[Amphitheatrum Novum] Ludi an den Carmentalia

  • Livineia hatte sich nicht recht dazu entschließen können, herzukommen, oder es zu lassen. Natürlich war es ein Ereignis, dass man sich nicht einfach entgehen lassen durfte. Aber hier gab es Pöbel, sehr viel Pöbel. Und Lärm. Und sowohl als auch konnte die bessergestellte Livineia nicht leiden. Andererseits durfte sie das Ereignis auch allein schon deshalb nicht verpassen, da ihr Großvater dieses organisiert hatte. Was wäre sie für eine Enkelin, wenn sie dem nicht beiwohnen würde? Was würde Menecrates denken und vor Allem - was würden die Leute denken? Außerdem hatte ihr Bruder sie so freundlich dazu aufgefordert doch mitzukommen, dass sie sich doch durchgerungen hatte. In Begleitung ihrer Sklavin Corona war sie hergekommen, doch diese hatte sich zu den anderen claudischen Sklaven begeben und Livineia hingegen bemühte sich zu ihrem Ehrenplatz. Ihr Bruder würde schon darauf achten, dass alles zu ihrer höchsten Zufriedenheit ablaufen würde. Sie hatte leider die halbe Rede ihres Großvaters versäumt, aber glücklicherweise hatte sie hierfür eine aufrichtige, gute Ausrede. Mies gelaunt - wie so meistens - ließ sie sich neben ihren Bruder nieder und atmete erst einmal tief durch.
    Dann lächelte sie etwas entspannter. Nur ihr Bruder hatte vermutlich sehen können, wie angespannt sie tatsächlich war, denn nach außen hin trug sie überzeugend ein bezauberndes Lächeln. Und nun wirkte es auch für Quintus nicht mehr allzu aufgesetzt. "Salve mein liebster Bruder." flüsterte sie leise zwischen zwei Worten von Menecrates. Wohl kaum würde er diese 'Störung' überhaupt bemerken, aber ihr selbst kam es wie ein Missachtung der Götter und der Familie vor, einfach zu plaudern. Sie war schon überfroh, nicht die Opferzeremonie verpasst zu haben, es passte einfach nicht in ihr Weltbild. Mit der Sänfte war es aber mit zunehmender Zeit auch schwierig, einen Weg hierher zu finden. Sie legte ihre Hand auf die ihres Bruders. Ihre feingliedrigen Finger, mit sehr gut gearbeiteten Ringen verziert, ruhten sacht auf seiner Hand. Am Handgelenk prangte ein breiter, goldener Armreif. Die Schminke war dezent, aber perfekt angelegt - wie immer. Dass eine Strähne sich aus den hochgesteckten Haaren geschmuggelt hatte, hatte sie noch nicht bemerkt. Sie baumelte in ihren Nacken herab und kitzelte sie, aber bisher war der Stress zu groß gewesen, um dies zu realisieren. Zudem hatte der Redner ihre vollkommene Aufmerksamkeit - und die schönen Opfertiere, über welche die Götter wohl eben so erfreut waren, wie sie selbst. Die Spiele schienen hervorragend zu verlaufen, wieder mehr Ruf für die Familie der Claudier. "Er ist gut, nicht?" fragte sie dann mit einem wohlwollenden Lächeln zu Quintus, während sie ebenfalls ganz sachte in die Hände klatschte. Menecrates hatte es verdient, alllein schon, weil er ein Claudier war.

  • Wie man es von einem Consul erwarten konnte und wie es ohnehin zu Macers Gewohnheiten gehörte, war Macer auch zur Eröffnung der Ludi im Amphitheatrum erschienen. Als amtierender Consul durfte er diesmal sogar auf einem besonders guten Platz sitzen, was ihm allerdings nicht so viele Vorteile brachte, da Senatoren ohnehin schon gute Plätze bekamen. Und den besten Platz hatte ohnehin der Ausrichter, diesmal also der Aedil. Der schien es insbesondere mit der Zustimmung der Götter zu seinen Spielen genau zu nehmen und holte erst die Meinung eines Haruspex ein, bevor er zum eigentlichen Opfer kam. In Zeiten zorniger Götter war das kein ganz schlechter Plan, fand Macer. Er blickte sich um, ob er zufällig Tiberius Durus oder Flavius Gracchus unter den Zuschauern erblicken konnte, entdeckte sie aber nicht. Sonst hätte er sie gleich nach den anderen Maßnahmen gegen den göttlichen Zorn fragen können. So aber konnte er erst einmal dem weiteren Verlauf des Opfers für Carmenta folgen.

