Ravenna ist viel schöner, findet Stella. Und überhaupt, sie hat den Onkel schon sehr lange nicht mehr gesehen. Wer weiß, wie der jetzt so ist. Vielleicht ist er nicht mehr so freundlich und nett wie da, wo sie zu Besuch waren, sondern...na, alt eben. Sicher hat er mehr graue Haare. So war das mit alten Menschen, die bekamen genauso schnell graue Haare wie ein Apfel braune Flecken bekam. Stella erschreckt sich - vielleicht hatte Onkel Macer ja auch braune Flecken? Sie nimmt sich vor, da mal nachzuschauen bei Gelegenheit. Wenigstens muss sie nicht allein in dem öden Reisekarren sitzen, sondern hat Lenaea dabei. Leni, wie sie immer sagt, weil das leichter ist und schöner klingt. Ihre Amme Neferu, die aus Ägypten kommt, ist immer so streng, aber mit musste sie trotzdem. Da hat Tante Domitilla drauf bestanden. Auch Lenis Amme musste mit, genau wie die zwei griechischen Sklaven Praxias und Acoris.
Stella rutscht ungeduldig auf dem Sitz herum. Sie haben das Tor doch schon vor Eeeeewigkeiten passiert, wie lange dauert das denn noch? "Ich glaube, wir sind da", lässt Neferu da verlauten, und Stella rutscht augenblicklich vom Sitz. "Na eeeeeendlich! Ich kann die Kutsche nicht mehr sehen. Mir tut alles weh! Leni, meinst du, Onkel Macer ist überhaupt da? Tante Domitilla hat doch gesagt, dass er immer so wichtige Reden halten und die Senatoren auf Trab bringen soll. Was machen wir denn, wenn er gar nicht hier ist? Ich hab keine Lust, vor der Tür zu warten", maulte Stella.