[Casa Terentia] Ausweichquartier des Praefectus Alae

  • Christopherus hatte bereits ganze Arbeit geleistet und die Casa mit einem Schwarm hilfreicher Hände gesäubert und gelüftet.
    Primus hielt sein Pferd an und band es fest. Dann half er Valentina von ihrem Pferd. Als diese sich gefangen hatte machte er eine präsentierende Geste.
    Tja,...das ist es also...mein Stadthaus...

  • Bewundernd hob Valentina ihren Blick und betrachtete die Casa. Es war anders als sie es erwartet hatte. Sie wusste zwar nicht genau an was sie dachte. Doch sie war positiv überrascht. Das Gebäude erschien ihr hell und freundlich.
    Als Primus ihr dann beim Absteigen half, sah Valentina vom Haus zu ihm und schenkte ihm ein Lächeln. Sie war zwar jetzt mehr als froh am Ende der Reise angekommen zu sein. Doch sie wollte sich das nicht all zu sehr anmerken lassen.
    "Das sieht schön aus." Nickte sie anerkennend.

  • Primus sah auf das Haus und dachte, daß es ein müder Abklatsch der Casa Terentia in Mogo war. Er hatte die Casa günstig erworben und sich nicht weiter darum gekümmert.
    Nun,...ich hoffe, daß es mit deiner Hilfe zu einem etwas schöneren und vor allem wohnlicherem Haus wird.
    Er reichte ihr seinen Unterarm und führte sie zur Porta, welche in diesem Augenblick von Christopherus geöffnet wurde.
    Er nickte den beiden freundlich zu und begab sich zu den Pferden um sie in der Stallung unterzubringen.
    Primus führte Valentina ein wenig herum, zeigte ihr die Räume, das Atrium, führte sie über die Terrasse in den Garten, welcher von Christopherus liebevoll gepflegt wurde...
    Die kleine Rundreise endete vor einer Türe.
    Das wäre die Casa Terentia,...und dies hier... er deutete auf die verzierte Ebenholztüre, ...ist dein ganz persönliches Reich.
    Er öffnete die Türe und gab ihr den Weg frei.
    Der Raum war lichtdurchflutet und mit freundlichen Farben gestaltet.
    Es gab ein seperates Ankleidezimmer und einen Waschraum.
    Es war eine Kopie des Raumes den Tullia damals in Mogo für sie beide als Eheschlafzimmer eingerichtet hatte.
    Er hatte keine Ahnung davon wie man einen Raum wohnlich gestaltet, daher hatte er Christopherus gebeten diesen Raum so zu gestalten wie den in Mogo. Und er mußte zugeben, es war ihm gelungen.
    Wenn er auch Erinnerungen niederringen musste war der Raum sehr warm und gemütlich geworden. Das große verglaste Fenster gab einen Blick auf den Garten frei.
    Tja,...wenn du dich frisch machen möchtest...

  • Ein bisschen kam sich Valentina schon vor wie die Frau an Primus Seite als sie so mit ihm durch die Casa schlenderte und er ihr alles zeigte. Es fühlte sich gut an. Sie bewunderte das Haus, es war schöner als sie es sich vorgestellt hatte. Im Garten sah sie sich um und erkannte einen Platz an dem sich Rosen sicherlich gut machen würden. Sie nahm sich vor in der nächsten Zeit dafür zu sorgen, dass dort welche gepflanzt wurden.
    Nachdem Primus ihr dann das Zimmer zeigte verkrampfte sich Valentina etwas. Es sah hier fast genauso aus wie in dem Zimmer in dem sie Tullia in ihren schlimmsten Stunden erlebt hatte. Damals als die Götter ihr Kind wieder zu sich geholt hatten war Valentina bei ihr gewesen. Sie war damals so traurig, dass Valentina glaubte ihre Freundin würde nie wieder lachen. So gerne hätte sie noch mehr für sie getan. Und jetzt war sie gestorben. Gedankenverloren lehnte Valentina ihren Kopf gegen Primus Arm und schmiegte sich an ihn. Die Erinnerungen waren einfach immer noch zu schlimm.
    Einige Herzschläge standen die Beiden einfach nebeneinander und schwiegen. Dann aber raffte sich Valentina auf und hob den Kopf. "Das Zimmer ist wunderschön. Die ganze Casa ist herrlich. Ich werde mich hier sicherlich sehr bald wohlfühlen."

