Tillas kleine Kammer

  • Nach dem vorsorglichen Abstecher zu Mutter Esther hatte Einar Priscas erste Leibsklavin in die Villa Flavia auf ihre Kammer zu Bett gebracht. Mutter Esther traf kurz nach ihm ein. Denn Tillas verschleppte Erkältung war mit voller Wucht begleitet von hohem Fieber zurück gekehrt. Da Tillas Körper durch die mangelnde Ernährung während der langen Gefangenschaft schon geschwächt war, war es schwer, Tilla bei Kräften zu halten. Es gelang Esther jedoch ihrer fiebernden Tochter Getränke und Suppen einzuflösen. Geduldig wechselte sie die Wadenwickel, legte immer wieder ein kühlendes Tuch auf Tillas heiße Stirn und rieb die Brust mit einer Salbe ein, welcher Tillas Husten mildern sollte.


    Mutter Esther liess sich kaum dazu bewegen Tillas Lagerstatt zu verlassen und schlief auf einer Kline, sie sie jeden Morgen mit Hilfe von Priscas zweiter Leibsklavin Mara heraus trug und abends wieder herein trug. Es war mit der Kline einfach zu eng in Tillas kleiner Kammer. Dennoch verliess die besorgte Mutter die Villa Flavia, um ihren florierenden Kräuterladen zu schliessen und auf längere Zeit unbewohnt zurückzulassen. Mit zwei Beutel voller Habseligkeiten kehrte Esther zurück und widmete sich erneut der Pflege Tillas. Das Fieber ihrer Tochter sank, die klaren Momente, wo Tilla nicht im Fiebertraum weilte, mehrten sich. Tilla wusste ganz genau wo sie war, wer bei ihr war und dass sie in Sicherheit war. Die verschleppte Erkältung zehrte an ihr, sie war sehr blass, doch sie würde nicht aufgeben und sich dem Gesund werden widmen. Seufzend putzte sie sich das xte Mal die triefende Nase und schlief im nächsten Moment ein.


    Gerade trug Mara auf einem Tablett einen Imbiß in Tillas Kammer, als sie Schritte hörte. "Das muss die Herrin sein." warnte Mara die ältere Frau vor, die sich gerade die Hände in einer Schüssel wusch und stellte das Tablett auf dem kleinen Tisch ab. "Bestimmt will sie wissen, wie es Tilla geht. Ich lasse euch alleine. Ich habe gut zu tun. Prisca will das kleine Bad nutzen." plauderte Mara und verabschiedete sich mit einem grüßenden Nicken von Mutter und Tochter.

  • Tilla war zurück? Sehr gut! Prisca war erleichtert als sie das hörte. Normalerweise würde der Verlust eines Sklaven sie nicht sonderlich interessieren, doch bei ihrer Leibsklavin war das etwas anderes. Die Aurelia schätzte Tillas absolute Ergebenheit, Treue und Zuverlässigkeit, auf die sie - mehr denn je - vertrauen musste. Wer wusste schon wie lange die anderen Sklaven noch treu zu ihrer Herrschaft halten würden, nachdem diese Rom einfach verlassen hatten und niemand wusste, ob und wann sie zurück kehren würden. Außer dem maiordomus kümmerte sich momentan also nur noch Prisca um das Haus samt Sklaven und auch sie musste bald schon der Stadt den Rücken kehren. Was dann mit dem Anwesen und den Sklaven geschehen würde konnte Prisca nicht sagen. Sie hatte ganz andere Sorgen und dabei musste sie sich zumindest auf ihre eigenen Sklaven verlassen können. Auf Tilla, Mara, Hektor, Einar und Bernulf und … naja so gesehen auch auf Esther. Die ältere Frau war zwar keine Sklavin, jedoch hatte sie der Aurelia schon des Öfteren hilfreiche Dienste erwiesen und so störte ihre unangekündigte Anwesenheit auch nicht weiter, wenngleich Prisca nicht erwartet hatte Tilla´s Mutter ausgerechnet hier und jetzt anzutreffen.


