Zur Größe der Provinzen

  • Wie es üblich war, führten die beiden amtierenden Consuln abwechselnd die Sitzungen des Senates und deshalb war es heute Macers Kollege, der die Versammlung eröffnet hatte. Wie immer arbeitete er sich nach und nach durch die Tagesordnung, auf der auch Macer als Redner stand. Als amtierender Consul sogar ziemlich weit vorne.


    "Senatoren, ich möchte heute auf ein Thema zu sprechen kommen, welches bei einigen von euch vielleicht schon in Vergessenheit geraten ist", hob er an, als ihm das Wort erteilt wurde. "Vor nunmehr geraumer Zeit, noch unter dem Consulat des Tiberius Durus, wurde eine Inquisitio Senatus unter meiner Leitung eingesetzt, welche sich mit den zu dieser Zeit gehäuft auftretenden Klagen aus verschiedenen Provinzen befassen sollte. Es galt die Frage zu klären, ob die Provinzreform des Iulianus mit der Schaffung der Großprovinzen Nachteile in der Verwaltung der Provinzen erzeugt hat, die sich nun durch eine Überlastung der Statthalter bemerkbar machen." Er machte eine kurze Pause, damit sich alle an diesen Sachverhalt erinnern konnten. "Gemeinsam mit Germanicus Avarus und Annaeus Modestus stellte ich mich diesem Auftrag und erstattete nach Ende der gesetzten Frist einen vorläufigen Bericht. Meiner damals gestellten Bitte nach einer Verlängerung der Frist wurde nicht stattgegeben - genaugenommen wurde sie nicht einmal zur Abstimmung gestellt. Wir ließen die Arbeit daher zunächst einmal ruhen." Erneut machte er eine Pause, damit sich der eine oder andere vielleicht auch an den Zwischenbericht erinnern konnte.


    "Nun ist es jedoch nicht meine Art, offene Fragen gänzlich unbeantwortet zu lassen. Ich habe mir daher etwas Zeit genommen, die Frage der Provinzgrößen im Rahmen meines Consulats etwas genauer zu betrachten. In unserem damaligen Zwischenbericht hatte ich nämlich als ersten Punkt erwähnt, dass rechnerisch zu klären ist, ob sich Großprovinzen überhaupt lohnen. Ich erklärte damals, dass ein abschließendes Urteil daran scheitere, dass uns nicht die nötigen Zahlen vorlägen. Nun bin ich als Consul in der glücklichen Lage, etwas mehr Einblick in verschiedene Dinge zu nehmen, als wir es damals allesamt als einfache Senatoren waren. Ich behaupte daher nun, dass die Großprovinzen uns keinerlei nennenswerte finanzielle Entlastung gewähren. Den geringeren Ausgaben für die Entsendung von nur wenigen Statthaltern stehen gewaltige Mehrausgaben für Reisen eben jener Statthalter durch die Provinz entgegen. Ferner Ausnahmeausfälle, da in manchen Dingen über große Distanz und daher nur langsam entschieden werden kann. Ich habe nicht genug Zeit und genug Zahlen gehabt, um alles im Detail durchzurechnen oder auch nur musterhaft für eine Provinz. Es mag sein, dass wir durch den jetzigen Provinzzuschnitt hier und da in der Summe tatsächlich einige hundertausend Sesterze sparen, aber es ist wenig im Verhältnis zu dem, was insgesamt umgesetzt wird. Bekämen wir diese Ersparnis geschenkt, sollten wir sie natürlich trotzdem annehmen." Gespartes Geld war schließlich immer gut. "Wir bekommen sie aber nicht geschenkt. Wir bezahlen sie mit Statthaltern, die vor Aufgaben stehen, die zu groß sind. Nicht überall, aber an manchen Orten. Nehmen wir als Beispiel Asia. Eine Provinz, die alleine schon in ihrer Größe jene von Italia um ein vielfaches übersteigt. Und trotzdem wird sie einem einzelnen Legatus Augusti pro Praetore anvertraut, der nicht einmal Consul gewesen sein muss! Es ist erfreulich, dass der Kaiser seinen Senatoren so viel Vertrauen entgegen bringt, aber es ist ein Risiko und eine Aufgabe, an der die meisten nur scheitern können! Darüber hinaus ist es nicht nur eine Frage der Größe, der Verwaltung und der Steuereintreibung, sondern auch eine des Militärs. Fünf oder sechs Legionen in einer Provinz, unter dem Kommando eines einzigen Mannes - es gab Kaiser, die habe sich bewusst gegen eine solche Konstellation gestellt." Dass so etwas gerade in Zeiten eines schwachen Kaisers ein Risiko war, ließ er unausgesprochen.


