• IN NOMINE IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
    EDICTUM PRAEFECTI URBI


    Hiermit verhänge ich den Notstand über die Urbs Roma. Alle Bürger und Einwohner der Stadt haben ihre Häuser und Wohnungen zu hüten! Alle öffentlichen Versammlungen sind bis auf weiteres verboten! Das Öffnen von Geschäften auf dem Forum und öffentlichen Plätzen, Zusammenrottungen von Menschen und allgemeines Verbreiten von Unruhe sind strengstens untersagt!


    Gegen Unruhestifter wird ohne Warnung
    mit Waffengewalt vorgegangen!


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/SiegelCuPUPVS.png]

  • Ein unbedeutender Sklave aus dem Haushalt des Cornelius Palma war einer der ersten, der von der Veröffentlichung des Verbotes etwas mitbekam. Pflichtbewusst machte er sich gleich auf den Weg nach Hause, um seine Herrschaften zu unterrichten. Nicht ahnend, was er damit auslösen würde, denn für seinen Herrn bedeutete die Nachricht nichts Gutes. Deshalb dauerte es auch nicht lange, bis einige Männer - die sich bei einer eventuellen Befragung allesamt als Nichtbürger und Nichteinwohner Roms herausstellen würden - zügig, aber unauffällig und in verschiedene Richtungen die Stadt verließen.

  • Zu dem Aushangverbot verschlug es Salonia und einen ihrer Kollegen von der Acta als erstes. Um sie liefen die Menschen teils verwirrt umher... teils standen sie da wie vom Donner gerührt, als könnten sie noch gar nicht so wirklich fassen, was passiert war. Von Panik war im Moment noch wenig zu spüren, die Urbaner waren ja erst vor kurzem losmarschiert, um das Edikt des Praefectus Urbi bekannt zu machen und durchzusetzen... Aber die Gerüchte verbreiteten sich immer mehr, und immer schneller.


    „Hast du gehört? Der Kaiser soll tot sein!“
    „Sssschsccchsschhhh! Verschrei's nicht, am Ende sorgen die Götter dafür dass es wahr wird!“


    Ein paar Schritte weiter klangen die Gerüchte ganz anders...


    Waaas?!?
    „Bist du sicher?“
    „Absolut. Ich hab's von nem Urbaner persönlich! Der Praefectus Urbi hat die Macht an sich gerissen, und den Kaiser hält er in Misenum mit Hilfe der Garde gefangen!“
    „Das ist doch ungeheuerlich...“


    Hinter ihnen...


    „Ich sag's dir, der Kaiser ist verrückt geworden.“
    „Der Kaiser? Der Vescularius wenn dann schon. Der Kaiser hat doch keine Ahnung davon, was hier in Rom vorgeht...“
    „Natürlich hat er das! Aber er ist nicht mehr Herr seiner Sinne, kein Wunder so lang wie er schon krank ist...“
    „Nä. Der PU ist verrückt, so sieht's aus. Warum sonst der Notstand? Das macht doch nur nen Verrückter...“
    „Oder jemand mit gutem Grund! Und jetzt seht zu dass ihr Land gewinnt, ihr könntet eingebuchtet werden für so was!“


    Ein paar Schritte nach links...


    „Vielleicht haben es die Parther bis nach Italia geschafft?“
    „Und stehen jetzt vor den Toren Roms, meinst du? Iupiter steh uns bei!“
    „Komm, lass uns gehen... ich hoff unsere Sklaven können noch genug Vorräte kaufen...“


    Und ein weiteres Stück entfernt:


    „Ungelogen. Ich schwör's dir.“
    „Nein...“
    „Doch.“
    „Nein!“
    „Doch!“
    „Das kann nicht wahr sein!“
    „Wenn ich's dir doch sage! Der Kaiser ist schon seit Wochen tot! Ach was sag ich, Monaten! Seit Monaten! Und der Notstand kommt jetzt, weil sie's nicht mehr unter Verschluss halten konnten!“
    „Wer sollte das unter Verschluss halten wollen?“
    „Na... äh... Prätorianer! Senatoren! Der PU! Die hätten doch alle Gründe dafür!“


    Salonia und ihr Kollege hörten sich um... lauschten den Unterhaltungen, schnappten Gerüchte auf... und machten sich irgendwann aus dem Staub, um woanders weiter zu machen.

