Cornelius Palma war ein wenig erstaunt, dass man seinem Plan nicht sofort zustimmte. Vielmehr schienen alle abzuwarten, was Flavius Flaccus dazu erwidern würde. Doch auf Palma wirkte es doch, als habe der Flavier keine echte Alternative, denn er mied ein Wort. So blieb es wohl vorerst an ihm, detailliertere Erklärungen abzugeben.
"Nun, ich kenne einen kaiserlichen Freigelassenen recht gut. Er diente unter mir als Sekretär des Procurator von Syria und ist ein absolut vertrauenswürdiger Mann. Er wiederum kennt jemanden aus dem kaiserlichen Haushalt, einen unbedeutenden Küchensklaven. Er könnte diese Angelegenheit problemlos erledigen. Wie man Ulpianus, dem Freigelassenen, versicherte, schätzen sowohl Aelianus Valerianus, als auch sein Sohn die Saucen, die der Sklave bereitet, sodass das Gift wohl seinen Weg finden wird. Mein Mann wiederum hat angedeutet, dass er im Namen einer bedeutenden Person in Rom handelt, ohne dass mein Name gefallen ist. Da unter den gegebenen Umständen allerdings auf der Hand liegt, dass Vescularius Salinator am meisten von einem Tod des Kaisers profitiert, sollte der Verdacht leicht auf diesen fallen."
Mit einem zufriedenen Blick sah Palma in die Runde, zumal sein Plan ihm durchaus gelungen erschien.
"Um dies vielleicht noch gesagt zu haben: Ulpianus, der Freigelassene, steht nicht direkt in meinen Diensten, sondern ist nur ein Bekannter von mir. Tatsächlich hat er aber auch schon mit verschiedenen Freunden des Praefectus Urbi zusammengearbeitet, sodass sich hier zweifellos eine Verbindung konstruieren ließe."
Triclinium | Coniurationis Finis?
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Die Erläuterungen des Corneliers klangen immer vielversprechender - nicht nur, dass er Zugang zum Kaiserhof gefunden hatte, er hatte sogar einen idealen Weg gewählt! Zwar war der Tiberier sich unsicher, ob Palma diesen Ulpianus im Zweifelsfall opfern würde, aber solange dieser kooperierte, war das ja auch nicht nötig.
"Ich muss zugeben, dass nach allem, was ich weiß, diese Option weitaus sinnvoller wäre. Dein Kontakt zu dem kaiserlichen Arzt besteht über Deinen Medicus Personalis, nicht wahr, Flaccus? Das würde möglicherweise doch zu direkt auf uns deuten - zumindest aber nicht auf Salinator."
bemerkte er in Richtung seines Klienten. Natürlich wollte er diesen nicht einfach übergehen, doch in diesem Fall erschien der Vorschlag von Palma schlichtweg als beste Lösung!
"Wenn es für die Versammelten also akzeptabel wäre, würde ich vorschlagen, die Angelegenheit der Exekution Cornelius und seinen Kontakten zu überlassen."
Da Flaccus keine Einwände brachte und auch die übrigen Verschwörer nichts einwanden, ging Durus zum nächsten Punkt über - doch was gab es überhaupt noch zu bereden?
"Dann fasse ich noch einmal kurz zusammen und rekapituliere dich Zuständigkeiten:
1. Gemeinsam mit Flavius Gracchus werde ich mit Hilfe dieses Stertinius eine modifizierte Version des Testaments erarbeiten. Im Rahmen einer Inspectio des Atrium Vestae werde ich dann für einen Austausch der Testamente sorgen.
2. Cornelius wird seinen Kontaktmann anweisen, unseren Koch sicher zu kaufen und sich ebenso um das Gift sorgen, das wir Valerianus zuführen. Wir werden dann einen Termin festlegen, der vorzugsweise vor einem Feiertag liegt. Ein Reiter mit Pferdewechsel kann innerhalb eines Wintertages hier in Rom sein - wenn er bei Nacht aufbricht, kann uns die Nachricht gegen Mittag oder Nachmittag erreichen. Zu diesem Zeitpunkt wird Salinator sicherlich nicht in der Castra Praetoria sein.
3. Lucianus wird einen Plan für die Festnahme Salinators ausarbeiten - vorzugsweise mit mehreren Optionen, also etwa in seinem Haus, in den Thermen oder auf dem Forum. Jeder von uns sollte ihm dazu die Zahl der stellbaren Bewaffneten angeben, mit denen er rechnen kann.
4. Was werden alle anderen tun?"
Er machte eine Pause und fuhr sich nachdenklich über das Kinn.
