Ein kleiner Rundgang durch die Stadt

  • So trat Dives also ersteinmal allein in Freie, wo er prompt auf seinen wartenden Custos Corporis:


    | Antinoos
    CURSOR ET CUSTOS CORPORIS - MARCUS IULIUS DIVES


    "Marcus!", zischte dieser ihn sofort im Flüsterton an. In diesem war es auch durchaus akzeptabel, dass er den Praenomen benutzte. Hauptsache war, dass es sonst niemand mitbekam.
    "Einer der Aedile ist eben hier mit einigen Männern aufgetaucht und dann in dem Betrieb da drüben verschwunden.", deutete er auf einen etwas heuntergekommenen Laden.
    "Und? ... Hast du Angst, dass er sehen könnte, wie ich heute mal in eine Brauerei eingekehrt bin - weltoffen, wie ich doch bin?", entgegnete Dives amüsiert in normaler Lautstärke. Das entsprach zwar weder seiner wahren Intention für diesen Besuch der Brauerei, noch entsprach es dem, was er seinem Custos Corporis erzählt hatte, doch für alle anderen konnte es ja durchaus so aussehen.
    "Aber ich dachte...", setzte der Sklave noch an, wurde dann jedoch von Flavus unterbrochen, der irgendetwas von nüchternen Germanen erzählte. Anschließend legte der Herr seine linke Hand auf die rechte Schulter seines Leibwächters und schaute zu Flavus:
    "Decimus, das ist mein Custos Corporis, Antinoos. Er wird uns auf unserem kleinen Rundgang durch die Stadt begleiten.", erklärte Dives. Mehr bräuchte auch sein Sklave nicht zu wissen. Wobei...
    "Decimus Flavus aus Roma. Sein Onkel ist der berühmte Decimus Meridius; die Auctrix der Acta, Decima Seiana, ist seine Cousine.", fügte er für Antinoos hinzu. Damit sollte alles geklärt sein und es könnte losgehen...


    "Interessierst du dich eigentlich für Geschichte, Decimus?", fragte Dives gleich zu Beginn - auch um grob abschätzen zu können, was er Flavus erzählen könnte ohne ihn zu langweilen.
    "Weißt du zum Beispiel woher die Civitas Ostia ihren Namen hat?", schloss er gleich an. Wüsste Flavus es nicht, würde es ihn vielleicht etwas ködern für die Geschichte. Ansonsten wäre es zumindest ein erster Einstieg...
    "A propos Namen... Warum hat man dich eigentlich 'den Blonden' genannt?", fragte er den Dunkelbrünetten. Der Iulier wollte dem Decimer ja nicht nur irgendeinen Stadtführer geben, sondern ihn auch ein bisschen näher kennenlernen. Dazu sprach er eben auch dieses und jenes nebenbei einfach mal an und hoffte natürlich, dass Flavus nicht alles abblocken würde. Aber da war er bislang eigentlich ganz guter Dinge, was das anbelangte.

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Flavus war überrascht, der Leibwächter von Iulius Dives machte doch eine sehr ordentliche Erscheinung, ja etwas rau aber er gefiel ihm. Ansehnlich, so einen bräuchte er ebenfalls, irgendwann mal. Im Moment suchte er ja noch einen Scriba, das war bereits schwer genug denn auch in Ostia konnte er kaum hoffen einen passenden zu finden. Er reagierte aber erstmal nicht auf die Vorstellung, denn das gehörte sich auch nicht gegenüber einem Sklaven. Dafür reagierte er aber auf den Rest.
    "Geschichte, ja ich bin sehr interessiert daran. Ohne die Vergangenheit zu kennen kann man die Gegenwart nicht verstehen, sagte mein Großvater immer. Ich denke damit hat er recht und ich muss zugeben manchmal sehne ich mich etwas nach der Zeit als wir noch eine Republik hatten. Dann wäre auch dieser Konflikt den wir heute aufkommen sehen nie entstanden. Aber woher Ostia seinen Namen hat, nein über sowas weiß ich nicht bescheid. Ich kenne mich in solchen Dingen leider wirklich gar nicht aus, sicherlich ein Schandfleck. Warum man mich den Blonden nennt? Nun das ist einfach, ich war lange Zeit blond, erst als ich etwa 7 Jahre alt war wurden meine Haare so dunkel, niemand weiß genau woher das kam."

  • "Nun, ich denke, wir gehen hier entlang.", zeigt Dives den Weg. Der Betrieb, in den der Aedil mit seinen Mannen gestürmt war - oder vielleicht auch nur eine einfache Stichprobe ob der Einhaltung diverser Vorschriften gemacht hatte - läge nun in ihrem Rücken, sodass der kleine Trupp nicht von diesen Vorgängen abgelenkt werden würde. Während der Iulier schon die ersten Schritte in diese Richtung setzte und dann darauf wartete, dass Flavus zu ihm aufschloss, hielt sich Antinoos im Hintergrund - und würde dies wohl auch auf dem restlichen Weg so halten.
    "Ein weiser Mann, dein Großvater.", stellte er noch fest und freute sich innerlich, dass sich sein eigenes geschichtliches Interesse nun vielleicht mal etwas auszahlen könnte. Den Satz mit der Republik überging Dives schleunigst, denn vor allem in aller Öffentlichkeit und gerade auch in solch unsicheren Zeiten, sollte man das besser nicht vertiefen...


    "Der Name leitet sich ab von den Worten Os, Mündung, beziehungsweise Ostium, Eingang. Beides bezieht sich natürlich dabei auf die Mündung des Tiberis ins Mare Tyrrhenum.", beantwortete Dives seine eigene Frage.
    "Warum es jedoch Ostia im Plural heißt und nicht nur Ostium, vermag ich dir nicht so genau zu sagen. Die beiden Kanäle jedenfalls, die den Tiberis mit dem Meer verbinden, sind von Menschenhand geschaffen.", fügte er zu seiner Erklärung hinzu.
    "Wo wir gerade bei Benamungen sind..." Ein Adjektiv wie falsch oder seltsam oder fragwürdig, sparte sich der Iulier, da er Flavus keinesfalls beleidigen wollte.
    "Der südlichere dieser beiden Kanäle wird Fossa Traiani genannt, wurde jedoch bereits zu Claudius' Zeiten gebaut." Mit einfachem, unbeschwerten Schulterzucken unterstrich er, dass man manche Dinge eben einfach so hinnehmen musste, unabhängig davon, wie logisch oder unlogisch sie schienen.


