Legio XXII | Feldlager im Sand

  • Graeceius zuckte zusammen. Da hatte der Centurio ihn doch glatt gehört und womöglich gutenteils verstanden. Nun war Graeceius drauf bedacht zu schweigen. Es half ja alles nichts. Sie warteten weiter. Es würde schon bald etwas geschehen, dachte Graeceius. Ein Entrinnen gab es nicht. Also - kämpfen, nicht klagen.


    Da.. Pferde waren zu hören. Der Zeitpunkt schien bald gekommen...

  • Mittlerweile war klar – es lief nicht wie erhofft. Der Feind ließ auf sich warten, und was ich für Hufschlag gehalten hatte war längst wieder verklungen. Dafür meinte ich nun aus Richtung der Castra das Klirren von Waffen zu vernehmen. Verdammt... womöglich war der Ausfall nicht gut gelaufen, womöglich griffen die Barbaren da drüben das Lager an, während wir unnütz hier herumstanden.
    Aber wir waren nun mal hierherbefohlen, und obgleich ich den Impuls verspürte, vorzurücken um dem Feind endlich entgegenzutreten – das war natürlich völlig undenkbar. Formation, Disziplin, Gehorsam, darauf kam es an. Der Präfekt auf seinem Hügel, der hatte (hoffentlich) den Überblick, hier draussen tappte man im wahrsten Sinn des Wortes im Dunkeln.
    "Pila dorsum. Position halten. Geduld." gab ich aus, schickte wieder einen Melder los, um den Kommandanten über die Situation hier auf dem Laufenden zu halten.
    Ich glaube, in Wirklichkeit dauerte das Warten gar nicht so besonders lange, aber hier schienen sich die Momente zu einer halben Ewigkeit zu dehnen. Die Soldaten wurden zunehmend unruhig, irgendwo erhob sich Getuschel, dann unterband der fette Trebellier es barsch. Mein Noctifer scharrte mit dem Vorderhuf, ich spürte das Muskelspiel unter dem glänzendglatten Fell.


    Dann, endlich, das Geräusch von Hufen. Diesmal wirklich. Reiter näherten sich uns von Süden, preschten heran, von der nächtlichen Dunkelheit verborgen. Der Plan schien, wenn auch verzögert, doch noch funktioniert zu haben, und wir würden diese feigen Mordbrenner jetzt mit einer ordentlichen Pilumsalve begrüßen. Auf ein neues:
    "Milites! Tollite pila!"
    Wenn so ein Haufen Reiter auf einen zustürmt, das gibt einen gewaltigen Lärm, und man spürt es auch durch die Fußsohlen, wie der Boden erbebt. Mein Magen schnürte sich zusammen, und mich durchzuckte die Erinnerung, wie ein Blitz in der Nacht warf sie schlagartig ihren Schein: Lucullus, als die Panzerreiter auf uns zukommen, wie er sich noch mal zu mir umwendet, sein Winken.
    Faustus! Wir sehen uns dann auf der anderen Seite!
    Und wie die stählerne Woge über uns zusammenschlägt.
    ...
    Ich blinzelte, schluckte, grub mir die Fingernägel schmerzhaft fest in den Handballen, um mich ins Hier und Jetzt zurückzurufen. Es war extrem gefährlich wenn ich mich ablenken ließ, und gefährlich nicht nur für mich.
    Das Hufgetrappel wurde noch lauter, und jetzt zeichnete sich schemenhaft etwas ab, Bewegung, die Umrisse eines Reiterhaufens. Die Einzelheiten waren noch immer von der Nacht verborgen, aber nur noch einen kleinen Augenblick, dann würden sie in Pilumreichweite sein...
    Jetzt. Jetzt würden sie unsere Speere schmecken. Ich holte tief Luft für den Kommandoruf, straffte mich und hob den Arm, fühlte mich in den Moment als wahrhaftiger Feldherr. Ach, wenn doch Manius mich jetzt sehen könnte!
    "Mi... -" Doch was war das?! Da wurde ein römisches Signalhorn geblasen. In den Reihen der Reiter! Das energische Kommando zur Pilumsalve erstarb auf meinen Lippen. "Halt. Halt!" widerrief ich hastig. Das waren ja unsere Leute! "Bei Junos Titten. Die gehören zu uns."


