"Oh, wie deplorabel"
, bekundete Gracchus sein Bedauern über das Scheitern der Eheverhandlungen mit den Claudiern.
"Nun"
, überlegte er sodann.
"Menenius Lanatus' Enkelin, die Tochter Marcellinus' allfällig? Eine Verbindung zum Rex Sacrorum wäre zweifelsohne nicht ohne Vorteil. Wiewohl ich nicht gänzlich sicher bin, ob sie nicht bereits verlobt ist. Ich werde dies na'hprüfen lassen."
Seit dem Bürgerkrieg legte Gracchus noch weniger wert auf Beziehungen als bereits zuvor, ob dessen er nicht sonderlich gut war informiert über den Heiratsmarkt der Stadt.
"Und ich meine Aemilius Genucius hat ebenfalls noch eine unverheiratete Tochter. Sie würde abgesehen von einer wohlmeinenden Stimme im Senat allfällig nicht allzu viel Einfluss mitbringen, doch zweifels..ohne ein gutes Stück Land."
Officium | Manius Flavius Gracchus
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"Eine Nachricht von Senator Iulius, Herr."
"Iulius?"
hob Gracchus seine linke Braue.
"Senator Marcus Iulius Dives", half Sciurus ihm auf die Sprünge.
"Ah, der umtriebige Iulius Dives. Lies vor"
, wies er den Sklaven an in Erwartung auf ein Schreiben öffentlichen, allfällig kultischen Belanges, konnte er sich doch nicht vorstellen, weshalb der Iulier sonst ihn kontaktierte. Mit jedem Wort indes das Sciurus las, wanderte die Braue des Flaviers mehr und mehr empor bis schlussendlich auch die rechte sich noch hinzugesellte und es beinahe schien als strebten beide danach sein Antlitz gen Himmel zu verlassen. Als der Sklave mit dem Gruße schloss, schwieg Gracchus einen Augenblick ehedem sein Brauen sich wieder auf ihren Nullpunkt sich absenkten.
"Senator Iulius Dives"
, überlegte er in den Raum hinein.
"Was sind wohl seine Beweggründe? Ist ihm diese Causa tatsächli'h unangenehm? Wer ist sein Patron?"
"Senator Vinicius Hungaricus."
"Ah, ein sinkender Stern, respektive ein versunkener Stern. Oder gibt es anderweitige Neuigkeiten?"
"Mir ist nichts bekannt, Herr."
"Hat Vinicius einen Sohn, der in den Cursus Honorum strebt? Allfällig muss Iulius diesen Faux Pas richten, ehedem sein Patron be..troffen sein wird."
"Über die Nachkommen des Vinicius bin ich nicht informiert, Herr, aber zumindest scheint keiner von ihnen in Rom zu sein."
"Hmm, allfällig auch nur ein Positionierung im Senat? Was war das letzte Amt des Iulius?"
"Er war vor längerem Aedilis Plebis."
"Womöglich sucht er Verbündete für seinen nächsten Schritt? Die Freunde Vinicius' sind schlussendlich auch nicht mehr zahlreich."
Der Flavier sog seine Unterlippe zwischen die Zähne und überlegte ein wenig, dann wies er seinen Vilicus an:
"Nimm dir eine Tabula. Das Eingeständnis eines Ver..säumnis und seine Exkusation konzedieren immerhin eine ehrliche Antwort."
Die Nachricht, welche Gracchus sodann diktierte, wurde umgehend zur Casa Iulia geleitet. -
Wie er es seinem Großneffen hatte versprochen diktierte Gracchus seinem Vilicus eine Nachricht an den Magister der palatinischen Salier, so dass Maecenas sich damit konnte vorstellen.
Pontifex M' Flavius Gracchus Magistro Salii Palatini s.d.Aus meiner eigenen Zeit als Magister der ehrenwerten Salii Platini ist mir noch sehr gewahr wie bedauerlich stets eine Lücke in den Reihen der Sodales ist, gleich wie schwer geeignete junge Männer zu finden sind, welche bereit sind die Tradition ihrer Vorfahren fortzuführen.