  • Obwohl Menecrates vorhatte, sich nunmehr der Freude über die Spiele hinzugeben, ließ ihn sein Bedürfnis nach Perfektion und Nachkontrolle nicht los. Er vergewisserte sich, ob es dieses Mal seinen Sklavinnen gelang, die Opfertiere ruhig zur Mitte der Arena zu führen, ob weitere Helfer mit den zusätzlichen Opfergaben folgten, ob auch an alle vorgesehenen Opfergaben gedacht wurde und ob sich der Priester ebenfalls schon zur Arenamitte aufmachte.


    Einer der Helfer, die sein Privatsekretär eingestellt hatte, stand auch bereit. Sein Name war Silvius Atticus, und Menecrates vergewisserte sich, dass dieser helfe eine saubere und ordentliche Kleidung trug, sollte er zu denjenigen gehören, auf denen bei der Opferung unzählige Augenpaare lagen.
    Menecrates erkannte die zusammengestellten Früchte für Carmenta und den Kranz aus Eichenblättern für Iuppiter. Beruhigt wandte er sich wieder Iulius Centho zu.


    Zitat

    Original von Lucius Iulius Centho
    „Ja das sollen ich.
    Aber musst du nicht bleiben? Oder bist Du nicht selbst Opferherr bei diesem Opfer.”


    Fragt er kurz nach wahr ja möglich das er es einem jüngeren Verwandten überlassen wollte. Der sich so gleich mal beim Volk vorstellen konnte. Es war natürlich ein schöner Gedanke wenn es so wahr. Er selbst hatte ja schon die Spiele ausgerichtet und von den Göttern das Einverständnis dazu.


    "Ich würde es gerne sehen, wenn mein Enkel Claudius Felix die Aufgabe des Opferherrn übernimmt", gestand Menecrates. "Er ist sehr jung und ich bin mir nicht sicher, ob er sich diesen Auftritt zutraut, aber ich möchte ihm diese Gelegenheit bieten. Ich werde es gleich wissen, ansonsten kehre ich in die Arena zurück."
    Mit diesen Worten steuerte Menecrates auf die Loge zu, in der seine Familienmitglieder saßen. Als er am amtierenden Consul vorbeikam, nickte er Purgitius Macer zum Gruß zu. Für einen Plausch hatte er momentan für niemand Zeit, denn erstens warteten die Zuschauer auf den Vollzug des Opfers und zweitens konnte sich Menecrates noch längst nicht entspannen, weil er mit der Organisation beschäftigt war.


    "Felix, hier ist die Gelegenheit, dich Rom und den Göttern ins Blickfeld zu rücken. Traust du dir die Rolle des Opferherrn ganz alleine zu? Es wäre auch möglich, dass ich dich begleite."

  • Lucius der die Idee so schon gut fand als er es nur vermute hatte fand sie natürlich immer noch gut als es dann tatsächlich auch so war.


    „Es ehrt dich Claudius das Du deinem Enkel so eine Aufgabe und auch Ehren zuweisen willst. Die Götter und auch die Bürger der Stadt werden sicher sehr Wohl gefällig auf deinen Enkel herabsehen wenn er hier vor so viele Menschen und zu so einem Anlass ein Opfer da bringt.“

    Lobte er den Ädil noch einmal. Ja das war wirklich eine Große ehren für den Enkel des Claudiers sicher würde er nervös sein aber so eine Gelegenheit kam nur selten. Dann nahm auch er seinen Platz unter den Senatoren ein.



    „Slave Consul Purgitius.“


    Grüsste er einen der beiden amtierenden Consuln.

  • Überwältigt sah Quintus seinen Grißvater an.Er sollte das Opfer durchführen.Menecrates musste ihm wirklich sehr viel zutrauen,wenn er ihn bei der wahrscheinlich größten Veranstaltung des Jahres etwas derart wichtiges erledigen ließ.


    "Gewiss Großvater.Es freut mich das Du mir etwas derart wichtiges anvertrauen willst."


    Der junge Claudier strahlte über beide Backen.Das war eine große Chance für ihn,sich ein wenig bekannter im Volk zu machen.Er stand auf,lächelte seiner Schwester noch einmal zu, und ging zu seinem Großvater.


    "Ich glaube ich kann es alleine schaffe Großvater.Ich habe mich vor einiger Zeit ausführlich mit rituellem Opfern beschäftigt und kenne den Ablauf.Dennoch.Sollte ich auf einmal nicht mehr weiter wissen,wäre es eine große Hilfe Dich bei mir zu haben,sodass Du notfalls, eingreifen kannst."

