Officium - Legatus Legionis

  • "Klingt nicht schlecht. Und ich lass Dir da freie Hand. Neben der Bewachung der Tore, der Principia, des Praetoriums und der Legionskasse, könntest Du durchaus die Patrouillen um das Lager, durch Tarraco, das Hafenviertel und das Umland verstärken. Kontrollen auf Schiffe im Hafen wird eh bald in unseren Ressort fallen, wenn die Flotte verlegt wurde. Und vergiss auch nicht, dass der Palast des Proconsuls in unseren Aufgabenbereich fällt. Wenn ihm etwas zustossen sollte, dann steht unsere komplette Legion wie der letzte Idiot da..."

  • Das wird nicht passieren! Ich werde ja sobald Tribun Balbus zurück ist einige Wachgänge selber befehligen.


    Ich werde verstärkt Truppen ins Umland schicken, das habe ich bisher größtenteils versäumt, entschuldige!

  • "Und vergiss mir Tarraco nicht. Wenn die Bürger die Patrouille sehen, dann fühlen sie sich sicherer. Präsenz zeigen. Zeigen, dass man da ist und jederzeit Herr der Lage ist. Jedoch nicht zu viel. Die Bürger sollen auch nicht verunsichert werden. Zu viele Truppen machen misstrauisch. Das Mittelmaß zu finden, ist die Kunst."

  • Wie im Bericht erwähnt sind Truppen in der Stadt unterwegs...das Mitteldiing zu finden, kann ich schlecht Beurteilen, aber ich werde mal auf den Markt gehen und dort die Passanten fragen, wie sie wegen der Präsenz der Truppen fühlen, ob sie sich eingeschränkt fühlen, oder ob sie sie zu lasch finden. Wenn du nicht dagegen hast!

  • Meridius schüttelte mit dem Kopf.


    "Du willst was? Wir sind die Legion des Augustus. Wir fragen keine Bürger nach ihrem Wohlbefinden. Weder in Rom, noch sonst wo, und schon gar nicht in der Provinz. Vergiss das nie: Du bist Angehöriger der Legion! Du bist dem Imperator verpflichtet und nicht dem Volk!"

  • Bin ich nicht genau so dem römischen Volk verpflichtet? Muss ich im Kriegseinsatz nicht die Bürger Roms schützen? Muss ich nur dem Imperator dienen? Ich diene ihm zweifellos, doch ist das römische Volk dann völllig egal?
    Soll es mich einen Dreck scheren was mit ihm(dem Volk) passiert? Sicher nicht, deshalb führe ich die Wachgänge im Namen des Augustus, das heißt ihm liegt was am Volk und soll ich dann ihm nicht noch mehr unter die Arme greifen? Helfe ich ihm nicht bei der Herrscahft, wenn ich ihm Arbeit abnehme, bevor es zu einem Aufstand kommt? Warum nicht Vorbeugen, wenn es problemlos möglich ist?

  • "Das sind Fragen, die im Senat durchaus berechtigt sind. Doch die Legionen sind nicht auf das Volk von Rom oder auf den Senat vereidigt, sondern ganz alleine auf den Imperator. Wir sind die alleinige Stütze seiner Herrschaft. Alles andere ist Proforma. Die Republik die Du schilderst, existiert nur in der Vergangenheit. Die römischen Bürger zu schützen obliegt Dir dann alleine aus dem Aufrag heraus, weil Du die Herrschaft des Imperators zu schützen hast."


    Meridius dachte kurz nach.


    "Wir haben hier in Hispania 6000 Mann statoniert. Das ist alles und das ist nicht viel. Ein großer Teil der Bewohner der Provinz sind Nicht-Bürger, Hispanier, der andere große Teil sind Menschen mit dem römischen Bürgerrecht. Wir sind hier, weil wir diese römischen Bürger zu schützen haben, ja. Aber wir sind noch viel mehr hier, um die Herrschaft des Augustus aufrecht zu erhalten. Mit 6000 Mann keine leichte Sache.


