• Corvinus überlegte angestrengt.


    "Also ich war als wir dann in Roma waren echt schwer beschäftigt. Irgend so ein dämlicher Tribun hat mich und die Reste meiner Centurie zu fassen gekriegt und wir durften die nächste Zeit dann durch die ganze Stadt rennen und alle möglichen kleinen und großen Fische einsacken die auf der Seite des Fetten gewesen waren...... Keine besonders schöne Zeit ein, zweimal musste ich sogar Blut vergießen....."
    Corvinus Blick ging kurz ins Leere und er dachte besonders an die Aktion im Haus der Decima und die anschließende Festsetzung von Decima Seiana... wie es der wohl jetzt ging....


    "Es tut mir leid aber soweit ich mich erinnere ist mir kein Domitier begegnet. Hast du denn irgendwelche Hinweiße über Verwandte?"

  • War ja auch zu erwarten, dass Corvinus in Roma alle Hände voll zu tun hatte und nicht rechts noch links geschaut hatte. Wäre ja bei der Größe der Stadt auch ein wahnsinniger Zufall gewesen, wenn ihm dabei ausgerechnet ein Domitier über den Weg gelaufen wäre.


    "Nee, ich hab bloß von irgendwem gehört, dass in Roma ein Domitier bei den Urbanern rumkreuchen soll. Die Nachricht ist wahrscheinlich völlig unsicher. Aber ich habe vor, nach Roma zu gehen und da wäre es ganz gut, wenn ich dort irgeneinen aus meiner gens auftreiben könnte."

  • Corvinus fiel fast der Löffel aus der Hand und der Inhalt seines Mundes aus selbigen.
    "Nach Roma....was treibt dich da denn hin? Glaub mir ich werde da zeit meines Lebens, es sei denn natürlich der Legat befiehlt es, keinen Schritt mehr reinmachen!"


    Corvinus hatte außerhalb des Castellums nicht viele Kontakte aber wenn Massula nach Roma auswandern würde, würde sicherlich nicht nur ihm das Gefühl überkommen das Mogo so gut wie ausgestorben sein würde.
    Er riss sich dann aber wieder etwas am Riemen, schließlich kannte er die Pläne seines Gegenübers ja nicht und ebensowenig seine Hintergründe für die Entscheidung.


    Leicht missmutig sagte er dann:
    "Also ich habe Verwandtschaft in Roma, falls du möchtest kann ich denen schreiben dann hättest du immerhin schon mal eine Anlaufstelle und müsstest kein Geld für Unterkunft verpulvern!"

  • Und einmal mehr tat der Cursus Publicus seinen Dienst und stellte der Casa Domitia die Verehrer-Post aus Rom zu:



    Ad
    F. Domitius Massula
    Casa Domitia
    Mogontiacum, Provincia Germania Superior



    Verehrter Domitius,


    wie ich deinem Brief entnehmen konnte, besteht nach wie vor dein Interesse an einer Tätigkeit im Palast. Ich versichere dir daher hiermit die Aufnahme in die kaiserliche Administratio und lade dich ein nach Rom zu kommen und mich im Palast aufzusuchen.


    Über deine genaue Verwendung, unter Berücksichtigung deiner Vorkenntnisse und deines Standes, werden wir uns dann persönlich unterhalten.


    Vale bene,


    LUCIUS IUNIUS SILANUS
    ~~Procurator a libellis - Administratio Imperatoris~~



  • Nachdem dieses verdammte Reittier beim Aufstieg in die Alpen umgeknickt war, hatte es ein bisschen gedauert, bis der betroffene Reiter zur letzten Mansio zurückgelaufen war und sich neu für die Alpenüberquerung ausrüsten konnte. Die Folge: Die Post brauchte ein kleines bisschen länger auf dieser Route in diese Richtung. - Bevor jetzt aber jemand auf die Idee kam, dass es Entschuldigungen hagelte, nein, dem war nicht so. Denn letztlich bekamen ja auch eh nur die Postempfänger etwas von der Verspätung mit, die einen Brief mit Datum erhielten, nicht wahr?



    Ad
    F. Domitius Massula
    Casa Domitia
    Mogontiacum, Provincia Germania Superior



    Verehrter Domitius,


    ich danke dir für deine rasche und vor allem positive Nachricht. Aus meiner Sicht ist es damit beschlossene Sache und deiner Aufnahme in die Dienste der kaiserlichen Administratio steht somit nichts mehr im Wege.