    Die Aurelia betrat die kleine Kammer (ohne die davon eilende Mara zu beachten) und blickte mit strenger Miene auf die Anwesenden: "Was machst du hier? Ist etwas passiert? Warum liegt Tilla im Bett? Ist sie verletzt oder krank. Kann sie aufstehen?", richtete Prisca ihre Fragen ohne Umschweife an Esther und wartete ungeduldig auf eine Antwort. Die Aurelia wirkte weder erzürnt noch ungehalten, doch ihre Stimme klang genervt und ihre innere Anspannung war deutlich spürbar. Schließlich drängte es Prisca zum Aufbruch und am wenigstens konnte sie dabei eine bettlägerige Sklavin gebrauchen um die sie sich zusätzlich kümmern musste.

  • Esther


    Esther lächelte die Herrin ihrer Tochter freundlich an und erhob sich, um zu Prisca zu treten, damit Tillas Schlaf nicht gestört wurde. "Ich bin Mutter und pflege meine Tochter in ihrem Bett gesund. Sie ist nicht verletzt, sie ist fieberkrank. Tilla hat mir erzählt, dass sie schon vor der Abreise nach Antium eine Erkältung plagte. Nun ist sie nach dem Aufenthalt im carcer schwerer als nötig zurückgekehrt. Doch keine Sorge, es geht ihr inzwischen besser als in den letzten paar Tagen." berichtete Esther an einem Stück mit mütterlichem Stolz über den Gesundheitszustand ihrer Tochter und deutete auf den unberührten Imbiß. "Tillas Körper ist geschwächt, weil sie während der Haft wenig zu Essen bekommen hat. Mit regelmäßigen Mahlzeiten kommen ihre Kräfte wieder, dann kann sie auch aufstehen." Eines würde ihrer Tochter ebenfalls auf die Beine helfen und das war die Liebe zu Hektor. Seine Anwesenheit und liebe Worte würde auch zum Gesudn werden ausreichen. "Ich habe meinen Kräuterladen geschlossen, um mit euch zu gehen und als Ersatz für Tilla zur Hand zu gehen, bis sie wieder gesund ist." stellte Esther einen weiteren wichtige Aspekt klar.

  • Prisca bedachte ihre schlafende Sklavin mit einem prüfenden Blick, als könne sie so die Worte der Mutter verifizieren und schnaubte dabei leise durch die Nase, während Esther sie mit Worten überschüttete: "Ich weiß wer du bist. Also verschone mich bitte mit Details, dafür haben wir JETZT keine Zeit! ", winkte sie zum Schluss genervt ab, nachdem Tillas Mutter auch noch anfing von ihrem Kräuterladen zu sprechen: "Ich will nur wissen ob Tilla reisefähig ist? Falls nicht. Werde ich sie - wohl oder übel - hier zurück lassen müssen. " Die Aurelia bedachte Mutter Esther mit einem eindringlichen Blick und als ihr klar wurde, dass es wohl einer weiteren Erklärung bedurfte fuhr sie fort: "Hektor ist aus Mantua zurück, mit Nachricht von meinem Cousin. … " Na dies wäre wohl die schönste Nachricht für Tilla und demzufolge ließ Prisca sich kurz dazu hinreißen den Namen des Sklaven überhaupt zu erwähnen.


    Details taten jedoch nichts zur Sache und deshalb verzichtete Prisca auf weitere Erklärungen. Sie hatte bereits alle Sklaven angewiesen hatte das Nötigste für eine rasche Abreise zu packen. Natürlich konnte Prisca nicht alle Sklaven mitnehmen, oder sich um sie kümmern. Lediglich Hektor, Einar und Bernulf und … Tilla, Esther und Mara sollten sie begleiten. Vorausgesetzt natürlich, dass Tilla stark genug für die bevorstehende Reise wäre. "Ich werde Rom noch heute verlassen und wenn ihr mitkommen wollt, dann packt ihr besser schleunigst eure Sachen. Hektor wartet bereits vor der Stadt mit den Pferden. Ansonsten kann ich dir und deiner Tochter nur raten schnell von hier zu verschwinden, ehe die Urbaner hier sind. Hast du mich verstanden!?" Ganz sicher würde Prisca nicht auf sie warten und auch wenn sie dies gewollt hätte, wäre ihr keine Zeit mehr geblieben. Kurz nach Hektors Rückkehr hatte man ihr nämlich berichtet, dass die Soldaten bereits die villa Aurelia durchsuchten und es würde nicht mehr lange dauern bis sie auch hier wären.


