• Er wollte nur wissen, ob die Familienwertkarte der Gens Annaea noch bestand.


    "Das lässt sich leicht herausfinden."


    Ich musste nur die Liste mit den Wertkartenguthaben finden. Die musste in meinem geordneten Chaos hier auch irgendwo herumliegen. Und dann würde ich ja sehen, ob da noch eine Wertkarte der Annaeer mit einem Guthaben größer als nichts aufgeführt war.


    "Nichts leichter als das."


    Noch ein letztes Lächeln zu dem Kunden. Dann überlegte ich kurz, wo ich mit dem Suchen am dümmsten anfangen sollte: Vielleicht hier bei dem Wachstafel-Stapel zu meiner rechten? Probieren geht über studieren, sagte ich mir.. fand aber nichts. Dann viellecht in dem Haufen links daneben? Ich suchte. Hm. Da war die Liste auch nicht.


    "Jaja, Ordnung ist das halbe Leben.."


    ..und ich lebte in der anderen Hälfte. Ich legte meinen rechten Zeigefinger auf meine geschlossenen Lippen und überlegte. Wo könnte ich diese blöde Tafel nur hingepackt haben?! Mein Blick schweifte umher.... Und da entdeckte ich sie! Sah so aus, als hätte ich die vorhin mit meinem Füßen vom Tisch abgeräumt. Denn anders konnte ich mir das nicht erklären, dass sie jetzt direkt daneben auf dem Boden lag. Ich bückte mich und hob sie auf.


    "So. Da ist sie ja."


    Fluchs wanderte ich mit meinem Zeigefinger durch die Zeilen der Tabelle:


    "Da ist sie: Die Familienwertkarte der Gens Annaea. Gültig für den Postversand aus Rom und ganz Italia. Mit einem Restguthaben von genau 180 Sesterzen."


    Ich legte die Tafel vor mir auf dem Tisch ab und sah den Annaeanus aufmerksam an. Hatte er noch ein weiteres Anliegen?

  • [Blockierte Grafik: https://dl.dropboxusercontent.com/u/16275162/Apollodorus.png]



    "Vielen Dank. 180 Sesterzen also. Dann würde ich gerne noch 320 Sesterzen hinzufügen. Wie haben sich den die Preise des Cursus Publicus entwickelt?"


    fragte Apollodorus zum Schluss. Er war doch ein wenig amüsiert als die Tafel auf dem Boden auftauchte. Dann begann er einige Münzen aus seinem Geldbeutel auf den Tisch abzuzählen. Drei goldene Aurei und zwanzig Sesterzen. Dabei stapelte er die Münzen, wie es seine Angewohnheit war.




    VILICUS - GENS ANNAEA

  • Ich grinste. Denn das war eine Frage, die ich sogar aus dem Stehgreif beantworten konnte.


    "Gar nicht."


    So hatten sich die Preise des Cursus Publicus entwickelt.


    "Briefe kosten immernoch 10 Sesterzen. Frachtsendungen werden für 50 Sesterzen zugestellt. Ein Brief plus Fracht macht dann natürlich 60 Sesterzen. Und soll das ganze als Einschreiben, also mit Empfangsbestätigung des Empfängers, versandt werden, dann kostet das nochmal 30 Sesterzen extra."


    Das waren die seit vielen Jahren aktuellen Versandpreise.


    "Und bei den Familienwertkarten gibt es vier verschiedene zur Auswahl: Du kannst entweder 25, 50, 100 oder 250 Sesterzen kaufen oder dazukaufen. In der Reihenfolge sind die Preise für diese vier Optionen 25, 50, 95 und 230 Sesterzen. Du kannst also bei den letzten beiden Wertkarten jeweils ein bisschen was sparen, wenn du willst. Einmal fünf und einmal acht Hundertstel."


    Das war der Text, den ich auswendig gelernt hatte und deshalb auch ganz leicht so aufsagen konnte. Dann überlegte ich: Fiel mir irgendeine Variante ein, wie man 320 Sesterzen nur mit diesen vier Beträgen bilden konnte? 250 plus 50 plus 25.. waren 325. 100 plus 100 plus 100 plus 25.. waren auch 325. Das passte also auch nicht. - Wer war überhaupt auf die Idee gekommen, eine Wertkarte zu schaffen, mit der man 2,5 Briefe versenden konnte? Das sollte mal endlich irgendwer ändern! (Aber ich sagte lieber nichts. Sonst würde der Chef mir noch diese Aufgabe aufs Auge drücken.)

