Philolaches steht ein wenig Abseits auf der Bühne, als Philematia und deren Freundin Skapha die Bühne betreten. Beide Frauen haben einen übergroßen Vorbau und wackeln eifrig mit dem Hintern, als die Straße betreten.
Seit lange hab' ich nicht so gern im Kalten mich gebadet,
Noch fühlt' ich jemals saubrer mich gewaschen, liebe Skapha.
In diesem Jahr glückt Alles, wie die Ernte groß gewesen
Was aber hat die Ernte denn mit meinem Bad zu schaffen?
Gerade so viel, als dein Bad mit der Ernte
Aus der Ferne erklingt die Stimme des Jünglings.
Holde Venus!
Das ist mein Sturm, der alle Zucht, mit der ich einst bedeckt war,
Mir abgedeckt, den Amor und Cupido tief in's Herz mir
Geregnet hat: und nirgends mehr vermag ich zuzudecken.
Feucht sind des Herzens Wände schon; dies Haus geht völlig unter.
Betrachte mich, sieh, ob das Kleid mir ansteht, liebe Skapha.
Ich möchte gern Philolaches gefallen, meinem Liebsten.
Du bist so schön: was willst du dich durch schönen Anzug schmücken?
Des Kleides Inhalt lieben nur die Buhler, nicht die Hülle.
Leise zu sich selbst murmelnd: Die Schelmin ist doch recht gewandt, die Skapha, die versteht es,
Weiß Alles, was ein Liebender sich wünscht, wie's ihm um's Herz ist.
Wie nun?
Was ist es?
Sieh mich an, und schau, wie das mich kleidet.
Das dankst du deiner Schönheit, Kind, daß, was du trägst, dir gutsteht.
Für diese Worte, Skapha, werd' ich heute dich beschenken.
Die meine Lust ist, sollst du nicht umsonst gepriesen haben.
Die Frauen scheinen nicht zu ahnen, dass sie belauscht werden.
Still! Keine Schmeichelei'n!
Du bist auch gar zu närrisch, Mädchen.
Willst lieber falschen Tadel wohl, als wie mit Recht gelobt sein!
Ich will, und wär's auch ohne Grund, mich lieber loben lassen,
Als daß man über mich mit Grund loszieht und mich verspottet.
Ich liebe Wahrheit; Wahrheit will ich hören; Lügner hass' ich.
So wahr du mich, Philolaches dich liebt, du bist gewiß schön!
Was sagst du, Mensch? Was schwurst du denn: »so wahr als ich sie liebe?«
Warum nicht auch: »so wahr sie mich?« Nichts wird aus dem Geschenke.
Du gehst zum Geier! Was ich dir versprochen, ist verloren.
Mich wundert's, daß ein Mädchen, so gescheidt, so fein erzogen,
Wie du, so dumme Streiche macht.
So rathe, wenn ich fehle
Du fehlst, bei'm Himmel, wenn du nur zu Willen lebst dem Einen,
Nur ihm dich hingibst, ihm nur dienst, und Andre gar verachtest.
Nicht Buhlerinnen, Frauen ziemt's, nur Einem Mann zu dienen.
Gerechter Gott! Welch böser Geist geht um in meinem Hause?
Die Götter alle sollen mich mit allen Qualen tödten,
Wenn ich das Weib durch Hunger nicht, durch Durst und Kälte tödte!
Mit deinen schlechten Lehren sei mir still!
Wohl bist du thöricht,
Zu glauben, daß er dein Galan, dein Freund auf ewig bleibe.
Hat er dich lang, hat er dich satt, so wird er dich verlassen.
Ich hoff's nicht.
Ungehofftes kommt viel öfter, als Gehofftes.
Kurz, kann ich dich durch Worte nicht bestimmen, mir zu glauben,
Wohlan, so lehre dich die That! Was bin ich, und was war ich?
Wie du, so ward auch ich geliebt, willfahrte nur dem Einen,
Der dennoch, als die Haare hier vor Alter grau sich färbten,
Treulos mich aufgab. Glaube mir: so wird's auch dir ergehen.
Kaum halt' ich mich, der Hezerin die Augen auszukrazen.
Er ganz allein hat mich allein befreit mit seinem Gelde.
Ihm ganz allein bin ich allein, denk' ich, Ergebung schuldig.
Du großer Gott! Welch holdes Kind, wie sittsam und wie züchtig!
Wie lob' ich's und wie freut mich's, daß ich ihretwegen arm bin!
Bei Gott, du bist nicht klug!
Warum?
Weil du dich darum kümmerst,
Daß er dich liebt.
Wie sollte mich's nicht kümmern?
