Triclinium | Convivium Suspectum

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    "Ich denke, es hängt auch davon ab, ob man die Senatoren lässt....... momentan, so hat es für mich zumindest den Anschein, werden wir Senatoren ziemlich in unseren Handlungen eingeschränkt..... ich kann nur hoffen, dass sich dies nicht noch verschlimmert....."


    Macer schüttelte energisch den Kopf, als wenn ihm dieser Einwand gar nicht gefallen würde. "Wo werden wir denn massiv eingeschränkt? Wirst du an der Ausübung deines Amtes gehindert? Oder einer der amtierenden Magistrate? Wurde einem Senator untersagt, Geld für die Revonierung einer Landstraße zu stiften? Wurde einem Senator verboten, einem jungen Mann Rhetorikunterricht zu erteilen, damit dieser selber einmal ein guter Senator werden würde?" Er blickte Vinicius Lucianus eindringlich fragend an. "Mir ist nichts dergleichen bekannt. Wir dürfen doch nicht hingehen und uns aufgrund einzelner fragwürdiger Entscheidungen und Ereignisse gleich eine kollektive Machtlosigkeit einreden. Das wäre deutlich zu bequem." Und genau diese Bequemlichkeit meinte Macer ausgemacht zu haben und hatte sie als Anlass für seine Kandidatur genommen.

  • Menecrates ließ sich nicht so leicht von der Fährte abbringen, auch wenn die Einwände Modestus‘ berechtigt waren. Die Kohorten der Prätorianer und der Urbaner stellten militärische Einheiten dar, deren Führung gewissen Regeln unterworfen war.

    "Was ich klar weiß ist, dass sich der Praefectus Praetorio schon länger nicht in der Castra aufhält. Diese Aussage bekam ich von der Wache. Der Praefectus Urbi meinte, ich solle ihm, einen Brief in sein Haus schicken, was ich für ein Unding halte. Ein Kommandant gehört zu seiner Einheit und nicht in sein Privathaus, zumal wenn es sich um den eigentlich wichtigsten Mann Roms nach dem Kaiser handelt. EIGENTLICH deswegen, weil ich nicht merke, dass er überhaupt in Erscheinung tritt. Wann war er das letzte Mal im Senat als Beisitzer? Gäbe es eine Verschwörung, um die er sich kümmern müsste, wäre die nach der langen Zeit wenigstens dem Senat bekannt.
    Ich stelle die Frage nicht nur aus persönlichen Gründen, die ich freilich habe. Durch die Untätigkeit des Praefectus Praetorio und die Zurückgezogenheit unseres gesundheitlich angeschlagenen Kaisers könnten die Machtverhältnisse im Reich in Schieflage geraten. Welche Auswirkungen das haben könnte, möge sich jeder selbst ausmalen."


    Im Reich lief einiges nicht mehr reibungslos. Diese Erfahrung hatte Menecrates aus Misenum mitgenommen, als er den Kaiser besucht hatte, oder besser besuchen wollte. Möglicherweise sahen das aber andere Senatoren nicht so, deswegen wartete er durchaus gespannt auf deren Meinung.

  • Als sein Klient ihn kurz aufklärte, deutete Durus nur ein Nicken an - er hatte so etwas schon einmal gehört, aber dass sogar die Aurelier davon wussten, bedeutete wohl, dass Dolabella damit nicht hinter dem Berg hielt. Nunja, eigentlich waren diese östlichen Kulte ja überall in Mode, warum also nicht auch in seiner Familia?


    Dann plötzlich erklärte jedoch Annaeus Modestus seine Kandidatur, was den alten Tiberier ein wenig überraschte: Scheinbar wollte der Annaeer noch höher hinaus, nachdem er jetzt die Praetur bekleidet hatte.


    "Darf ich dies als offizielle Bewerbung verstehen, Annaeus? Ich meine, wir werden sicherlich noch jemand anderen finden, aber wenn du ernsthaft unserem Collegium beitreten willst, werde ich dies vortragen!"


    fragte er daher noch einmal kurz nach, als das Thema auch schon überschwankte hin zu einem Punkt, den er sich lieber ein wenig aufgehoben hätte. Aber da er nun schon einmal angerissen war, ging er auch darauf ein.