  • Sim-Off:

    :* NPCs, die in späteren Postings nicht mehr erwähnt werden



    Als in der Ferne das in die mächtige Ringmauer eingebaute Stadttor in Sicht kam, wusste sie nicht, um welchen der vielen Durchlässe, die in die Stadt hineinführten, es sich handelte. War es die Porta Collina? Oder die Porta Quirinalis? Es war ihr ein Rätsel. Längst hatte sie die Übersicht verloren und den Versuch aufgegeben, sich die vielen Namen auf dem Plan, den man ihr mitgegeben hatte, einzuprägen. Irgendwann würde sie sich ja doch verlaufen.


    So ging es schon die ganze Reise lang. Seit ihrem Aufbruch befand sich Laeva in einem Zustand melancholischer Wahrnehmungslosigkeit, die an Nostalgie grenzte. Ja, Laeva hatte Heimweh - und das nicht zu knapp. Als man ihr vor ein paar Monaten sagte, sie würde nach Rom geschickt werden und dort für unbestimmte Zeit bei ihrem Onkel leben, hatte sie sich überrascht nach dem ‚Warum?‘ erkundigt. Es sei eine Möglichkeit, ihre Fertigkeiten in der Malerei zu schulen, hatte man ihr geantwortet. Sie würde Künstler kennen lernen, die ihr Wissen erweitern und sie in den verschiedensten Techniken unterweisen würden. Und vielleicht würde man in Rom auch Gefallen an ihren eigenen Werken finden.


    Das war jedoch nicht der einzige Grund, und Laeva wusste das. Viel eher hatte ihr Vater die Geduld verloren und die Aufgabe, einen anständigen Ehemann für seine Tochter zu finden, einem anderen übertragen, nämlich ihrem Onkel. Laeva war sich nicht sicher, ob sie sich darüber freuen oder grämen sollte. Vermutlich nichts von beidem, denn es änderte ja kaum die derzeitige Situation. Aber die Tatsache, dass sie eine lange Reise antreten musste, die sie zu Verwandten bringen würde, die sie kaum kannte, machte ihr Angst. Sie war eine Person, die den Zustand ruhiger Ereignislosigkeit dem Abenteuer vorzog, und die Aussicht auf ein anderes Leben in einer anderen Stadt, auf neue Menschen und eine neue Ordnung war beunruhigend. Dieses Rom, diese Stadt, dieses Zentrum der Macht … das war kein Ort für sie.


    Und doch hatte Laeva den Entscheid ihres Vaters gehorsam hingenommen und war mit einer kleinen Garde und ihrer einzigen Dienerin von Tarraco in Spanien aufgebrochen. Von der anfangs zehn Mann starken Truppe, die man ihr als Schutz mitgegeben hatte, war nunmehr nur noch dieser eine, mürrisch dreinblickende Hüne mit dem übermässigen Bartwuchs übrig geblieben, der in Laeva nicht das geringste Vertrauen weckte. Der Rest der Garde hatte sich auf dem Weg in alle Winde zerstreut, da ihnen von Lucius Iulius Flavianus noch andere Aufgaben zugeteilt worden waren. Und auch Laevas Gespielin musste sie unterwegs zurücklassen, denn das Mädchen litt an einer üblen Magenverstimmung und klagte über stechende Bauchschmerzen. Nun waren nur noch der genannte Wächter*, dessen Herkunft sie nicht kannte, und ein junger, gesprächiger Stallbursche, dessen Name Nikos* auf seine griechische Abstammung hindeutete, an Laevas Seite.


    Eben dieser Stallbursche machte als erster auf die näherkommende Stadt aufmerksam und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger nach vorne: „Seht nur, Domina! Wir sind am Ziel unserer Reise!“ Er klang fröhlich, beinahe schon euphorisch. Laeva hob müde den Kopf und nickte stumm, während sie versonnen mit ihren schlanken Fingern durch die weiche Mähne ihrer Schimmelstute strich. Kalliope, so nannte sie das Pferd, hatte sich zu Laevas Erleichterung als sehr liebes, genügsames Tier erwiesen, das nicht im Geringsten schreckhaft oder störrisch war. Sie mochte nicht die schönste Stute sein, aber sie war durchaus für eine unerfahrene Reiterin wie Laeva geeignet. Brav trottete sie auf der Strasse kontinuierlich vorwärts, hob von Zeit zu Zeit den Kopf, spitzte die Ohren, schnaubte und liess das Haupt wieder sinken.
    „Aber … was soll das denn?“


