Und es erschien doch noch ein Lächeln um ihren Mund, als Menecrates ihr versicherte, er sei stolz und freue sich schon darauf. Romana wusste nun nicht gänzlich, ob dies nicht nur eine Notlüge war, aber sie glaubte es nicht. Sie hatte viel von ihrem Vater, darunter auch die soldatische Neigung, Klartext zu reden, und glaubte nicht, dass ihr Vater nun jemand wäre, der ihr, um sie von der Realität abzublocken, einen Schleier um die Augen binden wollte. Er hatte das noch nie gemacht.
“Dann... dann... pass auf, dass die Barbaren uns nicht überrollen. Ich bin stolz auf dich, Vater“, machte sie leise zu ihm. Dann atmete sie aus, löste ihre Verkrampfung und stellte sich dann demonstrativ neben ihn hin, seine linke Hand haltend. Schaut her, wollte diese Geste sagen, das hier ist mein Vater.
In diesem Moment kam Lepidus herbei, Romana ließ ihren Vater los. “Salve, Quintus!“, machte sie, bevor ihr Vater ihn dann auch noch mit Aufgaben überschwemmte. Sollte recht sein, dachte sich Romana, die das Gefühl gehabt hatte, in letzter Zeit habe ihr Vetter ein wenig zur Faulheit geneigt. Aber nun schien er mit Feuereifer dabei zu sein, Aufgaben von ihrem Vater zu übernehmen. Nun fein.
Die Sklaven um sich ignorierte sie nicht einmal, auch wenn sie noch so stark und nervtötend um sie herumirrten. Denn es gab eh andere Sachen, auf die sie blicken konnte.
Zum Beispiel ihre Verwandten. In diesem Augenblick nämlich erschien ein weiterer von jenen – das war ja jemand, den sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte! “Iavolenus!“, rief Romana aus und trat einen Schritt vor – bei seiner Begrüßung hatte ihr Vetter sie wohl nicht bemerkt, wiewohl ein Nichtbemerken von Romana eher schwieriger war, aber unter den groß gewachsenen Claudiern mochte ihre Größe nicht so sich extrem abheben, wenn auch ihre weißen Gewänder dies tun mochten. "Salve! Dich habe ich ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.“ Aus welchem Loch er bloß hervorgekrochen war?