  • [Blockierte Grafik: https://dl.dropboxusercontent.com/u/16275162/Apollodorus.png]



    Apollodorus schrieb die aktuelle Preise eifrig auf seiner Wachstafel mit. Als dann die Möglichkeiten zum Zukauf von Guthaben erwähnt wurden, sah er etwa überrascht auf.


    "Ah, es gibt nur vorgefertigte Beträge? Nun dann würde ich einmal 250 Sesterzen zum Preis von 230 Sesterzen für die Wertkarte das Gens Annaea hinzukaufen wollen. Bitte sehr."


    Da er diese Summe nicht passend bei sich hatte, reichte er dem Stationarius die 320 Sesterzen und vertraute darauf, dass dieser ihm das entsprechende Wechselgeld geben konnte.


    Sim-Off:

    Überweisung mit 320 Sz. ging schon nach dem letzten Beitrag raus.



    VILICUS - GENS ANNAEA

  • Ich kam nicht weit mit meiner Rechnerei, da gab es gleich eine Gegenfrage zu beantworten.


    "Äh.. ja."


    Es gab nur die genannten vier Wertkarten zur Auswahl. Warum? Das wusste ich auch nicht. Es war halt so. Es hatte sich bewährt. Und wahrscheinlich, so spekulierte ich, hielt sich das System auch noch eine ganze Weile. Jahrhunderte. Vielleicht sogar Jahrtausende. Vielleicht konnte man in zweitausend Jahren an der Kasse eines Geschäfts auch nur zwischen Prepaid-Karten fest vorgegebener Größe wählen. Ob dabei allerdings auch die Rabatte für größere Wertkarten erhalten blieben?


    "Okay, gut."


    Ich machte eine Notiz und verbuchte 250 Sesterzen auf die Wertkarte der Annaeer. In der nächsten Monatsabrechnung würde irgendein Caius die 180 Sesterzen altes und 250 Sesterzen neues Guthaben dann auch zu 430 Sesterzen Gesamtguthaben zusammenrechnen. Jetzt gerade war ich dafür aber zu bequem.


    "So, dann sind hier 90 Sesterzen zu..rück."


    Oder war das als Trinkgeld gemeint? Kurz runzelte ich die Stirn. Das wäre bei nur 230 Sesterzen ganz schön viel Trinkgeld, fand ich. Deshalb schob ich diesem Annaeanus einfach ganz naiv, denn so war ich nunmal, seine 90 Sesterzen Rückgeld zu.


    "Sonst noch irgendwas, was ich für dich tun kann?"


    Auch wenn ich nicht die Postannahme war, konnte der Kunde mir ja trotzdem einfach seine Post gleich hierlassen, falls er welche dabeihatte. Sparte er sich einen Weg. Und ich musste später eh noch dort vorbei, um die Postannahme über die Wertkarteneinzahlung zu informieren....

  • Die Idee war nicht neu. Neu war nur, dass ich mich jetzt damit beschäftigte. Denn seit ich Zeuge eines Mordes geworden war und wusste, dass mit der Täter gesehen hatte, und wusste, dass der Täter noch auf freiem Fuß war, fürchtete ich mich (trotz meiner zahlreichen neu angeschafften Leibwächter) vor jedem freien Augenblick. Ja, ich wurde regelrecht verfolgt von diesem Erlebnis! Deshalb stürzte ich mich also in die Arbeit und lenkte mich ab und.. beschäftigte mich jetzt also mit den Vorschriften des Cursus Publicus.


    "Die Vorschriften des kaiserlichen Cursus Publicus."


    Der überflüssige Untertitel wurde erstmal rigoros gestrichen.


    "Paragraph eins. Allgemeines.
    Eins. Der Cursus Publicus dient der Beförderung von offizieller und privater Post innerhalb des Imperium Romanum."


