann er seine Worte besser mit Bedacht wählte, und in dieser Situation war das durchaus angebracht. Zwar troffen sie immer noch vor Sarkasmus, doch störte mich das weniger in diesem Moment. Kithara und Tibia konnte er also spielen. Nun, das war dann vielleicht ein netter Zugewinn zu Sofias Künsten, die allemal eher bescheiden zu nennen waren. Vielleicht konnte dieser Grieche ihr noch etwas beibringen, bis sie zusammen harmonierten. Ich nickte zufrieden vor mich hin, als plötzlich das erste Gebot kam. Eine ziemlich unkonventionelle Summe zwar, doch als ich den Namen hörte, verwunderte mich nichts mehr. Flavius Piso. Dieser unsägliche Schmarotzer der römischen Gesellschaft. Augenblicklich dachte ich an Prisca und daran, wie sie mir erzählt hatte, dass sie ihn liebte. Bah. Selbstredend gefiel es mir gar nicht, dass er auf den Sklaven bot. Was sollte er schon für einen Nutzen von ihm haben? Sicherlich pokerte er darauf, dass ich mich dieser Herausforderung stellte und mitbot, nur um ihn zu überbieten. Doch das konnte er sich schenken. Ein Aurelier warf kein Geld zum Fenster hinaus. Obwohl es mich durchaus reizte. So saß ich, nunmehr etwas steif und wenig amüsiert, in der Sänfte und ließ es in mir brodeln.

  • "Da wagt doch glatt einer zu bieten, nachdem was ich den Römern da an den Kopf geworfen habe." Xanthias war verwundert. Möglicherweise war es ja keiner dieser verklemmten Römer, die nichts anderes als Krieg im Kopf hatten, sondern einer den die Musen zumindest nicht vollständig kalt ließen. Neugierig sah er in Richtung des Reichen, der sich in seiner Sänfte nicht rührte und offenbar noch nicht vorhatte mitzumischen. Xanthias trat von einem Bein auf das andere, schön langsam wurde es unangenehm da oben auf dem Podium, das inzwischen voll von allerlei Unrat war, mit dem die wütende Menge ihn und den Händler nach seiner Poesie-Aktion beworfen hatte. Außerdem schnitten ihn die Fesseln an seinem Rücken inzwischen schon ziemlich und die Tatsache, dass er noch immer halb nackt dastand machte das Ganze nicht erträglicher.

  • Auch Seiana war beim Sklavenmarkt vorbeigekommen – ihr Weg hatte sie eher durch einen Zufall hierher geführt, weil sie in der Stadt unterwegs gewesen war, und sie hatte eigentlich auch nicht halt machen wollen, bis etwas ihre Aufmerksamkeit erregte. Ein Sklave begann, Horaz zu rezitieren, und sowohl die Art wie er es vortrug als auch seine Auswahl – sofern es denn seine Auswahl gewesen war – machten sie… irgendwie neugierig. Langsam kam sie näher und besah sich den Sklaven, während dieser mit seinem Vortrag dem Ende zukam. Weitere Nachfragen wurden gestellt, ohne dass Seiana bemerkte, dass der Frager zu ihrem Patron gehörte, da dieser in einer Sänfte saß, und kurze Zeit danach das erste Gebot zu hören war. Von Flavius Piso, bei dem sie vor nicht allzu langer Zeit gewesen war, wie sie sich düster erinnerte. Nein, an die Szene mit ihm dachte sie nicht gern zurück, nicht, weil ihr der Flavier in schlechter Erinnerung geblieben wäre, sondern weil die Situation so unangenehm gewesen war. Und weil sie mehr von ihrer Fassung verloren hatte vor ihm, als sie es normalerweise tat – mehr, als sie sich zugestand, selbst vor Familienangehörigen. Und Piso war im Grunde nicht mehr als ein vager Bekannter für sie.