  • Numerius Fecenius Camelius


    Es war ein beeindruckendes Spektakel welches der Aedilis Curulis Herius Claudius Menecrates stattfinden ließ. Scheinbar wollte ganz Rom sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Die Menschen strömten ins Amphitheater, sie wollten ihren Alltag und die Mühsal für einige Stunden hinter sich lassen.
    Numerius ließ den Blick über die gefüllten Ränge gleiten, er sollte das Opfer leiten, etwas das ihm ins Fleisch und Blut übergegangen war. Er blieb zunächst am Rande stehen, im Schatten der Mauern und beobachtete wie der Claudier seinen großen Auftritt hatte. Mit Pomp und Prunk zog er ein, umgeben von den Abbildern der Götter. Tosender Jubel begleitete den Einzug, welcher verstummte, als der Claudier das Wort ergriff. Auf die Rede folgte das Auspicium. Der Iulier machte einen guten Job, die Anzeichen sprachen für die Spiele. Die Götter waren dem Claudier wohlgesonnen.


    Nun folgte sein Auftritt. Ein letztes Mal strich er sich über seine Kleider, dann bedeutete er den Sklaven, welche die Opfertiere mit sich führten, ihm zu folgen. Während er auf den vorbereiteten Altar und die glühenden Kohlebecken zu Schritt zog er sich einen Zipfel seiner Toga über den Kopf. Nun fehlte nur noch der Opferherr persönlich. Er schob die Hände in die Ärmel seiner Tunika und wartete darauf, dass der Claudier wieder zurück kam.



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  • Als Menecrates die Reaktion seines Enkels bemerkte, ging ein Lächeln über sein Gesicht. Er zweifelte nicht daran, dass der junge Claudier seine Sache gut machen würde, daher legte er ihm die Hand auf die Schulter und sagte:


    "Du hast die richtige Einstellung und die wird dich als Opferherr leiten. Du schaffst das ganz alleine ohne mich, davon bin ich überzeugt. Geh hinunter in die Arena. Unsere Sklaven warten dort bereits mit den Opfertieren und den anderen Gaben und der Priester kommt sicherlich auch gleich hinzu. Betrachte genau, was er tut, dann wirst du nie fehl liegen." Er nickte seinem Enkel noch einmal zu, dann trat er an die Brüstung und bat die Zuschauer noch einmal um Gehör.


    "An diesem wichtigen Tag tritt das Alter in den Hintergrund und macht den Weg für die Jugend frei. Diese Spiele stehen im Zeichen eines Neuanfangs, und so soll der Opferherr heute mein Enkel, Quintus Claudius Felix, sein. Bürger Roms und ihr Götter, heißt ihn willkommen!"


    Der Applaus begann in der claudischen Loge und breitete sich von dort über das gesamte Amphitheatrum aus. Menecrates lächelte noch einmal. Er hoffte, er habe auch wirklich alles berücksichtigt, was er berücksichtigen konnte, um den Beginn einer friedlicheren, von den Göttern geschützten Ära für Rom einzuläuten.

  • Numerius Fecenius Camelius


    Es gab eine winzige Änderung. Sie kam überraschend, ein wenig unerwartet. Marginal hob Numerius eine Braue an, als der Claudier verkündete, dass sein Enkel den Platz des Opferherrn annehmen würde. Seine Überraschung konnte er recht gut verbergen. Es änderte nichts am Ablauf, es änderte sich nichts am Opfer. Sollte die Jugend ruhig die Möglichkeit bekommen sich im Ruhm und des Glanzes zu sonnen. Die Claudier wussten sich zu inszenieren. Die Menge jedenfalls liebte es. Nun mussten die Götter nur noch dieses Opfer annehmen. Gelassen wartete er darauf, dass der Claudier nun zu ihm kam, damit er beginnen konnte. Es stand bereits alles bereit, Weihrauch, Obst, ein Kranz aus Eichenblättern und dann die Opfertiere, welche zum Glück völlig unbeteiligt drein blickten. Sie wirkten sogar ein wenig apathisch. Um sie ruhig zu stellen, hatte man sie betäubt. Durchaus üblich, denn die Tiere sollten die Zeremonie nicht stören.
    Ein Opfertier das Unruhe brachte konnte die Götter verärgern und wenn die Götter verärgert waren, dann nahmen sie das Opfer nicht an. Und in einem solchen Fall, wo so viele Blicke auf ihm ruhten, log man meistens schamlos und würde das Opfer zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen. Aber zu so einem Vorfall sollte es nicht kommen und würde es auch nicht. Die Sklaven wussten die Tiere still zu halten.


