Auf und davon - Zwei Sklaven auf der Flucht

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    Seit die Geburt in die entscheidende Phase übergegangen war, hatte Grann ihre ganze Aufmerksamkeit der jungen Frau geschenkt, die nun bald Mutter sein würde. So hatte sie gar nicht wirklich wahrgenommen, dass Linos längst wieder zurück war und nun versuchte, ein Feuer zu machen. Selbst als die Funken schließlich zu einem kleinem Flämmchen übergesprungen waren und Rauch von der Feuerstelle aufstieg, war Grann viel zu beschäftigt, um sich nach ihm umzudrehen. Dabei war es nun gut, endlich ein Feuer zu haben, denn der Tag neigte sich langsam schon seinem Ende zu. In ein oder zwei Stunden würde es stockdunkel sein.
    "Pressen! Du musst pressen!", schrie sie immer wieder der Gebärenden zu. Als Linos dann plötzlich neben ihr auftauchte und sich, ganz aus dem Häuschen, nach Caelyns Befinden erkundigte, blieb die Alte ganz ruhig. "Was glaubst du denn, was passiert ist? Sie kriegt ihr Kind! Jetzt!". herrschte sie ihn an.´ Männer!´, dachte die Alte verächtlich. Und es dauerte nicht lange, bis sich ihr Vorurteil bestätigte. Der junge Mann neben ihr geriet ins Taumeln. Er würde sich doch hoffentlich noch fangen und nicht neben ihr… zu Boden gehen?



    Ich presste, was das Zeug hielt, als es Grann mir sagte. Irgendwann erkannte ich Linos, der zurück gekommen war. Ich hatte keine Kraft, etwas zu ihm zu sagen oder ihn auch nur anzulächeln. Als er schließlich Anstalten machte, ohnmächtig zu werden, konnte ich das nur mit einem lauten Seufzer kommentieren. Irgendwie tat er mir ja leid, aber wie man sich denken konnte, hatte ich weitaus größere Probleme als einen umgekippten Typen, der kein Blut sehen konnte.
    Und dann endlich, ein letztes Pressen. Ich spürte, wie etwas aus meinem Körper flutschte. Endlich… Entspannung... Erleichterung. Nach einer kleinen Weile war dann der Schrei eines Babys zu hören. Das war mein Kind!

  • Irgendetwas bohrte sich in meinem Rücken und das Schreien eines Kindes, nein genauer gesagt, eines Babys drang an mein Ohr. Verflixt noch mal was sticht mir denn so in den Rücken? War mein erster Gedanke als ich aus einer Schwärze auftauchte, doch statt dessen sprang ich hoch und rief: ”Es ist da?!” Ich war über mich selber verwundert, wie schnell ich die Lage begriffen hatte. “Geht es dir auch gut?” Diese Frage kam fast flehend von mir, denn nachdem was ich vorher gesehen hatte, bezweifelte ich dies doch sehr.

    Jetzt erst wurde mir klar was eben geschehen war und ich schämte mich dafür. “Entschuldige bitte wegen eben”, kam dann sehr kleinlaut von mir. “Sag mir, was kann ich für dich tun? Ach ja, Feuer wollte ich machen und Wasser erhitzen.” Aufgeregt und hektisch begann ich mit meiner Arbeit. Zwischen durch richtete ich mich jedoch immer wieder auf und sah zu Caelyn hinüber. Ich konnte es immer noch nicht fassen, das Wunder der Geburt und ich hatte es ganz nahe erlebt, na ja fast.

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    Auch wenn die Alte schon unzähligen Kindern auf die Welt geholfen hatte, war doch jede einzelne Geburt immer wieder etwas ganz besonderes. Sie zückte ihr Messer und durchtrennte die Nabelschnur. Dann nahm sie das kleine Bündel bei seinen kleinen Füßchen und hob es an. Sie versetzte ihm einen Klaps auf den Po, woraufhin das Kind zu schreien begann. Dann wusch sie es ab und legte es seiner Mutter, die schon voller Erwartung auf ihr Kind wartete auf die Brust. "Es ist ein Mädchen!" sagte sie sanft, soweit das ihre raue Stimme überhaupt zuließ.