    Wieder war es Nikos Stimme, die Laeva aus ihren Gedanken riss. Sie richtete ihren Blick nach vorne und erkannte, was die Aufmerksamkeit des Jungen erregt hatte: Vor ihnen am Tor, das zu Laevas Erstaunen geschlossen war und von einer Reihe gut ausgerüsteter Soldaten bewacht wurde, tummelte sich eine ganze Menge Menschen unterschiedlichen Standes und Berufs. Da war dieser Händler, dessen Töpferwaren noch eingepackt auf seinem Karren lagen. Dort der stattliche Ritter auf seinem Pferd, das ungeduldig auf der Trense herumkaute, sodass gelblicher Schaum aus seinen Mundwinkeln troff. Der Rappe ragte wie ein dunkler Fleck aus braunen, wabernden Masse der Anwesenden heraus, die allesamt durcheinander redeten, hier und da empörte Laute und Rufe von sich gaben. Einige redeten heftig gestikulierend auf die Wachen am Tor ein, die sich allerdings keinen Schritt von der Stelle rührten.


    Laevas Blick aus den grossen, veilchenblauen Augen irrte über die Köpfe der Präsenten, hielt Ausschau nach einem bekannten Gesicht. Doch da war niemand, den sie auch nur ansatzweise als Mitglied der Iulier erkannt hätte. Nikos brachte die Schimmelstute zum Stehen. Der Leibwächter mit dem verbissenen Ausdruck tratneben sie, schloss seine Pranken um Laevas Taille und half ihr vom Rücken des Pferdes. Sie schwankte ein wenig, als sie wieder festen Boden unter den Füssen spürte und hielt sich einen Moment lang am Arm des Hünen fest, ehe sie zu ihm aufsah und sich zu einem freundlichen Lächeln zwang: „Danke.“ Der Wächter antwortete wie erwartet - nämlich gar nicht.


    Laeva wandte sich nach vorne, der Menge zu und versuchte, einen Blick auf die Tore zu erhaschen, was angesichts der dichtaneinander stehenden Leute nicht einfach war. Nikos tippte derweil einem Mann auf die Schulter und zeigte auf das geschlossene Stadttor. Laeva konnte nicht verstehen, was er mit dem Fremden beredete, doch nach einem Moment kam Nikos zurück und machte ein saures Gesicht: „Sieht nicht gut aus, fürchte ich.“
    „Was ist denn los?“, wollte Laeva wissen. Nikos verzog die Mundwinkel, atmete tief ein und aus und schüttelte den Kopf: „Anscheinend wurde eine Ausgangssperre verlegt. Niemand kommt rein oder raus.“
    Laeva machte grosse Augen: „Eine Ausgangssperre? Aber weshalb?“
    „Das weiss ich nicht, Domina.“
    „Und wie lange dauert dieser Zustand noch?“
    Nikos hob ratlos die Schultern: „Keine Ahnung. Ein paar Tage. Vielleicht Wochen.“


    Laeva verlor resignierend an Haltung und sah hinüber zu den Soldaten, die noch immer unverrückbar an derselben Stelle standen. Das fängt ja fabelhaft an, ging es ihr durch den Kopf, und ein Ausdruck der Verzweiflung stahl sich in ihr Gesicht. Tage, Wochen. Wo sollte sie denn solange bleiben? In irgendeinem Gasthaus ausserhalb der Stadtmauern? Bestimmt waren diese bereits überfüllt. Und wenn sie noch ein freies Bett finden würde, hatte sie überhaupt noch das Geld dazu, sich selbst, ihre zwei Begleiter und das Pferd unterzubringen? Kaum. O Götter, musste das denn nun wirklich sein?


    Nikos schien ihren Unmut zu spüren, überlegte einen Augenblick lang und nickte dann bestimmt: „Hast du den Brief deines Onkels noch, Domina? Das Dokument, das er ausgestellt hat?“
    Laeva nickte zögerlich: „Ja, natürlich. In Kallipes Satteltaschen.“
    Nikos trat an die Stute heran, kramte in ihrem Gepäck und zog schliesslich ein zusammengefaltetes Stück Pergament heraus. Mit einem zuversichtlichen Grinsen hielt er es Laeva unter die Nase und ergriff ihre Hand: „Wir bringen dich schon irgendwie in die Stadt, Domina.“
    „Aber wie willst du das anste …“, begann Laeva, wurde allerdings sofort unterbrochen: „Lass mich nur machen, Herrin.“ Ohne dass sie Zeit gehabt hätte, ihm ihre Hand zu entziehen, zog Nikos sie hinter sich her und drängte sich durch die Menge - direkt auf die Wachen am Tor zu.



