Kandidatur zum Curus Honorum [11/10] - Herius Claudius Menecrates

  • Die Liste der Kandidaten zur nächsten Wahl war lang wie jedesmal und die einzelnen Männer aufzurufen war alles andere als eine erbauliche Aufgabe. Trotzdem stellte sich der Consul ihr tapfer und ohne größere Schwankungen in der Stimme.


    "Als nächsten Kandidaten bitte ich Herius Claudius Menecrates nach vorne, der seine Kandidatur zum Aedilat erklären möchte."

  • Nachdem der Corsul Menecrates das Wort erteilt hatte, erhob er sich. Er gehörte zu denen im Senat, die weniger häufig das Wort ergriffen. Zumeist verfolgte er still die Debatten, wenn auch aufmerksam, und nur wenn sie nach seiner Ansicht fehl liefen, mischte er sich ein. Menecrates war mit dem Alter besonnener geworden, das jugendliche Temperament war längst überlegtem Weitblick gewichen. Heute wollte er aber auf sich aufmerksam machen, seine Ideale vorstellen und sich in den Dienst Roms stellen.
    Er wartete, bis ihm die Aufmerksamkeit der Senatsmitglieder gehörte.


    "Patres conscripti,
    ich gehöre bereits seit langem diesem Gremium an. Die ältere Generation wird mich vielleicht noch als forschen Offizier der Prima kennen, die mittlere, aber vor allem die jüngere Generation wird kaum mehr als meinen Namen kennen, weil ich lange im Zwiegespräch mit den Göttern stand, die mich zu sich rufen wollten. Ich halte es daher für richtig, mich zunächst in Person und Werdegang vorzustellen.


    Mein Name ist Herius Claudius Menecrates. Ich bin der älteste Sohn des Senators Marcellus Claudius Macrinius, auch unter dem Agnomen Restitutor bekannt. Ich habe nach einer gründlichen Schulbildung eine Ausbildung als Architekt absolviert und bin nach wenigen Jahren dieser Tätigkeit zur Legio I Traiana gegangen. Mein höchster Rang war der des Tribunus Angusticlavius, gleichzeitig war ich persönlicher Adjutant unseres jetzigen Kaisers, der vor Jahren als Caesar Legat der Prima war."


    Menecrates wartete einige Augenblicke, bevor er weitersprach.


    "Meine politische Karriere musste sich immer den militärischen Erfordernissen unterordnen. Ich habe in 103 das Amt des Quaestor Provincialis und in 104 das des Quaestor Urbanus bekleidet. Seither bin ich Mitglied dieses ehrwürdigen Gremiums."


    Vor der Schilderung des nächsten Lebensabschnitts atmete Menecrates einmal durch.


    "Es folgte eine Zeit, in der ich den Göttern näher war als den Lebenden. Und als ich schon glaubte, sie wollten mich zu sich holen, ließen sie mich genesen, aber zeigten gleichzeitig andern Orts ihren Zorn: Ein Todesfall in der kaiserlichen Familie, ein Frevel am Hain der Diana, der den Tod der Frevlerin und späterhin sogar des Ehemannes - eines der unseren - nach sich zog.


    Quirites! Roms Festen beben! Rom ist erschüttert, die Götter zürnen. Lasst uns Rom gemeinsam stützen und schützen, lasst uns den Zorn der Götter beschwichtigen, auf dass er sich legt und unsere Stadt in neuem Glanz und in Sicherheit erblüht.


    Dafür biete ich euch meine Hilfe an. Ich versichere euch, in meiner Tätigkeit als Aedil besonderes Augenmerk auf die Tempelpflege legen zu wollen. Ohne die anderen Aufgaben eines Aedils vernachlässigen zu wollen, halte ich dieses Aufgabengebiet in dieser schweren Zeit für besonders vorrangig. Gleichzeitig plane ich großartige Spiele, blutige Spiele, opferreiche Spiele zum Gefallen der Götter und der Beruhigung der Bürger.


    All diese Dinge werde ich mit großem Pflichtbewusstsein angehen, wenn ihr mir euer Vertrauen schenkt und eure Stimme gebt.
    Ich danke für eure Aufmerksamkeit. Gern stehe ich für Nachfragen zur Verfügung."


    Menecrates wollte die Senatoren nicht ermüden. Über Einzelheiten oder weitere Aufgaben würde man in der Folge sprechen können.

