Domus calamis – Gehöft der Decimer

  • Nun weh tust du mir nicht, doch spüren meine alten Äste die Erschütterung bis hinauf in die Spitze und du störstest die Gespräche meine jungen Kinder. Die zarten Blätter wollen noch soviel erfahren. Vor allem über euch oftmals unachtsame Menschen. Oftmals reißt ihr sie aus ihren jungen Leben. Ein Kichern unterdrückend rüttelte das Mädchen ein wenig an den Blättern, so dass es schien als würden diese Reden. Still meine Kinder...still...Sag an du Jüngling, was dein Herz so bedrückt. Dein Seufzen drang bis zu uns hinauf.

  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio


    Messalina blickte ihren Onkel an und gab ihm ebenso einen leichten Klaps auf seinem linken Oberschenkel. "Ich bin doch kein Quatschkopf, Onkelchen!", lächelte sie jedoch. Hätte er vor Tagen das geäußert, wäre sie wütend von dannen gegangen. So aber blieb sie sitzen, da ihr Onkel jemand war, der ihr ein gutes Gefühl gab, - auch wenn er ein Mann war, - äußerlich jedenfalls. "Ja, Vögel sind generell keine guten Opfertiere, lieber ein Schäfchen oder so.", hatte sie direkt eingeworfen. Als dann aber ihr Onkel von seinem Erlebnis mit dem Kampfhahn berichtetet, musste sie lachen. Gern hätte sie das ganze Geschehen miterlebt. Ihr Onkel wusste einfach wie er mit einfachen Worten, Messalina fröhlicher stimmte. "Du hast bestimmt Recht, trotzdem muss ich auch mit mir zufrieden sein, weißt du.", sagte sie dann mit dem Blick Richtung Wasser. "Glaubst du wirklich, dass ich so wichtig bin? Also die Vestalinnen? Manchmal habe ich das Gefühl, die Leute in Rom beachten uns gar nicht.", fügte sie fragend hinzu und versuchte nun doch mit ihren Zehen leicht die Wasseroberfläche zu berühren, dabei streckte sie ihre Zunge leicht aus.


    Messalina hat bisher wenige Freunde in ihr Leben gehabt, daher konnte sie nicht so wirklich mitfühlen. Doch kämpfen war auch für sie nicht schön, sogar ganz schlimm. Ihr Vater mochte keine Soldaten, somit sie von ihm teils geprägt wurde, wenn auch sie nicht direkt Soldaten verabscheute, weil ihr Onkel mochte sie schon, der ja ein Soldat war.


    "Aber wieso kämpfst du eigentlich? Wenn du doch weißt, dass du vielleicht stirbst. Auch wenn du keine Frau und Kinder hast, - wieso eigentlich bist du allein?" Sie konnte es gut verstehen, warum manche Menschen gern allein waren, sie war es nämlich auch. "Ist es für dich vielleicht leichter? So ohne eigene Familie zu kämpfen? Hm… aber wir - ich, Seiana, mein Pappi aber auch Flavus sind ebenso deine Familie. Denkst du nicht, dass wir auch genauso traurig wären, wenn du von uns gehst? - Onkel, ich möchte nicht dass du gehst! Notfalls komme ich auf das Schlachtfeld, ich als Vestalin, da müsst ihr aufhören zu kämpfen! Und ich gehe erst wieder, wenn du mitkommst. So!", fügte sie an und legte ihr Kopf an seine starke linke Schulter. Dass sie eigentlich etwas auf dem Herzen hatte, was nur sie betraf, hatte sie bereits verdrängt.

  • Na, das war jetzt aber was...Das kleine Mädel hatte echt gute Ohren. Ob ich es ihr sagen sollte was mich wirklich bedrückte? Nein, jetzt würde ich meinen Spaß mit ihr treiben, so wie sie mit mir. "Ach, naja, ich habe nur plötzlich und unerwartet so ein nerviges, kleines Mädchen an der Backe, das meine Nerven ganz schön strapaziert. Ich überlege nun nur wie ich sie wieder los werden könnte. Das ist es eigentlich schon." Ein breites Grinsen erschien wieder in meinem Gesicht, als ich meinen Blick wieder zu den Wurzeln des Baumes lenkte.