    "Macer, hast du nicht mitbekommen, dass Salinator sich sogar in die Wahlen einmischt? Schön und gut, wenn er Kandidaten empfielt, aber sie überhaupt nicht mehr zur Wahl zu stellen? Ich finde das höchst bedenklich! Wenn sich diese Methode ausbreitet, wird der Senat bald nur noch aus Lakaien des Vesculariers bestehen!"

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    [...]


    "Da sprichst du ein wahres Wort. Ich wünschte, ich könnte sämtliche Gesichter im Senat den jeweils richtigen Namen zuordnen. Aber ich habe ihm Laufe des Lebens gelernt, dass mich schriftliche Notizen vor peinlichen Situationen retten können. Dem Namen eines Neusenators, wenn er denn für mich wichtig werden könnte, gebe ich eine Karikatur an die Seite. Die Skizze von Plinius Theophanes zum Beispiel trägt eine Knollennase, weil er bei unserer ersten Begegnung völlig verschnupft war. Furius Tamphilus habe ich mir durch ein übertrieben groß gezeichnetes Ohrläppchen gemerkt und Tullius Medullinus durch einen Fisch neben dem Strichmann. Er hat einmal neben mir gestanden, da hat mich sein Atem fast umgebracht."


    Avianus musste unwillkürlich grinsen. Es war eine lustige, doch wie ihm schien sehr effektive Methode, sich eine Person zu merken. Und wer viele Leute beim Namen kannte, war klar im Vorteil. "Eine sehr kreative Art, sich jemanden einzuprägen", kommentierte Avianus und hängte mit Humor an, "Ich bin gespannt, wie du mich 'künstlerisch' umsetzen willst. Aber ich glaube, dir wird etwas einfallen."


    Wenige Momente später kamen auch interessantere Gesprächsthemen auf dem Tisch. Eines davon handelte von diesem Praefectus Urbi, der zwar nicht körperlich, aber zumindest verbal allgegenwärtig war. Der Mann war berechtigterweise oft das Gesprächsthema zwischen den Senatoren, die seine Auswüchse immer und immer wieder im Senat miterleben mussten.
    Wenig später mischte sich Tiberius Durus in dieses Gespräch ein.


    Zitat

    "Macer, hast du nicht mitbekommen, dass Salinator sich sogar in die Wahlen einmischt? Schön und gut, wenn er Kandidaten empfielt, aber sie überhaupt nicht mehr zur Wahl zu stellen? Ich finde das höchst bedenklich! Wenn sich diese Methode ausbreitet, wird der Senat bald nur noch aus Lakaien des Vesculariers bestehen!"


    "Das ist offensichtlich das, was dieser Mann mit seinen Aktionen bezwecken will. Seine Aktionen hinterlassen bei mir persönlich einen... sagen wir mal, faden Beigeschmack. Ich hoffe, ich bin nicht der Einzige, der so fühlt", sagte Avianus, ohne sein Denken in dieser Gruppe tiefer auszudrücken. "Ich habe die Befürchtung, dass er das irgendwann mit wichtigeren Ämtern tun wird. Und wenn seine Lakaien ganz oben sitzen, wird das den Senatoren in ihrem Dienst für Rom einen Riegel vorschieben, wenn sie etwas erreichen wollen."

  • Zitat

    Original von Tiberius Aurelius Avianus
    Avianus musste unwillkürlich grinsen. Es war eine lustige, doch wie ihm schien sehr effektive Methode, sich eine Person zu merken. Und wer viele Leute beim Namen kannte, war klar im Vorteil. "Eine sehr kreative Art, sich jemanden einzuprägen", kommentierte Avianus und hängte mit Humor an, "Ich bin gespannt, wie du mich 'künstlerisch' umsetzen willst. Aber ich glaube, dir wird etwas einfallen."