    Klang logisch. Klang gut. Blieb genau so, wie es war. Denn wer wollte schon irgendwelche Post bis nach Fernost transportieren oder in den gefährlichen, germanischen Wald? Nein, die Begrenzung auf die Grenzen des Imperiums war da schon ganz sinnvoll.


    "Zwei. Berechtigt zur Nutzung sind öffentliche Institutionen, militärische Einheiten, eingetragene Vereine, römische Familien sowie alle freien Bürger und Nicht-Bürger freundlicher Gesinnung."


    Besser, fand ich. Vorher hatten die Libertini gefehlt. Außerdem passte das mit den öffentlichen, militärischen und als Verein eingetragenen Institutionen sowie römischen Familien jetzt besser zu den Institutionen- und Familien-Wertkarten. Oder?


    "Drei. Jeder Bedienstete des Cursus Publicus ist zu Amtsverschwiegenheit verpflichtet. Jegliches Zuwiderhandeln kann zu einem Ausschluss aus dem Angestelltenverhältnis führen."


    Ja, gut. Warum nicht? Den Punkt ließ ich also wieder, wie er war. Dafür strich ich den vierten Punkt komplett. Denn erstens hatten irgendwelche Abkürzungen nix in einer Vorschrift zu suchen (!) und zweitens war der Posten des kaiserlichen Legaten über den Cursus Publicus schon vor etlichen Jahren abgeschafft worden. (Wurde scheinbar wirklich mal Zeit, dass sich jemand um diese Vorschriften kümmerte.)

  • Weiter gings.


    "Paragraph zwei. Zustellung der Post.
    Eins. Die Beförderungsgebühr beträgt 10 Sesterzen pro Brief. Frachtgut wird gegen eine Gebühr von 50 Sesterzen transportiert. Diese Gebühren werden unabhängig vom Absender erhoben und können entweder bar oder durch sogenannte Wertkarten beglichen werden."


    Hörte sich ein bisschen besser an, oder?


    "Zwei. Gegen einen Aufschlag von 30 Sesterzen erfolgt der Postversand als Einschreiben. Das bedeutet eine persönliche Zustellung durch einen Mitarbeiter des Cursus Publicus, keine einfache Abgabe an Haustür oder Hoftor. Außerdem muss der Adressat den Postempfang schriftlich bestätigen. Diese Empfangsbestätigung wird anschließend an den Absender zurückgeschickt. Hat der Absender nach über einem Monat noch immer keine Empfangsbestätigung erhalten, werden ihm die Versandgebühren sowie eventuell mitgeschicktes Frachtgut auf Kosten des Cursus Publicus erstattet."


    DAS wäre doch mal eine Neuerung! Ein Frachteinschreiben geht verloren? Versandgebühren und Frachtgut werden erstattet. Ein Einschreiben ist nicht persönlich zustellbar, weil der Adressat verstorben ist? Geld zurück. Ein überzeugtes Nicken meinerseits. Ich fands gut.


    "Drei. Alle Postsendungen sind mit einer gültigen Adresse zu versehen. Für Post an inexistente oder fehlerhafte Adressen übernimmt der Cursus Publicus keine Verantwortung. Bei Einschreiben an inexistente oder fehlerhafte Adressen wird daher auch nichts erstattet."


    Poststücke? Nein. Postsendungen! Alles andere passte weitesgehend. Einen Satz zu Einschreiben hatte ich noch angehängt. Das war dann eindeutiger.


    "Vier. Öffentliche Institutionen und militärische Einheiten sind befugt, offizielle Post zu versenden. Bei ihnen wird auf Anforderung eine Quittung ausgestellt. Der Praefectus Vehiculorum ist dazu angehalten, Buch zu führen über die Ausstellung der Quittungen."


    Soweit, so gut.


    "Fünf. Offizielle Schreiben sind mit einem gültigen Amtssiegel zu versehen. Die Siegel haben sich dabei an die althergebrachten Formen zu halten. Nur für gesiegelte Post kann eine Quittung ausgestellt werden."


    Meinetwegen.


    "Sechs. Die Postsendungen können in den Officia der Praefecti Vehiculorum, in den Mansiones der größeren Städte oder in extra dafür eingerichteten Postsammelstellen abgegeben werden."