  • Irgendwie sah Valentina auch ein wenig verändert aus. Als schien eine Last von ihr abgefallen zu sein.
    Ein wenig unsicher lächelte er sie an und meinte,
    Tja,...ich ähem,...ich gehe jetzt mal ins Castellum,...heute Abend werden wir gemeinsam Essen,...wenn du dich eingerichtet hast kannst du ja mit Christopherus mal auf dem Markt gehen,...ich meine,...wenn du das möchtest...?!
    Was sollte Sie sonst tun? Confluentes war für sie eine fremde Stadt, es galt sie zu entdecken.

  • Ein trauriges Gesicht sah Primus an als dieser verkündete er müsste gehen. Doch Valentina nickte. Schließlich war sie offiziell als Haushälterin hierher gekommen und hatte sich deswegen auch um alles zu kümmern. Da gehörte es auch dazu auf den Markt zu gehen. Und ganz nebenbei konnte sie dann etwas von der Stadt erfahren. Sich ein bisschen umsehen. Dann dauerte es bestimmt nicht mehr lange und sie kannte sich hier genauso aus wie in Mogontiacum.
    "Keine Sorge, mit den paar Habseligkeiten die ich dabei habe werde ich mit dem Einrichten nicht lange brauchen. Und sobald ich mich etwas frisch gemacht habe gehe ich auf den Markt. Christopherus muss mir alles wichtige zeigen." Ihre momentane Unsicherheit versteckte Valentina hinter einem Lächeln.

  • Primus nickte und verabschiedete sich dann von Valentina.



    Christopherus traf Primus im Atrium und vernahm dessen Bitte um Begleitung der jungen Quintilierin. Er würde es machen,...sicher...das Kindermädchen spielen.
    Viel lieber würde er an Primus´Seite in irgendeine Schlacht ziehen...aber diese Zeiten waren für ihn vorbei. Zu alt, zu verschlissen war sein Körper.
    Sein Gesicht legte sich in Falten als er seine Bestätigung nickend kundtat.
    Primus verließ die Casa und er ließ dem Gast noch ein wenig Zeit sich zu erfrischen.
    Nach einer halben Stunde klopfte er an die Türe.
    Was das Ganze hier wohl sollte? War die Kleine vielleicht die Nachfolgerin von Tullia,...?
    Er wußte es nicht und es war ihm auch egal,...Primus vertraute ihm und er würde dieses Vertrauen nicht mißbrauchen.


    *Klopf* Klopf*


    Quintilia?...wenn du willst kannst du mich zum Markt begleiten,...

  • Nachdenklich schloss Valentina hinter Primus die Türe. Sie lehnte sich noch eine ganze Weile mit dem Rücken dagegen und dachte über die vergangenen Tage nach. Fragte sich ob das was sie hier tat richtig war. Und kam dann aber zu dem Schluss, dass sie lange schon nicht mehr so richtig entschieden hatte wie jetzt bei Primus.
    Dann begann sich Valentina gründlich zu waschen und zog sich anschließend um. Die Haare flocht sie zu einem lockeren Zopf, vergaß aber nicht die Spange ihrer Mutter darin zu befestigen.
    Sie war gerade damit fertig geworden einen leichten Duft aufzulegen als es an der Türe klopfte. Sie erkannte die Stimme von Christopherus, stand auf und öffnete ihm.
    "Gerne, werde ich dich begleiten Christopherus."

  • Christopherus, ein wenig befangen nickte freundlich lächelnd und ging voran.
    Er schloß hinter ihnen die Porta und führte sie aus der ruhigen Wohngegend in Richtung Zentrum. Hin und wieder erläuterte er ein paar markante Punkte welche Valentina sich merken musste, wenn sie einmal alleine unterwegs sein sollte um den Weg zurück zur Casa zu finden.
    Die Befangenheit verlor sich langsam und Christopherus betrachtete Valentina als junge Frau, die eigentlich vom Alter her seine Tochter sein könnte.
    Bald schon kamen sie beim Mercatus an.