    "Mir musste bereits etwas einfallen", gab Menecrates zu. "Wobei mir das Merken bei dir leichter fiel als bei den anderen Aureliern wegen den Salii palatini." Senat und Kollegium beherbergten einige Aurelier und durch den abgebrochenen Kontakt kannte Menecrates tatsächlich nur noch die wenigsten. "Im Senat fiel es mir leichter. Ursus ist Legat der Prima, und wenn ich alles vergessen würde, das sicher nicht. Neben seinem Namen steht also 'Pia Videlis' und irgendwann prägte sich auch sein Aussehen ein. Ich muss aber zugeben, bei den Salii lasse ich mir regelmäßig zuflüstern, welcher der Sodalis mit Namen Aurelius da gerade spricht. Pflegt man private Beziehungen, dann prägen sich Namen wie von selbst ein. Ich jedoch pflege eher die Zurückhaltung, wie du weißt. Sie basiert noch auf dem zerschnittenen Band durch Corvinus.
    Aber du warst gespannt, wie ich dich künstlerisch umgesetzt habe."


    Menecrates musste schmunzeln, denn künstlerisch waren seine Skizzen gewiss nicht.


    "Ich hoffe, du kannst mit deinem künstlerischen Abbild leben. Es trägt in der Mitte des Schopfes wild nach oben stehende Haare." Wenn Avianus nicht zu den übertrieben eitlen Menschen gehörte, sollte er darüber lächeln können, aber man wusste ja nie. Im Allgemeinen achteten viele Senatskollegen auf ein gepflegtes Erscheinungsbild.



    In das neu entstandene Gesprächsthema brachte sich Menecrates zunächst nicht ein. Es streifte zwar sein eigenes, zuvor angeschnittenes, und man hätte durchaus sogar beide verweben können, aber das erschien ihm zum jetzigen Zeitpunkt nicht klug.

  • "Ich glaube meine Collegae bei den Quindecemviri würden es mir übel nehmen, wenn ich sie so einfach im Stich lasse. Von daher muss ich wohl leider Gratidius Fullo das Feld überlassen."


    meinte Modestus schmunzelnd, denn er hatte nicht wirklich vor Pontifex zu werden. Das Collegium Quindecemviriorum mochte nach den Pontifices und den Auguren zwar erst an dritter Stelle stehen, dennoch hatte es doch einige Vorteile. Die regelmäßigen pekuniären Zuwendungen verschiedener Kulte, die sich damit das Wohlwollen des Collegiums sichern wollten, da es sie schließlich jederzeit verbieten konnte, war nur einer davon.
    Die Diskussion um Vescularius Salinator, wie sie hier geführt wurde, war Modestus schon leid, weshalb er sich nicht darauf einlies. Ja, ja ewig klagten alle Senatoren über den Mann, aber anscheinend wollte niemand aktiv etwas gegen ihn unternehmen. Modestus selbst sah ihn weniger als Freund oder Feind, eher als Möglichkeit. Außerdem war sein Vetter immernoch Procurator a libellis, weswegen er sich offen sowieso nicht gegen den Praefectus Urbi stellen konnte.

  • Als das Gespräch rund um den Tisch allmählich recht in Gang kam, bemerkte Gracchus wieder einmal, wie mühevoll es ihm bisweilen war, einer solchen Runde mit voller Konzentration zu folgen, ob dessen er vorwiegend schweigend zuhörte, denn bis er bereit war, die mit größter Sorgfalt konzipierten Worte, welche die in seinem Geiste aufkommenden Gedanken fassten, in Freiheit zu entlassen, war es zumeist bereits zu spät für eine Antwort, das Gespräch schon bei einer neuerlichen Thematik - und ad hoc einen Gedanken zu äußern, dies mochte er nicht riskieren, waren doch auf solcherlei Art rezent Dinge zu Tage getreten, welche besser unausgesprochen blieben. So folgte er durchaus interessiert den Worten, welche über Gratidius Fullo wurden geäußert, was ihnbezüglich keinesfalls unter Klatsch war zu rechnen, gehörte doch die Beschäftigung mit einem verpönten Kult durchaus zu jenen Dingen, welche die Pontifices bei ihren Überlegungen über die Kooptation eines Kandidaten sollten wissen - würde dies jenen doch bereits im Vorhinein ausschließen.
    "Ich denke nicht, dass Gratidius eine reelle Chance hat"
    , fügte er seinen Gedanken zu der Causa des vakanten Pontifikates hinzu, nachdem Annaeus die Offerte Tiberius' hatte abgelehnt.
    "Schlussendlich sollte der Platz eines Patriziers wieder mit einem sol'hen besetzt werden."
    Immerhin hatten die Plebeier bereits per Gesetz die Mehrheit der Sitze in dem Collegium, so dass den Patriziern durchaus daran gelegen war, ihre Anzahl nicht zu verringern. Zu der aufkommenden Konversation bezüglich des Vescularius wiederum enthielt auch Gracchus sich eines Kommentars, traute er doch weder all den Männern um den Tisch - was advers indes nicht bedeutete, dass er ihnen misstraute -, noch traute er sich selbst ein Urteil über den Vescularier zu, schlussendlich war der Praefectus Urbi nur der Stellvertreter des Kaisers und Gracchus misstraute eher letzterem als ersterem, wiewohl er auch in Hinblick auf diesen keinerlei Grundlage für seine Bedenken hatte, sich somit im Grunde ebenfalls kein Urteil konnte erlauben.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zitat

