• So wirklich gefiel Clemens die Aufmerksamkeit nicht, die er auf einmal hatte. Eigentlich war er während der letzten Gespräche ganz zufrieden gewesen, einfach nur zuzuhören. Das hatte er wohl mit dem jungen Petronier gemeinsam. Aber nun musste er ja etwas sagen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. "Es wäre mir eine Freude." Er mochte die Jagd. Vielleicht waren es seine germanischen Wurzeln, weshalb er einer guten Jagd einiges abgewinnen konnte. Oder es war die Herausforderung. Und mit Lucius hätte er gleich doppelt Spaß. Man könnte sich dann nach dem Waidwerk ohne die beiden alten Herren in Ruhe über Mathematik unterhalten. Oder über sonstwas. Immerhin schienen die beiden Jüngeren zumindest teilweise auf einer Welle zu liegen.

  • "Hast du ein Pferd?"


    fragte Lucius weiter, obwohl es ihm doch irgendwie seltsam erschien, über den halben Tisch hinweg einen Jagdausflug zu planen. Andererseits hatte der Alte damit angefangen, also würde es wohl gestattet sein - es war ja die logische Folge einer solchen Einladung und sparte außerdem den Aufwand, nochmal extra deswegen hier vorbeizukommen.

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  • Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    Dann nutzte er den Moment, in dem die Aufmerksamkeit hinüber zu Clemens gehen würde, um Octavena etwas zuzuraunen:


    "Na, wie findest du den alten Domitius?"


    Kurz zögerte Octavena mit ihrer Antwort. Bisher konnte sie Domitius Massula sogar ganz gut leiden, immerhin schien man sich mit ihm problemlos untehalten zu können, was sie als gute Vorraussetzung für eine brauchbare, respektvolle Basis befand. Andererseits war er auch einfach alt.
    Schließlich entschied sie sich der Kürze halber für eine eher diplomatische, wenn auch möglichst klare Antwort, die sie ihrem Onkel zuraunte, während Lucius sich schon mit dem jungen Domitius zu unterhalten begann: "Es gäbe glaube ich schon schlechtere Kandidaten. Trotzdem ist er doch etwas alt..."

  • Zitat

    Original von Lucius Petronius Crispus
    "Hast du ein Pferd?"


    "Aber natürlich. Jagdwaffen besitze ich auch und ein wenig Erfahrung. Die wichtigere Frage ist doch: Wann sollen die Jagd stattfinden? Und wer nimmt teil?"


    Clemens hoffte, dass sie nicht mit ihren alten Herren auf die Jagd gehen würden. Nicht, dass er seinen Vater nicht mochte. Aber er war davon überzeugt, dass vor allem Lucius mehr Freude bei der Jagd hätte, wenn dessen Vater nicht dabei wäre. Dass natürlich auch einige Jagdhelfer dabei sein würden, war so selbstverständlich, dass er darüber gar nicht nachdachte.

  • Zitat

    Original von Petronia Octavena
    Schließlich entschied sie sich der Kürze halber für eine eher diplomatische, wenn auch möglichst klare Antwort, die sie ihrem Onkel zuraunte, während Lucius sich schon mit dem jungen Domitius zu unterhalten begann: "Es gäbe glaube ich schon schlechtere Kandidaten. Trotzdem ist er doch etwas alt..."


    Die Antwort war nicht gerade das, was Crispus erwartet hatte - eigentlich hatte er auf ein zufriedenes 'Ja!' gehofft. So runzelte er die Stirn und ärgerte sich still - immerhin hatte Octavena ja auch schon vorher gewusst, dass der Mann nicht mehr der Jüngste war.


    Dann aber beruhigte er sich damit, dass die Antwort auch nicht unbedingt negativ waren - also würde er seine Pläne vorerst weiterverfolgen.


    "Ich bin zu alt für sowas - das sollen die jungen Leute allein machen, was meinst du, Massula?"


    mischte er sich aber vorerst wieder ins Gespräch ein.

  • Das Gespräch hatte sich inzwischen dem Jagdwesen zugewandt und es war die Idee aufgekommen, dass Lucius und Publius sich auf die Pirsch begeben könnten. "Nein Petronius Crispus, ich hab keine große Lust, durch irgendwelche Dickichte zu watzen. Richtig, sollen das mal die Söhne machen. Also, ihr beiden, dieses Jungschwein heute hat ja hervorragend geschmeckt. Wie wäre es, wenn ihr mal noch ein solches Tierchen aus den Wäldern holen würdet. Wilde Jungschweine sind aufzuessen, sagte ja schon Cato".