  • Potitus begutachtete auch diesmal wieder mit besonderem Interesse die Kandidaturen zur Wahl. Für seine eigenen Günstlinge hatte er diesmal jedoch einige Plätze freigehalten, die gar nicht zur Wahl gestellt werden würden. Das ganze war ein wenig kurzfristig geschehen, sodass der Senat noch gar nichts von seinem Glück wusste. Aber wer nahm schon Rücksicht auf den Senat?


    Überraschend war nun auch dieser komische Patrizier zur Wahl angetreten. Das Aedilat hatte viel mit Salinators Aufgabenbereich zu tun, daher graute ihm schon davor, dass dieser Besserwisser ihm jetzt öfter hereinreden würde. "Und was hast du seit deinem großartigen Militärdienst gemacht? Etwa für die großartigen Spiele gespart?" fragte er daher, bemüht, ein paar schlechte Seiten an ihm hervorzukehren. Vielleicht würde der Senat ihn ja doch nicht wählen!

  • Salinators Fragestellung strotzte nur so vor Provokation. Trotzdem - und Menecrates wusste nicht wieso - musste er stets über den Praefectus Urbi lächeln – innerlich versteht sich. Rein äußerlich sparte er sich ein Grinsen. Das Rangeln jedoch bereitete ihm gewisse Freude. Wie es schien, prallten bei Menecrates und Salinator Welten aufeinander. Sowohl im Verhalten und in den Ansichten als auch in der Arbeitsweise.
    Menecrates fasste die Gelegenheit beim Schopf, mehr über sich und seine Entwicklung zu berichten.


    "Wer auf einen kranken Körper und eine in alle Winde zerstreute Familie blickt, braucht mehr als nur der Götter Beistand, um wieder auf die Beine zu kommen. Mit eisernem Willen und leitenden Visionen habe ich es geschafft, gestärkt aus dieser Prüfungsstunde hervorzugehen.
    In direkter Vorbereitung auf meine Kandidatur habe ich dann den Cursus Iuris mit tadellosem Ergebnis abgelegt. Mein Anspruch sind rechtlich einwandfreie Entscheidungen im Rahmen der Aediltätigkeit. Außerdem plane ich, mehr als üblich den Rat der Götter in Form der Auspicia Minora einzuholen.
    Und sparen für großartige Spiele muss ich als Claudier nicht."


    An dieser Stelle erlaubte sich Menecrates ein Lächeln.


    "Ich richte - so ich gewählt werde - außer der Reihe Ludi Magni aus, um der augenblicklich angespannten Lage Rechnung zu tragen. Für den Termin werde ich einen Augur befragen. Nur so viel kann ich schon verraten: Es wird Arenaspiele, Wagenrennen, Opferhandlungen und freie Beköstigung für das Volk geben."

  • "Als Mitglied des Collegiums der Quindecimviri sacris faciundis halte ich es für dumm und törricht zu Glauben die Götter mit solch lächerlichen Gesten besänftigen zu können. Dieser unglaubliche Frevel lässt sich nicht durch einen renovierten Tempel, ein besonderes Opfer oder gar Spiele wieder gut machen. Von den Collegien des Cultus Deorum muss eine angemessene Sühneleistung festgelegt und vollzogen werden, um den Frieden mit den Göttern wieder zu festigen. Irgendwelche ungelenkten Taten von Laien mögen hier im schlimmsten Fall den Pax Deorum nur noch weiter in Gefahr bringen. Herius Claudius Menecrates hat zwar sicher nur die die besten Intentionen, doch wir dürfen diese Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen. In meinen Augen stellt es eine reele Gefahr für Rom und das Reich dar und wir müssen alles tun, um die Götter zu besänftigen!"

  • Als Modestus geendet hatte, nickte Menecrates.


    "Die Besänftigung der Götter muss eine kollektive Leistung sein, wenn sie von Erfolg gekrönt sein will. Dazu möchte ich meinen ganz persönlichen Beitrag leisten, dem als Aedil sicherlich mehr Bedeutung zukommen und der mehr Ausmaß einnehmen wird als wenn ich als Bürger ohne Amt tätig werde.
    Senator Annaeus Modestus, du gehörst der mittleren Generation dieses ehrwürdigen Gremiums an und ich kann nicht davon ausgehen, dass du viel über mein Wirken in der Vergangenheit weißt, deswegen ein paar Erklärungen.
    Lange bevor ich Senator wurde, herrschten im Reich bedeutsame Strömungen vor, die sich gegen die Mos Maiorum und den Pax Deorum richteten. Der Cultus Deorum besaß längst nicht die heutige Güte und auch nicht denselben Einfluss. Damals galt die Factio Albata, deren Princeps dein Verwandter Annaeus Florus war, als annähernd einzige Gruppierung, die sich für eine Rückkehr zum Glauben und zu den alten Traditionen eingesetzt hat. Als Sympathisant dieser Factio war man damals stigmatisiert, galt als Unbequemling oder wurde mindestens als zurückgeblieben belächelt. Ungeachtet dessen hat sich eine Handvoll Männer, zu denen auch ich gehört habe, stets dafür eingesetzt, dass die römische Religion wachgehalten wurde. Das Ergebnis - die spürbare Rückkehr vieler Bürger zum Götterglaube und den Traditionen - ist heute erkennbar.