Was du wolltest,
Errangst du ja, du wurdest frei; will er dich nicht mehr lieben,
Verlor er, was er ausgelegt an Geld, um dich zu lösen.
Ich will verflucht sein, wenn ich die nicht jämmerlich erwürge,
Die Kupplerin, die mir das Kind verführt, die Schlangenzunge.
Nie recht verdanken kann ich ihm, was er um mich verdient hat.
O rathe mir nicht, Skapha, daß ich ihn geringer schäze.
Bedenke nur dies Eine, wenn du ihm allein dich hingibst,
So lang dir noch die Jugend blüht, beklagst du's einst im Alter.
Ich möchte jezt zur Bräune mich verwandeln, in die Gurgel
Der Hexe fahren, und den Balg, die Kupplerin, erwürgen.
Ich muß, nachdem er mir willfahrt, so dankbar mich beweisen,
Als ehedem, bevor ich mir's errang durch Schmeicheleien.
Der Himmel soll mich strafen, kauft' ich nicht zum zweiten Male
Dich wegen dieser Rede los, erwürgte nicht die Skapha!
Wenn dir's verbürgt ist, daß es dir am Brode nie gebreche,
Und daß er dein treueigner Freund durch's ganze Leben bleibe,
Willfahre dann nur ihm allein, und laß die Haare wachsen!
Nachdem ein Mensch im Rufe steht, erwirbt er sich Vermögen.
Bewahr' ich mir den guten Ruf, so werd' ich reich genug sein
Und muß ich was verkaufen, soll mein Vater eher feil geh'n,
Als daß du mir, so lang ich bin, je darbest oder bettelst.
Den Andern, die dich lieben, wie soll's diesen geh'n?
Sie werden,
Sobald sie meine Dankbarkeit seh'n, um so mehr mich lieben.
O käme mir die Kunde jezt, mein Vater sei gestorben!
Ich würde mich enterben und nur sie zur Erbin machen.
Ihr schmaust, ihr zecht bei Tag, bei Nacht, als wolltet ihr euch mästen;
An Sparen wird nicht mehr gedacht; bald wird das Gut verthan sein.
So will ich doch zuerst an dir mit Sparen es versuchen!
Du sollst bei mir in nächster Zeit nichts essen und nichts trinken.
Wenn du von ihm was Gutes sagen willst, so kannst du's sagen;
Doch wenn du Böses sprichst von ihm, bekommst du wahrlich Schläge:
Damit du siehst, wie herzlich ich ihn liebe.
Bin doch wacker:
Den Anwalt hab' ich freigemacht, für mich das Wort zu führen.
Traun, hätt' ich auch dem höchsten Zeus mein baares Geld geopfert,
Das ich, sie freizukaufen, gab, wär's nicht so gut verwendet.
Ich sehe, daß Philolaches dir höher gilt, als Alle.
Jezt, daß du seinetwegen mich nicht schlägst, bin ich's zufrieden,
Wenn du gewiß bist, daß er dir auf ewig eigen sein wird.
Bringe mir geschwind den Spiegel und das Kästchen mit dem Schmuck,
Skapha, daß ich hübsch geschmückt bin, kommt mein Herz, Philolaches.
Frauen, die an ihrer Schönheit zweifeln, dient der Spiegel wohl,
Dir gewiß nicht, die du selbst der Spiegel schönster Spiegel bist.
Für dies Wort, damit du, Skapha, nicht umsonst was Hübsches sagst,
Sollst du heut was Hübsches kriegen, – theure Philematium!
Sieh doch: sind die Locken alle, zierlich, wie sich's ziemt, gelegt?
Glaube mir, so zierlich, wie du selbst, sind deine Locken auch.
Saht ihr jemals was Verrucht'res auf der Welt, als dieses Weib?
Gegnerin noch eben, macht die Arge jezt die Schmeichlerin.
Gib mir Bleiweiß!
Wozu Bleiweiß?
Mich zu schminken im Gesicht.
Kommt mir vor, als färbtest du das Elfenbein mit Schwärze weiß.
Gib mir denn die rothe Schminke!
Nimmermehr! Du bist nicht klug.
Wie? Mit neuer Schminke fälschen wolltest du das schönste Werk?
Keine Schminke darf berühren, wer in deinem Alter steht,
Weder rothe, weder weiße, weder eine Tünche sonst.
Nimm den Spiegel!
Philematium nimmt den Spiegel, und nachdem sie ihr Bild wohlgefällig darin beschaut hat, küsst sie ihn.
Wehe mir! Sie gab dem Spiegel einen Kuß.
Hätt' ich einen Stein, dem Spiegel schlüg' ich gleich die Augen ein.