    Das war knapp. Das wäre um ein Haar ins Auge gegangen. Scheiße, warum pirschten wir hier auch im Stockdunklen in der Wüste herum. Anständige Leute führten tagsüber Krieg, wenn man Freund und Feind ordentlich unterscheiden konnte.
    Ein Tropfen kalter Schweiß rann mir über den Nacken und versickerte in meinem Subarmalium. Oder war das Signal womöglich doch nur eine List des Feindes gewesen?? Gebannt beobachtete ich das Näherkommen der Reiter. Ja, doch, Pferde, Helmkämme, Militärmäntel, es waren unsere Leute.
    "Equites, wo habt ihr den Feind gelassen?" rief ich den vordersten Reitern zu.

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  • [Blockierte Grafik: http://img684.imageshack.us/img684/8817/decurioetlegionari.jpg]
    Titus Genucius Pedanianus


    Der Decurio ritt an vorderster Stelle exakt in der Mitte, mit den wohlbekannten Handzeichen ließ er seine Equites dicht an seinen Seiten Reiten der Staub den sie aufwirbelten verdeckte sie fast kmplett für ihre Verfolger und die Legionäre würden diese Kameltreiber schon garnicht sehen. Als sie sich den Legionären näherten hatte der Decurio für einen Moment das Gefühl das ihnen gleich die Pila der eigenen Leute um die Ohren fliegen würden, aber soweit kam es dann wohl nicht. Im letzten Moment ließ der Decurio die Männer schließlich seitlich ausweichen, so das hinter ihnen die Kamelreiter in Sicht kamen, definitiv zu spät als das diese sich noch hätten abwenden können entweder sie würden sich beim Anhalten selber über den Haufen rennen, oder sie wurden in den Kampf verwickelt der hier auf sie wartete ...


    "Der kommt hinter uns!"



  • Graeceius hatte den Atem angehalten; Massa hingegen hatte seit geraumer Zeit nichts gesagt und ihm auch nicht auf seine Einwürfe geantwortet.


    Das Pferdegetrappel war lauter geworden. Es würde losgehen, dachte sich Graeceius; doch dann hatte der Tribunus irgendetwas gerufen davon, das seien unsere Leute...erst unsere und dann die anderen? Wollte man sie uns nicht in die Arme treiben? Also war doch etwas daneben gegangen, die römischen Reiter wurden von den Feinden verfolgt, nicht andersherum... waren die anderen doch stärker...nun, Graeceius wußte es nicht. Seine Anspannung jedenfalls verstärkte sich. Und dies erst recht, als dann der ankommende Decurio ausrief, daß der Feind hinter ihm sei.
    Nun also war es so weit.

  • Der Brüller Posca's kam im richtigen Augenblick, sonst hätte Graeceius sich eine von Massa eingefangen. Die Nerven lagen durch die Anspannung blank. Sie hörten Waffen klirren, woher es kam konnt keiner bestimmen. Massa schossen die Bilder vom ersten Kampf durch den Kopf. Er griff das Pilum fester. Der Befehl kam. Rechten Fuß schräg nach hinten, leicht gedreht stehen, das Pilum zum Wurf bereit. Unter seinen Füßen begann der Boden zu Beben. Sie kamen und sie wurden erwartet. Er spannte sich....Da kam das Kommando...Nein!..aber warum nicht ? Sie waren doch fast da !....
    Bei Mars es waren unsere! Was machten sie vor den Nomaden ? Die Equites wichen aus.


    Er spürte förmlich die Spannung in der Luft. Jetzt war die Dunkelheit nicht mehr von Bedeutung. Der Boden bebte, die Vibration unter den Füßen wurde stärker. Schnauben und Rufe. Gleich waren sie da und dann lernten sie sein Pilum kennen, danach seinen Gladius. " Kommt ihr Ausgeburten der Wüste. Ich habe noch eine Rechnung mit euch offen." murmelte Massa. Die Tiere, treffen , die Tiere waren das beste Ziel. Er wartete......