    "In meiner Eigenschaft als Consul und ehemaligem Leiter der Inquisitio Senatus rege ich daher an, dass wir, der Senat der Stadt Rom, dem Kaiser eine teilweise Rücknahme der Provinzreform empfehlen. Ich betone, dass eine teilweise Rücknahme völlig ausreichend ist. Nicht in allen Bereichen ist der Zuschnitt schlecht." Er blickte auf eine Notiztafel, die vor ihm lag. "Britannia, Dacia, Aeyptus können so bleiben wie sie sind. Hier sind weder Klagen bekannt noch gibt es sonstige Probleme. Für Mauretania und Africa Proconsularis sollte eine simple Teilung in je einen östlichen und einen westlichen Teil reichen, um die elendig langen Reisestrecken zu kürzen. Für Syria und Thracia gilt dasselbe bei einer nördlichen und südlichen Teilung. Bei Gallia, Hispania und Achaia spreche ich mich aufgrund ihrer Größe und des teilweise unwegsameren Geländes für eine Teilung in je drei Teile aus, so wie sie vor der Provinzreform Bestand hatten und noch heute in den Regiones zu finden ist. Bei Achaia ist es selbstverständlich definitiv die Gebirgigkeit des Geländes und nicht die Größe, ferner aber auch der Respekt vor einem Land, aus dem so viele gebildete Männer kommen und das viele von uns gerne für ihre Bildungsreisen nutzen. Bleiben Germania, das Illyricum und Asia, die Größe und militärisches Potenzial vereinen. Hier sehe ich eine Teilung in vier bis sechs Teile, ebenfalls sehr ähnlich den bisherigen Regiones. Über den tatsächlichen Zuschnitt der Grenzen wäre sicher mit den bisherigen Statthaltern nach örtlichen Gegebenheiten zu entscheiden. Ohne Kenntnis des Landes lässt sich dies keineswegs vom Schreibtisch in Rom entscheiden." Zumal Macer für eine solch gründliche Studie die Zeit fehlte. Außerdem standen ohnehin die meisten Provinzen unter kaiserlicher Verwaltung, also konnte sich auch dessen Kanzlei Gedanken über den Zuschnitt machen.


    "Ich bitte um eure Meinungen, ob wir diesen Vorschlag als Ratschlag des Senates dem Kaiser unterbreiten sollen."

  • Schon sehr lange Zeit waren keine bedeutenderen Debatten in den Senat gekommen, vermutlich auch wegen der Art des kaiserlichen Stellvertreters, Initiativen einfach zu verbieten oder Diskussionen abzubrechen. Durus hatte tatsächlich das Gefühl, dass ein allgemeines Unwohlsein in der Curia Iulia vorherrschte.


    Nun aber sprach Macer ein Thema an, über das er noch aus seinem Consulat bestens Bescheid wusste, da zahlreiche Briefe an seine Adresse gegangen waren. Die Aspekte, die der Consul ansprach, waren dabei auch ihm gekommen: Insbesondere der Zugriff der einzelnen Statthalter auf ihre Provinzen war weitaus geringer als in früheren Zeiten.


    "Es erfreut mich sehr zu hören, dass die Inquisitio zu einem Ergebnis gekommen ist. Als einen weiteren Aspekt möchte ich noch hinzufügen, dass es durch die aktuell geringe Zahl der Provinzen kaum mehr möglich ist, die gestiegene Zahl der ehemaligen Consuln und Praetoren mit einem angemessenen Posten auszuzeichnen. Immerhin gehört es zu einer langen Tradition unseres Staates, dass jene Männer, die viel Zeit und Geld in ihr politisches Engagement investiert haben, für einige Zeit den Ruhm Roms in die Welt tragen und dabei eine angemessene Entschädigung aus den Früchten ihres Amtsbereichs erhalten."


    Die Formulierung war recht blumig, doch war wohl klar, dass der alte Tiberier auf die stolze Tradition der Provinzausbeutung durch gierige Senatoren anspielte. Und das würde sicher den einen oder anderen Consularen oder ambitionierten Jungsenator motivieren.