    Mit diesem "gut gemeinten Rat" und dem "kleinen Tipp", wo sie Hektor treffen würden (falls sie getrennt würden), machte Prisca kehrt und schickte sich an die Kammer zu verlassen. Von draußen her konnte man nun Stimmengewirr und ein gelegentliches Poltern vernehmen (was zuvor eventuell gar nicht so aufgefallen sein mochte). Es kam von den Sklaven, die damit beschäftigt waren ein paar Kisten aus Priscas Gemächer zu schleppen und auf den Ochsenkarren zu verladen, mit dem die Aurelia vor Tagen in die Stadt gereist war. Ob sie dieses Fortbewegungsmittel allerdings für ihre Flucht wählen würde blieb fraglich, ebenso wie der Weg, auf dem sie ungesehen aus der Stadt verschwinden wollte.

  • Esther


    "Zurücklassen aber wieso?" fragte Esther erschrocken und hörte dann die Lösung. Hektor war zurück, das war sehr gut. Diese Nachricht würde ihre kranke Tochter garantiert auf die Beine bringen, denn diese hatte ihn schmerzlich vermisst, als sie erfahren hatte, dass Prisca ihn auf Reisen geschickt hatte. Dann hatte das Fieber sie überwältigt, um keine klaren Gedanken mehr zuzulassen. "Jaja, sie ist reisefähig." presste Esther zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Die Aurelia wollte schon wieder verreisen und dazu aus Rom heraus. Fliehen wollte die Patrizierin. "Ja, ich habe verstanden." erwiderte Esther. Ihre wenigen Sachen hatte sie in einen Beutel gestopft und auch Tillas Habseligkeiten waren geschnürt. Ein dritter Beutel beherbergte Hektors persönliche Dinge, den sie von ihm übernommen hatte, während er in Priscas Auftrag durchs Land reiste. Von draußen konnte man unverkennbar hören, dass gepackt wurde. "Aurelia?" sprach Esther, die davon eilende Herrin unvermittelt an. "Wir gehen mit euch. Wo vor der Stadt wartet Hektor genau? Und wohin soll es gehen? Sprecht schnell, dann sind wir schon bald weg."

  • In ihren Gedanken war Prisca bereits wieder ganz woanders, als Esthers Worte sie an der Türschwelle noch einmal kurz inne halten ließen. Die Frage war durchaus berechtigt und deshalb gab die Aurelia eine kurze Wegbeschreibung hin zu der Stelle, die im übrigen ein seit langem festgelegter Treffpunkt für derlei Situationen war: "Ihr müsst der Straße etwa drei Meilen in nördlicher Richtung folgen, bis ihr auf der rechten Seite einen Gutshof erblickt. Links von der Straße befindet sich ein Hain und dort werdet ihr ihn finden. Jetzt beeilt euch!", mahnte Prisca zur Eile, doch just im selben Augenblick blieb sie wie versteinert im Türrahmen stehen und starrte hinüber zu ihrem cubiculum. Kaum hatten Sklaven die erste Kiste auf den Gang geschafft, ließen sie diese wieder wie ein heißes Eisen fallen. "Was soll das? Hebt das sofort wieder auf und passt gefälligst das n ….! He!", zischte die Aurelia wütend und sie wurde noch wütender, als die Sklaven einfach davon stoben anstatt ihrem Befehl sofort Folge zu leisten. Nur einer hielt kurz inne und rief völlig aufgelöst in ihre Richtung: "Herrin, habt ihr es denn nicht gehört? Soldaten! Sie sind soeben ins Haus eingedrungen. Uns bleibt keine Zeit mehr." Hektisch mit den Armen gestikulierend rannte der Sklave dann weiter und jetzt hörte es Prisca auch. Dumpf aber deutlich vernehmbar drang das Stampfen, dutzender genagelter Sohlen auf sündhaft teurem Marmor, an ihr Ohr und sofort war klar, dass ihr schöner Plan - sich mit dem Ochsenkarren bequem und unbehelligt aus der Stadt zu stehlen - soeben im Keim erstickt worden war.