    Ich war überwältigt und weinte vor Freude, als sich dieses kleine Etwas auf mir zu bewegen begann. Schützend hielt ich meine Hände um es, damit es nicht fror. Dann legte ich es an meine Brust, die ich entblößt hatte, damit es trinken konnte. Was hätte ich nur darum gegeben, wenn jetzt Aretas hier gewesen wäre! Das war sein Kind! Aretas war Vater geworden. Vielleicht würde er es eines Tages erfahren und seine Tochter in die Arme schließen können. Ichwünschte mir das so sehr!
    Im Augenblick gab es "nur" Linos, der an meiner Seite war. Stellvertretend für Aretas, sozusagen. "Linos, schau nur, wie hübsch sie ist!"

  • Ich konnte es nicht fassen, eben wurde ich noch beschimpft, angefahren, verflucht und nun sprach sie zu mir mit dem glücklichsten Lächeln der Welt. Ganz langsam und vorsichtig trat ich näher an Caelyn heran.
    Die alte hatte gesagt es wäre ein Mädchen, sie musste es wohl wissen. Entsetzt starrte ich auf das was Caelyn in den Armen hielt und dann zu Caelyn. Sie schien ihre Frage ernst zu meinen und war wirklich von der Schönheit dieses Kindes überzeugt. Ob die Geburt so was verursachen konnte, früher war stand sie doch mit beiden Füssen auf den Boden der Tatsachen und nun fragte sie mich das.
    Sie fragte nicht, nein sie behauptete es. Bestimmt musste man mit solchen Frauen vorsichtig umgehen und durfte ihnen nich widersprechen.
    “Wirklich ein sehr hübsches Kind hast du da”, antwortete ich. Hoffentlich merkte sie nicht wie wenig überzeugt ich davon war.
    Schnell widmete ich mich wieder der Feuerstelle, so hatte ich wenigstens etwas Abstand zu den Beiden.

  • Nun saß ich hier und starrte schon eine halbe Ewigkeit in die Flammen meines Feuers. Langsam begann das Wasser zu kochen. Mich aber beschäftigte noch immer dieses Neugeborene. Ob das wirklich normal war?
    Dieses verschrumpelte, krebsrote Ding war Caelyns Kind.
    Sollte ich mir jetzt keine Sorgen machen? Die Alte musste doch sehen, dass dort etwas nicht stimmte. Wollte sie Caelyn nur schonen?
    Ich stand auf und nahm einen Ast und steckte in Glut, wartete bis er richtig brannte und ging wieder rüber. Inzwischen war die Dämmerung weit fortgeschritten. Vorsichtig hielt ich den Ast in die Nähe von Caelyn und dem Kind. Ob sich etwas an dem Aussehen des Säuglings geändert hatte wusste ich nicht. Vielleicht war es bei Tageslicht betrachtet nicht mehr so schlimm. Seufzend ging ich zurück zur Feuerstelle.