    "Poststücke" durch Postsendungen ersetzt und weiter gings.


    "Sieben. Wertkarten gelten immer nur in der Provinz, in welcher sie erworben wurden. Familien-Wertkarten können in Höhe von 50, 100 und 250 Sesterzen erworben werden, Institutions-Wertkarten in Höhe von 100, 250 und 500 Sesterzen. Als Berechtigung zum Gebrauch einer Familien-Wertkarte dient das Familiensiegel, für Institutions-Wertkarten das Amtssiegel."


    Die unnütze 25er-Wertkarte für Familien wurde gestrichen. Und damit es schönes aussah, strich ich auch die 50er-Wertkarte für Institutionen gleich mit. Eine Institution war ja auch keine richtige Institution, wenn sie nur so eine kleine 50er-Karte haben wollte.


    "Acht. Die kaiserliche Familie und Bedienstete des Kaiserhofes sind berechtigt, Equites Singulares der Prätorianergarde für ihre Korrespondenz zu benutzen. Die Equites unterliegen dabei nicht den Reiseregeln."


    Okay. Da mischte ich mich nicht ein.

  • Und auf ein Letztes.


    "Paragraph drei. Hierarchie des Cursus Publicus.
    Eins. Der Praefectus Praetorio ist oberster Vertreter des Cursus Publicus Italia und dessen Beamten weisungsbefugt. In den Provinzen hat diese Position der jeweilige Provinzstatthalter inne."


    Ernennungs- und Entlassungsmodalitäten für den obersten Prätorianer gehörten nicht in diesen Vorschriftenkatalog. Ich strich beides raus. Dafür gabs gemäß kaiserlicher Postreform noch ein Sätzchen zu den Provinzstatthaltern.


    "Zwei. Der Praefectus Vehiculorum leitet und überwacht das Postwesen in einer Provinz. Er ist in Italia dem Praefectus Praetorio, in den Provinzen dem jeweiligen Provinzstatthalter direkt untergeben und wird von diesem sowohl ernannt als auch entlassen. Den Stationarii und Tabellarii Dispositi seiner Provinz gegenüber ist er weisungsbefugt."


    Der ursprüngliche Punkt zwei, der zum ehemaligen Legatus Augusti cursu publico gehörte, war ja mittlerweile überflüssig. Deshalb zog ich den früheren Punkt drei hier einfach vor.


    "Drei. Ein Stationarius leitet eine der zahlreichen Stationen oder Mansiones des Cursus Publicus. Dort nimmt er Post entgegen, kümmert sich um den reibungslosen Pferdewechsel der durchreisenden Boten und macht die Abrechnung für seinen vorgesetzten Praefectus Vehiculorum. Stationarii werden vom zuständigen Praefectus Vehiculorum eingestellt."


    Der Abschnitt zu den Stationarii hatte dem alten Vorschriftenkatalog etwas gefehlt.


    "Vier. Die Tabellarii Dispositi sind die Boten des Imperium Romanum. Sie überbringen die Nachrichten in andere Provinzen und unterstehen in erster Linie dem Praefectus Vehiculorum ihrer Heimatprovinz. Sonstige Anweisungen dürfen sie in Italia nur vom Praefectus Praetorio, in den Provinzen nur von ihrem jeweiligen Provinzstatthalter direkt entgegennehmen. Die Tabellarii Dispositii einer Provinz werden von dem dort zuständigen Praefectus Vehiculorum eingestellt."


    Gehälter änderten sich von Zeit zu Zeit. Das war ganz normal. Deshalb strich ich die zugehörigen Sätze einfach ersatzlos raus. Dass Sklaven keine Tabellarii Dispositi, Peregrini keine Stationarii und Libertini keine Postpräfekten werden konnten, stand ja auch nirgens so explizit geschrieben.


    Fertig.