    Dann fiel mir ein, dass ich ja noch opfern wollte. ich nahm mir etwas Gebäck und ein paar Äpfel und erhob mich. "Beinahe hätte ich vergessen, dass ich noch opfern wollte". Ich ging hinüber zu einer der Wandnischen und entschied mich für die Matronae. Die Laren würden vielleicht neidisch werden, aber die könnte ich ja morgen besänftigen.

  • Für einen kurzen Augenblick fürchtete Lucius schon, mit dem Alten oder - noch schlimmer - dem altklugen Domitier auf die Pirsch gehen zu müssen. Das hätte ihm vermutlich selbst die Freuden der Jagd kaputt gemacht. Doch glücklicherweise meldeten sich beide sofort ab, sodass es so aussah, als würden Clemens und er allein übrig bleiben (eine Frau auf der Jagd würde sein Vater sicherlich nicht zulassen, obwohl es irgendwie attraktiv erschien, Octavena bei einem "Jagdunfall" über die Klinge springen zu lassen...).


    "Gut, dann nur wir zwei."


    stellte Lucius deshalb fest und ging dann zu den verbleibenden Punkten.


    "Wegen des Termins bin ich flexibel. Wir benötigen allerdings noch Hunde."


    Wenn, dann wollte der junge Petronier schon richtig jagen gehen - und die Petronier hatten keine eigenen.

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  • "Wofür willst du denn opfern?"


    fragte Crispus neugierig - das würde seinen Plan ein klein wenig aufschieben, aber natürlich wollte er dem Gottesdienst nicht im Wege stehen. Außerdem hatte seine Sache noch ein wenig Zeit...

  • "Nun, Petronius Crispus, es gibt eine Sitte, vor dem Nachtisch ein kleines Dankopfer für die Laren auszubringen. Ich werde aber jetzt nicht den Laren opfern, sondern den Matronae. Das sind Schutzgöttinnen aus meiner Heimat, die über die Fruchtbarkeit und das Schicksal wachen".

  • "Eine gute Idee!"


    stellte Crispus zufrieden fest und sah zu, wie der Domitier die kleinen Opferstatuetten hervorholte - er war offensichtlich ein götterfürchtiger Mann, was wiederum für ihn sprach.


    Seinem eigenen Drang, Octavena bei der Gelegenheit noch ein bisschen zu bearbeiten, widerstand er - er überlegte, selbst als Pontifex zu kandidieren, da würde es ziemlich blöd aussehen, wenn er während einem Opfer nicht den Rand halten konnte...

  • Nach dem Dankopfer zogen sich die beiden Älteren in die Bibliothek des Domitiers zurück und begannen die Verhandlungen über eine mögliche Eheanbahnung. Zu Crispus' Überraschung machte Massula allerdings einen Rückzieher und stellte fest, dass Octavena ihm zu verschlossen sei. Die zögerlichen Versuche des Petroniers, die Verbindung doch noch zu retten, schlugen fehl - letztlich musste er akzeptieren, dass nichts zu machen war.


    Dennoch trennte man sich im Guten - die Petronier wurden sogar noch reich beschenkt, ehe sie sich auf den Heimweg machten.

  • Es hatte gestern Nachmittag und die ganze Nacht geregnet. Als ich durch das Peristyl ging, sah ich, dass den Pflanzen der nasse Guss wohlgetan hatte. Alles zeigte sich in frischem Grün und ließ die überschüssige Nässe abtropfen. Die Luft war feucht und warm und es schien ein angenehmer Tag werden zu wollen.


    Dann sah ich den Hund.


    Er lag neben der Tür zum Tablinum und hatte den Kopf gehoben. Als ich näher kam, stand er auf und wedelte mit dem Schwanz. Es war kein fröhliches Wedeln, sonder eher so eines, das ein Hund aus Höflichkeit macht, so, um zu sehen, ob es gut ankommt. Ich fragte ihn freundlich: "Wo kommst du denn her?" Natürlich konnte er keine Auskunft geben, aber das Wedeln nahm etwas Fahrt auf.


    Ich öffnete die Tür zum Tablinum und rief: "Panphilos! Wie kommt dieser Hund hier rein?"

