[Atrium] Aufbruchsstimmung

  • Serranas Worte und ihre Nähe taten gut und gaben Prisca das Gefühl nicht völlig auf sich allein gestellt zu sein. Das Führen des herrenlosen flavischen Haushalts war anstrengend genug und jeden Tag musste sie damit rechnen, dass wieder Soldaten vorbei kamen und ihr unangenehme Fragen stellten. Dennoch war Prisca sich nicht sicher, ob sie das Angebot - bezogen auf ihre Person - wirklich annehmen konnte als sie sah, wie nachdenklich der Senator mit einem Mal wirkte. Kein Wunder. Wer übernahm schon gerne die Verantwortung für Jemanden, den man kaum kannte noch dazu in Zeiten, in denen man vor alles und jedem auf der Hut sein musste. Bei Ursus war das etwas anderes. Er und der Germanicer waren gute Freunde und seine Bitte war nachvollziehbar, schließlich hatte ihr Cousin die Sorge für seine Frau und sein Kind zu tragen, aber sie war allein und hatte niemanden, um den sie sich direkt hätte sorgen müssen.


    "Verzeih mir Senator, dass ich dich mit dem Anliegen meines Cousins so überfallen habe und selbstverständlich erwarte ich nicht sofort eine Entscheidung von dir. Da ich zur Zeit im Haus meines verstobenen Mannes lebe, kannst du mir deine Antwort jederzeit zukommen lassen, wann du willst. Ich werde die Nachricht dann umgehend an meinen Cousin in Mantua weiter leiten", lenkte sie nach weiteren Sekunden des Schweigens ein, da sie es nur für fair hielt dem Gemancier eine angemessene Bedenkzeit zu geben.


    Acuelos Versuch sofort zu handeln und eine Lösung zu finden, entlockte der Aurelia wiederum ein dankbares Lächeln in dessen Richtung. "Mit einem Schiff könnte ich sogar dienen, sofern euch dies tatsächlich von Nutzen wäre. Allerdings liegt es nicht in der Nähe-, sondern vor Marssilia vor Anker", warf sie dies beiläufig als Hinweis und gleichermaßen als Angebot ein, überließ es aber ganz den Männern zu entscheiden was weiter geschähe und ob das mit dem Schiff eine Option wäre.

  • Nun gut!


    Sedulus erhob sich. Er hatte nun lange genug nachgedacht und Aculeos Idee von wegen Schiffe und alls so was schlug er gleich in den Wind.


    Der Plan sieht wie folgt aus. Es geht nach Germanien genauer gesagt nach Mogontiacum. Die Familie sollte eh dorthin reisen und ich denke Serrana wird recht froh sein, wenn sie dabei ein klein wenig Gesellschaft hat. So wird es ihr schon nicht langweilig. Ich habe in Mogontiacum ein "kleines" Haus welches noch von meinem Vater ist. Ich denke es wird euch dort an nichts fehlen so wie allen Platz bieten.


    So sah es aus. Er sah in die Gesichter der Anwesenden und wartete nun auf die diversen Reaktionen.

  • Germanien ist doch fein...oder? breites Grinsen war die Reaktion Aculeos und er blickte in die Runde.


    Und was sagst du zu dem Plan die Herrschaften per Schiff aus Italia bringen zu lassen? Denn...ich finde...wie Aurelia Prisca vorgeschlagen hat...den Landweg bis Messalia zu nehmen wäre etwas zu gefährlich. er blickte erneut zu Aurelia Prisca und diesmal war das Lächeln entschuldigend. Nicht dass er ihr wiedersprechen wollte...sollte sie wenn sie wollte nach Messalia reisen und von dort dann weiter, aber...er fand die Idee nicht besonders durchdacht. Der nächste Blick galt seinem Verwandten. Hier blickte er fragend und sein Kopf neigte sich ein wenig zur Seite

  • Als es noch um eine Reise ohne Not gegangen war, damals kurz nach ihrer Hochzeit, da war Germanien in Serranas Augen auch noch "fein" gewesen. Jetzt, in diesen unsicheren Zeiten und ohne Gewissheit, wann es wieder zurück nach Rom gehen würde, sah die Sache schon ganz anders aus. Da die Dinge nun aber so oder so entschieden waren, stieß Serrana einen kleinen schicksalsergebenen Seufzer aus und griff erneut nach Priscas Hand.
    "Ich kann nicht behaupten, dass ich mich sehr darauf freue nach Germanien zu gehen, und das ohne meine Mann." sie warf einen wehmütigen Blick hinüber zu Sedulus. "Aber es wird mir viel leichter fallen, jetzt wo ich weiß, dass du uns begleiten wirst, Prisca." Über die Reiseroute und -mittel machte sie sich weniger Gedanken, die Männer der Familie, die deutlich mehr Reiseerfahrung besaßen als sie selbst, würden sicher die beste und für eine Gruppe Frauen und Kinder angenehmste Alternative finden.