  • Der Tabellarius Dispositus kam gerade von seiner täglichen Postaustragungsrunde zurück. Sein erster Weg führte ihn dabei in das Büro der Stationarii. "Hallo z'ammen.", grüßte er die Anwesenden und suchte sich dann den raus, der gerade am wenigsten beschäftigt schien. Guckte der Artorius ein winziges Bisschen länger hierher als die anderen? - Der Postbote lächelte und ging auf ihn zu. Dann legte er ihm einen mit einem Siegel verschlossenen Brief vor die Nase. "Hier. Schau mal. Der is' irgendwie bis nach Rom gekommen. Aber wohin der soll..? Keine Ahnung." Der Tabellarius zuckte hilflos mit den Schultern. "Kennst du vielleicht dieses Siegel hier oder weißt wen, der sich damit auskennt?" Große Augen sahen den Artorier an. "Ansonsten schick ihn eben einfach wieder zurück" wohin und an wen auch immer "oder schmeiß ihn halt weg." Denn die Vorschriften sagten ja in Paragraph zwo Punkt drei: "Alle Poststücke sind mit einem gültigen Adressaten zu versehen. Für Post an nichtexistente oder fehlerhafte Adressen übernimmt der Cursus Publicus keine Verantwortung." Und das war ja eigentlich eindeutig.... "Also. Ich muss dann auch wieder." Ein freches Grinsen. "Tülü."


    M' patri suo s.d.
    ich bin wohlbehalten in Alexandreia angekommen und wurde von Sulpicius Cornutus herzlich empfangen. Wir mir scheint, verfügt er über exzeptionelle Kontakte zu den hiesigen Behörden, was mir angesichts der erstlichen bürokratischen Unannehmlichkeiten, welche in dieser Metropole des Hellenentums gar die der Urbs beiweitem übertrumpfen, bereits famose Dienste erwies.


    Im übrigen erfreue ich mich bester Gesundheit, habe die Strapazen der Überfahrt glänzend bewältigt und mich gemäß der Planungen im Museion als Akroates immatrikuliert, wofür zugleich es erforderlich war mich als Proxenios jener Stadt zu registrieren, womit ich nunmehr ein zwiefaches Bürgerrecht mein eigen zu nennen die Ehre habe. Im übrigen habe ich beschlossen mich an hiesiger Bildungsstätte vorerst der Philosophie zuzuwenden, welche ja bereits Dexter so trefflich gerühmt hatte. Um einen spezifischen Kurs zu belegen entbehre ich jedoch derzeit noch der Orientierung, sodass ich mal hier, mal dort bei diversen Lektionen hospitiere und somit gewissermaßen von allem einen Gaumenschmeichler goutiere.


    Ich darf dir die besten Grüße seitens Sulpicius bestellen, insonderheit selbstredend auch an Onkel Felix, sofern du ihn kontaktieren solltest. Meinerseits grüße mir ebenso Scato (welchem ich zu seinen politischen Triumphen herzlichst gratuliere), Tante Domitilla, Dexter (welchem ich die Grüße eines gewissen Philostratos von Antiochia bestellen soll), speziell jedoch Titus und Flamma. Ich hoffe sie sind ebenso wohlauf.

    http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png


    Vide ut valeas
    M' Flavius Gracchus Minor

  • Jemand betrat das Büro und grüßte in den Raum hinein. Anständige Leute grüßten da natürlich zurück:


    "Hola."


    Dabei sah ich auf und erkannte einen unserer Tabellarii. Was wollte der denn bitte hier? Hatte er sich verlaufen? Die Tabellarii waren doch nur für den Transport und das Austragen der Post zuständig, während die Stationarii sich um die Postannahmestellen kümmerten und um die Versandlisten und um die Wertkarten und um all diesen Verwaltungskram. Die einen arbeiteten vor allem körperlich. Die anderen arbeiteten hauptsächlich geistig. Die einzige Schnittmenge zwischen beiden war der Punkt, wo der Stationarius dem Tabellarius die zu verschickenden Briefe aus der Postannahme übergab. Aber ich saß hier ja gerade nicht in der Postannahme, oder..?!


    Der eingetretene Bote kam auf mich zu, legte mir einen Brief vor die Nase und jammerte, dass er nicht wisse, wohin der sollte.


    "Ich auch nicht."


    Er zuckte mit den Schultern. Ich zuckte mit den Schultern. Dann wollte er wissen, ob ich mich mit den verschiedenen Siegeln auskannte. - Wer war ich denn? Ein Siegelring-Schmied? - Doch eh ich mich versah, war der Bote wieder abgezwitschert.... und hatte mir in seiner unendlichen Freundlichkeit diesen komischen Brief natürlich dagelassen.


