Maria war die ganze Sache mehr als peinlich. Primus war ein guter Mann, streng, aber gerecht. Er hieß nicht umsonst der Iustus unter den Bediensteten. Valentina war eine sehr freundliche, wenn auch ungewöhnlich sensible Römerin. So etwas wie sie war ihr noch nie begegnet. Sie mochte Tullia, oja,...sie hatte sie sehr gemocht. Ihr großzügiges Wesen, ihre direkte Art. Niemals kam sie sich bei Tullia wie eine Sklavin vor,...bei Primus auch nicht, obwohl er wiederum anders war,...eher wie gestrenger Vater, der stets das Beste fordert und gibt.
Sie ging hin zu Valentina und half ihr dabei sich zu entkleiden. Dabei warf sie einen verstohlenen Blick auf ihren Körper.
Er war wie geschaffen Männer verrückt zu machen. Mit einem verträumten Lächeln dachte sie an ihren eigenen Körper der zusehens älter wurde und noch nie einen Mann gespürt hatte.
Ich denke, daß Du aufhören solltest die Welt retten zu wollen. Du bist eine Römerin,...wenn Du dich so verhälst wie heute Abend kann es passieren, daß man Dich anderswo nicht ernst nimmt und mit Dir Spielchen spielt...
Aus tiefschwarzen Augen sah sie Valentina an.
...Du bist ein guter Mensch,...ich denke das haben alle verstanden,...jetzt sei eine gerechte Herrin,...finde Dich selbst...dann findet Dich Gott.
[Casa Terentia] Ausweichquartier des Praefectus Alae
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Die Worte von Maria waren deutlich aber ehrlich. Valentina dachte einen Moment darüber nach, während sie sich den feinen Gürtel zuband, der ihr Nachtgewand hielt. "Ich glaube nicht an euren Gott, Maria." Meinte sie dann ernst. Aber nicht böse.
"Mein Verhalten heute Abend war nicht richtig, ich weiß." Sie setzte sich auf das Bett und legte ihre Hände in den Schoß. "Primus verdient eine starke Frau an seiner Seite. So wie es Tullia war." Die Römerin hob den Kopf und sah die Bedienstete an. "Sie war meine beste Freundin. Ich habe sie gekannt und ich sah sie an Primus´ Seite. Ein Teil von mir will es nicht zulassen, dass ich Gefühl für den Mann meiner besten Freundin entwickle. Aber so ist es Maria. Ich bin nicht nur hierher gekommen weil er mir eine Arbeit anbot. Ich tat es auch seinetwegen. Ich wollte bei Primus bleiben."
Valentina seufzte. Wie sollte sie nur Tullias Platz einnehmen können wenn sie nicht mal ihren Eigenen fand? Traurig legte sie sich ins Bett und starrte zur Decke. -
"Und du bist dir sicher, dass er kommen wird?" Valentina dreht sich zu Christopherus um. Die Beiden standen bei den Stallungen. Die junge Römerin war heute schon früh aufgestanden und hatte in der Küche mitgeholfen ein wunderbares Picknick herzurichten. Sie wollte mit Primus ein Stück weit aufs Land reiten und dann dort den Nachmittag mit ihm verbringen. Irgendwie waren sie in den letzten Tagen nicht wirklich zum Reden gekommen. Teilweise hatte Valentina den Eindruck als würde er ihr seit dem Abend aus dem Weg gehen und dann hatte er natürlich so viel zu tun. Heute aber wollte sie das ändern.
Sie hatte zwei Pferde satteln lassen, wobei natürlich Primus Hengst einer davon war. Valentina selber hatte sich wieder für die brave Stute entschieden, die sie schon hierher gebracht hatte. Auf dem Rücken des Tieres waren die Körbe mit dem Essen verstaut und eine Decke. Auf den Rücken von Primus Hengst wollte sie das lieber nicht packen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie das nicht durfte. Das Pferd war schließlich auch irgendwie ein Soldat. Deswegen stand dieser nur gesattelt da und die Stute trug den Rest.