    Und jetzt frage ich dich, Annaeus Modestus, hältst du mich noch immer für einen Laien, dessen ungelenkte Taten den Pax Deorum in Gefahr bringen könnten?"

  • "Ja, ich das tue ich immernoch, Senator Claudius Menecrates. Dass du dich für die damals für die Stärkung der Religio Romana eingesetzt hast, wovon mir in der Tat nichts bekannt ist, mag deine Pietät bezuegen. Aber das ist auch schon alles. Du gehörtest niemals zu einem der stadtrömischen Collegien an oder hattest auch nur die Position eines Aedituus inne. Und schon letzteren spreche ich die Erfahrung und Fähigkeit ab, zu bestimmen was die eine angemessene Sühneleistung wäre. Ich, der ich schon länger im Collegium der Quindecemviri als im Senat sitze, bin dazu ebenfalls nicht geeignet. Das Collegium der Pontifices allein kann dies festlegen. Meine Aufgabe und die meiner Brüder wird es nur sein die Sybilinischen Bücher zu studieren, so wir dazu aufgerufen werden, was ich an dieser Stelle deutlich empfehlen möchte."


    erwiederte Modestus und konnte sich gerade noch eine Bemerkung darüber verkneifen, dass er zwar tatsächlich aus einer jüngeren Generation stammte, es aber wohl deutlich weiter gebracht hatte als der Claudier.


    "Um es also ein zweites Mal zu sagen, ja ich halte dich für einen Laien, dessen ungelenkte Taten den schon gefährlich strapazierten Pax Deorum noch weiter in Gefahr bringen könnten, auch wenn du sicherlich nur das beste im Sinn hast. Ein frommer Mann magst du sicherlich sein, aber das Wissen und die Erfahrung eines Pontifex hast du dicht. "

  • "Ich habe nicht behauptet, dass ich bestimmen kann oder gar werde, was eine angemessene Sühneleistung wäre", erwiderte Menecrates. "Wöllte ich ein Mitbestimmungsrecht, würde ich auch ein Amt im Cultus Deorum anstreben. Ich stehe aber hier, um mich für das Amt des Aedilis Curulis anzubieten. Die Pflege der Tempel und die Ausrichtung von Spielen ist Bestandteil dieses Amtes. Eine Umsetzung ist nicht nur legitim, sondern sogar Pflicht. Und nichts anderes als das habe ich vor. Dass mein Augenmerk im Besonderen auf diesem Teil der Arbeit liegt, ist angesichts des erkennbaren Götterzorns verständlich, nehme ich an.
    Mein Anteil wäre klein, aber wir sollten nicht den Fehler begehen, kleine Beiträge zum Gefallen der Götter als unnütz, unwirksam oder gar als Gefahr zu bezeichnen. Denkt jeder so, dann verfallen alle dem Nichtstun und DAS sehe ich als Gefahr. Jeder Römer kann seinen ganz bescheidenen Beitrag leisten, und wie aus vielen Tropfen ein See entsteht, wird die Summe der Taten auch den Göttern nicht verborgen bleiben."

  • Der Beitrag eines jeden Einzelnen und die Verantwortung, die jeder übernahm, sollte auch das Leitmotiv in Macers eigener Kandidatur sein, so dass er Claudius Menecrates nur zustimmen konnte in seinem Anliegen. Gleichzeitig wollte er seinem Klienten Annaeus Modestus aber auch nicht zu hart in die Parade fahren. "Ich finde es außerordentlich unterstützenswert, dass jeder nach besten Kräften seinen Beitrag für Rom leistet. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit für einen Senator, erst recht für einen Magistrat, aber man kann es sicher nicht oft genug betonen. Dass Claudius Menecrates uns nun verspricht, sich als Aedil besonders um die Tempel zu kümmern, halte ich für ein ehrliches Versprechen, gerade wenn er ein Laie in religiösen Angelegenheiten ist. Es verdient unsere Unterstützung, durch unsere Zustimmung und auch durch die Enpfehlung jener, die mehr sind als Laien in dieser Angelegenheit."