    Prisca stieß einen lautlosen Fluch aus, der ganz und gar nicht damenhaft war, während sie auf der Stelle kehrt machte und wieder zu Esther zurück eilte. "Hör genau zu! Du wirst mich auf keinen Fall vor den Soldaten mit Herrin, -Aurelia, -oder sonst irgendwie unterwürfig anreden. Ich bin ab sofort nur Prisca für dich. Und kein Wort über meine geplante Flucht. Wir beide kümmern uns lediglich um Tilla, haben wir uns verstanden? Am besten hältst du ab sofort deinen Mund und sagst gar nichts mehr!", versuchte die Aurelia die ältere Frau in Sekundenschnelle in ihren Alternativplan ein zu weihen. Viel versprach sich Prisca zwar nicht davon, aber ein Versuch war es wert bei der Durchsuchung als ganz "normale" Frau bzw. Dienerin durch zu gehen. Andererseits standen die Chancen wiederum gut, dass sie zwischen all den anderen anwesenden Frauen und Sklavinnen nicht sonderlich auffiel, da sie sich in punkto Kleidung und Frisur kaum von ihnen ab hob. Selbst auf Schmuck hatte die Aurelia verzichtet, sowie auf sämtliche sonstigen Allüren einer verwöhnten Patrizierin (so schwer es ihr auch gefallen war), aber für falsche Eitelkeit war dieser Tage nun mal kein Platz. Zur Sicherheit nahm Prisca noch mit zittrigen Fingern ihren Schleier vor das Gesicht und sie hoffte, dass bei dem ganzen Aufruhr (den die Soldaten hier zweifellos verursachten) keiner von den anderen Sklaven ihre wahre Identität preis geben würde.


    Sollte es allerdings dazu kommen, dann wäre das auch kein Grund zu verzagen. Schließlich tat sie hier nichts Verbotenes und auch sonst hatte sich Prisca selbst nichts vorzuwerfen. Die Aurelia blieb also trotz Allem relativ gelassen und sollte es wirklich zum Äußersten kommen, dann … Aber gut! Darüber würde sie sich dann erst Gedanken machen ….

  • Esther


    Mit einem dankbaren Nicken nahm sie die Wegbeschreibung entgegen und straffte den Rücken. Wenn sie nur schon bei Hektor wären, er würde ihre kranke Tochter auf seine starken Arme nehmen und eigenhändig tragen, bis sie in Sicherheit waren. Oder gar bei sich stützend und schützend angelehnt auf seinem Pferd reiten lassen. "Ich danke dir." erwiderte Esther knapp und setzte sich, um Tilla zu wecken. Doch weiter als Koseworte aussprechen und Tillas Oberkörper sachte rütteln kam sie nicht.


    Die Aurelia kehrte zurück. Mit Anweisungen, die ihr seltsam erschienen, aber durch die offenstehende Türe konnte sie den Lärm der knallenden Soldatenschuhe hören. "Ohjemine..." seufzte die kräuterkundige Frau, eins und eins zusammen zählend. "Aber ja, ehm.. Prisca. Wir kümmern uns um Tilla." Wenn die Aurelia das so sagte, dann konnte sie doch auf ihre Hilfe zählen, oder? Tilla musste ja geweckt und auf die Beine gebracht werden, damit sie gehen konnten. Oder nein.. lieber nicht aufwecken. Sie würde sich darüber aufregen, dass sie erneut polierte Soldatenrüstungen erblickte. Von dem Zuständen auf der Straße während dem Notstand und der Verhaftung hatte Tilla ihr erzählt und dass sie mit eigenen Augen Menschen sterben gesehen hatte. Im carcer hatte Tilla auf eigene Faust versucht den Schock zu verdrängen, bis sie mit jemandem Nahestehenden darüber sprechen konnte.


    Nur.. wieso zog die Aurelia nun den Schleier vor. Die Soldatenschritte kamen immer näher. "Das ist zu auffällig." zischte Esther flüsternd mit gerunzelter Stirn und schlug sich die Hand vor den Mund. "Oh nein.. wo ist Mara? Sie muss noch im Bad sein... einer muss sie holen..." Oder das junge Mädchen hatte sich schon versteckt... oder auch nicht.