  • In der folgenden Nacht kam ich nicht zum Einschlafen. Die ganze Nacht über grübelte ich über unsere, besonders aber über meine Zukunft.
    Töricht wie ich gewesen war hatte ich Caelyn in Mogontiacum sofort meine Hilfe angeboten und sie auf ihrer Flucht begleitet.
    Ich wollte ihr beistehen und so gut ich konnte beschützen.
    Sie hatte nun ihr Kind bekommen, aber wie sollte es mit uns, besonders mit ihr und ihrem Säugling weiter gehen?
    Der Winter stand vor der Türe. Obwohl wir großes Glück hatten und nur wenige Regentage über uns ergehen lassen mussten, so wurden die Nächte immer kühler.
    Die Wälder färbten sich und wurden lichter, außer Nüssen fanden wir kaum noch Nahrung. Unsere Kleidung war für den Winter vollkommen ungeeignet. Was Caelyn für ihr Kind brauchte wusste ich nicht, aber bestimmt mehr, als sie mit sich führte.
    Wie weit es noch bis Augustodunum war wusste ich auch nicht.
    Nur die ungefähre Richtung, sonst wusste ich gar nichts.
    Hier draußen in der Wildnis auf unserer Wanderung hatte ich schon vieles gelernt. Mein Durchhaltevermögen hatte sich auch enorm gesteigert, doch so wie es jetzt war konnte es nicht weiter gehen. Ich musste endlich eine Entscheidung fällen.
    Diese traf ich dann auch nach der ersten frostigen Nacht. Früh Morgens war ich aufgestanden hatte das Feuer wieder entfacht und Wasser erhitz. Dieses warme Wasser schlürfend stand ich nun vor der schlafenden Caelyn. Ein seliges Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie ihren Säugling in den Armen hielt.
    Als sie dann später ihre Augen aufschlug, erzählte ich ihr zu welchem Entschluss ich gekommen war. Ich würde die Alte bitten die Caelyn und ihr Kind bei sich aufzunehmen. Sie wäre bestimmt froh über etwas Gesellschaft und Hilfe. Anschließend wollte ich zurück um eine Ortschaft oder ein Gehöft zu suchen, Dort wollte ich arbeiten, damit wir wenigstens warme Kleider bekamen. Vielleicht konnten wir beide auch dort eine Beschäftigung finden und bis zum Frühling dort bleiben.
    Das es schwierig werden würde ahnte ich schon, selbst ich hatte mitbekommen, dass in der Winterzeit nicht so viele Arbeitskräfte gesucht wurden.

  • Ich war angenehm überrascht, das ich mit der Alten so schnell einig wurde, hätte ich nicht erwartet.
    Den Weg alleine trat ich bei weitem nicht so blauäugig an wie damals den Beginn unserer Flucht in Mogontiacum.
    Bestimmt würde ich wieder Wochen alleine unterwegs sein ehe ich auf einen Menschen traf. Hungern und frieren würde ich. Vor mir unbekannten Tieren flüchten, nach einem Bett und der Nähe eines Menschen würde ich mich sehnen.


    Mit einem kräftigen Ast ausgerüstet trat ich meine Wanderung an. Diesen konnte ich zur Not auch als Waffe benutzen. Ich wunderte mich wie leicht ich voran kam, jetzt erst bemerkte ich, wie Caelyn unser Tempo bestimmt hatte. Im Laufe der Zeit waren wir wohl immer langsamer voran gekommen. Unwillkürlich musste ich lächeln. Ich sah Caelyn vor mir, wie sie stehen blieb, sich in die Seite griff und verschnaufte.
    Merkwürdig war es schon gewesen als ich Caelyn beim Abschied ohne ihre Leibesfülle sah. Dieser Anblick war für mich bis dahin normal gewesen. Gut, als ich sie kennen lernte war ihr Bauchumfang noch bedeutend geringer gewesen. Manches Mal hatte ich mir auch heimlich Sorgen gemacht und mich gefragt ob dieser Umfang normal wäre. Jetzt im nachhinein konnte ich nur sagen musste wohl so sein, denn am reichlichen Essen konnte es nicht liegen.
    Hoffentlich war mit dem Kind auch alles in Ordnung.


    So beschäftigten sich meine Gedanken, neben der Nahrungssuche und dem Schutz vor Kälte für die Nacht, in den ersten Tagen.
    Abends scheute ich mich nicht mehr ein Feuer anzuzünden aus Angst man könnte mich entdecken. Eher im Gegenteil, ich hoffte man würde mich finden, somit hätte die elende Sucherei ein Ende.
    Zerkratz, erschöpft, hungrig und bibbernd saß ich Abends an meinem Feuer und sehnte mich nach meiner Sklavenunterkunft.