    "Gegründet wurd Ostia - die erste römische Kolonie überhaupt - bereits durch Ancus Marcius, dem vierten König von Roma. Und kennst du dich etwas in der Literatur aus? Dann kannst du sicherlich selbst ableiten, wer hier einst aus dem brennenden Troia seinen ersten Fuß auf italisches Land gesetzt hat...", fragte Dives indirekt, wem man mit dieser Stadt also ein solches Denkmal errichtet hatte. Ein bloßer Monolog wäre ja sicherlich auch langweilig gewesen.


    "Und ich habe eben gesagt, dass Ancus Marcius diese Stadt - ursprünglich allerdings als römisches Castell - gegründet hat. Was meinst du, wie alt Ostia folglich bereits ist?", testete der Iulier das Wissen seines Gegenübers. Die Regierungszeiten der legendären sieben Königs Romas sollte ein Paedagogus seinen Schülern schon nahgebracht haben. So sah dies zumindest Dives, der genau solcheinen Lehrer gehabt hatte... und glücklicherweise noch immer hatte. Ja, sein Sklave Aglaopes, eine beinahe wandelnde Bibliotheca, war ihm schon so manches Mal eine überaus nützliche Hilfe gewesen.
    "Bei diesen militärischen Dingen fällt mir ein: Sind die Mitglieder deiner Gens eigentlich noch immer so stark in diesem Bereich vertreten?"

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    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Er nickte dankend als Dives seinen Großvater lobte, ja er war wirklich ein weiser Mann, sehr vorrausschauend. Der Iulier konnte mit wissen über diese Stadt glänzen und Flavus fiel es fast schwer zu folgen, aber er konnte zum Glück noch folgen. "Ja, manche schreiben den Circus Maximus ja auch Traian zu, dabei gab es das Ding schon hunderte Jahre früher, nur eben aus Holz. Aber so ist es eben, man darf sich über die Namen mancher Dinge nicht mehr wundern." Vierter König, also war Ostia etwa 400 Jahre alt, eigentlich eine sehr lange Zeit wenn man darüber nachdachte wie lange es Tarraco gab."Nun da hatte die Stadt ja eine ruhmreiche Geschichte mit 400 Jahren. Segelte von hier nicht auch Scipio nach Karthago um dem Barbaren die Macht Roms zu zeigen? Ja so muss es gewesen sein..."
    Bei der Literatur musste er schon lange überlegen und verschob daher die Antwort nach hinten, so konnte er Zeit gewinnen und musste nicht ganz so dumm darstehen. "Spielst du auf Aenneas an? Ich glaube da nicht so daran dass das wahr sein soll." Und nun konnte er sich auch der letzten Frage witmen, den militärischen Zweig seiner Familie, oder vielmeh die Äste. "Ja, die Gens Decima ist weiterhin stark im Militär vertreten, mein Cousin ist Gardetribun, andere haben es zum Centurio gebracht."

  • Alles andere als ein Lob für Flavus' Großvater wäre ja auch einer schlichten Beleidigung gleich gekommen, zumal der Iulier diesen nichteinmal dem Namen nach kannte. Was den Circus betraf, so konnte Dives nur nickend zustimmen. Dieses Faktum war ihm zwar selbst aktuell nicht so vertraut, aber es unterstützte doch seine These.


    "400 Jahre?" Der außerordentliche Stadtführer war doch etwas überrascht. Das ließ sich zwar trotz einiger Bemühungen nicht so ganz verbergen. Allein die Römische Republik hatte ja gute 460 Jahre existiert, wenn man bis zum Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius Magnus rechnete. Ging man bis zur Begründung des Principats durch Augustus, waren es gar nochmal einige Jahre mehr. Und darin waren weder die aktuelle Zeit der Augusti einberechnet, noch die Zeit der letzten drei Könige von Roma. Alles in allem käme man wohl eher auf eine Größenordnung von 725 bis 750 Jahren.
    "Da mir persönlich keinerlei Aufzeichnungen über das genaue Jahr der Gründung bekannt sind, will ich einfach von der knapp 25-jährigen Regierungszeit des Ancus Marcius ausgehen. Diese begann etwa 113 Jahre nach Gründung der Stadt Roma und endete ungefähr 127 Jahre nach Gründung der Stadt Roma. Damit hat Ostia bereits eine Geschichte von 725 bis 750 Jahren.", schwärmte Dives vor - hauptsächlich, weil Schwärmen wohl allemal besser wäre als eine lehrerhafte Korrektur. Er wollte schließlich einen positiv Eindruck auf den Decimer machen und die Beziehung zwischen ihren beiden Gentes nicht noch weiter belasten!


    "Du meinst Scipio Africanus? Den von den Cornelii?", hakte Dives nach, denn der Scipiones gab es viele. Er kramte kurz in seinem Gedächtnis, konnte jedoch weder Informationen in die eine noch ni die andere Richtung finden.
    "Bestimmt!", antwortete er also inhaltlich vage im Tonfall vollster Überzeugung. Klar, dass dem Decimer aus einer derart stark im Militär vertretenen Gens eher solche geschichtlichen Fakten im Kopf waren...


    "Genau. Aeneas soll hier gelandet sein. Du glaubst nicht an das, was Vergil in seinem Werk geschrieben hat? An garnichts davon?", erkundigte sich der Iulier weiter.
    "Nichtmal an einen wahren Kern des Ganzen?" Das war nämlich Dives' Auffassung. Er könnte sich niemals vorstellen, dass die ganze Gründungsgeschichte der Stadt Roma von irgendjemandem einfach nur erdacht war. Sie war schon sehr alt, wie man ja eben festgestellt hatte und daher mit großer Sicherheit auch schon einige Male verfälscht worden. Aber dass alles eine Erfindung wäre, eine glatte Lüge (!), nein; daran konnte und wollte Dives nicht glauben.