    Was denkst Du, wie der Limes verteidigt wird? Wie diese Provinzen erobert wurden? Wie die Provinzen des Imperiums gesichert werden?


    Die Legionen sind ein Ausdruck für den Willen des Imperators. Sie sind sein verlängerter Arm. Sie stehen für Disziplin, Stärke, Macht, Durchsetzungskraft und Entschiedenheit. Was alles wir tun, wir tun es unbeiirt. Wir tun es ohne Rückzieher.


    Wenn Du in die Stadt gehst, Optio, um Bürger zu befragen, ob wir ihnen auf den Senkel gehen, oder eventuell zu lasch erscheinen, dann können wir gleich abrücken und die Provinz aufgeben.


    Verstehst Du was ich sagen will? Unsere 6000 Mann hier in der Provinz, und die wenigen Legionen im Imperium überleben nur wegen ihrer Härte, ihrer Disziplin. Sobald dieses Auftreten in Frage gestellt wird, bröckelt alles zusammen. Wir fragen nicht, wir handeln. Wir bitten nicht, wie nehmen es uns. Für alles andere sind die Behörden und der Senat zuständig..."

  • "Gut, das wäre dann alles. Ich lege Dir die Wachaufgaben in die Hand. Und ich denke, Du wirst Deinen Job gut ausführen. Entschieden, Direkt und ohne Schnörkel. Unser Auftreten muss die Stärke und Macht Roms repräsentieren."


    Meridius nickte ihm zu.


    "Ach und ehe ich es vergesse. Subaquatus soll sich bei mir im Büro melden. Das wäre alles."

  • Meridius blickte auf. Wie um alles in der Welt hatte es der Probatus an der Wache vorbei bis in sein Büro geschafft?


    "Sollte ich Dich kennen?"


    Er legte seinen Schreibkiel bei Seite.


    "Was kann ich für Dich tun?"

  • Nero legt einen Siegelring auf den Schreibtisch des Legaten nieder. Der Ring ist kaiserlicher Herkunft, mit einem eingravierten Skorpionenschwanz.


    "P.P. Marcellus Claudius Macrinius Restitutor"


    "Lies, erinnert dich dieser Name an etwas, Maximus. Erinnert Dich meine Stimme an irgendetwas?"

  • Meridius starrte auf den Ring. Das konnte nicht sein. Er sah sich das Gesicht des Mannes an. Eine gewisse Ähnlichkeit war nicht abzuleugnen. Jedoch, Marcellus war tot, er selbst hatte ihn aufgebahrt gesehen und es gab keine Zweifel.


    "Wo hast Du den Ring her, Probatus?"


    Er stand auf und wurde energisch.


    "Sprich! Wer hat ihn Dir verkauft!"


    Meridius ging um den Tisch herum, zur Türe und schloss diese zu. Dann wandte er sich wieder an den Probatus.


    "Sprich! Woher hast Du den Ring!"

  • "Maximus! Ich habe ihn nie abgelegt, von dem Tag an, als Iulianus ihn mir zu meiner Beförderung als Geschenk überreichte! Prüfe mich wenn du willst! Das Testament, das ich Anton überliess....es gibt Details, die nicht in der Acta veröffentlicht wurden. Das weisst nur du und ich und eben Anton".

  • Meridius ging zum Fenster des Gebäudes und vergewisserte sich, dass niemand davor stand. Dann drehte er sich um, die rechte Hand auf dem Knauf seines Gladius liegend.


    "Das Testament, das ich Anton überliess....es gibt Details, die nicht in der Acta veröffentlicht wurden. Das weisst nur du und ich und eben Anton"


    Die Worte hallten in seinen Ohren. Konnte es tatsächlich sein? Wer konnte noch von dem Testament wissen? War es ein Schwindel? Es konnte nicht sein, Marcellus war tot, Marcellus war verbrannt worden, seine Gebeine ruhten in Rom...


    "Was willst Du, Probatus?"


    Er sah ihm direkt in die Augen.


    "Was willst Du?"

  • "Von Dir mein Freund? Nichts, ausser Deine Hilfe" Nero setzte sich vom Schemel und zoh einen Stoss Akten aus seiner Ledertasche.