  • Dunkle Wälder, rauhes Klima, wilde Tiere, Wilde mit Zottelhaaren die - im Gegensatz zu ihren domestizierten Artgenossen - in Höhlen hausen, -rohes Fleisch essen und das Blut iher Feinde trinken ... Ein Land names ..."G…"ermanien … oh nein. Nicht schon wieder Priscas erster Luftschnapper (als sie Entscheidung des Senators vernahm) ging zum Glück in Acuelos Bemerkung unter. Germanien ist doch fein, oder? "Fein?", fassungslos starrte die Aurelia den Germanicer kurz an als hätte er eben etwas völlig absurdes von sich gegeben. Prisca hatte ihr ganz spezielles Bild von dem Land und den Leuten dort und daran würde sich so schnell auch nichts ändern. Dennoch setzte sie sofort wieder ein versöhnliches Lächeln auf mit dem sie Acuelos´Blick begegnete, als wäre nichts gewesen.


    Als Prisca Serranas Händedruck spürte, erwiderte sie diesen ein wenig beherzter als zuvor, so als würde man eben nach einen Strohhalm greifen und sich daran klammern, obwohl bereits alles verloren scheint. Zu Priscas Freude missbilligte Serrana ebenfalls eine Reise in dieses Land, allerdings währte die Freude nur kurz da ihre Freundin sich erstaunlich schnell in ihr Schicksal fügte. "Ja zusammen wird uns vieles leichter fallen", bestätigte Prisca mit einem ergebenen Nicken zu Serrana. Die Aurelia meinte das auch so, aber in Wirklichkeit hätte sie los heulen können angesichts des gemeinsamen Ziels vor Augen ...

  • Langsam, ohne Hast, bewegte sich Aculeo nun etwas abseits der Gruppe und nahm einen Platz nahe des Ausgangs ein. Er war hier nicht mehr von nöten, zumal Sedulus kein Wort wegen seines Vorschlags geäusser hatte. Somit war er mehr oder weniger überflüssig. Er beschloss keinen Gedanken mehr zu verschwenden der seine Zukunft betraf.

  • Was dein Vorschlag angeht Aculeo...


    Begann Sedulus zu seinem Klienten welcher irgendwie den Anschein erweckte als wolle er sich dünner machen...


    ... es ist einfach zu umständlich!


    Leider hatte Sedulus keine Karte zur Hand.


    Wenn es erst nach Masallia gehen würde und dann auch noch mit dem Schiff, so würde die Reise um so länger dauern weil es ein umweg wäre. Zumal man auch noch auf das passende Wetter warten müßte um eine sichere Überfahrt zu gewährleisten.


    Erklärte Sedulus seine Bedenken.

  • Hmm...Aculeo nickte kurz. Sedulus hatte irgendwie recht. Aber zufrieden war er nun doch nicht wirklich. Schliesslich war Aculeo der Meinung dass die Strassen überwacht werden würden und der Seeweg zwar länger dauerte aber die Gefahr einer Entdeckung geringer sei.


    Aber er wollte Sedulus nicht offen wiedersprechen und so blickte er nun in die Runde, ein kleines Lächeln Richtung Prisca der der Schrecken immer noch im Gesicht stand da es nach Germanien gehen sollte.