  • Zuerst tat sich nichts. Dann kam Homer um die Ecke: "Das ist Ingrim, der Hund von Alwina". Er schluckte, "Alwina ist tot. Panphilos wollte heute morgen Eier bei ihr abholen. Die Nachbarn haben sie gefunden".


    Ich starrte ihn an. "Sie war noch so jung!" Ich war unendlich traurig - und wütend. "Tausende von verblödeten Arschlöchern werden steinalt und solch ein lieber Mensch muss so früh sterben. Es ist zum Heulen! Wo ist Panphilos?".


    Homer breitete die Arme aus: "Domine, er sitzt oben und heult". Ich ging in die Küche, um mit Boduognatos zu sprechen. Der saß neben dem Herd, hackte Zwiebeln und heulte auch. Kein Wunder, sagte ich mir, der hat jetzt sogar einen doppelten Vorwand zum Heulen. Ich drehte mich um zu Homer: "Wenn Panphilos seine Tränen getrocknet hat, soll er zum Haus von Alwina gehen und den Nachbarn sagen, dass wir sie beerdigen. Sie gehört ja zur Familie. Wir beerdigen sie an der Straße nach Borbetomagus. Ich gehe zu Petronius Crispus und lasse einen Grabstein machen. Und ich muss einen Brief an Helveticus Corvinus schreiben". Der beißende Zwiebelgeruch oder ich weiß nicht was, trieb mir dann auch das Wasser in die Augen.

  • "Natürlich wird Atto das können," sagte ich zu Panphilos, der sich dagegen sträubte, seine angestammte Funktion als Ianitor für ein paar Tage an Atto abzugeben. "Nein, ich bleibe dabei, du wirst mich auf der Reise nach Antunnacum begleiten."


    Ich brauchte schon einige kräftige Männer für diese Reise. Vor allem Confluentes hatte sich zu einer schwierigen Gegend entwickelt, weil ja schon die dortige Stadtverwaltung vorzugsweise aus Ganoven bestand. Daran hatte auch die Ala Numidia seinerzeit wenig ändern können.


    Boduognatos und Homer waren einfach zu schmächtig für einen solchen Job, sodass ich auf jeden Fall meine Sklaven Panphilos, Acumenus, Pharnabazus und Alyattes mitnehmen wollte. Und Attos Kräfte reichten allemal aus, um die Porta zu bewachen. "Packt also die Sachen, ich möchte morgen aufbrechen."


    Ich hatte im Sommer meinen Sohn Bodogiso zu seinem Bruder Ebergisel geschickt, der in der Nähe von Antunnacum Eigentümer eines Hofguts geworden war. Bodogiso war krank geworden und die Ärzte, die sich über die Art seiner Krankheit uneins waren, hatten unisono zu einem Aufenthalt in einer Heilquelle geraten. Es traf sich gut, dass eine solche Quelle ganz in der Nähe von Ebergisos Anwesen lag. Nun war aber letzte Woche ein Brief eingetroffen, in dem Ebergiso die traurige Nachricht vom Tod seines Bruders mitteilte. Meine Eile war an sich unnütz, da ich ohnedies nicht mehr rechtzeitig zu Bestattung kommen würde, aber der Oktober bescherte uns noch einige wenige milde Tage, die für die Reise günstig waren und genutzt werden wollten. Ich hatte mich dafür entschieden, auf der Hinreise bis Antunnacum ein Schiff zu nehmen.

  • Pacatus hatte Kassensturz gemacht. Das war keine launige Beschäftigung gewesen. Die Kohle, die er aus Roma mitgenommen hatte, war fast ganz für die Reise hierher und für den Kauf der Hütte im Vicus Navaliorum draufgegangen. Sein Einkommen als Schreiber war zwar regelmäßig, aber vermehrte seine finanziellen Möglichkeiten nur in behäbigem Schneckentempo. Wenn er hier eine Karriere anfangen wollte, musste seine Liquidität schnellstens in eine höhere Klasse angehoben werden. Natürlich wusste er als ehemaliger Händler, dass der Zugriff auf dickeren Zaster ohne eine Finanzspritze nicht zu hinzukriegen war. Er hatte ja deswegen schon bei dem Duccier vorgesprochen, aber die Gespräche dort zogen sich ellenlang hin, sodass er sich entschloss, eine andere Quelle aufzutun.