  • Trotz des guten Wetters mit Sonnenschein, war es inzwischen auch am Tage viel kälter geworden. Ich fror jämmerlich und wurde nicht mehr warm. Ich freute über jede Wegstrecke die ich Sonnen beschienen zurücklegen konnte. Leider kam das nur selten vor, da ich meist Waldgebiete durchquerte.
    An einem Nachmittag kam ich endlich an den Ausläufern des Gebirges an, welches wir überquert hatten.
    Da es inzwischen schon früh dunkel wurde und der Sonnenaufgang morgens auch lange auf sich warten ließen wurden die Nächte fast unerträglich für mich. Meist häufte ich Laub zu einem großen Haufen zusammen um mich damit zu zudecken. Deshalb kam es in der Nacht dann öfter vor das ich aufsprang, weil irgend etwas mich über mich krabelte oder mich zwickte und zwackte.
    Ich bekam immer weniger Schlaf trotz der langen Dunkelheit. Nicht nur die Kälte hielt mich davon ab, sondern auch die Geräusche. Angst und Kälte hielten mich in der Nacht davon ab, am Tage war es der Trieb endlich weg zukommen, um Nahrung und Wärme zu finden.
    Außer meinem Gesicht wusch ich nichts mehr. Eine Dreckschicht umschloss mich. Dies war mir auch einerlei, ich bildete mir ein sie würde mich wärmen.
    Diese Nacht verbrachte ich zwischen den Wurzeln eines umgestürzten Baumriesen.


    Es war noch dunkel als ich am folgenden Morgen aufstand, denn in der Nacht war Nebel aufgekommen und die Feuchtigkeit trieb mich hoch. Sehen konnte ich fast gar nichts, doch da ich bergan wollte, verließ ich mich bei der Richtung darauf.
    Ich musste ja nur nach oben, auf den Berg rauf, dann würde ich schon sehen wie es weiter ging.
    Mein Vorhaben erwies sich als weit schwieriger als ich dachte.
    Immer wieder stolperte ich, etwas schlug mir ins Gesicht, kratzte mich oder zerrte an meiner Tunika. Trotz der feuchtnebligen Kälte, begann ich zu schwitzen. Vor Anstrengung keuchte ich, doch dieses mal gab ich nicht auf, ich wollte hoch, möglichst schnell hoch, denn da oben konnte es nur noch besser sein.
    Irgendwann wurde es nicht mehr heller und ich konnte nicht abschätzen wie spät es war. Wie viel Zeit seit meinem Aufbruch vergangen war.
    Ich erinnerte mich, mit Caelyn hatte ich diesen Berg auch nicht an einem Tag geschafft. Verzweiflung fing an sich in mir breit zu machen. Ich betete nicht mehr nur zu Gott sondern auch zu den Göttern meiner Kindheit. Sollte hier mein Ende sein? Es war nur die Frage ob ich erfrieren oder verhungern würde. Diese Verzweiflung brachte mich aber dazu weiter zu stolpern, immer weiter bergan. Die Bergspitze hatte etwas fast magisches für mich und zog mich vorwärts.
    Zwischendurch blieb ich dann und wann stehen, strich mir die verschwitzten Haare aus der Stirn. Wartete bis mein Herz nicht mehr so wild gegen meine Brust klopfte. Das Kratzen in meiner Kehle weniger wurde und schon ging es weiter.
    Es kam vor das ich mich an irgendeinem Gestrüpp hochzog abrutschte und es von vorne probierte. Irgendwelche Vorsprünge hinderten mich ab und an am vorwärtskommen und ich musste mir einen neuen Weg suchen.
    Wieder einmal hatte ich mich hochgezogen, oben angekommen merkte ich dann es ging nicht weiter, nicht höher.
    Ich war angekommen.
    Zunächst ließ ich mich einfach auf die feuchte Erde fallen.
    Ja hier oben war es feucht und ein eisiger Wind wehte.
    Als ich irgendwann aufblickte sah ich die Mondsichel und ein paar Sterne. Ich rollte mich zusammen und schlief einfach ein. Zu ersten Mal seit langem schlief ich sofort ein und dies trotz Kälte und Nässe.