  • Ob nun Schiffs- oder Landroute, am Ziel selbst schien nun nichts mehr zu rütteln zu sei. Bei dem Gedanken an die lange Reise wurde Serrana regelrecht schlecht, aber hier, in Beisein ihres Mannes und ihrer Freundin wollte sie sich davon nichts anmerken lassen und bemühte sich stattdessen, sich mit konkreten Planungen von ihren diffusen Ängsten abbringen zu lassen.
    "Nun, gleichgültig, auf welche Weise wir nun gen Norden reisen, müssen wir so bald wie möglich mit den Vorbereitungen beginnen." sagte sie an alle Anwesenden gleichermaßen gewandt, einen hoffentlich optimistischen und zuversichtlichen Unterton in der Stimme und Priscas Hand nach wie vor fest umschlossen. "Auch wenn in der Villa in Mogontiacum alles vorhanden ist, werden wir Unmengen von Gepäck haben. Das der Kinder und noch dazu Priscas und meins. Und wir müssen überlegen, wann und wo Septima und ihr Sohn zu uns stoßen werden. Hier in Italien oder erst in Germanien. Und darüber hinaus..." Serrana holte tief Luft"...möchte ich gern, falls sich das irgendwie bewerkstelligen lässt, die Hebamme Praxilla mitnehmen, die mir damals bei der Geburt der Zwillinge geholfen hat. Du erinnerst dich sicher an sie, Quintus, sie lebt auf Septimas Landgut. Ich würde mich wirklich viel besser fühlen, wenn sie an meiner Seite wäre. Auch jetzt schon." Bei den letzten Worten starrte Serrana auf irgendeinen imaginären Punkt des Mosaikbodens und biss sich leicht auf die Lippe.

  • Während Serrana bereits Überlegungen bezüglich der gemeinsamen Reise anstellte, war Prisca noch völlig perplex und ratlos angesichts des gewählten Zielortes. Ausgerechnet Germanien! Gab es denn im ganzen Imperium keinen anderen Ort an dem man sicher sein konnte? Griechenland oder Ägypten? Was ist denn mit diesen Ländern? Griechenland hatte seine Kultur und Ägypten hatte zumindest beeindruckende Bauwerke vorzuweisen. Was hatte Germanien demgegenüber zu bieten, außer seine endlosen Wälder und primitiven Hügelgräber? Sanft drückte Prisca die Hand ihrer Freundin während sie gleichzeitig hilfesuchend und erwartungsvoll in die Runde blickte. Acuelos Lächeln half leider auch nicht viel um ihre gedrückte Stimmung zu heben, zumal sie keine große Hoffnung hatte, dass an der Entscheidung des Senators noch zu rütteln wäre. Und welche Alternativen blieben übrig? Hier bleiben und hoffen, dass sie ihr Leben unbehelligt von all den Geschehnissen weiter führen könnte? Nein- Dann lieber die Strapazen einer Reise nach Germanien auf sich nehmen und zu den Göttern beten, dass sie von den eingeborenen Wilden dort verschont blieben.


    "Germanien also, … nun gut ...", rang Prisca sich schließlich mit belegter Stimme dazu durch das gemeinsame Ziel zu akzeptieren, auch wenn es ihr sichtlich schwer fiel. Ob sie nun per Schiff oder auf dem Landweg dorthin reisen würden, spielte nun auch keine große Rolle mehr , wobei ihr die kräfte- und nervenzehrende Fahrt in einem Reisewagen noch immer gut in Erinnerung war. Sei´s drum. Wenn schon kein Weg daran vorbei führte, so wollte Prisca wenigstens ihren Teil dazu beitragen, sofern es gewünscht wäre: "Selbstverständlich stehen dir von meiner Seite aus so viele Sklaven und Mittel zur Verfügung wie du für erforderlich hältst, Senator. … Und an dieser Stelle möchte ich mich noch einmal für deine Hilfe bedanken, die du unserer Familie zu Teil werden lässt. Und auch dir möchte ich danken, Serrana, dass du mir eine so gute Freundin bist und natürlich helfe ich dir gerne jederzeit mit den Kindern, wenn du das möchtest", unterstrich sie ihre Dankbarkeit und ihr Angebot wiederum mit einem zuversichtlichen Lächeln zu Serrana und ihrem Mann. Ein wirklicher Ersatz für eine Hebamme konnte (und wollte) sie natürlich nicht sein, aber das Mindeste was sie anbieten konnte war, sich ab und zu mit um die Kinder kümmern zu wollen. So hätte die Aurelia wenigstens etwas Abwechslung auf der ... apropos Abwechslung! Ob er uns auch begleiten wird?, traf ein fragender Blick wie zufällig Aculeo, schließlich wäre männlicher Beistand nicht verkehrt, ... auf der langen, eintönigen und auch gefährlichen Reise ins Ungewisse ...

  • Die Gesichter der Damen verriet dass das Ziel der Reise nicht unbedingt den Träumen entsprach welche die beiden anscheinend hegten. Klar. Germanien war nicht Griechenland, Ägypten oder Hispania Tarraconensis.
    Aber es hatte seine Reize das Land. Irgendwas hatte es sicher sonst wäre Rom nie bis dahin vorgedrungen.
    Aber Aculeo verstand die beiden auf gewisse Art und Weise.