  • "Mein geschätzter Patron bringt es wieder einmal aufs Wort. Wie ich schon sagte, ich glaube Herius Claudius Menecrates ist ein frommer und aufrechter Mann, doch in diesen unruhigen Zeiten, wo der Pax Deorum in so hoher Gefahr schwebt, sollten wir in allen religiösen Dingen Umsicht beweisen und immer darauf Bedacht sein den Ratschlag derer einzuhollen, die sich auführlich mit der Religio Romana beschäftigen und eine entsprechende Funktion bekleiden. Denn es wäre bedauerlich wenn aus Unwissenheit der gute Wille an unnütze oder gar schädliche Handlungen verschwendet werden würde. Oder man sich ich von kleinen Gesten blenden lassen und es bei ihnen belassen würde, anstatt wirkliche Sühne zu leisten. Doch so wird Herius Claudius Menecrates auch meine Unterstützung finden."

  • Macers Wortmeldung erfreute Menecrates. Er schätzte und respektierte den Senator.


    "Ich danke dir, Senator Purgitius Macer, und auch dir, Annaeus Modestus, für die Unterstützung. Ich versichere, ich werde umsichtig handeln, wenn mir die Verantwortung des Aedilats anvertraut wird. Wie ich schon sagte, ich plane, vor wichtigen Entscheidungen mehr als bisher den Rat der Götter in Form von kleinen Auspizien einzuholen. Und auch zur Terminbestimmung für die von mir geplanten Ludi werde ich den Rat eines Fachkundigen einholen. Ich werde einen Augur bitten, die göttlichen Zeichen zu deuten und den Termin zu benennen, an den ich mich dann strikt halten werde."

  • Die Kandidatur Menecrates' hatte Durus ein wenig überrascht, noch mehr jedoch die Einsprüche von Modestus. Für den alten Tiberier war es ziemlich klar gewesen, dass Menecrates lediglich seinen Beitrag leisten wollte - was er letztlich auch klarstellte. Da Durus selbst jedoch weder ein besonderer Freund des Claudiers war, noch ein ausgesprochener Feind, enthielt er sich vorerst eines Kommentares - er würde seine Stimme sicherlich noch für andere Kandidaturen brauchen!

  • Potitus rieb sich grinsend die Hände. Auch wenn das wohl eine Diskussion um des Kaisers Bart war, war doch jeder Streit des Senats günstig für ihn! Leider endete der Disput ziemlich schnell, sodass Salinator sich wieder abwartend zurücklehnen musste.

  • Die Kandidatur des Claudius Menecrates, des Vetters seiner Gemahlin, gereichte durchaus dazu, Gracchus' Interesse zu wecken, schien es doch bisweilen lange, als hätte jener gänzlich aus dem öffentlichen Leben sich zurückgezogen. Allein der familiären Bindung wegen würde Gracchus den Claudier wählen müssen, gab es doch wenig was er mehr fürchtete als den Zorn seiner Gemahlin auf sich zu ziehen, denn obgleich dies bisherig niemals auch nur im Ansatze war geschehen, sie zumindest es niemals hätte ihm gegenüber gezeigt, so gereichte allein die Vorstellung einer wutentbrannten Antonia zu dem horribelsten Grauen, welchen Gracchus sich nur konnte erdenken. Auch die übrigen Prämissen sprachen für Claudius - bis zu jenem Augenblicke, da er den Zorn der Götter erwähnte, da er ohne ihn auszusprechen Celerinas Namen als jenen der Frevlerin nannte - was schlussendlich noch immer unbewiesen war - , diese implizite Kompromittierung der flavischen Familie damit regelrecht für seinen Wahlkampf missbrauchte. Gracchus' Körperhaltung versteifte sich und über sein Antlitz huschte für einen deutlichen Augenblick ein Schatten dunklen Zornes, ehedem er seine Kiefer aufeinanderpresste. Kurz war er versucht, den Claudier darauf hinzuweisen, dass es wohl unter seinem Stande war, das unbewiesene Geschwätz der Straße in den Senat zu tragen, und er besser mehr Acht darauf solle verwenden, welchen Gerüchten er nachsprach, doch da er die flavische Familie diffamiert hatte ohne sie tatsächlich zu nennen, schwieg Gracchus, diesem Gerede nicht zusätzlich Vorschub zu leisten. Ob er jedoch seine Stimme dem Claudier noch konnte geben, dies würde er noch sehr genau bedenken - und Antonia mochte sich davor hüten, ihm dies zum Vorwurfe zu machen, würde doch sonstig sie seinen Zorn auf sich ziehen.

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