Im Schutz der Nacht?

  • Schweigend nickte Valentina obwohl Calvena ihr ja im Grunde gar keine Antwort gegeben hatte. Aber die beiden Frauen dachten wohl das Selbe. Schweigend blickte Valentina im Schein der Lampen zur verschlossenen Zimmertüre. Ihr war jetzt nicht nach reden zumute. Sie wüsste gar nicht was es zu besprechen geben sollte. Sie hatten da unten einen Jungen eingesperrt. Das alleine brach Valentina schon das Herz.
    Wann sie schließlich doch eingeschafen war konnte sie hinterher nicht mehr sagen. Irgendwann wachte Valentina dann wieder auf und musste sich ersteinmal strecken, da sie ziemlich unbequem auf der Sitzgelegenheit die restliche Nacht verbracht hatte. Ihr tat irgenwie alles weh.
    Als sie sich umsah, fand sie das Zimmer leer vor. Calvena musste also schon losgelaufen sein um Valerian zu holen. Langsam erhob sich Valentina und begab sich nach unten um die Beiden dann in Empfang zu nehmen.

  • Da er sowieso nichts anderes tun konnte, außer ergebnislos die Tür anzubrüllen, hatte Romaeus geduldig abgewartet, bis sich am Mauseloch wieder was geregt hatte.
    Bäuchlings lag er da und beobachtete die Maus beim Umherwuseln durch den Keller. Mit der Zeit aber wurden ihm wieder die Augen schwer, so daß er schließlich in tiefen Schlaf glitt.


    Der kleine Kerl merkte nicht, wie die Flamme der Öllampe nach und nach schwächer wurde, und erst recht nicht, daß draußen die Sonne die Nacht verscheuchte.
    Eingerollt in die Decke, hatte er einen Zipfel des Zudecks im Schlaf fast gänzlich über seinen Kopf gezogen, wie sonst, wenn er sich gegen die nächtliche Kälte schützen mußte. Romaeus schlief so fest, daß es ihn noch nicht mal störte, daß er mitten im Raum lag. Selbst die Schritte, die irgendwann jenseits der Kelltertür im Treppengang erhallten, konnten ihn nicht aufwecken.

  • So lange war sie nicht weg gewesen und in der Zwischenzeit war Valentina auch aufgewacht. Ihre Schwägerin sah aus wie sie sich fühlte, etwas unausgeschlafen. Kein Wunder nach den Abenteuern der Nacht und einer halben Nacht in einer recht ungemütlichen Position in einem Korbsessel. Nach der ganzen Aufregung würde sie ihre Schwägerin schnappen und sich so richtig in der Therme verwöhnen lassen. Das hatten sie sich nun wirklich verdient.


    Nun lag es erst einmal an Valerian sich dem kleinen Dieb anzunehmen. Nichts ahnend, was für eine Schweinerei der Bengel angerichtet hatte.

  • Sim-Off:

    (Soll ich?)


    Tatsächlich hatte es nicht lange gedauert bis Calvena wieder zurück gekommen war. Valentina hatte im Eingangsbereich der Casa auf ihre Schwägerin gewartet um sie auch wirklich nicht zu verpassen. Gerade versuchte Valentina ein Gähnen zu unterdrücken als sich die Türe öffnete. Nun würde sich zeigen was mit dem Jungen passierte.

  • Es war wirklich unglaublich, daß bereits in der ersten Nacht, die Calvena in der Casa Quintilia verbrachte, so etwas vorfallen mußte. Valerian schüttelte eins ums andere Mal den Kopf, während sie durch die Straßen eilten. "Wie hat Valentina es denn aufgenommen?", fragte er noch, bevor sie das Haus betraten. Eigentlich eine unsinnige Frage, da er Valentina ja gleich selbst fragen konnte. Nachdem er Calvena noch einmal kurz an sich gedrückt hatte, eilte Valerian auf seine Schwester zu, um auch sie zu umarmen und ihr einen Kuß auf die Wange zu geben. "Valentina... Schwesterherz, ich hoffe, der Schreck war nicht zu schlimm? Ich werde dafür sorgen, daß ihr in den nächsten Nächten nicht allein seid. Bis Elissa und Simplex da sind. Ist denn etwas Wertvolles gestohlen worden? Oder habt ihr ihn gleich erwischt?"