    Seiana lenkte ihren Blick wieder nach vorne, zu dem Podest, und gab dem Sklaven, der sie begleitete, einen Wink vorerst abzuwarten. Was von dem Sklaven auf dem Podest bisher zu hören gewesen war, machte ihn durchaus interessant. Seiana gehörte eigentlich nicht zu denen, die viele eigene Sklaven hatte. Sie hatte Elena, auch wenn sie dieser in letzter Zeit immer häufiger frei gab, und Aristea unterstützte sie nun. Im Übrigen genügten ihr vollauf die Haussklaven der Casa Decima. Allerdings: Livianus war nun in Germanien, und er hatte einen großen Teil des Hausstands mitgenommen. Insofern wäre ein Kauf durchaus gerechtfertigt – und bei dem, was er konnte, würde sich auch weitere Verwendung finden lassen für ihn. Sie hatte nach wie vor noch niemanden, der sich – dauerhaft – um ihren Buchladen kümmern könnte, sie würde weitere Unterstützung brauchen, wenn sie im Senat Zuspruch fand und Auctrix wurde… Und da er offenbar Instrumente spielte, könnte er in dieser Hinsicht Aristea ergänzen, die selbst gesagt hatte, dass sie nicht sonderlich musikalisch war. Sie gab dem Sklaven einen weiteren Wink und wisperte ihm ein paar Worte zu, bevor dieser vortrat. „450 Sesterzen. Und meine Herrin möchte wissen, wie dein Name lautet.“

  • Eine weitere Interessentin hatte sich dem lustigen Treiben angeschlossen. In der Tat, inzwischen machte das Ganze Xanthias sogar Spaß, abgesehen von der Tatsache, dass er offenbar für den mickrigen Betrag von 450 Sesterzen verkauft werden sollte, die ihn leicht kränkte, "Kein Geld der Welt könnte meine Fähigkeiten jemals aufwiegen.", dachte er bei sich. Nachdem die junge Dame seinem Vortrag gelauscht (und ihn dabei nicht mit Dreck beworfen hatte), beobachtete sie auch noch den Schlagabtausch zwischen ihm und dem Mann in der Sänfte und schien zu überlegen. Als das Gebot über 401 Sesterzen gefallen war, wartete sie noch einige Momente, schien zu überlegen ... und ließ schließlich von ihrem Sklaven 450 Sesterzen bieten. Außerdem folgte die Frage nach Xanthias' Namen.


    Dieser musterte die junge Frau, sie war durchschnittlich groß, schlank und hatte dunkles Haar. "Hübsch wäre sie schon mal, und wohl auch ungefähr so alt wie ich. Allerdings scheint sie nicht gerade zur High-Society zu gehören.", dachte der Grieche, bevor er antwortete: "Mein Name ist Xanthias, werte Dame, und ich stamme aus Phokis, wo meine Familie viel Land besaß."

  • Aristea hatte ihre Herrin Seiana auf ihrem Gang in die Stadt begleitet und stand infolgedessen nun neben ihr auf dem Sklavenmarkt. Am liebsten wäre sie weiter gegangen und hätte die Sklavenhändler und die anderen zum Verkauf stehenden Sklaven einfach hinter sich gelassen. Dieser Ort deprimierte sie immer ein wenig und kein anderer Ort erinnerte sie so sehr daran was ihr Stand eigentlich bedeutete wie dieser. Leider tat Seiana ihr diesen Gefallen nicht und so musste auch Aristea stehen bleiben.
    So hatte sie auch zwangsläufig dem Sklaven auf dem Podest zugehört und fragte sich was ihn geritten hatte gerade diese Auswahl zu treffen? Da sie Halbgriechin war und bei ihrer griechischen Mutter aufwuchs, hatte sie auch ohne Probleme seine Beleidigung verstanden. Wollte er dem Sklavenhändler das Geschäft verderben? Wenn hatte der Sklave dort oben seinen Plan nicht sonderlich gut durchdacht, denn der Sklavenhändler würde ihn wenn auch mit deutlichen Einbußen schon irgendwie loswerden und sei es an einen Steinbruch. Die andere Möglichkeit war, dass er einfach nur dreist oder ignorant genug war, um anzunehmen, dass man in Rom kein Griechisch verstand. Jedenfalls waren das alles Aussagen, die sie selbst nie getätigt hätte, weil ihr die Erfahrung in all den Jahren gezeigt hatte, dass sich sowas nicht auszahlte. Umso überraschter war sie nun, dass ihre Herrin tatsächlich für den Sklaven dort oben auf dem Podest bot. Hatte sie sich das wirklich gut überlegt? Naja sollte Seiana wirklich erfolgreich mit ihrem Gebot sein, machte Aristea die Aussicht demnächst mehr Zeit mit dem Mann dort oben verbringen zu müssen nicht gerade glücklich. Er hatte seinen neuen möglichen Herren schon gegenüber keinen Respekt gezeigt, wer wusste ob er das bei seinen Mitsklaven tun würde? Er machte auf sie jedenfalls den Eindruck, als sei er jemand der sich um so etwas nicht sonderlich scherte.

