Aufbruch Richtung Germanien

  • Der Postbote ahnte vermutlich nicht, was seine Briefsendung in der Villa auslöste.
    Dass es sich um wichtige Schreiben handeln musste, konnte der claudische Sklave erkennen, daher begab er sich stehenden Fußes zum Hausherrn, der seine ersten freien Tage nach dem Aedilat häufig im Atrium genoss. Menecrates blieben die Augen geweitet, als er die Dokumente senkte.


    "Ich will auf der Stelle alle Sklaven und alle Familienmitglieder, die sich aktuell in der Villa aufhalten, sehen", wies er den noch immer vor ihm stehenden Sklaven an. "Zack, zack!" Dann erhob er sich, winkte einem anderen Sklaven heran und sagte: "Ich brauche Wachstafel und Griffel." Aufschreiben sorgte für mehr Sicherheit, er musste nun vieles bedenken.

  • Morrigan wurde von dem wilden Getöse gestört. Völlig aufgelöst fast wie eine Hühnerschar liefen alle Sklaven durcheinander.
    Einen packte sie an der Tunika. „Was ist hier los?“
    „Menecrates will alle sehen sofort. Los troll dich.“ Lautete die Antwort.
    Oh oh was war bloß passiert. ‚Haste was angestellt?‘ kurz grübelte Morrigan nach. ‚Nein.‘
    Das konnte es also nicht sein, also mal gucken was der Alte wollte.

  • "Was soll das Gedönse, habe ich denn nicht ein paar Stunden Ruhe verdient? Kaum sitze ich schon geht es wieder los", pflaumte ich den Sklaven an.
    In äußerst schlechter Stimmung machte ich mich auf dem Weg zu Menecrates.

  • "Und ich brauche vor allem den Manuel! Er soll gleich mit Papyrus und Schreibgerät kommen", rief Menecrates dem Sklaven noch hinterher. Plötzlich gab es noch viel zu erledigen, wofür sich Menecrates eigentlich tagelang Zeit nehmen wollte. Hoffentlich vergaß er nichts wichtiges. Wo blieben nur seine Schreibunterlagen?
    Während der Wartezeit begann er, im Atrium auf und ab zu laufen. Die Hände lagen hinten verschränkt.


    Als eine der Ersten tauchte Morrigan auf. Menecrates blieb stehen und verteilte den ersten Auftrag.


    "Such meine Militärkleidung heraus und bring sie her. Nimm dir jemand mit, falls du nicht alles alleine tragen kannst." Menecrates wollte die Kleidung inspizieren. Er vermutete bereits, dass er sich neue Kleidung würde fertigen lassen müssen, aber vermutlich reichte dafür nicht die Zeit in Rom.


    "Wo bleibt Wulfgar?" Vor allem den Germanen brauchte Menecrates nun.

  • Wulfgar war gerade im Hortus als er hörte, man solle sich sofort bei Menecrates im Atrium einfinden. Sofort eilte er ins Atrium. Gerade als er hörte, wie Menecrates nach ihm fragte. Schnellen Schrittes reihte er sich zu den anderen. "Hier bin ich Dominus Menecrates. Ist etwas geschehen?"

  • „Ja Dominus.“ Schon macht Morrigan auf dem Absatz kehrt und verschwindet in Richtung Menecrates Zimmer und seine Sache zu holen.
    Es dauert eine Weile, bis Morrigan, beladen wie ein Esel mit allen Sachen wiederkam.
    Wie konnte man in so viel Kram nur kämpfen?
    Vorsichtig legte sie die Sachen ab, auch wenn sie sie am liebsten mit einem Lauten >Rums< hätte fallen lassen.

  • "Auch das noch", knurrte ich den Sklaven an, bevor ich die gewünschten Sachen holte. Langsam wurde ich doch neugierig. Voallem als ich sah wie alles hin und her flitzte.
    "Du wünschst mich zu sprechen Dominus"

  • Die Frage des Germanen überhörte Menecrates, weil er bereits in Gedanken alles Notwendige plante und es auch zusammenhalten wollte. "Wulfgar, ich brauche die beste Route, um von Rom nach Mogontiacum zu kommen. Kannst du mir den Weg heraussuchen und beschreiben?" Menecrates hoffte, der Germane würde sich geografisch auskennen, war sich aber keineswegs sicher. "Ich brauche darüber hinaus eine Angabe über die Reisezeit. Ich muss wissen, für wie viele Tage ich Verpflegung einplanen muss."


    Er sah sich nach Mansuri um. Sie sollte hier sein, wenn Wulfgar antwortete.