Valentina klopfte dem dösenden Tier den Hals. Irgendwie war sie nervös. Die Haare hatte sie sich hochgesteckt und einen dezenten Duft aufgelegt. Mit einem Kohlestift hatte sie ihre Augen etwas betont. Das hatte sie in Rom einmal bei einer Aegypterin gesehen. Ihr Gewand war geeignet für einen Ritt und doch irgendwie besonders. Ein goldenes Band hielt den Stoff zusammen und zusätzlich trug sie die Brosche, die Tullia ihr einst auf dem Markt geschenkt hatte. Doch diese war gut verborgen. Nur Valentina wusste, dass sie etwas von ihrer Freundin dabei hatte.
"Bist du dir auch wirklich sicher?" Wieder sah Valentina Christopherus an, den sie gebeten hatte Primus ausrichten zu lassen zu den Ställen zu kommen. -
Christepherus sah es Valentina nach, daß sie ihn andauernd mit der gleichen Frage löcherte und nickte beruhigend.
Ich habe es ihm persönlich gesagt,...er wird sicher gleich kommen Valentina.
Bei den Göttern Primus war Ala- Praefect,...und somit nicht immer Herr über seine eigene Terminplanung.
Kurze Zeit später kam ein kleiner Trupp zur Casa geritten. Primus gab noch ein paar kurze Instruktionen und kurz darauf preschten die vier Reiter davon.
Primus glitt vom Pferd und trat auf Christopherus und Valentina zu.
Er bemerkte, daß Orcus, sein altes Pferd gesattelt war und Valentinas fast schon göttliche Schönheit.
Ein wenig verwirrt sah er Christopherus an und fragte,
Nun,...da bin ich,...was gibt es denn so wichtiges, daß ich die Duumvirn habe stehen lassen? -
Als sie sah, wie die Gruppe in den Hof geritten kam bekam Valentina ein schlechtes Gewissen. Wie hatte sie nur glauben können Primus einfach so von seiner Arbeit abhalten zu können? Am liebsten hätte sie sich jetzt hinter Christopheruns versteckt. Doch dann trat sie vor, an ihrer Kleidung herumknibbelnd.
"Ich war es, der dich herkommen hat lassen." Sie hob vorsichtig den Blick und sah zu Primus auf. Mittlerweile war sie von ihrer Idee gar nicht mehr so überzeugt. Ein kurzer Seitenblick zu Christopherus, doch da musste Valentina jetzt durch.
"Ich dachte... vielleicht... ob du...." Sotternd verfing sie sich in ihrem Satz, räusperte ich dann aber nochmal und fing von vorne an. "Hast du Lust mit mir ein bisschen ruszureiten und ein Picknick zu machen?"
Sie deutete unsicher hinter sich auf die beiden Pferde. -
Primus staunte nicht schlecht. Er trat auf Orcus zu, der ihn sofort schnaupend begrüßte. Es dauerte eine Weile bis die beiden voneinader ließen. Primus´Miene war danach ein wenig traurig. Sein alter Freund war in der Tat alt geworden.Die einstmals mächtigen Muskeln geschrumpft, das lackschwarze Fell fast schon ein wenig stumpf. Einzig der feurige Wille brannte noch in seinen Augen und so meinte Primus.
Christopherus,...reite zum Castellum und sage Ocellus ich würde,...
Er sah Valentina an und lächelte,
...die Wache am Turm XII inspizieren,...so zur hora duodecima wieder in der Stadt.
Christopherus verschwand und und Primus wandte sich an Valentina,
...sag´mal,...was hast Du eigentlich für eine Vorstellung von meiner Arbeit, daß Du glaubst ich könne einfach alles so stehen und liegen lassen um Deinem Ruf zu folgen?