    "Ich bin durch meine Informanten in Rom auf etwas gestossen. Etwas Böses, etwas sehr beunruhigendes. Etwas das das Leben des Imperators beenden soll. Die prätorianische Garde versuchte tiefer in dieses Intrigennest einzudringen. Doch es war vergeblich. Bis eines Nachts einer unserer Spione einen Wortwechsel zweier Trunkenbolde in einer Taverne in der Subura auffing. Ich liess diese Kerle beschatten, monatelang. Sie trafen sich mit einflussreichen Senatoren, mit mächtigen Händlern, die edle Waren aus dem Osten importieren, unter anderem auch aus Parthia.


    Schnell...sehr schnell zogen wir Schlüsse. Einer der beiden verliess regelmässig Rom...von Ostia aus. Er nahm immer ein Handelsschiff. Zielpunkt Tarracco. Dort vermuten wir das Herz der Verschwörung.


    Die Analyse besagt, dass Iulianus für den Handel einiger Personen unangenehm ist. Seine aussenpolitische Haltung zu Parthia ist für diese Schlangen untragbar. Durch die scharfen Grenzkontrollen verlieren sie jeden Tag Tausende Sesterzen. Deswegen das Ziel: Iulianus stürzen.


    Das Hauptproblem war folgendes. Der Cäsar war mit diesen Personen verstriickt. Wir fanden bei einer nächtlichen Hausdurchsuchung, bei der die Zielperson hier in Hispania weilte, ein Lohnbuch. Cäsar erhielt beträchtliche Bestechungsgelder, mehr als er als Stellvertreter des Prätorianerkommandanten erhielt. Wir wussten dass er ein verschwenderisches Leben führte und dass ausser seinem Lohn Iulianus ihn knapp bei Kasse hielt. Weiters dass er durch Frauengeschichten erpressbar war. Schlussendlich wechselte er die Seiten, er wollte die Taten Brutus wiederholen. Niemand anderes kam so nah an Iulianus heran. Und nebenbei hatten wir mitten in der Garde einen Maulwurf, der nebenbei der zweithöchste Offizier war.


    Die einzige Lösung war, ihn zu brechen. Ich habe ihn durch die ständige Abwesenheit Iulianus zwecks der Feldzüge grossgezogen. Er war wie mein eigener Sohn. Ich ahnte, dass wenn er erfuhr, dass sein Ersatzvater nicht mehr am Leben war, dies ihn vollkommen aus der Bahn werfen würde.


    Deswegen bereitete Helvetius Falco alles vor. Ein zum Tode verurteilter Sklave, der mir verblüffend ähnlich war, wurde als Wasserleiche präpariert und am Fundort hingelegt. Der Rest ist Legende. Cäsar nahm sich im Senat das Leben.


    Die Verschwörer wurden durch diese Aktion in ihren Planungen zurückgeworfen. Sie hatten keine ausübende Hand mehr. Letzte Berichte sagen, dass Mitglieder der Prasina verwickelt sind. Wir haben aber keine stichfesten Beweisse.


    Am Tag nach dem Tode Cäsars präparierte der Feldchirurg Iulius Citergus mein Gesicht. Es war schmerzhaft. Aber ich durfte nicht mehr wie Marcellus aussehen. Hier in Tarracco kennen mich zu viele, vor allem Leute der Flotte, die ich einmal befehligte.


    Ich bewarb mich als Titus Gallus Nero, Probatus, bei deiner Legion. Nachts verliess ich in diesen letzten Monaten immer das Lager um mich mit Exploratores zu treffen. Wir haben einige Hispanier identifiziert, die sicher zum Kreis gehören. Es könnte....für uns alle sehr gefährlich werden, Maximus.


    Jetzt weisst du alles."

  • Meridius lehnte sich zurück. Der Probatus, MARCELLUS sprach offenbar die Wahrheit. Er wusste ZU VIEL. Er wusste ALLES. Meridius ließ den Knauf seines Gladius wieder los.