    Original von Tiberius Aurelius Avianus


    "Das ist offensichtlich das, was dieser Mann mit seinen Aktionen bezwecken will. Seine Aktionen hinterlassen bei mir persönlich einen... sagen wir mal, faden Beigeschmack. Ich hoffe, ich bin nicht der Einzige, der so fühlt", sagte Avianus, ohne sein Denken in dieser Gruppe tiefer auszudrücken. "Ich habe die Befürchtung, dass er das irgendwann mit wichtigeren Ämtern tun wird. Und wenn seine Lakaien ganz oben sitzen, wird das den Senatoren in ihrem Dienst für Rom einen Riegel vorschieben, wenn sie etwas erreichen wollen."


    Der Verweis auf diese Sache kam für Macer nicht überraschend. "Er nutzt ein Recht, welches ihm gesetzlich zusteht beziehungsweise vom Kaiser übertragen wurde. Mir persönlich schmeckt es auch nicht, wenn ich mir meinen Quaestor Consulum nicht aussuchen könnte, sollte ich Consul werden, aber trotzdem kann ich dies nicht als vorsätzliche Behinderung werten. Wieso sollte er auch Männer einsetzen, die unseren Wünschen entsprechen und nicht seinen? Das hat kein Kaiser je getan und jeder von uns würde solche Posten doch auch mit seinen Klienten und Getreuen besetzen und nicht mit anderen. Wenn es uns nicht gefällt, wie jemand seine Rechte nutzt, müssen wir eben unsere Rechte nutzen, um dagegen vorzugehen. Das sollte doch niemanden überraschen oder empören. Ein Schiff kann auch gegen den Wind voran kommen, wenn man es geschickt anstellt."

  • Überrascht stellte Durus fest, dass Macer sich schützend vor Salinator stellte. So etwas hatte er definitiv nicht erwartet und so etwas war sogar genaugenommen in dieser Gesellschaft fast ein wenig riskant, besonders, wenn man das Consulat anstrebte!


    "Schon seit sehr, sehr langer Zeit hat kein Kaiser es gewagt, den Senat bei den Wahlen einfach zu übergehen! Zwar gab es regelmäßig Candidati Augusti, aber letztendlich wurde stets dem Senat die Wahl gelassen! Und nur weil etwas legal ist, bedeutet es noch lange nicht, dass es legitim ist!"


    bemerkte er daher, während die Sklaven begannen, die Vorspeise abzuräumen und dem Hauptgang Platz zu machen: So schenkte man nun die Becher mit Wein nach, während Pullum Frontoianum auf großen Platten hereingetragen wurde. Es war gänzlich auf besonderen Schmuck verzichtet worden: Einzig die appetitlich aussehende Anordnung konnte als ästhetische Aufwertung betrachtet werden.


    Sim-Off:

    WiSim 2 (natürlich auch in der normalen :D)

  • "Ob es legitim ist oder nicht und ob ein Kaiser dies tun sollte oder nicht ist einen ganz andere Frage", stellte Macer schmunzelnd fest. "Aber unser Ausgangspunkt - zumindest der von Vinicius Lucianus und mir in unserem Gespräch - war die Frage, ob der Senat in seiner Arbeit behindert wird. Und dies würde ich erst einmal nur von der Seite der Legalität her betrachten wollen. Denn jeglicher anderer Konkurrenzkampf, bei dem eine Seite die andere nach Kräften zu behindern versucht mit allen Mitteln, die legal sind, hat es in Rom ja nun wirklich immer gegeben. Alleine die Tatsache, dass ich als Consul kandidiere würde ja im Falle meiner Wahl jemand anderen daran hindern, ebenfalls Consul zu sein. Er könnte sogar Angst haben, dass im Senat bald die Anhänger meiner Linie die Oberhand gewinnen." Macer schien die Sache wirklich im Moment noch von der sportlichen Seite zu sehen, was sicher auch daran lag, dass er bisher keinen negativen direkten Kontakt mit dem Praefectus Urbi gehabt hatte.