Seine Miene und sein Tonfall machten deutlich, daß er ihr für die kleinen Abwechslung dankbar war. -
"Es tut mir leid." Murmelte Valentina dann. Obwohl Primus es nicht ernst meinte wurde sie von ihrem schlechten Gewissen geplagt.
"Wir haben uns in den letzten Tagen so gut wie gar nicht gesehen. Und ich dachte vielleicht brauchst du ja ein bisschen eine Abwechslung."
Nun erst hob Valentina den Blick wieder und trat einen Schritt näher. Jetzt, da sie alleine waren konnte sie ihre Gefühle für Primus wieder offen zeigte. Obwohl Christopherus der engste Vertraute von Primus war traute sie sich das nicht einmal vor ihm. Ihre zarten Fingen glitten über die glänzende Rüstung hinweg.
"Hoffentlich habe ich dir jetzt keinen Ärger gemacht?" -
Primus betrachtete ihr Fingerspiel an den stilisierten Muskeln seines Brustpanzers und fing ihre Hand knapp oberhalb der Bauchmuskeln ab.
Nichts was sich mit ein paar Stunden mit Dir wieder ausgleichen ließe...
Er lächelte und nahm seinem goldglänzenden Helm ab.
...allerdings solltest Du dich noch ein paar Minuten gedulden,...den alten Orcus reite ich nicht mehr in voller Rüstung,...ich werde mich kurz waschen und umziehen,...wartest Du derweil im Hortus?
Der Garten war eine einzige Blütenpracht von Christopherus und Maria in liebevoller Arbeit gehegt und gepflegt.
Primus griff sich seinen Helm und ging zr Casa davon,...er würde den Lederpanzer anlegen,.. -
Erleichtert darüber, dass er ihr nicht all zu wütend war, lächelte Valentina. Sie hob den Kopf und sah zu Primus hinauf. Was würde sie nur ohne ihn tun? Sicherlich irgendwo in einem Zimmer sitzen und um Lupus trauern. Sie nickte verstehend als er erklärte nicht in voller Rüstung reiten zu wollen und hob dann die Hand um sie an seine Wange zu legen. "Lass dir Zeit." Meinte sie dann leise und wie Primus in Richtung der Casa ging schlenderte die junge Römerin zum Hortus. Sie roch an den Blumen und strich mit den Fingern über die zarten Blüten.
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Nach einer Weile kam Primus in einer leichteren Lederrüstung wieder zu Valentina in den Hortus. Ja, es hatte etwas,...dieses neue Gefühl, welches Valentina in ihm auslöste. So ging er zu ihr hin und stellte sich neben sie. Scheinbar die Blüten betrachtend...
Nun,...was schwebt Dir denn als Ziel unseres Ausflugs vor? -
Tatsächlich kam Primus schneller wieder als Valentina ihn erwartet hatte. Sie hörte seine Schritte, drehte sich aber nicht zu ihm um. Sie musste acht geben, denn sie spürte etwas in sich, dass jedesmal stärker wurde wenn Primus in ihrer Nähe war.
"Nur ein kleines Stück raus aus der Stadt. Mal weg von dem ganzen emisgen Treiben. Nur du und ich und die Pferde."
Nun erst drehte sie sich zu Primus um und sah zu ihm auf. Ob er das für gut heißen würde? Ihren vielleicht kindischen Wunsch. -
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Die Casa war für den Besuch des Cousains vorbereitet,...das Personal wartete, sauber herausgeputzt um dem Gast seine Aufwartung zu machen.
Primus ritt vor Appius durch das Tor und hielt im schattigen Hof sein Pferd an.
Er glitt aus dem Sattel und übergab Christopherus die Zügel.
Christopherus, dies ist Appius Terentius Cyprianus,...mein Cousain,...und ...
Er hielt kurz inne, nicht umsonst hatte Appius die schlichte Toga gewählt. Er wollte wohl incognito sein und Primus respektierte das.