  • Calvena warf ihrem Mann immer wieder kurz einen nachdenklichen Blick zu. Er sah ganz so aus, als machte er sich Vorwürfe sie allein gelassen zu haben. Aber selbst er hätte ja nicht ahnen können, dass ausgerechnet jetzt ein Dieb sich ins Haus stahl. „Ein kleiner Schreck, ansonsten recht gefasst“, beantwortete sie ihm seine Frage. Gar nicht so einfach mit einem Soldaten Schritt zu halten, der besorgt und bestürzt war.
    Valentina war deutlich robuster, als er ahnte. Kam wohl davon, dass diese ja schon eine ganze Weile allein hier gelebt hatte und auf sich allein gestellt. „Nichts wertvolles. Er hatte es auf die Vorräte abgesehen und sie dann fallen gelassen, als ich ihn erwischt hab!“ berichtete sie ihm dann weiter. Es war wohl besser, wenn sie wirklich die nächsten Nächte nicht allein waren. Wer wusste schon, was da noch kommen würde. Besonders weil sie den Burschen nicht laufen gelassen hatten. Wer wusste schon, wo er hin gehörte und wer reichlich wütend darüber sein würde, dass der Knabe geschnappt wurde.

  • Endlich erreichte Valerian die Casa und kam auf sie zu. Valentina erwiederte die Umarmung und nickte dann als Calvena berichtete, dass nichts wertvolles gestohlen worden war. "Es geht schon." Meinte Valentina dann ausweichend. Der Schreck war schlimm gewesen, schließlich wussten die beiden Frauen ja zuerst gar nicht was los war. Allerdings wollte Valentina das ihrem Bruder nicht sagen. Der hatte sich sicherlich schon genug Sorgen gemacht.
    Statt dessen deutete sie die Treppen hinunter. "Dort unten haben wir ihn eingesperrt."

  • So ganz wollte Valerian den beiden Frauen nicht glauben, daß die Angelegenheit so harmlos war, wie sie es jetzt darstellten. Ja, natürlich, es war nur ein Kind. Dieses Mal. Was war, wenn der Rest der Bande in der nächsten Nacht kam? "Ich bin jedenfalls erleichtert, daß euch nichts geschehen ist. Und nun möchte ich mir den Bengel anschauen. Hat er gesagt, wie er heißt und woher er kommt?" Daß ein Kind nicht allein auf Diebestour ging, war für Valerian sicher. Da mußte es noch andere geben. In Rom gab es einen Haufen solcher Banden. Manchmal erwiesen sie sich sogar als ganz gute Informationsquellen, da sie wußten, daß die Praetorianer an so kleinen Fischen kein Interesse hatten und auch schon mal eine Münze dabei heraussprang, wenn die Information gut war.

  • Für Valerian war es sicherlich ein leichtes seine Frau und seine Schwester zu durchschauen. Die ganze Geschichte hatten sie etwas herunter gespielt um nicht unnötige Besorgnis zu erregen. Aber sicherlich machte er sich jetzt so seine Gedanken, allein die Tatsache dass eingebrochen worden war, war nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
    „Nein hat er nicht und wir haben auch nicht danach gefragt!“ antwortete sie ihm dann.

  • Auf die Frage ihres Bruders schüttelte Valentina nur den Kopf. Calvena erledigte dann den Teil mit dem wörtlichen Antworten. Ebenfalls wortlos deutete Valentina dann die Treppe hinunter zu dem Kellerabteil in den sie den Jungen gesperrt hatten. Für den Fall, dass Valerian mit ihm reden wollte.

  • Das war für Valerian jetzt doch eine erstaunliche Feststellung, daß die beiden den Jungen so gar nicht befragt hatten. Oder zumindest nicht die Fragen gestellt hatten, die ihm als erstes in den Sinn kamen.


    Als Valentina zum Kellerabgang deutete, schritt Valerian darauf zu und öffnete die Tür. "Komm rauf, Bursche!", befahl er harsch und rümpfte die Nase, als eindeutiger Uringeruch zu ihm heraufdrang. "Ich weiß schon, was der Bengel in diesem Haus noch zu tun hat: Den Keller reinigen", sagte er zu den beiden Frauen gewandt.

  • Dann aber zerriß plötzlich eine Stimme die Ruhe seines Schlafs. Und diese Stimme klang alles andere als freundlich! Im Reflex schoß Romaeus hoch und taumelte reichlich verschlafen auf die Füße. Verwirrt blinzelte er in den halbdunklen Kellerraum hinein, ehe ihm wieder einfiel, wo er war und was passiert war.
    Der wütende Mann, der ihn da so aufgebracht nach oben befahl, war also nicht Varius, so wie er zuerst angenommen hatte. Das mußte also der Hausherr sein ... Wie hatte die Frau ihn gleich noch genannt? Romaeus war auf einen Schlag so nervös, das es ihm absolut nicht mehr einfallen wollte. Aber eigentlich war es auch egal, er hatte ihn so oder so mit Herr anzureden ...