  • Potitus hörte sich den Bericht Macers aufmerksam an. Die Sache war auch über seinen Tisch gegangen und er erinnerte sich noch, dass sein Freund Laberius Maturus auch über Überarbeitung geklagt hatte! Außerdem war die Sache mit den Legionen nicht von der Hand zu weisen: Salinator traute beiweitem nicht jedem Statthalter, auch wenn er die wichtigsten Provinzen mit Freunden besetzt hatte! Dass dieser aufgeblasene Tiberier natürlich wieder nur an seinen Vorteil dachte, passte ebenfalls wieder! Wahrscheinlich war er beleidigt, weil er nie eine Provinz erhalten hatte!

  • "Auch dies ist ein relevanter Punkt", stimmte Macer Tiberius Durus zu. "Ich habe das in meine Überlegungen mit einbezogen. Ich gebe allerdings auch zu Bedenken, dass die Sache nicht ganz so einfach ist, wie sie scheint. Würde man die von uns vorgeschlagene Aufteilung vollziehen, käme man auf über 30 Provinzen statt derzeit 13. Denkt man dann auch noch an Inseln wie Sicilia, Sardinia oder Corsica, die schließlich die ersten Provinzen unserer Geschichte waren, werden es noch einige mehr. Hinzu kommen 30 Legionen, für die jetzt schon senatorische Kommandeure benötigt werden. Die Zahl der Posten, die verdienten Männern aus den Reihen der gewesenen Praetoren und Consuln offen stehen, beläuft sich damit auf über 60. Das ist schon eine ganz erhebliche Anzahl, die es erst einmal zu decken gibt. Auch deswegen haben wir davon Abstand genommen, überall eine Aufteilung einführen zu wollen. Vielleicht würde es auch ausreichen, das eine oder andere Gebiet einem Procurator zu unterstellen", ließ Macer noch einige Gedanken folgen, die bei weitem noch nicht so ausgereift waren wie die ersten. "Aber ich möchte an dieser Stelle auch ungerne zu viele Vorschläge machen, die eigentlich die kaiserliche Provinzverwaltung betreffen, in die ich als Consul kaum mehr Einblick hatte als zuvor." Zumal es noch zahlreiche weitere Details zu klären gab, die kaum für eine Senatssitzung geeignet waren.

  • Potitus erhob sich und riss die Arme nach oben. Die Sache mit den Procuratoren spielte doch ganz sicher auf die ehemaligen prokuratorischen Alpenprovinzen an! "Veto! Das müsst ihr auch nicht! Der Kaiser allein entscheidet, wie seine Provinzen zu verwalten sind!" gab er daher von sich. Es wäre ja noch schöner, wenn der Senat jetzt über Valerianus' Provinzen entschied! "Vielleicht sollten wir lieber noch einmal unterstreichen, dass der Kaiser allein Proconsul in seinen Provinzen ist!"

  • Macer bezweifelte zwar, dass der Kaiser über dererlei Dinge tatsächlich alleine entschied, aber der inhaltliche Sinn des Einwandes des Praefectus Urbi war zweifellos zutreffend. "Daran soll auch nicht gerüttelt werden. Wie ich eingangs erwähnte, wäre die Teilung der Provinzen lediglich eine Empfehlung an den Kaiser, mehr nicht. Alleine für die dem Senat unterstellten Provinzen könnten wir eine derartige Maßnahme hier beschließen."

  • Wieder einmal meldete sich Salinator in seiner Arroganz zu Wort und machte klar, was er von der Meinung des Senats hielt. Andererseits war natürlich klar, dass der Kaiser diese Position unterstützen und sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen würde. Dementsprechend beschloss der alte Tiberier, diese Angelegenheit unkommentiert zu lassen.


    "So, wie ich Deine Vorschläge zusammenfassend verstehe, beantragst Du also, die Aufteilung der Provinzen wieder der vor der Traianischen Reform anzupassen. Allerdings würde ich an dieser Stelle die Frage stellen, ob etwa in Hispania nicht eine andere Aufteilung sinnvoll sein könnte.


    Ebenso stellt sich mir die Frage, ob in der verbliebenen Regiones der Provincia Italia, die nicht durch die Lex Aelia Octavia neugeordnet wurden, im Augenblick direkt durch die Comites regiert werden oder ob der Curator Rei Publicae dort interimsmäßig die Aufsicht führt."


    Fragend sah er zu Macer, ehe sein Blick nach Lucianus suchte, der darüber wohl am besten Bescheid wusste.