    Da entdeckte Menecrates seinen Privatsekretär und sprach sogleich ihn an. "Manuel, du erhältst von mir jetzt den Auftrag, selbstständig Briefe zu verfassen. Einen an meine Tochter Romana, einen an Aurelius Avianus, einen an die Legio II, vielleicht noch weitere. Was ist überhaupt aus dem Besuch in der Villa Tiberia geworden?"


    Im gleichen Augenblick kam Morrigan mit der Kleidung und Menecrates wandte sich ihr zu. "Kontrolliere die Kleidung auf ihre Unversehrtheit hin. Dabei fällt mir ein, ich brauche unbedingt einen Schneider in Germanien und zwar sehr schnell. Wer kann mir einen heraussuchen? Und Manuel, dahin geht ein weiteres Schreiben." Schließlich sollte der Handwerker schnellstmöglich in Germanien zur Verfügung stehen.

  • Zu Menecrates ins Atrium. Einfach so. Der Dominus ruft, die culina konnte im Chaos versinken, so wie der restliche Haushalt. Mansuri ließ den leeren Korb da fallen, wo sie stand und ging ins Atrium. Hier war ja richtig was los. Alles wuselte herum. Sie zog Morrigan vom Stapel mit der Ausrüstung weg. "Hat er eine Übung angesetzt oder tritt der Legionsstab zusammen, ich meinte der Familienrat tritt zusammen? Stehen wir kurz vorm Krieg ? WAS IST HIER LOS ??" flüsterte sie zu Morrigan.

  • „Ich habe keine Ahnung.“ Flüsterte Morrigan zurück. „Entweder der Bote der heute Nachmittag kam, brachte eine Nachricht von Bedeutung, oder der Alte ist jetzt völlig durchgeknallt.“
    Morrigan beguckte sie die Klamotten vor sich, die hatten ihre Besten Zeiten eindeutig hinter sich, einige Nähte auf gegangen, spröde geworden, aber nichts was nicht zu reparieren war.„Dominus, nur ein paar Schönheitsreparaturen Ich nehme an ich soll das erledigen?“

  • Ich hörte nur Germanien, Weg dorthin, Manuel Briefe schreiben und verstand gerade überhaupt nichts. „Dominus, ich müsste schon näheres über den Inhalt der Briefe erfahren.“
    Vielleicht erfuhr ich ja so um was es hier eigentlich ging.

  • Was für ein Chaos im Atrium. Keiner wusste Bescheid, alles machte mit. Mansuri wartete bis Linos von Menecrates instruiert war. Morrigan mit der Ausrüstung zu tun hatte.


    Ein Schneider in Germanien ? Die Ausrüstung eines Legionärs? Briefe an die Legio II ? Ihr war das nicht geheuer. „Durchgeknallt“, wie Morrigan es nannte, schien er nicht. „ Dominus, was gibt es zu tun?“

  • "Ja Dominus. Ich kann eine Route heraussuchen, wenn ich eine Karte habe. Wie lange es dauern würde, müsste ich aber schätzen und je nachdem wie wir reisen verkürzt oder verlängert sich die Reise." Was wollte Menecrates denn dort oben in Germanien? Bis jetzt kam noch kein Ton diesbezüglich.

  • Widerwillig murrend wurde Livineia wieder einmal herbeigepfiffen. Aber da es sich augenscheinlich um eine Aufforderung durch Claudius Menecrates handelte und sich der Sklave ausnahmsweise absolut korrekt verhalten hatte, hatte sie sich sogleich erhoben, die Schriftrolle zur Seite gelegt und sich auf den Weg ins Atrium gemacht. Worum es ging - keine Ahnung. Aber das war ja jetzt auch nicht von Relevanz, das würde sie wohl gleich erfahren. Mit leichten Schritten schwebte sie quasi heran. Sie bekam nur mit, dass der germanische Sklave, gegen den sie sich entschieden hatte, als es um die Auswahl ging, irgendetwas von einer Reise faselte. Innerlich bekam sie schon wieder einen leichten Brechreiz - Hoffentlich betraf es nicht sie. Aber Mencrates schien die ganze Villa zusammengetrommelt zu haben - würde er etwa gehen? "Hallo Großvater, du hast rufen lassen?" fragte sie mit einem liebenswerten Tonfall und lächelte ihn aus ihren kalten Augen an.

  • Die Aufbruchstimmung ging auch an Macro nicht spurlos vorbei. Er gesellte sich ins Atrium zu den anderen und wartete darauf, Anweisungen zu bekommen.