    "Wow! Ein Gardetribun...", meinte er erstaunt. Wobei. Wenn er es sich recht überlegte, dann hatte die Decimer ja auch eine entsprechende Verbindung zum Praefectus Praetorio. Wieder etwas, das er für sich behalten würde und nicht laut aussprach.
    "Ich habe auch zwei Verwandte, zwei Cousins, bei den Praetorianern. Einer ist Centurio Iulius Antoninus und einer ist Atius Romanus." Von letzterem wusste er leider nicht den Rang oder Dienstgrad. Da fiel ihm der Brief ein, den er an Atius Scarpus geschickt hatte mit der Bitte, dass dieser ihm doch nach Möglichkeit eine Kontaktadresse zukommen lassen solle, unter der er Atius Romanus erreichen könnte.


    Im nächsten Moment bogen sie um eine Ecke und Dives' Blick fiel auf eine entgegenkommende Patroullie der Stadtkohorten.
    "Hier kannst du auch sehen, dass Ostia mal gerade gute 20 Meilen von der Urbs Aeterna entfernt ist. Nicht nur, dass eine Vexillatio der stadtrömisches Vigiles hier stationiert ist. Im 100-Meilen-Radius um Roma tun auch die Soldaten der Cohortes Urbanae ihren Dienst - insbesondere natürlich in einer Civitas mit der Bedeutung Ostias." Und es war wohl unstrittig, dass Ostia eine besondere Bedeutung hatte. Damit passierten sie die Soldaten und in einiger Entfernung, hier und dort vereinzelt zwischen den Häusern, konnte man bereits das im Sonnenlicht funkelnde Meer sehen.

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  • Oha, da hatte Flavus doch richtig gelegen und falsch gerechnet, peinlich. "Na, damit wäre bewiesen ich bin unfähig mit leerem Magen ein paar Zahlen zu berechnen. Denn das war denke ich mein Fehler." Er hoffte nur dass es nicht wie eine dumme Ausrede klang. Aber er dachte nun nicht weiter darüber nach, wozu auch er war ja nicht perfekt und alles wissen konnte er auch nicht. "Aber das ist eine lange Zeit für so eine Stadt, hat sich gut gehalten."


    "Ja den meine ich, allerdings gab es bei den Cornelliern soviele Scipios dass ich mir nicht sicher bin ob ich da nicht welche durcheinander bringe. Aber ich bin mir recht sicher." Gab es zu dieser Zeit auch Scipios in anderen bekannten Familien? Er war sich nicht einmal sicher... "Ich sage nicht dass ich gar nicht an Vergils Werk glaube, aber nun ja...ein Grieche als Stammvater der Römer? Da sind mir Romolus und Remus lieber, von den Göttern gesandt und von einer Wölfing großgezogen, das passt doch viel mehr zu uns Römern als ein fliehender Grieche." Nein, das war so gar nicht nach Flavus Geschmack, außerdem gab es da noch einen Fakt der wichtig war. "Zumal unser lieber Vergil von Dingen erzählt die lange vor seiner Zeit geschehen sein sollen..."


    "Nun dann haben wir ja beide Kontakte zu den Herren in schwarz, wobei man sagen muss dass so etwas nicht nur Vorteile hat, denn oft begegnet man einem reservierter wenn man Verwandte dort in hohen Positionen hat." Das konnte aber auch an Seiana liegen, das wusste er selbst nicht genau. Als sie um eine Ecke Bogen kam ihnen eine kleine Patrouille entgegen und Dives erklärte Flavus etwas über die Stadtwachen. "An diesen Fakt habe ich gar nicht gedacht, aber es macht Sinn zumal Ostia ja wirklich nicht weit von Rom entfernt liegt. Gibt es hier keine Legion oder wenigstens Auxiliartruppen? Nichtmal ein Kastell?" So genau wusste er das gar nicht, also schadete fragen ja nicht.

  • "Nun, dann denke ich, sollten wir dem leeren Magen Abhilfe verschaffen, oder?", meinte Dives mit einem kleinen Grinsen im Gesicht. Ja, in seinen Ohren hatte schon etwas von einer winzigen Ausrede - allerdings keiner dummen! Flavus hatte ja bereits zuvor von seinem Hunger gesprochen, wobei der Iulier eigentlich nicht gedacht hatte, dass es nun SO schlimm um ihn stand. Dives zeigte ein Stück weit die Straße hinunter.
    "Das da ist das große Theater von Ostia. Es wurde übrigens unter Divus Augustus von seinem engen Vertrauten Vipsanius Agrippa errichtet. Hinter der Fassade, im Halbrund unter den Zuschauerreihen sind einige Läden, wo es auch etwas zu essen geben sollte. Ansonsten befindet sich hinter der Scaena, dem Bühnenhaus, der Platz der Korporationen mit etwa 70 Geschäften. Da laufen auch immer ein paar Imbissverkäufer rum.", erklärte Dives. Es folgte eine kurze Pause.
    "Oder wir können auch ein Stück weiter gehen. Da hinten, kurz hinter dem alten Tor des Castells, fängt das Forum Ostias an." Dabei zeigte Dives ein ganzes Stück die Straße runter, etwa zwei- bis dreimal so weit vor ihnen, wie das Theater.


    Dass sich die Stadt gut gehalten hätte, hätte Dives dann beinahe wirklich noch zum Lachen gebracht. Wenn man es so sah, dann hätte sich sicherlich auch Roma "gut gehalten". Die Stadt war ja noch ein paar Jährchen älter. Aber er biss sich auf die Zunge und riss sich zusammen.
    Darüber, dass Flavus mit seiner Schätzung falsch lag, machte auch der Iulier sich keine weiteren Sorgen. Letztlich wusste auch er bei weitem nicht alles und der Decimer wäre ihm bei anderen Themen haushoch überlegen. Im Prinzip war die Konstellation so sogar fast schon optimal, denn Dives wollte Flavus die Stadt ja zeigen und näher bringen, was natürlich auch ein gewisses Unwissen voraussetzte. Und da der Iulier kein Magister Historiae war, kam es ihm sehr gelegen, dass er das erzählen konnte, was er zählte.