    Wenn du in Roma angekommen bist, so zeige dieses Schreiben am Palasttor vor. Man wird dich zu mir führen, wo wir alle weiteren Details bezüglich deiner Verwendung und wenn notwendig auch bezüglich deiner Unterbringung besprechen können.


    Vale bene,


    LUCIUS IUNIUS SILANUS
    ~~Procurator a libellis - Administratio Imperatoris~~



  • Es waren nun einige Tage vergangen, seit Domitius Massula den obdachlosen Duccii bereitwillig erste Hilfe geleistet hatte. Audaod war mit Leif inklusive Frau und Kindern, Rodrik, Albin, Marga und Lanthilda bei Massula gut untergekommen und die Tage nach der Brandkatastrophe ließen sich halbwegs aushalten. Boduognatos versorgte sie hinreichend und die Duccii fühlten sich willkommen. Die Stimmung war den Umständen entsprechend gut, die vielen Hausbewohner kamen gut miteinander aus und Audaod ertappte sich oft genug bei dem Gedanken, dass es wesentlich schlimmer hätte kommen können.


    Dann wurde Faustus Domitius Massula krank. Es kam von jetzt auf gleich. Abends ging es ihm noch gut. Man hatte zunächst ohne den Hausherrn zu Abend gegessen, da dieser geschäftlich außer Haus gewesen war und auch außerhalb essen wollte. Als Massula dann eintraf, trank man noch das eine oder andere Glas Wein oder Bier und wenig später verabschiedete man sich ins Bett. Im Laufe der Nacht ging es Massula dann aber plötzlich so schlecht, dass er zwischen Erbrechen und Darmproblemen beinahe keine Atempausen hatte. Man konnte keine Erklärung finden und der gerufene Medicus wusste auch keine Antwort. Dass der Domitier sich an verdorbenem Fischeintopf vergiftet hatte, konnte ja keiner der sorgenvollen Freunde erahnen.
    Am folgenden Tag verschlechterte sich Massulas Zustand zusehends. Er nahm nur wenig zu sich, behielt davon rein gar nichts und war völlig geschwächt. Der Medicus verließ verzweifelt das Haus, Boduognatos heulte wie ein Schlosshund. Am zweiten Tag waren die Gesichtszüge des Domitiers bereits ausgezehrt und seine Bewegungen quasi nicht mehr vorhanden.


    Am dritten Tag starb Faustus Domitius Massula im Kreis seiner trauernden Freunde und Nachbarn.

  • Witjon war tief getroffen vom Ableben seines schnauzbärtigen Freundes. Er war am zweiten Tag der Krankheit in die Casa Domitia geeilt, nachdem er von Massulas schlechtem Zustand erfahren hatte. Den Mann, der dort im Bett vor ihm lag, erkannte Witjon beinahe nicht mehr wieder. Die Bestürzung machte ihn sprachlos, aber nicht handlungsunfähig.


    Deshalb sorgte Witjon am Tag von Massulas Tod dafür, dass die notwendigen Vorbereitungen für die Bestattung getroffen wurden. Der Domitier wurde ordentlich im Atrium aufgebahrt, wo sich Freunde und Nachbarn ein letztes Mal verabschieden konnten. Aufgrund des guten Wetters und damit einhergehender hoher Temperatur verkürzte Witjon die Aufbahrungszeit auf vier Tage. Das verringerte als netten Nebeneffekt die Kosten für die Klagefrauen. Am fünften Tag schließlich würde Faustus Domitius Massula sein letztes Geleit zu den Gräberfeldern erhalten, wo Witjon bereits eine Grabstelle organisiert hatte.

  • Die Nachricht vom Tod des kauzigen Germanen verbreitete sich rasch in ganz Mogontiacum. Und auch Crispus konnte natürlich nicht umhin, seinem Mit-Decurio die letzte Ehre zu erweisen - zum einen, weil er als Kandidat natürlich Mitgefühl zeigen musste (zumal Massula seine Kandidatur noch unterstützt hatte), zum anderen aber auch aus echter Anteilnahme: Immerhin hatte er vor einigen Jahren überlegt gehabt, seine Nichte Octavena mit dem Princeps Praetorii zu verheiraten. Daraus war damals nicht geworden und man war sich seither nicht immer einig gewesen - aber trotzdem war Massula immer ein mogontinisches Original gewesen!