  • Magdalena und Maria hatten die Casa einer Grundzäsur unterzogen. Der Frühjahrsputz vertrieb so manchen Nager und anderes getier, welches sich im Winter im Keller der Casa ein Heim geschaffen hatte.
    Dank Christopherus wohlgemerkt, denn der Beitrag der Frauen erschöpfte sich in stetem Kreischen, sobald etwas mit mehr Beinen als sie selbst hatten auftauchte.
    Bald duftete es aus der Küche, denn beide waren wahre Miesterinnen ihres Fachs. Während Magdalena köstliche Pasteten, Braten, eingelegte Gemüse und unglaubliche Saucen kreierte, buck Maria Brot, Kuchen und allerlei kleine Köstlichkeiten, welche tief in Honig oder duftenden Kräutern verschwanden.
    Christopherus beschied sich, nachdem er zum wiederholten Male der Küche verwiesen wurde, ob seiner Naschsucht, den Weinkeller nach ein paar guten Tropfen aufzusuchen.
    Die Zeit schien zu rasen, denn bald schon standen Primus und Valentina im Atrium. Christopherus, in frischer Tunika gekleidet geleitete die beiden in den Speiseraum, dort war nach germanischer Sitte eine Festtafel arrangiert die all jene Köstlichkeiten präsentierte deren Duft noch immer das Haus erfüllte.
    Primus nickte Christopherus zu und bot Valentina einen Stuhl an. Entgegen der römischen Sitte zu Tisch zu liegen, praktizierten die Bewohner der Casa Terentia die Methode des sitzenden Genusses.

  • Es war noch ein gutes Stück zu laufen, doch Valentina genoss jeden Schritt davon. Sie trug den Korb mit den Einkäufen in der einen Hand und mit der Anderen hatte sie sich bei Primus untergehakt. Zuerst gingen sie noch sehr gesittet nebeneinander her. Aber als die Leute etwas weniger wurden und die Straßen etwas leerer legte Valentina ihren Kopf an Primus Schulter. Es war so ein wunderschönes Gefühl nach Lupus wieder jemanden bei sich zu haben für den man wichtig war.
    Bei der Casa angekommen war die junge Römerin fast etwas enttäuscht. Sie hätte noch lange so weiter spazieren können. Aber sie folgte natürlich ins Haus. Den Korb gab sie bei Christopherus ab und staunte dann nicht schlecht als sie den Speißeraum betrat. Erst jetzt bemerkte Valentina wie hungrig sie eigentlich wirklich war.
    Etwas ungewohnt war das mit den Stühlen, aber sie war offen für Neues und so setzte sie sich. Einen Moment sah sie sich noch die Tafel an, dann hob sie den Kopf und sah Primus in die Augen. "Von wegen kein Ochse am Spieß. Das sieht ja herrlich aus! Erwartest du noch Besuch?"

  • Primus lächelte sie an und meinte,
    Nein,...aber keine Sorge,...wir haben hier in der Casa noch ein paar Genießer.
    Es war in der Casa üblich, daß Primus mit seinen Leuten zusammen aß.
    Ausnahmen bildete lediglich hoher Besuch, dann blieben sie außen vor.
    Bei Valentina waren sie sich nicht so sicher ob sie damit einverstanden war.
    Jetzt hing alles an ihr, würde sie sich vor dem Personal als typisch römische Herrin aufführen oder Tullias Art übernehmen?
    Wie unter klatschsüchtigem Personal üblich hatte man bereits Vermutungen angestellt über die "Neue" an Primus´Seite.
    Auch wenn sie seine Wahl optisch nachvollziehen konnten war die Quintilierin eine Römerin und von gutem Hause,...da war eigentlich schon alles klar,...oder?
    Primus nickte Chrisopherus zu und dieser füllte den Pokal mit einem feinem Falerner. Bei Valentina hielt er inne und fragte,
    Möchtest du lieber eine Fruchtschorle?

  • "Nein Danke, das ist schon in Ordnung."
    Lächelte Valentina Christopherus an. Hätte sie doch nur eine Ahnung gehabt was von ihr erwartet wurde. Niemals sah Valentina die Bedinsteten als Sklaven an. Sie hatte einmal deswegen sogar Ärger bekommen weil sie auf einem Sklavenmarkt in Rom ihr Wort erhoben hatte. Und auch ihr lieber Diener Bashir war zu einem Freund geworden und den hatte sie niemals als Sklave angesehen.
    "Na dann hoffe ich mal, dass alle einen guten Hunger haben." Die junge Römerin sah Primus an und hob ihren Becher etwas an.