    Kurz entschlossen nahm er sich vor, die reichen Decuriones in Mogontiacum abzuklappern und der Erste, der ihm einfiel, war Domitius Massula. So erschien er vor Massulas Porta und ließ den Türklopfer sprechen.

  • http://img268.imageshack.us/img268/3798/panphilosk.jpg Panphilos ...
    Panphilos hörte ein Klopfen. Kein allzu lautes Klopfen, aber, wie es schien, eins von der entschlossenen Sorte. Er konnte es aber nicht einordnen. Der Petronier oder der Duccier? Nein, keiner von beiden. Dann vielleicht Gesindel? Neugierig öffnete er das Tor (ein bißchen). Eigentlich wollte er wie sonst auch seine Grußformel Nummer VIII (kurzes Gebell, abweisend) loslassen, da sah er, dass der Typ da draußen, wenn man mogontinische Maßstäbe anlegte, doch ganz ordentlich aussah. Dementsprechend schaltete er schnell auf Nummer III um: "Salve, was gibt's?"

  • Es war das erste Mal, dass Pacatus bei Domitius Massula Einlass begehrte. Deshalb zuckte er etwas zusammen, als hinter der nur einen Spalt geöffneten Tür ein wahrer Koloss von Mensch sichtbar wurde, der auch noch ein unwirsches Gegrunze von sich gab. Er riss sich zusammen und antwortete ruhig: "Salve, ich bin Matinius Pacatus, der Magister Vici und ich möchte Domitius Massula in einer geschäftlichen Angelegenheit sprechen."

  • Panphilos öffnete die Pforte jetzt ganz. "Ja, ja, mein Dominus erwähnte deinen Namen. Er erwartet dich schon im Tablinum. Ich geh voraus." Er ließ den Matinier eintreten und führte ihn ins Tablinum.


    "Domine, Matinius Pacatus ist hier," dröhnte Panphilos, drehte sich um und schloss die Tür. Ich beendete meine Betrachtung der letzten blühenden Rosen im Peristyl, wandte mich vom Fenster ab, und bot dem Matinier einen Sessel an.


    "Ach ja, Matinius. Salve. Nimm doch Platz. Ich habe den Vorschlag, den du mir geschickt hast, gelesen und finde ihn akzeptabel. Ich brauche Ton für meine Töpferei, aber die Marktpreise sind leider gestiegen. Da bietest du mir an, Ton zu mäßigen Preisen zu liefern und zu dem Zweck willst du eine Tongrube eröffnen. Wie das eben so ist, brauchst du dafür Geld. Du hast aber nicht die Summe genannt, die du benötigst. Wieviel ist es denn?"

  • Das hatte Pacatus tatsächlich nicht in seinem Vorschlag berücksichtigt. Er hatte es keineswegs vergessen, denn er war bei der Kalkulation zu dem Zeitpunkt hoffnungslos ins Stolpern gekommen und konnte deshalb einfach keine belastbaren Zahlen nennen.


    "Sehr schön, dass Du Gefallen an meinem Vorschlag findest. Ich habe das inzwischen nochmal durchgerechnet. Für den Fall, dass ich Deine aufgelassene Tongrube wieder in Nutzung nehmen könnte, was einiges an Kostenersparnis bringen würde, könnte ich mit einem Kredit von 950 Sesterzen gut leben."

  • Zitat

    Pacatus: "... könnte ich mit einem Kredit von 950 Sesterzen gut leben."


    Ich konnte mich gut daran erinnern, dass ich bei der ersten Betriebsgründung einen deutlich höheren Kredit benötigt hatte. Aber mir fiel nicht mehr ein, mit welcher Betriebsgröße ich eingestiegen war.


    "Meinst du nicht, dass das etwas knapp ist, Matinius Pacatus? Aber du musst es ja wissen. Also gut, du hast vorgeschlagen, dass du mir den Ton zum Standardpreis liefern willst, weil du ja auch kräftig verdienen willst, um den Kredit bald zurückzahlen zu können. Kann ich so akzeptieren. Und du willst tausend Quadrantales per Woche liefern. Auch akzeptiert, wenigstens für's Erste. Und du schlägst vor, den Kredit in ein halbes Jahr laufen zu lassen. Das halte ich für tollkühn, Matinius Pacatus. Lass uns eine Laufzeit von einem Jahr abmachen, man weiß nie was so alles passieren kann. Da wäre ich doch vorsichtiger. Können wir so verbleiben?"

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