    "Stimmt! Es haben ja gleich zwei Cornelii Scipiones den Ehrentitel Africanus bekommen.", ging Dives plötzlich ein Licht auf, dass auch er keine eindeutige Beschreibung abgegeben hatte. Da er nichts Falsches sagen wollte, beließ er es einfach erstinmal bei dieser Aussage. Sich möglicherweise auf den Verkehrten der beiden festzulegen, wollte er ja nicht.
    "Moment, Moment. Du willst doch nicht etwa in aller Öffentlichkeit Venus Genetrix, die Stammmutter des römischen Volkes beleidigen, oder?" Das war natürlich eine rhetorische Frage.
    "Sie soll schließlich die Mutter des Aeneas gewesen sein. Insofern ist also auch dieser göttlicher Abstammung." Dass Dives die Venus Genetrix auch aus einem anderen Grund besonders wichtig war, erwähnte er nicht. Zwar stammte er nicht vom patrizischen Divus Iulius ab, der sie einst als Stammmutter vor allem der Iulier verehrte, dafür war es jedoch genau dieser Divus Iulius gewesen, der dem Stammvater von Dives' iulischem Zweig das Bürgerrecht verlieh. Das war auch der Grund dafür, dass dieser Stammvater den Gentilnomen Iulius angenommen hatte - und heute auch Dives ein Iulius war.
    "Und was die Brüder Romulus und Remus anbelangt, so stammen sie doch meines Wissens nach einerseits vom Kriegsgott Mars ab und andererseits von Rhea Silvia. Und letztere ist als eine Nachfahrin von wem überliefert? Aeneas." Ja, so sah Dives die Sache. Klar waren die Geschichten hier und dort etwas ausgeschmückt, aber alles in allem hatten sie sicher einen wahren Kern. Daran glaubte er einfach.
    Nachdem er auf diese Weise gezeigt hatte, dass es kein Widerspruch war, an Teile beider Legenden zu glauben, ging er nicht weiter auf das Argument der Zeit ein. Dieses war seiner Ansicht nach nämlich nicht das eigentliche Problem betreffend. Er hatte ja nicht behauptet, dass alles 1:1 so passiert war. Es gab eben den wahren Kern, der sich auch in den Jahren und Jahrhunderten der mündlichen Überlieferung nicht verändert hatte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


    "Hmm... Das ist mir noch nie aufgefallen...", überlegte Dives kurz.
    "Aber das mag auch daran liegen, dass ich die beiden angesprochenen Cousins zugegebenermaßen selbst auch nicht allzu gut kenne." Eine herzliche Untertreibung, aber gut. Er arbeitete ja bereits daran, dass sich die Situation verbesserte.
    "Nein, eine ganze Legion ist hier nicht stationiert. Da ist die Prima in Mantua die einzige in Italia. Deshalb ist das ja auch umgangsprachlich die Legion des Imperators und für die Soldaten so erstrebenswert dort zu dienen. Da hab ich übrigens auch einen... ähm... Großonkel. Der ist dort sogar der Primus Pilus.", sagte er kleinlaut. Ja, Centho war es wohl, der ihm das irgendwann mal beiläufig erzählt hatte. Und noch immer hatte Dives den Mann nicht wenigstens mal angeschrieben. Das sollte er wohl irgendwann mal nachholen. Aber jetzt, wo der Krieg quasi vor der Türe stand? Neeiin. Da hätte der sicherlich eh anderes zu tun. Er würde sich nach diesem Sturm, der wohl über das Imperium fegen wird, mal melden. Getreu dem Motto: Was du heute kannst besorgen, das geht meistens auch noch morgen! :P
    "Aber zurück. Wir haben hier eben einen Teil der Truppen aus Roma. Zugegebenermaßen natürlich einen deutlichen kleineren Teil als in Roma selbst, aber immerhin. Hier sind ja auch keine Feinde direkt vor unserer Haustür, wie beispielsweise in Germania. Und falls doch mal etwas Größeres sein sollte, dann ist Roma ja nicht weit...", wobei dem Iulier so auf die Schnelle nichts derartiges einfiel. Höchstens vielleicht, wenn es wirklich zu einer Hungersnot kommen sollte. Aber dann wären die Truppen wahrscheinlich an Roma gebunden und hätten dort alle Hände voll zu tun.
    "Aber für die abgeordneten Truppen aus Roma haben wir hier natürlich entsprechende Unterkünfte. Die der Vigiles sind sogar nicht weit von hier, in der Nähe des Platzes der Korporationen..." Wäre ja auch ein Desaster, wenn die Truppen immer aus Roma die 20 Meilen auf sich nehmen müssten, nur um in Ostia Patroullie zu laufen oder Torwache zu schieben.

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  • Das Theater war beeindruckend, wenn auch auch nicht vergleichbar mit dem Coloseum, trotz allem aber beeindrucken. "Schönes Theater, die Akkustik muss besonders sein." Viel wichtiger war aber dass es hier etwas zu Essen geben würde, die restlichen Vorschläge des Iuliers überhörte Flavus einfach und sehr überzeugt äußerte auch seine Gedanken. "Nein wir nehmen die Läden am Theater, sonst belästigt dich mein Magen noch." Er began zu lachen und schaute dabei weiterhin auf den Bau des Theaters, wirklich imposant so außerhalb Roms.


    Auf eine Diskussion bezüglich der Ahnen Roms wollte er sich dann doch nicht einlassen, er wusste dass es dazu mehr Ansichten gab als Familien in Rom und es würde sich ewig hinziehen. "Nun, ich denke wir sollten über unsere Vorfahren nicht soviel rätseln, du weißt doch dass jeder anders denkt und diesen Dissens würde sich nur über alles hinwegziehen. Solange wir beiden wissen wer unsere Stammväter sind ist alles in Ordnung, das ist meine Meinung."


    "Du hast auch nicht gerade wenige Verwandet beim Militär, hm? Ich denke fast jeder großen Familie geht es so, es gibt selten Ausnahmen die nur der Politik dienlich waren, oder eben nur dem Militär. Wobei ich mir bei der Gens des Gardepräfekten nicht sicher bin jemals von einem Politiker gehört zu haben." Allerdings musste er den Iulier korrigieren, denn so einfach wie er dachte war es doch nicht. "Du gehst von einer Gefahren auf dem Land aus, aber was ist mit der Gefahr aus der See? Misenum und Ravenna sind nicht so Nahe wie man denken könnte und sollten die Patrouillen die Aggresoren nicht sehen ist eine Landung bei Ostia ein Kinderspiel. Mantua ist einige Tage entfernt, die Stadtwache könnte erst einmal auch nur wenig tun. Natürlich gilt das nicht für Rom selbst, die Stadt ist eine Festung selbst Hannibal wollte sie nicht angreifen und das zu einer Zeit als unser Imperium noch nicht im Ansatz so mächtig war wie heute." Und da nutze auch eine Kohorte der Vigiles nichts mehr, wobei es eigentlich unwahrscheinlich war dass es ein Barbarenstamm gab der über das Meer bis nach Ostia segeln konnte ohne dass man es entdeckte. Das Meer gehörte Rom, alle anliegenden Gebiete gehörten Rom. Woher sollte also der Aggresor kommen?