  • Primus lächelte und bat die beiden Frauen und Christopherus mit an die Tafel.
    Es wurde ein zunächst zurückhaltend gestalteter Abend, welcher jedoch nachdem sich die erste Anspannung gelegt hatte recht bunt und interessant wurde. So erfuhr Valentina, daß Christopherus ein ehemaliger Vexillarius war und nun Primus als Mayor domus zur Seite stand. Sie erfuhr, daß Magdalena und Maria aus Palestina kamen und von Primus in Roma gekauft worden waren, wo viele von ihren Freunden und Verwandten im Flavischen Circus vor den Augen der römischen Bürger ad bestias oder ad flammas hingerichtet worden waren. Sie nahmen es recht gut auf, denn in ihrem Glauben befanden sich die Toten nun an der Seite ihres Herren.
    Primus erzählte die dramatischen Umstände wie es ihm damals mit Christopherus und Tullia gelang die beiden Frauen zu kaufen. Fast wäre es schiefgegangen und Christopherus hat die beiden Frauen auf dem schnellsten Wege nach Germania gebracht. Maria kochte fortan in Mogontiacum im alten Optio und Magdalena ging Christopherus in der Casa Terentia zur Hand.
    Maria kannte Valentina aus ihrer Zeit als Wirtin im alten Optio und Magdalena fragte wie sie denn zu den Hinrichtungen in Roma stand.
    Primus räusperte sich und Christopherus biss kopfschüttelnd in eine saftigte Ferkelchenkeule. Magdalena war immer auf der Suche nach jemanden den sie bekehren konnte und wenn Primus das auch nicht verhinderte, so wollte er doch nicht, daß seine Gäste mit Magdalenas Konvertierungsversuchen belästigt werde.
    Die Hinrichtungen im Circus sind durch ein ordentliches Gericht bestellt. ..Magdalena...wie hier einjeder darüber denkt ist alleine seine Sache.
    Magdalena, angriffstlustig wie selten entgegnete,
    Terentius Primus,...Du selber gehst doch auch nicht zu den Veranstaltungen...was hält dich als Eques davon ab die Exempel deines Herrschers gegen Verbrecher, Verräter und Marodeure zu verfolgen?
    Christopherus legte die Keule auf den Teller zurück und sah Primus kurz an.
    Dieser überließ ihm die Antwort, zumal er wußte, daß sie sich ein Bett teilten...
    Magdalena, es steht dir nicht zu Primus derartiges zu fragen. Viele rechtschaffende Bürger lehnen die Spiele ab oder ignorieren sie wie Primus es tut.
    Magdalena zog eine Schnute, sie wußte sie bewegte sich auf dünnem Eis...und irgendwann würde sie ihr loses Mundwerk den Kopf kosten.
    Reumütig lächelnd meinte sie,
    Ich wollte doch nur wissen was Valentina davon hält,...mehr eigentlich nicht...
    Primus sah Valentina an legte den Kopf etwas schräg und fragte,
    Nun, Valentina,...möchtest du dieser vorlauten hebräischen Sklavin etwas zu Deinen Ansichten mitteilen?...oder soll ich Christopherus bitten ihr in der Cusina den vorlauten Mund ein wenig mit Kernseife auszuschrubben?
    Mit verschränkten Armen sah er von Valentina zu Magdalena, welche nicht wußte ob Primus scherzte oder nicht,...das wußte sie bei dem Kerl nie...