  • Stella auf dem Baume plusterte die Wangen auf. Was dachte sich dieser...dieser... Catus eigentlich... nervig.. sie.... Wäre das Blondchen auf dem Boden und nicht in luftiger Höh gewesen, dann hätte sie mit ihrem kleinen Fuß wutentbrannt auf den Boden gestampft. Doch hier oben ging dies ja schlecht.


    So knarzte sie einfach bedrohlich mit einem Ast. Ein nerviges Kleines Mädchen, so so... mein Kinder sagen mir jedoch, das sie gar nicht so klein ist. Und in wiefern strapaziert sie dich? Soll ich meinen Brüdern die Nachricht geben, das sie das kleine Mädchen zu sich holen sollen? Damit du diese Sorge los bist?
    Stella war wütend und enttäuscht. Sie hatte sich so auf ihren Bruder gefreut und dieser sah sie scheinbar nur als Hindernis an. Würde er bei der Frage mit ja antworten, dann würde Stella aufbrechen und weiterreisen - zu einem Verwandten der sie mochte. Wollte sie doch bei niemanden sein, den sie nur nervte.

  • Hm, war es noch immer Spaß? Oder wurde es langsam doch ernst? Ich sollte es vielleicht besser nicht zu weit treiben. "Nein nein, mach das besser nicht. Ich denke wenn sie weg wäre, würde ich sie doch arg vermissen." Nun blickte ich wieder hinauf in die Krone, mit einem Lächeln und mit sanftem Blick, auch wenn ich nicht genau wusste wo in der Krone sie saß.

  • Zitat

    Original von Decima Messalina


    "Mhm.... Messalina... eigentlich bin ich doch eher dein Cousin soundsovielten Grades..." protestierte ich, "nenn mich doch lieber so..."
    Onkelchen. Das klang als wäre ich uralt!
    Ob sie wirklich so wichtig war? "Aber natürlich!" antwortete ich überzeugt, "Eure Tugend, eure Riten garantieren das Wohl des Reiches!"
    So viele Fragen... ich war ganz froh, dass sie einfach weitersprach, es passierte mir viel zu schnell, dass ich mich beim Zurückdenken an damals mit Gedanken und Gefühlen in den alten Dingen..... verfing, wie in Schlingpflanzen in einem schlammigen Teich... Ich bewegte die Füße im Wasser, wandte kurzzeitig die Augen gen Himmel als selbst Messalina mich mit dem Frau-und-Kinder-Ding nervte, doch glücklicherweise kam sie sogleich selbst auf eine zufriedenstellende Erklärung. Ich nickte herzhaft, bekräftigend, dass es viel so leichter zu kämpfen wenn man ungebunden war.
    "Aber Messalina, glaubst du etwa, Soldaten kämpfen weil ihnen das Freude macht?!" fragte ich dann doch etwas verblüfft nach. Hatte Varenus sie das denn nicht gelehrt? Ich schüttelte den Kopf. "Niemand trägt gern seine Haut zu Markte! Wir kämpfen um Rom zu verteidigen. Und damit meine ich: all die Menschen in diesem großartigen Reich, die hier sicher, in Frieden und Wohlstand leben können. Wir kämpfen, damit keine mordenden, plündernden Barbarenhorden einfallen, es ist ein ständiges Verteidigen der Zivilisation an den Grenzen des Reiches und darüber hinaus. Und auch hier in Rom bei den Stammeinheiten ist es genau das, nur richtet es sich gegen die Bedrohungen im Inneren. Ohne uns Soldaten gäbe es keine Stabilität, keine Sicherheit, es würde das blanke Chaos und Mord und Totschlag regieren. Darum kämpfe ich, nicht weil es mir Freude machen würde..."
    Auf ihre Weise war Messalina genauso süß wie Stella, eben nur etwas stacheliger. Ich lächelte und strich ihr leicht über den Scheitel. "Lass das mal besser. Weißt du... mhm, wie soll ich sagen... es ist genau wie bei euch. Du meinst, die Leute beachten euch nicht genug, bewundern euch nicht genug, wissen euren Einsatz gar nicht zu schätzen. Aber das wichtige ist: es geht überhaupt nicht darum, dass die Leute das mitbekommen was man tut oder gar zu würdigen wissen... wenn du darauf wartest wirst du verzweifeln, denn die meisten Leute sehen nun mal nur das was vor ihrer Nasenspitze ist... - Nein, es geht einzig und allein darum, seinen Dienst für Rom, sei es im Tempel oder auf dem Felde, gut so zu leisten. So dass man stolz darauf sein kann."
    In dieses Gespräch vertieft, sah ich ganz überrascht auf, als mich mit einem mal Flavus ansprach, der sich auf leisen Sohlen zu uns auf den Bootssteg gesellt hatte.