  • Es waren Gaius' erste Tage in der Wüste und gleichsam seine ersten Tage im Felde, seit er sich für den freiwilligen Militärdienst bei der 22. Legion gemeldet hatte. Während seiner Ausbildung und all der Trainingsstunden in Nikopolis schien es immer so einfach mit einem Schwert umzugehen, einen Kampf zu gewinnen. Doch nun, wo er Hades direkt ins Auge blickte, war die Anspannung unerträglich. Graeceius war bei weitem kein Feigling, doch er konnte seine Emotionen in einer solch gefährlichen Situation auch nicht völlig unterbinden - dazu fehlte ihm schlichtweg die Erfahrung. Dennoch versuchte er seine Nervosität nach außen hin mit aller Kraft zu verbergen, was ihm trotz seiner zittrigen Hände auch größtenteils gelang. Er umklammerte sein Pilum mit seiner starken, rechten Hand und war jederzeit dazu bereit, einem der Barbaren diese Wurfwaffe durch den Leib zu rammen.


    Die Nachricht vom Tode seines Vaters war glücklicherweise noch lange nicht zu Gaius vorgedrungen, sodass er sich in den letzten Wochen vollends auf seine Fertigkeiten im Umgang mit dem Gladius konzentrieren konnte. Umso glücklicher würde der Grieche auch sein, wenn er das Pilum erst einmal abgeworfen hatte.


    Graeceius meidete einen Schwenk nach links oder rechts, da die Anspannung förmlich zu spüren war und ein Blick in die regungslosen Gesichter seiner Kameraden somit überflüssig war. "Immer den Blick nach vorne richten", rief er sich die Worte des dicken Posca in Erinnerung, der ihm als Ausbilder zugeteilt worden war und harrte der Dinge, die da auf ihn warteten.

  • Palaemon war kein guter Soldat! Oder zumindest kein guter Krieger!
    Selbstverständlich konnte er ein Schwert führen, beherrschte den Umgang mit Schild und Speer und war wie jeder hier geschult in Fragen von Marschordnung und Logistik. Aber das, was einen echten Soldaten wohl ausmachte, diese Leidenschaft für das Kämpfen und Töten, die Bereitschaft, seine Emotionen zu bündeln und einfach loszuschlagen, das besaß er nicht.


    Und trotz allem befand er sich selbst durchaus als nutzbringend für seine Einheit. Inmitten fast ausschließlich junger Kerle konnte ein routinierterer, beinahe mit einem Übermaß an Gelassenheit ausgestatteter Halbrömer wohl kaum schaden. Und seiner Meinung nach erforderte das Navigieren auf See ein mindestens so breites Spektrum an Fähigkeiten wie die Kriegsführung an Land.
    Der Septimier hatte also, seitdem sie aus der nächtlichen Stille gerissen und losmarschiert waren, seine Position in der Zenturie gehalten und darauf geachtet, dass es ihm die Legionäre gleichtaten. Auf den Tribun konnten sie sich verlassen; das wusste oder hoffte er zumindest aus seinen Erfahrungen mit dem Decimus schließen zu können.
    Und im Notfall bot der kräftige Körper des Centurio noch genug Deckungsmöglichkeiten vor feindlichen Geschossen.
    Der Optio verkniff sich ein Grinsen, doch als die Kamelreiter hinter den Equites in Sicht kamen, war die Konzentration auf das Geschehen sofort wieder voll da. Ein Aufeinandertreffen erschien nun unvermeidbar.

  • L. Artorius Graeceius war nun voll konzentriert. Beinahe vergessen die Angst der vergangenen... Stunden? Wie viel Zeit war denn verstrichen? Er konnte es kaum sagen. Vergessen auch, was der fette Centurio geschnauzt hatte. Ob der selber mutiger war? Wie auch immer. Jetzt galt es, auszuharren und im rechten Augenblick das Pilum zu werfen. Massa hatte Recht: am besten auf das Kamel zielen. Und dann... würde es zum Nahkampf kommen.