    Sim-Off:

    Hiermit ersuche ich eine mehr oder weniger gnädige Stadtwache um Teilnahme am Posting und um Eskorte zur Casa Iulia!

    In trutina mentis dubia fluctuant contraria lascivus amor et pudicitia.

    Einmal editiert, zuletzt von Iulia Laeva ()

  • [Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/5217/rmeriiou0.jpg]
    Lucius Cluentius Crassus*


    Die Urbaner die zur Sicherung der Stadt auch die Wachen an den Toren Roms verstärkten waren mehr oder minder genervt. Während es im Inneren des Molochs Roms wohl hoch herging, zumindest was die Flüsterpost so hergab, war es an den Toren noch recht ruhig.


    Bis auf die Massen an Leuten welche in die Stadt wollten und wegen des Notstandes nicht durften, war nichts los. Dennoch schwoll die Mengte der Leiber, die Einlass begehrten kontinuierlich an.

    Sim-Off:

    *= NPC

  • „Au! Verdammt, das war mein Fuss, du dummes Balg!“


    „Habt ihr keine Augen im Kopf?“


    „He, nun passt doch auf, ihr - “



    Laeva schloss die Augen und zählte innerlich von eins aufwärts, um den gehässigen Blicken der Umstehenden zu entgehen, während Nikos sie ungeachtet des misslaunigen Murrens gnadenlos hinter sich her zog. Er umschloss ihr Handgelenk so fest mit seinen kräftigen Fingern, dass sie das Gefühl hatte, ihr Arm befände sich in einem Schraubstock. Es tat weh, und hätte Laeva die Courage dazu gehabt, so hätte sie diesem griechischen Pferdeknecht ihre Hand entrissen und ihm mit derselben für seine Dreistigkeit eine schallende Ohrfeige verpasst!
    Nein … das hätte sie nicht getan. Selbst wenn sie den Mut dazu aufgebracht hätte, sie mochte den vorwitzigen, aber liebenswürdigen Knaben viel zu sehr. Und überhaupt: Laeva schlug nichts und niemanden. Nie. Selbst dann nicht, wenn man sie in eine derart unangenehme Situation brachte wie die, in der sie gerade steckte.
    Wieder rammte man ihr einen Ellenbogen in die Rippengegend, wieder wurde sie grob zur Seite geschubst. Ob beabsichtigt oder nicht, sie wollte gar nicht darüber nachdenken. Noch immer hatte sie die Augen geschlossen, stolperte vorwärts, und nur Nikos Arm bewahrte sie vor einem Sturz auf den von Schuhsohlen und Pferdehufen schlammig getretenen Untergrund.


    Dann, als sie im Zählen gerade bei sechzehn angelangt war, liess Nikos ihre Hand plötzlich los und sie blieb stehen. Vorsichtig öffnete sie die Augen, blinzelte - und sah sich mit Schrecken einem Brustpanzer aus blank polierter Bronze gegenüber! Die Stadtwache, vor der sie stand, sah aus den Augenschlitzen ihres Helms auf sie herab und fixierte sie mit dem scharfen Blick eines Falken, der im Begriff war, eine kleine, hilflose Maus mit seinem spitzen Schnabel zu packen. Rasch wollte Laeva zurückweichen, die zartgeschwungenen Lippen in einem erstickten Laut des Erschreckens ein wenig geöffnet, doch hinter ihr schloss sich die schmale Gasse, die Nikos ihnen gebahnt hatte, wieder und die übellaunige Menge der Wartenden versperrte ihr den einzigen Fluchtweg, den es gab.


    Es war wiederum Nikos, der die Bestürzung in Laevas Augen bemerkte, und er legte ihr aufmunternd die Hand auf die Schulter. Jedem anderen hätte diese Geste Vertrauen eingeflösst, und zumindest eine wenig Trost gespendet, aber Laeva fühlte sich dadurch nur noch elender, und im Angesicht dieses grimmig dreinschauenden Soldaten, der wie ein Riese aus Metall vor ihr aufragte, wurde ihr speiübel vor Furcht.
    Schliesslich verlor Nikos die Geduld, verdrehte die Augen und schob sich zwischen Laeva und die Wache vor dem Stadttor. Obwohl der Stallbursche für sein Alter recht hochgewachsen war, überragte sein Gegenüber ihn dennoch um mindestens einen halben Kopf. Ausserdem hatte Nikos noch die Statur eines Knaben, nicht die eines Mannes, und so wirkte er neben dem Soldaten wie eine Vogelscheuche, bei der fleissig an Füllung gespart worden war.
    Umso mehr erstaunte Laeva der gefasste, fast schon ein wenig trotzige Ausdruck auf Nikos Gesicht. Er schien vollkommen ruhig und unbeirrt, als er die Hände in die Hüften stemmte, gerade Haltung einnahm und das Kinn reckte: „Meine Domina, Laeva von den Iuliern, erbittet Einlass nach Rom! Öffnet die Tore für meine Herrin!“