  • "Sicherlich ist es legal, aber er untergräbt mit seinen Aktionen das Ansehen des Senats. Wenn der Kaiser uns ganz offiziell solch ein Misstrauensvotum ausstellt, dann schickt dies auch gewisse Signale an die Plebs.


    Wobei ich gar nicht die Diskussion anschneiden will, dass die Wahl des Stellvertreters wohl denkbar schlecht ist!"


    bemerkte Durus nun und nahm sich ein Stück Geflügel. Warum der Purgitier sich so beharrlich auf die Seite Salinators stellte, war ihm wirklich schleierhaft. Sicherlich gab es keinen offiziellen Anlass zu einer Anklage - schon allein wegen der Instanz, die derartiges verhandelte, aber es war doch wohl Gewohnheitsrecht, dass der Senat die Magistrate wählte oder zumindest gefragt wurde! Und basierte nicht eigentlich die gesamte politische Ordnung Roms auf solchem Gewohnheitsrecht?

  • Anscheinend hatte ich da eine Diskussion losgetreten, die dann doch mehrere Gäste interessierte und so kam es, dass ich nicht einmal zum Antworten kam.


    Doch als nun eine ganz kurze Pause entstand ergriff ich meine Chance....


    "Um dann doch noch meine Meinung kundzutun: Es ist wahrlich nicht so, dass wir behindert werden aber doch offensichtlich und beabsichtigt zurecht und zurückgewiesen auf eine Art und Weise die ein Senat Roms nicht verdient hab.
    Ob es nun Rechtens ist oder nicht, ob es legitim ist oder nicht..... es passt mir ganz und gar nicht, wie uns dieser Mann behandelt, wie er seine Macht zur Schau stellt und wie hilflos wir dem eigentlich gegenüber stehen!"

  • Erneut musste Macer schmunzeln, diesmal allerdings aus Freude darüber, dass ihm Vinicius Lucianus genau den Anknüpfungspunkt lieferte, auf den er mit seiner ganzen Kandidatur ohnehin hinaus wollte. "Eben, dieses hilflose Rumstehen ist es, wo man als erstes anfassen kann. Der Kaiser bestimmt seinen Stellvertreter selbst und dieser handelt auf der Basis der gesetzlichen Vollmachten - daran ist erst einmal nicht zu rütteln und wenn man etwas daran diskutieren kann dann eher doch tatsächlich die Frage, weshalb eben dieser Mann mit diesen Umgangsformen der Vertreter des Kaisers ist." Hier schien Macer also tatsächlich genau gegenteiliger Meinung zu sein als sein Gastgeber und diese Diskussion von allen ihm überflüssig erscheinenden Diskussionen noch am ehesten für sinnvoll zu erachten. "Aber es wäre eine Diskussion um ein Ding, das wir ohnehin nicht ändern können, weil uns dazu kein Recht zusteht. Wir haben ein Recht auf eine Meinung dazu, aber ob sie sich durchsetzt ist eine andere Sache. Worauf wir aber ein Recht haben und wozu wir sogar die Pflicht haben, ist unsere Arbeit zu machen und uns eben nicht einfach zurückzuziehen, weil uns gerade der Wind ins Gesicht blässt. Man kann beklagen, dass durch die direkten Ernennungen Getreue des Praefectus Urbi in den Senat gelangen, aber ich kenne durchaus einige Senatoren, die schlicht keine eigenen Getreuen als Alternative anzubieten hätten! Ich bezweifle nicht, dass es politische Gründe geben kann, einen Mann wegen angeblich unstandesgemäßen Lebenswandels aus dem Senat zu entfernen, aber gibt es nicht auch tatsächlich Senatoren, die aus Bequemlichkeit bei den Sitzungen fehlen, aus ihrem Landbesitz weit mehr Gewinn ziehen, als es der ursprüngliche Sinn der Handelsbeschränkung für Senatoren je erlaubt hätte und die mit diesem Geld nichts tun, was dem Volk zu Gute kommt? Diese Fragen habe ich mir gestellt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass wir eben noch lange nicht an einem Punkt sind, wo wir es uns erlauben können, hilflos dazustehen."