  • Das ging ja kaum voran hier. Zumindest schien der reiche Schnösel nicht besonders außer sich zu sein, weil der Sklave ihn vor den Kopf gestoßen hatte. Nur sein Interesse war offensichtlich dahin. Stattdessen bot ein anderer Mann, kurz darauf eine Dame. Und immer mehr Leute verließen den Platz. Titus sah sich im Zwiespalt. Sollte er der Frau den Zuschlag erteilen oder noch warten, bis der Kerl sie wieder überbot? "Vierhundertfünfzig sind geboten, verehrtes Publikum! Viehundertfünfzig - zum Ersten! Vierhundertfüfnzig zum Zweiten...." Er haderte mit sich selbst. "Quiriten, bedenkt den intellektuellen Wert dieses Griechen!" Wobei der sich soeben ja selbst ins Aus manövriert hatte.... Naja, egal. "Vierhundertfünfzig zum Dritten, und verkauft an die hübsche Dame dort vorn in der zweiten Reihe!" Titus wies auf Decima Seiana und seufzte innerlich. Blöder Kerl, der der Sklave war. Hatte ihm einfach so sein Geschäft versaut. Titus winkte ungeduldig. Seine beiden Handlanger traten rechts und links an den Sklaven heran und packten ihn.


    "Meine Dame, wenn du bitte vortreten möchtest? Willst du ihn gleich mitnehmen oder soll ich ihn bringen lassen?" fragte Titus Tranquillus die hübsche Frau. "Mache hier dein Zeichen", forderte er sie auf und hielt ihr eine Wachstafel unter die Nase, die alle relevanten Informationen zum Kauf beinhaltete.


    Sim-Off:

    450 Sesterzen an die Staatskasse II, bitte!

  • Xanthias hieß der Sklave also. Und entstammte einer wohlhabenden Familie – was ihn möglicherweise schwierig sein ließ, das war ihr durchaus klar. Andererseits könnte er, sollte er sich mit seinem Schicksal als Sklave wirklich abfinden, sehr nützlich sein mit seinem Wissen, jedenfalls wenn das, was er behauptet und bisher bereits gezeigt hatte, einen glaubhaften Rückschluss zuließ auf seine Fähigkeiten. Es konnte immer noch sein, dass er nur dies auswendig rezitieren konnte, aber diesen Fall hielt Seiana einfach für unwahrscheinlich. Und wenn er tatsächlich so viel konnte, wie es den Anschein hatte, war der bisherige Preis lächerlich, das wusste auch sie, die es bisher selten nötig gehabt hatte, einen Sklaven zu ersteigern – weder für sich noch für ihre Familie.