    Mit einem Gemisch aus Überraschung und masslosem Entsetzen starrte Laeva den Stallburschen von der Seite her an. Ihr Blick sprach mehr als tausend Worte, die sie noch so gern aus vollem Hals herausgeschrien hätte: Bist du verrückt geworden? Willst du dich umbringen? Und mich gleich mit dazu? Bei Iupiter und allen anderen Göttern, hast du den Verstand verloren?
    Natürlich brachte Laeva keinen Mucks heraus. Die Gedanken rasten hinter ihrer Stirn, bildeten ein wirres Wollknäuel aus Befehlen, die ihr Gehirn an ihre Glieder weiterschickte, angespornt durch die Stimme der Vernunft, die mit ihrem Geschrei alle anderen Gedanken übertönte: Verschwinde von hier! Sofort! Auf der Stelle! Doch Laeva blieb wie angewurzelt stehen, sprachlos, unfähig, auch nur einen kleinen Zeh zu rühren.

    In trutina mentis dubia fluctuant contraria lascivus amor et pudicitia.

  • [Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/5217/rmeriiou0.jpg]
    Lucius Cluentius Crassus*


    Bürchelchen, da kann ja jeder hier kommen und sagen er wäre von den Iuliern um in die stadt zu kommen. Da habe ich heute schon bessere Geschichten gehört !


    Habt ihr eine Legitimation? Falls nicht, macht Euch hier weg sonst setzts was!!


    Crassus schob die Brust etwas vor um sein Gegenüber zu beindrucken.

  • Wenn es dem Soldaten daran gelegen hatte, noch einschüchternder zu wirken, als er es ohnehin schon tat, so war ihm das meisterhaft gelungen. Zumindest, was Laeva betraf. Sie sank noch ein wenig mehr in sich zusammen, senkte den Blick und versteckte sich so gut als auch nur möglich hinter dem Rücken des Stallburschen. Wie gerne sie sich jetzt doch in Luft aufgelöst hätte!
    Nikos schien nicht im Geringsten beeindruckt. Im Gegenteil: Mit einem frechen, beinahe schon grossspurigen Funkeln in seinen dunklen Augen tat er es dem Soldaten gleich und warf sich in die Brust. Gleichzeitig stellte er sich auf die Zehenspitzen, um noch etwas grösser zu wirken. „Mal abgesehen davon, dass meine Domina gar keiner Legitimation bedürfte“, begann Nikos und schwelgte dabei wie ein Hahn in seinem Stolz, „haben wir tatsächlich eine Urkunde, die den Aufenthalt meiner Herrin in Rom bewilligt.“ In einer unglaublich theatralisch wirkenden Bewegung - er hätte Schauspieler werden sollen, nicht Stallbursche - überreichte Nikos dem Soldaten den Brief von Laevas Onkel und fügte mit einem triumphierenden Lächeln hinzu: „Ausgestellt von Marcus Iulius Proximus.“