  • In der Nacht erwachte ich weil mir alles weh tat, aber nicht nur das war der Grund. Meine Zähne klapperten aufeinander und ich fror entsetzlich. Kaum aufgewacht wurde mir heiß und ich schwitzte wie im Hochsommer. Langsam stand ich auf, doch kaum stand ich aufrecht, als sich alles drehte und ich mich auf der Erde wiederfand. Ich versuchte mich nochmals aufzurichten, leider mit dem gleichen erfolg. Obwohl mein Körper sich steif wie ein Brett anfühlten wackelten meine Beine und meine Füße fanden keinen richtigen halt.
    Nachdem ich eine Weile zitternd und bibbernd, denn inzwischen fror ich wieder, auf dem Boden gehockt hatte, versuchte ich trotz der nächtlichen Beleuchtung etwas in meiner Umgebung zu erkennen.
    Weiter weg schienen ein paar Bäume zu stehen. In der Nähe sah ich etwas langes auf dem Boden liegen. Es musste ein umgestürzter Baum sein. Auf allen vieren krabbelte ich dort hin.
    Ich krabbelte um den Baum herum in der Hoffnung auf der anderen Seite würde der Wind mich weniger packen.
    Wieder völlig erschöpft, gerade von einer Hitzwelle durchflutet,
    Legte ich mich neben den Baumstamm und schlief auch sofort ein.

  • Ich erwachte bei strahlendem Sonnenschein und löste mich aus Stravos Arme. Lachend sprang ich auf und rannte in Richtung Meer. Schnell hatte ich mich entkleidet und schon steckte ich meine dicke Zehe in die erste Welle welche sanft an den Strand spülte. Gerade wollte ich mich in die Wasserflut werfen als mein Name gerufen wurde. Das merkwürdige daran war, das es eine Frau war die mich rief. Wie in Zeitlupe drehte ich mich und sah wie Corona auf mich zu kam und mir winkte. Verwirrt rieb ich mir durch meine Haare. Wie kam Corona nach Kreta und überhaupt wie war ich dort hin gekommen. In diesem Augenblick wurde aus Corona ein Pferd und auf diesem saß Macro der schrie aus voller Kehle, mit fremder Stimme Manuel.
    Blitzschnell änderte sich die Szene und Aulus Hadrianus Fontinalis stand mit einer Gerte hinter mir und forderte mich auf den Gladus zu ziehen. Schon bekam ich eine schallende Ohrfeige von Claudia Livineia und Mansuri gab mir ein paar auf die Finger, weil ich mir ein Stück Brot nehmen wollte. Schlussendlich war ich in einem, in dickem Nebel getauchten Wald, rammte mir den Kopf an einem Baumstamm und blieb am Boden liegen.
    Verwirrt mit brummendem Schädel brachte ich mich in eine kniende Position und zog mich an meinem Baumstamm soweit hoch, dass ich über ihn hinwegsehen konnte.
    Inzwischen, nach dem Sonnenstand zu Urteilen war es wirklich Tag geworden. Ich befand mich wohl wirklich auf der Bergspitze. Nun musste ich nur noch herausbekommen auf welcher Seite sich die Hütte des Ziegenhirten befand.
    Langsam dämmerte es mir, was ich kurz vorher erlebt hatte, waren nur wirre Träume.
    Keuchend kniete ich nun hier. Jeder Atemzug schmerzte in den Seiten und in der Brust. In meinem Kopf hämmerte es wie in einer Schmiede. Ich dachte ich würde verdursten, während meine Zunge über die spröde Lippen fuhr. Mein Körper fühlte sich an als würde er verbrennen.
    Erschöpft rutschte ich wieder zu Boden. Schlafen, ich wollte nur noch schlafen.