    Hätte Seiana geahnt, was der Sklave dachte, sie hätte es sich vielleicht überlegt – so aber blieb sie bei ihrem Gebot, und tatsächlich schien der Flavius Piso das Interesse an dem Griechen verloren zu haben, und auch sonst zeigte niemand wirklich Interesse. Etwas widerwillig, so schien es Seiana, aber schließlich ohne Zweifel gab der Händler ihr den Zuschlag, als kein weiteres Gebot einging. Sie gab Aristea und Demetrios, die sie begleitet hatten, einen Wink ihr zu folgen und trat nach vorne. „Ich nehme ihn gleich mit“, antwortete sie ruhig, während sie den Kauf wie gefordert bestätigte. Demetrios sollte genug sein, um ihren neuen Sklaven an einer möglichen Flucht zu hindern, und sie war ohnehin auf dem Heimweg gewesen. „Komm her“, bedeutete sie Xanthias dann. Kurz musterte sie seinen freien Oberkörper, mit unbewegtem Gesichtsausdruck, dann machte sie eine Kopfbewegung in seine Richtung und wandte sich erneut an den Händler: „Gib ihm etwas zum Anziehen.“ Ihre Stimme war weitestgehend neutral, nur ein aufmerksamer Zuhörer mochte die feine Note von Unwilligkeit erkennen, die in ihrem Tonfall mitschwang.


    Sim-Off:

    Überwiesen

  • Der Händler erteilte schließlich der Dame den Zuschlag und schon wurde Xanthias von den zwei derben Handlangern desselben gepackt und nach vorne gezerrt. Die Römerin schien noch einmal zu überlegen, obwohl der Kauf eigentlich schon rechtskräftig war, musterte Xanthias eindringlich mit unbewegter Miene, aus der der junge Grieche nicht schlüssig wurde, ob sein äußeres Erscheinungsbild ihren Ansprüchen gerecht wurde. Wahrscheinlich eher nicht, schließlich waren die Möglichkeiten zur Körperpflege die letzten Wochen für ihn mehr als dürftig gewesen und an sein letztes Bad konnte er sich gar nicht mehr erinnern. Sie hatte also vor, ihn gleich mitzunehmen. Zum Glück, dachte Xanthias, denn er hätte es keine Minute länger bei diesem widerwärtigen Sklavenhändler mit seinen dumm dreinblickenden dafür äußerst groben Handlangern ausgehalten.
    Zwei Sklaven hatte die junge Dame in ihrer Begleitung, ein Mädchen, das wohl ungefähr so alt wie Xanthias war und einen Mann, der offenbar zu ihrem Schutz und seiner Bewachung mitgekommen war. Als die Römerin den Händler aufforderte Xanthias etwas zum Anziehen zu geben, kam dieser ihrem Wunsch nach und stülpte dem Griechen kurzerhand einen muffigen Sack über, der nur im entferntesten Ähnlichkeit mit einem Kleidungsstück besaß.


    Nun wandte sich Xanthias seiner neuen Besitzerin zu: "Domina, darf ich euren Namen erfahren?.", er verbeugte sich galant in Richtung seiner neuen Herrin. "Meine Dame, würdet ihr mir auch denn euren verraten?.", auch die junge Sklavin bekam eine Verbeugung. Schließlich nickte er noch dem Sklaven, der ihn sehr misstrauisch anblickte mit einem breiten Grinsen zu.


    "Ich wäre euch zutieftst verbunden, domina, könntet ihr meine Fesseln lösen.", machte Xanthias nun die inzwischen nahezu unerträglich gewordenen Schmerzen der Stricke an seinen Handgelenken zum Thema. "Außerdem bitte ich um die Möglichkeit eines Bades, wenn das auch in eurem Interesse liegt.", fügte er in einem ehrlich unterwürfigen Ton hinzu - die Strapazen der letzten Wochen dürften auch sein Ego etwas geschmälert haben, hatte doch seine Stimme einen Großteil ihrer früheren Überlegenheit eingebüßt.