  • Nachdem alle am Tisch Platz genommen hatten begann man mit dem Mahl. Valentina hielt sich zuerst noch etwas zurück, doch dann siegte der Hunger und auch sie langte dann kräftig zu. Den Geschichten hörte sie aufmerksam zu, war sie doch immer begeistert neue, unbekannte Dinge zu lernen. Bei der Geschichte wie Primus zu den beiden Frauen gekommen war wurde Valentina traurig. Es gab so viel Tod um sie alle herum. Maria hatte ihr nie etwas davon erzählt. Das tat Valentina leid, denn sie hatte sich offenbar zu wenig Zeit genommen für alle ihre Angestellten. Zuerst war sie so damit beschäftigt Tullias Arbeit gut weiter zu führen und dann war sie so sehr mit Abreiseplänen zugedeckt. Nein, sie war vermutlich keine besonders gute Chefin im alten Optio gewesen. Und dafür würde sie sich irgendwann einmal bei Maria entschuldigen.
    Als die Stimmung dann kippte stellte Valentina den Becher weg aus dem sie gerade getrunken hatte. Gerne hätte sie gleich etwas dazu gesagt, doch ihre Erziehung verbot es ihr sich einzumischen. So musste sie wohl oder übel warten bis die beiden Männer geendet hatten. Auf Primus letzte Bemerkung allerdings sah Valentina ihn mit großen Augen an. Ein paar Herzschläge lang sah sie ihn sprachlos an, dann wandte sie sich immer noch etwas verdattert an Magdalena.
    "Du bist für mich keine Sklavin. Ich hasse dieses Wort. Du bist eine Angestellte. In Mongontiacum hatte ich lange Zeit auch einen Angestellten. Er wurde mein bester Freund. Ich mochte ihn sehr gerne. Und ich hoffe wir werden auch irgendwannein gutes Verhältnis zueinander haben."
    Valentina schenkte ihrer Gegenüber ein Lächeln und streifte dabei auch Maria.
    "Was deine Frage betrifft." Valentina schwieg einen Moment. Sie schien über die richtigen Worte nachzudenken. "Es ist richtig, dass man diese Verbrecher bestraft. Und zwar mit den gleichen Sünden die sie ihren Opfern entgegen gebracht haben. Sie allerdings so offen hinzurichten halte ich auch nicht für richtig."
    Dann sah Valentina wieder zu Primus. "Niemandem muss hier der Mund ausgewaschen werden."


  • Ad Quintilia Valentina
    Casa Terentia
    Confluentes
    Germanien


    Salve Valentina,
    unser Abschied war nicht gerade herzlich und vermutlich möchtest Du auch nicht wissen, dass wir uns Sorgen um Dich machen und gern wissen würden, wie es Dir geht.


    Wir sind zurück in Rom, ich weiß nicht, ob Du davon schon gehört hast. Lucius wurde zu den Cohortes Urbanae versetzt und Du bist Tante geworden. Ich habe einem kleinen Jungen das Leben geschenkt. So klein ist er ja nicht mehr. Er heißt Lucius Rufus. Es ist schade, dass Du ihn wohl nicht so schnell kennen lernen wirst.


    Die Reise nach Rom zurück war unangenehm. Im Winter sollte man nicht von Mogontiacum nach Rom reisen. Erst Eis und Schnee und dann ein lästiger Regen. Aber nun hält der Sommer seinen Einzug. Es ist schon jetzt wirklich sommerlich, der Garten sieht wirklich schön aus. Diomedes hat ein Händchen für Pflanzen.
    Uns geht es gut. Rufus hat Laufen gelernt und lernt auch recht schnell sprechen. Irgendwie wird er sehr schnell groß.


    Mögen die Götter ihre Hand schützend über Dich halten. Viele Grüße aus Rom,
    Calvena



    Liebe Schwester!


    Es schmerzt mich sehr, daß Du einfach gegangen bist und nun gar nichts mehr von Dir hören läßt. Bitte schreib wenigstens ab und zu, wie es Dir geht und ob Du etwas brauchst.


    Der Götter Segen möge Dich stets begleiten.