  • Sie kamen dem Theater langsam näher.
    "Oh, das ist sie!", bestätigte Dives die Vermutung zur Akustik. Er wusste zwar nicht, wie Flavus das durch den Blick auf die Fassade sehen konnte, aber dachte auch nicht weiter darüber nach.
    "Diese will ich übrigens dann auch ausnutzen, wenn ich zum Decurio von Ostia ernannt werde, wovon ich einfach mal ausgehe. Dann werde ich nämlich für die Bevölkerung ein öffentliches Schauspiel dort auf die Bühne bringen. Ich hab mich schon ein bisschen umgehört und bin der Meinung auch ein ganz talentiertes Ensemble gefunden zu haben. Wenn du willst, kann ich dir zu gegebenem Zeitpunkt auch eine persönliche Einladung dazu zukommen lassen..." Natürlich würde es sicherlich auch einen kleinen Aushang auf dem Forum Romanum in Roma geben, aber Dives fand dies zumindest eine ganz nette Geste.


    Je näher sie dem Theater kamen, umso größer schien es sich vor ihnen aufzutürmen.
    "Hm.", nickte Dives einmal mit einem äußerst schmalen Lächeln. Vermutlich war ein Auslassen dieses Themas wirklich eine gute Idee, denn für ihn reichte das bloße Kennen der eigenen Stammväter eben nicht aus. War Flavus etwa nicht stolz darauf ein Römer zu sein, Venus als Stammmutter zu haben? Vor einem Augenblick hatte sich das doch noch anders angehört, als er von Aeneas als einem feigen Griechen gesprochen hatte. Verdammt! Dazu hatte er eigentlich auch noch etwas sagen wollen, denn aus seiner Sicht war Aeneas in der Situation keinesfalls feige. Aber gut, Chance vertan.


    Nun verschlang der Schatten, den das Theater warf, auch den eigenen Schatten des Iuliers - man war fast da.
    "Naja, große Gentes aus denen meine Eltern und Großelten stammen..." Und das waren die diversen Stammbäume wirklich. Zwar war das noch kein Argument für die wirklich bei genauerer Betrachtung nicht gerade wenigen Verwandten beim Militär, doch erhöhte eine zahlreiche Verwandtschaft natürlich unweigerlich die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der eine oder andere zu den Legionen gehen wollte - und ging.
    "Gefahren von See? Wer soll da kommen? Die Piraten sind doch faktisch seit Pompeius Magnus aus dem Mare Nostrum verschwunden. Und ansonden ist Misenum nicht weiter als zwei Tage mit dem Schiff entfernt. Ravenna ist einmal um den Stiefel rum, das ist klar..." Dives sah da eigentlich keine Gefahr, solange sie nicht aus dem Innern des Imperiums käme.
    "Es kann ja auch nicht jeder Hafen einen eigene Flotte haben.", fügte er hinzu.
    "Und falls es wirklich mal jemand wagen sollte, in unser Meer einzudringen, dann denke ich, dass man uns aus Baetica oder Thracia oder von wo auch immer sie eindringen sollten, rechtzeitig informiert, sollte die Classis widererwartend nicht mit ihnen fertig werden." Da vertraute Dives ganz darauf, dass die römische Marine auch gute kleine, flinke Schiffe hatte, mit denen sie schlichtweg schneller sein würde als eventuelle Angreifer, sodass Flottenstützpunkte wie Misenum, aber auch wichtige Häfen wie Ostia frühzeitg erreicht werden würden.


    Mittlerweile war der Geruch von Fisch kaum noch zu ignorieren. Aber auch viele andere Waren breiteten sich vor dem Auge des Betrachters an den Ständen aus. Obst und Gemüse auch aus anderen Teilen der Welt wurden ebenso angeboten, wie das Fleisch heimischer Tiere. Einzig eine Sache war auffallend: Es gab vergleichsweise wenig Waren auf Getreidebasis. Woran das lag, bedurfte sicherlich keiner genaueren Erklärungen.
    "Nun denn, da sind wir."


    Sim-Off:

    Ich denke wir bleiben trotzdem hier in diesem Thread. ;)

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  • Die Einladung war verlockend. "Aber gerne doch, ich liebe das Theater und versuche sooft es geht einer Aufführung beizuwohnen. Ich habe auch bereits einige Theater besucht, teilweise mit wirklich schrecklichen Darbietungen aber ich denke du hast da ein gutes Händchen." Und wenn nicht würde er es sicher nicht sagen.
    Zum Glück umging der Iulier das Thema, denn es gehörte klar zu Flavus Schwächen die er nur ungern offenbarte, er kannte sich so gut wie gar nicht in der Geschichte Roms aus, zumindest in der Zeit vor der Republik. Und daher wollte er es auch wenn möglich umgehen über solche Dinge zu reden. Sollte der Iulier das Thema doch wieder aufnehmen müsste er sich etwas einfallen lassen...


    "Ich weiß dass es kaum Sinn macht dass Piraten oder Barbaren hier her kommen, aber auch unsere Classis kann ja nicht das ganze Meer unter ihrer Aufsicht haben, das ist unmöglich. Wir müssen hoffen dass uns Neptun gewogen ist und jeden Feind von uns weghalten wird. Aber ich halte es ebenfalls für unwahrscheinlich." Gab es bei den Stämmen im Osten überhaupt gute Seefahrer? Die Germanen waren definitiv keine, die Ägypter nur bedingt und Karthago gab es nicht mehr. Woher sollte also eine Gefahr überhaupt kommen? Es war wirklich mehr als unwahrscheinlich. "Und wahrlich, du hast eine sehr große Familie, da bleibt es nicht aus. Geht mir ja nicht anders."


    Als Flavus das Angebot sah merkte er erneut wie hungrig er war. Er drehte sich zu seinem Begleiter um. "Sucht euch etwas aus, die Rechnung zahle ich als Gegenleistung für deine doch sehr erfreuliche Führung und das Gespräch gerne." Er selbst holte sich ein Fladen Brot, eine Schale mit Weintrauben und etwas Käse, das sollte reichen.