  • Langsam waren Priscas Nerven am Ende. Nicht wegen Esther, sondern, weil sie seit einer gefühlten Ewigkeit auf ihren gewohnten Lebensstil verzichten musste. Dazu kam die Ungewissheit über den Verbleib ihrer Angehörigen und die Tatsache, dass das Haus jetzt auch noch das voller Soldaten war. Soldaten, die vielleicht unangenehme Fragen stellen würden. Fragen, die Prisca weder beantworten konnte, noch wollte und weshalb sie es sehr begrüßt hätte, wenn sie den Urbanern nicht begegnet wäre. Leider wurde auch dieser Plan vereitelt, dank des trotteligen maiordomus der unten im atrium ihre Anwesenheit herum posaunte. Hören konnte man ihn hier oben zwar nicht, dafür teilte ihr einer der aufgescheuchten Sklaven freundlicherweise mit was vor sich ging, als dieser an ihr vorbei eilte: "Sie kommen Herrin. Sie wissen das du da bist. Der maiordomus hat es ihnen gesagt". "Was? Aber … " Hatte ich nicht ausdrücklich befohlen, dass jeder über meine Anwesenheit zu schweigen hat? … Ach, was soll´s. "Elendes Sklavenpack!", zischte Prisca dem Sklaven hinterher und riss sich wütend den Schleier wieder vom Gesicht. Der würde nun auch nichts mehr helfen. "Jaja ich weiß. Nur nicht auffallen", schnaubte Prisca genervt zu Esther gewandt: "Vergiss einfach was ich gesagt habe. Bleib du hier und kümmere dich weiter um Tilla. Sieh zu, dass wenigstens ihr beide aus der Stadt heraus kommt und berichte meinem Cousin was vorgefallen ist, falls ich nicht die Gelegenheit dazu haben sollte. ", änderte Prisca nun zum x-ten Mal ihren Plan, ehe sie dann in Richtung atrium los marschierte

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    Esther


    Die Sklaven, die wie Hasen durch die Villa flitzten, um nicht gefangen und zum Verhör mitgenommen zu werden, verschwendeten keine Gedanken mehr an die Sicherheit der hiesigen Herrin des Hauses. Elendes Sklavenpack? Mit offenem Mund hörte Esther mit an, was es für Neuigkeiten gab. Wieder wurde geändert, was sie tun sollten. Erst hiess es hier bleiben und sich kümmern, im nächsten Atemzug hieß es fortgehen. Esther nickte der davon eilenden wutschnaubenden Herrin zu. Tilla regte sich, schlug die Augen auf und flüsterte mit den Lippen ein paar Worte. Bloß weg hier.. es wird brenzlig. "Ja, du hast recht, Tochter, wir müssen hier raus. Nein, nein, bleib liegen, du bist zu schwach zum Aufstehen. Bleib unter der Decke. Hektor wartet vor den Stadtmauern auf uns.. du wirst ihn asbald wiedersehen." Tillas Augen leuchteten auf.


    Esther stürzte zur Tür. Da waren die starken Schultern, die sie brauchte. "Einar.. stopp.. komm her.. ich brauche dich hier bei mir. Bernulf wird sich um Prisca kümmern. Ach.. jetzt guck nicht so verwirrt... sie hat's erlaubt." Winzige Notlügen waren gerade jetzt sicherlich erlaubt. Sie bedeutete ihn die Kammer zu betreten. "Wir müssen gehen.. alleine schaffe ich es nicht. Bitte.. häng dir einen Beutel um und nimm Tilla auf deine starken Arme." Esther hängte sich die anderen beiden mitzunehmenden Beutel um. Die schweren Truhen der Aurelia .. ja was machte man damit? Esther schoß eine Idee durch den Kopf, die eventuell umzusetzen wäre, aber nicht jetzt. "Eile dich und zeige mir den Weg nach draußen... führe uns zu Hektor." trug sie dem Hünen auf, der ihr ihre Tochter aus dem carcer gebracht hatte.