    Gemächlich setzte er sich in Bewegung und blieb neben Aurelia Prisca stehen. Wieder lächelte er und versuchte mit neutraler Stimme diese zu beruhigen.


    So schlimm ist es nicht in Germanien. Die Sommer sind dort angenehm, nicht so drückend wie hier. Die Winter...ja gut..die sind etwas frischer aber gegen die Kälte kann man sich ja helfen. ein schelmisches Blitzen in den Augen war zu erkennen und hoffentlich nicht von jeden...

  • Da kann ich Aculeo nur zustimmen! Im Winter ein klein wenig kalt, aber dafür gibt es ja warme Kleidung.


    Stimmte Sedulus den Worten seines Klienten. Leif da eigentlich gerade etwas zwischen Aculeo und Prsica? Schoß es ihm kurz durch den Kopf. Doch so schnell wie der Gedanke gekommen war, verwarf Sedulus diesen auch so gleich wieder.


    Dann würde ich sagen, brechen wir so bald als nur möglich auf. Aculeo! Du bist mir für die Sicherheit der Frauen und Kinder zuständig. Ich hoffe ich kann auf dich zählen!


    Es war weniger eine Bitte von Sedulus denn eher soetwas wie eine Selbstverständlichkeit von Seiten Aculeos.


    Ich werde so schnell es geht nachkommen, versprochen!

  • Was für die Sicherheit...die Bitte seines Patron an ihn hörte sich wie eine Fabel aus vergangenen Zeiten an. Sedulus hatte wohl keine Ahnung wie sicher jemand in Aculeos Obhut war und er hatte auch keine Ahnung wie er jemanden diese Sicherheit bieten konnte. Er konnte sich um Geld höchstwahrscheinlich eine Turma leisten aber wie weit sie dann kommen würden, mit der Turma als Schutz, wahr leicht zu berechnen. Ausserdem machte dass alles nun eine dicken Strich durch seine Rechnung. Er hatte vor auf den Palatin zu maschieren und sich um seine Stellung als Equites Romanus zu kümmern..das hieße er müsste einen Posten annehmen der ihn wahrscheinlich die Hände band und ihn nicht aus Rom ließe..ausser es wäre ein Posten irgendwo in der Provinz...die ja ziemlich groß war.


    Entsprechend, mit zwiespältigen Gewissen, konnte er nun Sedulus nur mehr privat darüber unterrichten was seine Pläne waren. Deshalb rutsche er nun zu Seiten seines Patrons und flüstere ihm zu.


    Ich muss dich dringend unter vier Augen sprechen, Patron. Es ist wirklich dringend und es wäre besser dass es gleich geschieht.

  • Ein wenig verwirrt sah Serrana zu Aculeo hinüber, der urplötzlich zu flüstern begonnen hatte und ganz offensichtlich ein Anliegen an ihren Mann hatte, das Prisca und sie nicht mitbekommen sollten. Da sie ihm diese Gelegenheit durchaus gönnte, die daraus entstehende Situation aber trotzdem ein wenig peinlich fand, wandte sie sich schnell an Prisca, um in der Zwischenzeit das eine oder andere ohnehin zu klärende organisatorische Problem zu klären.
    "Was meinst du, Prisca? Sollen wir direkt damit anfangen, das, was du an Gepäck mitnehmen willst, nach und nach unauffällig aus der Villa Flavia hierher zu holen, damit wir dann gemeinsam von hier aufbrechen können? Allzuviel können wir wahrscheinlich eh nicht mit auf die Reise nehmen, aber du hast sicher auch Dinge, von denen du dich nicht mal vorübergehend trennen willst, nicht wahr? Hauspersonal wird es in der Casa Germanica in Mogontiacum sicherlich in ausreichender Menge geben..." sie warf einen fragenden Blick hinüber zu Sedulus und Aculeo, war sich aber nicht sicher, ob die beiden das auch mitbekommen hatten"...aber vertrautesten Sklaven müssen natürlich mitkommen. Bei mir wären das in jedem Fall Adula und die Hebamme, von der ich eben gesprochen habe, und wer soll dich begleiten?"

  • Sedulus sah zu Aculeo und nickte. Er war gespannt was Aculeo auf dem Herzen hatte.


    Gut, wenn wir hier fertig sind, können wir gerne in mein Officium gehen.


    Dann wandte er sich an Serrana.