    Zitat

    Original von Caius Decimus Flavus
    "Serapio ich..ich... es tut mir leid was du da sehen musstest, ich hatte ja keine Ahnung und Iulius Dives sicherlich auch nicht."


    "Oh, ähm... ja, das Stück war echt dreist am Anfang. Aber dann haben sie ja noch die Kurve gekriegt.... und ich bin sicher, dein Freund wird in Zukunft wesentlich vorsichtiger sein." antwortete ich ganz unschuldig.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • So ein.... Idiot, wieso sagte er dann erst, das sie nerven würde? Oder hatte Catus sie etwa bemerkt? Sie schürzte die Lippen. Spielte er etwa auch mit ihr? Sie bewegte sich ein kleines Stückchen um die Krone herum. Der Baum erzitterte, aber noch fand sie genügend halt. Einige Blätter rieselten hinab zu Boden.


    Ihr schossen unzählige Gedanken durch den Kopf, von herunterklettern und ihn zur Rede stellen, wieso er vor so langer Zeit weggelaufen war - bis hin zu hier oben verweilen und ihn weiter ausfragen.
    So richtig wußte das Mädel im Baume nichts mit Catus anzufangen, er war zwar ihr Bruder, doch kannten sie sich kaum. Stella würde ihn gerne besser verstehen wollen - Seine Gedanken und Gefühle konnte sie nicht mal ansatzweise erahnen. Dabei war er doch ihr Bruder - vom selben Blut wie sie.
    Sie seufzte. Was sollte sie tun...


    Du kennst sie doch kaum, wie könntest du sie da vermissen. Bist du sicher das meine Brüder sie nicht holen sollen?


    Vielleicht war der Lockenkopf in dem Moment ein bißchen masochistisch. Doch wollte sie wirklich sicher sein, das ihr Bruder nicht böse auf sie war, weil sie plötzlich so vor der Porta in Rom gestanden hatte.


    Der Ast unter ihr knarrte gefährlich, doch das Mädel hin so ihren Gedanken nach, das sie dies nicht mitbekam.

  • Zitat

    Original von Aulus Iunius Seneca
    Sie war abgelenkt, er hatte sie abgelenkt, gut, zu diesem Zeitpunkt nicht im positiven Sinne, aber sie hatte ihn immerhin nicht einfach ignorieren können. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, kaum zu bemerken aber doch war es da.
    Auch Seneca bemerkte die Gestalt am Baum in einiger Entfernung und verstand deshalb nur allzu gut warum sich Seiana ein wenig distanzierte, auch wenn er sie gerne näher bei sich gehabt hätte und nicht weiter weg, aber es war sinnlos weiter darüber nachzudenken.
    "Vielleicht tut er das, dann hoffe ich nur dass er keine Detailfragen zum Stück nennt.", witzelte Seneca noch ein wenig und blickte nach vorn, "Wer ist das dort am Baum, ein Verwandter?", sicher, es wäre logisch gewesen, entweder ein Verwandter oder ein Sklave mit Freizeit, aber so genau hatte er sich den gesamten Clan der Decimer nicht angeschaut um sich an jedes einzelne Gesicht zu erinnern..


    Seiana lächelte flüchtig. „Sonst müsste ich mir was überlegen, falls er das tut.“ Andererseits war es zumindest nicht unwahrscheinlich, dass Faustus ohnehin mitbekommen hatte, dass sie nicht ganz da gewesen war. Er kannte sie besser als sonst ein Mensch auf der Welt... wo sie anderen etwas vorspielen konnte, gelang ihr das bei ihm kaum. Und wenn sie ehrlich zu sich war, dann wollte sie das bei ihrem Bruder auch gar nicht.
    Sie gingen weiter, näherten sich dem Baum, und Seiana sah für einen Augenblick konzentriert nach vorne. Es fiel ihr schwer, auf die Entfernung schon Gesichtszüge auszumachen, aber der Blondschopf verriet deutlicher als alles andere, wer dort stehen musste. „Catus“, antwortete sie. Und runzelte dann leicht die Stirn, als sie im Näherkommen beobachtete, wie er nach oben sah, nach unten, wieder nach oben... und sich scheinbar zu unterhalten schien. „Was macht er denn da?“