    Alle machten sich bereit, Massa, der Optio, die anderen Legionäre...

  • Die Kamelreiter entschieden sich dafür forntal auf die wartenden Römer zuzureiten. So oder so waren sie tot, da konnten sie auch einige Römer mitnehmen. So also ritten sie im vollen Gallop auf die wartenden Centurien zu. Der Aufprall würde mörderisch werden. Soviel war klar.

  • Unserer Reiter schwenkten herum, und aus der Staubwolke, die sie mit sich gebracht hatten, tauchten lemurenhaft die Wüstenreiter auf! Direkt auf uns zu, immer näher...
    Jetzt...
    Jetzt!
    "MITTITE!" brüllte ich, den Arm nach vorne reißend, und endlich war es soweit, die unerträgliche Anspannung entlud sich, eine Salve von Pila erhob sich aus unseren Reihen und schoß den Wüstenreitern entgegen. Auch wenn es, angesichts der Dunkelheit, der Hektik und der dicken Staubwolke wohl kaum möglich war mit den unhandlichen Pila irgendetwas einigermassen präzise anzuvisieren – darum ging es glücklicherweise nicht, wichtig war es, die entsetzliche Wucht der auf uns zu rasenden Reiterfront zu brechen... oder jedenfalls ein wenig zu vermindern.
    Ich hatte Staub eingeatmet, hustete, erwog für den Bruchteil eines Augenblickes eine zweite Salve zu befehlen, aber dafür blieb keine Zeit, die Reiter waren schon zu nahe, viel zu nahe.
    "GLADIOS STRINGITE! REITERABWEHR!!"

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  • Graeceius warf wie die anderen sein Pilum einfach in die feindliche Reiterschar. Schreie erhoben sich, Tiere und Männer stürzten.


    Dann kam vom tribunus der Befehl, den gladius zu ziehen. ...nun ging es richtig los. Graeceius erwischte zwei Kamele, die zusammenbrachen, und stach einfach irgendwie auf die gestürzten Soldaten ein. Mit einem hatte er einige Minuten zu ringen, dann war auch der erledigt. Graeceius hatte keine Zeit und keinen Nerv, über irgendetwas nachzudenken. Er versuchte nur, wie die anderen, in diesem nächtlichen Wüstengetümmel, mit der feindlichen Kamelreiterschar, die mit solcher Wucht auf sie zukam, fertig zu werden. Blut war an seinen Händen, an seinem Schild, überall. Es ging weiter.

  • Während die Reiter im Rücken der zweiten Kohorte kehrt machte um auch am Kampf teilzuhaben, wurden die ersten Legionäre bereits in den Kampf verwickelt. Gnadenlos waren die Wüstennomaden auf den Schildwall geprallt, obwohl ihre Reihen sicher schon durch die Pilen ausgedünnt worden waren ... konnten diese sie natürlich nicht aufhalten und so musste die Legion beweisen das sie im Nahkampf noch viel vernichtender war als auf Entfernung ...


    Die Equites hatten sich neu formiert und griffen nun die Flanken des Feindes an, nun da der Feind zwischen Fußtruppen und Reiterei eingekeilt war schienen die Chancen doch schon wesentlich besser zu stehen, dennoch war Decurio Genucius misstrauisch, er hätte wetten können das es vorhin noch mehr gewesen waren, also ließ er seine Männer stets aufmerksam sein ... nicht das sie wieder feige mit etwas Verspätung in den Kampf einsteigen wollten ...

  • Von der Pila Salve getroffen sanken die ersten der Angreifer tot zu Boden. Einige wurden von ihren Tieren runtergerissen als die Dromedare von den Pilen getroffen wurden und ihrerseits getroffen worden. Der großteil allerdings kam durch und prallte mit unvermiderter Härte gegen die Formation der Legionäre. Als dann von hintne die Reste der reiterei kamen kämpften sie mit dem Mut und der Toderverachtung den nur mneschen haben die in die Enge getrieben werden und wissen, daß sie sterben werden.. Der bluteige nakampf begann...

