Noch auf dem Heimweg vom Markt hatte Tilla einen Mitsklaven angewiesen, dass dieser den flavischen Leibarzt zu Hilfe holen und zur Villa Flavia bringen sollte. Es war wirklich dringend und notwendig, dass dieser kam und ihnen durch diesen schweren Zusammenbruch der Herrin half! Prisca lag aphatisch in der Sänfte und rührte sich kaum mehr. Tilla strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht und überliess es dem stärksten Sklaven die Herrin in ihr Schlafzimmer zu tragen. Saba, die gerade auf einen Tratsch in der Villa Aurelia gewesen war, war ebenfalls informiert worden. Tilla war heilfroh, dass ihr die ältere Leibsklavin Priscas zur Seite stand, solange sie auf fachkundige Hilfe warten mussten. Sie vertrieben die männlichen Sklaven aus dem Zimmer und stellten sie dazu ab, dass sie kleinere Lappen, heißes Wasser und mehrere Laken brachten. Gemeinsam mit Saba schälte sie die Herrin aus den schönen und teuren Gewändern und zogen ihr ein einfaches Nachthemd an. Kaum, dass sie mit Umziehen fertig waren, kam der Leibarzt. Saba setzte gerade dazu an, dem Mann zu erklären was passiert war, als unerwartet Mutter Esther im herrschaftlichen Zimmer erschien. Die ältere Frau hatte gerade ihre Tochter Tilla besuchen wollen. Angesichts Priscas dramatischen Zusammenbruch erklärte sie sich bereit dem flavischen Leibarzt zu helfen und ihm zur Hand zu gehen. Tilla hoffte sehr, dass sowohl der Arzt als auch ihre Mutter wussten was zu tun war.
Die junge Sklavin war angesicht der Menge an Blut oftmals drauf und ran hinaus und in den Garten zu laufen. Doch Esther wies ihr die Aufgabe zu, Priscas Stirn abzutupfen, die Lippen zu befeuchten. Alles zu tun, um der Herrin zu vermitteln, dass diese nicht alleine war und dass Tilla bei ihr war. Sie bangten die ganze Nacht hindurch. Dann war es vorbei. Die aufgehende Sonne schickte die Morgenstrahlen ins reich geschmückte Zimmer. Ächzend streckte Tilla ihren Rücken. Prisca war gerade dabei aus dem Schlaf aufzuwachen, verblieb jedoch in jenem seltsamen aphatischem Zustand. Tilla deckte ihre Herrin bis zur Brust mit ihrer Lieblingsdecke zu und gab ein paar Tropfen von dem teuersten Parfüm drauf. Die im Bett liegende Frau sollte sich trotz ihrem schlimmen geschwächten Zustandes wie zu Hause fühlen. Ein weiteres Mal wischte Tilla Priscas Stirn trocken und gebärdete Mutter Esther ihre drängendsten Fragen zu. Sie wird durchkommen, nicht wahr? Sie kann doch noch mal Kinder bekommen? Wird sie wieder die alte Prisca sein? Saba verabschiedete sich von allen, um sich zu reinigen und dann ein Frühstück für drei Frauen und einen Mann zu bringen. Die letzte Frage Tillas an ihre Mutter, die eine Bitte enthaltete lautete. Ich muss ihren Ehemann informieren! Könnte einer von euch beiden bitte mitkommen??
*Ein Tag belehrt den nächsten Tag; Bedeutung: Jeder Tag gibt neue Lehren; am nächsten Tag ist man schlauer.