  • 'Was überlegen'... Seneca schmunzelte innerlich ein wenig bei dem Gedanken daran dass Seiana sich irgendwas zusammenreimte was mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit völlig daneben liegen würde, aber sie würde das schon irgendwie regeln, davon war er überzeugt, das wichtigste war ja dass ihr Bruder keinen Verdacht schöpfte.. Als sie dann einen ihrer Verwandten erkannte, staunte Seneca nicht schlecht, denn er verhielt sich ungewöhnlich, was wohl auch Seiana auffiel, zumindest fragte auch sie sich was da los war..
    "Es sieht aus als wenn...", Seneca kam sich selbst schon ein wenig albern vor dass wirklich auszusprechen, "...Er sich mit dem Baum unterhält.", der Iunier hielt sich noch gerade so zurück und fragte nicht danach ob mit dem Kerl etwas nicht stimmt.

  • Nun verschränkte ich meine Arme vor der Brust und legte meinen Kopf etwas schief, Seiana und den Prätorianer in meinem Rücken bemerkte ich dabei nicht, und machte ein nachdenkliches Gesicht. "Nun...Auch wenn ich sie kaum kenne, sie ist ja immerhin meine Schwester...Und irgendwie habe ich den kleinen Quälgeist doch schon in mein Herz geschlossen." Wieder schmunzelte ich leicht, den kleinen Seitenhieb konnte ich einfach nicht unterdrücken. "Also nein, deine Brüder sollen sie da lassen wo sie ist, ich bin der einzige Bruder den sie braucht." Wieder lächelte ich in die Krone hinauf und wartete gespannt ob das reichen würde, sie endlich aus der Krone hervor zu locken.

  • Seianas Stirnrunzeln vertiefte sich ein wenig. „Ja... du hast Recht.“ Sie kamen näher und immer näher, verstanden schließlich auch, was er sagte, über seine Schwester, aber wie das genau zusammenhing, begriff Seiana nicht ganz – schon allein deshalb, weil sie gerade nicht wirklich die Energie in sich finden konnte, darüber nach zu grübeln. Aber lösen konnte sie das auch auf andere Art. Als sie sich fast heran waren, räusperte sie sich, um zunächst auf sie aufmerksam zu machen, bevor sie das Wort ergriff: „Salve, Catus... Alles in Ordnung?“

  • Plötzlich drang auch noch eine zweite leise Stimme an das Mädel im Baume. Jetzt konnte sie sich wohl nicht mehr länger verstecken.
    Kurz wurde das Gesichtchen verzogen und sie machte sich auf hinabzuklettern.
    Die Äste raschelten leise und liessen einige Blätter auf die unten stehenden hinabrieseln.
    Von unten wurden Calceus sichtbar, die an einem paar schlanker (vor allem sichtbarer, da die Tunika hochgebunden war) Beine befestigt waren.
    Geschickt hangelte das Blondchen sich hinab. Catus hat sich mit mir unterhalten...
    Und dann geschah es, der Ast auf dem das Lockenköpfchen gerade noch gestanden hatte und sich jetzt festhielt - brach...
    Den Halt verlierend ruderte sie wild mit den Armen und stürzte dann die letzten anderthalb Meter hinab. Noch versuchend nach einem anderen Ast zu greifen (so ein Mist, sie kam nur mit den Fingerspitzen dran, und brach sich stattdessen noch zwei Nägel ab) peitschen sie die kleinen Zweige und zerschrammten sie.
    Wenigstens wurde ihr Sturz von der Blättermasse gebremst. Trotzdem schlug sie hart auf den Boden auf und die Zähne schlugen laut hörbar aufeinander.

  • Das muss schmerzhaft gewesen sein, Seneca hatte es noch Krachen hören, rannte los, aber da lag sie schon da. Es hörte sich nicht gut an, und wer weiß, die Höhe war auch nicht unbedingt ohne..
    Seneca drehte die noch recht junge Decima auf die Seite, und blickte sie an, "Ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt, natürlich war nicht alles in Ordnung, immerhin war sie gerade von einem Baum gefallen, aber 'Hast du dich schwer verletzt?' war wohl als Frage noch weniger geeignet.. Er blickte Seiana und den anderen Decimer an, und blickte dann wieder auf das "Unfallopfer" vor ihm, "Ich bringe dich wohl besser ins Gehöft."