  • "Deine Worte sind wohl gewählt, Senator Macer, ganz so wie wir dich kennen und ich weiß, was es heißt für das Amt eines Consuls zu kandidieren und du bist wahrlich gut vorbereitet.


    Doch ich muss meine Worte nicht so weise wählen, muss mich nicht vorbereiten und auch kein Blatt vor den Mund nehmen. Und ich sage, egal ob rechtens oder nicht, ob vom Kaiser bestimmt oder nicht...... mir passt es nicht, wie er mit dem Senat umspringt....... der verstorbene Iulianus, die Götter mögen mit ihm sein, hat es verstanden den Senat auf seine Seite zu ziehen, Valerianus allerdings hat mit der Wahl seines Stellvertreters nicht soviel Geschick bewiesen...... nun, ich weiss was jetzt kommen wird..... NEIN, er muss auch nicht, das stimmt, natürlich kann tun und handeln wie er will...... doch ich frage mich..... wo wird das hinführen?"

  • "Ich bin der Meinung, dass ein Großteil des Senates seine Arbeit mit größtem Einsatz und größter Gewissenhaftigkeit erfüllt. Und wenn wir gerade auf die entlassenen Senatoren kommen: Ist dir aufgefallen, dass es sich ausschließlich um Patrizier handelt? Das kann doch wohl kein Zufall sein!"


    Sicherlich war dieser Punkt für Macer als Plebejer weniger von Bedeutung, aber gerade für die etwas optimatischeren Kreisen war dies wohl ein Affront.


    "Wenn es so weitergeht, wird der Senat bald nach der Pfeife dieses Salinators pfeifen. Was er von den alten Traditionen hält, hat er bereits deutlich gesagt - kurz: Ich sehe nicht nur meine privaten Interessen oder die der Senatorenschaft in Gefahr, sondern die Roms.


    Dahin wird es führen: Ein Sittenverfall, aus dem alles Mögliche entstehen kann!"


    Damit hatte Durus wohl alles zu diesem Thema gesagt - zumindest vorerst. Nach dem Essen würde er sicherlich noch einmal darauf zu sprechen kommen, aber vielleicht erst, nachdem Macer gegangen war. Vielleicht war es für einen Kandidaten für das Consulat auch nicht unbedingt sinnvoll, sich an hochverräterischen Unternehmen zu beteiligen!

  • Tatsächlich war Macer bisher nicht aufgefallen, dass alle entlassenen Senatoren Patrizier waren, weil er schlicht überhaupt nicht darüber nachgedacht hatte, welchem Stand sie angehörten. "Das ist in der Tat bemerkenswert und sicher kein Zufall", konnte er daher nur zustimmen und die daran anknüpfenden Sorgen des Tiberiers voll und ganz nachvollziehen. Dies in bedeutungsschwangerem Tonfall mitzuteilen hob er sich aber für nach der Wahl auf, denn noch war er ja nicht in der Lage, alleine Kraft seines Wortes aufgrund seines Amtes eine Richtung vorzugeben. Da blieb auch ihm selber erst einmal nur die Hoffnung, bei der Wahl mit dem nötigen Vertrauen ausgestattet zu werden. Also hielt er sich auch bei den weiteren Ausführungen schweigend zurück. Außerdem war er ja bei weitem nicht der einzige Gast in dieser Runde und er wollte auch die anderen Meinungen hören. Für ein mögliches Consulat konnte das sicher nicht schaden.

  • Zitat

    Herius Claudius Menecrates
    "Ich hoffe, du kannst mit deinem künstlerischen Abbild leben. Es trägt in der Mitte des Schopfes wild nach oben stehende Haare." Wenn Avianus nicht zu den übertrieben eitlen Menschen gehörte, sollte er darüber lächeln können, aber man wusste ja nie. Im Allgemeinen achteten viele Senatskollegen auf ein gepflegtes Erscheinungsbild.