    "Na toll."


    Und was sollte ich jetzt damit machen?

  • Ich sah mir das Siegel an: Ein Stab. Mit Flügeln. Und mit zwei Schlangen.


    "Hm. Kenn ich nicht."


    Alle Siegel, die ich kannte, hatten nämlich Pferde. Das waren nämlich einmal das Siegel der Artorier und einmal das Siegel der Decimer. (Letzteres musste ich ja kennen, weil mein Patron ein Decimer war.)


    "Na toll."


    Ich stöhnte.


    "He, Aulus!"


    Das war der, bei dem ich vor einiger Zeit beim Geburtstag war. Vor dieser Mordgeschichte. (Besser nicht daran denken.) Aulus sah rüber. Und er winkte gleich ab: "Ne, ne, lass mal. Ich hab auch so noch genug zu tun."


    "Ey, du weißt ja noch gar nicht, was ich wollte."


    Schnarchnase. "Ich kanns mir aber denken!" Mein Mund ging auf. Ich war verblüfft. "Aber guuut. Ich frag dich trotzdem: Was wolltest du denn von mir?"


    "Du interessierst dich doch für Siegel und sowas, nicht? Ich will dir keine Arbeit machen oder so. Ich wollte nur fragen, ob du das hier vielleicht zufällig kennst..?"


    Ich hielt den Brief ein bisschen hoch. Aulus sah mich an. "Wusst ichs doch. Ich mach deine Arbeit nicht! Geh, und frag Publius. Der hat die ganze letzte Woche krank gefeiert und war daheim. Der schuldet uns deshalb.. allen noch was."


    "Nein, warte! Du sollst es dir doch nur mal anschauen. Ich verspreche dir, keine zusätzliche Arbeit für dich."


    Außer dem Ansehen und dem Weitergeben seines Wissens. Falls er etwas wusste über dieses Siegel. "Schön. Einen Moment. Ich bin gleich bei dir."

  • Ich wartete.... und ich wartete.... und ich wartete.... und ich wartete. Und irgendwann war der Punkt gekommen, wo ich mir sicher war, dass Aulus mich nur darum vertröstet hatte, weil er mich anschließend vorsätzlich vergessen wollte.


    "Na toll."


    Nochmal warf ich einen Blick auf das Siegel. Dann stand ich auf und ging selbst zu Aulus.


    "Hey. Erkennst du dieses Siegel hier? Sieht aus wie der Stab von diesem Aeskulap, oder?"


    Ich hielt ihm das Siegel jetzt direkt unter die Nase. "Du verwechselst den Aeskulap- mit dem Merkurstab." Ich grinste.


    "Also hilfst du mir?"


    Er stöhnte und sah sich das Siegel jetzt zum ersten Mal etwas genauer an. "Also das ist definitiv ein Caduceus, ein Merkurstab. Da fallen mir spontan zwei Gentes ein, die den in ihren Siegeln tragen." Er schob den unter die Nase gehaltenen Brief mit der Hand beiseite und ließ mich dann warten, bis ich den Brief wieder ganz zu mir nahm.


    "Und welche beiden Gentes sind das?"


    Den Brief wurde ich hier ja offensichtlich nicht los. Stattdessen musste ich mich wirklich selbst darum kümmern. "Die Flavier und die Rediviver." Oder irgendwer anders, das verriet mir sein Blick. "Aber wenn ich raten müsste, dann würde ich eher auf die Rediviver tippen. Denn die Flavier, das sind Patrizier. Die schreiben ihre Briefe nicht selbst, die lassen ihre Briefe schreiben. Da kannste eigentlich davon ausgehen, dass die Briefe da auch immer tiptop sind."


    "Ah."


    Das klang logisch.


    "Danke dir, Aulus."


    Ich schlurfte nachdenklich zurück an meinen Platz. Wie kam ich jetzt also zu den Redivivern? Das war die Frage....

