Hin.
Her.
Hin.
Her.
Hin.
Her.
Hadamar stromerte nervös vor der Principa – hin und her. Er war direkt nach dem Besuch daheim hierher gekommen, obwohl er eigentlich den ganzen Nachmittag und Abend frei gehabt hatte, und obwohl er eigentlich zu seiner Mutter gewollt hatte. Aber darauf hatte er verzichtet nach dem Treffen mit Witjon und Alrik, das musste warten. Stattdessen war er nun hier und lief auf und ab. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nicht, was das Richtige war! Was er erfahren hatte vorhin in der Casa Duccia, das war... wichtig. Jeder Trottel wüsste, dass das wichtig war. Und jeder Trottel wüsste, dass das wohl den Legat interessieren würde. Aber er hatte es eben von seiner Familie erfahren, von Verwandten, und das zwar nicht so wirklich absolut unter Verschwiegenheit... aber er hatte auch nicht nachgefragt, und er ahnte, dass Witjon und Alrik nicht begeistert sein würden, wenn er das rumerzählte. Andererseits: er hatte Witjon auch schon einige Sachen erzählt, die er genau genommen wohl nicht hätte erzählen dürfen...
Hin und her, hin und her. Seine Familie bedeutete ihm viel, er konnte doch nicht einfach deren Vertrauen enttäuschen... aber die Legio war auch zu einer Familie für ihn geworden. Eine, die er selbst gewählt hatte, eine, die ihm vertraute, eine, die ihm mehr zutraute als er bisher erfahren hatte.
Als er sich damals als Tiro aus dem Castellum geschlichen hatte, um bei Elfledas Beerdigung dabei sein zu können, da war das richtig gewesen. Hadamar war schlau genug, um das nicht laut zu sagen, dass er immer noch so dachte – aber er war nach wie vor dieser Meinung, auch wenn das bedeutet hatte, dass nicht nur er, sondern sein ganzes Contubernium übel bestraft worden war. Das einzige, was wirklich falsch gewesen war, war seine Kameraden nicht vorher einzuweihen und sie um Hilfe zu bitten. Aber es war richtig gewesen, die Regeln zu brechen, sich in diesem Fall gegen seine neue Familie zu entscheiden.
Hadamar rieb sich unwillig über das Kinn. Die Situation jetzt war ähnlich, aber das Dilemma, in dem er jetzt steckte, war ungleich größer, oder es fühlte sich jedenfalls so an, weil die Sache um die es ging ungleich wichtiger war. Er hasste es. Er hasste es, vor diese Entscheidung gestellt zu werden. Aber er konnte nicht einfach so tun, als hätte er nichts gehört, nichts erfahren. Dafür war es einfach zu wichtig. Er musste sich entscheiden, musste entscheiden, was mehr zählte in dieser Situation: die Loyalität zu seiner Familie oder die zu seiner Legion? Aber was konnte seiner Familie schon passieren, wenn er diese Informationen weiter gab? Auf dieser Proskriptionsliste stand Alrik ja schon... er verlor nur einen Informationsvorsprung, und damit vielleicht einen Vorteil bei was auch immer für Treffen oder Verhandlungen anstanden. Einen Vorteil, den sein Legat damit gewinnen würde. Wenn er weiter erzählte, was er erfahren hatte. Hadamar ließ kurz seinen Blick über das Lager schweifen, über das, was er von hier aus sehen konnte, und schloss dann die Augen. Er hatte einen Eid geschworen. Und ein Vorteil für den Legaten hieß ein Vorteil für die Legio II. Für seine Legio. Seine Kameraden. Das war zu wichtig.
Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck, der so ganz und gar nicht typisch für ihn war oder zu ihm passen wollte, rammte er frustriert seine Faust in die Wand neben der Tür, bevor er die Principia schließlich betrat und in die Schreibstube stampfte. „Optio Duccius Ferox. Ich such meinen Centurio, den Primus Pilus Artorius Massa. So weit ich weiß müsst der hier irgendwo unterwegs sein.“ Hadamar zögerte kurz, dann fügte er mit Nachdruck an: „Es ist wichtig.“
Das hier spielt ein paar Tage vor der Kommandositzung in der Regia.