    Als Avianus die Skizze seiner selbst war, musste er ein schallendes Lachen unterdrücken und grinste stattdessen amüsiert. Ja, aus diesem humorvollen Blickwinkel betrachtete man sich selbst viel zu selten. Deshalb konnte er über das Bild lachen, dass Menecrates von ihm gezeichnet hatte. "Wahrlich, du hast dich selbst übertroffen, Claudius! Ich hätte mich selbst wohl nicht besser aufzeichnen können!"


    Avianus lauschte dem Gespräch über die Politik weiter und dachte nicht im Traum daran, seinem Patronen beim diskutieren in den Rücken zu fallen. Irgendwo hatte der Purgitier schon Recht, dass der Senat auch etwas in die Hand nehmen müsse, um gegen Salinator zu bestehen. Andererseits konnte dieser Mann aufgrund seiner Position ohnehin alle Aktionen im Keim ersticken, wenn er seine Position dadurch gefährdet sah. Er war sich nicht sicher, ob das alles so einfach sei, wie es sich anhörte und gab vorerst nicht seinen Kommentar ab.
    "Es mag jetzt gewiss noch unbemerkbar sein, was Salinator mit seinem Handeln gedenkt. Dieses Mal hat er nicht gerade die höchsten Ämter besetzt, doch wer vermag die Zukunft vorauszusagen? Möglicherweise werden irgendwann nicht einmal mehr die Consulen vom Senat gewählt, wenn der Praefectus Urbi seinen Willen durchsetzt. Und bei den Göttern, dies wird er tun, denn er einer der mächtigsten Männer Roms", wandte Avianus ein.


    Zitat

    Manius Tiberius Durus
    [...] Dahin wird es führen: Ein Sittenverfall, aus dem alles Mögliche entstehen kann!"


    "So weit darf es nicht kommen. Wir müssen trotz allem bedenken, dass Rom durch seine Traditionen und Sitten zu dem Staat wurde, der er heute ist. Es darf nicht passieren, dass jemand umkrempelt, was uns zu dem macht, was wir sind."

  • Das Gespräch führte in eine unangenehme Richtung. Zwar sehr informativ, aber für jemanden am Anfang seiner Karriere nicht unbedingt ungefährlich. Sextus saß da, nahm einen Schluck verdünnten wein und lauschte dem Gespräch, ohne aktiv etwas beizusteuern. Was sollte er auch machen? Seinen Patron unterstützen, und damit den angehenden Consul vor den Kopf stoßen, der ihm Wahlunterstützung versprochen hatte? Oder seinen Patron verärgern, indem er beschwichtigend redete? Sextus beschloss, dass es in siener Position am gesündesten war, einfach die Klappe zu halten. Was wollte er auch schon den Senatoren am Tisch sagen? 'Salve, ihr kennt mich zwar nicht, und geleistet habe ich auch nichts, und ich bin auch noch gar nicht so lange in Rom, aber ich bin der sicheren Überzeugung, der Mond besteht aus grünem Käse'? Sicher nicht. Auch wenn er sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit durchaus beherrschte.
    Jetzt hier noch einmal zu hören, dass vermehrt Patrizier aus dem Senat gedrängt wurden, war ungut. Aber informativ. Sextus hatte bislang Gerüchte darüber gehört, hier und da mal ein Gespräch bei der Cena. Hier das nun so einhellig und widerspruchslos zu hören, war da aber schon konkreter. Allerdings war Sextus weit davon entfernt, sich so darüber zu echauffieren wie sein Vetter.
    Sie durften diesen Sittenverfall nicht zulassen? Was wollten sie tun? Ihm ein Messer in den Bauch jagen? Effektiv, und sicher auch durchführbar, nur sollten sie sich vorher darüber Gedanken machen, was dann kommen würde. Der Kaiser würde das wohl weniger gut heißen. Also mussten sie diesen entweder ebenso ausschalten – was sicherlich bedeutend schwieriger wäre, denn zumindest eine dafür wohl benötigte Person fehlte in dieser Runde: Der Praefectus Praetorio – oder aber diese Unterhaltung hier war wirklich, wirklich ungut für seine weitere Karriere.
    Sextus nahm etwas von dem Hühnchen und lauschte weiter den Gesprächen, ohne sich einzumischen. Raus kam er hier sowieso in keinem Fall, und am Gesprächsverlauf ändern konnte er auch nichts. Warum also sich darüber Gedanken machen? Wie hieß es so schön? Was uns nicht umbringt, macht uns stärker. (Und was uns umbringt, macht uns tot.) Und rein nach dieser Devise lauschte Sextus aufmerksam und machte sich geistig Notizen zu allen Gesprächspartnern. Zu einer dermaßen ausgiebigen Feldstudie über Tendenzen bei wichtigen, tiefgreifenden Entscheidungen würde er bei diesen Herren so rasch nicht mehr gelangen. Und das wiederum konnte ihm durchaus noch einmal nützlich sein. Egal wie dieser Gesprächsfaden ausgehen würde.