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    Einar
    Die Nachricht von den eindringenden Soldaten machte schnell die Runde und wie es sich für einen guten Leibwächter gehörte, machten sich Einar sofort auf die Suche nach der Herrin, um sie - wenn nötig - mit seinem Leben zu beschützen. Eine Wahnsinnstat wäre dies zwar, sich gegen die Soldaten zu stellen, aber es war eben seine Bestimmung, unter allen Umständen für die Unversehrtheit der Aurelia einzustehen. Nur wo steckte diese Römerin gerade und, wo war sein Kumpel Bernulf eigentlich? Sicher steckte er mal wieder in der Küche - wo sonst. "Warum bist du nicht bei der Herrin?", knurrte Einar genervt als er feststellen musste, dass sein Kamerad Bernulf mal wieder in der culina herum lungerte und mit den Küchensklavinnen flirtete, anstatt seine Arbeit zu tun. "Falls du es noch nicht mitbekommen haben solltest, … die Eisenköpfe"(Einars´ spöttische Bezeichnung für römische Soldaten, ihrer Helme wegen) "sind da und sie durchsuchen bereits die villa, während du dich hier mit deiner Kleinen vergnügst", klärte der Germane seinen verdutzten Kumpel auf, indem er ihm eine Kopfnuss verpasste und gleichzeitig die Nubierin beiseite schubste, die es sich auf Bernulfs Schoss bequem gemacht hatte. "Au! Ich? Wieso ich? Ich dachte du warst damit dran, sie zu bewachen", verteidigte Bernulf sich, die Stirn reibend und keiner Schuld bewusst. "Du sollst nicht denken. Überlass das gefälligst mir, verstanden?! Und jetzt sieh zu, dass du sie irgendwo findest, ehe unsere kleine valkyrja" (wiederum die saloppe Bezeichnung für die Aurelia)"irgend eine Dummheit begeht. Ich werde oben in ihren Gemächern nach ihr suchen und du suchst sie im Garten", befahl Einar und machte sich ohne Umschweife auf den besagten Weg.


    Dort angekommen fand der Germane allerdings keine Aurelia vor, sondern nur Esther und ihre Tochter und gerade als er sich wieder abwenden und weiter suchen wollte, wurde er von Esthers Worten gestoppt. "Sie hat was?", bedachte Einar die Frau leicht irritiert, ehe sich seine Miene in gewohnter Weise verfinsterte. "Ich bin doch nicht dein Lastesel, Weib!", knurrte Einar die Ägypterin grimmig an, wobei man ihm seine Worte nicht übel nehmen durfte, zumal er damit lediglich klar stellen wollte wer er war. Eigentlich mochte er die Frau ganz gerne und natürlich half er ihr, nachdem er seinen Unmut kund getan hatte. Also nahm er den Beutel, hängte ihn sich um und hob die zierliche Tilla, in erstaunlich behutsamer Weise auf seine Arme. "Also los. Bleib dicht bei mir!" So beladen marschierte Einar los, wobei er nicht den Weg zum Ausgang wählte, sondern den in Richtung der Sklavenquartiere . "Ich denke nicht, dass wir unbemerkt verschwinden können, so lange die Eisenköpfe hier herum schwirren. Besser wir warten in den Sklavenquartieren ab und hoffen, dass sie dort nicht so genau suchen werden", erklärte Einar seiner Begleitung seinen Plan, während er geschickt jeden Winkel und Seitengang nutzte, um unbemerkt zu den Unterkünften zu gelangen ...

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    Esther


    Erleichtert, dass Einar ihr zu Hilfe kam, packte Esther die anderen Beutel und beobachtete leicht argwöhnisch, wie er ihre kranke Tochter auf seine starken Arme nahm und aus dem Zimmer trug. Natürlich war er sauer, dass er bei ihr war anstatt bei seiner Herrin. Esther wusste, dass es neben Hektor und Einar noch einen dritten Leibwächter namens Bernulf gab. Dieser war sicherlich bei Prisca angelangt und schützte sie mit seinem Leben vor Aufdringlichkeiten der Soldaten. Esther blieb dicht hinter ihm, machte ihm nach wie er sich verheilt. Unablässig dachte sie darüber nach was zu tun war.. hier bleiben und auf die Herrin warten oder auf den Straßen rausgehen und zu Hektor gelangen? Zum einen bekam sie von der Aurelierin Informationen, unter anderem was diese vor hatte, zum anderen gehörte Tilla schnellstmöglich zu Hektor. Die lange Trennung zehrte an Tilla, sie flüsterte oftmals davon, seine starken Arme um sich herum spüren zu wollen.