    So kam auch er ausnahmsweise nicht in weißer, sondern in brauner Toga ins Trauerhaus. Der Leichnam war noch aufgebahrt und lag in seiner Toga im Atrium. Kurz nach der Todesnachricht war Tonsor Tasgetius gekommen und hatte noch einmal den Bart gestutzt und gekämmt. Jetzt hob er sich besonders von der wächsernen Haut des Toten ab, als hätte man ihn an eine Statue geklebt. Trotz des Weihrauchs, der abgebrannt wurde, roch man aber sehr deutlich den Verwesungsgeruch, den Massula bereits verströmte. Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten - immerhin war Sommer!


    Mit ernster Miene blieb Crispus vor dem Leichenbett stehen. Würdevoll verneigte er sich, dann trat er zur Seite. Zu traurig, dass sein Sohn schon vor Jahren gestorben war, um ihn zu Grabe zu tragen - hoffentlich würde ihm nicht eines Tages dasselbe Schicksal widerfahren... Vielleicht sollte er Lucius mal wieder schreiben - man hörte so gar nichts aus Rom!

  • Corvinus war sich sicher das auf dem Haus des Domitiers ein Fluch lag.
    Erst der plötzliche Tod seiner geliebten Alwina und jetzt der plötzliche Tod von Massula. Er wusste ganz genau das er nach heute dieses Haus nie mehr betreten würde und wenn es irgendwie ging würde er dafür sorgen das es abgerissen würde und hier irgendwas hinkam wo keine Menschen länger als nötig blieben. Was auch immer das sein könnte.


    Heute aber betrat er das Haus noch einmal. Ganz im Gegensatz zu den normalen Vorschriften seines Kultes konnte man ihn heute relativ einfach als Anhänger von Mithras erkennen. Durch Art und Farbe der Kleidung und getragene Symbole. Seinen Rang als Miles was dem dritten von 7 Weihegraden entsprach würde dagegen nur jemand erkennen der tiefer in den Mysterien des Mithraismus eingeweiht war.


    Direkt hinter Petronius Crispus stand er am Leichenbett und ließ diesen erst einmal sein Ritual abschließen. Nachdem dieser zur Seite getreten war sah Corvinus ihn kurz an um zu erkunden ob er fertig war. Es kam ihm irgendwie so vor als wenn dieser noch in Gedanken wäre und womöglich noch etwas hinzufügen, tun oder sagen wollte.


    Sim-Off:

    Da die mir verfügbaren Quellen sehr dürftig sind was die typische Tracht eines Anhängers von Mithras bei einer Beerdigung und überhaupt den Beerdigungsritualen des Kultes hab ich das so offen geschrieben

  • Der Petronier hatte scheinbar seinen Abschied abgeschlossen und wollte nichts weiter hinzufügen.


    Corvinus trat also vor und ging vor dem aufgebahrten Toten auf die Knie. Er breitete anschließend kurz die Arme aus und verteilte so den Weihrauchrauch über dem Leichnam. Mit einer schnellen Handbewegung stach er in den Rauch ein Symbol und sprach leise ein Gebet in einer der östlichen Sprachen. Was der kundige Zuhörer an dem ein oder anderen Wortfetzen raushören konnte.


    Danach erhob er sich wieder berührte erst seine Stirn und dann die des Toten und sprach noch etwas lauter und in Latein
    "Das Licht der Sonne sei mit dir!"


    Das normalerweise Blut auf seine und die Stirn des Toten gehörte wusste nur er und andere eingeweihte des Mithraskultes. Er ließ hier diese Komponente allerdings weg da der normalen Durchschnittsrömer ja kein Freund von Blut war und da Massula ja letztendlich auch kein Anhänger von Mithras war, würde dieser das wohl hoffentlich auch nicht übel nehmen.

  • Tatsächlich trat Crispus schließlich beiseite und überließ das Feld dem Centurio, der sich heute als Anhänger des Mithras offenbarte. Was er für ein Ritual abhielt, konnte der alte Petronier nicht verstehen - er kannte zwar auch den einen oder anderen Anhänger dieses östlichen Gottes, der vor allem bei den Soldaten beliebt war - aber selbst hatte er nie das Bedürfnis gehabt, sich dort anzuschließen und wusste somit auch nichts über die Geheimlehren der Religion.


    Was Corvinus hier allerdings vorführte, war auch nicht allzu exotisch, sodass er zwar aufblickte, aber ihn auch nicht davon abhielt. Allerdings fragte er sich einen Augenblick, ob vielleicht Massula auch zu diesem Kult gehört hatte...

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