  • "Da hast du allerdings Recht."


    meinte Durus und beschloss, dass dieses Thema nicht unbedingt dazu geeignet war, seinen Klienten oder seinen Sohn besser ins Spiel zu bringen, sodass er kurz über eine kurze Überleitung nachdachte - und diese prompt fand: Religion!


    "Apropos Traditionen: Weiß irgendjemand von euch etwas über die Augustales berichten? Bald steht ja der Geburtstag des Kaisers an und wie ich hörte, sind ihre Reihen zur Zeit etwas licht."


    Kein Wunder, wer wollte schon für das Wohl eines Kaisers opfern, der dermaßen offensichtlich ungeeignet für seinen Posten war? Andererseits war die Pflege des Kultes der göttlichen Augusti natürlich überaus wichtig und gerade für angesehene Senatoren war es eine besondere Ehre, Mitglied bei ihnen zu sein!

  • Einige der Senatoren sprachen recht offenherzig aus, was sie von Vescularius hielten, was Gracchus doch ein wenig verwunderte, gleichwohl mochte Tiberius bei der Auswahl seiner Gäste durchaus eben darauf Acht gegeben haben. Gracchus selbst konnte nicht von sich behaupten, dem Praefectus Urbi übermäßig wohlwollend gegenüber zu stehen - auch ihm war die derbe, grobe Art des Vesculariers nicht entgangen, der Genuss gleichwohl, mit welchem er dem Senat die Entscheidungen des Kaisers präsentierte. Doch letztlich war der Praefectus nur Stellvertreter und Mittelsmann, und jenem Manne, welcher hinter ihm im Schatten stand, traute Gracchus weitaus verächtlichere Beweggründe zu, ob dessen er noch nicht bereit war, das Thema gänzlich fallen zu lassen.
    "Ihr sprecht von Senator Vescularius, als würden diese missliebigen Beschlüsse allein seinem eigenen Willen entspringen, als wäre er allein verantwortli'h für jene angeführten Entscheidungen und Handlungen. Doch was macht euch so sicher, dass er nicht eben das ist, was er zu sein hat - der Stellver..treter des Imperators, welcher pflichtbewusst dessen Weisungen in Rom ausführt? Noch wird uns doch stets beteuert, dass Valerianus bei klaren Sinnen sei, wiewohl es scheint, als würde der Imperator auf Na'hfrage hin all diese Aktionen nicht im geringsten in Zweifel ziehen. Er hat wohl lange genug an des Vesculariers Seite gedient, um diesen Mann zu kennen - weshalb also sollte es allein in dessen Sinne sein, die Handlungsspiel..räume des Senates einzugrenzen? Ulpius Aelianus wäre schlussendlich nicht der erste Kaiser, welcher entscheidet, dass Rom auch ohne senatorischen Rückhalt stark sein kann."
    Ein Indiz hierfür war auch, dass Aelius Quarto sich so abrupt aus der Politik hatte zurückgezogen, welcher doch stets für die Macht des Senates war eingetreten. Wer konnte schon wissen, welchen Druck Valerianus auf seinen Bruder hatte ausgeübt, welche Drohungen allfällig ausgesprochen. Aus Gracchus' Perspektive konnte es kaum anders sein - Ulpius Aelianus Valerianus war der Urheber der debattierten Misere, einer jener Aelier, denen nichts am Wohle des Staates war gelegen, wie schon seinem Onkel Lucius Aelius Lamia, welcher - aus privat-flavischer Sicht - eben nicht zu Unrecht von Domitianus aus dem Staat war verbannt worden, sondern zum Schutz des Imperiums.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

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