  • Tja, da war jetzt wohl guter Rat teuer. Denn ich kannte so spontan keine Villa Rediviva. Und auch keine Domus Rediviva. Und auch keine Casa Rediviva. Und auch keine Insula Rediviva.


    "Na toll."


    Ich wollte diese vielversprechendste meiner Spuren fast schon aufgeben, da half mir der Zufall ein bisschen auf die Sprünge. Denn auf dem Weg in meine wohlverdiente Mittagspause hörte ich auf den Gängen der Sedes administrationis Italiae unfreiwillig mit, wie ein Architectus Italiae etwas über einen Redivivus erzählte. Potzblitz!


    Ich hörte genauer hin: Dieser Redivivus, ein Redivivus Evander, war vor Jahren mal einer seiner Vorgänger als Architectus Italiae gewesen. (Sogar mit einem eigenen Büro hier.) Ein erster Anhaltspunkt! Auf dieser Grundlage hatte ich nur anderthalb Stunden später ("nur" war gut) eine Adresse von diesem Redivivus Evander. Nichts wie hin..! (Und den Brief nicht vergessen.)


  • Turbo




    Turbo in seiner Funktion als der Bote des Iulischen Centurios schlenderte in die Amtsstuben des Stationarius. "Salve." Grüßte er den Mann. "Ich soll 500 Sesterzen auf die Familienwerkarte der Iulii einzahlen." Erklärte er dem Beamten hinter dem Tresen.





    CURSOR


  • Turbo



    Nach dem Turbo dem Stationarius das Geld übergeben hatte. Schlederte er aus der Amtsstube als würde er solche Unsummen ständig übergeben. Dabei hatte er schon etwas feuchte Hände bei so viel Geld bekommen. Er war im Grunde froh das er das Geld los war und natürlich hatte er sich einen Bestätigung für den Erhalt des Geldes geben lassen.


    Sim-Off:

    Da es leider jetzt schnell gegen soll weil ich nach Germanien muss. Ich hab das Geld überwiesen.




    CURSOR

  • " Guten Morgen"


    Cerretanus grüsste laut als er das Officium betrat und bemerkte erst danach dass er allein in dem Raum war.
    War er zu früh ?


    Zweifelnd blickte er sich um. Dass sich bereits jemand eingefunden hatte war nicht ersichtlich.
    Vllt sollte er nochmals beim Prae.Vehic. vorbei schauen um da nach dem Rechten zu fragen.
    Der Gedanke war noch nicht ganz abgeschlossen als er jemanden hörte. Da brachte jemand einen Brief der, wer weiß wohin, versendet werden sollte.


    Unschlüssig kaute der Germanicer auf seiner Unterlippe. Sollte er da nun raus und die Sache in die Hand nehmen? Er wusste ja eigentlich gar nicht bescheid wie, was, wann......

  • Es öffnete sich schwungvoll die Tür zum Officium und der Schreiber des Praefectus Vehiculorum trat ein. Er hatte ein Schriftstück in der Hand und erwartete offensichtlich nicht die Anwesenheit einer Person in diesem Raum, denn er stockte überrascht als er Cerretanus bemerkte.


    "Oh, guten Morgen. Germanicus, du bist also von der Sorte 'früher Vogel', eh?"


    Der Scriba, der Cerretanus in guter Erinnerung behalten hatte, schien für die frühe Stunde recht gut gelaunt zu sein.


    "Ich habe hier auch deine frisch ausgefertigte Ernennungsurkunde", sagte der Scriba weiter. "Du bist jetzt offiziell Stationarius. Herzlichen Glückwunsch." Sprachs und reichte Cerretanus das Schriftstück.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    PAULLUS GERMANICUS CERRETANUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XII KAL DEC DCCCLXVIII A.U.C.
    (20.11.2018/115 n.Chr.)


    ZUM
    STATIONARIUS DER MANSIO IN ROM
    IM
    CURSUS PUBLICUS VON ITALIA


    Sextus Mallius Numida
    -------------------------------------------------------

  • " Wie " Cerretanus fuhr herum. Erschrocken zuerst blickte er den Mann an und überlegte fieberhaft wie er erklären konnte was er hier zu suchen hatte.


    Aber nach wenigen Augenblicken erkannte er dass es sich um den Schreiber des Praef.Vehic. handelte und stieß erleichtert Luft aus.