Daß sie nicht nach Silber riechen, weil du da den Spiegel hieltst,
Und Philolaches nicht argwöhnt, daß du Silber dir verdient.
Nein, so listig sah ich keine Kupplerin mein Lebenlang!
Wie gescheidt und schlau der Einfall eben mit dem Spiegel war!
Nimm das Leintuch, wische dir die Hände mit!
Wozu denn dies?
Daß sie nicht nach Silber riechen, weil du da den Spiegel hieltst,
Und Philolaches nicht argwöhnt, daß du Silber dir verdient.
Nein, so listig sah ich keine Kupplerin mein Lebenlang!
Wie gescheidt und schlau der Einfall eben mit dem Spiegel war!
Meinst du nicht, ich sollte mich mit Salben salben?
Laß es sein!
Und warum denn?
Weil ein Mädchen gut riecht, wenn es gar nicht riecht.
Denn die Vetteln ohne Zähne, die, versalbt in Salbenduft,
Aufgepuzt, des Leibes Mängel decken mit der Schminke Dach,
Riechen gleich, sobald die Salben mit dem Schweiße sich vermählt,
Eben so, als göß' ein Garkoch viele Brüh'n in Einen Topf.
Wie sie riechen, weißt du nicht; nur Eines, daß es übel riecht.
Die versteht doch Alles auch! Nichts geht an Schlauheit über sie.
Das ist wahr.
( Ans Publikum gewandt)
Gewiß erkennt dies auch der größte Theil von euch,
Die ihr alte Weiber habt, die durch die Mitgift euch erkauft.
Skapha, sieh doch, ob Geschmeid' und Mantel mir gehörig läßt
Dafür brauch' ich nicht zu sorgen.
Wer denn sonst?
Das hörst du gleich:
Nur Philolaches, damit er dir nur kauft, was dir gefällt.
Denn mit Gold und Purpur kauft sich der Galan des Liebchens Herz.
Nun, – wofür ihm Etwas zeigen, was er nicht besizen will?
Nur das Alter birgt der Purpur: Gold und Schmuck steht Mädchen schlecht.
Schöne Frau'n sind ohne Hülle schöner, als im Purpurkleid.
Und umsonst ist aller Puz auch, wenn sie schlecht gesittet sind.
Schlechte Sitte schändet mehr, als Koth, beschmuzt den schönsten Puz.
Wenn sie schön ist, hat sie Schmuck genug.
Philolaches kommt aus den Schatten und tritt auf die Beiden zu.
Was säum' ich lange noch?
Ihr, was treibt ihr hier?
Ich schmücke mich für dich.
Bist schön genug. [Color]
Er dreht sich zu Skapha
Geh hinein du, nimm den Schmuck mit! – Theure Philematium,
Gar zu gerne möcht' ich einmal mit dir zechen, süßes Herz! [Color]
Wohl, und ich mit dir; denn Alles, was du willst, das will ich auch,
Mein Geliebter!
Dieses Wort ist seine zwanzig Minen werth.
Gib mir zehn, ich bitte; gern erlass' ich dir's um diesen Preis.
Hast du doch zehn Minen jezt noch; rechne nur ein wenig nach.
Dich zu lösen, gab ich dreißig aus.
Was wirfst du das mir vor?
Daß man mir's vorwürfe, wünsch' ich; keinen Vorwurf mach' ich dir;
Denn ich habe lange schon kein Geld so trefflich angelegt.
Und ich fand für meine Liebe nirgends einen schönern Plaz.
Nun, so gleicht sich Soll und Haben zwischen uns vortrefflich aus.
Du liebst mich, ich liebe dich, und Jedes glaubt hier recht zu thun.
Wer darob sich freut, er möge stets sich seines Glückes freu'n.
Wer's beneidet, dem beneide nimmerdar ein Mensch ein Glück.
Philematium deutet auf ein Polster, welches durch Zauberhand auf der Bühne erschien.
[COLOR=deeppink] Seze dich!
Sie winkt einen Sklaven herbei.
[COLOR=deeppink] Bursch, Wasser für die Hände! Stell' ein Tischchen her.
Hole mir die Würfel drinnen!
Wieder zu ihrem Liebsten:
[COLOR=deeppink] Willst du Salben, Freund? [/COLOR]
[COLOR=indigo] Wozu
Salben? Ruh' ich doch am Myrrhenbaume. – Doch erblick' ich da
Meinen Freund nicht, der mit seinem Liebchen hier gegangen kommt?
Ja, er ist's: Kallidamates! Schön, mein Kind! Da kommen, sieh,
Waffenbrüder; ihren Antheil an der Beute wollen sie.[/COLOR]