  • „Aua“ kam es röchelnd aus meinem Mund. Ich war aufgewacht weil mein Kopf beim niesen gegen den Baumstamm schlug, beben dem ich gerade schlief. Ich wollte mit der Hand über die schmerzende Stelle reiben, stellte dabei aber fest das meine Arme nicht nur völlig kraftlos sondern auch wohl durch die Eiseskälte ganz steif waren. Oh mein Gott ob ich jemals von diesem verfluchten Berg, geschweige denn jemals Germanien verlassen werde und Rom wieder sehe? Nein bestimmt nicht, du strafst mich wohl weil ich nicht mein Los auf mich nahm und einfach weg lief. Doch du musst mir zugestehen es geschah auch aus Nächstenliebe. So oder ähnlich redete ich mit meinem Gott. Danach folgte eine neue Niesattake gefolgt von einem Hustenanfall, der sich anhörte wie das heisere Bellen eines Hofhundes. Erschöpft und mit rasselndem Atem brachte ich mich mühsam in Rückenlage. Verflucht was war das nun für ein läuten auch noch meine Ohren.
    Lauschend lag ich da und starrte himmelwärts. Merkwürdig das Läuten wurde lauter und kam näher. Läääuuttteeennn lang gedehnt zog sich dieser Gedanke quälend durch mein Hirn. Ich kannte dieses Läuten doch,…. es ist diese Ziege.
    Wo mochte die Ziege stecken? Wo die Ziege war gab es auch zu trinken. Caelyn hatte mir gezeigt wie man es machte.
    Linos du musst hoch und schauen wo die Ziege ist, gab ich meinem Körper den Befehl.
    Zuerst hob ich langsam meinen Kopf, wobei ich feststellet das mein Nacken stark schmerzte. Das war nicht der richtige Weg.
    Meine Hände rechts und links neben mir gelegt, versuchte ich nun mich mit ihrer Hilfe ab zu stützen und dann aufzurichten. Nach einem dreimaligen Anlauf hatte ich das dann irgendwann geschafft und saß auf meinem Allerwertesten.
    Keuchend schaute ich mich um, das Läuten war ganz in der Nähe, nur wo? Es kam bestimmt von der anderen Seite des Baumstammes.
    Nun kam die nächste Aufgabe, über den Baumstamm hinwegschauen.
    Mit großer Anstrengung gelang es mir mich hin zu knien und auch so aufzurichten, das mein Blick über den Baumstamm ging und wirklich, da drüben stand sie und zupfte an den winzigen Grashalmen unter einem Baum.
    Was nun sollte ich sie ansprechen oder zu ihr eilen. Doch mit dem Eilen würde es heute nichts geben. Meine Möglichkeit war eher ein dahin kriechen.
    Die Ziege stand a und schaute einfach so durch die Gegend. Langsam kroch ich auf allen vieren zu ihr hin.
    Inzwischen zupfte sie nicht mehr an dem spärlichen Gras. Sie stand einfach nur da, während ich mich mühte näher zu kommen. Bestimmt würde sie sich über mich amüsieren. Vielleicht war sie auch ein boshaftes Tier und würde weg rennen, sobald ich sie berührte. Trotz meiner besorgten Gedanken kam ich langsam näher.
    Jetzt gleich wäre es geschafft und dann würde es sich zeigen. Vorsichtig hob ich den Arm um sie zu streicheln und schon machte sie einen Schritt zur Seite. Dies wiederholte sich mehrmals.
    Doch irgendwann hatte ich es geschafft und lag unter der Ziege und trank ihre warme köstliche Milch, wobei ich mich immer noch wunderte, das ich es doch schaffte.
    Obwohl das schlucken sehr schmerzhaft war und die Arme mir langsam schwer wurde, hörte ich so schnell nicht auf.
    Doch dann wurde das liebe Vieh plötzlich sehr unruhig und rannte zu einer anderen Stelle, während ihre Glocke natürlich kräftig läutete.
    Ich blieb einfach völlig erschöpft dort liegen wo ich war und war dann auch recht bald eingeschlafen.