  • "Sofort erledigen", wies Menecrates Morrigan an, als sie von den Schönheitsreparaturen berichtete. "Wer besorgt mir jetzt einen Schneider in Mogontiacum? Ich brauche standesgemäße Kleidung, militärische Kleidung." Dieses Thema war vorübergehend abgehakt, Menecrates wandte sich wieder Manuel und den wichtigen Briefen zu. "Ich diktiere dir die Post selbstverständlich", antwortete er. "Der erste geht an Avianus, meinen Amtsnachfolger. Schreib ihm, dass ich kurzfristig abberufen wurde und überstürzt abreisen muss. Es bleibt keine Zeit für eine Amtsübergabe. Ich wünsche ihn viel Erfolg, möchte aber wenigstens schriftlich darauf hinweisen, dass zwei Fälle aus meiner Amtszeit nicht abgeschlossen werden konnten und er sich bitte darum kümmern möge. Außerdem mussten einige Betriebe geschlossen werden, deren ehemalige Besitzer noch berechtigt sind, die Waren am Lager ohne Konzession zu verkaufen. Viele Grüße usw. Ach genau, was hast du denn in der Villa Tiberia erreicht?" Und in diesem Moment fiel ihn ein, dass er ja auch noch einmal in den Senat musste, um sich dort abwesend für unbestimmte Zeit zu melden.


    In seinem Rücken antwortete Wulfgar, was Menecrates ablenkte. Nichts war wichtiger, als die Reiseroute zu planen. Eine Karte fehlte, aber darum konnte sich Menecrates nun wirklich nicht kümmern. "Manuel, geh in mein Zimmer und besorge Wulfgar eine Karte Richtung Norden bis in die germanische Provinz. Wulfgar, die Reisedauer besprichst du dann mit Mansuri, die den Proviant besorgen muss. Er drehte sich zu der Sklavin um. "Mansuri, Proviant für mich und etwa fünf Sklaven, sowie zwei Kutscher. Wir werden zwar auch am Abend jeweils einkehren und speisen, aber taghsüber brauchen wir den Proviant. Nichts Ausgefallenes, eher Praktisches. Nicht so dürftig wie echte Marschverpflegung, aber auch nichts Überkandideltes. Du machst das schon."
    Da fiel ihm ein, ein Reisegefährt musste auch organisiert werden, oder besser zwei. "Macro!"


    Plötzlich hörte er seine Enkelin Livineia sprechen und entspannte sich für kurze Zeit. Ihre Stimmlage und ihre Freundlichkeit ließen ihn innehalten. "Ja, Kleine. Ich werde abreisen und wollte euch das wissen lassen. Mir bleibt kaum Zeit, die Vorkehrungen zu treffen, eigentlich müsste ich schon jetzt weg sein, wenn ich den Termin einhalten will." Menecrates sann über die Gegend nach, die er durchqueren wollte und die ihm von Übungsmärschen in der Prima bekannt war. Dabei vergaß er zu erwähnen, wohin die Reise überhaupt ging und welchen Zweck sie verfolgte.

  • Mit beidseitig hochgezogenen Augenbrauen beobachtete sie den Gesprächsverlauf. Oh ihr Götter. Wären die Menschen um Menecrates herum nicht Sklaven - also gar keine Menschen - hätte Livineia Mitleid. Noch mehr Mitleid allerdings hatte sie mit Menecrates, dem sie gar nicht mehr zugetraut hätte, soviele Gespräche und Anweisungen gleichzeitig zu führen. In jede Richtung gingen seine Anweisungen, er benannte die Sklaven bei ihren Namen! Sie war erstaunt, sie konnte sich dieses unwichtige Volk überhaupt nicht merken. Geschweige denn an sovielen Baustellen gleichzeitig arbeiten. Unter all diesen wilden Worten hätte sie beinahe ihren Einsatz verpasst, als sich ihr Großvater an sie wandte. Fast - aber auch nur fast - hätte sie ihn überrumpelt angesehen. Etwas ungläubig fragte sie: "Aber was, in aller Götter Namen, führt dich nach Germania? Das Wetter ist grauenhaft, die Menschen sind grauenhaft..." Nicht, dass sie seine Entscheidung nicht tolerierte, aber für sie war es absolut nicht nachvollziehbar. Sie hatte schließlich nicht mitbekommen, dass es sich um eine wichtige Amtsübergabe handelte. Aber, immerhin, musste sie offensichtlich nicht mitreisen. Von der allgemeinen Geschäftigkeit unberührt, überlegte sie, ob sie Menecrates nun wirklich nicht im Weg stand. Etwas zaghafter als ihre vorher genannten Zweifel, erbot sie sich nun, zu helfen. "Großvater, wenn ich irgendetwas tun kann um dir zu helfen, dann lass es mich wissen. Aber was ist denn nun eigentlich passiert? Ist jemand erkrankt?" Ein fragender Blick traf den nachdenkenden, älteren Herren, der mit seinen Gedanken schon seiner nächsten Aufgabe nachhing. Germanien, brrr.