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  • Quintus schlotterten ein wenig die Knie,bemühte sich aber dies nicht nach außen hin zu zeigen.Er gehörte der nobelsten Familie Roms an und als Mitglied solcher musste er ein glänzendes Beispiel ,furchtlos und ohne Angst sein.Er genoß den Jubel und Applaus im tosenden Amphitheatrum Novum.Obwohl man ihn bisher wahrscheinlich kaum wahrgenommen hatte änderte sich dies nun schlagartig und der junge Claudier spürte wie sich Zehntausende Augen auf ihn richteten.Mulmig,jedoch bestärkt durch die ermutigenden Worte seines Großvaters,schritt er stolzen Schrittes und erhobenen Hauptes aus der Loge der Claudier.Mit jedem gegangenen Schritt wuchs sein Mut und er fühlte sich von Sekunde zu Sekunde wohler.Auch wenn er es als Patrizier natürlich gewöhnt war das andere zu ihm aufschauten und ihn bewunderten,war dies eine völlig neue Erfahrung und Quintus schien in seiner neuen Rolle wortwörtlich aufzugehen.Nach,wie es ihm vorkam,viel zu kurzer Zeit in der er den jubel weiterhin sichtlich genoß,erreichte er einen Pulk aus Priestern,aus denen einer,ein Mann der die Hände in die Ärmel seiner Tunika geschoben hatte,hervorstach.Er schien der Opferleiter zu sein.Dicht bei ihnen standen ein Widder und ein Schwan,von denen ein Tier prächtiger als das andere war,viele kleinere Gaben wie Weihrauch einen Kranz aus Eichenblättern,wahrscheinlich für Iuppiter und viele Körbe mit Früchten.Sein Großvater hatte wirklich keine Kosten gescheut,dieses Spektakel auf die Beine zu stellen.Selbstbewusst wie nie zuvor,wahrscheinlich beflügelt durch die jubelnde Menge,ging der Claudier zu dem Priester,welchen er für den Opferleiter hielt.Dann sprach er laut und mit schallender Stimme.


    "Salve.Mein Name ist Quintus Claudius Felix.Ich bin Sohn des Galeo Claudius Gallus,Enkel des Herius Claudius Menecrates aus dem ehrenwerten Haus der Claudier. Ich bin der Opferherr dieser Spiele."

  • Morrigan stand neben ihrem Widder... gut es war nicht ihrer, aber sie hatte sich die ganze Zeit um das Tier gekümmert, also war’s doch irgendwie ihrer. Der Priester war da und auch der junge Claudier, nun würde es wohl bald losgehen. Der Widder schrecke jedes Mal, wenn der Jubel aufbrauste zusammen, doch mit Worten und Streicheleinheiten beruhigte Morrigan ihn jedes Mal wieder.
    Noch ein letzter prüfender Blick, ja ihr Widderchen konnte sich sehen lassen, war sie doch extra Mitten in der Nacht aufgestanden, hatte ihn gebadet, getrocknet, das Fell gebürstet. Er sah einfach prächtig aus. Morrigan war sich sicher, das die Götter sich über dieses Opfer freuen würden. Auch wenn es ihr fast Leid tat, war ihr das Tier doch ans Herz gewachsen.
    Nun ja was soll es. Opfer müssen sein, hatte Mansuri ihr erklärt, weil man die Götter so gnädig stimmte. Na wenn es denn so war, sollte es Morrigan nur Recht sein.

  • "Salvete!" grüßte Macer knapp, aber freundlich den Aedil und den Augur, als diese an ihm vorbei kamen, um ihre Plätze auf der Tribüne einzunehmen. Interessiert registrierte er, dass der Aedil die Spiele offenbar nicht nur nutzen wollte, seine eigene Frömmigkeit mit einer ausgiebigen Zeremonie für die Götter unter Beweis zu stellen, sondern gleich auch noch die politischen Ambitionen seiner Familie fördern wollte, indem er seinem Enkel einen großen öffentlichen Auftritt gönnte. Macer fand dies beachtenswert und löblich. Nicht umbedingt wegen der Ambitionen der Claudier, über die er sich kein Urteil erlauben wollte, sondern ganz allgemein wegen der so praktizierten Förderung des Nachwuchses, diesmal im politischen Bereich. Daher verfolgte er nun mit noch größerer Spannung, wie das Opfer verlaufen würde und ob der ausrichtende Aedil vielleicht nicht noch eine Überraschung bereit hielt.