  • Die Luft wurde bei dem Aufprall aus den Lungen gepresst. Dann Schmerz im hinteren unteren Rücken und in den Zähnen. Der Geschmack von Eisen im Mund. Sie mußte sich auf die Zunge gebissen haben. Mühsam sich hinsetzend und versuchend die Tränen zu unterdrücken, schüttelte das Mädel den Kopf. Es war nicht das erste Mal das sie von einem Baum gefallen war. (Massa hatte deswegen das ein oder andere Mal mit ihr geschimpft und ihre Mutter hatte sie dann immer übers Knie gelegt - aber es hatte nichts geholfen)
    A...alles gut.. glaube ich... Stella rieb sich das schmerzende Hinterteil. Nur mein Stolz ist schwer verletzt. Die Tunika war zerrissen und im blonden Haar steckten Zweige und Blätter.

  • Ich schreckte ein wenig zusammen als ich plötzlich die Stimme von Seiana hörte. Au Weia, wie muss das nur ausgesehen haben. Ich wollte mich gerade zu ihr umdrehen um es zu erklären, als ich von oben erneut die Stimme meiner Schwester und anschließend ein Knacken und Rascheln, gefolgt von einem Aufprall hörte. Schnell wollte ich zu ihr eilen, doch der Prätorianer war schneller und erreichte sie vor mir. So blieb ich hinter dem knieenden Mann stehen und blickte besorgt zu Stella, atmete aber erleichtert auf als ich hörte, dass wohl alles in Ordnung mit ihr sei. Ein Glück, ihre Sklavin hätte mir ansonsten wohl den Hades heiß gemacht, weil ich meine Schwester nicht gleich vom Baum geholt hatte. "Wir sollten dennoch zum Gehöft zurück. Auch wenn du dir nichts getan hast, solltest du dich jetzt ausruhen Schwesterchen." Noch immer schwang Sorge in meiner Stimme mit, als ich mich schließlich ebenfalls neben meine Schwester kniete.

  • Es gab so viel zu regeln... Und so war ich, gefolgt von meinen Leibwächtern, an einem dieser Tage, in denen der baldige Aufbruch schon in der Luft lag, noch hastig nach Ostia geritten, und hatte ein langes und ernstes Gespräch mit dem Verwalter geführt. Es war ein kühler Tag, windig, der Himmel hing regenschwer über dem vergilbten Röhricht, und ich beschloß ob des schlechten Wetters erst am nächsten Morgen zurückzureiten. Gegen Abend zündeten die Bediensteten ein Feuer in dem großen Kamin in der Wohnstube an. Atta und Telysa, unser Verwalter und seine Frau, beide Freigelassene und beide schon betagt, zogen sich früh zurück. Ich saß da, an dem blanken Holztisch, die Wärme des Feuers im Rücken, lauschte dem Kistern der Flammen und dem Raunen des Schilfs da draussen. Eine große Erschöpfung erfüllte meine Glieder und mein Gemüt, aber zugleich fühlte ich mich rastlos getrieben. Und... einsam.
    Ob ich vielleicht mal bei Dives vorbeischauen sollte...? Er wohnte doch gar nicht weit weg... Nein, sagte ich mir, besser nicht, es war ja so schon kompliziert genug mit Manius, auch ohne dass ich ihn hinterging.
    Aber ich könnte ihm ja mal schreiben. Dives. Es wäre doch sehr schnöde, ihm nicht zu schreiben, nachdem er mir so... höflich? dreist? sehnsüchtig? geschrieben hatte. Am Equus October.
    Also nahm ich mir Schreibzeug zur Hand. Ich könnte ihm ja etwas dichten, dachte ich mir, etwas schönes, er hatte doch einen Sinn dafür. Aber zu persönlich sollte es auch nicht sein, sonst verstand er es todsicher falsch. So saß ich da, die Feder in der Hand, und starrte auf die grob verputzte Wand des Bauernhauses, kapitulierte schließlich vor dieser unmöglichen Gratwanderung.
    Statt dessen trieben Fetzen eines halbvergessenen Traumes durch meinen Geist. Ich schauderte trotz der Wärme des Feuers und schrieb dann etwas vollkommen zweckloses, vollkommen trübes, und vollkommen anderes, als ich es eigentlich vorgehabt hatte.


    Es zog ein Nebel auf von Niedertracht und Trug,
    Drang klamm durch jeden Spalt in jedes Haus.
    Still! Dämpft die Stimmen. Wer sich duckt ist klug.
    Erstickt die Flammen, löscht die Lichter aus...