...Appius,...dies ist Christopherus,...Ex Vexillarius, Freund und Verwalter der Casa. -
Ein schönes Haus Cousin." meinte er als er von Pferd stieg und die Zügel einem Sklaven in die Hand drückte:"Salve Christopherus, nun dann führe uns hinein."
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Primus winkte ab und meinte,
...schon gut Christopherus,...sage bitte Domina Valentina Bescheid, daß wir Besuch haben und führe sie zur xystus...
Der Hausherr selbst führte den Gast durch die relevanten Räume, jedoch sagte er sich selbst, daß er den ehemaligen Praefectus Aegypti führte und dieser sich hier im Vergleich zu seinem Palast in Alexandria wie in einer Hundehütte vorkommen musste.
Bald traten sie auf die xystus, mit Blick auf den Garten und dem Ufer der Mosella. Wilder Wein rankte an den Wänden und ein Sonnensegel verhinderte daß die Nutzer des xystus sich an den Strahlen der starken Frühsommersonne verbrannten.
Primus bot seinem Gast einen der eleganten Scherensessel an und Maria brachte Vinum und Käse mit frisch gebackenem Brot.
Primus dankte ihr und meinte er würde sich um alles weitere selber kümmern.
Daraufhin goß er den Falerner in funkelnd blaue Glaspokale und verdünnte mit ein wenig eiskaltem Wasser.
Vorsichtig reichte er dem Cousain den Pokal, hob den Seinen an und meinte,
Salute Appius,...mögen dein Leben lang und... er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, ...weiterhin außerordentlich erfolgreich sein! -
Er erhob seinen Becher und erwiederte den Trinkspruch:"Möge auch dein Leben lang und erfolgreich sein Cousin. Nur die Gpötter wissen, wohin uns das Schicksal tragen wird." Er trank einen Schluck:"Weißt du schon was du nach deiner Präfectur machen wirst?"
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Primus nahm einen Schluck des köstlichem Vinum und blickte versonnen auf die Mosella,...Flußfischer glitten auf ihren Kahn vorbei. Sie würden Lachse fangen...nach diesem Augenblick meinte er,
Nein,...noch dauert sie ja an...ich weiß nicht was auf mich wartet,...ein neues Kommando,...eine andere Aufgabe.
Er lächelte seinen Cousain an und meinte,
...wer weiß schon was die Götter wollen? -
"Niemand, aber da wir Wesen mit Verstand sind Primus, ist die "was Frage was willst du", denke ich ganz natürlich. Willst du weiter die Ränge aufsteigen, in die Politik oder dich mit deiner Frau zurückziehen und Bauer werden?!"
Letzteres war zumindestens nicht ganz ernst gemeint. -
Primus betrachtete seinen Vinum,...blutrot wie das Banner des Imperiums leuchtete der Vinum im Pokal.
Warum fragst du Appius,...du weißt sehr wohl, daß ein Leben als Bauer für mich ebensowenig in Betracht kommt wie das eines Politikers.
Hatte sein Cousain Möglichkeiten?
...allerdings sind meine Möglichkeiten begrenzt,...ich habe kein Streben nach Macht,...ich diene dem Kaiser...bis zu meinem letztem Blutstropfen. Reichlich pathetisch, aber es traf den Nagel auf den Kopf.
Dann lächelte er und meinte,
Apropos dienen...meine Frau sagst du?...bis dahin gibt es noch ein paar Formalitäten zu erledigen. -
Er machte eine wegwerfende Bewegung:" Das mit deiner Frau sind nur Formalitäten. Wer sollte schon Einwände dagegen haben. Ich meine nicht jeder kann so sein wie du und jegliche Einflüsterungen der Macht von sich weisen Cousin.In unsere Familie einzuheiraten bedeutet nunmal Einfluss und macht. Das lässt sich nicht wegdiskutieren."
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