  • Zitat

    Original von Aurelia Flora


    Das Rund der Arena war erfüllt von tosendem Jubel, als Claudius Menecrates verkündete dass die Götter den Spielen offensichtlich wohlgesonnen waren. Ein Umstand, der den jungen Flavier durchaus in Zweifel stürzte. Zwar hatte er das Auspicium , welches offensichtlich durchgeführt worden war, um den Götterwillen zu erkunden, nicht mitverfolgen können, doch hätte es, in Anbetracht des Ausmaßes der geplanten Spiele, wohl durchaus eine Katastrophe dargestellt, wäre ein anderes, als ein positives Ergebnis durch den Augur verkündet worden. Flaccus runzelte leicht die Stirn, denn er traute dem Ergebnis nicht, es war schließlich bekannt, dass Auspizien in solch großen Belangen nahezu niemals schlecht ausfielen, und, hinter vorgehaltener Hand, munkelte man, dass selbst in Privatangelegenheiten der Götterwille durch eine angemessene Entschädigung des Priesters durchaus in eine bevorzugte Richtung gelenkt werden konnte. Die ernsthaften Bedenken des Flaviers entbehrten jedoch keineswegs einer nur allzu realen Grundlage. Die Pax Deorum, der Römer Frieden mit den Göttern, war schließlich nach jenem Frevel im Dianahain vor mehr als geraumer Zeit, keineswegs noch durch geeignete Sühnehandlungen wiederhergestellt worden, sodass es dem Flavier auch falsch erschien, Spiele zu feiern und zu verkünden, die Unsterblichen wären den Menschen durchaus wohlgesonnen.


    Ob die Menschen Claudius Menecrates liebten? "Vielleicht ihn, jedenfalls aber seine Spiele...", meinte Flaccus mit einem Schmunzeln, an Flora gewandt, und musste sich fast zwingen, seinen Blick vom Geschehen in der Arena wegzureißen, welches in schon allein in kultischer Hinsicht fesselte. "Denn wie schon ein kluger Kopf meinte: Lao mè písteue, polútropós estin hómilos - Vertraue nicht dem Volk, wankelmütig ist die Menge." Seine dunklen Augen funkelten belustigt, als er sprach. Dann jedoch wurde seine Aufmerksamkeit schon wieder weggerissen von den smaragdgrünen Augen seiner Begleitung, als der Aedil verkündete, dass offensichtlich nicht er selbst das nun folgende Opfer leiten würde, sondern diese ehrenwerte Aufgabe offensichtlich an seinen Enkel, Claudius Felix abtreten wollte. Gespannt folgte Flaccus' Blick dem jungen Mann, der sich nun erhob, und erhobenen Hauptes aus der Loge der Claudier heraustrat. Unter dem Jubel der Menge trat er auf die versammelten Priester zu. In unverhohlener Neugier musterte Flaccus den Claudius, dessen Opfer nun seinem eigenen, durch den erstklassigen Unterricht der letzten Monate gleichsam geschärften und geschulten Blick würde standhalten müssen. "Also ich bin gespannt, wie er sich anstellt ...", flüsterte Flaccus der Aurelia an seiner Seite zu und ließ sich langsam wieder zurücksinken, denn in der Konzentration auf die Geschehnisse in der Arena hatte er sich, um alles besser mitzubekommen, etwas nach vorne gelehnt. Dass er den jungen Claudier ein wenig ob der gewaltigen Möglichkeit, sich im besten nur erdenklichen Rahmen dem römischen Volk zu präsentieren, beneidete, wollte Flaccus sich nicht eingestehen.

  • Der Schwan hielt widererwarten still. Er hatte Gefallen an Mansuri‘s Tunika gefunden und knabberte daran herum. Der Lärm störte nicht bei seiner Knabberei. Mansuri zuckte zusammen, der Schwan hatte nicht nur die Tunika erwischt. Vorsichtig zog sie seinen Kopf zurück. Ein Stück Tunika, eine Falte, da konnte er knabbern. Sie streichelte seinen Hals und sah zum jungen Claudier. Er trug viel Verantwortung in seinen Händen.

  • Nun war es also soweit.Quintus trat vor und die Zeremonie konnte mit dem Voropfer beginnen.Er wusch sich die Hände in einem von klarem Wasser gefüllten Becken, dass von einem Sklaven gehalten wurde.Danach zog er sich eine Falte seiner Toga wie eine Kapuze über den Kopf.Anschließend hob er seine Arme nach oben und öffnete seine Handflächen,sodass sie gen Himmel zeigten.


    "Iuppiter Optimus Maximus, oberster aller Götter, Herrscher über Himmel und Erde, Wahrer des Rechts unter Menschen und Göttern und Carmenta,Schutzherrin dieser Spiele,Göttin der Weissagung und Geburt.Ich Quintus Claudius Felix,Sohn des Galeo Claudius Gallus und Enkel des Herius Claudius Menecrates,der diese Spiele zu euren Ehren veranstalten lässt,danke im Namen des ganzen römischen Volkes für Eure bisher Hilfe und Unterstützung,sowohl in Zeiten des Wohlstandes als auch in Zeiten des Mangels und der Not.Ich bringe Euch diese Gaben im Namen meines Großvaters dar,auf dass ihr dem glorreichsten aller Völker,welches verglichen mit eurer Herrlichkeit jedoch nur unscheinbar und winzig ist,weiterhin wohlgesonnen seid."