    Und in den leeren Straßen geh ich frierend,
    Es weht der Keren böses Heulen mit dem Wind -
    Des Krieges grause Töchter, nach dem Blute gierend,
    In dieser Schwärze, die kein Mond, kein Stern durchdringt.


    Da stehn am Wegesrand der alten Freunde fahle Schatten,
    Gefallen jenseits des Euphrates und in Nubiens Sand.
    So jung die Züge derer, die kein Leben hatten,
    Aschgrau die Augen. Leere, die die Furcht gesandt,


    So tief in meine Glieder. Mich erfasst ein Grauen...





    ACH! - Abgeschmackt, Zeitverschwendung, eines Soldaten nicht würdig. Ich ließ die Feder beinahe angewidert fallen, knüllte das Papyrus zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen. Einfach nicht drüber nachdenken, alles andere machte es nur noch schlimmer.


    Nach einer Weile stand ich auf, streckte mich, und öffnete die Türe.
    "Lupus!" rief ich nach draussen, in Richtung Gesindestube. "Lupus, komm mal rüber!"
    Darauf ging ich zum Feuer, fuhr mir fahrig über die Brauen, hob dann meine Hände und betrachtete durch die gespreizten Finger hindurch die rote Glut.


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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Einige Zeit ist nun vergangen, seit dem Kieran seine Ausbildung beendet hatte und zum Gladiator ernannt wurde. Inzwischen diente er die meiste Zeit Serapio als Leibwächter, was ihn fast ebenso mit Stolz erfüllte wie in der Arena zu kämpfen. Trotz seines früheren Verhaltens vertraute ihm der Dominus und das war etwas, was er sich niemals erwartet hätte.
    Jedoch betrübte diese Zeit den Hibernier auch, denn es war eine Zeit des Krieges und des Hasses. Sicher fand er Gefallen am Kampf in der Arena, doch dort ging es nie um Hass oder darum Konflikte auszuüben, sondern darum anderen Unterhaltung zu bieten.
    Als Soldat und Präfekt der Prätorianer war sein Dominus natürlich besonders involviert und so hatte er Kieran schon eröffnet, dass dieser ihn auch während des Krieges und dem kommenden Feldzug jeder Zeit zu beschützen hat. Er war nicht umbedingt glücklich darüber, doch es ging um den Schutz seines Dominus und der war ihm wichtig. Ein wenig auch aus Eigennutz, denn wer weiß bei wem er landen würde wenn Serapio erstmal tot wäre...
    Während er also in der Gesindestube des Haupthauses der Decima Ländereien in Ostia, zu denen er von seinem Dominus mitgenommen wurde, darüber sinnierte, hörte er die Rufe von Serapio. Inzwischen hatte er sich an den Namen Lupus gewöhnt und reagierte auf diesen sogar, als wenn er bei seinem eigentlichen Namen gerufen werden würde.
    Schnell stand er auf und nickte den anderen Anwesenden zu, ehe er sich in die Wohnstube begab. Gekleidet war er in eine etwa knielange, sandfarbene Tunika, die von einem Gürtel gehalten wurde.
    Als er eintrat sah er seinen Dominus vor dem Kamin stehen, die Hände gehoben und in Richtung Feuer gehalten. Das flackernde Feuer warf seltsame Schatten auf das Gesicht von Serapio, weswegen Kieran dessen Ausdruck nicht eindeutig lesen konnte. An der Tür stehen bleibend senkte er nun leicht seinen Kopf. "Du hast gerufen, Dominus?"

  • Lupus... Seltsam eigentlich, zu Anfang hatte ich oft gedacht, dass dieser Kauf ein großer Fehler gewesen war, doch mittlerweile war er durch die Härte des Ludus gegangen, hatte Respekt gelernt und war mein wertvollster Leibwächter geworden.
    "Komm." Ich machte eine Geste zum Feuer und betrachtete ihn, wie jedesmal angenehm berührt von der Geschmeidigkeit seiner Bewegungen, dem leichten Spiel der Muskeln, dem vollendeten Bild von gezügelter Kraft und Kampfbereitschaft. Ich hob die Hand und strich ihm eine Strähne seines irrsinnig langen, rabenschwarzen Haares zurück. Natürlich könnte ich mir auch mit ihm den Abend vertreiben... Aber in meiner trüben Stimmung hatte ich keinen Nerv für das Spiel kleiner Avancen und Zweideutigkeiten das ich sonst ganz gerne mit ihm trieb, und wenn ich ihm einfach etwas befehlen würde, dass er als schimpflich empfand, hätte ich eine gute Chance seine kostbare Loyalität zu verspielen.