  • Ich hörte eine Stimme, diese Stimme, hatte sie nun meinen Namen genannt? Nein, es hörte sich nur so ähnlich an. Bestimmt träumte ich wieder wie vorher schon einmal. Gleich würde sich wieder alles ändern …..oder doch nicht?
    Langsam wurde es in meinem Kopf klarer. Das jetzt war kein Traum irgendwer stand da.
    Obwohl es mir noch genauso entsetzlich schlecht ging wie vorher, begann mein Hirn nun zu rasen.
    Was sollte ich tun? Wer war das? Wollte er mich umbringen?
    Kam ich nun wieder auf den Sklavenmarkt? Waren das etwa? …. Nein dieser Gedanke war zu abwegig, Menecrates war bestimmt froh mich den ewig jammernden Manuel, wie er mich nannte, los zu werden. Doch auf der anderen Seite, er war Römer. Ich war sein Eigentum und welcher Römer verliert schon gerne sein Eigentum. Auch wenn ich der Mensch nur eine Sache für ihn war, so war diese Sache handlungsfähig und er profitierte dadurch von dieser Sache.
    Wie sollte ich mich nun aber verhalten? Da ich weder für eine Flucht, noch für einen Angriff die Kraft besaß, wäre es sich gut zunächst einfach gar nicht zu reagieren. Außerdem wenn er so laut redete, war bestimmt noch einer in der Nähe, wenn nicht sogar mehrere.
    Also blieb ich einfach liegen und wartete ab.

  • Corvinus traute dem Braten nicht wirklich. Hatte der liegende sich nicht gerade bewegt.
    Corvinus zog sein Gladius, ging langsam auf am Boden liegenden zu und beobachtete jeden Zentimeter der Umgebung.
    So langsam vorrückend dauerte es eine ganze Weile bis er bei Linos ankam. Als er schließlich direkt neben ihm stand schaute er kurz hinunter.
    Der Mann der da am Boden lag, war dreckig, wirkte kränklich verschwitzt und seine Kleidung zeigte deutliche Spuren eines Gangs durch die Wildnis. Sein Gesicht war ungewaschen und unrasiert aber die Beschreibung von dem entlaufenen Sklaven könnte auf ihn passen.
    Noch nicht ganz überzeugt ob das nicht doch ein Hinterhalt von Germanenbarbaren war, Corvinus litt da durchaus unter einer kleinen Paranoia was wohl fast auf jeden Römer zutraf der direkt an der Grenze aufgewachsen war und in seiner Kindheit einige Barbarenüberfälle mitgemacht hatte. Hier gab es zwar keine Quaden aber die Germanenstämme waren ja nicht besser.
    Jedenfalls entschied er sich für einen kleinen Test. Die linke Hand des liegenden lag neben seinem Körper. Corvinus stellte seinen Fuß auf den kleinen Finger der linken Hand und verlagerte langsam immer mehr Gewicht auf diesen Fuß. Seine genagelten Soldatenstiefeln würden einige Schmerzen bereiten. Unmöglich das jemand der sich nur schlafend stellte dabei keine Mine verziehen würde.

  • Was dauerte denn nun so lange? Der jenige der da stand, wer auch immer, soll sich endlich zu erkennen geben. Diesen Gedanken noch nicht ganz zu Ende gebracht, spürte ich seinen Fuß, besser gesagt die schwere Sohle auf meinem kleinen Finger, der linken Hand.
    Zähneknirschend wollte ich zu erst dem Schmerz widerstehen. Doch was zu viel war, war zu viel. „AAAAccccccchhhh!“ Kam es rau aus meiner Kehle. Meine Augen nun geöffnet sah ich als erstes Soldatenstiefel vor mir. Wer immer das war, er sollte aufhören.

  • "Hah dachte ich es mir doch das der nur so tut als ob er schläft", sagte Corvinus laut halb zu sich selber und halb zu Ferrox.
    Er nahm den Fuß von der Hand und herrschte den Mann an


    "So Bursche dann steh mal auf, nenn mir deinen Namen, deinen Stand und deinen Wohnort und wieso du hier in dem Aufzug auf dem Hügel rumliegst?"


    Corvinus nahm das Gladius runter steckte es aber noch nicht weg.

  • Warum brüllte der Kerl nur so? Ach ja richtig er gehörte zu denen, er war einer von den Schreihanserln. Mein armer Kopf, außerdem wie sollte das gehen aufstehen, ich wäre ja froh wenn ich zum sitzen käme. Sollte ich es versuchen und mich an ihm hochziehen? Das wäre bestimmt nicht so gut, am besten ich sagte ihm was mit mir los war. „Bitte, ich kann nicht“, kam krächzend von meiner Seite.