    Vale,
    Valerian

  • Primus hob theatralisch beide Hände und lächelte ein wenig verschmitzt. Magdalena, nie um eine Peinlichkeit verlegen starrte Valentina an und stieß hervor.
    Was Primus sagt ist nur ein Scherz Herrin,...wir haben zwar den Status von Sklaven, aber auch nur, weil er uns schützt. Wenn wir frei wären, würde es nicht lange dauern bis auch wir in einem Belustigungsakt für den Plebs und danach bei unserem Schöpfer wären.
    Ihr Blick fiel auf Christopherus und ein Leuchten glitt über ihre Züge.
    ...was die beiden hier androhen mag vielleicht irgendwann geschehen,...ich weiß was ich für ein Mundwerk habe.
    Primus atmete hörbar aus und nickte beipflichtend.
    Aber auch wenn Primus es nicht gerne hört,...in Sinne unseres Glaubens ist er ein wahrer Christ.Er bietet uns seinen Schutz, Obdach und läßt es uns an nichts mangeln.
    Christopherus räusperte sich.
    Die Christen lehnen das Töten ab,...ich habe Primus kämpfen gesehen,...oh ja bei Mars,...mit ihm braucht er keinen Vergleich zu scheuen,...mit eurem weichen Gott jedoch...nein,...ich denke Primus ist kein typischer Christ.
    Kopfschüttelnd entgegnete Primus,
    Ich sorge mich um meine Leute Magdalena, um die friedfertigen,...
    Sein Blick fiel auf Maria, die ihren Blick schüchtern auf die Tischplatte fixierte und rote Ohren bekam.
    ...die loyalen und umsichtigen.
    Sein Blick fiel auf Christopherus, er nickte dem alten Mann ernst zu.
    ...aber auch die schwierigen, die vorlauten.
    Nun war Magdalena an der Reihe und ihr Blick wurde wieder unsicher, was sie ärgerte.
    Was den Kampf angeht, so kämpfe ich für meinen Kaiser und will überleben,...für andere, angenehmere Dinge.
    Lächelnd nickte er Valentina zu.

  • Die junge Römerin Nahm ihren Becher zur Hand und nippte daran. Mit dem ungestümen Wesen der Angestellten konnte sie nicht umgehen. Sie war es nicht gewohnt, dass man so mit ihr sprach. Entweder hatte sie nie ihre Meinung zu sagen gehabt oder aber es galt die Meinung ihres Bruders. Selbst die Gespräche mit Bashir waren stets ruhig verlaufen und sie hatten sich über alles mögliche Unterhalten. Aber nie so ungestüm.
    Deswegen konnte Valentina daraufhin auch nichts mehr erwidern. Sie wollte hier keinen schlechten Einduck vermitteln. Doch mit der Situation war sie einfach überfordert. Sie hörte von dieser Sekte den Christen. Und Maria und Magdalena mussten ihr angehören, denn sie sprach immer von ihrem Schöpfer. Valentina verstand nicht wie man nur an einen Gott glauben konnte wo es doch so viele Götter gab.
    Sie hielt sich mit einer Hand den Kopf, denn ihre Gedanken schwirrten darin hin und her. Es ging um Hinrichtungen, Tod und Kämpfen. Und das bei einem eigentlich gemütlichen Abendessen.
    Valentina wandte sich an Christopherus, der direkt neben ihr saß.
    "Mir ist ein bisschen kühl, ich hole mir meine Stola."
    Und mit diesen Worten stand Valentina auf und verließ den Tisch.
    Sie ging bis in das Nebenzimmer und lehnte sich dort dann mit dem Rücken gegen die Wand. Die Römerin schloss die Augen. Bilder von Gewalt und Hinrichtungen die sie selbst schon mitansehen hatte müssen bildeten sich vor ihrem inneren Auge.
    Weinend rutschte Valentina an der Wand entlang zu Boden. Warum nur musste sie sich so anstellen? Jetzt dachten sicherlich alle von ihr sie wäre verrückt. Warum konnte sie nicht einfach etwas erwidern? Ganz zu schweigen was Primus nun von ihr denken musste. Da fing seine Angestellte ein angeregtes Gespräch an und sie rannte davon. Nur weil ihr das Thema so unangenehm war. Valentina wollte nicht hören, dass Primus kämpfte. Denn das bedeutete immer, dass er auch sterben konnte.
    Gegen die Wand gelehnt hockte Valentina nun auf dem Boden und weinte lautlos in ihre, vor das Gesicht gehaltenen, Hände.

