Wahrscheinlich hatte ich ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter gemacht, als mein neuer Dominus mir der Fesseln abgenommen hatte. Einer seiner Sklaven hatte sich dann meiner recht schnell angenommen. Er führte mich zum Sklaventrakt, wo ich zunächst auf die Villica traf und einigen anderen Sklaven begegnete. Nachdem ich einige Worte mit ihr gewechselt hatte, konnte ich mich endlich waschen. Doch bevor man mir neue Kleidung gab, wurde ich mit einem duftenden Öl eingerieben, so dass ich danach wie ein Moschusochse roch. Auch die Tunika, die ich erhielt und meinen Körperbau besonders zu betonen schien, ließ keinen Zweifel bestehen, was mich erwarten würde. Es war keine gewöhnliche Tunika, wie sie all die anderen Sklaven trugen, um ihr Tagwerk zu verrichten. Sie war mit feinen Borten besetzt auf denen ein fortlaufendes Muster zu erkennen war und machte einen sehr edlen Eindruck auf mich.
Inzwischen war die Zeit vorangeschritten und der Tag neigte sich langsam seinem Ende zu. Nun war es an der Zeit, dem Decimer gegenüberzutreten. Ich musste zugeben, ich fühlte mich sehr beklommen, als ein Sklave, der mich zum Cubiculum meines Dominus bringen sollte, mich vor sich herschob, bis ich schließlich vor dessen Tür angelangt war. Bevor er mich verließ, klopfte er, öffnete vorsichtig die Tür und schob mich dann in den Raum hinein.
Der Decimer saß auf der Fensterbank mit einem Weinkelch und las dabei aus einer Schriftrolle. Er schien sich dabei den Text selbst leise vorzulesen.
Zunächst blieb ich an der Tür stehen und fühlte mich dort völlig fehl am Platz, denn er schien mich nicht zu beachten. Wenigstens blieb mir so ein wenig Zeit, um ihn mit ernster Miene zu mustern. Schließlich räusperte ich mich, um mich bemerkbar zu machen. Dann sprach ich ihn an. "Dominus?!"