    Nach mehrmaligem Ausweichen vor den Eisenköpfen, fanden sie in einem leeren Zimmer in den Sklavenquartieren Unterschlupf und warteten dort notgedrungen die weitere Durchsuchung ab. Tilla saß auf einer Truhe, mit dem Rücken gegen die Wand lehnend. Esther saß neben ihr und stützte sie. "Einar.. was würden die Soldaten tun, wenn sie uns finden? Wir haben nichts verbrochen. Selbst von Mara haben wir keine Spur. Wir sollten raus.. egal wie." bemerkte Esther Einar gegenüber. Besorgt betrachtete Esther ihre Tochter, der die Aufregung nicht schmeckte. Tilla ärgerte sich über ihre körperliche Schwäche und hasste es ihr ausgeliefert zu sein. Die dünne Decke über die Schultern hochziehend blickte sie ihre Mutter an. Untätig rumsitzen und Däumchen drehen? Das tun wir jetzt? fragte diese mit leicht ungläubigem Blick und griff als nächstes eiligst zum kleinen Taschentuch, welchen ihren Niesanfall auffangen sollte. Erschöpft putzte die stumme Sklavin die Nase und blickte zur Tür. Ob von den Fremden im Haus jemand gehört hatte? Es schien alles still zu sein. War die Durchsuchung schon vorbei. "Einar.. was denkst du? Du bist Leibwächter.. du kennst Gefahren besser als wir." sprach Esther.

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    Einar
    "So wenig wie uns das auch gefallen mag, ... wir werden wohl keine andere Wahl haben außer hier zu sitzen und abzuwarten, was weiter mit unserer Herrin geschieht", entgegnete Einar den beiden Frauen mit grimmiger Miene, nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten. Es machte einfach keinen Sinn aus der Stadt zu fliehen um dann festzustellen, dass die Herrin nicht folgte (oder folgen konnte). "Ohne sie können wir im Grunde nirgendwo hingehen, außer dir natürlich Esther, da man uns Sklaven sicher sofort verhaften und zurück bringen würde. Nein ..wir müssen wohl oder übel abwarten was weiter passiert", erklärte der Germane weiter auf die Frage (wie er die augenblickliche Lage einschätze) und meinte mit einem Nicken zur Türe hin: "Ich denke, dass wir nichts zu befürchten haben. Zumindest nicht von diesen Soldaten da! Hast du nicht bemerkt, als wir uns an den Soldaten vorbei geschlichen haben? … Sie plündern nicht, sie zertrümmern nicht die gesamte Einrichtung und auch die Sklaven schikanieren sie nicht" Mit diesen Worten stapfte der Hüne zur Türe hin, öffnete sie und wandte sich im hinaus gehen noch einmal an Esther: "Also bleibt am besten hier drinnen und rührt euch nicht bis alles vorbei ist! Wahrscheinlich wird sich unsere "Flucht" nur um ein paar Tage verschieben, oder aber, man wird die anderen Sklaven vor der Stadt zurück beordern. Aber was weiß ich, … ich bin nur ein Leibwächter und deshalb muss ich jetzt los", sprachs und verschwand um seine Herrin mit seinem Leben zu schützen, wobei er nicht wirklich davon ausging, dass es dazu kommen würde. Zumindest nicht heute ...

  • [Blockierte Grafik: http://img140.imageshack.us/img140/4148/esther.jpg]
    Esther


    Wie logisch... fand Esther, was sie aus Einars Mund hörte und nickte ihm verstehend zu. "Ja, das Sklaventum.. daran hängt's. Ich weiss nicht einmal, ob Prisca überhaupt gedenkt, meine Tochter irgendwann freizulassen. Zwar spare ich die Summe zusammen, die der Sklavenhändler für Tilla ersteigert hat.. aber das dauert noch, bis ich sie beisammen habe..." Liebevoll strich sie Tilla über den dunklen Haarkopf. "Ja, ich habe bemerkt, dass alles still geblieben ist." Ein paar Tage mehr abwarten? Esther wusste, dass Hektor und Mara auf Tillas Entlassung gewartet hatten, damit sie zusammen zur Herrin nach Antium reisen konnten. "Hektor und die anderen zurück beordern wäre eine Idee.. nur wie? Ich kann und will Tilla jetzt nicht alleine lassen. Sie braucht mich." Die Muttergefühle waren zu groß. "Gut, wir warten hier auf dich...." beschloß Esther und blieb neben Tilla sitzen. Beide Frauen zuckten zusammen, als eine Stimme aus dem Flur vor dem Tür her dröhnte und sahen sich gegenseitig an. "Still jetzt!" flüsterte Esther,

  • Zitat

    Original von Marcus Aemilius Classicus

    http://img20.imageshack.us/img20/5448/urbaner7.jpg


    Die Soldaten waren nunmehr im ganzen Haus unterwegs, als plötzlich ein blonder Hüne aus einer Türe stampfte
    Halt bleib stehen!


