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Artanes
Nur wenige digiti von der Frevlerin entfernt starrte Artanes auf die Szenen hinab, die sich unmittelbar unter ihnen im Hain abspielten. Erst wenige Minuten war es her, da hatte ihn, wenn überhaupt, nur die Frage bewegt, ob er wohl lange genug überleben würde, um auch das Opfer des folgenden Jahres zu leiten. Und jetzt...jetzt war sich Artanes nicht mehr sicher, ob er das überhaupt noch wollte. Der größte Teil der Rinderherde war inzwischen aus der unmittelbaren Umgebung verschwunden, und für einen kurzen Moment wurde das Donnern der Hufe durch eine unheilvolle bleierne Stille ersetzt. Ein paar Sekunden nur, in denen Artanes einfach sitzen blieb und weiterstarrte, dann begannen die Schreie. Schreie voller Schmerz, Angst und Trauer von allen Seiten, lautes Wehklagen, und dem Priester stellten sich voller Grauen alle Haare auf. "Rühr dich nicht vom Fleck, oder ich breche dir den Hals." fuhr er die verängstigte Frau neben sich an und ließ sich vom Baum gleiten, um sich ein Bild von der Zerstörung zu machen, den der offensichtliche Zorn der Götter hinterlassen zu hatte. Artanes war niemals ein besonders feinsinniger oder mitfühlender Mensch gewesen, aber dieser Anblick war sogar für seine Augen beinahe zu viel. Der Boden des heiligen Hains, der noch bis vor wenigen Augenblicken ein Ort des Friedens gewesen war, war übersät mit toten, zum Teil grässlich zertrampelten und verstümmelten Körpern, denen man kaum noch ansehen konnte, ob sie mal Männern, Frauen oder Kindern gehört hatten. Fast noch schlimmer als die Leichen war der Anblick der Menschen, die es nicht auf die Bäume geschafft hatten und ihren zum Teil entsetzlichen Verletzungen zum Trotz immer noch lebten und sich die Seele aus dem Hals schrien oder verzweifelt nach ihren Angehörigen und Freunden riefen.
Wie in Trance bewegte sich der Rex Nemorensis zwischen den Bäumen seines Hains hin und her, an deren Ästen immer noch die Bänder mit den hoffnungsvollen Bitten und Gebeten all derer hingen, die jetzt in ihrem Blut auf dem Boden lagen.
Dann hob er den Blick und sah mit unbewegtem Gesicht hoch zu der fremden Frau, die sich nach wie vor über ihm an die Äste klammerte.
Ob sie überhaupt eine Ahnung hatte, was da gerade über sie alle gekommen war, und dass es vermutlich ihre Schuld war?