  • Draußen hatten sich die restlichen Nomaden in einige Entfernung wiederaufgestellt und schossen wieder Brandpfeile auf das Lager. Ihre Kameraden waren zwar verloren, aber zumindestens sollte ihr Opfer nicht umsonst gewesen sein und der Auftrag ausgefüllt werden. Vielleicht würde ein brennendes Lager die Legion zwingen auf den Marsch zu gehen.

  • Die restlichen Reiter, wenn man bei der haranreitenden Masse vom Rest reden konnte, prallte in die erste Reihe. Schreie, die im Lärm der aufeinander schlagenden scuti und Waffen, dem Brüllen der Dromedare untergingen. Die zweite Reihe hielt dagegen. Alles was nicht rechtzeitig auf die Beine kam wurde niedergestochen und niedergetreten. Massa drückte mit seinem scutum gegen den Vordermann, die Formation löste sich, lockerte auf. Es war mehr Platz.


    Auf was er trat oder worüber er stolperte, war nicht zu erkennen. Reiter oder Legionär. Sie mussten den Rest dieser Nomaden aufreiben und niederkämpfen. Das scutum festhaltend, rannte er gegen einen Nomaden. Der strauchelte und hielt dagegen. Massa war verplüfft, dass er stehen blieb, diese Gruppe Reiter hatte wesentlich mehr Erfahrung als die, die er zuerst kennengelernt hatte. Mit dem Gladius stach er von Oben und der Seite nach ihm. Hatte ihn erwischt. Der Nomade sprang zurück, gab aber nicht auf sondern stürzte sich auf Massa, beide landeten im Sand. Massa lag unter seinem scutum und dem Nomaden begraben. Der versuchte mit seinem Dolch an Massa heran zu kommen. Massa bekam kaum noch Luft. In seiner Wut übersah der Nomade den Gladius, den Massa unterm scutum hervor bekam. Mit zusammen gebissenen Zähnen und aller Kraft, die er frei machen konnte, stach er zu. Es knirschten brechende Rippen, die Augen des Nomaden starrten Massa hasserfüllt an, seitlich kippte er weg.


    Wie ein Käfer rang Massa nach Luft. Du musst aufstehen, hämmerte es in seinem Kopf. Sonst wirst du zertrampelt. Mühsam stand er auf. Ein Eques lieferte sich einen Kampf mit einem Nomaden auf seinem Dromedar. Massa stürzte auf sie zu und stach das Dromedar nieder. Lief zum nächsten. Dann sah er sich um. Das Klirren der Waffen nahm ab.
    Die Tiere, ihre Brüllen hallte durch die Nacht, so wie die Schreie der Verletzten und Sterbenden Nomaden und Legionäre. Es war eine blutige Nacht.

  • Schmerzhaft wurde mir bewusst: ich war nicht mehr bei der Prima. Während die Männer zu meiner Linken einen ganz passablen zweireihigen Schildwall zur Reiterabwehr aufbauten und die verbliebenen Pila durch die Lücken dem nahenden Feind entgegenstemmten, ging es zu meiner rechten eher chaotisch zu. Verdammt.
    "Reiterabwehr!" brüllte ich erneut, aus Leibeskräften, schrie gegen den Donnerhall der Hufe an:
    "CONTRA! EQUITES!! FORMATE!!!"
    Aber gegen diese heranrasende Lawine von Lärm kam ich einfach nicht an, und konnte nur hilflos mitansehen wie die Wüstenreiter mit ungeheuerer Wucht in unsere Reihen brachen, Soldaten niederritten, einige Lücken in unsere Formation rissen und der Kampf an mehreren Stellen zu Einzelgefechten entartete. Per omnes deos... das durfte nicht sein, das würde unnötige Verluste geben. Wir waren doch keine Gladiatoren, Basis unserer Stärke war die Formation.
    Was würde Artorius Avitus tun?!! – diese Frage schoß mir durch den Kopf, aber zugleich wusste ich, dass dem Artorius Avitus so etwas niemals passiert wäre, weil er nämlich, im Gegensatz zu mir, seine Truppen perfekt gedrillt hätte.