    Mit einer geschickten Drehung nach rechts beendete der junge Claudier das Gebet und sofort kamen ein paar Opferdiener und streuten Weihrauch in bereitstehende Feuerschalen.Ein Sklave reichte ihm die Patera mit Wein,er ließ zunächst ein paar Tropfen auf den Boden der Arena fallen und füllte den Rest dann in Schalen,welche zu eigens für die Spiele in die Arena gebrachte Kultbildern der Götter Iuppiter und Carmenta gebracht wurden und auf einem Podest,welches als provisorischer Altar dienen sollte, abgestellt wurden.Anschließend trug Quintus den Kranz aus Eichenblättern für Iuppiter, und 3 Sklaven die Körbe mit Obst für Carmenta, zu den Kultbildern der jeweiligen Gottheit.[SIZE=7]

    Sim-Off:

    Wird sowas verbrannt oder einfach nur hingestellt?Habe im Wiki unter "Opfer" nichts dazu gefunden.

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    Dann trat der junge Claudier zufrieden zurück und lächelte,während ein paar Opferdiener noch einmal Weihrauch in die Feuerschalen warfen.Er hatte das Voropfer geschafft,der schwierigste Teil würde jedoch noch folgen.......

  • Numerius Fecenius Camelius


    Der junge Claudier stellte sich als überraschend engagiert heraus. Kurz stellte er sich die Frage, warum sich der Ädil an den Cultus Deorum gewandt hatte, wenn sein Enkel doch anscheinend das Opfer gänzlich selbst durchführen wollte. Jeder Römer war in der Lage den Göttern zu Opfern. Der Götterkult beherrschte das Handeln und Denken eines jeden Römers. Die Beziehung zwischen den Göttern und den Menschen war schließlich eine Staatsangelegenheit.
    Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf seine Züge. Quintus Claudius Felix schien seine Hilfe nicht zu brauchen, dennoch beobachtete er jeden Handgriff des jungen Mannes genau. Zischend und knackend verbrannte das körnige Harz, der weiße Rauch kringelte sich gen Himmel und wurde dann durch einen leichten Windhauch in alle Himmelsrichtungen zerstreut.
    Wein, Obst und ein Kranz aus Eichenblättern wurde den Göttern als Gaben dargebracht und vor den aufgebauten Kultbildern gestellt. Ganz leicht nickte Numerius dem Claudier zu, das Voropfer war gelungen und er hatte nichts auszusetzen.


    Mit einer kleinen Handbewegung bedeutete er den Helfern, dass sie dem Widder den Schmuck abnehmen sollten. Die vergoldeten Hörner und Hufe glitzerten im Sonnenlicht, als das Tier zum Altar geführt wurde. Während dessen erklang der leise Klang von Flöten und Trommeln. Das Opfertier wurde mit mola salsa eingerieben, danach reichte man ihm das scharfe Messer. Mit einer eleganten Bewegung strich er einmal mit dem Messer vom Kopf bis zum Schwanz. Er konnte spüren, wie das Tier ganz leicht zitterte, so als ahnte es, dass sein Leben nun nur noch wenige Augenblicke währen würde.


    „Iuppiter Optimus Maximus, oberster aller Götter, Herrscher über Himmel und Erde, Wahrer des Rechts unter Menschen und Götter! Dieser Widder soll Dir allein gehören. Herius Claudius Menecrates veranstaltet diese Spiele Dir zu Ehren! Er bittet Dich Deine Hände schützend über Rom zu halten. Er bittet Dich, die Fehler der Menschen zu vergeben und einen Neuanfang zu gewähren. Er bittet dich um Frieden und die Annahme der Sühneopfer.“


    Die Stimme des Priesters war deutlich zu hören, bis in die letzten Ränge. Lange hatte er mit dem Ädil zusammen gesessen um die richtigen Worte für dieses Ereignis zu finden.
    Nach diesen Worten wurde der Schwan zu ihm getragen. Auch dieses Tier wurde mit mola salsa eingerieben, anschließend fuhr er auch diesem mit dem Messer von Kopf bis Bürzel.


    „Carmenta, Göttin der Geburt, er bittet Dich, DFeine Hände schützend über Rom zu halten. Er sieht das heutige Rom als Mutter, diese Spiele als Geburtsstunde und die Chance auf einen Neuanfang als verletzliches Neugeborenes an. Er bittet Dich, schenke Rom eine gute Geburt.“


    Fragend sah er dann zum Claudier hinüber. „Agone?“ Auf seinen Wink hin würde das Blut der Tiere vergossen.