"Ich schlage vor, die Senatoren unter uns werden Lucianus bei der Festnahme begleiten, während alle anderen sich mit ihren Klienten an einem vereinbarten Ort treffen. Dort könnte man etwa eine Art Streit fingieren, durch den es zu einem Tumult kommt, der die Sicherheitskräfte der Urbs ablenkt."
Er blickte in die Runde. Was die anderen wohl davon halten würden?
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Obgleich er selbstredend mehr als gewillt war bei der Anfertigung des gefälschten Testamentes mitzuwirken, so verspürte Gracchus doch ein wenig Unbehagen bei dem Gedanken daran, würde doch allfällig Durus dabei auffallen können, dass seine Befähigung umfänglichere Texte zu erfassen nurmehr überaus begrenzt war. Indes vertrauten sie sich in der Angelegenheit ihrer Anwesenheit bereits bis auf das Leben ihrer Familien, so dass wohl im schlimmsten Falle dies Wissen bei Durus durchaus wäre wohlbehütet. Die Möglichkeiten Cornelius' indes erwiesen sich als überaus nutzbringend, was Gracchus einmal mehr den Gewinn des Consularen für ihre Runde bewusst machte.
"Auch wenn uns allen die Erfahrung bezüglich solch gewi'htiger Umstürze fehlen mag, so halte ich diesen Plan für hinreichend durchdacht. Ich werde im Geleit Vinicius' nur einige wenige Männer der erwähnten Klienten mit mir nehmen, dass die übrigen Flaccus geleiten, der sich dem Tumult wird an..schließen können. Ich schlage jedoch vor, dass jene, welche diese Unruhe vorantreiben, sich ein wenig zurückhalten und nicht in direkter Weise selbst agieren, sondern nur entspre'hende Weisungen an ihre Klienten ausgeben, so dass nicht die Gefahr besteht, dass einer von ihnen vorübergehend in Gewahrsam der Urbaner gerät."
Noch am gleichen Abend würde Gracchus seinem Vilicus eine umfassende Liste diktieren, welche Art Vorkehrungen in den kommenden Tagen würden zu treffen sein, so dass die Flavii jederzeit bereit wären für den bedeutsamen Augenblick. -
Flavius Flaccus, der in Gedanken an einem scheinbar überaus fernen Ort geweilt hatte, machte einige Momente lang einen mehr denn abwesenden Eindruck, doch als Durus seinen Namen fallen ließ, richtete sich seine Aufmerksamkeit rasch wieder auf das Geschehen im tiberischen Triclinium. "Ähm .. ja, auch ich denke, das ist die bessere Option. Zwar habe ich bereits meinen griechischen Leibsklaven nach Misenum entsandt, doch seinen Nachrichten zufolge hat er sich dem kaiserlichen Arzt noch nicht völlig anvertraut, sondern versucht im Moment dessen .. Zuverlässigkeit zu überprüfen. Die Beziehung der beiden Männer scheint im Moment nicht mehr denn eine lose, freundschaftliche zu sein, weshalb ich den ausgereiften Plan von Cornelius Palma in allen Punkten unterstütze." - Selbst wenn seine eigenen Anstrengungen bereits in einem fortgeschritteneren Stadium sich befunden hätten, wäre Flaccus natürlich nicht in seinen wüstesten Träumen auf den abwegigen Gedanken gekommen, seine eigenen spärlichen Bemühungen jenen eines zweifachen Consulars voranzustellen. Als Gracchus dann das Wort ergriff und über die konkrete flavische Beteiligung an dem Umsturz sprach, verlegte sein junger Verwandter sich darauf, seine Zustimmung lediglich durch ein bekräftigendes Nicken zum Ausdruck zu bringen.
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Zufrieden stellte der alte Tiberier fest, dass alle einverstanden waren - oder sich nicht weiter äußerten. Insbesondere die Wortkargheit seines Klienten Lupus überraschte ihn ein wenig. Aber letztlich konnte dies natürlich auch bedeuten, dass er einverstanden war. Das Treffen wechselte nun ein wenig seine Atmosphäre - alle schienen erleichtert, dass nun alles beschlossen und verteilt war. Nachdem der letzte Speisengang aufgetragen worden war, begann man schließlich noch, die Frage eines geeigneten Termins zu diskutieren. Aber auch hier wurde es sehr bald deutlich, dass die Saturnalia eine geeignete Zeit waren - auch Soldaten erhielten zu dieser Zeit üblicherweise frei, die Sklaven in der kaiserlichen Villa würden gelöster sein und die ganze Stimme der Stadt würde ihnen in die Hände spielen...
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