    Schreie gellten durch die Nacht, menschliche, tierische, Waffengeklirr, die Schlacht war in all ihrer Grausamkeit entbrannt... als wäre sie, die Schlacht selbst, ein rasendes Raubtier, in der Nacht über uns gekommen, unter ihrer Herrschaft zu wüten, zu erstechen, zu zertrümmern! Bis hin zu mir wogte das Töten, einer der Barbarenreiter brach eine Bresche durch die Soldaten, ließ seinen Stoßspeer gegen mich vorschnellen. Meine Leibwächter waren schneller, erstachen sein Reittier und machten ihn nieder. Er starb schnell, sein Kamel langsam, zuckend und um sich tretend. Fatalerweise trafen die wirbelnden Hufe meinen Noctifer, dieses verrückte Vieh, das, schon die ganze Zeit am Rande der Panik, jetzt endgültig durchdrehte. Mit schrillem Wiehern bäumte er sich auf, Schaum flog ihm von den Nüstern, und wilde Bocksprünge vollführend raste er blindlings drauflos. Ich konnte mich nur noch an das Sattelhorn klammern, dann prallten wir auch schon gegen einen der feindlichen Reiter. Meine Welt schrumpfte auf Armlänge zusammen - ein verhülltes Gesicht, eine blattförmige Klinge, ich riss den Oberkörper zurück und die feindliche Klinge schabte schrill über meinen Brustharnisch, ich stieß mit meinem Gladius zu und traf einen weichen Widerstand aber mehr bekam ich davon nicht mit, denn im selben Augenblick brach mein Pferd einfach unter mir zusammen. Ein Schwall von Blut pumpte aus Noctifers aufgeschlitzter Kehle, warm, dampfend. Ich versuchte noch, mich seitlich aus dem Sattel zu schwingen, fiel und kam auf meinem linken Ellbogen in blutgetränktem Sand auf, rollte mich ab. Wer mein Pferd abgestochen hatte – ich wusste es nicht, derjenige war schon wieder fort, aufgesogen von dem Schlachtgeschehen das in wilder Raserei tobte, sich jeden Augenblick wandelnd.
    Über mir zogen Feuerpfeile ihre Bahn, wie rote Sternschnuppen.
    Neben mir krepierte, seine Darmschlingen mit den Händen umklammernd, Calventius Strabo, der Tesserarius der ersten Centurie.
    Ich griff mir sein Scutum, orientierte mich erst mal wieder wo vorne und wo hinten war, um mich dann erneut auf die einem Tribun gebührende Position zurückzuziehen. Also hinter die Kämpfenden.


    Dort, neben den Feldzeichen der Kohorte, atmete ich tief durch.
    "Militeees, zurück in die Reihen! Convenite! Aciem dirigite! Formation wiederherstellen!" brüllte ich dann, und ein Cornicen bließ auf seinem Horn die entsprechenden Signale.
    "Militees! In Formation vorwärts! Schild an Schild! Vorrücken! Macht die feigen Hunde nieder!"



    edit: Cornicen, nicht Signifer

  • Der Tribun! Was machte er hier unter den Kämpfenden ? Sein Pferd ging durch. Sie stürzten sich zu zweit auf ihn. Ein Reiter vom Dromedar aus griff ihn an, ein zweiter versuchte es vom Boden. Das ging nicht gut. Den auf dem Dromedar hatte er erwischt. Massa rannte was seine Beine her gaben, im Sand ein Kraftakt. Er kam zu spät. Das Pferd brach unter dem Tribun zusammen. Im Sand lag ein Pilum, Massa griff es sich. Er musste ihn vom Tribun ablenken. „ Sohn einer Hündin.“ brüllte er auf griechisch. Das verstand fast jeder, wenn nicht, er hatte trotzdem für einen Moment seine Aufmerksamkeit, die reichte um ihm klar zu machen, was Massa vor hatte. Der Nomade ließ vom Tribun ab und rannte in die Dunkelheit. Das Pilum flog, verfehlte.


    Hornsignale ! Zurück!