    [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/786/custos1.jpg]
    Einar


    Weit war Einar nicht gekommen, als ein eindeutiger Befehl ihn augenblicklich stoppen ließ. Der Germane knurrte missmutig als er sich langsam - die Hände dabei offen und gut sichtbar zur Seite haltend - zu den Soldaten umdrehte und wartete, was diese von ihm wollten. So ein Römerlein würde er zur Not zwar auch mit bloßen Händen erwürgen, aber das waren nur seine intimsten Wunschvorstellungen denn natürlich lag es ihm fern die Soldaten in irgendeiner Weise zu provozieren. ...

  • http://img20.imageshack.us/img20/5448/urbaner7.jpg


    Tiberius Faucius Saxa, Publius Ollius Cornutus !! Kommt her!!


    Der Urbaner der den Mann als erstes erblickt hatte, hatte sein Gladius halb aus der Scheide gezogen, um den Mann nötigenfalls abzustechen, wenn er angreifen sollte. Mit einem Knurren drehte sich dieser herum, blieb aber ruhig. Zur Sicherheit zog der Urbaner das Gladius und hielt es vor sich.


    WER bist Du und wer ist da drin?


  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/786/custos1.jpg]
    Einar
    Ein gutes Gefühl durchströmte Einar als er die Reaktion des Soldaten sah, die wohl allein seiner Erscheinung gezollt war. Andererseits wollte der Germane es nicht darauf anlegen von einem römischen Gladius durchbohrt zu werden, weshalb er beschwichtigend die Hände noch weiter hob.


    "Ich bin Einar, Leibwächter der Aurelia Prisca und ich wollte gerade zu ihr", erklärte Einar mit seiner sonoren Basstimme wer er war, und mit einem Nicken hin zu der Türe fügte er auf die zweite Frage des Urbaners hinzu: "Da drinnen sind nur zwei Frauen. Mutter und Tochter. Ihr könnt euch gerne davon überzeugen," was die Soldaten ohnehin tun würden, wenn sie wollten. Einar blieb hingegen regungslos stehen und es lag ihm fern die Soldaten in irgendeiner Weise provozieren zu wollen, obwohl er sie im Grunde alle hasste ...

  • http://img20.imageshack.us/img20/5448/urbaner7.jpg


    Als die Verstärkung im Laufschritt angkommen war, ging der Urbaner vor.


    Soso... der Leibwächter ?!


    Dabei hielt er das Gladius weiter vor sich.


    Dann mach mal Platz da! Damit wir uns davon überzeugen können, wer da drin ist.


    Saxa bewach ihn ! Aber pass auf, diese Wilden sind oft hinterlistig. Wenn er die Arme nicht oben lässt, stech ihn ab!


    Dann begaben sich der Urbaner und Publius Ollius Cornutus in die Kammer. Dort saßen zwei Frauen auf einer Truhe.


    WER seit ihr ? fragte der Urbaner Was treibt ihr hier ?

  • [Blockierte Grafik: http://img140.imageshack.us/img140/4148/esther.jpg]
    Esther


    Sanft streichelte sie den dunklen Haarschopf ihrer um Wiedergenesung kämpfende Tochter und nickte ihr aufmunternd zu. Tilla strengte die Aufregung des Zimmerwanderns sichtlich an, war das doch die erste größere Aufregung seit das Fieber langsam aber sicher nachließ. Gerade meinte sie eine stumme Gebärde zu sehen, mit welcher Tilla nach Wasser zu trinken verlangte. Doch die Gebärde wurde mit dem Eintritt der beiden bewaffneten Männer unterbrochen. Die Hand ihrer Tochter sank in ihren Schoß, begann leicht zu zittern. Esther ergriff diese mit liebevoller Geste und behielt sie bei sich, um sich als nächstes den Soldaten mit geradem Rücken aufrecht sitzend zu zu wenden. "Ich bin Mutter Esther. Das ist meine Tochter Tilla. Herrin Aurelia Prisca hat uns angewiesen auf sie zu warten und genau das tun wir..." Tiberius Centenius Carrinas! flüsterte Tilla. Der Soldat Im Kerker. Er hat mir meine Tafel wieder gegeben. "Ja, das hast du erzählt, Tilla.. beruhige dich." erwiderte Esther ruhig, blickte die Soldaten an.

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