    Während die Wache das Dokument entfaltete und zu lesen begann, wandte sich Nikos zu Laeva um und schenkte ihr dasselbe siegesbewusste Grinsen wie zuvor dem Soldaten, wurde dann aber schlagartig ernst, als er ihren verschreckten Gesichtsausdruck wahrnahm: „Alles in Ordnung mit dir, Domina? Du siehst ein wenig … blass aus.“
    Laeva starrte ihn völlig perplex an. Ob alles in Ordnung war? DAS fragte er sie allen Ernstes? Sie spürte, wie sich zu Angst und prickelnder Nervosität auch noch Ärger mischte, sodass sie vor innerer Anspannung zu platzen drohte. Doch auch wenn ihr danach war, auch wenn sie am liebsten laut losgeschrien oder geweint hätte, sie tat es nicht. Wie immer verdrängte sie das, was sie fühlte, konzentrierte sich darauf, das Brodeln in ihrem Körper zu besänftigen, sodass zuletzt nur noch ein dumpfes Gefühl leichter Übelkeit zurückblieb, das viel leichter zu ertragen war. „Du bist verrückt“, stiess sie kaum hörbar hervor und suchte in seinen Augen nach etwas, das wenigstens ansatzweise nach Einsicht aussah.
    Nikos zuckte die Achseln: „Mag sein, aber wenigstens bist du dann in der Stadt. Und jetzt tu mir den Gefallen und lächle, Domina! Das wird dir später noch von Nutzen sein, wenn ich nicht mehr an deiner Seite bin.“
    Sie stutzte: „Was soll das heissen: ‚Wenn ich nicht mehr an deiner Seite bin‘?“
    Eine von Nikos dichten Augenbrauen rutschte in die Höhe und er sah sie auf eine Weise an, die Laeva nicht gefiel. Schliesslich schüttelte Nikos nur den Kopf und deutete mit einem kurzen Nicken auf die Torwache und die Urkunde, die sie in Händen hielt: „Das Dokument deines Onkels ist für dich, Domina. Von meiner Wenigkeit ist darin keine Rede.“


    Laeva öffnete den Mund und wollte gerade protestieren, doch Nikos hob rasch den Finger und legte ihn ihr auf die Lippen. Die Berührung liess Laeva innehalten. Sie vergass, was sie soeben hatte sagen wollen, sah gebannt in die dunkelbraunen Augen des jungen Pferdeknechts, dessen eindringlicher Blick ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte. „Es ist gut so“, sagte Nikos ruhig, aber entschieden, und Laeva nickte, eingenommen von der festen Überzeugung, die der junge Grieche ausstrahlte. Dann, ohne dass sie es eigentlich beabsichtigt hatte, umspielte ein mattes Lächeln ihre Lippen.

    Zufrieden liess Nikos seine Hand sinken und wandte sich ohne ein weiteres Wort wieder der Stadtwache zu. Er sah nicht, dass das Lächeln auf Laevas Lippen ebenso schnell verblasste, wie es erschienen war - und auch nicht, dass seine Herrin, die ein Mädchen von siebzehn oder weniger Sommern war, mit den Tränen zu kämpfen begann.

    In trutina mentis dubia fluctuant contraria lascivus amor et pudicitia.

  • [Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/5217/rmeriiou0.jpg]
    Lucius Cluentius Crassus*


    Mmmh , dieses Bürchelchen und die junge Frau schienen allem Anschein wirklich Iulier zu sein.


    Wartet hier ! Wir müssen etwas klären. Dann verschwand die Wache kurz.


    Den Brief nahm er mit.


    Nach kurzer Zeit kam die Wache wieder und antwortete .


    Die Frau kann rein. Sie wird zur Casa der Iulier eskortiert, da Ausgangssperre herrscht. Du er zeigte auf Nikos wartest hier.


    Ehe sich alle versehen hatten, hatte die Wache die Frau am Arm gepackt und ins Innere des Tores bugsiert.


    Dann wurde sie zur Casa Iulia eskortiert.

  • IN NOMINE IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
    EDICTUM PRAEFECTI URBI


    Aufhebung des Ausgehverbots


    Hiermit wird das Ausgehverbot in der Stadt Rom bis auf weiteres aufgehoben. Es ist den Bürgern der Stadt fortan wieder gestattet, ihre Häuser zu verlassen, um ihre notwendigsten Geschäfte zu verrichten. Weiterhin bleibt es für Senatoren und Equites untersagt, die Stadt ohne besondere Erlaubnis des Praefectus Urbi zu verlassen. Das Importieren und Tragen von Waffen jeder Art innerhalb der Stadt ist weiterhin strengstens untersagt.


    Da allerdings unser geliebter Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus schändlich ermordet wurde, hat der Senat von Rom in Absprache mit dem Praefectus Urbi eine generelle Staatstrauer verordnet. Alle Römer sollen ihre Tätigkeiten auf das Notwendigste beschränken, Geschäfte und Märkte auf dem Forum Romanum und dem Forum Traiani sind bis auf weiteres untersagt und an diesen Orten ist die Toga Pulla zu tragen. Ebenfalls dürfen Versammlungen nur in Ausnahmefällen mit Genehmigung des Praefectus Urbi stattfinden.


    Gegen Unruhestifter wird ohne Warnung
    mit Waffengewalt vorgegangen!


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/SiegelCuPUPVS.png]

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!