Um so erfreulicher - allfällig gar eine Fügung der Götter - ist der Umstand zu bewerten, dass erst kürzlich mein Großneffe Sextus Flavius Maecenas seinen Weg nach Rom hat gefunden. Er ist ein Enkel des Marcus Aristides, welcher ebenfalls lange Jahre in den Reihen der Palatini dem Mars zu Diensten gewesen ist. Tief verwurzelt in den Traditionen Roms und seiner Familie ist der junge Maecenas bestrebt, dem Weg seiner Vorfahren zu folgen und ob dessen einen Platz in den Reihen der Salii Palatini einzunehmen.Ich bitte dich darob, ihn den Sodales vorzustellen, als dass der vakante Sitz in euren Reihen allfällig bald gefüllt werden kann.
Nachdem das Schreiben gesiegelt war trug ein Sklave es zu Maecenas. -
Und täglich grüßt ...
Ein wenig zu monoton ratterte Ikarus die Namen und Anliegen aller Korrespondenten des Tages herunter, welche er auf einer kleinen Wachstafel hatte notiert, während Flavius Gracchus dem zurückgelehnt und mit geschlossenen Augen folgte.
"Der Magister Septemvirorum Atinius lädt zur Cena, um das Epulum lovis zu besprechen, Carsuleius Canus bittet um eine Verlängerung der Frist um eine Woche, Valerius Flaccus vermeldet seine Rückkehr nach Rom und fragt nach dem Stand des Projektes Lex Mercatus, Kosmas vermeldet weiterhin keine Änderung der Situation, und Orpheus übersendet die Ertragsaufstellung aus Lavinium."
Ein Augenblick der Stille folgte, dann öffnete Gracchus die Augen.
"Bestätige die Fristverlängerung für Carsuleius in geneigter Couleur, konsentiere Atinius' Einladung höflich, streiche Kosmas ein Viertel seiner Zuwendung und erkläre unmissverständli'h, dass so er nicht seinen Nutzen beweisen kann er dort nutzlos ist, prüfe die Erträge gegen das letzte Jahr, und Valerius... was genau schreibt er?"
Ikarus wechselte zu dem Schreiben und las es vor. Ein schmales Lächeln stahl sich auf Gracchus' Lippen ob Valerius' Befürchtung, war er doch längst zu alt, um über die Unbill des Lebens in Ärger zu verfallen - weder die seines eigenen Lebens, noch die seiner Mitmenschen. Wenn überhaupt verfiel er allenfalls in Trübsinn ob dessen.
"Übersende ihm meine Freude, ob seines zurückerlangten Wohlbefindens und seiner Rückkehr, und lade ihn zur cena. Kennst du Valerius bereits?"
Wenngleich Gracchus keinerlei Schwierigkeiten hatte, ihm einprägsame Ereignisse, Empfindungen oder Informationen in seinem Gedankengebäude akkurat zu archivieren, so gelang es ihm seit vielen Jahren - üblicherweise verdrängte er den Auslöser aus seinen Erinnerungen - nicht mehr, insbesondere ihm weniger wichtige Ereignisse über einige Monate hinaus in einen präzisen, zeitlichen Kontext miteinander zu setzen.
"Ja, ich habe ihn bereits kennengelernt. Nicht zuletzt im Zuge der Erörterung der Lex Mercatusgemeinsam mit deinem Sohn und Seius Ravilla."
Einen Augenblick hob Gracchus verwundert eine Braue. So lange. So lange war es bereits her, dass Sciurus ihn hatte hintergangen. So lange hatte er Ikarus bereits in seinem Besitz. So lange weilte Minor schon auf dem Land. So lange hatte sich Prisca aus Rom zurückgezogen.
"Ver..fliegt die Zeit, oder steht sie still und ich verfliege?"
, murmelte der Flavier nachdenklich.
"Herr?" hakte Ikarus nach, da er außer einigen Vokalen nichts von dem Gemurmel seines Herrn hatte verstanden, ihn indes das Gefühl beschlich, dass es allfällig für seine Aufgaben bedeutsam war.
"Ach, nichts"
,winkte Gracchus indes ab.
"Valerius. Valerius Flaccus ist ein talentierter Advocatus. Die Reform einer Lex könnte ihm den rechten Auftrieb geben, allfällig sogar nach Höherem zu streben. Nun ja, wir werden sehen."
Damit war die Korrespondenz des Tages erledigt, und der Sklave Ikarus begann, die Antwortschreiben seines Herrn zu formulieren und auf den Weg zu bringen.
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