Sextus beschränkte sich bei den meisten Gesprächen aufs Zuhören und Lernen. Er konnte beredt und charmant sein, wenn er wollte, aber zuhören lag eher in seiner Natur. Und nach wie vor hatte er nur wenig Ansatzpunkte, wann er sich bei einem seichteren Gesprächsthema einbringen und etwas beisteuern konnte. Bei Dingen, die mit dem aktuellen Tagesgeschehen im Senat zu tun hatten, hielt er vorsorglich den Mund oder stellte hier und da nur eine kleinere Zwischenfrage zum näheren Verständnis. Insgesamt aber beschränkte er sich darauf, keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen und sich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen.
Als dann der Purgitier und der Claudier sich verabschiedeten, wollte Sextus sich bereits ebenfalls zurückziehen in der Annahme, dies sei der allgemeine Aufbruch nach Hause. Doch weit gefehlt. Sein Patron, eben noch leichtherzig charmant, wurde mit einem Mal sehr ernst und bat alle anderen, noch zu bleiben. Mehr noch, er Rang ihnen ein Versprechen um Verschwiegenheit ab.
“Selbstverständlich, mein Patron“, meinte Sextus schlicht und setzte sich. Was immer jetzt kommen mochte, er würde diesen Raum sicherlich nicht verlassen. Denn wenn es Gefahren barg, hieß das gleichzeitig, dass es auf die ein oder andere Art und Weise lukrativ wäre. Niemand stürzte sich aus lauter Menschenliebe in Gefahren, zumindest niemand mit einem Restfünkchen Verstand.
Sextus sammelte Informationen, wie sein Vetter Orchideen gesammelt hatte: Er hegte, pflegte und kultivierte sie, bis der richtige Moment gekommen war, sie in voller Blüte zu erleben und als Teil eines Meisterwerkes zu präsentieren. Wie hätte er da jetzt gehen können, wo sein Patron ihm so bereitwillig zu vertrauen schien, dass er heikle Informationen freimütig mit ihm teilen wollte?