    Am Platz sollte es eigentlich nicht scheitern. Die Villa hatte einmal einen Statthalter beherbergt. Also macht euch darüber keine Gedanken.


    Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn sie nur das Nötigste mitnehmen würden.

  • Es stimmt. Die Villa ist geräumig genug um noch ein paar Personen unterzubringen. Ich hatte selbst dort einige Wochen verbracht....ein kurzes Zögern...alleine. Fast täglich war es dass ich mich verlaufen hatte. Vielleicht wäre es gut vor der Abreise das Personal zu verständigen. Es wird sich da sicher ein Weg finden wie man die Nachricht nach Germanien bringen könnte. Schliesslich geht auch Post aus der kaiserlichen Kanzlei regelmässig in andere Provinzen.

  • Prisca war ebenfalls etwas irritiert über das plötzliche Geflüstere zwischen den beiden Männern. Auch wegen dem schelmischen Ausdruck in Acuelos Augen, den sie kurz zuvor bei seiner Anspielung bezüglich der Kälte hatte aufblitzen sehen. Dafür muss man aber nicht extra bis nach Germanien reisen, dachte Prisca dazu ganz spontan und hätte sie einen guten Tag gehabt, dann hätte sie womöglich sogar nachgefragt an welche Gegenmittel er dabei konkret gedacht hätte. Nur war ihr heute nicht mehr nach derlei amüsanten Gesprächen zumute, da sie augenblicklich mit der Erkenntnis zu kämpfen hatte wieder nach Germanien reisen zu müssen. Der einzige Trost war der, dass sie zusammen mit Serrana reisen würde und womöglich noch andere von ihren Freundinnen oder gar Verwandten zu ihnen stoßen würden. Prisca seufzte leise für sich und langsam fand sie sich damit ab, dass es wohl keine Alternative gab. Viel Zeit, um sich noch lange darüber aufzuregen, bliebe ihnen ohnehin nicht mehr und deshalb war sie dankbar, dass Serrana auch sogleich damit begann konkrete Pläne zu schmieden


    Die große Frage die ihre Freundin damit anschnitt war allerdings die: Herrje, was soll ich bloß alles mitnehmen? oder anders herum: Was sollte sie hier in Rom zurück lassen? Nachdenklich begann Prisca an der Unterlippe zu nagen. Meine Kleider, mein Schmuck, meine Schminksachen, meine Sklaven, …meine Sänfte, den Löwenbrunnen den mein verstorbener Mann hat bauen lassen, die Marmorstatuten meiner Ahnen …? Eigentlich gab es so gut wie nichts, von dem die Aurelia sich spontan hätte trennen können, aber sie erkannte schnell, dass es wohl alles nichts half,: "Du hast recht Serrana. Allzu viel werden wir wohl leider nicht mitnehmen können, ohne dass es zu auffällig wird. Ich denke ein paar Kisten mit meinen Kleidern und meinen Schmucksachen werden mir reichen. Dazu meine Leibsklavinnen und Leibwächter, sowie eventuell ein paar kleinere Bildnisse meiner Ahnen. Wie gesagt werden unsere Sklaven die euren in jederlei Hinsicht unterstützen. Nur hältst du es für eine so gute Idee das ganze Gepäck hier zu sammeln? Das wird doch auffallen, oder nicht? Wäre es nicht unauffälliger, die Sachen - nach und nach - vor die Tore Roms zu schaffen?", Nur wohin? machte Prisca sich auch so ihre Gedanken während sie ihre Freundin fragend anblickte ...

  • "Meinst du? Oh, ich weiß nicht, vielleicht hast du recht...ich bin ja bislang noch nie aus Rom geflohen." versuchte sich Serrana an einem recht kläglichen Witz und wünschte sich ausnahmsweise, zumindest für diese Planerei so resolut zu sein wie ihre Großmutter, die in der Zwischenzeit vermutlich bereits die Wagen organisiert und bepackt gehabt hätte. "Ein Sammelpunkt ausserhalb Roms, vermutlich gar keine so schlechte Idee, aber wo denn nur?" Serranas unverkennbar ratloser Blick traf wieder ihren Mann. "Quintus, was sagst du dazu? Wo sollen wir das Gepäck sammeln? Hier oder woanders? Gibt es überhaupt geeignete Besitztümer der Germanici in der Nähe von Rom? Mir fällt nur Großmutters Landgut ein, aber das liegt in Nola und damit in der vollkommen falschen Richtung, wenn es nach Germanien gehen soll." Serrana seufte und wünschte sich, dass sie den bevorstehenden Exodus nach Germanien, der sich wie ein Berg vor ihnen auftürmte, bereits überstanden hätten. Immerhin hörten sich Aculeos Worte tröstlich an, denn die Vorstellung, nach wochenlanger und strapazenreicher Reise mit dem nicht gerade kleinen Tross in einem winzigen Haus zu stranden, war alles als reizvoll. Zumal dort ja auch vermutlich der nächste kleine Germanicus zur Welt kommen würde. "Nun, besser zu groß als zu klein, denke ich. Mit Prisca sind wir immerhin schon zu viert, und wir haben ja auch noch die Sklaven dabei. Ich werde gleich eine Nachricht nach Mogontiacum schicken, damit die Casa dort entsprechend hergerichtet wird."