  • "Du wohnst in der Casa Decima Mercator zu Roma?", fragte Dives lieber nochmal genauer nach. Er ging zwar schon davon aus, aber eh es am Ende dann doch nicht so war und jene nunmehr versprochene Einladung ihn nicht erreichen würde... Da war es einfach besser auf Nummer sicher zu gehen.
    "Und natürlich brauchst auch nicht allein zu kommen, wenn du nicht willst...", wobei Dives jetzt nicht explizit eine weibliche Begleitung meinte, sondern ganz allgemein blieb. Wenn Flavus also beispielsweise eher auf männliche Begleiter stünde, dann wäre dem Iulier dies auch recht. Aber auch sonstige Freunde, Bekannte oder Verwandte.
    "Allerdings solltest du mich das dann natürlich möglichst zeitnah wissen lassen, da das Theater auch nur ein paar tausend Plätze hat und ich natürlich reservieren lassen müsste... Aber noch ist es ja eh nicht so weit." Das sagte Dives einerseits, damit nicht plötzlich ganz Roma zu Besuch in die vergleichsweise kleine Hafenstadt käme und andererseits auch, weil ein Versagen der faktisch engagierten Schauspieler umso peinlicher würde, je mehr Leute er aus dem Publikum persönlich kennen würde. Und da der Iulier schon vorhatte, jeden persönlich geladenen Gast - und eventuell eben auch deren Begleitungen - auch persönlich zu begrüßen, ... Andererseits würden sicherlich auch einige Leute zu beschäftigt sein, um nach Ostia zu reisen - und Senatoren durften die Stadt ja eh noch immer nicht verlassen.
    Er hoffte wirklich, dass ihn dieses Schauspielerpack nicht enttäuschte!


    "Naja, es reicht ja, wenn den Stellen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, an denen das Mare Nostrum sich zu anderen Meeren öffnet... eben Baetica und Thracia.", meinte Dives mit einem Augenzwinkern. Und zusammen mit dem Beistand der Götter, den Flavus erwähnte, sollte das auch kein Problem sein. Mehr wusste der Iulier dazu nicht zu sagen.


    "Ach, das musst du doch nicht... Das Vergnügen lag ganz bei mir, dich kennenlernen und dir die Stadt etwas zeigen zu dürfen...", erklärte Dives und freute sich innerlich, dass der Decimer bisher zufrieden mit ihm als Stadtführer zu sein schien. Da lag die Freude wirklich ganz bei dem Iulier.
    "Wir teilen uns eine kleine Schale mit Trauben.", musste sich natürlich Antinoos gleich und mit großen Augen einmischen. Er liebte es, wenn man die einzelnen Trauben halb in den Mund nahm und dann in diesen hinein saugte. Das 'Ploppen' einer Weintraube fand er toll. Dives seuftzte.
    "Gut, so soll es sein.", stimmte er kurzerhand zu, da er hier und jetzt keine Lust darauf hatte groß Aufsehen zu erregen. Danach war der Iulier gespannt, ob Flavus die Tour hiermit als beendet ansehen würde, noch Fragen hatte, zumindest noch bis zum Forum mit dem Capitolium gehen wollen würde oder vielleicht auch bis zu einem der Häfen... Ein bisschen was könnte sich Dives sicherlich noch aus den Fingern saugen.

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  • Flavus nickte "Ja genau da wohne ich. Aber wie du sagtest, es ist etwas Zeit bis dahin und ich muss mich dann auch erstmal um einen Begleiter oder eine Begleiterin kümmern." Er dachte dabei vor allem an Messalina, Serapio und vielleicht Seiana samt ihrem Gatten. Messalina würde er aber schon gerne mitnehmen, der jungen Dame täte etwas Kultur sicher nicht schlecht.


    "Also eine Schale mit Trauben für deinen Leibwächter. Und du auch eine Schale?" Er lachte ihn an, na sooo arm war er ja nun auch wieder nicht. "Und dabei bleibt es? Nur Trauben? Das Brot schmeckt köstlich." Das tat es wirklich auch wenn der Preis deutlich angestiegen war, zum Glück gab es in der casa noch genügend Getreide und man musste sicher für 2 Monate nicht neuen kaufen. Da hatte man rechtzeitig vorgesorgt.


    "Ich würde übrigens gerne noch den Hafen und das Forum sehen. Ich denke wenn man in Ostia ist sollte man sich diese Orte nicht entgehen lassen, zumal ich das Meer liebe, insofern ich nicht darauf mit einem Schiff zu fahren gedenke." Nur ungern erinnerte er sich an die Überfahrt aus Spanien nach Misenum. Warum man damals nicht gleich nach Ostia fuhr war ihm schleierhaft, aber das sollte nun auch keine Rolle spielen.

  • Wieder machte Dives eine geistige Notiz. Diesmal jedoch handelte es sich dabei nicht um irgendwelche verwandtschaftlichen Verbindungen, sondern um eine Adresse. An wen Flavus als eventuelle Begleitungen dachte, wusste Dives nicht und dementsprechend gab er hierzu auch keinen weiteren Kommentar ab.


    "Ja gut... Dann nehme ich auch eine Schale.", ließ sich Dives mehr breitschlagen, als dass er wirklich überzeugt klang. Ihm war durch Flavus' Lachen gerade aufgegangen, dass es für diesen eventuell auch beleidigend sein könnte, wenn er ablehnte. Also sagte er eben zu.
    "Danke. Ja, ich denke, dabei bleibt es.", antwortete der Iulier und blickte sogleich Antinoos (für Flavus unsichtlich) eindringlich in die Augen. So behielt der Sklave eventuelle weitere Wünsche für sich. Soweit käme es für Dives noch, dass er seine Sklaven bei anderen durchfütterte. Wie sähe das aus?
    "Wir waren in einer Bäckerei, direkt bevor wir zu dir kamen.", wandte sich der Iulier dann mit entschuldigendem Lächeln wieder zum Decimer. Diese Ausrede würde Flavus hoffentlich schlucken. Dives wollte bescheiden bleiben.