    Eigentlich mußte er jetzt auch dringend mal austreten, so wie jeden Morgen, doch die nächsten Worte des Hausherrn ließen sehr darauf schließen, daß ihm das nicht gefallen würde. Es war nie gut, in solchen Situationen zu trödeln, egal ob er mal mußte oder nicht. Leise, aber durchaus ohne zu zögern, setzte der Junge sich in Bewegung, in der Hoffnung darauf, daß dieser Gehorsam den Unmut des Mannes ein wenig mildern würde.
    "Ja, Herr?"
    Unsicher musterten seine blauen Augen den Erwachsenen von oben bis unten, nur um schließlich merkwürdig ruhig seinem Blick zu begegnen.

  • Der Szene etwas aus dem Weg gehend, stand Valentina versetzt hinter ihrem Bruder. Sie hatte nur kurz das Gesicht verzogen als sie roch, was sie in ihrem Haus eigentlich nicht riechen wollte. Gab daraufhin aber keinen Laut von sich. Es lag nun an ihrem Bruder diese Szenerie zu bestreiten und vor allem musste er entscheiden wie es mit dem Jungen weitergehen würde.
    Schweigend also betrachtete sie den kleinen Mann und ließ nicht erkennen was sie dachte.

  • Valerian wußte wohl, daß er in seiner Centurionenrüstung einen durchaus einschüchternden Eindruck machte. Doch er wußte auch, daß Straßenkinder mit allen Wassern gewaschen waren und vieles an Furcht, Zerknirschtheit und Reue nur gespielt war, um billiger wegzukommen. So wurde Valerian keineswegs freundlicher, als der Junge gehorsam herankam und ihn ergeben ansprach. "Ich bin Centurio Lucius Quintilius Valerian von der Legio II Germanica. Und wer bist Du?" Er brüllte den Jungen nicht an, sondern sprach mit strenger, nüchterner Stimme, die keinerlei Lügen oder Ausflüchte duldete.

  • In der ganzen Aufregung, hatte sie tatsächlich nicht danach gefragt, wie der Bursche hieß. Sie waren einfach zu überrascht und erschrocken gewesen über diesen nächtlichen Besucher. Da war ihr dieses kleine Detail nicht wichtig gewesen. Viel wichtiger war es gewesen, was sie denn mit diesem Eindringling machten, der in das Haus eingestiegen war.


    Ebenso wie ihr Mann rümpfte sie die Nase. Der Bengel hatte es wirklich faustdick hinter den Ohren. Sie fand es überhaupt nicht witzig, dass der Junge sich wohl in einer Ecke erleichtert hatte. Ein bisschen schlechtes Gewissen verspürte sie schon, schließlich hatten sie den Jungen einfach eingesperrt und sich keine Gedanken dazu gemacht, was der Junge tun sollte, wenn er mal musste. Aber nun war es zu spät, der Junge würde so oder so die Konsequenzen für sein Verhalten tragen müssen. In erster Linie, dass er eingebrochen war.

  • Trotz des Naserümpfens, das den Ärger der Hausbesitzer über seine kleine Bescherung deutlich machte, tat zumindest das dem Jungen kein bißchen leid. Schließlich hatten die Frauen ihn da unten eingesperrt, ohne eine Möglichkeit, sich so zu erleichtern, daß der Boden nicht eingesaut wurde.
    Während der uniformierte Mann sich nun mit harter Stimme vorstellte, um ihn dann seinerseits nach seinem Namen zu fragen, vergrub der kleine Einbrecher die Hände tief in den Taschen und schob leicht trotzig die Unterlippe vor. Jedoch ohne den Blickkontakt zu dem Centurio zu unterbrechen.


    "Romaeus", erwiderte er steif, und seine junge Stimme klang in diesem Moment ebenso kühl und gefaßt wie die des Erwachsenen. Er hatte sich angewöhnt, in derartigen Situationen nur das nötigste zu sagen und dabei so nüchtern wie möglich zu klingen. Der Junge wußte genau, daß es jetzt besser war, auf alle Fragen so ehrlich wie möglich zu antworten. Was er jedoch nicht merkte, war, daß seine Haltung puren Selbstschutz verriet, da er stetig im Hinterkopf hatte, daß er Neco und Lysandra nicht verraten durfte. Und erst recht nicht Varius! Ein falsches Wort von ihm konnte schreckliche Folgen haben, solche, wie er sie nie wieder erleben wollte ...