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  • Quintus stand mit hinter dem Rücken verschränkten Armen direkt neben dem Priester,welcher nun begann das Hauptopfer durchzuführen.Man merkte das er viel Übung darin hatte,innerhalb kürzester Zeit waren beide zum Opfer vom Schmuck befreiten Tiere mit der Mola Salsa eingerieben.Das er es so schnell getan hatte bemerkte man jedoch kaum,da das Einstreichen ebenso schnell wie auch gekonnt und edel aussah.Der junge Claudier verfolgte jeden Handgriff mit neugierigem Blick,auch wenn er natürlich genau wusste wie dieses Opfer vonstatten gehen würde.Der Priester sprach Gebete für Iuppiter und Carmenta,deren Wortwahl Quintus nicht besser hätte treffen können.Der Mann musste sich lange mit seinem Großvater beraten haben,um solch passende und nahezu perfekte Worte finden zu können.Dann fragte ihn der Priester nur zu rituellem Nutzen,da die Antwort ohnehin bei jedem Opfer von vorne herein feststand:"Agone?"Aufrecht stehend, Selbstbewusst wie selten zuvor und unter dem Jubel der Menge wahrlich aufblühend ließ Quintus eine kurze rhetorische Pause um die Spannung zu erhöhen.Als die Menge ein wenig leiser wurde,wahrscheinlich dachten einige sie hätten aufgrund ihres eigenen Lärmes seine noch nicht ausgesprochenen Worte überhört,sprach der aus dem nobelsten Hause Roms stammende Junge Mann laut und in einem leicht gebieterischen Tonfall:


    "Age"

  • Auch Romana war gekommen. Aber nicht zu ihrer biologischen Familie hatte sie sich hingesetzt, sondern zu den Vestalinnen in die kaiserliche Ehrenloge. Normalerweise hätte sie beim Wort Wagenrennen dankend abgewunken. Aber dieses Wagenrennen war etwas besonderes. Es war von ihrem Vater ausgerichtet. Sie musste dabei sein. Es führte kein Weg drum herum.


    Doch ihr Erscheinen war schon daher wert gewesen, als sie sah, wie ein junger Kerl ein Opfer vollzog. Das war doch Quintus Claudius Felix! Ihr Neffe! Als sie ihn sah, kein Bursche mehr, sondern schon ein Mann, kam sie sich plötzlich alt vor. Ein Gefühl, dass vielleicht nicht unberechtigt war – das Alter, mit dem man sich voller Stolz als blutjung bezeichnen konnte, das war für sie bereits vorbei. Leider. Leider, leider. Auch kam ihr das Gefühl, dass sie sich in letzter Zeit zu wenig um ihre Familie gekümmert hatte – hatte sie als Tante nicht auch gewissen Pflichten? Sie musste unbedingt einmal vorbeischauen in der Villa Claudia.


    So verschränkte sie ihre Arme und betrachtete in ihrer kaiserlich-logigen Isolation die blutige Tat zu Ehren der Götter.

  • Zitat

    Original von Quintus Flavius Flaccus


    Flora entging es nicht, dass ihr Begleiter ganz leicht und auch ein wenig skeptisch die Stirn runzelte, als verkündet wurde, dass die Götter dem Veranstalter dieser Spiele und den Spielen an sich wohlgesonnen war. Sie ahnte, warum der Flavier so verhalten reagierte. Man hatte den Augur sicherlich gut dafür bezahlt, dass die Anzeichen positiv ausfallen würden. Es war nun einmal Gang und Gebe, dass man mit Geld sogar den Willen der Götter kaufen konnte. Offiziell würde es wohl niemand zugeben, aber es war allgemein bekannt. Von daher konnte sie verstehen, dass Flaccus ein paar Zweifel hegte. Trotz allem waren die Bewohner Roms damit zufrieden, jubelten und applaudierten. Die Menschen brauchten nun einmal etwas, dass sie von ihren alltäglichen Sorgen und Nöten ablenkte. Besonders in jenen Zeiten, wo die Götter den Menschen grollte.
    Ein leiser Schauer lief ihr über den Rücken. Noch war der Pax Deorum nicht wiederhergestellt. Noch waren die Götter nicht durch ein Sühneopfer besänftigt worden, wie vielen wohl diese Tatsachen in diesem Augenblick bewusst war? Wohl nur wenigen, denn die Menschen bekamen das was sie wollten, ein großes öffentliches Spektakel und die Versicherung, dass die Götter nicht grollten. Der Claudier streute dem Publikum absichtlich Sand in die Augen. Tatsache war und blieb: er war weder der erste, noch würde er der letzte Politiker sein, der wusste wie er den Pöbel für sich begeistern konnte.
    Entspannt lehnte sie sich ein wenig zurück. Ob nun die Götter diesen Spielen wohlgesonnen waren oder nicht, sie wollte diese Spiele genießen. Sollten die Götter erzürnt sein, dann würden diese sicherlich wissen, wie sie ihren Zorn Nachdruck verleihen konnten.