    Er reihte sich ein. Diesmal erste Reihe. Es war keine Zeit seinen eigentlichen Platz zu suchen. Jeder kannte die Kommandos, es war egal , wer neben einem Stand. Die Schilde knallten zusammen. Ein Wall der sich vorwärts bewegte. Den Gladius bereit. Wer jetzt nicht fort kam, der fand bei Hades seinen Platz.
    Sein Blick ging über die Kante des Scutums. Er trat in etwas weiches, warmes, ein quatscherndes Geräusch war zu hören. Er wollte nicht hinsehen. Sein Nebenmann sah nach unten, begann zu würgen und übergab sich. Ein anderer zerrte den Würgenden hinter, aus der zweiten Reihe rückte einer nach, die Lücke war geschlossen.
    Jetzt mussten sie den Rest der Nomaden nur noch aufreiben, dann war der erste Angriff überstanden.

  • Die Equites waren bisher am glimpflichsten davon gekommen, die Nomaden waren überdurchschnittlich tapfer und das wo ihnen ihr Ende doch deutlich vor Augen lag ... und da nur wenige der Schlacht den Rücken wandten kamen jedesmal locker drei ausgeruhte gefasste Equites auf einen panischen Flüchtling ... das Ergebnis war entsprechend eindeutig, bis auf einen Glückstreffer und ein sicherlich fehlgeleitetes Pilum waren die Equites bisher unversehrt geblieben, das heißt wenn man von den 16 Männern absah die sie während ihrer ersten Begegnung verloren hatten. Decurio Genucius war sich aber sicher das es nicht mehr lange dauern würde bis die restlichen Nomaden urplötzlich in Panik verfallen würden und die Flucht antraten ... doch im Moment waren sie noch überraschend gefasst ..

  • Gaius hatte sich den anderen römischen Soldaten angeschlossen und sein Pilum ebenso energisch in die Menge der anstürmenden Barbaren gewuchtet. Wie Tiere, die seit Wochen nichts mehr zu fressen bekamen, stürzten sich die Feinde brüllend und krächzend auf die römische Formation, sodass es beinahe unmöglich war diese zu halten. Der Feind trieb die Legionäre auseinander, weswegen sich auch der junge Eprius schnell in einem Nahkampf wiederfand. Mit einem beisspiellosen Eifer führte er seine Klinge von einem Barbar zum anderen, wenngleich seine Gedanken sich stets im Kreise drehten. Angreifen, schützen, angreifen, schützen...Das Klirren der Schilde und Schwerter in diesem blutigen Gefecht machte deutlich, dass dieser Kreislauf nicht allzu schnell ein Ende nehmen würde - zumindest nicht für die große Masse. Für den Einzelnen konnte dies alles schnell beendet sein, wenn man unachtsam war, geschweige denn einen Schritt in die falsche Richtung machte.


    Umso länger die Verwirrung des Gefechtes anhielt, umso mehr spürte Graeceius die Erschöpfung, die sich allmählich in ihm breit machte. Obwohl er bei weitem nicht all seine Kraftreserven verbraucht hatte, wusste er, dass die römische Armee ohne Formation untergehen würde. Er selbst war ein guter Nahkämpfer, allerdings konnte er ohne die anderen Römer, die ihr Hauptaugenmerk auf eine ordentliche Formation legten, keine Schlacht gewinnen.
    Gaius atmete kurz auf, als der Befehl des Tribuns durch die Reihe ging. "Formation wiederherstellen! Vorrücken" Der Legionarius erhob sein Schild schützend vor den Körper und reihte sich ein, woraufhin er, seinen Gladius schwingend, vorrückte.

  • Gegen die Römer hatten die Nomaden letztlich keine Chance mehr. Erst recht als man sie mit der Reiterei in die Zange nahm. Langsam machten sich Auflösungserscheinungen bemerkbar und immer mehr der noch lebenden Nomaden versuchten wegzukommen. Man hatte zwar Ernte unter den Römern eingefahren und verbissen gekämpft, aber irgendwann obsiegte halt doch der Überlebensdrang, gerade wenn man dann einer wieder geschlossenen römischen Formation gegenüberstand. So also flüchteten langsam aber sicher die Nomaden Richtung ihrer immer noch schießenden Kumpane.

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