  • Primus und Christopherus erhoben sich als Valentina den Tisch verließ. Nachdem sie den Raum verlassen hatte sah Primus Magdalena tadelnd an, während diese sich unter seinem Blick wand.
    Sie wußte, daß sie zu weit gegangen war.
    Christopherus,...ich möchte Dich bitten Magdalena in naher Zukunft ein wenig mehr unter Deine Fittiche zu nehmen,...besonders was den Bereich Servus - Dominus angeht.
    Und an Magdalena gewandt meinte er,
    Magdalena,...ich möchte nicht noch einmal so eine Vorstellung erleben. Unser Gast hat es nicht nötig sich mit Deinen Ansichten zum Glauben abzugeben. ferner scheint mir ein gemeinsames Essen ein ungünstiges Forum für die Auflistung von Hinrichtungsmethoden und Vorgehensweisen der römischen Justiz mit Verbrechern.
    Nachdem Valentina für seinen Geschmack ein wenig zu lange wegblieb erhob sich Primus und alle anderen mit ihm. Die Tafel war aufgehoben.
    Christopherus reichte ihm einen Brief der heute eingetroffen war und Primus suchte Valentina.
    Er fand sie auf dem Boden kauernd in einem erbärmlichen Zustand.
    Wortlos nahm er sie auf und trug sie wie ein kleines Kind in ihr Cubicullum.
    Unterwegs traf er Maria und bat sie mitzukommen um Valentina beim umkleiden behilflich zu sein.
    Vorsichtig legte er sie auf das breite Bett und legte den Brief an sie auf den Nachtisch.
    Wie sie da lag, zerbrechlich, klein und irgendwie verloren hätte er sie am liebsten in den Arm genommen. Doch sie war offiziell Gast in der Casa, ein solches Vorgehen ungehörig im Beisein einer Dienerin. Er entschloß sich zu einer anderen Ungeheuerlichkeit.
    Neben dem Bett ließ er sich auf ein Knie nieder, ...befreite das Gesicht Valentinas von einer dicken Haarsträhne und streichelte ihr vorsichtig über die Wange.
    Es tut mir leid,...das nächste Mal werden wir es besser machen,...indem wir dir das Thema lassen...oder alleine essen.
    Ganz wie Du willst!

    Er lächelte.
    Maria wird bei dir bleiben und dir beim Umkleiden helfen.
    Langsam beugte er sich vor und küßte ihre verweinten Augen. Sie schmeckten salzig.
    Und bevor es sein Herz zeriss ging er aus dem Zimmer.
    Er war zornig und bestürzt zugleich. Magdalena,...na warte,...was mußte Valentina durchgemacht haben, daß sie dermaßen empfindlich und sensibel war?

  • Irgendwann wurde sie von starken Armen einfach hochgebohen. Valentina legte ihren Kopf gegen die Schulter von Primus und einen Arm um seinen Nacken. Sie war so traurig aber gleichzeitig auch so dankbar, dass er sie nicht auslachte oder verurteilte. Primus trug sie bis in ihr Bett und Valentina sah zu ihm auf. Den Brief sah sie vorerst nicht. Der würde ihr dann erst später auffallen.
    Primus kämpfte offensichtlich mit sich selbst, doch Valentina war hier nur Gast, das war ihr auch bewusst. Sie wollte schon den Blick senken als er sich vor ihr Bett kniete und ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich. Valentina lächelte ihn an und meinte dann leise.
    "Mir tut es auch leid. Ich hätte nicht so überreagieren sollen. Gerne würde ich dieses Essen einmal wiederholen. Achja..." Sie legte ihre Hand auf die von Primus.
    "Magdalena trifft keine Schuld. Ein andermal möchte ich mich gerne nocheinmal mit ihr über dieses Thema unterhalten."
    Als er sie küsste hielt Valentina den Atem an. Es war ein so schönes Gefühl und am liebsten hätte sie ihn festgehalten. Doch das durfte sie nicht und so hörte sie nur wie sich Primus mit schnellen Schritten entfernte.
    Einen Moment noch blieb sie liegen, dann richtete sie sich langsam auf und blickte zu Maria hinüber.
    "Bitte sei nicht böse mit mir, dass ich euch um euer Abendessen gebracht habe. Es war nur dieses Thema welches mich erschreckt hat." Offen und ehrlich sah Valentina zu der Hausangestellten hinüber. Sie ließ mit keinem Wort ihre Stellung erkennen. Im Gegenteil, es war Valentina unangenehm sich so benommen zu haben. "Was musst du jetzt wohl von mir denken?" Die junge Römerin saß am Rande ihres Bettes und sah zu Boden.

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