    "Kein Problem. Wollen wir erst hier im Schatten des Theaters kurz essen, bevor wir weitergehen oder willst du im Gehen essen?" Beim letzten Teil der Frage schaute Dives etwas ungläubig, denn mit Brot, Käse und einer Schale Trauben schien Flavus doch gut die Hände voll zu haben. Oder hatte er vielleicht irgendeine spezielle Technik, die man sich abgucken könnte? Mal sehen...
    "Und Neptun, ja! Der kann schon mal sein ganz eigenes Spiel mit einem treiben..." Diese durchaus enthusiasisch angesetzte Antwort verlor plötzlich, mitten im Satz seine gesamte Energie und am Ende schwang in den Worten des Iuliers doch eine durchaus hörbare Trauer mit. Ein ganz eigenes Spiel, ja. Dives seuftzte. Und manchmal war dieses Spiel eine Tragödie, ein Trauerspiel ohne Überlebende.

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Immerhin, sie aßen beide etwas, das war ja etwas wert. "Nein, ich würde sagen wir essen hier, ist angenehmer und mit all dem Kram funktioniert das eh nicht so richtig mit dem Laufen. Außerdem sehe ich gerne den Leuten zu wenn sie einkaufen oder tratschen, dann erfährt man mehr über die Sorgen des einfachen Volkes, insofern man davon sprechen kann."


    Er konnte sich fast denken was Dives meinte als er Neptun erwähnte, jede Familie konnte davon etwas erzählen, jede Gens hatte dem Gott bereits mindestens ein Mitglied geopfert, außer man umging das Wasser einfach. "Neptun ist ein seltsamer Gott, leider nimmt er sich oft mehr als er sollte...aber wer sind wir, dass wir die Götter in Frage stellen könnten?" Do ut des, so einfach war es. Man konnte es nicht ändern, man konnte nur damit umgehen und auch das war oft nicht einfach.

  • "Gut.", meinte Dives nur und steckte sich, nachdem er seine Schale mit Weintrauben bekommen hatte, die erste Traube in den Mund. Flavus war der Geführte, der Gast, nach dem sich die kleine Gruppe richten würde. Es war ja auch seine Führung. Er bestimmte, wann eine Pause zum Essen eingelegt wurde und wann es weitergehen würde...
    "Lecker und schön saftig...", lobte der Iulier die ihm ausgegebenen grünen Perlen, die auch optisch - dem Wasser sei Dank - wie eben jene Schmuckstücke glänzten. Antinoos unterdessen sog bereits die zweite Traube mit einem deutlich vernehmbaren 'PLOPP' in seinen Mund und stimmte sogleich seinem dominus mit stummem Nicken zu.


    "Er ist wohl genauso seltsam wie jeder andere Gott... und genauso fehlbar." Denn allein wenn man sich die vielen Liebschaften, Affären und Intrigen der Göttlichen vor Augen führte, musste man wohl zu der Überzeugung gelangen, dass die Unsterblichen keinesfalls unfehlbar waren.
    "Sag, Decimus, leben deine Eltern noch?", offenbarte Dives indirekt welchen Verlust ihm der oberste Gott der Meere zugefügt hatte. Dass der eigentlich 'nur' für den Tod eines Elternteils die Verantwortung trug, war im Moment nebensächlich. Außerdem hatte der Iulier zu seinem eigenen Bedauern seinen Vater eh nie so kennenlernen können, wie er es sich selbst gewünscht hätte und folglich auch keine allzu enge emotionale Bindung zu ihm. Da wog dieser Verlust hier entsprechend schwerer.
    "Da fällt mir ein: Hab ich dir eigentlich schon erzählt oder weist du, welches der Hauptgott dieser Civitas ist?", versuchte Dives dann selbst wieder die Kurve zu einem weniger persönlichen Thema zu kratzen.

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  • Flavus hatte sein Vergnügen daran dem Iulier beim Essen zuzusehen, warum auch nicht er war ja recht ansehnlich. Er würde ihn sicher nach der Stadtführung auf ein Essen in die casa decima einladen, soviel war sicher. Aber Götter und fehlbar?
    "Hast du gerade fehlbar gesagt? Götter sind selten fehlbar, wenn sie irren gleichen sie ihre Fehler direkt wieder aus." So einfach war das, es war ja nicht so dass die Götter stets alles richtig machten, aber es war auch nicht so dass sie Fehler machten.
    "Meine Eltern sind tot, mein Vater starb heldenhaft, meine Mutter zerbrach daran alleine zu sein, die letzten 6 Jahre verbrachte ich bei meinen Großeltern und dem Rest der Familie in Taracco, seit einem Jahr lebe ich nun in Rom." Allerdings, Dives machte Themenwechsel schneller als man folgen konnte.
    "Nein hast du nicht und ich weiß es auch nicht. Also bilde mich weiter Iulies Dives."

  • Dives bemerkte die Musterung von Flavus' Seite nicht. Viel zu sehr war er damit beschäftigt seinen Sklaven zu beobachten und ihm mittels eindeutiger Blicke nahezulegen mit derartigen Geräuschen aufzuhören. Ohne Erfolg.


    "Nun, dann definieren wir ein und dasselbe Wort auf zwei verschiedene Weisen, Decimus.", setzte der Iulier dann zu einer Antwort an.
    "Jemand ist in meinen Augen fehlbar, wenn nicht alles, was er oder sie macht, richtig ist. Anders gesagt denke ich, dass derjenige fehlbar ist, der schlicht auch mal einen Fehler macht. Und wie du eben selbst gesagt hast, irren auch Götter mal und machen Fehler. Deshalb denke ich, dass eben auch die Unsterblichen fehlbar sind, unabhängig davon, ob sie nun ihre Fehler sofort wieder ausgleichen oder nicht." Bei den vielen menschlichen Zügen, die jeder Gott des Olymps hatte, wer wollte sich da unfehlbar nennen?
    "Aber versteh mich nicht falsch. Fehlbarkeit muss nicht automatisch immer schlecht sein. Wer liebt, sieht die Welt häufig mit rosarotem Blick und macht allein deshalb Fehler. Soll die Liebe deshalb schlecht sein?" Dives schüttelte den Kopf und steckte sich eine Traube in den Mund.


