Die Anmeldung für den Grundkurs „de rebus vulgaribus“ war noch kaum erfolgt, da kehrte Lepidus bereits in voller Unsicherheit in die Schola Atheniensis, um möglichst früh mit dem Lernen beginnen zu können. Prüfungsangst hatte ihn schon seit frühester Kindheit geplagt. Immer wenn es darum ging sich in schriftlicher Form zu beweisen, da versagten ihm stets aufs Neue die Nerven. Es gab nur eines, was ihm die Schweißperlen von der Stirn wischen konnte und das war die uneingeschränkte Vorbereitung. Es war lästig, es war zeitraubend, doch wenn Lepidus auch nur der kleinste Gedanke durchdringen würde, dass er nicht ausreichend gelernt hatte, dann wäre er in der Prüfung wiedermal nur ein Nervenbündel und selbst die Lösungen zu Fragen, die er eigentlich kannte, würden sich dann mit hoher Wahrscheinlichkeit als Problem erweisen, weil seine Fähigkeit zu Denken mitunter aufgrund der Anspannung völlig blockierte.
Nun galt es die nötige Literatur zu beschaffen und sich das nötige Wissen dezidiert anzueignen. Lepdius beschloss vor allem seine Erkenntnisse über die Geschichte und Politik Roms seit seiner Gründung zu mehren, respektive aufzufrischen. Naheliegend schien es für ihn auf die Werke des allseits bekannten Historikers Livius zurückzugreifen. So suchte er nach den Bänden seines Hauptwerkes "Ab urbe condita libri CXLII", doch mit welchem Band sollte er nur beginnen? Mit seinen 142 Rollen war dieses Werk wahrhaft monumental. Wie Livius das nur schaffen konnte? Er musste ja sein halbes Leben über Papyrus verbracht haben. Über die Gründung der Stadt selbst hatte er jedenfalls schon viel zu viel gehört, interessanter erschienen ihm da schon die Kriege gegen die Punier, die trotz so großer Entbehrungen und einigen verheerenden Niederlagen doch noch so günstig für das römische Volk ausgingen. "Roma Victor!" durchfuhr es Lepidus als er daran dachte und die passenden Bände im Werk von Livius suchte. Selbstverständlich, Hannibal war nach wie vor ein Schreckgespenst und darüber erzählte man sich viele Geschichten, doch über die wahren politischen Hintergründe wurde doch nur allzu wenig erzählt. Was waren eigentlich nochmal die Ursachen des Konflikts? Lepidus spürte, dass er sich darin einlesen musste. Ein wahrer Römer muss sowohl über die dunkelsten Stunden als auch über die größten Triumphe seiner Ahnen informiert sein. Die Kriege gegen die Punier boten innerhalb einer relativ kurzen Zeit beides.
So setzte sich Lepidus an einen gemütlichen Platz mit der entsprechenden Literatur und begann eifrig zu lesen. Er musste nur aufpassen, dass er sich nicht allzu sehr nur auf ein einziges Thema stürzte; die Gefahr war immer latent vorhanden, sich in spannenden Geschichts-Ausführungen allzu leicht zu verlieren und die begrenzte Zeit dabei völlig außer acht zu lassen...