  • Als der Händler Xanthias zu ihnen brachte, stieg Aristea ein nicht gerade angenehmer Geruch in die Nase, eine Mischung aus muffiger Wäsche, abgestandenem Schweiß und anderen Ausdünstungen des Körpers, sowie alten Essensgerüchen. Unbewusst wich sie ein wenig zurück und hätte am liebsten die Luft angehalten, aber das war leider keine dauerhafte Lösung. Ein mit Parfüm beträufeltes Taschentuch wäre jetzt nicht schlecht gewesen, aber so etwas besaß sie nicht. Ihr blieb also nichts anderes übrig als es auszuhalten und vielleicht würde sie sich im Laufe des Heimwegs ein wenig daran gewöhnen und den Geruch nicht mehr so wahrnehmen.
    Allerdings brachte Xanthias selbst es fertig sie ein wenig davon abzulenken, indem er Seiana nach ihrem Namen fragte. Irritiert schaute Aristea ihn an. Er war ein Sklave und zumindest in dieser Situation, wäre es ihrer Meinung nach besser gewesen darauf zu warten bis seine neue Herrin ihn ansprach und sich vorstellte, als selbst als Erstes das Wort an sie zu richten. Außerdem verbeugte er sich ebenso vor ihr wie zuvor vor Seiana, dabei war sie nur eine Sklavin und ihr stand es nicht zu so behandelt zu werden wie ihre Herrin.
    Trotzdem musste sie zugeben, dass ihr Xanthias dadurch insgeheim sympatischer wurde. Nachdem er vorhin erzählt hatte, er stamme aus einer wohlhabenden Familie hatte sie befürchtet, er könnte sich deshalb für etwas besseres halten und sie von oben herab behandeln. Nun gut die Zeit würde zeigen, ob ihr erster Eindruck wirklich gänzlich falsch gewesen war. Jetzt schaute Aristea zu Seiana hinüber, wie diese wohl auf die Worte von Xanthias reagieren würde, erst dann würde Aristea sich selbst vorstellen.

  • Seiana unterdrückte den scharfen Kommentar, der ihr auf der Zunge lag, als sie sah, was der Händler dem griechischen Sklaven über den Kopf stülpte. Aber sie entschied sich dann doch dafür, zu schweigen. Sie hatte mit Tranquillus und seinen Helfern keine Erfahrung, aber für gewöhnlich machte es wenig Sinn, mit Sklavenhändlern über so etwas zu diskutieren. Der Sklave war verkauft, das Geschäft gemacht, und sie hatte ja selbst gesagt, dass Xanthias gleich mitnehmen würde. Der hatte sich unterdessen ihr zugewandt und sprach sie nun an. Seiana musterte ihn einen Moment lang schweigend, und ihre Augenbraue wanderte ein wenig nach oben, als sie hörte, wie er Aristea ansprach, und was er noch zu sagen hatte. Auf den Mund gefallen war er ganz sicher nicht, das wurde deutlich, und er verstand mit Worten geschickt umzugehen. Ganz eindeutig konnte das von Vorteil sein, aber dass er es nicht für nötig zu halten schien, sich ein wenig zurückzuhalten, versetzte seinem Benehmen – so höflich es auch war – eine Note, die einem Sklaven eher unangemessen war. Vor allem einem neuen.


    Nichtsdestotrotz war sein Benehmen höflich, und Seiana war niemand, der einen Sklaven allein für so etwas anfuhr. Sie würde abwarten, was die nächsten Tage brachte. „Decima Seiana“, antwortete sie mit einem angedeuteten Lächeln, während sie es Aristea überließ, sich selbst vorzustellen – hatte Xanthias sie doch direkt angesprochen. Demetrios nickte dem Neuen kurz zu und stellte sich ebenfalls vor, was lediglich eine knappe Nennung seines Namens beinhaltete. Seiana registrierte durchaus, dass der Grieche seinem Landsmann gegenüber misstrauisch schien, aber warum und wie seine Einschätzung war, würde sie ihn später fragen. Stattdessen bedeutete sie ihm mit einem Wink, die Fesseln Xanthias’ zu lösen. Wäre weniger los, hätte sie sich das zweimal überlegt, aber so, mitten am Tag und in diesen Menschenmengen, würde der Sklave nicht weit kommen, sollte er so töricht sein hier davonlaufen zu wollen. Dann wanderte erneut eine ihrer Augenbrauen hoch. „Die Möglichkeit eines Bades für dich liegt durchaus in meinem Interesse. Sei versichert, dass du sie bekommen wirst“, antwortete sie mit feinem Spott in der Stimme, während sie sich in Bewegung setzte. „Wir werden gleich zur Casa Decima gehen. Dort bekommst du zunächst sowohl die Gelegenheit zu baden als auch vernünftige Kleidung. Danach sehen wir weiter.“

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