  • Bei dieser Hektik die Menecrates gerade verbreitete, hieß es für mich nur Ohrenspitzen, damit ich ja keine Anweisung die für mich bestimmt war verpasste.
    Schneider in Mogontiacum? Mir sträubten sich die Nackenhaare, da ging es also hin und wenn Menecrates dort einer Schneider brauchte konnte dies nur bedeuten, dass er, wir also ich, dort länger blieben. Ja klar bei den Sachen die hier rum liegen.
    „Schneider erledige ich“, erwähnte ich schnell, denn schon gab es die nächste Anweisung zu der ich immer nur nicken konnte. Gerade wollte ich endlich zum Thema Villa Tiberia antworten, als Menecrates sich zu Wulfgar wandte. Karte in Richtung Germanien, …. wer ich? „Ja Dominus wird erledigt“.
    Die nächsten Anweisungen waren nicht für mich bestimmt, deshalb wollte ich die Zeit nutzen und schnell ins Arbeitszimmer eilen. Leider hatte ich die Ankunft von Livineia und ihre Begrüßungsworte an ihren Großvater verpasst. Im Geiste war ich schon in Germanien. Noch rechzeitig konnte ich der Kleidung Menecrates, welche Morrigan dort abgelegt hatte ausweichen, stieß aber mit Livineia zusammen. Zunächst stand ich wie angewurzelt da, starrte sie für einen Augenblick an, senkte dann aber schnell meinen Blick und murmelte, „Entschuldigung Domina“, bevor ich versuchte möglichst schnell das Atrium zu verlassen.

  • Livineia hatte mit nichts Bösem gerechnet - tat sie eigentlich nie. Vor Allem rechnete sie nicht damit, dass irgendwelche dahergelaufenen Sklaven es sich auch nur im Traum erlauben könnten, sie gegen ihren Willen zu berühren. Oder, noch schlimmer, sie anzurempeln. Sie spürte einen leichten Ruck, fing sich aber natürlich schnell. Eigentlich war das alles nicht schlimm gewesen, für einen normalen Menschen. Livineia allerdings war nicht normal und sah sich auch nicht als normal an - sie war von Adel. Und sie war diesem ganzen, elenden Sklavenpack überstellt. Sie sah Linos aus glühenden Augen an. Sie sagte gar nichts. Innerlich rang sie nach Worten, die sie vor ihrem Großvater so nicht nach außen tragen wollte. Und bevor sie anfing, zu haspeln und zu stottern, schwieg sie für den Moment um sich zu sammeln. Gleich ob er den Blick gesenkt hielt, oder nicht, Livineia starrte ihn zornentbrannt an. "Du... wagst es..." zischte sie leise. Entschuldigung hin- oder her, diese interessierte sie in diesem Moment kein bisschen. Sie holte aus und verpasste Linos eine schallende Ohrfeige. Und das konnte sie. Meistens überließ sie Bestrafungen anderen, aber in diesem Affekt war es wenigstens wirklich demütigend, da die komplette Belegschaft anwesend war. Und da auch die Situation akut zustande gekommen war, hätte eine verspätete Abstrafung nichts gebracht. "Du wirst bis zur Abreise keinen Bissen mehr zu dir nehmen. Wehe du handelst dem zuwider, dann lernst du mich kennen." Oh, das war eine ausgezeichnete Idee. So konnte sie ihr Gesicht vor ihrem Großvater wahren und Linos selbst würde doppelt leiden - er durfte nichts essen, war aber frei in seinen Bewegungen. Zu können aber nicht zu dürfen musste wetaus schlimmer sein, als nicht zu können, aber zu dürfen. Sie war zufrieden. Sie dachte nicht im Traum daran, dass Linos sich ihren Anordnungen widersetzen könnte. Dafür war sie zu majestätisch. Und fürwahr, sie hatte nicht die Beherrschung verloren.

  • Du verwöhnte Gans, merkst wohl nicht wie lächerlich du dich gerade machst.
    Noch nie in meinem Leben hatte einer gegen mich und ich selber auch nicht gegen einen Sklaven die Hand erhoben.
    Mir wurde sieden heiß und ich spürte wie ich hoch rot wurde, nicht aus Scham, verletzter Eitelkeit oder ähnlichem, es war Zornesröte, pure Wut die mich erfasste. Für meine Verhältnisse fast schier undenkbar.
    Ich nahm meine Hände nach hinten und ballte die Fäuste, nicht weil ich schlagen wollte, sondern um mich selber zurück zu halten, damit ja kein ungebührlicher Ton über meine Lippen käme.
    Ich hob die Augen und schaute fest in die Augen von Livineia. „Ganz wie du wünschst Domina“. Ein leichtes zucken, zu einem grinsen, in meinem Mundwinkel, konnte ich dabei nicht mehr zurückhalten.

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