  • Es überraschte Macer durchaus, dass die Diskussion sich relativ schnell auf Detailfragen zu konzentrieren begann. Ein Phänomen, dass nicht eben häufig bei Senatsdebatten anzutreffen war. "Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass die genaue Ausgestaltung einer Aufteilung, die Frage der Grenzziehung und möglicherweise auch die Frage der Hauptstädte ebenso wie die Frage der personellen Bestückung der Verwaltung der einzelnen Provinzen weit über den ursprünglichen Arbeitsauftrag der Inquisitio Senatus hinaus geht", stellte er daher vorsichtshalber noch einmal klar, da er ungerne über Details reden wollte, auf die sich möglicherweise niemand der Anwesenden vorbereitet hatte. Schon sein Vorschlag mit den Procuratoren für einige Provinzen war recht spontan gewesen. "Zweifellos bedürfen alle diese Fragen einer detaillierten Erörterung, um zu einem sinnvollen Ergebnis zu kommen. Wobei die Frage nach dem Status Quo in Italia eine mehr als berechtigte ist." Sollten hier Fragen offen sein, war deren Beantwortung sicher vordringlicher als alles andere.

  • "Prinzipiell habe ich gegen eine solche Aufteilung nichts einzuwenden."


    gab Durus zu Protokoll, da Macer offensichtlich lediglich ein Votum erwartete, ob der Senat einer solche Reform prinzipiell zustimmte. Allerdings konnte der Tiberier es sich kaum vorstellen, dass irgendein Senator etwas dagegen haben sollte.


    "Sollte der Senat einer Neuaufteilung der Provinzen prinzipiell zustimmen, halte ich es für sinnvoll, eine neue Kommission einzusetzen, die sich sowohl aus kaiserlichen Beamten, als auch aus Senatoren zusammensetzt, sodass in gemeinsamer Zusammenarbeit die Grenzen der Provinzen, aber auch die Unterstellung jeder einzelnen entweder direkt unter den Senat oder unter den Kaiser festgelegt werden kann."

  • Macer nahm die Zustimmung des Consulars mit einem Nicken zur Kenntnis, wollte aber vor einer Abstimmung zunächst tatsächlich ein bisschen mehr über den aktuellen Status Quo in Erfahrung bringen. "Vinicius Lucianus, kannst du uns kurz genaueres zum Status jener Regiones in Italia sagen, die seit der Reform des Iulianus ihren Charakter als eigenständige Provinzen verloren haben, aber nicht durch die Lex Octavia et Aelia abgedeckt sind?", wandte er sich daher nun direkt an den Curator Rei Publicae, nachdem diesem die fragenden Blicke von Tiberius Durus vielleicht eine zu dezente Aufforderung zur Wortmeldung gewesen waren.

  • Potitus seufzte. Der Senat konnte aber auch nie bei einem Thema bleiben! Aber je länger die Sache ging, desto besser gefiel ihm die Idee, die Provinzen wieder zu verkleinern! "Bevor wir jetzt ein anderes Fass aufmachen, möchte ich verkünden, dass eine Zerteilung der Provinzen dem Kaiser sicherlich gefallen wird! Ich werde jedenfalls die Statthalter auffordern, Vorschläge dazu zu äußern. Und ich hoffe, dass der Senat die Dinge in seinen Provinzen zügig eine Lösung für die Probleme findet!" Damit hatte er wohl klar gemacht, dass er sich auch nicht scheute, notfalls in die Senatsprovinzen einzugreifen!


    Nachdem er die Reihen der Senatoren mit einem drohenden Blick bedacht hatte, beschloss Salinator allerdings, dass er für heute genug von dieser Quasselbude hatte. Also erhob er sich und ging einfach davon. Vor der Tür der Curia Iulia nahm ihn seine Leibgarde in Empfang und man machte sich auf, um die Neuordnung der Provinzen zu organisieren.