  • Der Tumult im Atrium entging auch dem Senator Avarus nicht. Zwar hatte er es eine Weile geschafft der Neugierde zu entgehen und im Officium zu verbleiben, das Gemurmel nahm er aber trotzdem im Geiste auf. Irgendwann wurde es lauter, dann wieder leiser. Die Gruppe dort schien sich zu verstärken, neue Stimmen kamen hinzu, dann wurde es wieder ruhiger, aber das Gemurmel hörte nicht auf. Reichlich spät, aber doch irgendwie von Neugierde besessen, erhob er sich und trat hinaus auf den Gang. Von seiner Position aus konnte er die Gruppe gut übersehen und bekam auch einen Satz ausgesprochen richtig mit, den Sedulus Weib von sich gab...


    ...er trat leisen Fußes hinzu...


    "...salve Familie, wie ich sehe bereitet ihr euch auf die Reise in die Heimat vor. Ich wäre überglücklich, wenn ich euch begleiten könnte, aber wir Senatoren dürfen das leider nicht."


    Sein Blick erreichte Serrana und er hatte etwas tadelndes in sich.


    "Ich bitte Dich inständig, Serrana, die Gedanken davon zu lösen, ihr würdet fliehen. Keiner kann euch diese Reise zur Last legen. Niemand kann sie euch verbieten. Eine übliche, lang geplante Fahrt zu den Wurzeln unseres Daseins. Nicht mehr und auch nicht weniger. Wenn Du hier von Flucht sprichst, wie wird sich der Gedanke auf der Reise in Worte fassen? Ihr werdet in Reisestationen nächtigen, ihr werdet dort zu Abend essen oder euch zumindest unterhalten. Haltet ein irgendwann das Wort Flucht in den Mund zu nehmen. Viele Wände haben Ohren und einige dieser Lauscher sind dazu aufgespannt Vorteil von einer Nachricht zu nehmen. Ich bitte euch daher umzudenken. Seht es als eine Fahrt ins Grüne. Als eine Reise, die vorallem auch den Kindern gut tun wird. Vieles ist entspannter und gelöster in der Heimat. Nichts ist so zwanghaft und hinterhältig wie hier in Rom."


    Avarus schaute seinen Neffen an. Er las in dessen Mimik, ließ aber dem Ergebnis daraus nicht die Freiheit heraus zu kommen. Irgendwann mußten sie beide vielleicht fliehen. Das würde eine Flucht sein. Etwas, das man mit einer ganzen Herde von Wagen, Bediensteten, Kindern und Frauen nicht durchzustehen vermochte. Niemals!

  • Sedulus hatte den Onkel gar nicht bemerkt als er gerade antworten wollte. Er hätte es nicht besser ausdücken können, so nickte er zustimmend bei den Worten seines Onkels.


    Salve Onkel. Du nimmst mir die Worte quasi aus dem Mund. Es ist keine Flucht im Sinne von Flucht. Wie Onkel Avarus schon gesagt hat, es ist ein langverdienter Urlaub. Den Kindern einfach mal etwas Neues zeigen, dass es auch noch etwas anderes als Rom gibt. So würde ich es auch sagen.
    Dann kümmerst du dich um die Vorbereitungen Serrana mein Schatz?
    Aculeo hat mir wie es scheint noch etwas mitzuteilen. Hierfür werden wir uns am besten in mein Officium zurückziehen
    .


    Sedulus wandt sich an seinen Klienten.


    Geh doch bitte schon einmal vor Aculeo, ich werde dir gleich folgen. Du kennst ja zum Glück den Weg.


    Grinste er diesen an.
    Vielleicht hatte Avarus noch kurz etwas mit ihm zu besprechen.

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