    "Lupus..." sagte ich, wobei ich die Hand darum langsam wieder sinken ließ, "Ich habe einen Auftrag für dich. Und zwar will ich, dass du zum Landhaus der Iulier reitest, und eine Botschaft von mir überbringst. An den Duumvir Marcus Iulius Dives. Aber..." Mein Blick schweifte zum Schreibzeug, eben schon hatte ich die richtigen Worte nicht gefunden, und ausserdem war ich seit dem Angriff der Aurelia ein gebranntes Kind was 'Briefe' anging. "...nur mündlich. Und unter vier Augen. Also, ich möchte, dass du ihm sagst, dass... dass ich heute abend hier bin. Wegen des Gehöfts, und... oder... ach nein, sag ihm nur, dass ich hier bin, und dass ich mich über die Gesellschaft eines Freundes glücklich schätzen würde. Und ob er Lust auf einen Ausritt hat... auf Pferden. Oder nein, sag besser nichts von einem Ausritt, eigentlich ist es sowieso viel zu spät dafür, wobei der Mond...- Egal. Sag ihm nur, dass ich mich über seine Gesellschaft, also die Gesellschaft von ihm als Freund, nein, sag einfach nur: seine Gesellschaft freuen würde. Und nimm gleich ein gesatteltes Pferd für ihn mit, falls er... zufällig Zeit hat. Aber ein schönes, und sei höflich zu ihm, und nimm eine Laterne mit um ihm zu leuchten. Der Weg ist ungefähr eine Doppelmeile weit, und zwar biegst du an der Kreuzung vor der Mühle links ab..."
    Ich beschrieb ihm den Weg (was mir wesentlich leichter fiel, als meine Botschaft zu formulieren).
    "Alles verstanden?"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Der Geste seines Dominus folgend trat Kieran an das Feuer und so gleich spürte er auch wieder den Blick und schließlich die Hand von Serapio auf sich. Dies machte ihm jedoch schon nichts mehr, er war es gewöhnt und in gewisser Art war es auch tröstlich...So lange sein Dominus nicht weiter gehen wollte. Doch das tat er bisher nie und befahl es dem Hibernier auch nicht. Und so ging er gerne auf die kleinen Spielchen ein, die Serapio so gerne trieb...Heute allerdings schien es so, als würde ihn etwas kümmern, bedrücken.
    Das merkte er auch als der Dominus die Anweisungen an ihn formulierte. Was es wohl war? Aber natürlich fragte Kieran nicht, wo war sein Recht dazu? Er war immerhin nur ein Sklave.
    So nickte er einfach nur am Ende. "Ja Dominus, ich habe verstanden. Sollte das alles sein werde ich mich auch gleich auf den Weg machen." Erneut senkte er seinen Kopf und blickte anschließend Serapio an.

  • "Ja... das ist alles." sagte ich keineswegs überzeugt, sah ihn unschlüssig an. "Ähm... und erzähl den anderen Sklaven nichts davon." Nicht dass es sich rumsprach, und am Ende noch Manius zu Ohren käme und ihn dazu brächte, einen vollkommen unbegründeten Verdacht zu schöpfen. "Also, Marcus Iulius Dives ist der Name." wiederholte ich umständlich. "Duumvir ist sein Titel. Du erkennst ihn an seinem blonden Haar und daran, dass er sehr gut aussieht. Erinnerst du dich an die Apollstatue, die ich dir auf dem Forum Pacis gezeigt hatte? So etwa. Also... ja, das ist alles." Ich nickte ihm zu. "Age."
    Darauf wandte ich mich wieder den Flammen zu, starrte gedankenverloren in das rote Flackern. So düster wie mir heute zu Mute war, konnte ich mich nicht mal über die Ergebenheit meines Hiberniers so richtig freuen...... dabei war das doch eigentlich eine wunderbare Entwicklung, die sowohl mir als auch ihm sehr nützte! Aber ich erinnerte mich daran, wie er am Anfang gewesen war... ungezähmt und stolz wie ein wildes Raubtier... und ich verspürte ein seltsames, vages Bedauern.

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