  • Nachdenklich sah Macer dem Praefectus Urbi nach. Nicht so sehr wegen dessen Äußerungen, mit denen er sich durchaus einverstanden erklären konnte. Aber wegen dessen verhalten, einfach die laufende Sitzung zu verlassen. Nicht nur bei ihm war Macer das aufgefallen, dass manche Senatoren immer mal wieder grundlos zu spät kamen, früher gingen oder gar nicht erschienen. Dabei waren sie hier doch nicht an einer Universität, wo jeder kam und ging wie er will. Macer machte sich eine geistige Notiz, dass er unbedingt nochmal über die Geschäftsordnung des Senates nachdenken wollte, blickte dann aber erstmal wieder zu Vinicius Lucianus, auf dessen Antwort er noch immer wartete.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer nahm die Zustimmung des Consulars mit einem Nicken zur Kenntnis, wollte aber vor einer Abstimmung zunächst tatsächlich ein bisschen mehr über den aktuellen Status Quo in Erfahrung bringen. "Vinicius Lucianus, kannst du uns kurz genaueres zum Status jener Regiones in Italia sagen, die seit der Reform des Iulianus ihren Charakter als eigenständige Provinzen verloren haben, aber nicht durch die Lex Octavia et Aelia abgedeckt sind?", wandte er sich daher nun direkt an den Curator Rei Publicae, nachdem diesem die fragenden Blicke von Tiberius Durus vielleicht eine zu dezente Aufforderung zur Wortmeldung gewesen waren.



    Nachdem mich der Consul aufgefordert hatte antwortete ich natürlich, nachdem ich den Dicken Glatzköpfigen ausreden liess, zügig und kurz


    "Die Regiones verwalten sich selbst und es funktioniert auch ganz gut. Ab und an brauchen sie meine Unterstützung, aber dies würde ich nicht als problematisch ansehen."


    Ob das nun die gewünschte Antwort war, oder eine Themenverfehlung wusste ich nicht, war ich doch vorher nicht bei der Sache sondern eher bei den Intrigen gegen Vescularius.

  • Kopfschüttelnd sah Durus dem Präfekten hinterher - scheinbar war ihm das Schicksal der senatorischen Provinzen tatsächlich egal. Oder aber, er würde sich dann im Namen des Kaisers einmischen - was für eine Rechtsbeugung!


    "Dass solche kleinen Regionen wie die in den Alpen durch einen subalternen Beamten verwaltet werden - setzt übrigens Du diese Comites ein? - halte ich für akzeptabel. Dass eine so große Regio wie die ehemalige Provinz Sicilia allerdings durch einen einfachen Comes verwaltet wird, erscheint mir geradezu fahrlässig. Auch hier sollten wir möglicherweise Abhilfe schaffen!


    Zumal, soweit ich weiß, Du ja eher die finanzielle Aufsicht führst, während die Aufrechterhaltung der Ordnung in diesen Fällen offensichtlich ganz allein Angelegenheit der Civivates dieser Regiones ist."


    bemerkte Durus über die neue Erkenntnis.

  • "Ich denke auch, dass man solche Überlegungen wennschon gleich mit einbeziehen sollte, wenn wir eine Empfehlung zur Neuordung aussprechen", stimmte Macer zu, auch wenn sich die Inquisitio Senatus bisher ausschließlich mit den Provinzen und nicht mit Italia zu befassen hatte. "Gibt es vielleicht weitere Punkte, die dem Senat ein anliegen sind?", fragte er dann in die Runde, denn vielleicht kamen ja noch weitere Ideen.

  • Die Frage erschien Durus relativ unklar: Weitere Punkte bezüglich der Größe der Provinzen? - das hätte er prinzipiell wohl bereits tun können, während die konkreten Planungen offensichtlich auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurden.


    Trotzdem sah er ebenfalls fragend in die Menge - vielleicht wollte ja einer der Quaestorier oder ein anderer niederrangigerer Senator noch etwas sagen, der sich bisher nicht getraut hatte.

  • "Ich stelle fest, dass es keine weiteren Wortmeldungen zu diesem Thema gibt", bemerkte Macer nach einer Weile des Schweigens. "Dann ist dieses Thema für heute beendet. Ich werde dem Senat in Kürze eine konkret ausformulierte Textfassung für Änderungen bezüglich der Provinzen unter senatorischer Verwaltung machen." Damit ging er zum nächsten Tagesordnungspunkt über.


    Einige Sitzungen später stand das Thema dann tatsächlich wieder auf der Liste. "Wie ich angekündigt habe, habe ich inzwischen mit einigen Helfern aus euren Reihen einen Vorschlag erarbeitet, wie die vom Senat verwalteten Provinzen aufgeteilt werden könnten. Auch die Regionen Italias, die nicht durch die Lex Octavia et Aelia, sind dabei berücksichtigt." Er blickte auf eine Tafel vor sich, um die Vorschläge von dort abzulesen:


    - Umwandlung der bisherigen Regio Sicilia in eine eigenständige "Provincia Sicilia".
    - Umwandlung der bisherigen Regiones Sardinia und Corsica in eine eigenständige, zusammenhängende "Provincia Sardinia et Corsica".
    - Umwandlung der bisherigen drei Alpenregionen in jeweils eigentständige Provinciae unter Verwaltung eines Procurator Augusti.
    - Aufteilung der Provincia Hispania in drei eigenständige Provinciae gemäß der bisherigen Regiones.
    - Aufteilung der Provincia Gallia in drei eigenständige Provinciae gemäß der bisherigen Regiones.
    - Aufteilung der Provincia Africa Proconsularis in zwei eigenständige Provinciae gemäß der bisherigen Regiones.
    - Aufteilung der Provincia Achaia in drei eigenständige Provinciae, namentlich "Provincia Achaia", "Provincia Macedonia" und "Provincia Epirus" sowie Zuordnung der Insel Creta zur Provincia Cyrene.


    "Soweit die Vorschläge, die die Provinzen unter der Verwaltung des Senates beziehungsweise die Regiones Italias betreffen. Vorschläge bezüglich der anderen Provinzen, die sich aus der Arbeit der Inquisitio Senatus ergeben, werde ich dem Kaiserhof bei Bedarf zukommen lassen" kommentierte Macer die Liste. Sein Blick ging dabei insbesondere auch zum Praefectus Urbi, da er nicht abschätzen konnte, ob dieser sich entweder fremde Ergebnisse zu Eigen machen wollte oder aber keine Einmischung in die kaiserliche Provinzverwaltung wollte. "Gibt es Kommentare zu dieser Vorschlagsliste?", erkundigte er sich dann, bevor er sie in Form eines Decretum Senatus zur Abstimmung stellen wollte.

  • "Ich gestatte mir eine Anmerkung zu Spanien, die Regio Tarraconensis ist grösser als die beiden Regios Lusitania und Baetia zusammen, man sollte sich überlegen, ob man aus Tarraconensis nicht auch zwei Provinzen machen sollte?"

    itrit-curatorreipublicae.png matinia2.jpg

    DOMINUS FACTIONIS - FACTIO PURPUREA

    SODALIS MAIOR - GERMANITAS QUADRIVII

    Stadtpatron - Tarraco

  • Mit Anmerkungen wie diesen hatte Macer schon gerechnet und in der Tat hatte er sich auch schon selber gefragt, warum die Regiones diesen sehr ungleichen Zuschnitt haben. "Ein guter Einwand, Matinius", stimmte er daher zu. "Ich denke auch, dass wir diesen Punkt sehr genau im Auge behalten sollten. Allerdings habe ich erst einmal Abstand davon nehmen wollen, zu viel auf einmal zu ändern. Der bisherige Zuschnitt der Regiones ist, auch wenn er in seiner Form manchmal seltsam erscheint, immerhin eine gewohnte Struktur. Ich denke, die Umstellung fällt leichter, wenn wir erst einmal einen Teil der Strukturen behalten und nicht gleich die Zuschnitte in großen Zügen ändern. Sollte sich die Größe später als problematisch herausstellen, lässt sie sich ja immer noch in einem zweiten Schritt ändern", lautete dann sein Vorschlag zu dieser konkreten Anmerkung. Man konnte es in gewisser Weise auch Faulheit nennen, dass Macer nicht zu viele Änderungen erarbeiten wollte, oder man nannte es konservativ.

  • Potitus saß entspannt auf seiner Bank. Dass der Senat schon Vorschläge hatte, erinnerte ihn schmerzlich, dass die Kanzlei ihm noch nichts geschickt hatte. Wofür gab es die eigentlich, wenn sie weniger effizient war als die Privatschreibstuben von ein paar dahergelaufenen Senatoren? "Ich nehme an, dass die Provinzen der Procuratores Augusti dann auch wieder dem Kaiser unterstellt werden? Ich glaube sowieso, dass so unruhige Gebiete wie das Alpenland eher dem Oberbefehlshaber der Armee unterstellt sein sollten als den militärisch doch eher mittellosen Proconsuln..." warf er trotzdem ein. Der Senat gab ihm ja richtige Steilvorlagen! "Vielleicht sollten wir sowieso über eine Neuzuteilung nachdenken, wenn wir bei kleineren Provinzen ein bisschen mehr differenzieren können!" Vielleicht war es am besten, wenn er den Senat zwang, vorerst alle Provinzen abzugeben, damit Valerianus dann großmütig diejenigen zurückgeben konnte, an denen er kein Interesse hatte.

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