    Dass auch Flavus keine Eltern mehr hatte, hörte sich der Iulier genauso an, wie die Todesursachen. Sein Blick zeigte, dass Dives mitfühlte und ihm der Verlust des Decimers Leid tat. Fast wäre er sogar soweit gewesen und hätte Flavus sein Beileid ausgesprochen, doch rechtzeitig füllte er eine weitere Traube in seinen Mund nach, sodass kein derartiges Wort aus diesem drang. Hier und jetzt würde er ganz sicher keine Trauer zeigen, so sehr es ihm auch nahe ging. Keine Schwäche in der Öffentlichkeit. Also kam der Iulier nach einer weiteren Traube gleich zum Hauptgott der Civitas.


    "Der Gott Vulcanus ist der Hauptgott dieser Civitas, was wieder sehr stark mit der Geschichte Ostias zu tun hat. Und zwar wird dir vielleicht, nein sicherlich, das Volcanal auf dem Forum Romanum, nahe dem Comitium, ein Begriff sein. Aufgrund dieser räumlichen Nähe gilt der Gott auch als Zeuge aller dort getroffenen Entscheidungen und Beschlüsse. Da nun damals insbesondere die letzte und höchste Instanz bei der Gründung einer römischen Kolonie eben das Comitium war, wurde Vulcanus der Hauptgott speziell der ersten dieser Kolonien - der Hauptgott von Ostia.", erklärte Dives also ruhig und der Reihe nach.
    "Der Grund übrigens dafür, dass ich das geplante Schauspiel zu Vulcanus' Ehren aufführen lassen will... und auch dafür, dass er in diesem Stück vorkommen wird. Aber mehr verrate ich noch nicht." Er lächelte verschimtzt. Es war ja auch nicht so, dass Vulcanus nun die Hauptperson des Dramas wäre.

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  • Dives hatte recht, aber man musste ja auch nicht immer der gleichen Ansicht sein. "Liebe ist bestimmt nicht schlechtes, aber ich kann dazu nichts sagen, mit der Liebe hatte ich bisher nur wenig am Hut, um nicht zu sagen gar nichts." Was nicht bedeuten sollte dass er bisher keine Frau oder Mann hatte, im Gegenteil. Aber das musste ja niemand wissen.


    Vulcanus, soso. Nicht unbedingt ein schwacher Gott, passte er doch gut nach Ostia wie Flavus fand. "Vulcanus, ich denke das merkt man. Ein sehr tüchtiger Gott wie ich anmerken mag, er passt auch etwas zu uns, wir sind auch tüchtige Menschen, wenn auch nicht in der selben Branche wie Vulcanus es ist. Aber er passt sehr gut nach Ostia, doch..." Dann merkte er etwas noch, etwas wichtiges. "Da fällt mir ein ich kenne zwar den Volcanal, war aber nie dort. Ich denke das sollten wir noch tun."

  • Natürlich musste man nicht immer gleicher Meinung sein. Und ganz ehrlich war Dives sogar ganz froh, wenn er begründetermaßen eine andere Ansicht von etwas hatte als manch anderer. Solange es bei einer Diskussion blieb und sich nicht zu einem Streit, einem erbitterten Kampf um das Recht auswuchs, fand er das gut und für beide Seite positiv.
    "Na komm... Das soll ich dir glauben?", meinte Dives mit einem breiten Grinsen. Nicht dass es irgendwelche Anhaltspunkte dafür gab, dass Flavus flunkern würde, aber der Iulier konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es tatsächlich noch andere Männer seines Alters gab - und der Decimer war vielleicht noch keine 20 wie Dives, aber sicherlich auch lange kein adulescens mehr - die noch ähnlich unerfahren in Liebesdingen waren. Zumal Flavus auch sicherlich keine schlechte Partie sein würde... Dives verdrängte weitere Gedanken und sein Grinsen überstrahlte dies auch nach außen.


    "Findest du...?" Er überlegte kurz. Er hatte noch nie wirklich darüber nachgedacht, ob der Gott wirklich so gut zu Ostia passte.
    "Naja, solange er nicht seine Werkstatt hierher verlegt...", schmunzelte Dives. Vulcanus schmiedete ja im Untergrund des Aetna auf Sizilien. Nicht dass ein Vulkan nicht auch gute Seiten hatte, denn der Boden in seiner Umgebung war in aller Regel äußerst fruchtbar und ertragreich. Aber es gab eben auch die Gefahren, die bereits ganze Städte von der Landkarte geputzt hatten, wenn man so an den Vesuv dachte.
    "Meinst du die Kultstätte in Roma oder redest du vom Vulkantempel von Ostia?", hakte Dives nach.
    "Wir können sowohl den einen als auch den anderen Ort gerne gemeinsam aufsuchen, aber ich denke, dass wir das lieber auf einen anderen Tag verschieben sollten. Denn auch das Vulcanus-Heiligtum von Ostia liegt etwas außerhalb der Stadt..."


    "Achso... War das jetzt das Zeichen, dass wir weitergehen sollten?" Mancheiner teilte soetwas ja gerne unterschwellig mit und Dives kannte Flavus zu wenig, um zu wissen, ob dem hier gerade so war oder nicht.

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  • "Nun ja, ich bin nicht unerfahren was so etwas angeht, aber ich denke noch kein Stück daran mir eine Frau zur Ehe zu suchen. Dafür bin ich nun zu jung und außerdem will ich erst einmal meine Karriere anpacken, heriaten kann ich immer noch." Nicht dass Dives dachte er hätte keine Ahnung von Frauen oder Männern.


    "Ostia hat gute Handwerker, teilweise wirklich ausgezeichnete Künstler warum sollte er also nicht hier her passen?" Immerhin stammten einige Säulen und Statuen in Rom aus Ostia, oder wurden zumindest von Handwerkern aus Ostia erschaffen. Flavus musste nun lachen "Nein, seine Werkstatt soll er ja da lassen wo sie ist, ich finde so etwas passt hier nicht hin, absolut nicht." Da lies sich auch kein Geld mit machen... höchstens mit der Vulkanasche aber das wäre kein erträgliches Geschäft.
    "Ich dachte immer das Heiligtum wäre recht zentral gelegen, aber dann hast du recht gehen wir ein anderes Mal hin, es wird ja auch nicht gerade heller im Moment. Ja lass uns mal gen Forum weitergehen, ich denke da gibt es sicher noch einiges zu bestaunen." Und an den Hafen wollten die beiden ja auch noch.

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