    " Oh...Du bist es. Hast mir einen ordentlichen Schrecken eingejagt." Der junge Germanicer nickte dem Scriba freundlich zu.


    " Naja.....Pünktlichkeit ist doch nicht nur eine Frage der Herkunft sondern des Charakters. Und ich beginne lieber früh mit der Arbeit als zu spät." Cerretanus wollte dies nun nicht als Rechtfertigung anbringen aber es war auch eine recht gute.


    " Gerade war jemand draussen und hat anscheinend einen Brief abgegeben. Ich hab das nicht so wirklich mitbekommen von hier drinen."


    Automatisch streckte er seinen Arm aus und nahm die Urkunde entgegen. " Danke....." Cerretanus blickte den Scriba an..." wie ist dein Name nochmals? Ich befürchte ich hab den doch glatt vergessen." dabei verzog er peinlich berührt die Mundwinkel nach unten.


    " Wenn du vllt bescheid weißt...könntest du mir kurz eine Einführung geben? Vllt in die Abläufe hier. Und wo ich was finde um nachsehen zu können wenn ich mal nicht wirklich weiter weiß und sonst niemand hier ist."

  • Der Scriba grinste schief. Da hatte er dem Neuen wohl einen ordentlichen Empfang bereitet.


    "Wir schätzen Pünktlichkeit hier beim Cursus Publicus über alle Maßen", bemerkte der Scriba sodann süffisant. Cerretanus' Hinweis, dass gerade jemand Post abgegeben habe, kommentierte der Scriba folgendermaßen: "Nun, dann wird ein Tabellarius den Brief angenommen haben. Zukünftig wirst du dann dafür zuständig sein, die Postannahme durchzuführen und die Briefe so zu sortieren, dass sie an den richtigen Reiter gegeben werden, um sie zum Ziel zu bringen."


    Cerretanus nahm nun also seine Ernennungsurkunde entgegen und gab dem Scriba Gelegenheit sich vorzustellen. Der streckte die Hand aus und sagte: "Ich heiße Cercidas. Freut mich."


    Schließlich bat der neue Stationarius um eine Einführung in seinen Job. Cercidas nickte. "Natürlich. Also in diesem Officium hier darfst du dich voll austoben, das ist dein eigenes kleines Reich. Und du wirst es benötigen, denn du musst die Organisation der Mansiones bewältigen. Das heißt, welche Poststation in Italia benötigt wie viel Futter für Pferde und wo werden überhaupt wie viele Wechselgäule benötigt. Solche Sachen eben. Dazu kommt natürlich die Verteilung der Briefe auf die verschiedenen Zielprovinzen. Dafür hast du hier die entsprechenden Ablagen." Cercidas wies auf ein Regal an der Wand mit verschieden beschrifteten Fächern. Anschließend erklärte er noch: "Und einmal im Monat machst du die Abrechnung über alle Sendungen, die anfallen." Dabei wies Cercidas auf eine Ablage, in der sich Wachstafeln stapelten. Die Ablage war betitelt mit Versandübersicht.


    "Neben deinem Officium befindet sich - durch diese Zwischentür direkt erreichbar - der Arbeitsplatz deines Vorgesetzten, des Praefectus Vehiculorum. Ihr kennt euch ja bereits. Dort habe auch ich mein Schreibpult. Falls du Fragen hast, komm einfach kurz rüber. Und auf der anderen Seite - durch diese Zwischentür erreichbar - befindet sich der Raum für die Postannahme. Dein Vorgänger hat es immer so gehalten, dass er die Tür einfach offen ließ und bei Bedarf dann kurz rüberging, um Briefe entgegenzunehmen."


    Cercidas zuckte mit den Schultern. "Wie du es handhabst, ist mir gleich. Kannst auch den ganzen Tag drüben im anderen Raum sitzen, wenn du da genauso gut deine Arbeit erledigt bekommst. Wir haben jedenfalls den Luxus, hier mehrere Arbeitszimmer zu haben. Kannst das also halten wie du möchtest. Hauptsache die Arbeit wird gemacht." Er zwinkerte dem Stationarius zu. "Noch Fragen?"

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