  • Als der Liegende anfing zu krächzen schaute Corvinus sich den Mann genauer an. Er sah wirklich nicht sehr gut aus oder er konnte sich gut verstellen.
    "Dann fangen wir erstmal mit deinem Namen und den anderen Sachen an die ich wissen will. Dazu kannst mir noch sagen warum du hier so jämmerlich rumliegst, bist du krank oder verletzt?"

  • Merkt der eigentlich nicht wie schlecht es mir geht? Fragt er mich doch allen ernstes warum ich hier rum liege und ob ich krank sei. Welche normale Mensch würde sich bei einem solchen Wetter, einfach so auf eine Bergspitze legen? Die Römer können so etwas von dämlich sein. Na ja dazu war er ja auch noch einer vom Militär, was konnte man von denen schon erwarten, außer schreien war da nichts drin. Doch ich sollte gerecht sein, fiel mir plötzlich ein, einen gab es schon der anders war. Natürlich mein Herr, der Menecrates. Zu dem wollte ich jetzt.
    Während ich mit den Händen halt suchte, um mich aufzurichten, antwortete ich einfach Menecrates. Das heißt ich wollte so antworten, doch zuerst kam ein Hustenanfall, dann mehrmaliges räuspern, danach erst ein „Menecrates“ aus meinem trockenem Mund.
    Nun versuchte ich mich aufzurichten, was dieses mal nicht so richtig klappte und deshalb ließ ich es einfach wieder sein.

  • Nun war Corvinus sich sicher. Die Beschreibung passte einigermaßen, der Zustand ebenfalls und das der gerade zufällig den Namen des Legaten benutzt hatte konnte auch nicht sein.
    Mithras war bei ihm, anders als ein göttliches Geschenk konnte es nicht sein das er hier mitten in der Pampa über den entlaufenen Sklaven stolperte.
    Im nächsten Moment wurde Corvinus aber auch klar das es dem Kerl offensichtlich nicht besonders gut ging. Eine Tatsache die ihn doppelt ärgerte zum einen konnte er dem Sklaven in diesem Zustand ja keine zimmern was er sich fest vorgenommen hatte. In seinem schlechten Zustand würde ihm das vielleicht den Rest geben. Zum anderen mussten sie ihn ja auch lebend bis zum Legaten bringen.


    Corvinus war schon immer für die einfachen Lösungen. Er steckte sein Gladius entgültig weg. Packte sich den Mann und warf ihn sich über die Schulter.
    "Ferox nimm du mein Scutum und Pila mit. Der Kerl muss so schnell es geht nach unten in den Stall. Ich kenn mich damit nicht aus aber ich glaube der macht sonst nicht mehr lange. Mugillanus hilft ja gelegentlich im Valetudinarium der muss sich den Kerl ansehen ob da noch was zu machen ist."


    Corvinus hatte seine Sätze kaum beendet als er auch schon, mit Linos über der Schulter, den Abstieg begann.

  • Als der Kerl mich anfasste dachte ich schon mein letztes Stündchen hätte geschlagen. Ich klammerte mich zwar an meinem Leben aber ändern hätte ich auch nichts können. Doch was dann geschah überraschte mich wirklich, ich flog irgendwie im hau ruck und landete auf seiner Schulter. Ehe ich überhaupt alles so richtig wahrgenommen hatte, trabte der auch schon los. Ich hätte nicht erwartet, dass ich solch ein Federgewischt war.
    Nun hing oder klebte ich , wie auch immer, an seiner Schulter, den Kopf nach unten. Es ruckelte und zuckelte, meinem Magen der seit Tagen, nur vor kurzem die Ziegenmilch gesehen hatte, gefiel dies wohl gar nicht so. Mehrmals musste ich schlucken, doch dann konnte ich es nicht mehr halten und das Unglück nahm seinen Lauf. Die gute Ziegenmilch suchte sich den Weg nach draußen und landete auf seinem Rücken.
    Ich schloss die Augen und wartete auf den Weltuntergang.

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