  • Der Junge ließ sich weder von der Rüstung noch von Valerians Auftreten beeindrucken. Da das normalerweise selbst bei erwachsenen Männern, die alles andere als feige waren, funktionierte, mußte dieses Kind ausgesprochen abgebrüht sein. Valerians Angst um seine Frau und seine Schwester wuchs. Denn ein Kind, das derart kühl reagierte, mußte eine starke Gruppe im Rücken haben. Eine gefährliche Gruppe.


    "Romaeus. Bei wem und wo wohnst Du? Zu wem gehörst Du?", fragte Valerian weitaus strenger, als er es getan hätte, wenn das Kind sich zumindest ein wenig eingeschüchtert gezeigt hätte. Gerne hätte er Calvena und Valentina einen fragenden Blick zugeworfen, doch das hätte den harten Eindruck, den er machen wollte, verdorben. Und den brauchte er, wenn er aus diesem Jungen etwas herausholen wollte. Der machte ganz den Eindruck, als ob er zu schweigen wüßte. Sicher, Valerian kannte Methoden, jeden zum Reden zu bringen. Doch diese bei einem Kind anzuwenden, das würde er nicht so leicht über sich bringen.

  • Schweigend stand Valentina hinter ihrem Bruder. Und auch wenn sie normalerweise Streit und Ärger verabscheute duldete sie es nicht, wenn jemand in ihr Haus eindrang. Am Ende hätte er noch die Rosen zertrampelt bei der Flucht oder gar schlimmers. Schließlich wohte Valentina hier nicht alleine. Sie war nicht mehr nur für sich alleine verantwortlich. Ohne die Sanftheit, die sonst in ihrem Blick lag, hatte sie die Arme verschränkt und wartete genauso ungeduldig auf eine Antwort wie Valerian.

  • Die Frage war zu erwarten gewesen. Romaeus preßte fest die Lippen aufeinander. Fast regungslos stand er da vor Anspannung, lediglich seine tief in die Taschen gebohrten Hände drehte er ganz leicht hin und her. Er wußte, er durfte nichts verraten, aber einfach zu antworten, daß er nichts sagen würde, war keine gute Idee. Irgend etwas mußte er antworten, um auch nur den Hauch einer Chance zu haben, hier wieder rauszukommen. Außerdem wurde sein morgendliches Bedürfnis langsam dringender ...


    "Nirgendwo", rang er sich schließlich eine Antwort ab, die eher nichtssagend war und doch eigentlich der Wahrheit entsprach. "Und ich gehör auch nirgendwohin." Unwillkürlich schob er bei diesen Worten das Kinn vor, in dem Bemühen, weiterhin dem strengen Blick des Centurios stand zu halten. Bei Varius klappte es immer, wenn er solche Aufmerksamkeit zeigte. Außerdem konnte er so auch mögliche Wutausbrüche rechtzeitig erkennen, wenn auch nicht immer ausweichen.
    Dann aber atmete er tief ein und wieder aus. Er brauchte die Frauen nicht ansehen, um zu wissen, daß sie wohl gleich seine Verteidigungsrede von gestern Abend erwähnen würden oder sie es wahrscheinlich schon längst dem Mann erzählt hatten.
    "Nirgendwohin", wiederholte er, biß sich mit den Zähnen kurz auf die Unterlippe. "Nicht zu den Germanen und auch nicht zu euch!"
    Das war das äußerte, was er verraten würde, schwor er sich. Allmählich nervöser werdend, trat er mittlerweile von einem Fuß auf den anderen. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er jetzt erstmal die Erlaubnis einholte, sich eine stille Ecke zu suchen. Oder besser, die von heute Nacht, denn die war eh schon dreckig ...


    "Herr?" Dieses Mal verzog sich das Gesicht des Kleinen tatsächlich in eine äußerst zerknirsche Miene. Romaeus haßte es, solche Gespräche wegen sowas unterbrechen zu müssen. Es würde wie absichtliche Ablenkung aussehen und somit wie Schwäche, dabei konnte er nun wirklich nichts dafür, daß er jeden Morgen erstmal dringend Pipi mußte ...
    "Darf ich kurz austreten, bitte?"

  • "Du lügst! Du lebst auf keinen Fall allein!" Valerians Stimme wurde eisiger, denn wenn er etwas nicht leiden konnte, waren es Lügen und Ausflüchte. "Wenn Du pinkeln mußt, dann solltest Du besser schnell antworten. So eine Sauerei wie da unten wirst Du hier jedenfalls nicht anrichten!" Er verschränkte die Arme vor der Brust und wartete darauf, von dem Bengel eine ordentliche Antwort zu erhalten.

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