    Flaccus sprach dann die Gedanken aus, welche auch ihr durch den Kopf gespukt waren. Er hatte Recht, so einfach war das.
    Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf ihre Züge, als sie bemerkte mit welcher Faszination er den kultischen Handlungen unten im Rund der Arena folgte. Er war gänzlich gefesselt von den routinierten Handgriffen und den beeindruckenden Worten. Es schien fast so, als sei für ihn dieses große öffentliche Opfer von größerer Bedeutung, als die folgenden Spiele. Auch sie richtete erst einmal ihre Aufmerksamkeit auf den Enkel des Claudiers und den Priester. Erwartungsvolle Spannung lag über dem Amphitheater.

  • Numerius Fecenius Camelius


    Unzählige aufmerksame Blicke ruhten auf ihm und schauten ihm auf die Finger. Angespannte Erwartung lag in der Luft, als das scharfe Messer kurz einmal im winterlichen Sonnenlicht aufblitzte, ehe es dann mühelos die Kehle des Widders durchtrennte. Ein roter Blutschwall ergoss sich über seine Hände, hinein in die Schüssel und auf den sandigen Boden. Während der Widder noch einmal kurz zuckte und jegliches Leben aus seinem Blick wich, trat er an den Schwan heran. Ein letztes Mal gab es einen laut von sich, ehe auch hier der Priester ihm die Kehle durchschnitt. Der metallische Geruch von warmem Blut stieg ihm in die Nase. Es brauchte nicht lange, dann war auch schon der Strom des Blutes versiegt und man öffnete beiden Tieren geschickt und routiniert den Bauch. Die vielen weichen Organe quollen aus den Körpern und wurden dann in unterschiedliche patera gelegt.
    Mit großer Geste begann er nun in den Eingeweiden herum zu wühlen. Er drückte mal hier, roch einmal dort und betrachtete die Organe genau. Das Herz, die Nieren, die Leber. Alles wurde sorgfältig untersucht, auf der Suche nach Fehlern und Makeln. Würden die Götter das Opfer annehmen?


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  • Als Claudius Menecrates sich ihnen genähert hatte, hatte sie ihm ein bezauberndes Lächeln zugeworfen - gehörte sich schließlich so. Ein wirklich ehrliches Lächeln brachte sie ohnehin selten zustande, unter den Voraussetzungen im Amphitheatrum mit Sicherheit erst Recht nicht. Aber immerhin bot das alles hier einmal eine Abwechslung zum sonstigen tristen Alltag des Sklaven-Herumscheuchens, über Plebejer-Herziehen und Schminken. Ehrliche Überraschung hingegen löste das Angebot von Menecrates aus, das er ihrem Bruder machte. Aber auch ehrliche Freude für Claudius Felix, für den das eine sehr große Ehre war - wie ihm und auch ihr durchaus bewusst war. Dem Lächeln gesellte sich nun tatsächlich auch Ehrlichkeit hinzu, wenngleich es nach außen hin keinen Unterschied machte. Stolz sah sie ihren jüngeren Bruder an, der ohne zu Zögern mit dem Familienoberhaupt mitging. Menecrates war irgendwo wirklich das Familienoberhaupt, er war für beinahe alles verantwortlich, was in der Villa vor sich ging - dieser Eindruck hatte sich zumindest ihr eröffnet.
    Nun mit deutlich höherer Aufmerksamkeit verfolgte sie das Geschehen, in das ihre Begleitung nun involviert war. Ein wenig störend fand sie es im Nachhinein doch, dass Felix nicht mehr bei ihr saß und dort vorn, unten im Mittelpunkt stand. Dadurch war sie selbst kein bisschen mehr im Mittelpunkt, nichtmal in dem ihrer Verwandtschaft. Aber sie nahm es mit wenig Grimm auf, denn immerhin gereichte es zu einem großen Vorteil für ihren Bruder. Selbst Livineia ließ sich zum Klatschen herab. Quintus war einfach hinreißend, wie er dort unten seine Worte fand, ohne jede Vorbereitung. Oder hatte er ihr etwa nichts davon erzählt, dass Menecrates ihn herunterholen würde? Ach, das war jetzt auch nicht wichtig. Später würde sie sich ärgern, dass sie sich nun doch ein wenig von der Menge mitreißen ließ und wenigstens ihre Gedanken verstummen ließ. Sie hasste Kontrollverlust, selbst wenn dieser nur innerlich war. Aber jetzt genoss sie den Moment.

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