    "Eine Verschwörung also!"


    Er ging wieder an seinen Schreibtisch, griff sich den Ring des Restitutor und betrachtete ihn genau.


    "Seit wann verfolgst Du die Hintermänner? Und welche Namen sind darin verwickelt? Und die Verschwörung reicht bis nach Hispania hinein? Bis in Teil der Flotte?"


    Meridius wurde nachdenklich.


    "Ist der Imperator informiert?"

  • Nun gut. Der Imperator ist bewusst nicht informiert. Dies hätte ihn nur verunsichert und in seinen Tagesgeschäften gestört. Prätorianer sind dazu da, ihn am Leben zu erhalten und nicht, ihn zu beunruhigen.


    Die Namen....schwierig, schwierig. Der Strang geht vom niedersten Plebejer bis rauf in den Senat.


    Das Problem ist, dass wir noch nie einen Senatoren beobachtet hatten, wie er Gelder erhalten hätte oder sich mit einem dieser Mittelsmänner getroffen hätte.


    Meine Vermutung liegt deshalb so, dass die verwickelten Senatoren und Offiziere diese Gelder nicht direkt annahmen, sondern sie im direkten Seeweg nach Hispania schicken liesen, um hier in wirtschaftliche Einrichtungen angelegt zu werden.


    Das Herz ist direkt hier in Tarracco, Meridius. Und ja, Teile der Flotte sind verwickelt. Sie decken die Schmugglerwege, lassen verdächtige Triremen passieren, schauen weg so viel sie können, kassieren Bestechungslöhne.


    Und nebenbei denke ich, dass die Gewinne dieser reingewaschenen Gelder in Waffen und ähnlichem investiert werden. Ich wette meinen Kopf, dass auch gewisse Mengen der kaiserlichen Silber- und Erzminen ungerechtfertigt abgezweigt werden.


    Einen Namen haben wir gelistet. Einen Berufsverbrecher, einen Mörder, der einmal in einer römischen Taverne auffällig wurde....sein Namen ist Miror.


    Macrinius blickte in Meridius Gesicht, um zu sehen, ob Erstaunen oder Furcht in seinem Antlitz war.

  • Meridius hörte aufmerksam zu. Er wusste nicht was er tun sollte. Er setzte sich und sah sich die Akten durch, es waren zuviele, als dass er jede einzelne wirklich hätte ansehen können. Er brauchte Zeit. Doch offensichtlich hatte er diese nicht. Sollte er Marcellus glauben? Dass es Marcellus war, war offensichtlich. Doch was sollte er in diesem konkreten Fall tun? Der Imperator war nicht informiert worden. Marcellus konnte alle möglichen Motivationen haben. Und der Prokonsul? Meridius überlegte. Es konnte alles eine Falle sein. Wenn er jetzt weg sah, dann könnte er sich schuldig machen. Wer sagte, dass dies alles nicht ebenfalls zur Verschwörung gehörte? Wer garantierte, dass nicht Marcellus die treibende Kraft war? Warum hatte er sich tot erklären lassen? Warum die Beerdigung? Das Testament? Seine Witwe? Und ER, Meridius wurde mit dem gesamten Vermögen bedacht. Wozu? Bestechungsgeld? Wollte er sein Vertrauen erkaufen? Warum stand er jetzt vor ihm? Vertraute er darauf, dass er als Legatus seine Macht einsetzen würde, um ihm zu helfen? Es war ein viel zu gefährliches Spiel...


    Meridius erhob sich und dachte nach, dann ging er zur Türe und öffnete diese.


    "Wache! Wache!"


    Er brüllte den Befehl und zwei Legionäre traten umgehend ein.


    "Diesen Probatus umgehend festnehmen und in Sicherheitsgewahrsam nehmen. Niemand kommt zu ihm in die Zelle, er bekommt keine Post und es geht nichts nach draussen! Optio Crassus trägt die volle Verantwortung wenn etwas schief geht!"


    Meridius blickte Marcellus an.


    "Es tut mir leid, mein Freund, doch ich muss auf Nummer sicher gehen..."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!